Die Welt in Dankbarkeit verbinden

Die Welt in Dankbarkeit verbinden
Schon lange, so Bruder David,
habe er sich darauf gefreut, den
Benediktushof kennen zu lernen, und
hier wolle er erstmals einen biografischen Vortrag halten, in dem er von
seinen Erfahrungen und Begegnungen
mit anderen Religionen erzähle. Vor
den zahlreichen BesucherInnen enthüllte sich das Leben eines Menschen,
der sich seit nahezu 50 Jahren weltweit für die Verständigung der Religionen und für ein friedliches Miteinander der Menschheit engagiert.
Pater Willigis und Bruder David
von CHRISTA SPANNBAUER
„Dankbarkeit ist eine wunderbare
Brücke zwischen allen Religionen und
allen Menschen.“ In diesen Worten
von Bruder David Steindl-Rast ist
wohl die zentrale Botschaft des großen Mystikers und international hoch
geschätzten Vertreters des interreligiösen Dialogs enthalten, der im Mai
aus den USA auf den Benediktushof
gekommen war.
Prägend für dieses Leben waren
die Jugendjahre in dem vom Krieg zerstörten Wien des 2. Weltkrieges. Hier,
inmitten der Zerstörung, wurde ihm
bereits frühzeitig die einzigartige
Kostbarkeit des Lebens bewusst. Hier
sind auch die Wurzeln seines unablässigen Engagements für den Weltfrieden
zu finden, für den der 79-jährige Mönch
heute noch auf die Straßen geht.
In diesen Kriegsjahren machte er
die tiefe Erfahrung, dass es die Akzeptanz des Todes ist, die ein erfülltes
Leben erst ermöglicht. Beeindruckt
von der Forderung des hl. Benedikt,
„den Tod allzeit vor Augen zu haben“,
trat er Anfang der 50er Jahre in eine
Benediktinergemeinschaft in den USA
ein. Auf seinen Vortragsreisen traf er
schon bald mit Vertretern anderer Religionen zusammen und erkannte im
Kontakt mit buddhistischen und hin-
duistischen Mönchen, dass deren Ordensregeln sich kaum von denen der
Benediktiner unterschieden. Allen diesen spirituellen Wegen ist gemeinsam,
dass sie die Aufmerksamkeit für die
alltäglichen Dinge des Lebens schulen, um sich dadurch der Präsenz des
Augenblicks zu öffnen.
Als einer der ersten christlichen
Mönche erhielt er die Erlaubnis, für
einige Zeit in einem Zen-Kloster zu
leben, und fühlte sich als Benediktiner
in diesem zutiefst beheimatet. Hier
stand, stärker noch als in der christlichen Ordenstradition, das Schweigen
im Mittelpunkt. „Gott spricht durch
alles, was es gibt, zu uns. Aber der
Gott, der spricht, ist selbst Schweigen. In diesem Schweigen begegnen
wir Gott.“ Im Zen-Kloster erfuhr er
auch die zentrale Stellung der Dankbarkeit für den spirituellen Weg.
„Das dankbare Leben ist die große
Frucht meiner Begegnung mit dem
Buddhismus.“
Um den interreligiösen Dialog zu
fördern, gründete er in den 70er Jahren
gemeinsam mit Buddhisten, Hindus
und Rabbinern das ‚Centre for spiritual studies‘. Immer wieder führten
ihn seine Wege auch mit dem Dalai
Lama zusammen. Mit Thomas Merton
gründete er landesweit ‚Häuser des
Gebetes‘, in denen Ordensleute
neben dem christlichen Gebet Ele-
mente aus allen Religionen und insbesondere Zen kennen lernten.
Nach vielen Jahren des unermüdlichen Reisens durch alle Kontinente
hat sich Bruder David mittlerweile
in eine Einsiedelei zurückgezogen.
Um weiterhin mit den Menschen verbunden zu bleiben, rief er eine Website ins Leben, die täglich von Tausenden von Menschen besucht wird
(www.gratefulness.org). Mit dieser
Website webt Bruder David weiterhin
an einem weltweiten Netz des dankbaren Lebens, das alle Menschen und
alle Religionen vereint. Denn es ist die
Religion des Herzens, die Religion der
mystischen Erfahrung, die uns Menschen verbindet. Im Angesicht dieser
Erfahrung lässt sich die Vorstellung
eines von uns getrennten Gottes nicht
länger halten. Es ist daher an der Zeit
für ein neues Gottesverständnis: „Gott
lebt in uns, und wir leben in Gott. In
der Danksagung geben wir uns selbst
und die ganze Welt zurück an diese
Quelle, an das große Geheimnis, in
dem wir leben, weben und sind.“
Indem wir lernen, unser Herz
offen zu halten und dankbar zu sein
für alles, was uns begegnet, vermögen wir, ein erfülltes und glückliches
Leben zu führen. Wer Bruder David
kennt, weiß, dass er das lebt, wovon
er spricht: die tiefe Dankbarkeit eines
liebenden Herzens.
Vorankündigung: Shakuhachi- und Kotokonzert
am 3. Oktober um 16.00 Uhr
Mit dem japanischen Zen-Mönch
und Meister auf der Shakuhachi
Shiku Yano und seiner Begleiterin,
Satsuki Urasawa am Koto, findet am
3. Oktober ein meditatives Konzert-
ereignis am Benediktushof statt.
Shiku Yano ist das Oberhaupt des
Kokusho-ji-Tempels in Aichi, Japan.
Mit seinen Konzerten hat er bereits
in England, den USA, China,
Vietnam und Holland gastiert.
Satsuki Urasawa war Schülerin des
weltberühmten Koto-Meisters
Hideaki Kuribayashi. Die reinen
Töne der japanischen Bambusflöte
versetzen den Raum in harmonische Schwingungen und erzeugen
bei den ZuhörerInnen eine tiefe
meditative Ruhe.
Vorankündigung: Spiel der Musen – die Liebesmystik von Rumi
Impressum
Benediktushof Seminar- und
am 27. November um 16 Uhr
„Das Antlitz der Liebenden
vermag alles.“
Ein kulturelles Ereignis ganz besonderer Art erwartet die BesucherInnen des
Benediktushofes im November. Mit
dem Spiel der Musen findet eine einzigartige und berührende Begegnung
persischer Liebesmystik und europäischer Musik statt. Der gebürtige
Perser Reza Maschajechi rezitiert
Gedichte des großen Mystikers
Rumi. Er wird begleitet von drei
Musikern der Salzburger Symphoniker, die dessen ekstatische Liebesmystik mit Werken von Bach,
Beethoven und Mozart bereichern.
Tagungszentrum GmbH
Klosterstraße 10
97292 Holzkirchen/Unterfranken
Tel. 0 93 69 -98 38 -0
Fax 0 93 69 -98 38 -38
[email protected]
www.benediktushof-holzkirchen.de
B U C H E M P F E H L U N G
:
Redaktion: Christa Spannbauer, Holzkirchen
Rumi, Liebesmystik, ins Deutsche
übertragen von Reza Maschajechi,
Bibliothek der Provinz.
Gestaltung: Ulrike Jägerfeld Art Direction, Düsseldorf
Produktion: Die Qualitaner, Düsseldorf
Druck: Woeste, Essen