b aye r i s c h e s c h u l e 68. JAHRGANG # 4 2015 10. September D A S M A G A Z I N Auf weite Sicht Reformen: Schon wieder Finnland Im Porträt: Simone Fleischmann D E S B L L V bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 02 II INHALT e # 24 52 b ayer i s c he sch ul e # 4 2015 06 Bildungsticker POLITIK 08 08 Inklusion VBE-Studie und Außenansicht von Irmgard Badura 14 Flüchtlinge Pädagogen erklären im Landtag, was Not tut 16 LehrplanPLUS Auf die Übergänge kommt es an 18 Gespräche 20 Akzente Simone Fleischmann fordert einen Masterplan 22 Landtag „Erfolgsgeschichte Koedukation“ 23 Cartoon Essay Die tiefere Bedeutung des Begriffs Weitsicht 34 Finnland Armi Mikkola über radikale Reformen aus Helsinki 38 Interview Prof. Dr. Prenzel zur Zukunft der Lehrerbildung 43 Leitartikel Blinder Reform-Aktionismus in Bayern SERVICE 44 Akademie Seminarvorschau September bis November 45 Dienstrecht Verbesserungen bei Kindergeld und -freibetrag 46 Dienstrecht Neue Vorschussrichtlinien 48 Dienstrecht LDV-Resolution: Neues Dienstrecht weiter entwickeln 50 Recht Wider die Regulierungswut 52 Porträt Simone Fleischmann – Die Netzwerkerin 58 Verband Verständnisintensives Lernen – der BLLV entwickelt mit 67 Impressum 50 45 03 24 bayer i sche schu l e II #4 2015 II s THEMA II INHALT 38 II EDITORIAL 04 bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 645 Jungen … … in der Gruppe der Zehnjährigen hatten im vergangenen Jahr diagnostizierten sonderpädagogischen Förderbedarf im sozialemotionalen Bereich. Bei den Mädchen dieses Alters waren es lediglich 151. Das ergab eine Anfrage der SPD im Bayerischen Landtag an das Kultusministerium. Von 7.670 Schülerinnen und Schülern mit diesem Förderbedarf wurden 4.050 in einem Förderzentrum beschult, 3.466 in den Grund- und Mittelschulen und 33 am Gymnasium. Inklusion, wie sie leibt und lebt. jh II EDITORIAL 05 „Es sind die Wochen vor dem Regen, als der alte Mann die Samen des Affenbrotbaumes in die Erde legt. Noch einmal sät er. Ernten wird er nicht mehr. Zehn Jahre dauert es, bis die Bäume die ersten Blüten tragen. Der alte Mann wird dann schon tot sein“. So beginnt Andrea Jeska in der „Zeit“ ihre hinreißende Geschichte über den „Mann, der die Wüste aufhielt“. Yacouba Sawadogo war es gelungen, in der rotgebackenen Erde von Burkina Faso Hirse wachsen zu lassen – im Schatten der Bäume, die er mühevoll zum Wachsen gebracht hatte. Eine extreme Form von Weitsicht, gewiss, und von Selbstlosigkeit. Extrem schwer vorzustellen für Menschen in einem Land wie Bayern. Hier wachsen unter einem ordnungsgemäß weiß-blauen Himmel saftige Wiesen, dichte Wälder, exzellente Bildungseinrichtungen und wirtschaftlicher Erfolg. Bravo. Immer weiter so! Aber liegt nicht genau darin eine Gefahr? Es sich im Bestehenden bequem zu machen, statt zu fragen, was sich trotz allem ändern muss, wie es derzeit die Finnen tun (S. 34). Der Musiker John Cage soll einmal gesagt haben: „Keine Ahnung, warum Menschen Angst vor neuen Ideen haben, ich fürchte mich vor den alten.“ In diesem Sinne wünsche ich eine horizonterweiternde Lektüre mit unserer Ausgabe zum Thema Weitsicht. Mit herzlichen Grüßen Sepp Hoffmann, Chefredakteur bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Horizont erweitern b bildungsticker Abi-Streich global: Von der Eierschlacht bis zur Demo gegen den IS flutetes Schulgebäude, unter dessen Solardach eine Kette hoher Bäume wächst und ein Springbrunnen plätschert. An der Gesamtschule Barmen hat jedes dritte Kind Anspruch Berlin (dpa) - Vor den Sommerferien feierten weltweit Schü- auf Hilfsleistungen aus dem Bildungspaket des Bundes. Der ler ihre Schulabschlüsse. Die Abi-Gags brachten, wie jedes Deutsche Schulpreis ist mit 100.000 Euro dotiert. Jahr, Trubel an die Gymnasien. Misthaufen vor der Schule? Wasserbomben im Flur? Das ist noch lange nichts gegen die Aktivitäten in einigen Regionen Frankreichs. Dort gehen die bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 06 II BILDUNGSTICKER Abiturienten schon 100 Tage vor Beginn der Prüfungen auf die Straße und verleihen ihrer Freude durch Eier- und Mehl- Entwicklungspsychologen empfehlen späteren Unterrichtsbeginn schlachten Ausdruck. In den Niederlanden hängen sie nebst Frankfurt (FR) - Eine Stunde mehr Schlaf würde die Leis- der Landesfahne auch ihren Schulrucksack aus dem Fens- tungsfähigkeit von Schülern in der Pubertät deutlich ver- ter. In Tunesien dagegen nutzten Abiturienten den Abschied bessern – zu diesem Schluss kommt eine Forschergruppe von der Schule für politische Botschaften. Sie bemalten um Florian Schmiedek, Professor für Methoden der Ent- Leinwände mit Botschaften vor allem gegen den IS. Eine mo- wicklungs- und Pädagogischen Psychologie an der Goethe- debewusste Art den Abschluss zu feiern, führte eine Abitu- Universität Frankfurt. Der Beginn um 8 Uhr sei zwar für rientin aus Kanada vor: Sie bastelte sich ein Kleid aus Grundschulkinder in Ordnung, berücksichtige aber nicht die Matheklausuren. Der Streich ist nach den Worten von Heinz- Schlaf- und Biorhythmen von Kindern in der Adoleszenz. Äl- Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenver- tere Kinder und Jugendliche kommen dem Forscher zufolge bands, seit den 1980er Jahren „eine Art Muss“ geworden. später zur Ruhe und würden später munter. Die optimale Länge des Schlafes könne für jedes Kind individuell verschieden sein, allerdings seien Regelmäßigkeit und feste Schulpreis: Wuppertaler Gesamtschule führt alle zu Abschluss Wuppertal (dpa) - Eine Gesamtschule in einem sozialen Zeiten des Zubettgehens und Aufstehens förderlich für schulische Lernprozesse. Den Zusammenhang zwischen schulischer Leistungsfähigkeit und Schlaf untersuchte das Team an 110 Grundschulkindern. Brennpunkt in Wuppertal hat mit einem so ungewöhnlichen wie erfolgreichen Konzept den Deutschen Schulpreis gewonnen. In der Gesamtschule Barmen besuchen 60 Prozent der Kinder die Oberstufe, obwohl nur 17 Prozent der aufgenom- IHK-Chef: Azubi-Mangel durch Flüchtlinge beheben menen Kinder eine Empfehlung dafür haben. Seit Jahren verlässt kein Schüler ohne Abschluss die Schule. Am wich- München (dpa/lby) - Die IHK für München und Oberbayern tigsten aber scheint den Lehrern, Eltern und Schülern die beobachtet eine Verschärfung im Kampf um Azubis. Im Art des Zusammenlebens zu sein. In ihren Äußerungen Frühjahr waren in ihrem Einzugsgebiet 13.000 Lehrstellen kommt übereinstimmend am häufigsten das Wort „Respekt“ frei, bei 9.000 Bewerbern. Gründe sieht die IHK im demo- vor. Behinderte Kinder wie Kinder mit ausländischen Wur- grafischen Wandel und im Trend zu Abitur und Studium. Um zeln, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf wie die Lücke zu schließen, empfiehlt IHK Präsident Eberhard Kinder mit Gymnasialempfehlung – alle arbeiten zusammen. Sasse ein Bleiberecht von mindestens fünf Jahren für junge Besonderheiten sind kostenlose Mathe-Nachhilfe, „Traum- Asylbewerber, die dann eine dreijährige Lehre absolvieren reisen”, die eine Entspannungspädagogin in der 70-minüti- könnten. Im vergangenen Schuljahr besuchten rund 2.000 gen großen Pause anleitet, und ein weitläufiges, lichtdurch- jugendliche Asylsuchende eine Berufsschulklasse. Lernen in zwei Sprachen: Bilinguale Grundschule Englisch Augsburg (dpa/lby) – Ab diesem Schuljahr erproben bayernweit 20 Grundschulen für vier Jahre das Lernen in zwei Sprachen. Vorbild des Projekts ist eine Schule in Augsburg. An der dortigen St.-Anna-Grundschule haben einzelne Klassen bereits seit 2007 Unterricht auf Deutsch und Englisch. Neben den Regelklassen gibt es einen biII BILDUNGSTICKER lingualen Zweig, der als Ganztagsklasse geführt wird. Dabei ist Englisch an der Augsburger Schule nicht nur Unterrichtssprache in den Nebenfächern Musik, Kunst und Sport, sondern auch in Arbeitsgemeinschaften wie Schach, Basketball oder Theater. Ab Herbst werden 20 weitere Schulen dem Augsburger Modell folgen und Unterricht auf die sich in der Schule ein frühes bilinguales Lernangebot für ihre Kinder wünschen”, sagt Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich (CSU), „darauf will der Modellversuch eine Antwort geben”. Der landesweite Schulversuch wird wissen- Psychiater: Nicht wegsehen bei Gewalt unter Kindern schaftlich begleitet vom Lehrstuhl für Didaktik des Englischen an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und läuft bis 2019. Abitur: Ab 2017 einheitlicher Aufgaben-Pool Berlin (dpa) - Auf dem Weg zu einem bundesweit einheitlicheren Abitur wollen die Bildungsminister über einen gemeinsamen Aufgabenpool vorankommen. Eine von Experten erarbeitete Aufgabensammlung für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch soll den Ländern auf freiwilliger Basis ermöglichen, ein höheres Maß an Gleichwertigkeit in der Abschlussprüfung der Gymnasien zu erreichen. Neben den 2012 verabschiedeten Abi-Bildungsstandards, die im Schuljahr 2016/17 in Kraft treten, sollen sie langfristig ein gemeinsames Leistungsniveau sichern. Bei den diesjährigen Ergebnissen gab es etwa in Thüringen mehr als doppelt so viele „Eins-Komma-Schnitte“ als in Niedersachsen. Mainz (dpa) - Nach schweren sexuellen Übergriffen, Erpressung und Gewalt unter Drei- bis Sechsjährigen in einer katholischen Kita in Mainz hat Marc Allroggen, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Ulm, vor mangelndem Bewusstsein für Gewalt unter Kindern gewarnt. Oft meine man, Kinder in diesem Alter könnten nicht derart Aggressives tun, erklärte Allroggen. Man ignoriere Warnhinweise nach dem Motto, es kann nicht sein, was nicht sein darf. Man müsse sensibler werden für erste Anzeichen von sexueller Gewalt unter Kindern im Vorschulalter. Dem Bistum Mainz zufolge waren fast alle der 55 Kita-Kinder auf die eine oder andere Weise betroffen, die Handlungen geschahen über Monate hinweg. Die Einrichtung wurde geschlossen, sämtlichen Mitarbeitern wurde wegen Verletzung der Aufsichtspflicht gekündigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das Landesjugendamt kündigte an, die geplante Neueröffnung der Einrichtung im September genau beobachten zu wollen. bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 07 Deutsch und Englisch anbieten. „Es gibt immer mehr Eltern, II POLITIK INKLUSION VBE-STUDIE 08 baye r i sche schu l e II #4 2015 II s „Es war einmal eine Zeit, da kostete ein Stern auf der Brust das Leben. Es war einmal ein Land, da durften Weiß und Schwarz nicht heiraten. Es war einmal eine Stadt, da lief eine Mauer mitten durch. Es war einmal eine Universität, an der Frauen nicht studieren durften. Es war einmal eine Schule, die keine behinderten Kinder aufnahm. Können Sie sich das heute noch vorstellen?“ (Lisa Reimann) II POLITIK INKLUSION VBE-STUDIE Inklusion Wie stehen Lehrkräfte in ganz Deutschland zur Inklusion, welche Erfahrungen haben sie gemacht? Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat im Frühjahr durch eine bundesweite Befragung von 1001 Lehrkräften Antworten ermittelt. Vor allem in Bayern klagt man über zu wenig Tandem-Unterricht, zu wenige Fortbildungen und zu wenig Barrierefreiheit. Die Umsetzung des Menschenrechts auf Inklusion lässt offensichtlich sehr zu wünschen übrig. Die „bs“ dokumentiert die wichtigsten Ergebnisse der forsa-Umfrage. > * Wissenschaftlicher Mitarbeiter des BLLV baye r i sche schu l e II #4 2015 II s 09 Dr. Wolfram Schneider* k inder mit und ohne Behinderung gemein- äußern die Lehrkräfte bei der Frage nach dem Fortbildungs- sam zu unterrichten, das halten 49 Pro- angebot: Nur 17 Prozent der Befragten in Bayern beurteilen zent der 151 in Bayern befragten Lehre- das Angebot, sich in Fortbildungen auf die Arbeit mit inklusi- rinnen und Lehrer für sinnvoll, (57 Pro- ven Schulklassen vorzubereiten, als (sehr) gut. zent bundesweit) – unter der Voraussetzung, dass die finanzielle und personelle Großer Bedarf an Fortbildung II POLITIK INKLUSION VBE-STUDIE Ausstattung der Schulen für einen inklusiven Unterricht sichergestellt wäre. Für diesen gemeinsamen Unterricht Gleichzeitig geben jedoch 64 Prozent der Lehrerinnen und sprechen den Lehrkräften zufolge insbesondere die Förde- Lehrer in Bayern an, dass an der eigenen Schule bereits rung sozialer Kompetenzen (34 Prozent) und Toleranz (30 Pro- Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet zent), die bessere Integration von Kindern mit Behinderung werden. Der Bedarf an Fortbildungsangeboten wäre demnach (27 Prozent) und ein soziales, das heißt ein gemeinsames von- groß. Die Lehrerinnen und Lehrer in Bayern stehen der In- einander Lernen (25 Prozent). klusion an den Schulen und inklusivem Unterricht positiv gegenüber – obwohl es an passenden Rahmenbedingungen Mehrheit will Förderschulen erhalten mangelt. So geben nur 19 Prozent der Befragten in Bayern an, dass ihre Schule für Kinder und Jugendliche mit einer Die überwältigende Mehrheit der Lehrkräfte sowohl bundes- Behinderung barrierefrei sei. 10 aus, auch bei Einrichtung eines inklusiven Schulsystems die baye r i sche schu l e II #4 2015 II s weit als auch in Bayern (jeweils 97 Prozent) spricht sich dafür bisherigen Förder- und Sonderschulen zu erhalten. Für den Ohne Ressourcen keine Inklusion Erhalt aller derartigen Einrichtungen stimmten in Bayern Bereits in einer Befragung 2012 und im Positionspapier„In- 64 Prozent, für den mindestens teilweisen Erhalt 33 Prozent. klusion statt Integration“ hat der BLLV darauf hingewiesen, Große Unterschiede zwischen Bund und Bayern werden bei dass die Umsetzung eines inklusiven Konzepts nur dann ge- den konkreten Erfahrungen mit inklusivem Unterricht deut- lingen kann, wenn zwei Dinge erfüllt sind: Erstens benötigen lich: Nur 28 Prozent der Lehrkräfte in Bayern geben an, dass alle Beteiligten angemessene Bedingungen. Ohne entspre- es bereits inklusive Lerngruppen an der Schule gibt (bundes- chende personelle, zeitliche und infrastrukturelle Ressourcen weit 49 Prozent) und nur 11 Prozent, dass sie bereits selbst in kann der Weg zu einer inklusiven Schulkultur nicht erfolgreich inklusiven Lerngruppen unterrichten (bundesweit 32 Prozent). sein. Zweitens müssen die Bereitschaft, das Interesse und die Nahezu alle Befragten sowohl bundesweit als auch in Bay- Motivation der Pädagoginnen und Pädagogen vorhanden sein, ern (98 Prozent) sind der Auffassung, dass in inklusiven sich auf eine grundlegende Veränderung von Schule und Schulklassen eine Lehrkraft und ein Sonderpädagoge ge- Unterricht einzulassen. Zumindest Letzteres, das zeigt auch meinsam tätig sein sollten. Nur 11 Prozent in Bayern geben die aktuelle Studie, scheint der Fall zu sein. // an, dass eine Doppelbesetzung schulrechtlich vorgesehen ist, bundesweit sind es immerhin fast doppelt so viele. Kritik Mehr Infos unter www.bayerische-schule.de „Es ist normal, verschieden zu sein.“ „Was im Vorhinein nicht ausgegrenzt wird, muss hinterher nicht wieder eingegliedert werden.“ (Richard von Weizsäcker) Links oder rechts – wie wär's mit der Mitte? Ingrid Badura, 42, nahezu blind, sagt: „Eine inklusive Gesellschaft, in der ich leben möchte, ist geprägt durch einen gemeinsamen Alltag von Menschen mit und ohne Behinderung, von Anfang an.“ Irrweg Einzelinklusion Irmgard Badura* über echte Teilhabe und was es dafür wirklich braucht Inklusion - viele reden darüber, verstehen darunter aber ganz Debatte werden häufig Qualitätsprädikate vergeben. Partner- Unterschiedliches. Gerade die Debatte um den gemeinsamen klassen der Förderschulen an Regelschulen oder umgekehrt Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung wird nach werden als segregierende Unterrichtsform gewertet. Koopera- wie vor sehr intensiv geführt. Im Vordergrund stehen zwei Fra- tionsklassen stehen in der Kritik, weil wiederum mehrere Kinder gestellungen: profitieren die Schülerinnen und Schüler ins- mit sonderpädagogischem Förderbedarf in einer Klasse sind. gesamt vom gemeinsamen Unterricht? Und wie steht es um Dies entspreche nicht der Realität im Lebensalltag. die Ressourcen? Bei den Bildungseinrichtungen mit Schulprofil Inklusion Bei der ersten Frage ist die Antwort seitens großer Teile wird der Verdacht geäußert, dass sie eine weitere Form von För- der Wissenschaft eindeutig: alle Schüler profitieren von einem derschulen darstellen würden. Die Einzelintegration wird kur- guten, gemeinsamen Unterricht. Die Erfahrungen in Bayern zerhand in Einzelinklusion umgetauft und von einigen als die mit den unterschiedlichsten Formen sind, wie das Thema ins- eigentliche Form des gemeinsamen Unterrichts verstanden. gesamt, sehr vielfältig. In der politischen und verbandlichen Diese Bewertungen höre ich von Seiten der radikalen Inklusi- onsvertreter. Diese sehen Förderschulen und all die anderen zeigen auch, dass die Kommunikation zwischen den Akteuren Kooperationsformen sehr kritisch und fordern deren Abschaf- (Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, fung. Sie kritisieren es als stigmatisierend, wenn Menschen aber auch die anderen Professionen im heilpädagogischen als Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem För- Bereich) intensiv gepflegt werden muss. Das erfordert viel derbedarf etikettiert werden. Zeit, viel Energie und wird häufig nicht genügend anerkannt. Frustration tritt dort auf, wo die Vielfalt Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler oder sogar die Schulfami- Was ist überhaupt Behinderung? lien insgesamt überfordert. Betroffene Lehrerinnen und Ermäßigungsstunden, fehlende Zeit für gemeinsame Bespre- nen. Beeinträchtigung werde nicht mehr ernst genommen, chungen. Die Lehrenden fühlen sich alleingelassen, wün- die Schulen würden den individuellen Bedarfen von Schüle- schen sich mehr Informationen über die Schülerinnen und rinnen und Schülern mit Behinderung nicht gerecht. Es be- Schüler mit Behinderung. Das ist verständlich. Doch welche stehe die Gefahr der Vernachlässigung und Ausgrenzung. Information ist hilfreich? „Was fehlt ihm oder ihr eigentlich“ Außerdem seien die Pädagoginnen und Pädagogen an der ist naheliegend, greift aber zu kurz. Das Defizit steht zu stark Regelschule für die Aufgabe nicht vorbereitet. Regelschulen im Vordergrund. verfügen nicht über eine adäquate Infrastruktur um Schüle- Gerecht wird man den Schülerinnen und Schülern mit der rinnen und Schüler mit Behinderung aufzunehmen und Frage, was sie können. Es geht um eine genaue Beschreibung vernünftig zu beschulen. der individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Denn alle Die beiden Standpunkte haben zugleich Recht und Un- Kinder und Jugendlichen, ob mit oder ohne Behinderung, recht. Was mir an dieser Stelle fehlt, ist oft die Frage nach den haben einen umfassenden Bildungsanspruch. Sie sind Schü- tatsächlichen Inhalten: Was ist denn genau gemeinsamer Un- lerinnen und Schüler der Regelschule. Es sei denn, dass sie terricht, was macht seine Qualität aus? Was ist Inklusion? Was sich selbst oder ihre Eltern für die Förderschule bewusst ent- ist überhaupt Behinderung? Eine inklusive Gesellschaft, in der schieden haben. ich leben möchte, ist geprägt durch einen gemeinsamen Alltag von Menschen mit und ohne Behinderung, von Anfang an. Hier stellt sich die Frage nach der Behinderung nicht länger, Der Einsatz lohnt – für uns alle weil die Erfüllung der individuellen Bedarfe selbstverständlich dazugehört und diese auch entsprechend respektiert werden. Natürlich gibt es individuelle Bedarfe aufgrund von Beein- Deshalb ist der Begriff der Einzelinklusion nicht zielfüh- trächtigungen. Diese können wichtig für die Gestaltung von rend: Er richtet den Blick auf ein Individuum, das passgenau Rahmenbedingungen sein. Im Mittelpunkt sollte aber stehen, irgendwo eingefügt wird. Eine solche Sichtweise bleibt immer was diese Schülerinnen und Schüler tatsächlich leisten kön- integrativ. Das widerspricht der Vorstellung, dass alle von nen. Das ist oft mehr, als man zunächst glaubt. Dazu sind aus- Anfang an dazugehören. Behinderung ist die Wechselwirkung reichende Ressourcen notwendig. Ich setze mich ganz klar zwischen der individuellen medizinischen Beeinträchtigung dafür ein, dass unsere Schulen mehr Gestaltungsspielraum und den Rahmenbedingungen des Gemeinwesens oder der und ein Budget für Inklusion bekommen. Dieses Budget soll Institutionen. Die UN-Behindertenrechtskonvention bezeich- helfen, eben diese Rahmenbedingungen zu verändern. net diese Bedingungen als Umweltfaktoren. Auch den Bereich der Aus- und Fortbildungen müssen wir Weil diese Sichtweise noch nicht selbstverständlich ist, deutlich stärken. Aber: Allein mehr Ressourcen lösen nicht sind die Erfahrungen in der Praxis des gemeinsamen Unter- alle Probleme. Wir werden weiterhin das gemeinsame Enga- richts in Bayern denkbar unterschiedlich. Es gibt viel Begeis- gement vieler brauchen. Denn gemeinsamer Unterricht mit terung, aber es gibt auch viel Frustration. Die gelingenden passenden Rahmenbedingungen für alle Schülerinnen und Beispiele zeigen, dass man genau diese Komplexität, indivi- Schüler, eine gute inklusive Pädagogik, eine intensive inter- duelle Bedarfe auf der einen Seite, stark veränderungsbedürf- disziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation erfordert tige Rahmenbedingungen auf der anderen Seite, im Konzept viel Einsatz. Lohnend finde ich diesen Einsatz allemal, und und in der Praxis nicht unterschätzen darf. Diese Beispiele zwar für uns alle! // *Die Autorin ist Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung 13 nicht stimmen: Zu große Klassen, fehlende Budget- und bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Dem gegenüber steht die Gruppe von Interessenvertretern, die vor einer Dekategorisierung von Behinderung war- II POLITIK INKLUSION Lehrer beklagen dann zurecht, dass die Rahmenbedingungen Vanessa Hübsch* Der Realität ins Auge sehen Pädagogen erklären im Landtag, was es für die Arbeit mit Flüchtlingen braucht Lehrer brauchen für ihre Arbeit mit Flüchtlingen bessere Vo- kräfte eingestellt werden können, hatte der BLLV bereits raussetzungen – ebenso wie Flüchtlinge sichere Rahmenbe- im Oktober 2014 ein Zehn-Millionen-Euro-Notprogramm für dingungen benötigen. Das ist das Ergebnis einer Fachanhörung Schulen gefordert, die Flüchtlingskinder aufnehmen. Die zur „Zukunft der Bildungsangebote für schul- und berufs- entsprechende Petition wurde jedoch von der CSU-Fraktion bei schulpflichtige Flüchtlinge und Asylbewerber“ im Bildungs- den Haushaltsberatungen abgelehnt. Angemahnt wurden auch ausschuss des Landtags. Vertreter der Schule, der Wissen- ein besseres Übergangsmanagement zwischen Clearingstellen schaft und der kommunalen Spitzenverbände formulierten auf und Schulen, mehr Anrechnungsstunden, eine Zweit(lehr)kraft Nachfragen der Abgeordneten gleich mehrere Forderungen, im Unterricht und ein reduzierter Verwaltungsaufwand. um Lehrerinnen und Lehrer zu entlasten. Viele Lehrkräfte haben nur wenig Erfahrung darin, Flücht- Mehr Sicherheit für Flüchtlinge linge zu unterrichten, so die Experten. Deshalb benötigten sie ein breiteres und verbessertes Fortbildungsangebot. Auch Supervision und Coaching müssten angeboten werden. Auch die Rechts- und Planungssicherheit für Flüchtlinge war eine Forderung. Unsicherheit über die eigene Zukunft wirke sich negativ auf die Integration in Gesellschaft und Mehr Zeit für Lehrer Arbeitsmarkt sowie auf den Spracherwerb aus. Mehrfach wurde daher auf die Bedeutung von Sprachkursen hingewie- Oft sei unklar, wie Lehrerinnen und Lehrer mit traumati- sen. Viele Ehrenamtliche betätigen sich in diesem Bereich. In sierten Kindern umgehen sollen, wie Sprache richtig vermittelt Regensburg und Umgebung läuft bereits seit November 2014 und wie Integration schnell ermöglicht werden könne. Neue ein Projekt des BLLV, bei dem pensionierte Lehrkräfte Flücht- Unterstützungssysteme sind notwendig, auch Dolmetscher linge und Asylbewerber in ihrem Alltag unterstützen und ihnen und Psychologen könnten hier entlasten. Damit solche Fach- Deutschkurse anbieten. // *Die Autorin ist Assistentin im Parlamentsreferat des BLLV b ayer i sche schu l e II #4 2015 II s 15 II POLITIK FLÜCHTLINGE bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 16 II POLITIK LEHRPLAN PLUS Birgit Dittmer-Glaubig* entierte Konzept. Grundlegende und fachspezifische Kompe- das Gemeinsame, das allen Lehrplänen zu- tenzen sind explizit ausgewiesen, es gibt eine Aufgliederung 17 d as PLUS am LehrplanPLUS ist zum einen grunde liegen muss, und zum anderen die in einzelne Fachlehrpläne. bayer i sche schu l e II #4 2015 II s In der „Arbeitsgruppe Lehrplan“ prüft der BLLV den neuen LehrplanPLUS II POLITIK LEHRPLAN PLUS Schubladendenken auflösen konsequente Orientierung am Kompetenz- Die „Arbeitsgruppe Lehrplan“ fragt kritisch: Gibt es trotz begriff. Was die neuen Lehrpläne konkret aller sinnvoller Grundlagen weiterhin Brüche? Werden ange- wert sind, zeigt sich deshalb an der Frage, legte fachspezifische und fachübergreifende Kompetenzen wie die Übergänge gestaltet werden. Nicht: „Jetzt vergiss mal tatsächlich weiter ausgebaut? Sind die didaktischen und ganz schnell, was du in der Grundschule gelernt hast“ kann das methodischen Ansätze ähnlich? Nur wenn all das der Fall ist, Motto sein, nötig ist ein nahtloser und homogener Übergang. lassen sich die Ziele der neuen Lehrpläne erreichen. Die neuen Lehrpläne sind durchgängig auf den Kompetenzbe- Erklärtes Ziel des BLLV ist es, das Übergangsmanagement griff des Ko-Konstruktivismus ausgerichtet, die Frage bleibt, zu optimieren und das momentan vorherrschende Schubladen- wie dieser moderne Lernbegriff umgesetzt wird. denken der bisherigen Lehrpläne zugunsten eines übergreifen- Um das zu prüfen, kooperieren im BLLV Gymnasial-, Real- den Konzepts aufzulösen. Solange eine gegliederte Schulland- schul- und Mittelschullehrer schulartübergreifend in einer schaft existiert, muss die Durchlässigkeit der einzelnen Schul- „Arbeitsgruppe Lehrplan“. Entwürfe der Lehrpläne liegen arten erhöht werden. den Verbänden bereits vor, sie können sich dazu dem Kultus- Die Lehrpläne sind dann ein PLUS für die Schülerinnen und ministerium gegenüber äußern. Begonnen hat die entspre- Schüler, wenn diese die Übergänge nicht mehr als solche erle- chende Anhörungsphase mit dem Lehrplan Gymnasium. ben. Der BLLV sieht die Chance der neuen Lehrpläne in einem Der BLLV hat dazu eine Stellungnahme verfasst (www.bayeri- zukunftsorientierten und nachhaltigen Lernbegriff – über alle sche-schule.de) . Basis aller Lehrpläne ist das kompetenzori- Schularten hinweg. // *Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV der bllv im gespräch mit … Gemeindetag: Mehr Personal für Flüchtlinge Haushaltsauschuss: „Unter Umständen Kürzungen“ Die Themen Flüchtlinge, Ganztagsschule und das Motto Der Nachtragshaushalt 2016 und der Doppelhaushalt der Landesdelegiertenversammlung „Mehr Zeit für 2017/2018 beschäftigten BLLV-Präsidentin Simone Bildung“ standen im Mittelpunkt eines Gedankenaus- Fleischmann und Peter Winter, Vorsitzender des Haus- tausches zwischen Dr. Uwe Brandl und Gerhard Dix haltsausschusses, bei einem Gespräch im Landtag. als Vertreter des Bayerischen Gemeindetags sowie Fleischmann, begleitet von Vizepräsident Gerd Nitschke, BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, zweitem BLLV- forderte weitere Stellen für Lehrkräfte und pädagogi- Vizepräsident Tomi Neckov und Birgit Dittmer-Glaubig sches Personal. Klassen müssten zumindest stunden- (BLLV/Abteilung Berufswissenschaft). Alle Gesprächs- weise mit zwei Lehrern besetzt werden können. Dazu partner waren sich einig darin, dass der Trend zur sollten größere Anteile der Steuermehreinnahmen inves- Schnelligkeit ein gesellschaftlicher Prozess ist, der auch tiert werden. Winter erklärte, das Geld stehe für eine vor den Kindern und Jugendlichen nicht halt macht. Neuverteilung faktisch nicht zur Verfügung. Man brauche Durch die Beschleunigung und Verdichtung der Inhalte es, um die weiter steigenden Kosten der Unterbringung, fehlt an den Schulen und an den Universitäten sehr häu- Betreuung und Ausbildung von Flüchtlingen zu decken. fig der nötige Tiefgang in den Lernprozessen. Sowohl Vor allem müssten verstärkt Unterstützungsmaßnahmen Gemeindetagspräsident Brandl als auch Fleischmann für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge finanziert werden das Thema Flüchtlinge weiter verfolgen. Brandl werden. Vermutlich würden sogar Kürzungen in anderen fordert, dass in der Lehrerbildung das Vermitteln von in- Bereichen notwendig werden, bekannte Winter. Umso terkulturellen Kompetenzen eine größere Rolle spielen interessierter zeigte sich der CSU-Politiker an einer sollte. Gleichzeitig setzt er sich dafür ein, dass die Eng- Reform der Schulbudgetierung. Fleischmann will weg pässe in der Lehrerversorgung durch Nachqualifizie- vom „Gießkannenprinzip“, hin zu einer passgenaueren rungsmöglichkeiten ausgeglichen werden können. Budgetierung anhand von Indizes, wie sie bei Kinderta- Fleischmann fordert, dass an den Schulen genügend geseinrichtungen üblich sind. Vorhandene Mittel müssten Personal eingestellt wird, um die neuen Herausforde- besser verteilen werden. Winter versprach, sich über rungen, die sich aus den jüngsten gesellschaftlichen verschiedene Modelle zu erkundigen und mit dem BLLV Entwicklungen ergeben haben, zu bewältigen. bs im Gespräch bleiben zu wollen. vh bayer i sche schu l e II #4 2015 II s II POLITIK GESPRÄCHE … Peter Winter, Vorsitzender des Haushaltsausschusses 18 … Dr. Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen Gemeindetags Spaenle: Budgetierung weiter diskutieren „Wir brauchen mehr Zeit für Bildung!“ Diese Forderung „Es geht um eine gute Beziehung und einen schnellen stellte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in den Draht“ – so erklärte Simone Fleischmann die Absicht Mittelpunkt ihres Gesprächs mit der grünen Landtags- ihres ersten Besuchs als Präsidentin des BLLV bei Kul- fraktion. Nur wenn das Zwei-Lehrer-Prinzip umgesetzt tusminister Ludwig Spaenle. Beide lobten die intensive werde, könne Schule künftig ihre Aufgaben erfüllen. Es Zusammenarbeit zwischen dem Kompetenzteam Leh- gehe nicht darum, in jeder Klasse ständig zwei Lehrer rerbildung des BLLV und dem Kultusministerium im zu haben, aber phasenweise müsse eine Zweitkraft an Bereich der Lehrerbildung. Das Thema „Zeit für Bil- allen Schularten möglich werden. Einer aktuellen Um- dung“, die Ausstattung im Rahmen der Inklusion, das frage des BLLV zufolge hätten 84,5 Prozent der Befragten Zwei-Lehrer-Prinzip und die Abkehr von der aktuellen keine ausreichende Zeit für individuelle Betreuung, neun Budgetierung waren Gesprächsthemen, die beide aus von zehn forderten zusätzliches Personal. Fraktionsvor- ihrer Sicht beleuchteten. Beim Thema Veränderung der sitzende Margarete Bause sieht Möglichkeiten, durch Budgetierung sollten der BLLV und das KM auch weiter- effektiveren Mitteleinsatz neue Spielräume zu öffnen. hin intensiv im Gespräch bleiben, erklärten die beiden Sie sprach sich für mehr Eigenständigkeit der Schulen Gesprächspartner übereinstimmend. Viel Raum nahm und eine Stärkung der Schulleitungen aus. Fleischmann die Diskussion der gesellschaftlichen Herausforderung forderte einen Stundenpool für die Schulen und einen des Umgangs mit Flüchtlingen ein. Fleischmann machte Sozialindex bei der Zuweisung von Lehrerstunden. deutlich, dass es im schulischen Bereich dringend zu Bildungssprecher Thomas Gehring verwies auf einen ak- einer „On-top-Versorgung“ kommen muss, es fehlten tuellen Antrag der Grünen (17/3092) für ein „Zwei-Päda- die finanziellen und personellen Ressourcen. Der BLLV gogen-System“ an inklusiven Schulen. Nur so könne man und die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Lehrerver- der zunehmenden Heterogenität gerecht werden. MdL bände (abl) würden sich hierzu gemeinsam positionie- Gisela Sengl sieht Handlungsbedarf bei den individuellen ren. Spaenle begrüßte das. Seinen Dank für das Ge- Schulbegleitern. Status und Ausbildung passten nicht zu spräch verband der Minister mit dem Wunsch, auch den übernommenen Aufgaben. Der BLLV hat hierzu weiterhin konstruktiv und offen zusammenzuarbeiten. unlängst eine Petition an den Landtag gereicht. ff Dies sicherte Fleischmann zu. bs bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Grüne: Unterstützung für Zwei-Lehrer-Prinzip II POLITIK GESPRÄCHE … dem Bayerischen Staatsminister Ludwig Spaenle 19 … der Fraktionsvorsitzenden Margarete Bause MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A 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R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P simone fleischmann A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P A N MA S T E R P L A N MA S T E R P L A N MA S T E R P S T E R P L A N L A N S T E R P L L A N S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L k S T l E R P L S T E R P L a S T E R P L S Tu E R P L S Ts E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L w S Te E R P L S T E R P L n S T E R P L S Tz E R P L S Te E R P L S T E R P L l S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L S T E R P L L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N L A N MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA MA S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N S T E R P L A N und Kollegen für das kommende Schuljahr planen, ergeben zahlen und auch nicht mit der Personalplanung. Also: Eine sich viele Fragen: Welche Lehrer bekommen wir in diesem weitsichtige Planung ist aus Sicht des BLLV durchaus möglich, Jahr? Kann die M10 mit aktuell 28 Schülerinnen und Schülern ebenso wie eine passgenaue und schulscharfe Budgetierung geteilt werden? Ist die Förderlehrerin mit allen Stunden an vor Ort. Planung heißt auch, den Schulen zu vertrauen und unserer Schule? Können wir unsere Arbeitsgemeinschaften ihnen die entsprechende Eigenverantwortung zu übergeben, wieder anbieten? Kommen zusätzliche Stunden für die För- damit die einzelne Schule entsprechend ihrer Anforderun- derung der Hochbegabten, haben wir Kurse, um den Flücht- gen und Herausforderungen auszustatten und die Schullei- lingskindern Deutsch beizubringen oder wird eine neue tungen entscheiden zu lassen, wann, wo und in welchem Übergangsklasse gebildet? Umfang gefördert, differenziert und individualisiert wird. Aber auch während des Schuljahres tauchen immer neue Fragen auf, etwa wenn Lehrerinnen schwanger werden, Welche Werte sind uns wichtig? aufgrund von längerfristigen Krankheiten ausfallen oder in den Ruhestand gehen. Deshalb ist es wichtig vorausschau- Langfristige Planung heißt eine gemeinsame Bildungs- end zu planen, so dass man vor allem jungen Lehrkräften vision zu haben. Für mich braucht es eine klare Verständi- passgenau – auch während des Schuljahres – Verträge an- gung zwischen allen am Schulsystem Beteiligten über bieten kann, die attraktiv genug sind, dass sich ausreichend dessen Zukunft. Wohin wollen wir? Welche Visionen tragen Lehrkräfte darauf einlassen. Vorausschauend zu planen uns? Welche Trends wollen wir setzen beziehungsweise auf heißt auch, Lehrer nicht schulartspezifisch auszubilden und welche Trends wollen wir reagieren? Langfristige Planung dann kurzfristig eine geringe Menge an Lehrkräften nach- in der Bildung heißt sicher nicht immer auf Trends oder auf zuqualifizieren, so wie es derzeit mit Realschul- und Gymna- Krisen zu reagieren, sondern Entwicklungen zu beeinflus- siallehrern passiert, sondern einen Stufenlehrer aus- sen, Trends zu setzen und Bildung gemeinsam zu gestalten. zubilden, der flexibel an mehreren Schularten einsetzbar ist. Ein Masterplan der Bildungslandschaften einerseits und Langfristig planen heißt auch, ein Konzept zu haben, damit ein großer, gemeinsamer Plan der Bildungsvisionen ande- junge Kolleginnen und Kollegen nach dem zweiten Staats- rerseits muss her. Wo soll unser Bildungs- und Schulsystem examen nicht auf der Straße stehen müssen. in 10, 20 Jahren stehen? Wie kommen wir zu einem echten Aber: Zu Beginn eines jeden Schuljahres rutschen wir Schulfrieden und welche Werte sind es, die uns allen wichtig aufs Neue in eine krisenhafte Situation, vor allem wenn es sind? Für mich ist es die Bildungsgerechtigkeit. Dieses Ziel um die Lehrerversorgung geht. Und auch während des muss mit allen an Bildung Beteiligten diskutiert werden. Alle Schuljahres wird die Situation nicht besser. Krisen sind müssen beteiligt und gehört werden, vor allem diejenigen, eigentlich unvorhersehbare, chaotische Ereignisse und die täglich betroffen sind: die Schülerinnen und Schüler, sollten nicht jedes Jahr über die Schulen hereinbrechen. deren Eltern und die Kolleginnen und Kollegen. // 21 Ein Hexenwerk ist es nicht mit der Entwicklung der Schüler- bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Wenn Schulleitungen mit ihren und für ihre Kolleginnen II POLITIK AKZENTE Wir brauchen einen Masterplan bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 22 II POLITIK LANDTAG // Koedukation oder Geschlechtertrennung? Es gibt signifikante Leistungsun- chen für den unterschiedlichen Bil- bau will das Ministerium aber nicht terschiede zwischen Mädchen und dungserfolg seien vielfältig. Neben forcieren. So lehnte es auch wissen- Jungen. Sie sind durch zahlreiche Stu- dem Geschlecht seien gesellschaftli- schaftliche Untersuchungen ab, die die dien nachgewiesen. Dies erklärte das che Rollenzuweisungen („gender“), Grünen fordern (Drs. 17/2354). Kultusministerium (KM) im Bildungs- ökonomischer Status, Migration und Das Geld will das Ministerium lie- ausschuss des Landtags. SPD (Drs. Bildungsnähe oder -ferne der Eltern ber in die Lehrerfortbildung stecken, 17/4219) und FW (Drs. 17/5049) hatten relevant. Aufgrund der Geschlechter- sensibilisieren und Material entwi- zuvor erfolgreich einen Bericht der unterschiede spricht sich das KM für ckeln. Alle vier Landtagsfraktionen Staatsregierung beantragt, wie Jungen einen bewussten Umgang mit Hetero- waren sich einig: Koedukation solle und Mädchen in der Schule besser ge- genität aus. Es gelte, das Selbstwertge- keineswegs aufgegeben werden. Eine fördert werden können. fühl und Selbstbewusstsein von Mäd- zeitweise Trennung der Geschlechter Unterschiede zwischen den Ge- chen und Jungen zu stärken. Lehrer sei in allen Schularten und -stufen schlechtern gibt es in vielen Feldern: müssten entsprechend aus- und fort- sinnvoll. Individuelle Förderung sei bei der Schul- und Zweigwahl ebenso gebildet werden. generell nötig. Die Forderung der wie bei der Berufswahl. Beim Noten- Ein Zurück hinter die „Erfolgsge- Opposition nach mehr Personal für die vergleich – so das KM – seien Mäd- schichte der Koedukation“ will das angestrebte Ausweitung der indivi- chen in der Regel besser als Jungen, Ministerium nicht, strebt aber eine duellen Förderung sowie nach kleine- bei der Berufswahl seien dann Männer zeitweise geschlechterdifferente Tren- ren Klassen lehnte die CSU-Mehrheit erfolgreicher. Sie erzielten damit eine nung an. Die sei, etwa im Sportunter- indes ab. bessere „Bildungsrendite“. Die Ursa- richt, schon jetzt möglich. Einen Aus- // Grundschulabitur // Ganztag gefährdet Florian Fischer // Zweitlehrkraft Ein SPD-Antrag (17/6437) auf Freigabe Das Klassenmehrungsverbot bleibt Bündnis 90/Die Grünen forderten in des Elternwillens beim Übertritt löste ein Dogma des Ganztagsausbaus. Das einem Antrag (Drs.17/3092) Zweit- im Bildungsausschuss heftige Diskus- war das Ergebnis einer Diskussion im lehrkräfte zur Verbesserung der Un- sionen aus. Simone Strohmayr erklärte, Bildungsausschuss. In der Abstim- terrichtsbedingungen an inklusiven dass der Druck auf die Grundschüler mung über eine Petition lehnte die Schulen: Ein Sonderpädagoge soll den keineswegs von den Eltern ausgehe. CSU-Fraktion es ab, Ausnahmen zuzu- Unterricht zumindest stundenweise Appelle an die Eltern gingen deshalb lassen. Bei der Klassenbildung kann begleiten. Während der Lehrer vorran- am Problem vorbei. Die Schule selbst das Verbot dazu führen, dass eine gig für die Umsetzung des Lehrplans müsse geändert werden. Nötig seien Schule trotz großer Nachfrage kein sorge, kümmere sich der Sonderpäda- Entwicklungsgespräche und Beratung. Ganztagsangebot verwirklichen kann, goge verstärkt um förderbedürftige Günther Felbinger (FW) bestätigte da sie sonst die Schülerhöchstzahl Kinder. Der Bildungspolitische Spre- zwar den Übertrittsstress, sieht in der für die Regelklassen überschreitet. cher Thomas Gehring zweifelte am Abschaffung der Notenhürden aber Ausnahmen wären laut Staatsregie- Sinn der Interfraktionellen Arbeits- den falschen Weg. Thomas Gehring rung zwar denkbar, die CSU-Mehrheit gruppe Inklusion. Er könne in diesem (Grüne) unterstützte den Antrag und will jedoch keine Präzedenzfälle schaf- Bereich inzwischen keine „Bewegung“ kritisierte regional extrem unter- fen. Da wahrscheinlich noch mehr der CSU mehr ausmachen. Der Antrag schiedliche Übertrittsquoten. Ute Ei- Schulen betroffen sind, sieht die Op- wurde vom Plenum mit Mehrheit der ling-Hütig (CSU) formulierte dagegen: position die Ganztagsgarantie aus der CSU abgelehnt. Die BLLV-Präsidentin „Noten sind unabdingbar für Leis- Regierungserklärung des Minister- fordert stundenweise zwei Lehrkräfte tung“, um „einsortieren zu können“. ff präsidenten in Frage gestellt. vh in bestimmten Klassen. vh bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 23 II CARTOON cartoon c meissner Fe r n s e h e n bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 24 II THEMA ESSAY Chris Bleher „Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht! ...“ – der Vers aus der Dreigroschenoper spottet über „die Unzulänglichkeit menschlichen Strebens“. Doch der Vorgriff auf Künftiges gehört zum Kern des Menschseins. Im Spannungsfeld zwischen Jetzt und Irgendwann hat auch Bildung sich zu verorten. Ein Versuch über Orakel, Megatrends und die tiefere Bedeutung des Begriffs Weitsicht. rechts: Annäherungen (I): Drunter und drüber zugleich – ein Widerspruch? > bayer i sche schu l e II #2 2015 II s 25 II THEMA ESSAY bayer i sche schu l e II #2 2015 II s 26 II THEMA ESSAY links: Annäherungen (II): Eine Frage des Standpunkts – Großes klein, Kleines groß d a standen sie also und baten um Rat. Är- wann man sät, düngt oder ausrückt, um die Ernte einzufahren. mere Zeitgenossen durften nur geschlos- Wo man anfangs nur den Flug der Schwalben verfolgte oder sene Fragen stellen, sie sahen eine weiße Frösche auf Leitern beobachtete und solches mit dem Erfah- Bohne für „Ja“, eine schwarze für „Nein“. rungswissen von Generationen abglich, kann man nun kurz Wohlhabende wurden eines echten Dia- vor acht Plögers keilförmigen Tiefausläufern über den Heb- logs für würdig erachtet. Hinter kultischer riden beim Strömen zuschauen. All das hat zu tun mit Vorher- Kulisse verbarg sich ein Priesterorden, der das Wissen der sage – nicht mit Weitsicht. Zu diesem Begriff gleich mehr. wirkte er in Politik und Geistesleben der Antike hinein unterhalten „Zukunftslabore“ oder holen sich Expertise und blieb selbst unerkannt. Das Orakel von Delphi war das von Universitäten. Die FU Berlin oder die RWTH Aachen Google der Antike. („thinking the future“) gelten als führend. Auch private 27 Veritable Unternehmen vertrauen keinem Orakel. Sie Wenn's drauf ankommt, bescheiden wir uns nicht mit Unternehmensberatungen haben sich auf die Dienstleistung dem Hier und Jetzt. Dann wollen wir es genau wissen. Dann Fern-Sehen spezialisiert. Z-Punkt heißt eine. Der Geschäfts- starren wir sogar auf die Tentakel eines Tintenfischs namens führer des Kölner Unternehmens sagte der „Wirtschaftswo- Paul, wie bei der Fußball-WM 2010. Fingert er nach der che“, Zukunftsforscher seien früher „so etwas wie Hofnar- Miesmuschel mit dem schwarz-rot-goldenen Fähnchen? Hin- ren“ gewesen, heute gehöre Zukunftsforschung zum Un- terher erlauben wir uns eine kindische Freude darüber, dass ternehmen „wie Rechnungslegung oder Marktanalyse“. das Orakel aus dem Sea Life Center von Oberhausen sämt- Z-Punkt errechnete zum Beispiel im Auftrag von BASF den liche Spiele der Deutschen bis zum Ausscheiden im Halbfi- wahrscheinlichen Anstieg des Meeresspiegels, das Chemie- nale richtig vorhergesagt hat. unternehmen nutzte die Kennwerte, um einen Kunststoff bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Welt bei sich versammelte. Durch seine Weissagungen II THEMA ESSAY Veritable Unternehmen unterhalten Zukunftslabore Oder wir befragen Hans-Werner Sinn. Einmal im Monat zu entwickeln, der Bausteine so verfestigt, dass bedrohte verkündet der Ökonom vom Münchener ifo-Institut seine Länder daraus ein effizientes Küstenschutzsystem bauen Konjunkturprognose namens „Geschäftsklima-Index“. Bis auf können – vorausgesetzt, sie können es sich leisten. eine Stelle hinter dem Komma bündelt er die gefühlte Wahrheit einer überschaubaren Schar von Managern. Auf der Visioning & Scouting Basis dieser Zahl wiederum werden Investitionsentscheidungen getroffen. Durchaus verwandt mit dieser tautologischen Fondsgesellschaften setzen auf Megatrends. Dieser Praxis ist seriösere Meinungsforschung. Hans-Magnus En- Begriff bezeichnet Entwicklungen mit epochalem Charakter, zensberger mokierte sich schon 1965 über das „Orakel vom Entwicklungen, welche die gesamte Welt betreffen und Bodensee“, das Institut für Demoskopie Allensbach, und ent- mindestens drei Jahrzehnte anhalten. Darunter subsumiert deckte eine „strukturelle Ähnlichkeit mit den mantischen man Phänomene aus der Demografie oder dem Klima-wan- Praktiken der Alten Welt“. del ebenso wie aus Gesundheit oder Bildung. Der Hinter jedem Blick in die Zukunft verbirgt sich ein Inte- Luxemburger Fonds „Schroder ISF Global Demographic resse. Auch der Wetterbericht ist nicht entstanden, weil man Opportunities“ etwa investiert bevorzugt in Unternehmen gerne wissen wollte, ob es sich lohnt, den Regenschirm mit- der Biotech- und Gesundheitsbranche – mit beachtlichem zunehmen. Seit Menschengedenken hängt es vom Wetter ab, Renditezuwachs. > rechts: Annäherungen (III): Die Wirklichkeit übersteigen – im Unten das Oben II THEMA ESSAY Wirklich weitsichtig war Brechts „Radiotheorie“ In den Zukunftswerkstätten mit Namen wie „Corporate Natürlich sind LeBlancs Kunden nicht bescheuert. Sie er- Foresight“, Strategic Foresight“ oder „Creavis“ wird derweil warten keine Bauanleitung für das Perpetuum Mobile. Der getüftelt, dass es raucht: Amazon erprobt das Zustellen von Grund, warum sie sich nicht auf naturwissenschaftliche oder Paketen per Drohne, Evonik erzeugt ein Vorprodukt für Ple- soziologische Expertise beschränken, ist einfach. Der „Zeit“ xiglas nicht aus Erdöl sondern mit Hilfe von Bakterien, VW erklärte LeBlanc: „Neue Produkte werden in immer rasche- erprobt schon seit Jahren das selbstfahrende Auto – mit dem ren Zyklen auf den Markt gespült, damit wächst auch der unauffälligen Golf-Modell auf der A 93. Der Konzern zieht kreative Druck auf die Entwickler.“ Was sie suchen, seien auch Soziologen, Psychologen, Ökonomen zu Rate, um he- schlicht „neue Inspirationsquellen“. rauszufinden, inwieweit die Technologie auch in der Bevöl- 28 der unter dem Label „Visioning & Scouting“ zusammen mit bayer i sche schu l e II #4 2015 II s kerung ankommt. Siemens beschäftigt gar einen Physiker, einer Handvoll Wissenschaftler an den Trends des nächsten Vierteljahrhunderts arbeitet. Immer wieder kommen Visionäre mit den Verantwortlichen aus den Fachabteilungen zusammen, etwa um herauszufinden, wie Windenergie in Wasserstoff verwandelt und gespeichert werden kann. Dann d ie Imaginationskraft von Autoren wie Stanislaw Lem scheint enorm. Jules Vernes' Landsmann und Zeitgenosse Albert Robida etwa ersann einen Prototypen der heutigen „Webinare“: Eine seiner Protagonistinnen wird nicht für das Studium der Rechtswis- senschaften zugelassen. Sie verfolgt die Vorlesungen über sitzt schon mal ein Zeichner mit am Tisch, der Szenarien den Spiegel ihres Boudoirs und hat über ein „Telefonoskop“ sichtbar macht. Es ist die kapitalförmige Art von Weitsicht: Zugriff auf die Skripte. Bertolt Brecht wiederum kann als Getrieben von der Angst, im Kampf um die höchste Rendite Vordenker der sozialen Netzwerke gelten: Anfang der 30er vom Markt zu verschwinden. Jahre entfaltete der Dichter die Vision eines Volksempfängers, der zugleich Sender sein könnte. Verkehrsplaner in der Fantasy-Bibliothek Brechts „Radiotheorie“ war weitsichtig im eigentlichen Sinn: Er dachte einen Fortschritt im Namen eines echten ge- Wer weit nach vorne sehen will, zapft sogar die Kraft- sellschaftlichen Nutzens. Nicht ahnen konnte er, dass eine quellen der Fantasy- und Science-Fiction-Literatur an. In hel- Art Informatiker-Geheimbund den Traum von der unzen- len Scharen pilgern gestandene Manager zu Thomas sierten und kostenfreien Vernetzung gleicher Subjekte in LeBlanc. Der ehemalige Mathematik- und Physiklehrer hat den Alptraum einer weltweiten Profitmaschine verwandeln eine „Fantasie-Bibliothek“ von 250.000 Werken wie Perry würde. Dass der permanente Austausch Big Data erzeugen Rhodan oder Startrek aufgebaut. Unter den Besuchern waren würde, jenes Meer von Daten, in dem unsichtbare Trawler die Verkehrsplaner vom Deutschen Zentrum für Luft- und mit gigantischen Fangnetzen fischen, gegen die das Spitzel- Raumfahrt. Sie ließen sich eine Datenbank zusammenstellen, wesen der Stasi ein Verein von Hobbyanglern war. Statt die Anregungen lieferte für Alternative Antriebssysteme nachhaltiger gesellschaftlicher Entwicklung also: Käuferpro- oder auch eine Polizeisirene, die man nur via Autoradio file, Verhaltensprognostik. hören würde. Das hessische Wirtschaftsministerium dagegen Jeder zu weite Vorgriff birgt Gefahr – wenn er den eige- erhoffte sich von LeBlanc ein Dossier zur Nanotechnologie. nen Standpunkt nicht kennt oder verkennt. Der Philosoph Fündig wurde er in dem SciFi-Thriller „Die Reise ins Ich“. Ernst Bloch konnte in seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoff- > bayer i sche schu l e II #2 2015 II s 29 II THEMA ESSAY bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 30 II THEMA ESSAY links: Annäherungen (IV): Wenn sich Innen und Außen durchdringen – es werde Licht! nung“ noch den „Vorschein“ in Kunst, Architektur, Musik gehen. Neuer Nationalismus werde entstehen und damit ausmalen. Konnte die Träume vom besseren Leben deuten auch Rassismus. Erst wenn die Angleichungsprozesse poli- als Vorstufe zur „docta spes“, der „begriffenen Hoffnung“. tisch gemeistert wären, könnte man eine Einheitswährung Konnte hoffen, dass ein aufgeklärtes Bewusstsein den einführen. Der „Stern“ erinnerte an Gysis Rede, auf Face- Marx'schen Imperativ einlösen würde, „alle Verhältnisse book wurde sie mehr als 260.000 mal geklickt. Viele kom- umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein mentierten sie als „prophetisch“. Konnte den Bogen spannen zurück von einer besseren kommen gerade in den Schulen an. In Form von unbegleite- Zukunft in ein noch unerfülltes Hier und Jetzt. ten minderjährigen Flüchtlingen. Die Lehrer sollen selber s sehen, wie sie mit denen zurechtkommen. Angesichts eines o viel Zukunftsschwärmerei rief Gegenreflexe rasanten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels er- 31 Die Folgen einer von Grund auf verfehlten EU-Politik hervor. Hans Jonas veröffentlichte 1973 „Das scheint es als fahrlässig kurzsichtig, wenn eine Bildungsbe- Prinzip Verantwortung – Versuch einer Ethik hörde kein „Zukunftslabor“ unterhält. Wenn sie sich für die technologische Zivilisation“. Sein kate- stattdessen selbstzufrieden zum Großen Bruder aufspielt, gorischer Imperativ lautet: „Handle so, dass Ziele, Inhalte und auch noch die Wege des Lernens vor- die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der schreibt und kontrolliert. Wenn sie versucht, neue Formen Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ Der des Lernens nach Kräften zu verhindern statt mit aller Kraft Bioethiker ging davon aus, dass Menschen verantwortlich Konsequenzen für das Ganze zu ziehen, wie es derzeit die für ihr Handeln sind – und damit für all jene Lebewesen, die Finnen tun (s. S. 34). bayer i sche schu l e II #4 2015 II s geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist." II THEMA ESSAY Zur Nächstenliebe muss „Fernstenliebe“ kommen nicht frei entscheiden können oder noch gar nicht existieren. Angesichts eines nie gekannten Fortschritts von Technik und Noch immer zu viel Kaiserreich Vernichtungstechnik müsse zur Nächstenliebe auch die „Fernstenliebe“ kommen. Weitsichtiges Handeln bedeutet Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat einmal in einem Jonas zufolge: Die schlechtere Prognose der besseren vor- Vortrag die „paramilitärische Struktur“ der heutigen Schule zuziehen. kritisiert, sie sei noch immer nicht entscheidend über die Ein Beispiel für Weitsicht in diesem Sinn ist eine Bundes- ständisch sortierten Disziplinierungsanstalten des Kaiser- tagsrede von Gregor Gysi gegen die Einführung des Euro, reichs hinausgewachsen. Schulen müssten aufbrechen. Die die sich anhört, als wäre sie auf den Streit um die Schulden neuen Lerninhalte, so formulierte er es in einer überra- Griechenlands im Frühjahr 2015 getextet worden und nicht schenden Wendung, seien jedoch die alten, die Hum- am 23. April 1998: Man könne einen Kontinent nicht über boldt'schen: In jedem Schüler sei auch ein anderer, der Geld einen. Die Integrationspolitik müsse scheitern, „weil „jenseits seines Berufes seinen inneren Weg finden muss“. die Voraussetzungen nicht stimmen“. In einem „Europa der Diese Gedanken „organisch auf den neuesten Stand zu Banken“ würden politische Entscheidungsräume schrump- bringen“, sei die Herausforderung. Wie man das schafft? fen, die erklärte Exportorientierung Deutschlands müsse auf Über dem Tor zum Orakel von Delphi stand dieser wahrhaft Kosten der Länder auch in der europäischen Peripherie weitsichtige Rat: „Erkenne dich selbst!“ // bayer i sche schu l e II #2 2015 II s 032 II EDITORIAL Annäherungen (V): Mitten drin und doch am Rand bayer i sche schu l e II #2 2015 II s 033 II EDITORIAL rechts: Annäherungen (VI): Aus dem Hier ins Dort – Keine Ferne ohne Nähe bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 34 II THEMA FINNLAND Nordlicht Armi Mikkola* Wo Finnland ist, ist vorn. Das hat lange Zeit für Pisa gegolten. Während sich andere Länder an die Spitze schieben, erfinden sich die Skandinavier neu. Sie entwickeln gerade Lehrpläne, die sich konsequent an Kompetenzen orientieren und Fächergrenzen überwinden. Auch die Lehrerbildung wird dementsprechend umgekrempelt. Skizze aus einem radikal zukunftsorientierten Bildungsministerium. > * Die Autorin ist Ministerialrätin für Bildung und Kultur/Übersetzung: alma lingua > Die Lernumgebungen in unseren Schulen können nicht länger nur auf Wissensvermittlung zielen bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 36 II THEMA FINNLAND f ür Finnland ist Kompetenz das wichtigste Kapi- delle zu aktivieren, Tätigkeiten selbstständig zu organisie- tal. Die Menschen werden sich mehr und mehr ren, Zusammenhänge zu verstehen. in vieldeutigen Kontexten bewegen und immer komplizier- Man hat erheblich in Geräte und Internetanschlüsse in- tere Probleme lösen müssen. Lernen wird ganzheitlicher. vestiert, doch die Pädagogik und Arbeitskultur der Schulen Nicht nur Finnland, die Menschheit steht vor Problemen, für hat sich nicht entsprechend geändert. Die Lehrer hatten deren Lösung es nicht ausreicht, ein Fach oder einen Beruf noch keine ausreichende Möglichkeit, jene grundlegenden zu beherrschen. Gefragt sind Denkfähigkeit, Kreativität, In- und kreativen Arbeitsweisen zu erlernen, die durch digitale novationskraft, in der Schule ebenso wie am Arbeitsplatz. Lernumgebungen möglich werden. Schulen und Lehrer be- Gefragt ist auch die Fähigkeit, mit sehr verschiedenen Men- nötigen Hilfe bei der Einführung solcher Arbeitsweisen und schen und Gemeinschaften auszukommen. -modelle, die die Schüler aktivieren. Auch bei der Grund- Für viele neue Tätigkeiten in entstehenden Berufen gibt ausbildung ist sicherzustellen, dass die künftigen Lehrer es keine fertige Wissensgrundlage. Wissen ist ständig neu über die entsprechenden Fertigkeiten zur Planung und Ent- zu erwerben – über die bestehenden Wissenschafts- und wicklung von Lernumgebungen verfügen. Fachgrenzen hinaus. Die Ausbildung muss dem gerecht werden. Gerade erneuern wir die Grundlagen der Lehr- Lehrbefähigung der Zukunft pläne – was wir alle zehn Jahre tun. Sie sind die Basis für den Erwerb von fächer- und wissenschaftsübergreifenden Fähig- Der Lehrer der Zukunft muss Anforderungen in vier Be- keiten und Fertigkeiten. Die Lehrer müssen durch Fortbil- reichen erfüllen: Gute Sachkenntnis über das Lernen und dung befähigt werden, entsprechende Vorgehensweisen Lehren, gute Kenntnisse zu den Inhalten des Fachgebiets anzuwenden. Die Kernaufgabe der Schule wandelt sich vom oder Lernfachs, soziale und ethische Fähigkeiten, vielseitige Unterrichten zur Unterstützung des geistigen Wachstums Kompetenz in der schulischen Arbeit. Diese Kriterien sind und Lernens der Lernenden. an sich nicht neu. Neu ist die Art, diese Bereiche zusammenzudenken. Sie sind in vielerlei Weise miteinander verknüpft, Neue Lernumgebungen die wesentliche Entwicklungsaufgabe der Lehrerbildung heißt dementsprechend: Ihr Ineinandergreifen zu unterstüt- Die Lernumgebungen in unseren Schulen können nicht länger nur auf Wissensvermittlung zielen. Sie müssen helfen, zen. Das wiederum setzt voraus, dass Grund- und Fortbildung der Lehrer einander ständig ergänzen. Verständnis und Erkenntnis zu entwickeln. Beispiel Technik: Internationale Vergleiche zeigen, dass die berufliche Die Digitaltechnik bietet schon heute Hilfsmittel für die Weiterentwicklung finnischer Lehrer verbessert werden Wechselwirkung von Lehren und Lernen. Es mangelt aber muss. Nur wenige Lehrer haben einen persönlichen Bil- an Wissenspraktiken und Konzepten, mit denen auf neue dungs- und Entwicklungsplan. Die Chancen von Lehrern, Weise eine soziale Wechselwirkung geschaffen werden eine Fortbildung zu erhalten, sind zwischen den Landes- kann. Technik an sich fördert ja nicht das Lernen. Die Lern- teilen sehr unterschiedlich. Die Schule der Zukunft braucht umgebung muss vom Lernenden ausgehen, muss ihn darin Reformen bei der Förderung, den Inhalten und der Struktur unterstützen und stärken, im Zusammenarbeiten Denkmo- der beruflichen Entwicklung der Lehrer. Vorbild in der Schulgemeinschaft zulässt. Die wichtigste Auf- Lehrerbildung der Zukunft braucht auch hochwertige For- gabe der Schule ist es daher, den Boden für eine Gesellschaft schung. In der Unterrichtsarbeit werden bessere und moder- des Vertrauens zu bereiten. Und von Lehrern kann erwartet nere Erkenntnisse über die Mechanismen, über die werden, dass sie über ihr Fach hinausdenken, mit anderen Voraussetzungen, Möglichkeiten und Gefährdungen des Ler- Berufen kooperieren. So werden die Schüler in Problemsitua- nens und Lehrens benötigt. Solches Wissen hilft, neue Lern- tionen die jeweils angemessene fachliche Hilfe erhalten. formen zu verstehen und zu schaffen. Auch solche, die Finnland hat einen Vorteil gegenüber vielen anderen moderne Technik nutzen. Die Forschung muss aktiver als bis- europäischen Ländern: Die Lehrerausbildung ist bei uns eine her Foren bereitstellen, auf denen die Wissenschaftler und der beliebtesten Bildungsrichtungen für junge Menschen. Schulen sich begegnen können. Die Universitäten können unter den kompetentesten und motiviertesten Bewerbern auswählen. Die jüngsten Ergeb- rufs wird angesichts von wirtschaftlichen und sozialen Proble- nisse der TALIS-Studie der OECD (Teaching and Learning men der Gesellschaft immer wichtiger. Demokratie, die International Survey) belegen, dass finnische Lehrer enga- Würde des Menschen, aktive Staatsbürgerschaft und das giert sind, ihre Arbeit schätzen und sich darin wohl fühlen. Wohlergehen der Menschen sind Ziele, die durch alltägliche Finnische Lehrer erleben auch, dass ihre Arbeit gesellschaft- Entscheidungen in der Schule gefördert werden sollten. Von liche Wertschätzung erfährt. Gute Voraussetzungen, die Lehr- den Schülern kann man keine wesentlich besseren Fähigkei- befähigung und Lehrerausbildung im internationalen Ver- ten zur Interaktion und Beteiligung erwarten, als das alltägliche gleich noch weiter zu verbessern. // DAS FINNISCHE ABC DER VERÄNDERUNG Für die Schulreform, die ab Herbst 2016 umgesetzt wird, wurden Klassenzimmer nicht nur Lehrer befragt sondern auch 60.000 Schüler. Viele Lehrer gegen, dass die Schüler die Klassenzimmer häufiger verlassen waren skeptisch gegenüber den Plänen aus Helsinki. Die finnische und auf dem Land oder in der Stadt unterwegs sein werden. Lernen soll Spaß machen. Dem kommt ent- Schulmanagerin Marjo Kyllönen begründete gegenüber der britischen Tageszeitung „Independent“ den radikalen Bruch mit den Kompetenzen Finnland denkt Schule künftig konsequent vom Konventionen so: „Wir müssen unser Bildungssystem dringend Lernprozess des Schülers her. Nicht mehr die Inhalte stehen im überdenken, so dass es unsere Kinder besser auf das Leben von Mittelpunkt sondern Fähigkeiten (s. Fächer). morgen vorbereitet. Es gibt immer noch Schulen, die so unterrichten wie vor hundert Jahren.“ Das neue System wird bis 2020 erprobt, Mitbestimmung Bisher haben die Lehrer fachbezogen unter- dann soll es landesweit etabliert werden. richtet und den Stoff vorgegeben. Jetzt sollen sie auch bei den Klassenarbeiten ihre Lernmedien freier wählen dürfen und ein Fächer Anstelle von Fächern sollen bald nur noch Themenge- Buch ebenso wie das Internet benutzen dürfen. Sogar bei der Be- biete, sogenannte „Phänomene“, unterrichtet werden. So können notung sollen sie in gewissem Maße mitreden dürfen. Schüler dann etwa Themenkomplexe wie „Cafeteria Service“ oder „Europäische Union“ wählen (s. Mitbestimmung), die dann Mi- Schreibschrift Statt Schreibschrift zu üben, sollen die Kinder schungen aus verschieden Fächern enthalten. Computertastaturen bedienen lernen. Wo keine Geräte zur Verfügung stehen, sollen die Schüler in Druckbuchstaben schreiben Frontalunterricht Die Kinder sollen sich den Stoff künftig ver- stärkt in Arbeitsgruppen erarbeiten. und sich nicht um das Verbinden der Buchstaben kümmern. Einige Lehrer plädieren dafür, weiterhin auch die Schreibschrift nutzen zu können. Dieser Punkt war unter Lehrern sehr umstritten. Ganzheitlichkeit Der Lehrplan sieht sieben Kompetenzbereiche vor. Unter anderem: Kulturen kennenlernen, Beherrschen der Unterrichtsplanung Die Lehrer planen ihre Stunden fortan Informationstechnologien, Fähigkeit, umfassend zu recherchieren, im Team. Nach anfänglicher Skepsis sind bereits Dreiviertel von Arbeitswelt und Unternehmertum, Nachhaltigkeit. ihnen auf den neuen Ansatz vorbereitet worden. cb bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 37 Auch die ethische und soziale Dimension des Lehrerbe- II THEMA FINNLAND Entwicklung und Erneuerung der Lehrbefähigung und p Manfred Prenzel 39 II THEMA LEHRERBILDUNG „Braucht es wirklich drei Phasen?“ In bald sechs Jahren haben Sie an der School of Education griffen. Bei uns bleibt dann eine Auswahl von Studierenden, rund 900 Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet. Wie viele sind die ein klares Interesse am Lehramtsstudium mitbringen. eigentlich tatsächlich Lehrer geworden? So gut wie alle. Einige wenige schlagen nach dem Bachelor die Das Studium selbst scheint diese Motivation sehr zu fördern. wissenschaftliche Laufbahn ins Fachstudium ein. Naturwis- Es gilt ja als sehr praxisorientiert. senschaften für die Gymnasien, technische Fächer für den Die Praxisphasen sind sehr wichtig, da können sich die Stu- gewerblichen Bereich – unsere Fächer sind eben nachgefragt. dierenden frühzeitig vergewissern, inwieweit das Lehramt wirklich das richtige für sie ist. Bei uns sind es im Bachelor- Für eine fast hundertprozentige Trefferquote braucht es wohl Studiengang 40 Tage. nicht nur eine hervorragende Lehre, sondern auch die geeigneten Studierenden. Ihr Auswahlverfahren scheint hervorra- Gar nicht so viel. gende Prognosen zu produzieren. An den deutschen Hochschulen gibt es große Unterschiede in Wir machen Aufnahmegespräche vor Beginn des Bachelorstu- den Praktikumstagen, die angeboten oder verlangt werden. diums und dann nochmal vor Beginn des Masters of Education. Mancherorts sind es 100. Entscheidend ist aber nicht die Wenn wir Schwierigkeiten sehen, schlagen wir Alternativen Menge, sondern die Qualität des Praktikums: Ist es gut vorbe- vor, die werden unserer Erkenntnis nach auch dankbar aufge- reitet, ist es begleitet, ist es gut nachbereitet? > bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Interview: Chris Bleher und Birgit Dittmer-Glaubig Bildungsforscher Prenzel über die Zukunft der Lehrerbildung – und die School of Education der TUM als Vorbild Solange das jeder Hochschule selbst überlassen bleibt, wird nationsmöglichkeiten von Fächern, wie wir sie im Moment sich flächendeckend kaum ein höherer Standard erreichen haben, sind dramatisch. Die Betreuung und die qualifizierte lassen. Ausbildung der Studierenden wird erheblich schwieriger bei Die Frage ist, wie 1. und 2. Phase grundlegend miteinander 20, 30 Möglichkeiten. Auch die Studienkoordination wird verschränkt sind. Im Augenblick geschieht die Verschrän- extrem aufwändig, die Anteile der Studierenden in den jewei- kung – in manchen Bundesländern mehr als in anderen – über ligen Fächern sind dann ja relativ klein. ein Praxissemester. dauer hinaus? Man weiß doch besser, wovon man redet, wenn man die Praxis Im Vergleich zu anderen Ländern verwenden wir sehr viel Zeit erfahren hat. für die Ausbildung. Mit Studium und Referendariat kommen Ja, in den Fachdidaktiken etwa können ganz andere Fragen auf- wir auf sieben bis acht Jahre, und dann kommt erst die Be- kommen, manchmal auch in den Fachwissenschaften. Aber im rufseingangsphase. Muss das denn so sein? In Finnland hat Augenblick sind 1. und 2. Phase noch zu wenig verschränkt, als man eine einphasige Lehrerbildung, nach fünf Jahren sind die dass man diesem Anspruch wirklich gerecht werden könnte. Leute Lehrer. Und die machen ihren Job nicht schlecht. Wie sollte die Lehrerbildung der Zukunft denn aussehen? Moment mal: Die Lehramtsstudierenden werden doch im Gut, denken wir einmal im großen Maßstab. Da muss ich Schnitt immer jünger, sie kommen direkt von der Schule in ein zunächst feststellen: Wir haben in Deutschland ein paar unge- verschultes Studium und übertragen dann als Lehrer einen schriebene Gesetze der Lehrerbildung. Erstens: Es braucht drei verengten Lernbegriff. Phasen. Muss das so sein? Staaten wie Finnland brauchen das Ein langes Studium muss doch nicht automatisch verschult offensichtlich nicht. Zweitens: Als künftige Lehrkraft braucht sein. Warum machen die Studierenden nicht zum Beispiel ein 40 man mindestens zwei Fächer, manchmal noch einige mehr, Jahr Praktikum an einer Schule im Ausland? Ich würde sie in plus die Bildungswissenschaften. Das ist wohl deshalb ein un- die weite Welt schicken, Helsinki, Singapur, Madrid, egal. geschriebenes Gesetz, weil so vor allem die Verfügbarkeit und Wenn ich die Sorge habe, dass sie vom prallen Leben nichts Einsetzbarkeit der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen fle- mitkriegen, dann brauchen wir vielleicht auch eine Praxis- xibler gestaltet werden kann. Drittens: Wir brauchen ein 1. und phase in Betrieben. Wir müssen auch darüber nachdenken, 2. Staatsexamen. Da gäbe es ja auch andere Modelle. wie wir die Studienseminare mehr mit den Universitäten ver- II THEMA LEHRERBILDUNG Sollte man nicht mehr Theorie-Anteile in die 2. Phase packen? bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Laufen Ihre Vorschläge nicht auf eine Verkürzung der Studien- koppeln. Da braucht man viel mehr persönlichen Vis-à-visUnd wie würden Sie die drei Phasen umgestalten? Austausch, man braucht Lernorte. Wir brauchen ein Konzept Ein Beispiel: Jemand studiert Mathematik und schließt nach mit Praktikumsschulen, mit Seminarschulen. drei Jahren mit einem Einfach-Bachelor ab. Jetzt fragt er sich, ob er Lehrer werden soll. In diesem Fall könnte ein Auswahl- Sie haben da an der TUM ein tolles Netzwerk aufgebaut. Das gespräch kommen, … wird nicht jede Uni mal eben so organisieren können. Man braucht eine neue Logistik, richtig. Wenn wir über die ... so wie es bei Ihnen an der School of Education der Fall ist, ... Verzahnung nachdenken, müssen wir über institutionelle Zu- … ja, weil das zu diesem Zeitpunkt eben interessanter ist. Nun ordnung nachdenken. geht man also in einen zweijährigen Master, der die Mathematik durch massive Fachdidaktik und Praxisanteile Berufswis- Die kostet. senschaften für die Schule zuspitzt. Dann kann man die zweite Ja, das ist nicht ganz trivial: Aus welchen Mitteln bezahlen wir Phase relativ stark in diesen Master integrieren. Oder ich die Leute, die wir aus der zweiten Phase zu uns holen wollen? mache einen dreijährigen Master und integriere. Seminar-Rektoren zum Beispiel. Man verzichtet dann ganz auf weitere Fächer? Wenn ich Seminar-Rektoren haben will, kann ich nicht einfach Ich hätte noch einen anderen Vorschlag: Nach fünf Jahren Un- sagen: Kommt mal! Das machen die eine Zeit lang, weil sie terricht könnte man ein Aufbaustudium in einem zweiten Fach engagiert und interessiert sind. Es muss aber systematisch dazunehmen. Die Nebenwirkungen einer Vielzahl von Kombi- passieren. Da braucht es eine Klärung der institutionellen Prof. Dr. Manfred Prenzel, 63, gründete vor sechs Jahren die School of Education an der TU München und ist deren Ordinarius. Vor einem II THEMA LEHRERBILDUNG Jahr wurde er Vorsitzender des Nationalen Wissenschaftsrats. Er war Koordinator des Pisa-Tests für Deutschland. Zuständigkeit. Auf alle Fälle könnte es ein Austauschkonzept Nochmal zur Frage der Eignung: Sie haben eben die Persön- geben. Es kommt also zum Beispiel jemand von der Universität lichkeit des Lehramtsstudierenden angesprochen. Wie stark und geht in die zweite Phase, macht dann auch mal fortge- fällt die bei der Auswahl der Studierenden ins Gewicht? führte Fachdidaktik, und irgendwann tauscht man sich aus. Wenn man in einem Auswahlgespräch mit Selektion die Per- Noch hängt zu viel ab von persönlichem Engagement. sönlichkeit zum Kriterium macht, kriegt man ein Problem. Den Zugang zu einer Erstausbildung darf man nicht an der Zukunftsvision des BLLV ist der Stufenlehrer. Jemand, der für Persönlichkeit festmachen. Wir orientieren uns an den Stan- die Sek I studiert hat, würde in egal welcher Schulart diese dards für den Lehrerberuf. Wir versuchen vor allem zurück- Stufe unterrichten. zumelden, wie groß der Abstand ist, wo man sich noch Da wäre ich vorsichtig. Es kommt aufs Schulsystem an: Bei entwickeln müsste. einem integrierten System hat man da kein Problem. Bei einem differenzierten wie in Bayern stößt man je nach Schulart Würden da Assessment-Center vor Studienbeginn helfen? auf andere Schülermerkmale mit anderen Herausforderungen. Oder gar digitale Selbstevaluation? Da braucht man unterschiedliche Didaktik, Diagnostik, viel- Ich glaube nicht, dass man bei einem 18-Jährigen sagen kann, leicht muss man sogar ein anderer Mensch sein. ob er der perfekte Lehrer wird. Ein Assessmentcenter wäre Man könnte dafür schon – mal in Ihrem Sinne gedacht – die extrem aufwändig, und zuverlässiger ist es nicht. Es bringt Praxisphase erweitern: Sekundarstufen-Lehrer machen ein mehr, die Entwicklung zu beobachten. Und durch digitalisierte Grundschulpraktikum und umgekehrt. Öffnet die Köpfe! Aber Evaluation hält man möglicherweise diejenigen vom Studium ehrlich gesagt: Ich finde Praktika, die auf der Stufe angesiedelt ab, die selbstkritisch sind. Da setzen sich die mit der breiten sind, wo dann auch unterrichtet wird, sinnvoller. Brust durch. > bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 41 „1. und 2. Staatsexamen? Es gäbe auch andere Modelle“ Für Gespräche, wie Sie sie durchführen, braucht man Zeit und die richtig eingesetzt? Wenn sie nicht ausreichen, müssen sie Personal. Sollte man so etwas trotzdem zum allgemeinen sich im inneruniversitären Kampf stärker positionieren. Standard machen? Es ist extrem personalintensiv. Wir geben mit den Lehrkräften Und inhaltlich? der Referenzschulen im dritten oder vierten Semester eine Sie sollten sich auch fragen, wie sie die Studienkonzeptionen Rückmeldung. besser aufeinander abstimmen können. Wie man Lehrveranstaltungen eingebaut kriegt, in denen die Lehramtsstudieren- Da wäre es noch nicht zu spät? den auch mal unter sich sind und nicht dauernd mit den Im Sinne der Polyvalenz: nein. Nach drei oder vier Semestern Fachstudierenden zusammen. Nach einführenden Veranstal- ist zum Beispiel der Weg in die Lebenswissenschaften noch tungen könnte man ein Übungsangebot nur für die Lehramts- nicht verschlossen. Am Ende der zweiten Phase gibt es ge- studierenden machen, die haben ja andere Fragen und könnten wisse Tötungshemmungen, man fühlt sich verantwortlich für sich dann auch als Gruppe erleben. Man könnte ihnen auch Schicksale. Insgesamt läuft es zum Beispiel viel besser im Me- einen Tutor geben, der aus der Didaktik kommt. Man kann die dizinstudium: Da bekommen die Professoren in ihrem Berufs- Übungsaufgaben mit anderen Fragen verbinden. In der Lehrerbildung haben wir keine Rückmeldung. Universi- Klingt gut, aber wie eine institutionalisierte Lösung wirkt es täten schneiden sich selbst ab, wenn sie sagen: Die machen noch nicht wirklich. bei uns die 1. Phase – und Tschüss. Die Verantwortung liegt Die Zentren für Lehrerbildung sind ein Zwischenstand. Noch dann bei der 2. Phase. Wenn die hinterher nicht gut unterrich- hängt vieles von der Hochschulleitung ab. Häufig sind es nur ten, heißt es, das ist nicht unsere Schuld – und umgekehrt. Koordinierungsstellen. Für Medizinstudierende geben wir al- Was empfehlen Sie? renden. Wenn wir ein aufwändiges Studium am Krankenbett 42 lerdings ein Vielfaches aus im Vergleich zu LehramtsstudieWeiterverfolgen, wie die Wege unserer Absolventen aus- ermöglichen, brauchen wir auch ein Lehramtsstudium mit bayer i sche schu l e II #4 2015 II s II THEMA LEHRERBILDUNG alltag mit, was diejenigen, die sie ausgebildet haben, können. schauen. Wir müssen die Alumnis pflegen. In unserer School Praxisphasen und Begleitung. Die Lehramtsstudierenden in of Education haben wir eine Datenbank angelegt mit Absolven- Vorlesungen mit 500 Leuten stecken und meinen, dass dann tinnen und Absolventen, die wir als Mentoren einsetzen wollen. gute Lehrer rauskommen, das geht nicht. // Eine Kollegin in der Mittelschule ist gefragt worden, ob sie die Funktion eines Coachs übernehmen möchte, sie würde Studierende für das Lehramt an Mittelschulen über mehrere Jahre begleiten. Die sollen schon im zweiten oder dritten Semester unterrichten und bekommen dann eine kontinuierliche Rückmeldung. Ein gutes Modell, oder? Das ist das, was wir hier an der TUM praktizieren. Die 40 Tage Praktikum verbringen die Studierenden an einer Schule mit einer betreuenden Person. Wir geben ihnen Aufträge mit in die Praktika. Zum Beispiel: Erkunde die Schule, versuche, dir ein Bild davon zu machen, wie diese Schule funktioniert! Noch immer sind die Lehramtsstudierenden in etlichen Universitäten das fünfte Rad am Wagen. Was lässt sich noch von Ihrem Modell der School of Education übertragen? Wir sind hier mit einer gewissen Macht ausgestattet. Wir können immer wieder kontrollieren, inwieweit die Ressourcen, die TUM VERZAHNT PRAXIS UND STUDIUM Die TUM ist die erste Fakultät für Lehrerbildung und Bildungsforschung in Deutschland. Vorbild waren international erfolgreiche Vorbilder wie die Stanford School of Education. Die TUM hat über Jahre hinweg ein Netzwerk an Partnerschulen und mehr als 50 Re- für die Lehrerbildung vorgesehen sind, in den Fakultäten auch ferenzschulen aufgebaut. Besonderer Wert wird auf die Verzahnung wirklich für die Lehrerbildung eingesetzt werden. Die Unis von Praxis und Studium gelegt. Zudem gibt es Eignungsgespräche müssten viel mehr fragen: Wo sind die Ressourcen und werden im Rahmen eines Auswahlverfahrens. s leitartikel Fritz Schäffer* Auf Sicht fahren Es vergeht kaum ein Sonntag, an dem nicht die Bedeutung der Bildung rhetorisch herausgestrichen wird. Wenn das Thema so wichtig ist, sollte man erwarten können, dass die Politik einen Plan hat, wo sie hinsteuern will und wie sie zu diesem Ziel gelangen kann. Doch die Bildungspolitik fährt seit Jahrzehnten auf Sicht. Mit blindem Reform-Aktionismus begegnet sie dem vermeintlichen Zwang, auf politische Stimmungen reagieren zu müssen. Vor allem die Wählerschaft soll beruhigt werden. Inhaltliche Visionen, zukunftsfeste Strategien? Fehlanzeige. Beides erfordert Weitsicht und Expertise – und Der Bedarf an durchdachten Konzepten liegt auf der Hand. Nur einige Beispiele: Schweinezyklus. Massenhafte Arbeitslosigkeit und Lehrermangel wechseln sich stetig ab. Nicht selten tritt der Mangel in der einen Schulart gleichzeitig auf mit dem Bewerber-Überfluss in der anderen. Eine sinnvolle Planung muss endlich die Kleinräumigkeit der Märkte, die strikt nach Schularten und Bundesländern getrennt sind, überwinden. Demografische Entwicklung. Während in manchen Regionen, wie in München, die Schu- II THEMA LEITATRIKEL den Mut, Altes und Überholtes gegen die Widerstände der Besitzstandswahrer zu überwinden. die Lehrerversorgung reicht in Kreisen mit vielen kleinen Standorten nicht mehr aus. Wo bleibt das Konzept, das Wohnortnähe mit Qualität vereinbart? Regionale Schullandschaften der Zukunft müssen die Voraussetzung für erfolgreiches regionales Bildungsmanagement von der frühkindlichen über die schulische und außerschulische bis zur Erwachsenenbildung bieten. Inklusion. Diese Mega-Aufgabe wird weitgehend planlos vorangetrieben. Es fehlt an einem klaren Konzept, wie notwendige Ressourcen und Kompetenzen langfristig an die Regelschulen verlagert werden können. Überfällig ist ein klar definierter Ausbauplan, der sich nicht nur auf die Profilschulen beschränkt. Und der Widerspruch zwischen dem Ziel der Inklusion und einem selektiven Schulsystem bleibt völlig ausgeblendet. Gymnasium. Diese Schulart ist zum Paradebeispiel für planlose ad-hoc-Reformen geworden. Dass die Mittelstufe plus die Probleme lösen würde, glauben nur die Allerahnungslosesten. Neben all diesen schulorganisatorischen Herausforderungen stellt sich die grundlegende Frage, wie sich der Bildungsbegriff in einer digitalisierten Informationsgesellschaft wandeln muss. Nicht einmal ein Versuch, sich dem Thema mit der notwendigen Tiefe zu widmen, ist auszumachen. Gäbe es für all diese Aspekte richtungsweisende Konzepte, dann wüsste man auch, wie sich die Lehrerbildung in Zukunft entwickeln soll. Momentan bleiben die tiefgreifenden gesellschaftlichen und pädagogischen Veränderungen weitgehend ausgeblendet. Unstrittig ist lediglich, dass der Berufsfeldbezug erhöht werden muss. Doch auch da fehlt es an überzeugenden Konzepten, wie diese alte Forderung endlich in die Realität umgesetzt werden kann. Ein einzelnes Bundesland wie Bayern soll und kann die notwendigen Konzepte nicht im Alleingang entwerfen. Deutschland muss die bildungspolitische Kleinstaaterei, die zu zahlreichen Ungerechtigkeiten führt und die die Mobilität zwischen den Ländern erschwert, endlich überwinden und zu einer bundesweit abgestimmten, planvollen Konzeption der Bildungslandschaft gelangen. Es ist höchste Zeit für einen Bildungsrat auf nationaler Ebene. // *Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im BLLV b ayer i sche schu l e II #4 2015 II s ders ganze Landstriche schulisch zu veröden. Schulen werden geschlossen, Schulleitungen fusioniert, 43 len und Kindertagesstätten überbelegt sind und es an Räumen wie an Personen fehlt, drohen woan- AKADE M I E S 2015 40 SEPTEMBER BIS NOVEMBER 2015 Praxisseminar Referendariat AKADEMIE Tipps für ein erfolgreiches Referendariat an Gymnasien 44 II SERVICE AKADEMIE HEIT bayer i sche schu l e II #4 2015 II s HEIT it e mINa Rv O RS CHa U 2015 32 und Realschulen 19.09.2015, MÜNCHEN 2015 33 2015 25 Individuelles Stimmscreening & Sprechbildung kompakt Schwierige Gespräche führen, mit Ärger umgehen, Kritik äußern 20. – 22.11.2015, KOCHEL AM SEE 2015 36 Elterngespräche und Elternabende erfolgreich gestalten Gemeinsam an einem Strang ziehen 17.10.2015, MÜNCHEN 2015 28 Mit Achtsamkeit fitter für den (Schul-)Alltag Effektive Techniken für mehr Wohlbefinden 24.10.2015, MÜNCHEN Akademie 2015 41 Die erfolgreiche Bewerbung Schwierige Kinder und Jugendliche in Schule und Unterricht Konkrete Tipps zur zielgerichteten Konfliktbewältigung 21.11.2015, MÜNCHEN Praxisorientiertes Wissen für Schulleiter/innen 13.10.2015, MÜNCHEN 2015 27 Rhetorik in Konfliktsituationen (In Kooperation mit der Georg-von-Vollmar-Akademie) Gezielte Beratung und Training für Studierende & Berufseinsteiger/innen 10.10.2015, REGENSBURG A 26K ASchule D E erfolgreich M I E und rechtssicher leiten 2015 Stimme – Selbst – Bewusstsein Ihr Werkzeug Stimme nachhaltig stärken 14.11.2015, MÜNCHEN 2015 37 Lernen verstehen? – Verstehen lernen! Effektive Förderung der individuellen Lernprozesse 28.11.2015, MÜNCHEN Ausführliche Seminarausschreibungen sowie Anmeldung unter www.akademie.bllv.de Für die Anerkennung als eine die staatliche Lehrerbildung ergänzende Maßnahme ist der Dienstvorgesetzte verantwortlich. Dienstbefreiung kann beantragt werden. (In Kooperation mit den Fachgruppen Gymnasium/Realschule) Intensiv-Seminar für Lehrer/innen an Realschulen und Gymnasien 24.10.2015, MÜNCHEN 2015 29 Moderne Unterrichtsmethoden im Schulalltag Effektiv, abwechslungsreich und reflektiert unterrichten 29.10.2015, MÜNCHEN 2015 30 EWS-Prüfungsvorbereitungsseminar intensiv 31 Gut vorbereitet ins 1. Staatsexamen! 34 Psychologie + Schulpädagogik 35 13. – 14.11.2015, WÜRZBURG 20. – 21.11.2015, DACHAU Kompetent, gesund und selbstwirksam als Beratungsfachkraft Effektive und praxisorientierte Hilfen Eine Kooperation der BLLV-Akademie und der PTK Bayern Fortbildungstag am 20.10.2015, München Information und Anmeldung: akademie.bllv.de/beratungsfachkraft Alles in trockenen Tüchern: Familien werden künftig noch stärker abgesichert Verbesserungen beim Kindergeld Das Bundeskabinett hat beschlossen, den steuerlichen Grund- Kinderfreibetrag (aktuell 7.008 Euro einschl. Freibetrag für Be- freibetrag, den Kinderfreibetrag und das Kindergeld rückwir- treuung und Erziehung oder Ausbildung): kend ab 1. Januar 2015 sowie den Kinderzuschlag am 1. Juli • Anhebung ab 1.1.2015 um 144 Euro auf 7.152 Euro 2016 anzuheben. Damit will die Bundesregierung die verfas- • Anhebung ab 1.1.2016 um weitere 96 Euro auf 7.248 Euro sungsrechtlich gebotene Anhebung der steuerlichen Freibeträge umsetzen. Kindergeld (aktuell 184 Euro für das erste und zweite Kind, 190 Euro für das dritte Kind und 215 Euro für das vierte Kind und Im Einzelnen sieht der Gesetzentwurf die Anpassung der weitere Kinder): folgenden Leistungen vor: • Anhebung ab 1.1.2015 um 4 Euro monatlich je Kind • Anhebung ab 1.1.2016 um weitere 2 Euro monatlich je Kind Grundfreibetrag (aktuell 8.354 Euro): • Anhebung ab 1.1.2015 um 118 Euro auf 8.472 Euro Kinderzuschlag (aktuell max. 140 Euro monatlich): • Anhebung ab 1.1.2016 um weitere 180 Euro auf 8.652 Euro • Anhebung ab 1.7.2016 um 20 Euro monatlich bbb/ds b ayer i sche schu l e II #2 2015 II s 46 II SERVICE DIENSTRECHT links: So eine Erstausstattung kostet. In diesem Fall wie in acht weiteren erhalten aktive Beamte einen Vorschuss. Dietmar Schidleja* Das Bayerische Finanzministerium hat eine Neufassung der Vorschüsse werden nur an aktive Beamte und Arbeitneh- Bayerischen Vorschussrichtlinien veröffentlicht. Zuvor war der mer gewährt. Versorgungsempfänger und Beamte auf Widerruf Entwurf dem Bayerischen Beamtenbund (BBB), dem Dachver- im Vorbereitungsdienst (zum Beispiel Lehramtsanwärter) sind band des BLLV zugeleitet worden. Unverzinsliche Gehaltsvor- ausgenommen. Neu ist die Möglichkeit, einen Vorschuss zu schüsse sind aus folgenden besonderen Anlässen möglich: erhalten, wenn die Arbeitszeit kurzfristig verringert wird, um einem Angehörigen zu helfen, der plötzlich pflegebedürftig • Wohnungswechsel aus zwingendem Anlass. geworden ist. Dies ist ausdrücklich zu begrüßen. • Beschaffen oder Erstellen einer angemessenen Wohnung Während bisher nur 2.556,46 Euro (für Autokauf von Schwer- 47 Ebenso erfreulich ist die Anhebung der Vorschusshöhe: • Beschaffen von Möbeln und Hausrat aus Anlass der Eheschließung oder der Begründung einer eingetragenen Le- behinderten 3.579,04 Euro) gewährt wurden, werden die benspartnerschaft, des erstmaligen Bezugs einer eigenen Höchstbeträge auf 5.000 Euro und 7.500 Euro für Autokauf von Wohnung, sowie der Ehescheidung oder Aufhebung einer Schwerbehinderten und Verringerung der Arbeitszeit zur eingetragenen Lebenspartnerschaft. Überbrückung einer plötzlichen Pflegebedürftigkeit von Ange- b ayer i sche schu l e II #4 2015 II s am Dienstort einschließlich seines Einzugsgebietes. II SERVICE DIENSTRECHT Neue Vorschüsse möglich • Erstausstattung eines Säuglings oder Kleinkindes, für das der Beschäftigte Anspruch auf Kindergeld hat. • Ungedeckter Verlust von Möbeln, Hausrat und Bekleidung, zum Beispiel durch Brand oder Wasserschaden. • Zahnersatz, Krankheit oder Tod, soweit die notwendigen Auf- hörigen angehoben. Die Tilgung erfolgt in höchstens 40 Monatsraten in Höhe von mindestens 100 Euro. Der Vorschuss wird nur auf schriftlichen Antrag bewilligt. Die Antragsvordrucke finden sich auf der Homepage des Landesamts für Finanzen und sind an die zuständige Bezügestelle des LfF zu richten. wendungen nicht durch sonstige Leistungen oder im Todesfall durch einen Nachlass des Verstorbenen abgedeckt sind. Vorschüsse dürfen nicht zu einer untragbaren Verschuldung • Schwere Erkrankung, Ableben und Bestattung von unter- führen. Im Rahmen der zulässigen Höchstbeträge können stützungsbedürftigen, beihilferechtlich nicht berücksichti- Vorschüsse aus verschiedenen Anlässen nebeneinander bewil- gungsfähigen Familienangehörigen. ligt werden. Sind aus demselben Anlass mehrere Beschäftigte • Verringerung der Arbeitszeit zur kurzfristigen Überbrückung berechtigt, so kann der Vorschuss nur einmal bewilligt werden. einer plötzlichen Pflegebedürftigkeit von Angehörigen im Vorschüsse dürfen nicht bewilligt werden, soweit für denselben Sinn des Art. 4 BayBG. Zweck sonstige Leistungen zustehen. • Beschaffen von Kraftfahrzeugen durch Schwerbehinderte mit einer nicht nur vorübergehenden Behinderung von min- Gleichzeitig treten umfangreiche Vollzugshinweise zu destens 70 v. H. oder von mindestens 50 v. H. bei erheblicher der Vorschussrichtlinie (VollzBayVR) in Kraft. Die Abteilung Gehbehinderung, wenn sie ein eigenes Kraftfahrzeug für das Dienstrecht und Besoldung des BLLV hat sofort nach Inkraft- Zurücklegen des Weges zwischen Wohnung und Arbeits- treten der neuen Regelungen ein aktuelles Merkblatt mit stätte benötigen und innerhalb von 5 Jahren vor Stellen des den entsprechenden Einzelheiten auf der Homepage des Antrags kein Vorschuss aus gleichem Anlass gewährt wurde. BLLV veröffentlicht. // *Stellvertretender Leiter der Abteilung Dienstrecht und Besoldung im BLLV Dietmar Schidleja Schieflagen beseitigen Die Landesdelegiertenversammlung des BLLV hat auf Vorschlag der Abteilung Dienstrecht und Besoldung den Leitantrag „Neues Dienstrecht weiter entwickeln – Arbeitsbedingungen verbessern!“ beschlossen. Hier eine Zusammenfassung der Bayern hat die Kompetenzen der Föderalismusreform in In den nächsten Doppelhaushalten muss ein entsprechen- bundesweit einmaliger Form genützt und unter anderem ins- der Beförderungskegel aufgebaut, bestehende Schieflagen gesamt über 45.000 zusätzliche Beförderungsmöglichkeiten müssen beseitigt werden. geschaffen. Im Besoldungsgefüge steht der Freistaat damit im der Schulen zu belassen und für die Verbesserung der Der BLLV bekräftigt sein Bekenntnis zum verfassungsrecht- Rahmenbedingungen sowie für wichtige Aufgaben im Bereich lich verankerten Berufsbeamtentum auch für Lehrkräfte. Der der Schulen (zum Beispiel Inklusion, Ganztag, individuelle 48 Ländervergleich an der Spitze. Die Stellen aus der demografischen Rendite sind im Bereich Beamtenstatus gewährleistet, dass die notwendigen staatli- Förderung, Asylbewerberkinder, kleine Grundschulen) zu bayer i sche schu l e II #4 2015 II s II SERVICE DIENSTRECHT Kernaussagen und -forderungen. chen Leistungen zuverlässig zur Verfügung gestellt werden. verwenden. Der BLLV erhebt daher folgende Forderungen: Damit die Lehrkräfte die vom Staat übertragenen Aufgaben erfüllen können, sieht der BLLV es als unverzichtbar an, dass Besoldung und Laufbahn diese universitär ausgebildet, adäquat fortgebildet, motiviert • Zuordnung aller Lehrämter zur vierten Qualifikationsebene und im Vergleich zur Wirtschaft und der Entwicklung der Le- inklusive der besoldungsrechtlichen Zuordnung (Eingangs- benshaltungskosten im Land angemessen bezahlt werden. amt A 13) Dies ist weiter unabdingbar für die Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften. Dringend notwendig ist eine Reform • Aufbau eines Beförderungskegels für alle Lehrkräfte nach folgendem Muster: der Lehrerbildung, die auch einen flexiblen Einsatz zwischen • zwei leistungsbezogene Beförderungsämter den Lehrämtern ermöglicht. Alle Lehrämter sind statusmäßig • Stellenanteil im Eingangsamt 35 Prozent. der vierten Qualifikationsebene zuzuordnen und mit einem Master abzuschließen. Vorrangige Leistungshonorierung ist für den BLLV nach wie vor die Bereitstellung von Beförderungsmöglichkeiten, durch Im 1. Beförderungsamt 35 Prozent, im 2. Beförderungsamt 30 Prozent. • Entsprechende strukturelle Konsequenzen und Ausbringung von Stellen im Haushalt für Führungsämter im Bereich die dauerhafte Leistungen im Wege der Bestenauslese hono- • Schulleitung riert werden. Deshalb müssen für Lehrkräfte an Grund-, Mit- • Seminarleitung tel-, Förder- und Realschulen die bestehenden Beförderungs- • Schulberatung möglichkeiten ausgebaut werden. Der BLLV fordert daher, für • Schulverwaltung die leistungsbezogene Besoldung zusätzliche Mittel bereitzu- • Anwärterbezüge deutlich anheben stellen und dem beliebigen Zugriff zur Haushaltssanierung zu • Bestehende leistungsbezogene Besoldungselemente (Prä- entziehen. Das Neue Dienstrecht hat an den Grundsätzen der Beam- mien, Zulagen, Stufen) beibehalten und ausbauen • Ballungsraumzulage ausbauen tenversorgung festgehalten. Zur Sicherung des Systems muss • Sonderzahlung mindestens auf bisherigem Niveau halten der Versorgungsfonds weiter entwickelt werden. • Wiederbesetzungssperre abschaffen Bei der Besoldung sind Bayerns Beamte bundesweit Spitze. BBB-Vorsitzender Rolf Habermann sieht dennoch weiteren grundlegenden Bedarf zur Fortentwicklung des Neuen Dienstrechts. Bei der LDV in Augsburg begründete er die Forderungen. • Weiterhin Teilhabe an der allgemeinen Einkommensentwicklung Versorgung • Bisherige Grundsätze der Beamtenversorgung beibehalten • Definition der Lehreraltersgrenze als Ende des Schuljahres, Arbeitszeit das dem vorangeht, in dem die jeweilige gesetzliche Alters- Unterrichtspflichtzeit der verschiedenen Lehrämter harmoni- grenze erreicht wird sieren: • Insbesondere muss die Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte an Grund-, Mittel- und Förderschulen reduziert und der an anderen Schularten angeglichen werden • Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit und des Ruhestandseintritts (z. B. Möglichkeit, vor der gesetzlichen Altersgrenze mit zumutbaren Abschlägen in den Ruhestand zu treten) • Keine Versorgungseinbußen bei Bundesland-Wechsel • Aufbau bzw. Ausbau eines Stundenpools zum Ausgleich besonderer Belastungen Weitere Arbeitsbedingungen • Leitungszeit für Schulleitungen deutlich ausbauen • Wirkungsvolle Maßnahmen zum Erhalt und ggf. Wiederher- Teilzeit/Beurlaubung • Umsetzung des Arbeitsplatzschutzgesetzes stellung der Lehrer/innengesundheit • Derzeitige Teilzeit- und Beurlaubungsmöglichkeiten beibehalten • Antragsmöglichkeiten für Altersteilzeit und die Freistellungsjahre ausbauen Einstellungen • Bereitstellung ausreichender Planstellen, um den Lehrerbedarf abzudecken Wider die Regulierungswut Was tun, wenn Schüler E-Zigaretten rauchen? Wie ist mit dem Elternbeirat zu verfahren? Wie sind Probearbeiten durchzuführen? Dürfen Eltern im Unterricht hospitieren? Kaum eine Frage, die das Ministerium nicht regeln würde. Der BLLV findet: Es gibt Wichtigeres. Und hat der Verrechtlichung und einer übertriebenen Bürokratisierung von Schule den Kampf angesagt. Ein Plädoyer für mehr Vertrauen und Eigenverantwortlichkeit. links: Darf das Fleißbärchen wirklich blau sein? Irgendwo gibt es dazu garantiert eine Bestimmung. Erlasse, Bekanntmachungen und kultusministerielle Schrei- Bayern, jeder Schulleiter ist auch Leiter einer Be- ben, desto mehr Verunsicherung bei Schulleitern und Lehrkräf- hörde. Ja. Schulen sind aber weder von der Struktur ten. Und desto mehr Belastung. Die Handelnden werden von noch von der Intention her mit dem vergleichbar, was ihren eigentlichen pädagogischen Aufgaben abgehalten. Die im Allgemeinen als Behörde gilt. Bei Schulen geht es zentrale Voraussetzung für die Verwirklichung eines pädagogi- nicht um das Abwickeln von verwaltungsrechtlichen schen Profils einer Schule sind moderne und zeitgemäße Abläufen, sondern um pädagogische Prozesse. Es Organisationsformen und durchdachte Verwaltungsstrukturen. kann nicht primäre Aufgabe von Schule sein, Statistiken zu er- Schulleitung und Lehrerkonferenz benötigen keine Regelflut stellen und Rechtsvorschriften und Verordnungen anzuwenden. sondern mehr Freiheiten und Kompetenzen. Der BLLV kritisiert überbordende Bürokratie und Verrechtlichung von Schule und hat auf der Landesdelegiertenversamm- Regeln laden ein, sie anzufechten Kernaufgaben erkoren. 51 lung in Augsburg den Kampf gegen diese Übel zu einer seiner Detaillierte Regelungen und Festlegungen sind oft schlicht Die pädagogische Freiheit beziehungsweise Verantwortung Ausdruck bürokratischen Übereifers. Sie schränken Schulleiter der Lehrkräfte ist von vielen Seiten bedroht, von der Bürokratie und Lehrkräfte in ihrer Selbständigkeit und Eigenverantwort- der Schulverwaltungen, von Anwälten, die von Eltern beauftragt lichkeit ein. Jede generelle Festlegung und Verordnung erleich- wurden und nicht zuletzt vom Gesetz- und Verordnungsgeber. tert Anfechtungen gegen schulische Entscheidungen und Je mehr Bürokratie an Schulen, umso mehr Verrechtlichung. schränkt damit auch die pädagogische Verantwortung ein. Da sich Schulen nicht in einem rechtsfreien Raum bewegen, Brauchen wir wirklich eine mehrseitige Anleitung, wie mit brauchen Schulleiter und Lehrkräfte natürlich Rechtssicher- Schülern umzugehen ist, die eine E-Zigarette rauchen? Brau- heit. Aber rigide Formen des Verwaltungshandelns, eine Flut chen wir wirklich Anweisungen, dass und wie wir mit dem El- von Erlassen, Verfügungen und Rechtsverordnungen, die selbst ternbeirat kooperieren sollen? Ist es wirklich sinnvoll, bis ins Fachleute und Juristen nicht mehr überblicken, erzeugen Ver- kleinste Detail Probearbeiten in der 4. Jahrgangsstufe zu regu- unsicherung und damit auch pädagogische Blockaden. lieren? Muss sich wirklich das Ministerium darum kümmern, Wir brauchen vielfältige Lösungen vor Ort, und die erfordern ob Eltern im Unterricht hospitieren dürfen? pädagogische und nicht juristische Professionalität. Wir brau- Die Zuteilungs- und Auslesefunktion von Schule und ihre chen ein hohes Maß an Sachkompetenz, an Verantwortung und Konsequenzen für den Bildungsweg fördern den Druck und die vor allem an Entscheidungsfreiheit. Schulen benötigen einen Belastung immens. Immer häufiger wird versucht, die Folgen viel größeren Entscheidungsspielraum und Zeit für pädagogi- einer zweifelhaften Schulpolitik mit Regelungen abzufedern. sche Maßnahmen und Gespräche. Diese Zeit darf nicht durch So aber entsteht ein sich selbst verstärkender Kreislauf: Die unnötige doppelt und dreifach zu erstellende Statistiken, durch vielen Regeln laden geradezu ein, schulische Entscheidungen Befragungen, Controlling, Monitoring und vieles mehr einge- formal anzufechten. Der Weg aus diesem vermeintlichen Teu- schränkt werden. felskreis ist klar: Weniger Erlasse, weniger Bestimmungen und Sicher, manche Schulleiter und Lehrkräfte rufen nach mehr weniger Festlegungen wären in einer pädagogischen Schule rechtlich klaren Regelungen. Der Grund dafür ist klar: Die mehr als hilfreich. Rahmenbedingungen würden genügen, Vielzahl der Vorschriften und Festlegungen erzeugt Angst, diese würden ermöglichen, dass Schulen eigenverantwortlich Fehlentscheidungen zu treffen. Je mehr Rechtsvorschriften, und vor allem pädagogisch entscheiden können. // *Verbandspolitische Leiter der Rechtsabteilung des BLLV bayer i sche schu l e II #4 2015 II s j ede einzelne Schule ist eine Behörde des Freistaates II SERVICE RECHT Hans-Peter Etter* f Die Netzwerkerin bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 52 II PORTRAIT simone fleischmann Das Team bedeutet ihr viel, die Offenheit für andere Standpunkte ebenso. Wer meint, mit so einer hätte man leichtes Spiel, ist selbst schuld. Der kennt nicht die andere Seite der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Chris Bleher > Mit dem Lebensgefährten im Biergarten. Sie bezeichnet ihn als ihr „wichtigstes Korrektiv“ s ie hat gut 1.400 Facebook-Freunde. Einer von auf wissenschaftliche Expertise und politische Forderungen ihnen bekundete im Netz seine Freude darü- des BLLV, indem sie teilt, was geht. „Schulbeginn erst um ber, dass erstmals eine Frau an die Spitze des 9 Uhr – Lehrerverband will Modellversuch“, „Bayerns Leh- Verbandes gewählt wurde. Unfreiwillig rer/innen wollen keine Turboschule – Bildungsklick.de“. komisch formulierte er, Simone Fleischmann Solche Sachen. Ein langer Thread mit hundertfachem Dank sei „nach 153 Jahren endlich Präsidentin des BLLV gewor- an und von Weggefährten aus ihrer Zeit als Leiterin der den“. Ein anderer merkte dazu an: „Respekt, Simone, hast Anni-Pickert-Volksschule in Poing („Eine Schule sagt dich gut gehalten!“ Diese Schmonzette zeigt zweierlei. pfüadi“/SZ) mischt sich hinein. Und gerne auch eine Prise Erstens: Wo Simone Fleischmann ist, geht es kaum sauertöp- Glamour. Da präsentiert sich frau schon mal Seit' an Seit' mit fisch zu. Zweitens: Wo Simone Fleischmann ist, weht der Regisseur Christian Stückl bei der Premierenfeier von Zeitgeist von hinten. Nabucco und schwärmt: „Geniale Aufführung!“ In den Sozialen Netzwerken treibt sie sich schon lange Die Adler-Nutzer erinnern sich noch an ein Fernsehquiz, herum. Während manches ehrwürdige Verbandsmitglied bei dem ein Gast mit einer „typischen Handbewegung“ sei- noch mit der alten Adler tippt, lässt sie seit Jahren die Finger nen zu erratenden Beruf vorstellen musste. Simone Fleisch- auf dem Tablet tanzen. Via Facebook verstärkt sie das Echo mann hätte sich schwer getan damals bei Robert Lembke im bei ihren 44 Jahren. Was wäre denn die typische Handbewe- nehmer berichteten, große Begeisterung. Die eigentliche gung für: „Netzwerkerin“? Aber genau das könnte auf ihrer Pointe aber war die: Es war gar nicht Fleischmanns alleinige Visitenkarte stehen. Schon als Schulleiterin war sie das Entscheidung, mal eben alles umzustellen. Das hatte sie mit freundliche Gesicht des Hauses, wenn sie morgens am Tor ihren Präsidiumskollegen Gerd Nitschke und Tomi Neckov stand und die rund 800 Schüler, Kollegen, Angestellten per- abgesprochen. Und das „mal“ in der Ankündigung signali- sönlich begrüßte. Das Typische ließe sich nicht in einer sierte, dass die nächste Sitzung schon wieder eine andere Handbewegung fassen, eher in der Mimik, der Gestik, dem Sitzordnung mit sich bringen könnte. Das ist Führungsstil ganzen Auftritt. Bei offiziellen Begegnungen geht das so: à la Fleischmann: Mitnehmend, manche sagen: mitreißend. Munterer Blick in die Augen des Gegenübers, fester Hände- Allemal das Ergebnis langjähriger didaktischer Erfahrung druck, Wangenkuss für das vertrautere männliche Gegen- und psychologischer Schulung. Pragmatisch. Authentisch. über. Die Frage „Wie geht's dir?“ intoniert sie verbindlich, Angesichts der großen Aufgabe, einen streitbaren Ver- nicht beiläufig floskelhaft. Ein kesser Spruch, gerne im ober- band mit 60.000 Mitgliedern zu führen, war ihre wichtigste bayerischen Dialekt, und schon ist man beim Thema. Ist ja Frage an sich selbst gewesen: „Kann ich ich bleiben?“ Sie nicht ewig Zeit. wusste: Den Wenzel geben, das würde nie und nimmer gelingen. Wäre auch vollkommen unglaubwürdig. Inzwischen Pragmatisch. Authentisch. Didaktisch gut hat sie wieder und wieder gespiegelt bekommen: ihre Art kommt an. Zu der gehört auch eine Frage, die sie gerne an- „Teamplayerin“ – auch diesen Begriff reklamiert sie deren stellt: „Wie siehst denn du das?“ Nicht, weil sie es gerne für sich. Sicher nicht zu Unrecht, das war sogleich an selbst nicht wüsste. Sie ist interessiert am anderen Stand- der Sitzordnung im großen Sitzungssaal der Geschäftsstelle punkt, gespannt auf eine andere Sicht. Ohne Angst, den am Bavariaring zu erkennen. Zu Zeiten von Präsident Wil- eigenen zu verlieren. Ganz gelassen. helm Ebert, 92, tagte man an einer Tafel, bestehend aus Diese Gelassenheit kann schon mal als aufreizend erlebt schweren Eichentischen. Man saß auf grüngepolsterten Ses- werden. So jedenfalls ging es drei Mandatsträgern vor drei seln, einer davon hatte eine höhere Lehne: seiner. Die Nach- Jahren. Fleischmann chauffiert die Gruppe im geliehenen folger Dannhäuser und Wenzel bevorzugten das offene Mercedes, A-Klasse, ihrer Mutter von einer Tagung in Jena Tisch-Rechteck. Als die First Lady nun zum ersten Plenum nach Hause. Autobahn, sengende Sonne, die Klimaanlage die Mitstreiter des Verbandes versammelte, verkündete sie: kühlt, was das Zeug hält. Da stottert der Motor. Der Wagen „Wir machen das jetzt mal anders!“ Und ließ die Damen und ist ihr nicht vertraut, sie hat den Spritverbrauch unterschätzt. Herren des Landesvorstandes an sechs Tischgruppen Platz Vielleicht würde der Schwung noch reichen, die kilometer- nehmen. Sie sollten sich erst mal untereinander austauschen. lange Steigung hinaufzukommen, dahinter jedenfalls, so ver- Austausch war das Thema, die Sitzordnung angemessen. sichert der ortskundige Beifahrer, kommt eine Tankstelle. > 55 Nach anfänglicher Skepsis herrschte schließlich, wie Teil- bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Ersten Deutschen Fernsehen – ohnehin schwer vorstellbar II PORTRAIT Die wichtigste Frage an sich selbst war gewesen: „Kann ich ich bleiben?“ bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 56 II PORTRAIT „Über den Vorwurf ideologisch zu sein, kann ich nur lachen. Das ist eine Killer-Phrase.“ Statt nun nervös zu werden oder gar Panik zu verbreiten, Fleischmann retournierte: „Über den Vorwurf ideolo- bleibt die Fahrerin ganz ruhig. Und tatsächlich: Gerade so gisch zu sein, kann ich nur lachen. Das ist eine Killer-Phrase. kommen sie hinauf und rollen auf der anderen Seite bergab Es wäre ja schrecklich, wenn die Mitarbeiter aus dem Minis- bis vor die Zapfsäule. terium sagen würden: ,Cool, jetzt kommt die Fleischmann, mit der fahren wir einen Schmusekurs'.“ Wenn man aber Ideologisch. Konfliktfreudig Ideologie so verstehe, „dass ich das Schulsystem ändern will, dann bin ich gern ideologisch". Am Ende solcher Sen- Das Vertrauen ins Team, verbunden mit einer charmanten tenzen senkt sie gerne die Stimme und blickt dem Gegen- und unbekümmerten Art – das mag so manchen Beobachter über freundlich herausfordernd in die Augen: Ok, du bist der Wahl im Mai dazu verleitet haben, insgeheim zusammen- dran! Oder setzt nach: Sie sehe sich selbst nicht ideologisch zuzählen: Frau, Volksschullehrerin, nahbar – unterm Strich: sondern realistisch. „Wir Lehrerinnen und Lehrer sind die leicht zu handhaben. Das Gegenstück zu „Scharfmacher“ wahren Experten, wir sind die Profis. Unsere Aufgabe als Wenzel. Stil des Vorgängers war, Gesprächspartnern aus der BLLV ist es, den Finger in die Wunde zu legen." So las man vornehmen Distanz heraus mit geschliffener Rhetorik die Un- es dann in den Zeitungen. zulänglichkeiten des Bildungssystems vor Augen zu führen. Wenzel beobachtete seine Nachfolgerin in den Momenten, Unbeirrbar. Ungemütlich. Nicht parteilich in denen sie von Journalisten bedrängt wurde und sich dagegen wehrte, aufs Klischee von der Kuschel-Pädagogin fest- Weh tut dieser Finger jenen Politikern, die leugnen, dass gelegt zu werden – und war fasziniert, wie sie das geschafft es da so was wie Wunden überhaupt gibt. Denn Fleischmann habe. „Zum Frau sein gehört auch die Kompetenz“, Sätze wie wird gehört. Ihre Stimme ist in allen kleineren und großen diesen habe sie nicht aggressiv geäußert, sondern „stand- Medien wahrzunehmen, mitsamt stichhaltigen Argumenten. haft, aus einer klaren Haltung heraus“. Auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks etwa: Wer Simone Fleischmann besser kennt, weiß: es wäre Die neue Präsidentin „will in Bayern ein Zwei-Lehrer-Prinzip gefährlich, freundliche Verbindlichkeit mit Einfalt zu ver- durchsetzen“. Die Steuereinnahmen, so wird sie landauf, wechseln. Zahlreiche bayerische Bildungspolitiker hatten ja landab zitiert, seien von 2010 bis 2014 um 23,7 Prozent acht Jahre lang Gelegenheit, sie als Vorstandsmitglied ken- gestiegen, die Bildungsausgaben nur um 15,7 Prozent. nenzulernen, sie würden ihr diesen Gefallen auch nicht tun. Eine Zweitkraft müsse ja auch nicht permanent anwesend Umgekehrt: Konservative Vertreter des Kultusministeriums sein, und es könnten Förderlehrer ebenso sein wie Logo- sähen in ihr eine „ideologisch“ und „gut geschulte, konflikt- päden, Therapeuten, Heilpädagogen oder Psychologen. freudige Verbandspolitikern“, sagte ihr ein Reporter der Die Zeitschrift „Focus“ zitierte sie mit ihrer Begründung, „Welt“ bei einem Gespräch für ein Porträt, die seien über solche „multiprofessionellen Teams“ seien etwa in Nieder- ihre Wahl „nicht begeistert“. sachsen längst üblich. Im Mittelpunkt – im Pavillon des Münchner Hofgartens Die unbeirrbare Art hat ihr bei manchen den Spitznamen „Löwin“ eingetragen. Die ungemütliche Seite bekam einmal tanzen. Auf alle Menschen offen zugehen, mit allen reden – das ist mein Ding.“ eine gute Freundin zu spüren. Die sprach Fleischmann etwas Vorurteilsfrei und offen miteinander umzugehen, das schräg auf ihren Lebensgefährten an. Der ist Malermeister, haben ihr die Eltern vorgelebt. Der Vater aus dem oberpfäl- geschätzter Gesprächspartner auf ihren zahlreichen gesell- zischen Markt Kastl war Lehrer, später Schulrat und Sachge- schaftlich-politischen Events, ihr wichtigstes „Korrektiv“, bietsleiter in der Regierung von Oberbayern, die Mutter aus wie Fleischmann selbst sagt. Warum sie nicht mit einem dem oberbayerischen Wasserburg ist gelernte Schneiderin. Akademiker zusammen sei, wollte die Freundin wissen. Das Und Simone, das wohlbehütete Einzelkind, hatte schon früh Verhältnis zu ihr ist seither deutlich abgekühlt. Dünkel oder zu tun mit den Kindern des rauen Hochhausviertels Hasen- Überheblichkeit sind ihr verhasst. bergl. Der Vater unterrichtete dort und nahm sie schon als Und wer ihr Parteilichkeit vorwerfen wollte, weil sie etwa Dreijährige immer wieder mal mit in die Schule. Und dort auf dem SPD-Parteitag mit den Herren Sozialdemokraten „korrigierte“ der Dreikäsehoch mit Buntstiften in den Heften das Tanzbein geschwungen hat, wird sofort belehrt: „Ich der Schüler. Niemand nahm es ihr übel. Sie aber wusste, gehe auch zur CSU, und wenn mich Horst Seehofer auf- kaum den Windeln entwachsen, was sie werden will: Lehre- fordern würde, würde ich selbstverständlich auch mit ihm rin. Noch so eine typische Eigenschaft: Zielstrebigkeit. // RUND UM D Verständnisintensives Lernen: Wir sind dabei ViL’ler aus Jena die Kooperation und die intensive Mitarbeit unserer bayerischen Kolleginnen und Kollegen sehr bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 58 II VERBAND schätzen. Ausdruck dessen ist die Wahl unserer Kollegin Verständnisintensives Lernen (ViL) - das ist unser Lern- Kerstin Menzl in den Vorstand des ViL e.V. Neben Ute Wal- begriff im BLLV. Der 2013 gegründete Verein ViL e.V. in denburger und Axel Weyrauch ist sie die Dritte im Vor- Jena ist nun auch unsere Heimat. Der Verein trägt das Erbe stand und übernimmt so die Koordination von ViL Bayern des „Entwicklungsprogramms für Unterricht und Lern- und Jena. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Konzeption qualität“ (E.U.LE). Es wurde von 2004 bis 2014 von der Je- einer neuen Ausbildungsgruppe mit interessierten baye- naer „Arbeitsstelle Verständnisintensives Lernen“ in rischen Lehrerinnen und Lehrern und die Weiterbildung Kooperation mit dem Thüringischen Kultusministerium der bereits bestehenden ViL-Lehrer zu ViL-Trainern. durchgeführt. Fast ebenso lang währt die Zusammenarbeit mit dem BLLV. E.U.LE und jetzt ViL e.V. sprechen Lehr- Informationstag in Nürnberg kräfte aller Schularten an. Unterrichtsentwicklung soll angeregt, Lehrkräfte sollen unterstützt werden, ihre Inter- Die Landesdelegiertenversammlung des BLLV gab grünes aktionsroutinen und ihre methodisch-didaktische Choreo- Licht für diese beiden Bausteine und beschloss einstim- grafie auf das Verstehen der Schülerinnen und Schüler mig, dass ViL in Bayern weiterleben soll. Hier heißt es: Die auszurichten. Wesentlich dafür ist die Fähigkeit zu profes- „Kooperation mit dem Verein Verständnisintensives Ler- sionell kontrollierten Perspektivwechseln, zum „Verste- nen e.V. in Jena soll ausgebaut und weitere Aus- und Wei- hen zweiter Ordnung“: Neben dem – ganz individuellen terbildungen für BLLV-Interessierte sollen angeboten – eigenen Verstehen der Lehrpersonen wird das – ganz werden. Entsprechende Kosten für die Aus- und Weiter- individuelle – Verstehen der Lernenden und die Wahrneh- bildung sollen einerseits von den Teilnehmer/innen und mung der Unterschiede zwischen beiden eingeschlossen. andererseits vom BLLV getragen werden.“ Bayerische Erfahrungen im Praxisteil Simone Fleischmann ist stolz darauf, dass der BLLV diesen Weg weitergehen kann. Der BLLV stellt damit nicht nur Bei der letzten Tagung in Jena wurde „das“ Buch präsen- Forderungen nach einer veränderten dritten Phase der tiert (s. S. 59). Unsere ViL’ler aus Bayern und die BLLV-Prä- Lehrerbildung, sondern zeigt, wie durch ViL eine innova- sidentin Simone Fleischmann waren aktiv dabei. Unsere tive und sehr moderne Form der Lehrerfort- und -weiter- ViL’ler aus Bayern, das sind die Absolventen der 1. Staffel bildung im BLLV ganz konkret umgesetzt wird. der Ausbildung zum „Lehrer für Verständnisintensives Lernen“, die der BLLV in Kooperation mit Jena durchge- Und? Neugierig geworden? Lust bekommen? Vormerken: führt hat. Mit dem Buch können nun auch andere eine Ant- Am Samstag, 24. Oktober, findet in Nürnberg ein Infor- wort auf die Frage bekommen: Was ist ViL? Und noch mationstag für die 2. Staffel der Ausbildung zum Lehrer mehr: Die ViL’ler des BLLV haben in diesem Buch eigene für Verständnisintensives Lernen statt. Angesprochen sind Erfahrungen zum Praxisteil beigetragen. Lehrer aller Schularten. Ideal ist eine Teilnahme von zwei Kollegen aus einer Schule als Tandem. Aber das ist Im Rahmen der Tagung und der intensiven Arbeit an den keine Voraussetzung. bs aktuellen Themen rund um ViL wurde deutlich, dass die Mehr Infos unter www.bayerische-schule.de Ute Waldenburger (l.) und Friederike Heller (r.) sind gemeinsam mit Prof. Fauser Herausgeberinnen des Buchs „Verständ- sendsten Teil werden Übungen und Methoden vorgestellt. Der BLLV ist stolz, an einem Grundlagenwerk der Päda- Sie helfen, das eigene Lernen und Lehren zu verstehen gogik mitgewirkt zu haben. Nach intensiven Jahren der und verständnisintensiv zu unterrichten. Herausgeber Arbeit im Entwicklungsprogramm für Unterricht und sind Peter Fauser, bis 2013 Professor für Schulpädagogik Lernqualität (E.U.LE) haben die Pädagogen aus Jena und und Schulentwicklung und wissenschaftlicher Leiter von Prof. Peter Fauser ein Praxisbuch zum Verständnisintensi- E.U.LE. Friederike Heller und Ute Waldenburger sind ven Lernen (ViL) vorgelegt. Der Begriff bedeutet: Verste- langjährige Trainerinnen für ViL, Waldenburg ist zugleich hen ist wichtiger als Wissen. Zur Bildung gehört der Vorsitzende des Vereins Verständnisintensives Lernen individuelle Lernprozess. Schüler sollen sich selbst als Ur- e.V., in dem auch der BLLV mitarbeitet. Am Handbuch heber ihres Denkens und Handelns erfahren. Wer auf haben auch Absolventen der zweijährigen Ausbildung diese Weise seine Neugier befriedigt, erlebt die Freude des BLLV zum „Verständnisintensiven Lernen“ als Autoren der Selbstständigkeit und entwickelt Selbstvertrauen. mitgewirkt. Die These Zielgruppe Beim Verständnisintensiven Lernen sollen Schüler erfah- Das Buch richtet sich an Referendare und an alle Lehre- ren, aus eigener Kraft etwas verstanden zu haben. Nur so rinnen und Lehrer, denen es wichtig ist, dass ihre Schüler entwickeln Schüler langfristiges Interesse an Inhalten. nachhaltig lernen. Das klar strukturierte Handbuch bietet Nach Prof. Peter Fauser kommt es auf das Zusammenspiel viele Impulse, um den eigenen Unterricht zu verändern, von Erfahrung, Vorstellung, Begreifen und Metakognition damit Schüler mit Freude lernen und Lehrer zufrieden an. Wenn es beim Lernen auf Verstehen ankommt, dann und verständnisintensiv unterrichten. Toni Gschrei kommt es bei der Förderung des Lernens darauf an, genauer hinzuschauen – auf die Schüler in ihren Lernprozessen und auf sich selbst und damit auf das, was einem selbst für die Schüler wichtig ist. Peter Fauser, Friederike Heller, Ute Wal- Das Buch denburger (Hrsg.): Verständnisintensives Im ersten von drei Teilen wird die Theorie des Verständ- Lernen: Theorie, Erfahrungen, Training. nisintensiven Lernens vorgestellt. Der zweite Teil sind Klett Verlag. 29,95 Euro 59 Erfahrungsberichte aus der Praxis. Im dritten und umfas- bayer i sche schu l e II #4 2015 II s Verstehen, wie Kinder lernen II VERBAND nisintensives Lernen”. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist stolz, dass auch Autoren des Verbandes mitgewirkt haben bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 60 II VERBAND „Die Flüchtlinge kommen aus größter Not, sie brauchen menschliche Zuwendung und professionelle Hilfe“ Pädagogikpreis 2016 ausgeschrieben Verbände waren sich einig, dass es kein Gegenrechnen mit der demografischen Rendite, den Mitteln für Inklusion, Die Akademie des BLLV vergibt alle zwei Jahre den Baye- Ganztagsbetreuung oder der individuellen Förderung rischen Pädagogikpreis. 2016 ist er das erste Mal mit geben dürfe. Es handle sich um Zusatzaufgaben, 10.000 Euro dotiert. Im Mittelpunkt steht das Thema „He- die angesichts knapper Lehrerversorgung nicht einge- terogenität – Herausforderung und Chance in Bildung und schränkt werden dürfen. Fleischmann warnte davor, eine Unterricht“. Prämiert werden sollen Forschungsarbeiten, Neid- und Missgunst-Diskussion anzustoßen. Die Flücht- die eine klare Berufsfeldorientierung mit einem engen linge kämen aus größter Not, sie bräuchten menschliche Bezug zu Schule und Unterricht erkennen lassen. Anliegen Zuwendung und professionelle Hilfe. des BLLV ist es, innovative Ideen in der Lehrerbildung zu unterstützen und voranzutreiben. Die Jury besteht aus Studierenden, jungen Lehrerinnen und Lehrern, Hochschul- Schloss Fürstenstein für Flüchtlinge? lehrern und Experten des Themas Heterogenität. Die Das Christliche Jugenddorfwerk will das BLLV-Anwesen Preisverleihung wird am 4. Februar 2016 stattfinden. Schloss Fürstenstein in Berchtesgaden pachten, um darin Weitere Infos: www.akademie.bllv.de/paedagogikpreis. unbegleitete minderjährige Jugendliche unterzubringen. Das christliche Jugenddorfwerk ist Teil der Diakonie und Lehrerverbände im Flüchtlingsdiskurs betreibt bereits ähnliche Einrichtungen in Berchtesgaden. Die Landesdelegiertenversammlung des BLLV im Mai BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann hat die Vorsitzen- 2015 hatte entschieden, die Nutzung von Schloss Fürsten- den der Mitgliedsverbände der Arbeitsgemeinschaft stein für die Unterbringung von Flüchtlingen zu ermögli- bayerischer Lehrer (abl) zu einem Meinungsaustausch chen. Der BLLV besitzt das Berchtesgadener Anwesen seit über das Thema Flüchtlingskinder zusammengebracht, 1913. In einem der vier Gebäude sind Ferienwohnungen damit alle Lehrerverbände an einem Strang ziehen. Alle untergebracht, die anderen stehen leer. Bislang ist es nicht waren sich einig, dass es dringend zusätzliche Mittel gelungen, ein sinnvolles Nutzungskonzept für das Gebäu- für die Umsetzung der enormen humanitären und päda- deensemble zu entwickeln Die aktuelle Überlegung zur gogischen Aufgabe braucht. Sie warnten davor, für die Nutzung der Räume für Flüchtlingskinder ist zusammen notwendigen zusätzlichen Mittel zur Beschulung der mit dem Jugendamt und dem Bauamt des Landkreises Flüchtlingskinder anderswo im Schuletat zu kürzen. Die Berchtesgaden entstanden. 60jährige Mitgliedschaft KV MARKTOBERDORF Manfred Beulecke, Ilse Kneifel Für 55jährige Mitgliedschaft KV SONNEFELD Horst Engel, Wolfram Grebner Für 50jährige Mitgliedschaft KV SONNEFELD Klaus-Peter Stich Für 40jährige Mitgliedschaft KV AUGSBURG-LAND Annemarie Grohs, Barbara Schmid, Walburga Vogt, Helga Zimmermann, Beatrix Wenninger, Eugen Schmitz, Gerhard Tischler, Friedrich Wenzl, Gerlinde Klein, Karolina Fleck, Ruth Herz KV DILLINGEN Peter Rattei, Annelies Sittner, Werner Von der Grün, Verena Bürkner, Centa Fleischmann KV DONAUWÖRTH Herta Heinrich, Andreas Ponkratz, Brigitte Eser, Gerald Hofmann, Theo Leissl, Agnes Kienberger KV FÜSSEN Ingrid Schmolik KV GÜNZBURG Bianka Otto-Krauss, Karin Fuchs, Regina Petz, Marianne Adleff KV KAUFBEUREN-BUCHLOE Brigitte Sirch, Alfons Lang, Albert Roth, Margarita Schöttl KV LINDAU Marlies Weigel, Thomas Riebelmann, Gertrud Fersch KV MEMMINGEN Barbara Freytag KV MINDELHEIM Martin Klinger, Daniela Pointner, Ulrike Engstle, Günther Spring, Angelika Rolle-Kuhn, Michael Schaupp, Stefan Hirschberg, Gertrud Pelka KV SCHWEINFURT-STADT Reinhold Dertinger, Heinz Gschwind, Peter Langer KV AUGSBURG-STADT Rosemarie Rauner KV AUGSBURG-LAND Margit Albes KV AMBERG-LAND Dagmar Snyder, Monika Wein KV MARKTOBERDORF Marina Elbert, Margarita Schuster, Detlef Bernstein, Gudrun Bönisch, Marianne Hartung, Wendelin Schmölz KV SONNEFELD Judith Pechthold Für 25jährige Mitgliedschaft KV MARKTOBERDORF Birgit Stöckle, Andrea Hölzle-Malucha, Karin Linder, Herbert Noske, Willibald Reichart GEDENKEN DER BLLV TRAUERT UM TREUE UND VERDIENTE MITGLIEDER. ER WIRD IHNEN EIN EHRENDES GEDENKEN BEWAHREN. KV NEU-ULM Alfred Laure, 63 Jahre KV DEGGENDORF Isolde Osterer, 61 Jahre KV INGOLSTADT Frau Edith Himmer, 89 Jahre, Herr Gerhard Reichl, 69 Jahre KV ILLERTISSEN BABENHAUSEN Hans Kuhn, 88 Jahre WEITERE EHRUNGEN UND GEDENKEN FINDEN SIE IN DER NÄCHSTEN AUSGABE. 61 Für Edith Huber-Roth KV WEISSENHORN Paul Schwemmer KV ANSBACH-LAND Renate Baßler, Christine Hönig, Werner John, Christa Lechner, Reiner Link, Elke Marolt KV DINKELSBÜHL Josef Eder, Paul Krause, Inge Krause KV BECHHOFEN Gertraud Eder-Meier KV FÜRTH-LAND Anita Auchtor, Edeltraud Böhrer, Brigitte Brünner, Karola Forcher, Heidi Köstler, Petra Schwarz, Elisabeth Tasler KV GUNZENHAUSEN Erika Barthel, Sieglinde Baumüller, Armin Kitzsteiner, Erika Kneißl, Franz Müller, Helga Müller KV NEUSTADT/AISCH Peter Bacherle, Elisabeth Erk, Brigitte Koch, Hildegard Mestel, Margot Pfänder, Brigitte Schmidt, Johanna Schneider, Bianca Schöfer KV ROTHENBURG Günther Etter, Ekkehard Roth, Barbara Sauernheimer, Ursula Spiegel, Hanskarl Weber, Rosemarie Wischgoll KV SCHEINFELD Angelika Loesel, Heidi Reichl KV WEISSENBURG Edeltraud Botsch, Hannelore Ferschl, Gerhard Grimm, Elvira Klier, Oskar Leykamm, Erwin Reichardt, Maria Schneller, Hubert Soyer, Karin Wagner-Reißig, Gertraud Wiedemann-Faber KV ERLANGEN-OBERLAND Ingrid Haferkorn, Christiane Hoffmann, Werner Metzner, Franz Schmolke, Horst Siebenkäs, Maria Weigand KV MARKT ERLBACH Cornelie Stühlein, Klaus Weber KV ROTH Sigrid Forster, Wolfgang Koschig, Irmgard Möhnle KV BAD WINDSHEIM Friederike Walter KV FEUCHTWANGEN Helga Bach, Brigitte Bauer, Margot Binder, Herbert Friedrich, Günther Kräutlein KV INGOLSTADT Rupert Steger, Ferdinand Steiner, Hannelore Hüttinger, Anette Jakob, Anne Lukas, Anton Schneider, Jürgen Vogl, Rupert Bayer, Irmgard Wittmann, Monika Zevegyi, Gerhard Peichl, Annemarie Pfeifer, Josef Enderer, Gabriele Hausmann-Nix, Horst Schebitz, Helga Scheiblhuber, Ingrid Renner, Heidemarie Schmid, Elke Haider KV PEGNITZ Carola Boerner, Regina Ljubojevic, Joachim Mahlert, Günther Müller, Otto Spieler KV MARKTHEIDENFELD Hannelore Graw, Dagmar Breitschafter, Claudia Reich-Menig, Eva Maria Oßwald, Reinhold Baunach, Ruth Beckmann, Ernst Schwab, Erwin Krönung, Barbara Weiskopf KV BAMBERG-LAND Luitgard Reimann, Heidi Habedank, Lorenz Kalb, Margarete Villa, bayer i sche schu l e II #4 2015 II s DER BLLV LEBT VON DER STÄRKE UND SOLIDARITÄT SEINER MITGLIEDER. ER KANN DABEI AUF EINE LANGJÄHRIGE TRADITION VERWEISEN. ZU BESONDEREM DANK IST ER SEINEN LANGJÄHRIGEN MITGLIEDERN VERPFLICHTET. WIR GRATULIEREN. II VERBAND EHRUNGEN UND GEDENKEN EHRUNGEN bayer i sche schu l e II #2 2015 II s 62 II ANZEIGEN bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 63 II ANZEIGEN a ußer s ch ul is c he ler nor t e kl a s s e n f a h r te n bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 65 II ANZEIGEN bayer i sche schu l e II #4 2015 II s 66 II ANZEIGEN i mpre s s um Inhaber und Verleger BAYERISCHER LEHRER- UND LEHRERINNENVERBAND E.V. Bavariaring 37, 80336 München Postanschrift Postfach 150209, 80042 München Telefon 089 721001-0 II Fax 089 721001-90 [email protected], www.bllv.de Redaktionsanschrift „bayerische schule“ Redaktion Heuweg 13 II 93101 Pfakofen Telefon 09451 948822 II Fax 09451 3972 Chefredakteur SEPP HOFFMANN Heuweg 13 II 93101 Pfakofen Telefon 09451 948822 II Fax 09451 3972 [email protected] Redaktionsleiter CHRIS BLEHER Alte Bergstr. 455 i II 86899 Landsberg am Lech Telefon 08191 98 54 147 II [email protected] Schlussredaktion REGINA DAX Dax-Data Schreibbüro II www.Dax-Data.de Bildredaktion FOTOSTUDIO ROEDER Justus-von-Liebig-Ring 11 b 82152 Krailling II Telefon 089 8501706 [email protected] außer S. 59 bayerische schule Illustration II Cartoon BERND WIEDEMANN (Bildungsticker) [email protected] Stellvertreter: ALWIN FERSTL II Erzgebirgstr. 1 93164 Laaber II Telefon 09498 902772 [email protected] DIRK MEISSNER (Cartoon) [email protected] Art Direction II Layout II CvD SONIA HAUPTMANN Bavariaring 37 II 80336 München Telefon 0172 82 40 216 [email protected] Autorenkürzel bbb Bayerischer Beamtenbund, bs „bayerische schule“, cb Chris Bleher, ds Dietmar Schidleja, ff Florian Fischer, jh Sepp Hoffmann,vh Vanessa Hübsch LISA REIMANN (S. 8) inklusionsfakten.de Anzeigen A.V.I. 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