In kurzer Zeit betriebsbereit - KW

Krantechnik
Kran-Retrofit nach Brandschaden
In kurzer Zeit betriebsbereit
Nach einem Bunkerbrand in der
Kehrichtverbrennungsanlage
(KVA) des Stadtwerks Winterthur
(Schweiz), bei dem auch die
Prozesskrananlage zur Beschickung
der Verbrennungslinien stark
beschädigt worden war, sorgte
die KW-Kranwerke AG Mannheim
mit passenden Retrofit-Maßnahmen dafür, dass die beiden
Automatikkrane mit Greifern
innerhalb kürzester Zeit wieder
in Betrieb genommen werden
konnten und auch für die Zukunft
fit sind.
der Trichter für die beiden Ofenlinien,
die eine Verbrennungskapazität von
180 000 t pro Jahr haben.
Bei einem Bunkerbrand waren
die Krane stark beschädigt worden
(Bild ➊). Sie mussten unter höchstem
Zeitdruck durch Erneuerung der gesamten Elektrik sowie der Antriebstechnik grundlegend wiederhergestellt
werden. Der Anlagenbetreiber beauftragte die Spezialisten der KW-Kranwerke Mannheim AG mit dem Retrofit
(Wertumfang rd. 1 Mio. €) auf der Basis
neuester Technik.
Instandsetzung und Modernisierung
Nach der Reinigung des Bunkers wurden
die beiden defekten Laufkatzen und
sonstige beschädigte antriebstechnische
Komponenten ausgebaut und in die
Werkstatt von KW nach Mannheim gebracht. Dort wurden die defekten Ausrüstungen in Rekordzeit demontiert, die
Laufkatze komplett gestrahlt, neu lackiert und mit überholten sowie neuen
Teilen modifiziert.
Der erste Schritt des Modernisierungskonzepts an der Krananlage war
■ Christian Kalweit
Die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA)
des Stadtwerks Winterthur ist zuständig
für die Entsorgung des Hausmülls von
etwa 50 Ortschaften im Kanton Zürich
und die Umwandlung in Energie und
Wärme (2000 W je Person) für die Haushalte. Für die Aufnahme des angelieferten Mülls und die Beschickung der zwei
parallelen Verbrennungsöfen wurden
von Beginn an zwei baugleiche Prozesskrane eingesetzt.
Die Zweiträgerlaufkrane sind mit je
einem motorbetriebenen Mehrschalengreifer ausgestattet. Entweder von
einer Krankanzel im Gebäudetrakt aus
manuell oder automatisch gesteuert
übernehmen die Krane die Befüllung
➋ Neu für den Automatikbetrieb: Absolutwegmesssystem
➊ Brandschäden am Kran der KVA
➌ Zuverlässig: Seilüberlaufschutzsystem
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Simatic S7 mit Unterstützung von WINCC
als Bedienoberfläche. Darüber hinaus
sind die modernisierten Krane mit folgenden technischen Features ausgestattet:
▶ Automatik-Absicherung der Fahrbereiche nach Performance Level d,
Kategorie 3
▶ redundante Sicherheitseinrichtungen
und Endschaltungen
▶ Automatik mit frei wählbaren Bunkerpunkten und flexibel gestaltbaren Programmabläufen für das Einlagern, Mischen und Beschicken
▶ Fernwartungszugang auf die komplette Steuerung einschließlich
Umrichter
▶ Leittechnikankopplung für Betriebs-/
Störmeldungen und Statistikdaten
▶ Erfassung des Bunkervolumens mithilfe von internen Rechenalgorithmen
▶ komplette Störmeldeerfassung in der
Kranbedienoberfläche
▶ umschaltbare Bedienstände
▶ Wägezellen für die Lastmessung
(Siemens).
➍ Mit Rollgerüst: Montage des Kabelschlepps
Einbau unter erschwerten
Bedingungen
➎ Frisch lackiert: Wieder betriebsbereiter Kran
die Installation des kompletten Kabelschlepps für Katze und Kran in geschirmtem Gummischleppkabel gemäß
EMV-Richtlinien. Die darin mitgeführten Lichtwellenleiter reduzieren die Kabelanzahl und verhindern Störeinflüsse
durch spannungsführende Leitungen.
Die Leitungswagen erhielten vulkanisierte Rollen. Um eine präzise Wegerfassung für den Automatikbetrieb zu
ermöglichen, wurde eine berührungslose Absolutwegmessung eingebaut
(Bild ➋). Zum Einsatz kamen ebenfalls
neue Antriebskomponenten von Siemens für die Kran- und Katzfahrt. Als
stark beanspruchte Anlagen mit hohen
Umschlagleistungen wurden beide Pozesskrane mit Seilüberlaufschutzsystemen und Überlaufsensorik ausgestattet. Diese bieten einen zuverlässigen Schutz vor extremen Belastungen
durch Schrägzug, Lastpendeln und Seilschwingungen. Die Kopplung von zwei
federbelasteten Seilandrückrollen be-
(Bilder: KW-Kranwerke)
wirkt bei gleichgerichteter Bewegung
eine automatische Fixierung, so dass
die Seile rechtwinklig in der Seiltrommelrille geführt werden (Bild ➌). Für
die Hubbewegung ist das speziell für
Müllkrane entwickelte Hubwerk KPS
mit einer 4/4-Einscherung im Einsatz.
Diese Bauform trägt zu höherer Sicherheit bei und reduziert das Greiferpendeln sowie den Seilverschleiß.
Technik auf dem neuesten Stand
An der Katze, am Kran und im Gebäude
wurden robuste Edelstahl-Schaltkästen
der Schutzart IP55 installiert. Die wichtigsten elektro- und steuerungstechnischen Komponenten der Krananlagen
sind Frequenzumrichter ABB ACS 800 mit
Energierückspeisung, Handbedienung,
Funksteuerung, drehbarer Steuerstand
und Steuerung über Siemens SPS Simatic
S7-315 mit fehlersicheren Bauteilen sowie Automatiksteuerung über Siemens
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Trotz schwierigster Arbeitsbedingungen
vor Ort sollte der Wiederaufbau der
Krananlagen parallel zu den anderen gebäudetechnischen Arbeiten erledigt
werden. Im ersten Schritt wurden die
Katze und der Kran montiert. Der
vorkonfek tionierte Kabelschlepp, der
mithilfe von speziellen Vorrichtungen
und Rollgerüsten eingebracht wurde
(Bild ➍), dient als Ersatz für die deformierte Kabelwagenfahrbahn.
Abschließend erhielten beide Krananlagen einen kompletten Farbanstrich
(Bild ➎).
Das Stadtwerk Winterthur als Betreiber der KVA ist mit dem erfolgreichen
Verlauf der umfangreichen Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen sehr zufrieden und lobte die pragmatische Zusammenarbeit mit KW. Der
enge Zeitrahmen von nur zwei Monaten bis zur Wiederinbetriebnahme der
Müllverbrennungsanlage wurde exakt
eingehalten.
□
Christian Kalweit
ist Kransachverständiger
und Prokurist bei
der KW-Kranwerke
AG in Mannheim
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