Auf weite Sicht

b aye r i s c h e s c h u l e
68. JAHRGANG # 4 2015 10. September
D A S
M A G A Z I N
Auf weite Sicht
Reformen: Schon wieder Finnland
Im Porträt: Simone Fleischmann
D E S
B L L V
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
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II INHALT
e
#
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b ayer i s c he sch ul e
# 4 2015
06
Bildungsticker
POLITIK
08
08
Inklusion VBE-Studie und Außenansicht von Irmgard Badura
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Flüchtlinge Pädagogen erklären im Landtag, was Not tut
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LehrplanPLUS Auf die Übergänge kommt es an
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Gespräche
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Akzente Simone Fleischmann fordert einen Masterplan
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Landtag „Erfolgsgeschichte Koedukation“
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Cartoon
Essay Die tiefere Bedeutung des Begriffs Weitsicht
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Finnland Armi Mikkola über radikale Reformen aus Helsinki
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Interview Prof. Dr. Prenzel zur Zukunft der Lehrerbildung
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Leitartikel Blinder Reform-Aktionismus in Bayern
SERVICE
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Akademie Seminarvorschau September bis November
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Dienstrecht Verbesserungen bei Kindergeld und -freibetrag
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Dienstrecht Neue Vorschussrichtlinien
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Dienstrecht LDV-Resolution: Neues Dienstrecht weiter entwickeln
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Recht Wider die Regulierungswut
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Porträt Simone Fleischmann – Die Netzwerkerin
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Verband Verständnisintensives Lernen – der BLLV entwickelt mit
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Impressum
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THEMA
II INHALT
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II EDITORIAL
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645
Jungen …
… in der Gruppe der Zehnjährigen hatten im vergangenen Jahr diagnostizierten sonderpädagogischen Förderbedarf im sozialemotionalen Bereich. Bei den Mädchen dieses Alters waren es lediglich 151. Das ergab eine Anfrage der SPD im Bayerischen Landtag
an das Kultusministerium. Von 7.670 Schülerinnen und Schülern mit diesem Förderbedarf wurden 4.050 in einem Förderzentrum
beschult, 3.466 in den Grund- und Mittelschulen und 33 am Gymnasium. Inklusion, wie sie leibt und lebt. jh
II EDITORIAL
05
„Es sind die Wochen vor dem Regen, als der alte Mann die Samen des Affenbrotbaumes in
die Erde legt. Noch einmal sät er. Ernten wird er nicht mehr. Zehn Jahre dauert es, bis die Bäume
die ersten Blüten tragen. Der alte Mann wird dann schon tot sein“. So beginnt Andrea Jeska in
der „Zeit“ ihre hinreißende Geschichte über den „Mann, der die Wüste aufhielt“. Yacouba
Sawadogo war es gelungen, in der rotgebackenen Erde von Burkina Faso Hirse wachsen zu
lassen – im Schatten der Bäume, die er mühevoll zum Wachsen gebracht hatte.
Eine extreme Form von Weitsicht, gewiss, und von Selbstlosigkeit. Extrem schwer vorzustellen
für Menschen in einem Land wie Bayern. Hier wachsen unter einem ordnungsgemäß weiß-blauen
Himmel saftige Wiesen, dichte Wälder, exzellente Bildungseinrichtungen und wirtschaftlicher
Erfolg. Bravo. Immer weiter so! Aber liegt nicht genau darin eine Gefahr? Es sich im Bestehenden
bequem zu machen, statt zu fragen, was sich trotz allem ändern muss, wie es derzeit die Finnen
tun (S. 34). Der Musiker John Cage soll einmal gesagt haben: „Keine Ahnung, warum Menschen
Angst vor neuen Ideen haben, ich fürchte mich vor den alten.“ In diesem Sinne wünsche ich
eine horizonterweiternde Lektüre mit unserer Ausgabe zum Thema Weitsicht.
Mit herzlichen Grüßen
Sepp Hoffmann, Chefredakteur
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Horizont erweitern
b
bildungsticker
Abi-Streich global: Von der Eierschlacht
bis zur Demo gegen den IS
flutetes Schulgebäude, unter dessen Solardach eine Kette
hoher Bäume wächst und ein Springbrunnen plätschert. An
der Gesamtschule Barmen hat jedes dritte Kind Anspruch
Berlin (dpa) - Vor den Sommerferien feierten weltweit Schü-
auf Hilfsleistungen aus dem Bildungspaket des Bundes. Der
ler ihre Schulabschlüsse. Die Abi-Gags brachten, wie jedes
Deutsche Schulpreis ist mit 100.000 Euro dotiert.
Jahr, Trubel an die Gymnasien. Misthaufen vor der Schule?
Wasserbomben im Flur? Das ist noch lange nichts gegen die
Aktivitäten in einigen Regionen Frankreichs. Dort gehen die
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II BILDUNGSTICKER
Abiturienten schon 100 Tage vor Beginn der Prüfungen auf
die Straße und verleihen ihrer Freude durch Eier- und Mehl-
Entwicklungspsychologen empfehlen
späteren Unterrichtsbeginn
schlachten Ausdruck. In den Niederlanden hängen sie nebst
Frankfurt (FR) - Eine Stunde mehr Schlaf würde die Leis-
der Landesfahne auch ihren Schulrucksack aus dem Fens-
tungsfähigkeit von Schülern in der Pubertät deutlich ver-
ter. In Tunesien dagegen nutzten Abiturienten den Abschied
bessern – zu diesem Schluss kommt eine Forschergruppe
von der Schule für politische Botschaften. Sie bemalten
um Florian Schmiedek, Professor für Methoden der Ent-
Leinwände mit Botschaften vor allem gegen den IS. Eine mo-
wicklungs- und Pädagogischen Psychologie an der Goethe-
debewusste Art den Abschluss zu feiern, führte eine Abitu-
Universität Frankfurt. Der Beginn um 8 Uhr sei zwar für
rientin aus Kanada vor: Sie bastelte sich ein Kleid aus
Grundschulkinder in Ordnung, berücksichtige aber nicht die
Matheklausuren. Der Streich ist nach den Worten von Heinz-
Schlaf- und Biorhythmen von Kindern in der Adoleszenz. Äl-
Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenver-
tere Kinder und Jugendliche kommen dem Forscher zufolge
bands, seit den 1980er Jahren „eine Art Muss“ geworden.
später zur Ruhe und würden später munter. Die optimale
Länge des Schlafes könne für jedes Kind individuell verschieden sein, allerdings seien Regelmäßigkeit und feste
Schulpreis: Wuppertaler Gesamtschule
führt alle zu Abschluss
Wuppertal (dpa) - Eine Gesamtschule in einem sozialen
Zeiten des Zubettgehens und Aufstehens förderlich für
schulische Lernprozesse. Den Zusammenhang zwischen
schulischer Leistungsfähigkeit und Schlaf untersuchte das
Team an 110 Grundschulkindern.
Brennpunkt in Wuppertal hat mit einem so ungewöhnlichen
wie erfolgreichen Konzept den Deutschen Schulpreis gewonnen. In der Gesamtschule Barmen besuchen 60 Prozent der
Kinder die Oberstufe, obwohl nur 17 Prozent der aufgenom-
IHK-Chef: Azubi-Mangel durch
Flüchtlinge beheben
menen Kinder eine Empfehlung dafür haben. Seit Jahren
verlässt kein Schüler ohne Abschluss die Schule. Am wich-
München (dpa/lby) - Die IHK für München und Oberbayern
tigsten aber scheint den Lehrern, Eltern und Schülern die
beobachtet eine Verschärfung im Kampf um Azubis. Im
Art des Zusammenlebens zu sein. In ihren Äußerungen
Frühjahr waren in ihrem Einzugsgebiet 13.000 Lehrstellen
kommt übereinstimmend am häufigsten das Wort „Respekt“
frei, bei 9.000 Bewerbern. Gründe sieht die IHK im demo-
vor. Behinderte Kinder wie Kinder mit ausländischen Wur-
grafischen Wandel und im Trend zu Abitur und Studium. Um
zeln, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf wie
die Lücke zu schließen, empfiehlt IHK Präsident Eberhard
Kinder mit Gymnasialempfehlung – alle arbeiten zusammen.
Sasse ein Bleiberecht von mindestens fünf Jahren für junge
Besonderheiten sind kostenlose Mathe-Nachhilfe, „Traum-
Asylbewerber, die dann eine dreijährige Lehre absolvieren
reisen”, die eine Entspannungspädagogin in der 70-minüti-
könnten. Im vergangenen Schuljahr besuchten rund 2.000
gen großen Pause anleitet, und ein weitläufiges, lichtdurch-
jugendliche Asylsuchende eine Berufsschulklasse.
Lernen in zwei Sprachen:
Bilinguale Grundschule Englisch
Augsburg (dpa/lby) – Ab diesem Schuljahr erproben
bayernweit 20 Grundschulen für vier Jahre das Lernen in
zwei Sprachen. Vorbild des Projekts ist eine Schule in
Augsburg. An der dortigen St.-Anna-Grundschule haben
einzelne Klassen bereits seit 2007 Unterricht auf Deutsch
und Englisch. Neben den Regelklassen gibt es einen biII BILDUNGSTICKER
lingualen Zweig, der als Ganztagsklasse geführt wird. Dabei
ist Englisch an der Augsburger Schule nicht nur Unterrichtssprache in den Nebenfächern Musik, Kunst und Sport,
sondern auch in Arbeitsgemeinschaften wie Schach,
Basketball oder Theater. Ab Herbst werden 20 weitere Schulen dem Augsburger Modell folgen und Unterricht auf
die sich in der Schule ein frühes bilinguales Lernangebot
für ihre Kinder wünschen”, sagt Bildungsstaatssekretär
Georg Eisenreich (CSU), „darauf will der Modellversuch eine
Antwort geben”. Der landesweite Schulversuch wird wissen-
Psychiater: Nicht wegsehen
bei Gewalt unter Kindern
schaftlich begleitet vom Lehrstuhl für Didaktik des Englischen an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
und läuft bis 2019.
Abitur: Ab 2017 einheitlicher
Aufgaben-Pool
Berlin (dpa) - Auf dem Weg zu einem bundesweit einheitlicheren Abitur wollen die Bildungsminister über einen gemeinsamen Aufgabenpool vorankommen. Eine von Experten
erarbeitete Aufgabensammlung für die Fächer Deutsch,
Mathematik, Englisch und Französisch soll den Ländern auf
freiwilliger Basis ermöglichen, ein höheres Maß an Gleichwertigkeit in der Abschlussprüfung der Gymnasien zu
erreichen. Neben den 2012 verabschiedeten Abi-Bildungsstandards, die im Schuljahr 2016/17 in Kraft treten, sollen
sie langfristig ein gemeinsames Leistungsniveau sichern.
Bei den diesjährigen Ergebnissen gab es etwa in Thüringen
mehr als doppelt so viele „Eins-Komma-Schnitte“ als in
Niedersachsen.
Mainz (dpa) - Nach schweren sexuellen Übergriffen, Erpressung und Gewalt unter Drei- bis Sechsjährigen in einer katholischen Kita in Mainz hat Marc
Allroggen, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie
an der Uniklinik Ulm, vor mangelndem Bewusstsein
für Gewalt unter Kindern gewarnt. Oft meine man,
Kinder in diesem Alter könnten nicht derart Aggressives tun, erklärte Allroggen. Man ignoriere Warnhinweise nach dem Motto, es kann nicht sein, was
nicht sein darf. Man müsse sensibler werden für
erste Anzeichen von sexueller Gewalt unter Kindern
im Vorschulalter. Dem Bistum Mainz zufolge waren
fast alle der 55 Kita-Kinder auf die eine oder andere
Weise betroffen, die Handlungen geschahen über
Monate hinweg. Die Einrichtung wurde geschlossen,
sämtlichen Mitarbeitern wurde wegen Verletzung
der Aufsichtspflicht gekündigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das Landesjugendamt kündigte an,
die geplante Neueröffnung der Einrichtung im September genau beobachten zu wollen.
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Deutsch und Englisch anbieten. „Es gibt immer mehr Eltern,
II POLITIK INKLUSION VBE-STUDIE
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baye r i sche schu l e II #4 2015 II s
„Es war einmal eine Zeit,
da kostete ein Stern auf der Brust das Leben.
Es war einmal ein Land,
da durften Weiß und Schwarz nicht heiraten.
Es war einmal eine Stadt,
da lief eine Mauer mitten durch.
Es war einmal eine Universität,
an der Frauen nicht studieren durften.
Es war einmal eine Schule,
die keine behinderten Kinder aufnahm.
Können Sie sich das heute noch vorstellen?“
(Lisa Reimann)
II POLITIK INKLUSION VBE-STUDIE
Inklusion
Wie stehen Lehrkräfte in ganz Deutschland zur Inklusion, welche Erfahrungen
haben sie gemacht? Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat im Frühjahr
durch eine bundesweite Befragung von 1001 Lehrkräften Antworten ermittelt.
Vor allem in Bayern klagt man über zu wenig Tandem-Unterricht, zu wenige
Fortbildungen und zu wenig Barrierefreiheit. Die Umsetzung des Menschenrechts auf Inklusion lässt offensichtlich sehr zu wünschen übrig. Die „bs“
dokumentiert die wichtigsten Ergebnisse der forsa-Umfrage. >
* Wissenschaftlicher Mitarbeiter des BLLV
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09
Dr. Wolfram Schneider*
k
inder mit und ohne Behinderung gemein-
äußern die Lehrkräfte bei der Frage nach dem Fortbildungs-
sam zu unterrichten, das halten 49 Pro-
angebot: Nur 17 Prozent der Befragten in Bayern beurteilen
zent der 151 in Bayern befragten Lehre-
das Angebot, sich in Fortbildungen auf die Arbeit mit inklusi-
rinnen und Lehrer für sinnvoll, (57 Pro-
ven Schulklassen vorzubereiten, als (sehr) gut.
zent bundesweit) – unter der Voraussetzung, dass die finanzielle und personelle
Großer Bedarf an Fortbildung
II POLITIK INKLUSION VBE-STUDIE
Ausstattung der Schulen für einen inklusiven Unterricht
sichergestellt wäre. Für diesen gemeinsamen Unterricht
Gleichzeitig geben jedoch 64 Prozent der Lehrerinnen und
sprechen den Lehrkräften zufolge insbesondere die Förde-
Lehrer in Bayern an, dass an der eigenen Schule bereits
rung sozialer Kompetenzen (34 Prozent) und Toleranz (30 Pro-
Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet
zent), die bessere Integration von Kindern mit Behinderung
werden. Der Bedarf an Fortbildungsangeboten wäre demnach
(27 Prozent) und ein soziales, das heißt ein gemeinsames von-
groß. Die Lehrerinnen und Lehrer in Bayern stehen der In-
einander Lernen (25 Prozent).
klusion an den Schulen und inklusivem Unterricht positiv
gegenüber – obwohl es an passenden Rahmenbedingungen
Mehrheit will Förderschulen erhalten
mangelt. So geben nur 19 Prozent der Befragten in Bayern
an, dass ihre Schule für Kinder und Jugendliche mit einer
Die überwältigende Mehrheit der Lehrkräfte sowohl bundes-
Behinderung barrierefrei sei.
10
aus, auch bei Einrichtung eines inklusiven Schulsystems die
baye r i sche schu l e II #4 2015 II s
weit als auch in Bayern (jeweils 97 Prozent) spricht sich dafür
bisherigen Förder- und Sonderschulen zu erhalten. Für den
Ohne Ressourcen keine Inklusion
Erhalt aller derartigen Einrichtungen stimmten in Bayern
Bereits in einer Befragung 2012 und im Positionspapier„In-
64 Prozent, für den mindestens teilweisen Erhalt 33 Prozent.
klusion statt Integration“ hat der BLLV darauf hingewiesen,
Große Unterschiede zwischen Bund und Bayern werden bei
dass die Umsetzung eines inklusiven Konzepts nur dann ge-
den konkreten Erfahrungen mit inklusivem Unterricht deut-
lingen kann, wenn zwei Dinge erfüllt sind: Erstens benötigen
lich: Nur 28 Prozent der Lehrkräfte in Bayern geben an, dass
alle Beteiligten angemessene Bedingungen. Ohne entspre-
es bereits inklusive Lerngruppen an der Schule gibt (bundes-
chende personelle, zeitliche und infrastrukturelle Ressourcen
weit 49 Prozent) und nur 11 Prozent, dass sie bereits selbst in
kann der Weg zu einer inklusiven Schulkultur nicht erfolgreich
inklusiven Lerngruppen unterrichten (bundesweit 32 Prozent).
sein. Zweitens müssen die Bereitschaft, das Interesse und die
Nahezu alle Befragten sowohl bundesweit als auch in Bay-
Motivation der Pädagoginnen und Pädagogen vorhanden sein,
ern (98 Prozent) sind der Auffassung, dass in inklusiven
sich auf eine grundlegende Veränderung von Schule und
Schulklassen eine Lehrkraft und ein Sonderpädagoge ge-
Unterricht einzulassen. Zumindest Letzteres, das zeigt auch
meinsam tätig sein sollten. Nur 11 Prozent in Bayern geben
die aktuelle Studie, scheint der Fall zu sein. //
an, dass eine Doppelbesetzung schulrechtlich vorgesehen ist,
bundesweit sind es immerhin fast doppelt so viele. Kritik
Mehr Infos unter www.bayerische-schule.de
„Es ist normal, verschieden zu sein.“
„Was im Vorhinein nicht ausgegrenzt wird,
muss hinterher nicht wieder eingegliedert werden.“
(Richard von Weizsäcker)
Links oder rechts – wie wär's mit der Mitte? Ingrid Badura, 42, nahezu blind, sagt: „Eine inklusive Gesellschaft, in der ich leben
möchte, ist geprägt durch einen gemeinsamen Alltag von Menschen mit und ohne Behinderung, von Anfang an.“
Irrweg Einzelinklusion
Irmgard Badura* über echte Teilhabe und was es dafür wirklich braucht
Inklusion - viele reden darüber, verstehen darunter aber ganz
Debatte werden häufig Qualitätsprädikate vergeben. Partner-
Unterschiedliches. Gerade die Debatte um den gemeinsamen
klassen der Förderschulen an Regelschulen oder umgekehrt
Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung wird nach
werden als segregierende Unterrichtsform gewertet. Koopera-
wie vor sehr intensiv geführt. Im Vordergrund stehen zwei Fra-
tionsklassen stehen in der Kritik, weil wiederum mehrere Kinder
gestellungen: profitieren die Schülerinnen und Schüler ins-
mit sonderpädagogischem Förderbedarf in einer Klasse sind.
gesamt vom gemeinsamen Unterricht? Und wie steht es um
Dies entspreche nicht der Realität im Lebensalltag.
die Ressourcen?
Bei den Bildungseinrichtungen mit Schulprofil Inklusion
Bei der ersten Frage ist die Antwort seitens großer Teile
wird der Verdacht geäußert, dass sie eine weitere Form von För-
der Wissenschaft eindeutig: alle Schüler profitieren von einem
derschulen darstellen würden. Die Einzelintegration wird kur-
guten, gemeinsamen Unterricht. Die Erfahrungen in Bayern
zerhand in Einzelinklusion umgetauft und von einigen als die
mit den unterschiedlichsten Formen sind, wie das Thema ins-
eigentliche Form des gemeinsamen Unterrichts verstanden.
gesamt, sehr vielfältig. In der politischen und verbandlichen
Diese Bewertungen höre ich von Seiten der radikalen Inklusi-
onsvertreter. Diese sehen Förderschulen und all die anderen
zeigen auch, dass die Kommunikation zwischen den Akteuren
Kooperationsformen sehr kritisch und fordern deren Abschaf-
(Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern,
fung. Sie kritisieren es als stigmatisierend, wenn Menschen
aber auch die anderen Professionen im heilpädagogischen
als Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem För-
Bereich) intensiv gepflegt werden muss. Das erfordert viel
derbedarf etikettiert werden.
Zeit, viel Energie und wird häufig nicht genügend anerkannt.
Frustration tritt dort auf, wo die Vielfalt Lehrerinnen und
Lehrer, Schülerinnen und Schüler oder sogar die Schulfami-
Was ist überhaupt Behinderung?
lien insgesamt überfordert. Betroffene Lehrerinnen und
Ermäßigungsstunden, fehlende Zeit für gemeinsame Bespre-
nen. Beeinträchtigung werde nicht mehr ernst genommen,
chungen. Die Lehrenden fühlen sich alleingelassen, wün-
die Schulen würden den individuellen Bedarfen von Schüle-
schen sich mehr Informationen über die Schülerinnen und
rinnen und Schülern mit Behinderung nicht gerecht. Es be-
Schüler mit Behinderung. Das ist verständlich. Doch welche
stehe die Gefahr der Vernachlässigung und Ausgrenzung.
Information ist hilfreich? „Was fehlt ihm oder ihr eigentlich“
Außerdem seien die Pädagoginnen und Pädagogen an der
ist naheliegend, greift aber zu kurz. Das Defizit steht zu stark
Regelschule für die Aufgabe nicht vorbereitet. Regelschulen
im Vordergrund.
verfügen nicht über eine adäquate Infrastruktur um Schüle-
Gerecht wird man den Schülerinnen und Schülern mit der
rinnen und Schüler mit Behinderung aufzunehmen und
Frage, was sie können. Es geht um eine genaue Beschreibung
vernünftig zu beschulen.
der individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Denn alle
Die beiden Standpunkte haben zugleich Recht und Un-
Kinder und Jugendlichen, ob mit oder ohne Behinderung,
recht. Was mir an dieser Stelle fehlt, ist oft die Frage nach den
haben einen umfassenden Bildungsanspruch. Sie sind Schü-
tatsächlichen Inhalten: Was ist denn genau gemeinsamer Un-
lerinnen und Schüler der Regelschule. Es sei denn, dass sie
terricht, was macht seine Qualität aus? Was ist Inklusion? Was
sich selbst oder ihre Eltern für die Förderschule bewusst ent-
ist überhaupt Behinderung? Eine inklusive Gesellschaft, in der
schieden haben.
ich leben möchte, ist geprägt durch einen gemeinsamen Alltag von Menschen mit und ohne Behinderung, von Anfang an.
Hier stellt sich die Frage nach der Behinderung nicht länger,
Der Einsatz lohnt – für uns alle
weil die Erfüllung der individuellen Bedarfe selbstverständlich
dazugehört und diese auch entsprechend respektiert werden.
Natürlich gibt es individuelle Bedarfe aufgrund von Beein-
Deshalb ist der Begriff der Einzelinklusion nicht zielfüh-
trächtigungen. Diese können wichtig für die Gestaltung von
rend: Er richtet den Blick auf ein Individuum, das passgenau
Rahmenbedingungen sein. Im Mittelpunkt sollte aber stehen,
irgendwo eingefügt wird. Eine solche Sichtweise bleibt immer
was diese Schülerinnen und Schüler tatsächlich leisten kön-
integrativ. Das widerspricht der Vorstellung, dass alle von
nen. Das ist oft mehr, als man zunächst glaubt. Dazu sind aus-
Anfang an dazugehören. Behinderung ist die Wechselwirkung
reichende Ressourcen notwendig. Ich setze mich ganz klar
zwischen der individuellen medizinischen Beeinträchtigung
dafür ein, dass unsere Schulen mehr Gestaltungsspielraum
und den Rahmenbedingungen des Gemeinwesens oder der
und ein Budget für Inklusion bekommen. Dieses Budget soll
Institutionen. Die UN-Behindertenrechtskonvention bezeich-
helfen, eben diese Rahmenbedingungen zu verändern.
net diese Bedingungen als Umweltfaktoren.
Auch den Bereich der Aus- und Fortbildungen müssen wir
Weil diese Sichtweise noch nicht selbstverständlich ist,
deutlich stärken. Aber: Allein mehr Ressourcen lösen nicht
sind die Erfahrungen in der Praxis des gemeinsamen Unter-
alle Probleme. Wir werden weiterhin das gemeinsame Enga-
richts in Bayern denkbar unterschiedlich. Es gibt viel Begeis-
gement vieler brauchen. Denn gemeinsamer Unterricht mit
terung, aber es gibt auch viel Frustration. Die gelingenden
passenden Rahmenbedingungen für alle Schülerinnen und
Beispiele zeigen, dass man genau diese Komplexität, indivi-
Schüler, eine gute inklusive Pädagogik, eine intensive inter-
duelle Bedarfe auf der einen Seite, stark veränderungsbedürf-
disziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation erfordert
tige Rahmenbedingungen auf der anderen Seite, im Konzept
viel Einsatz. Lohnend finde ich diesen Einsatz allemal, und
und in der Praxis nicht unterschätzen darf. Diese Beispiele
zwar für uns alle! //
*Die Autorin ist Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung
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nicht stimmen: Zu große Klassen, fehlende Budget- und
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Dem gegenüber steht die Gruppe von Interessenvertretern, die vor einer Dekategorisierung von Behinderung war-
II POLITIK INKLUSION
Lehrer beklagen dann zurecht, dass die Rahmenbedingungen
Vanessa Hübsch*
Der Realität ins Auge sehen
Pädagogen erklären im Landtag, was es für die Arbeit mit Flüchtlingen braucht
Lehrer brauchen für ihre Arbeit mit Flüchtlingen bessere Vo-
kräfte eingestellt werden können, hatte der BLLV bereits
raussetzungen – ebenso wie Flüchtlinge sichere Rahmenbe-
im Oktober 2014 ein Zehn-Millionen-Euro-Notprogramm für
dingungen benötigen. Das ist das Ergebnis einer Fachanhörung
Schulen gefordert, die Flüchtlingskinder aufnehmen. Die
zur „Zukunft der Bildungsangebote für schul- und berufs-
entsprechende Petition wurde jedoch von der CSU-Fraktion bei
schulpflichtige Flüchtlinge und Asylbewerber“ im Bildungs-
den Haushaltsberatungen abgelehnt. Angemahnt wurden auch
ausschuss des Landtags. Vertreter der Schule, der Wissen-
ein besseres Übergangsmanagement zwischen Clearingstellen
schaft und der kommunalen Spitzenverbände formulierten auf
und Schulen, mehr Anrechnungsstunden, eine Zweit(lehr)kraft
Nachfragen der Abgeordneten gleich mehrere Forderungen,
im Unterricht und ein reduzierter Verwaltungsaufwand.
um Lehrerinnen und Lehrer zu entlasten.
Viele Lehrkräfte haben nur wenig Erfahrung darin, Flücht-
Mehr Sicherheit für Flüchtlinge
linge zu unterrichten, so die Experten. Deshalb benötigten sie
ein breiteres und verbessertes Fortbildungsangebot. Auch
Supervision und Coaching müssten angeboten werden.
Auch die Rechts- und Planungssicherheit für Flüchtlinge
war eine Forderung. Unsicherheit über die eigene Zukunft
wirke sich negativ auf die Integration in Gesellschaft und
Mehr Zeit für Lehrer
Arbeitsmarkt sowie auf den Spracherwerb aus. Mehrfach
wurde daher auf die Bedeutung von Sprachkursen hingewie-
Oft sei unklar, wie Lehrerinnen und Lehrer mit traumati-
sen. Viele Ehrenamtliche betätigen sich in diesem Bereich. In
sierten Kindern umgehen sollen, wie Sprache richtig vermittelt
Regensburg und Umgebung läuft bereits seit November 2014
und wie Integration schnell ermöglicht werden könne. Neue
ein Projekt des BLLV, bei dem pensionierte Lehrkräfte Flücht-
Unterstützungssysteme sind notwendig, auch Dolmetscher
linge und Asylbewerber in ihrem Alltag unterstützen und ihnen
und Psychologen könnten hier entlasten. Damit solche Fach-
Deutschkurse anbieten. //
*Die Autorin ist Assistentin im Parlamentsreferat des BLLV
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II POLITIK FLÜCHTLINGE
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II POLITIK LEHRPLAN PLUS
Birgit Dittmer-Glaubig*
entierte Konzept. Grundlegende und fachspezifische Kompe-
das Gemeinsame, das allen Lehrplänen zu-
tenzen sind explizit ausgewiesen, es gibt eine Aufgliederung
17
d
as PLUS am LehrplanPLUS ist zum einen
grunde liegen muss, und zum anderen die
in einzelne Fachlehrpläne.
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In der „Arbeitsgruppe Lehrplan“ prüft der BLLV den neuen LehrplanPLUS
II POLITIK LEHRPLAN PLUS
Schubladendenken auflösen
konsequente Orientierung am Kompetenz-
Die „Arbeitsgruppe Lehrplan“ fragt kritisch: Gibt es trotz
begriff. Was die neuen Lehrpläne konkret
aller sinnvoller Grundlagen weiterhin Brüche? Werden ange-
wert sind, zeigt sich deshalb an der Frage,
legte fachspezifische und fachübergreifende Kompetenzen
wie die Übergänge gestaltet werden. Nicht: „Jetzt vergiss mal
tatsächlich weiter ausgebaut? Sind die didaktischen und
ganz schnell, was du in der Grundschule gelernt hast“ kann das
methodischen Ansätze ähnlich? Nur wenn all das der Fall ist,
Motto sein, nötig ist ein nahtloser und homogener Übergang.
lassen sich die Ziele der neuen Lehrpläne erreichen.
Die neuen Lehrpläne sind durchgängig auf den Kompetenzbe-
Erklärtes Ziel des BLLV ist es, das Übergangsmanagement
griff des Ko-Konstruktivismus ausgerichtet, die Frage bleibt,
zu optimieren und das momentan vorherrschende Schubladen-
wie dieser moderne Lernbegriff umgesetzt wird.
denken der bisherigen Lehrpläne zugunsten eines übergreifen-
Um das zu prüfen, kooperieren im BLLV Gymnasial-, Real-
den Konzepts aufzulösen. Solange eine gegliederte Schulland-
schul- und Mittelschullehrer schulartübergreifend in einer
schaft existiert, muss die Durchlässigkeit der einzelnen Schul-
„Arbeitsgruppe Lehrplan“. Entwürfe der Lehrpläne liegen
arten erhöht werden.
den Verbänden bereits vor, sie können sich dazu dem Kultus-
Die Lehrpläne sind dann ein PLUS für die Schülerinnen und
ministerium gegenüber äußern. Begonnen hat die entspre-
Schüler, wenn diese die Übergänge nicht mehr als solche erle-
chende Anhörungsphase mit dem Lehrplan Gymnasium.
ben. Der BLLV sieht die Chance der neuen Lehrpläne in einem
Der BLLV hat dazu eine Stellungnahme verfasst (www.bayeri-
zukunftsorientierten und nachhaltigen Lernbegriff – über alle
sche-schule.de) . Basis aller Lehrpläne ist das kompetenzori-
Schularten hinweg. //
*Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV
der bllv im gespräch mit …
Gemeindetag: Mehr
Personal für Flüchtlinge
Haushaltsauschuss: „Unter
Umständen Kürzungen“
Die Themen Flüchtlinge, Ganztagsschule und das Motto
Der Nachtragshaushalt 2016 und der Doppelhaushalt
der Landesdelegiertenversammlung „Mehr Zeit für
2017/2018 beschäftigten BLLV-Präsidentin Simone
Bildung“ standen im Mittelpunkt eines Gedankenaus-
Fleischmann und Peter Winter, Vorsitzender des Haus-
tausches zwischen Dr. Uwe Brandl und Gerhard Dix
haltsausschusses, bei einem Gespräch im Landtag.
als Vertreter des Bayerischen Gemeindetags sowie
Fleischmann, begleitet von Vizepräsident Gerd Nitschke,
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, zweitem BLLV-
forderte weitere Stellen für Lehrkräfte und pädagogi-
Vizepräsident Tomi Neckov und Birgit Dittmer-Glaubig
sches Personal. Klassen müssten zumindest stunden-
(BLLV/Abteilung Berufswissenschaft). Alle Gesprächs-
weise mit zwei Lehrern besetzt werden können. Dazu
partner waren sich einig darin, dass der Trend zur
sollten größere Anteile der Steuermehreinnahmen inves-
Schnelligkeit ein gesellschaftlicher Prozess ist, der auch
tiert werden. Winter erklärte, das Geld stehe für eine
vor den Kindern und Jugendlichen nicht halt macht.
Neuverteilung faktisch nicht zur Verfügung. Man brauche
Durch die Beschleunigung und Verdichtung der Inhalte
es, um die weiter steigenden Kosten der Unterbringung,
fehlt an den Schulen und an den Universitäten sehr häu-
Betreuung und Ausbildung von Flüchtlingen zu decken.
fig der nötige Tiefgang in den Lernprozessen. Sowohl
Vor allem müssten verstärkt Unterstützungsmaßnahmen
Gemeindetagspräsident Brandl als auch Fleischmann
für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge finanziert
werden das Thema Flüchtlinge weiter verfolgen. Brandl
werden. Vermutlich würden sogar Kürzungen in anderen
fordert, dass in der Lehrerbildung das Vermitteln von in-
Bereichen notwendig werden, bekannte Winter. Umso
terkulturellen Kompetenzen eine größere Rolle spielen
interessierter zeigte sich der CSU-Politiker an einer
sollte. Gleichzeitig setzt er sich dafür ein, dass die Eng-
Reform der Schulbudgetierung. Fleischmann will weg
pässe in der Lehrerversorgung durch Nachqualifizie-
vom „Gießkannenprinzip“, hin zu einer passgenaueren
rungsmöglichkeiten ausgeglichen werden können.
Budgetierung anhand von Indizes, wie sie bei Kinderta-
Fleischmann fordert, dass an den Schulen genügend
geseinrichtungen üblich sind. Vorhandene Mittel müssten
Personal eingestellt wird, um die neuen Herausforde-
besser verteilen werden. Winter versprach, sich über
rungen, die sich aus den jüngsten gesellschaftlichen
verschiedene Modelle zu erkundigen und mit dem BLLV
Entwicklungen ergeben haben, zu bewältigen. bs
im Gespräch bleiben zu wollen. vh
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
II POLITIK GESPRÄCHE
… Peter Winter, Vorsitzender
des Haushaltsausschusses
18
… Dr. Uwe Brandl, Präsident des
Bayerischen Gemeindetags
Spaenle: Budgetierung
weiter diskutieren
„Wir brauchen mehr Zeit für Bildung!“ Diese Forderung
„Es geht um eine gute Beziehung und einen schnellen
stellte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in den
Draht“ – so erklärte Simone Fleischmann die Absicht
Mittelpunkt ihres Gesprächs mit der grünen Landtags-
ihres ersten Besuchs als Präsidentin des BLLV bei Kul-
fraktion. Nur wenn das Zwei-Lehrer-Prinzip umgesetzt
tusminister Ludwig Spaenle. Beide lobten die intensive
werde, könne Schule künftig ihre Aufgaben erfüllen. Es
Zusammenarbeit zwischen dem Kompetenzteam Leh-
gehe nicht darum, in jeder Klasse ständig zwei Lehrer
rerbildung des BLLV und dem Kultusministerium im
zu haben, aber phasenweise müsse eine Zweitkraft an
Bereich der Lehrerbildung. Das Thema „Zeit für Bil-
allen Schularten möglich werden. Einer aktuellen Um-
dung“, die Ausstattung im Rahmen der Inklusion, das
frage des BLLV zufolge hätten 84,5 Prozent der Befragten
Zwei-Lehrer-Prinzip und die Abkehr von der aktuellen
keine ausreichende Zeit für individuelle Betreuung, neun
Budgetierung waren Gesprächsthemen, die beide aus
von zehn forderten zusätzliches Personal. Fraktionsvor-
ihrer Sicht beleuchteten. Beim Thema Veränderung der
sitzende Margarete Bause sieht Möglichkeiten, durch
Budgetierung sollten der BLLV und das KM auch weiter-
effektiveren Mitteleinsatz neue Spielräume zu öffnen.
hin intensiv im Gespräch bleiben, erklärten die beiden
Sie sprach sich für mehr Eigenständigkeit der Schulen
Gesprächspartner übereinstimmend. Viel Raum nahm
und eine Stärkung der Schulleitungen aus. Fleischmann
die Diskussion der gesellschaftlichen Herausforderung
forderte einen Stundenpool für die Schulen und einen
des Umgangs mit Flüchtlingen ein. Fleischmann machte
Sozialindex bei der Zuweisung von Lehrerstunden.
deutlich, dass es im schulischen Bereich dringend zu
Bildungssprecher Thomas Gehring verwies auf einen ak-
einer „On-top-Versorgung“ kommen muss, es fehlten
tuellen Antrag der Grünen (17/3092) für ein „Zwei-Päda-
die finanziellen und personellen Ressourcen. Der BLLV
gogen-System“ an inklusiven Schulen. Nur so könne man
und die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Lehrerver-
der zunehmenden Heterogenität gerecht werden. MdL
bände (abl) würden sich hierzu gemeinsam positionie-
Gisela Sengl sieht Handlungsbedarf bei den individuellen
ren. Spaenle begrüßte das. Seinen Dank für das Ge-
Schulbegleitern. Status und Ausbildung passten nicht zu
spräch verband der Minister mit dem Wunsch, auch
den übernommenen Aufgaben. Der BLLV hat hierzu
weiterhin konstruktiv und offen zusammenzuarbeiten.
unlängst eine Petition an den Landtag gereicht. ff
Dies sicherte Fleischmann zu. bs
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
Grüne: Unterstützung
für Zwei-Lehrer-Prinzip
II POLITIK GESPRÄCHE
… dem Bayerischen Staatsminister
Ludwig Spaenle
19
… der Fraktionsvorsitzenden
Margarete Bause
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simone fleischmann
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und Kollegen für das kommende Schuljahr planen, ergeben
zahlen und auch nicht mit der Personalplanung. Also: Eine
sich viele Fragen: Welche Lehrer bekommen wir in diesem
weitsichtige Planung ist aus Sicht des BLLV durchaus möglich,
Jahr? Kann die M10 mit aktuell 28 Schülerinnen und Schülern
ebenso wie eine passgenaue und schulscharfe Budgetierung
geteilt werden? Ist die Förderlehrerin mit allen Stunden an
vor Ort. Planung heißt auch, den Schulen zu vertrauen und
unserer Schule? Können wir unsere Arbeitsgemeinschaften
ihnen die entsprechende Eigenverantwortung zu übergeben,
wieder anbieten? Kommen zusätzliche Stunden für die För-
damit die einzelne Schule entsprechend ihrer Anforderun-
derung der Hochbegabten, haben wir Kurse, um den Flücht-
gen und Herausforderungen auszustatten und die Schullei-
lingskindern Deutsch beizubringen oder wird eine neue
tungen entscheiden zu lassen, wann, wo und in welchem
Übergangsklasse gebildet?
Umfang gefördert, differenziert und individualisiert wird.
Aber auch während des Schuljahres tauchen immer neue
Fragen auf, etwa wenn Lehrerinnen schwanger werden,
Welche Werte sind uns wichtig?
aufgrund von längerfristigen Krankheiten ausfallen oder in
den Ruhestand gehen. Deshalb ist es wichtig vorausschau-
Langfristige Planung heißt eine gemeinsame Bildungs-
end zu planen, so dass man vor allem jungen Lehrkräften
vision zu haben. Für mich braucht es eine klare Verständi-
passgenau – auch während des Schuljahres – Verträge an-
gung zwischen allen am Schulsystem Beteiligten über
bieten kann, die attraktiv genug sind, dass sich ausreichend
dessen Zukunft. Wohin wollen wir? Welche Visionen tragen
Lehrkräfte darauf einlassen. Vorausschauend zu planen
uns? Welche Trends wollen wir setzen beziehungsweise auf
heißt auch, Lehrer nicht schulartspezifisch auszubilden und
welche Trends wollen wir reagieren? Langfristige Planung
dann kurzfristig eine geringe Menge an Lehrkräften nach-
in der Bildung heißt sicher nicht immer auf Trends oder auf
zuqualifizieren, so wie es derzeit mit Realschul- und Gymna-
Krisen zu reagieren, sondern Entwicklungen zu beeinflus-
siallehrern passiert, sondern einen Stufenlehrer aus-
sen, Trends zu setzen und Bildung gemeinsam zu gestalten.
zubilden, der flexibel an mehreren Schularten einsetzbar ist.
Ein Masterplan der Bildungslandschaften einerseits und
Langfristig planen heißt auch, ein Konzept zu haben, damit
ein großer, gemeinsamer Plan der Bildungsvisionen ande-
junge Kolleginnen und Kollegen nach dem zweiten Staats-
rerseits muss her. Wo soll unser Bildungs- und Schulsystem
examen nicht auf der Straße stehen müssen.
in 10, 20 Jahren stehen? Wie kommen wir zu einem echten
Aber: Zu Beginn eines jeden Schuljahres rutschen wir
Schulfrieden und welche Werte sind es, die uns allen wichtig
aufs Neue in eine krisenhafte Situation, vor allem wenn es
sind? Für mich ist es die Bildungsgerechtigkeit. Dieses Ziel
um die Lehrerversorgung geht. Und auch während des
muss mit allen an Bildung Beteiligten diskutiert werden. Alle
Schuljahres wird die Situation nicht besser. Krisen sind
müssen beteiligt und gehört werden, vor allem diejenigen,
eigentlich unvorhersehbare, chaotische Ereignisse und
die täglich betroffen sind: die Schülerinnen und Schüler,
sollten nicht jedes Jahr über die Schulen hereinbrechen.
deren Eltern und die Kolleginnen und Kollegen. //
21
Ein Hexenwerk ist es nicht mit der Entwicklung der Schüler-
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
Wenn Schulleitungen mit ihren und für ihre Kolleginnen
II POLITIK AKZENTE
Wir brauchen einen Masterplan
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
22
II POLITIK LANDTAG
// Koedukation oder Geschlechtertrennung?
Es gibt signifikante Leistungsun-
chen für den unterschiedlichen Bil-
bau will das Ministerium aber nicht
terschiede zwischen Mädchen und
dungserfolg seien vielfältig. Neben
forcieren. So lehnte es auch wissen-
Jungen. Sie sind durch zahlreiche Stu-
dem Geschlecht seien gesellschaftli-
schaftliche Untersuchungen ab, die die
dien nachgewiesen. Dies erklärte das
che Rollenzuweisungen („gender“),
Grünen fordern (Drs. 17/2354).
Kultusministerium (KM) im Bildungs-
ökonomischer Status, Migration und
Das Geld will das Ministerium lie-
ausschuss des Landtags. SPD (Drs.
Bildungsnähe oder -ferne der Eltern
ber in die Lehrerfortbildung stecken,
17/4219) und FW (Drs. 17/5049) hatten
relevant. Aufgrund der Geschlechter-
sensibilisieren und Material entwi-
zuvor erfolgreich einen Bericht der
unterschiede spricht sich das KM für
ckeln. Alle vier Landtagsfraktionen
Staatsregierung beantragt, wie Jungen
einen bewussten Umgang mit Hetero-
waren sich einig: Koedukation solle
und Mädchen in der Schule besser ge-
genität aus. Es gelte, das Selbstwertge-
keineswegs aufgegeben werden. Eine
fördert werden können.
fühl und Selbstbewusstsein von Mäd-
zeitweise Trennung der Geschlechter
Unterschiede zwischen den Ge-
chen und Jungen zu stärken. Lehrer
sei in allen Schularten und -stufen
schlechtern gibt es in vielen Feldern:
müssten entsprechend aus- und fort-
sinnvoll. Individuelle Förderung sei
bei der Schul- und Zweigwahl ebenso
gebildet werden.
generell nötig. Die Forderung der
wie bei der Berufswahl. Beim Noten-
Ein Zurück hinter die „Erfolgsge-
Opposition nach mehr Personal für die
vergleich – so das KM – seien Mäd-
schichte der Koedukation“ will das
angestrebte Ausweitung der indivi-
chen in der Regel besser als Jungen,
Ministerium nicht, strebt aber eine
duellen Förderung sowie nach kleine-
bei der Berufswahl seien dann Männer
zeitweise geschlechterdifferente Tren-
ren Klassen lehnte die CSU-Mehrheit
erfolgreicher. Sie erzielten damit eine
nung an. Die sei, etwa im Sportunter-
indes ab.
bessere „Bildungsrendite“. Die Ursa-
richt, schon jetzt möglich. Einen Aus-
// Grundschulabitur
// Ganztag gefährdet
Florian Fischer
// Zweitlehrkraft
Ein SPD-Antrag (17/6437) auf Freigabe
Das Klassenmehrungsverbot bleibt
Bündnis 90/Die Grünen forderten in
des Elternwillens beim Übertritt löste
ein Dogma des Ganztagsausbaus. Das
einem Antrag (Drs.17/3092) Zweit-
im Bildungsausschuss heftige Diskus-
war das Ergebnis einer Diskussion im
lehrkräfte zur Verbesserung der Un-
sionen aus. Simone Strohmayr erklärte,
Bildungsausschuss. In der Abstim-
terrichtsbedingungen an inklusiven
dass der Druck auf die Grundschüler
mung über eine Petition lehnte die
Schulen: Ein Sonderpädagoge soll den
keineswegs von den Eltern ausgehe.
CSU-Fraktion es ab, Ausnahmen zuzu-
Unterricht zumindest stundenweise
Appelle an die Eltern gingen deshalb
lassen. Bei der Klassenbildung kann
begleiten. Während der Lehrer vorran-
am Problem vorbei. Die Schule selbst
das Verbot dazu führen, dass eine
gig für die Umsetzung des Lehrplans
müsse geändert werden. Nötig seien
Schule trotz großer Nachfrage kein
sorge, kümmere sich der Sonderpäda-
Entwicklungsgespräche und Beratung.
Ganztagsangebot verwirklichen kann,
goge verstärkt um förderbedürftige
Günther Felbinger (FW) bestätigte
da sie sonst die Schülerhöchstzahl
Kinder. Der Bildungspolitische Spre-
zwar den Übertrittsstress, sieht in der
für die Regelklassen überschreitet.
cher Thomas Gehring zweifelte am
Abschaffung der Notenhürden aber
Ausnahmen wären laut Staatsregie-
Sinn der Interfraktionellen Arbeits-
den falschen Weg. Thomas Gehring
rung zwar denkbar, die CSU-Mehrheit
gruppe Inklusion. Er könne in diesem
(Grüne) unterstützte den Antrag und
will jedoch keine Präzedenzfälle schaf-
Bereich inzwischen keine „Bewegung“
kritisierte regional extrem unter-
fen. Da wahrscheinlich noch mehr
der CSU mehr ausmachen. Der Antrag
schiedliche Übertrittsquoten. Ute Ei-
Schulen betroffen sind, sieht die Op-
wurde vom Plenum mit Mehrheit der
ling-Hütig (CSU) formulierte dagegen:
position die Ganztagsgarantie aus der
CSU abgelehnt. Die BLLV-Präsidentin
„Noten sind unabdingbar für Leis-
Regierungserklärung des Minister-
fordert stundenweise zwei Lehrkräfte
tung“, um „einsortieren zu können“. ff
präsidenten in Frage gestellt. vh
in bestimmten Klassen. vh
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23
II CARTOON
cartoon
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meissner
Fe r n s e h e n
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II THEMA ESSAY
Chris Bleher
„Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht! ...“ – der Vers aus
der Dreigroschenoper spottet über „die Unzulänglichkeit menschlichen Strebens“. Doch der Vorgriff auf Künftiges gehört zum Kern des
Menschseins. Im Spannungsfeld zwischen Jetzt und Irgendwann hat
auch Bildung sich zu verorten. Ein Versuch über Orakel, Megatrends
und die tiefere Bedeutung des Begriffs Weitsicht.
rechts: Annäherungen (I): Drunter und drüber zugleich – ein Widerspruch?
>
bayer i sche schu l e II #2 2015 II s
25
II THEMA ESSAY
bayer i sche schu l e II #2 2015 II s
26
II THEMA ESSAY
links: Annäherungen (II): Eine Frage des Standpunkts – Großes klein, Kleines groß
d
a standen sie also und baten um Rat. Är-
wann man sät, düngt oder ausrückt, um die Ernte einzufahren.
mere Zeitgenossen durften nur geschlos-
Wo man anfangs nur den Flug der Schwalben verfolgte oder
sene Fragen stellen, sie sahen eine weiße
Frösche auf Leitern beobachtete und solches mit dem Erfah-
Bohne für „Ja“, eine schwarze für „Nein“.
rungswissen von Generationen abglich, kann man nun kurz
Wohlhabende wurden eines echten Dia-
vor acht Plögers keilförmigen Tiefausläufern über den Heb-
logs für würdig erachtet. Hinter kultischer
riden beim Strömen zuschauen. All das hat zu tun mit Vorher-
Kulisse verbarg sich ein Priesterorden, der das Wissen der
sage – nicht mit Weitsicht. Zu diesem Begriff gleich mehr.
wirkte er in Politik und Geistesleben der Antike hinein
unterhalten „Zukunftslabore“ oder holen sich Expertise
und blieb selbst unerkannt. Das Orakel von Delphi war das
von Universitäten. Die FU Berlin oder die RWTH Aachen
Google der Antike.
(„thinking the future“) gelten als führend. Auch private
27
Veritable Unternehmen vertrauen keinem Orakel. Sie
Wenn's drauf ankommt, bescheiden wir uns nicht mit
Unternehmensberatungen haben sich auf die Dienstleistung
dem Hier und Jetzt. Dann wollen wir es genau wissen. Dann
Fern-Sehen spezialisiert. Z-Punkt heißt eine. Der Geschäfts-
starren wir sogar auf die Tentakel eines Tintenfischs namens
führer des Kölner Unternehmens sagte der „Wirtschaftswo-
Paul, wie bei der Fußball-WM 2010. Fingert er nach der
che“, Zukunftsforscher seien früher „so etwas wie Hofnar-
Miesmuschel mit dem schwarz-rot-goldenen Fähnchen? Hin-
ren“ gewesen, heute gehöre Zukunftsforschung zum Un-
terher erlauben wir uns eine kindische Freude darüber, dass
ternehmen „wie Rechnungslegung oder Marktanalyse“.
das Orakel aus dem Sea Life Center von Oberhausen sämt-
Z-Punkt errechnete zum Beispiel im Auftrag von BASF den
liche Spiele der Deutschen bis zum Ausscheiden im Halbfi-
wahrscheinlichen Anstieg des Meeresspiegels, das Chemie-
nale richtig vorhergesagt hat.
unternehmen nutzte die Kennwerte, um einen Kunststoff
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
Welt bei sich versammelte. Durch seine Weissagungen
II THEMA ESSAY
Veritable Unternehmen unterhalten Zukunftslabore
Oder wir befragen Hans-Werner Sinn. Einmal im Monat
zu entwickeln, der Bausteine so verfestigt, dass bedrohte
verkündet der Ökonom vom Münchener ifo-Institut seine
Länder daraus ein effizientes Küstenschutzsystem bauen
Konjunkturprognose namens „Geschäftsklima-Index“. Bis auf
können – vorausgesetzt, sie können es sich leisten.
eine Stelle hinter dem Komma bündelt er die gefühlte Wahrheit einer überschaubaren Schar von Managern. Auf der
Visioning & Scouting
Basis dieser Zahl wiederum werden Investitionsentscheidungen getroffen. Durchaus verwandt mit dieser tautologischen
Fondsgesellschaften setzen auf Megatrends. Dieser
Praxis ist seriösere Meinungsforschung. Hans-Magnus En-
Begriff bezeichnet Entwicklungen mit epochalem Charakter,
zensberger mokierte sich schon 1965 über das „Orakel vom
Entwicklungen, welche die gesamte Welt betreffen und
Bodensee“, das Institut für Demoskopie Allensbach, und ent-
mindestens drei Jahrzehnte anhalten. Darunter subsumiert
deckte eine „strukturelle Ähnlichkeit mit den mantischen
man Phänomene aus der Demografie oder dem Klima-wan-
Praktiken der Alten Welt“.
del ebenso wie aus Gesundheit oder Bildung. Der
Hinter jedem Blick in die Zukunft verbirgt sich ein Inte-
Luxemburger Fonds „Schroder ISF Global Demographic
resse. Auch der Wetterbericht ist nicht entstanden, weil man
Opportunities“ etwa investiert bevorzugt in Unternehmen
gerne wissen wollte, ob es sich lohnt, den Regenschirm mit-
der Biotech- und Gesundheitsbranche – mit beachtlichem
zunehmen. Seit Menschengedenken hängt es vom Wetter ab,
Renditezuwachs. >
rechts: Annäherungen (III): Die Wirklichkeit übersteigen – im Unten das Oben
II THEMA ESSAY
Wirklich weitsichtig war Brechts „Radiotheorie“
In den Zukunftswerkstätten mit Namen wie „Corporate
Natürlich sind LeBlancs Kunden nicht bescheuert. Sie er-
Foresight“, Strategic Foresight“ oder „Creavis“ wird derweil
warten keine Bauanleitung für das Perpetuum Mobile. Der
getüftelt, dass es raucht: Amazon erprobt das Zustellen von
Grund, warum sie sich nicht auf naturwissenschaftliche oder
Paketen per Drohne, Evonik erzeugt ein Vorprodukt für Ple-
soziologische Expertise beschränken, ist einfach. Der „Zeit“
xiglas nicht aus Erdöl sondern mit Hilfe von Bakterien, VW
erklärte LeBlanc: „Neue Produkte werden in immer rasche-
erprobt schon seit Jahren das selbstfahrende Auto – mit dem
ren Zyklen auf den Markt gespült, damit wächst auch der
unauffälligen Golf-Modell auf der A 93. Der Konzern zieht
kreative Druck auf die Entwickler.“ Was sie suchen, seien
auch Soziologen, Psychologen, Ökonomen zu Rate, um he-
schlicht „neue Inspirationsquellen“.
rauszufinden, inwieweit die Technologie auch in der Bevöl-
28
der unter dem Label „Visioning & Scouting“ zusammen mit
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
kerung ankommt. Siemens beschäftigt gar einen Physiker,
einer Handvoll Wissenschaftler an den Trends des nächsten
Vierteljahrhunderts arbeitet. Immer wieder kommen Visionäre mit den Verantwortlichen aus den Fachabteilungen zusammen, etwa um herauszufinden, wie Windenergie in
Wasserstoff verwandelt und gespeichert werden kann. Dann
d
ie Imaginationskraft von Autoren wie Stanislaw Lem scheint enorm. Jules Vernes' Landsmann und Zeitgenosse Albert Robida etwa
ersann einen Prototypen der heutigen
„Webinare“: Eine seiner Protagonistinnen
wird nicht für das Studium der Rechtswis-
senschaften zugelassen. Sie verfolgt die Vorlesungen über
sitzt schon mal ein Zeichner mit am Tisch, der Szenarien
den Spiegel ihres Boudoirs und hat über ein „Telefonoskop“
sichtbar macht. Es ist die kapitalförmige Art von Weitsicht:
Zugriff auf die Skripte. Bertolt Brecht wiederum kann als
Getrieben von der Angst, im Kampf um die höchste Rendite
Vordenker der sozialen Netzwerke gelten: Anfang der 30er
vom Markt zu verschwinden.
Jahre entfaltete der Dichter die Vision eines Volksempfängers, der zugleich Sender sein könnte.
Verkehrsplaner in der Fantasy-Bibliothek
Brechts „Radiotheorie“ war weitsichtig im eigentlichen
Sinn: Er dachte einen Fortschritt im Namen eines echten ge-
Wer weit nach vorne sehen will, zapft sogar die Kraft-
sellschaftlichen Nutzens. Nicht ahnen konnte er, dass eine
quellen der Fantasy- und Science-Fiction-Literatur an. In hel-
Art Informatiker-Geheimbund den Traum von der unzen-
len Scharen pilgern gestandene Manager zu Thomas
sierten und kostenfreien Vernetzung gleicher Subjekte in
LeBlanc. Der ehemalige Mathematik- und Physiklehrer hat
den Alptraum einer weltweiten Profitmaschine verwandeln
eine „Fantasie-Bibliothek“ von 250.000 Werken wie Perry
würde. Dass der permanente Austausch Big Data erzeugen
Rhodan oder Startrek aufgebaut. Unter den Besuchern waren
würde, jenes Meer von Daten, in dem unsichtbare Trawler
die Verkehrsplaner vom Deutschen Zentrum für Luft- und
mit gigantischen Fangnetzen fischen, gegen die das Spitzel-
Raumfahrt. Sie ließen sich eine Datenbank zusammenstellen,
wesen der Stasi ein Verein von Hobbyanglern war. Statt
die Anregungen lieferte für Alternative Antriebssysteme
nachhaltiger gesellschaftlicher Entwicklung also: Käuferpro-
oder auch eine Polizeisirene, die man nur via Autoradio
file, Verhaltensprognostik.
hören würde. Das hessische Wirtschaftsministerium dagegen
Jeder zu weite Vorgriff birgt Gefahr – wenn er den eige-
erhoffte sich von LeBlanc ein Dossier zur Nanotechnologie.
nen Standpunkt nicht kennt oder verkennt. Der Philosoph
Fündig wurde er in dem SciFi-Thriller „Die Reise ins Ich“.
Ernst Bloch konnte in seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoff-
>
bayer i sche schu l e II #2 2015 II s
29
II THEMA ESSAY
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
30
II THEMA ESSAY
links: Annäherungen (IV): Wenn sich Innen und Außen durchdringen – es werde Licht!
nung“ noch den „Vorschein“ in Kunst, Architektur, Musik
gehen. Neuer Nationalismus werde entstehen und damit
ausmalen. Konnte die Träume vom besseren Leben deuten
auch Rassismus. Erst wenn die Angleichungsprozesse poli-
als Vorstufe zur „docta spes“, der „begriffenen Hoffnung“.
tisch gemeistert wären, könnte man eine Einheitswährung
Konnte hoffen, dass ein aufgeklärtes Bewusstsein den
einführen. Der „Stern“ erinnerte an Gysis Rede, auf Face-
Marx'schen Imperativ einlösen würde, „alle Verhältnisse
book wurde sie mehr als 260.000 mal geklickt. Viele kom-
umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein
mentierten sie als „prophetisch“.
Konnte den Bogen spannen zurück von einer besseren
kommen gerade in den Schulen an. In Form von unbegleite-
Zukunft in ein noch unerfülltes Hier und Jetzt.
ten minderjährigen Flüchtlingen. Die Lehrer sollen selber
s
sehen, wie sie mit denen zurechtkommen. Angesichts eines
o viel Zukunftsschwärmerei rief Gegenreflexe
rasanten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels er-
31
Die Folgen einer von Grund auf verfehlten EU-Politik
hervor. Hans Jonas veröffentlichte 1973 „Das
scheint es als fahrlässig kurzsichtig, wenn eine Bildungsbe-
Prinzip Verantwortung – Versuch einer Ethik
hörde kein „Zukunftslabor“ unterhält. Wenn sie sich
für die technologische Zivilisation“. Sein kate-
stattdessen selbstzufrieden zum Großen Bruder aufspielt,
gorischer Imperativ lautet: „Handle so, dass
Ziele, Inhalte und auch noch die Wege des Lernens vor-
die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der
schreibt und kontrolliert. Wenn sie versucht, neue Formen
Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ Der
des Lernens nach Kräften zu verhindern statt mit aller Kraft
Bioethiker ging davon aus, dass Menschen verantwortlich
Konsequenzen für das Ganze zu ziehen, wie es derzeit die
für ihr Handeln sind – und damit für all jene Lebewesen, die
Finnen tun (s. S. 34).
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist."
II THEMA ESSAY
Zur Nächstenliebe muss „Fernstenliebe“ kommen
nicht frei entscheiden können oder noch gar nicht existieren.
Angesichts eines nie gekannten Fortschritts von Technik und
Noch immer zu viel Kaiserreich
Vernichtungstechnik müsse zur Nächstenliebe auch die
„Fernstenliebe“ kommen. Weitsichtiges Handeln bedeutet
Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat einmal in einem
Jonas zufolge: Die schlechtere Prognose der besseren vor-
Vortrag die „paramilitärische Struktur“ der heutigen Schule
zuziehen.
kritisiert, sie sei noch immer nicht entscheidend über die
Ein Beispiel für Weitsicht in diesem Sinn ist eine Bundes-
ständisch sortierten Disziplinierungsanstalten des Kaiser-
tagsrede von Gregor Gysi gegen die Einführung des Euro,
reichs hinausgewachsen. Schulen müssten aufbrechen. Die
die sich anhört, als wäre sie auf den Streit um die Schulden
neuen Lerninhalte, so formulierte er es in einer überra-
Griechenlands im Frühjahr 2015 getextet worden und nicht
schenden Wendung, seien jedoch die alten, die Hum-
am 23. April 1998: Man könne einen Kontinent nicht über
boldt'schen: In jedem Schüler sei auch ein anderer, der
Geld einen. Die Integrationspolitik müsse scheitern, „weil
„jenseits seines Berufes seinen inneren Weg finden muss“.
die Voraussetzungen nicht stimmen“. In einem „Europa der
Diese Gedanken „organisch auf den neuesten Stand zu
Banken“ würden politische Entscheidungsräume schrump-
bringen“, sei die Herausforderung. Wie man das schafft?
fen, die erklärte Exportorientierung Deutschlands müsse auf
Über dem Tor zum Orakel von Delphi stand dieser wahrhaft
Kosten der Länder auch in der europäischen Peripherie
weitsichtige Rat: „Erkenne dich selbst!“ //
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032
II EDITORIAL
Annäherungen (V): Mitten drin und doch am Rand
bayer i sche schu l e II #2 2015 II s
033
II EDITORIAL
rechts: Annäherungen (VI): Aus dem Hier ins Dort – Keine Ferne ohne Nähe
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
34
II THEMA FINNLAND
Nordlicht
Armi Mikkola*
Wo Finnland ist, ist vorn. Das hat lange Zeit für Pisa gegolten. Während
sich andere Länder an die Spitze schieben, erfinden sich die Skandinavier neu. Sie entwickeln gerade Lehrpläne, die sich konsequent an
Kompetenzen orientieren und Fächergrenzen überwinden. Auch die
Lehrerbildung wird dementsprechend umgekrempelt. Skizze aus
einem radikal zukunftsorientierten Bildungsministerium. >
* Die Autorin ist Ministerialrätin für Bildung und Kultur/Übersetzung: alma lingua
>
Die Lernumgebungen in unseren Schulen können
nicht länger nur auf Wissensvermittlung zielen
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
36
II THEMA FINNLAND
f
ür Finnland ist Kompetenz das wichtigste Kapi-
delle zu aktivieren, Tätigkeiten selbstständig zu organisie-
tal. Die Menschen werden sich mehr und mehr
ren, Zusammenhänge zu verstehen.
in vieldeutigen Kontexten bewegen und immer komplizier-
Man hat erheblich in Geräte und Internetanschlüsse in-
tere Probleme lösen müssen. Lernen wird ganzheitlicher.
vestiert, doch die Pädagogik und Arbeitskultur der Schulen
Nicht nur Finnland, die Menschheit steht vor Problemen, für
hat sich nicht entsprechend geändert. Die Lehrer hatten
deren Lösung es nicht ausreicht, ein Fach oder einen Beruf
noch keine ausreichende Möglichkeit, jene grundlegenden
zu beherrschen. Gefragt sind Denkfähigkeit, Kreativität, In-
und kreativen Arbeitsweisen zu erlernen, die durch digitale
novationskraft, in der Schule ebenso wie am Arbeitsplatz.
Lernumgebungen möglich werden. Schulen und Lehrer be-
Gefragt ist auch die Fähigkeit, mit sehr verschiedenen Men-
nötigen Hilfe bei der Einführung solcher Arbeitsweisen und
schen und Gemeinschaften auszukommen.
-modelle, die die Schüler aktivieren. Auch bei der Grund-
Für viele neue Tätigkeiten in entstehenden Berufen gibt
ausbildung ist sicherzustellen, dass die künftigen Lehrer
es keine fertige Wissensgrundlage. Wissen ist ständig neu
über die entsprechenden Fertigkeiten zur Planung und Ent-
zu erwerben – über die bestehenden Wissenschafts- und
wicklung von Lernumgebungen verfügen.
Fachgrenzen hinaus. Die Ausbildung muss dem gerecht
werden. Gerade erneuern wir die Grundlagen der Lehr-
Lehrbefähigung der Zukunft
pläne – was wir alle zehn Jahre tun. Sie sind die Basis für den
Erwerb von fächer- und wissenschaftsübergreifenden Fähig-
Der Lehrer der Zukunft muss Anforderungen in vier Be-
keiten und Fertigkeiten. Die Lehrer müssen durch Fortbil-
reichen erfüllen: Gute Sachkenntnis über das Lernen und
dung befähigt werden, entsprechende Vorgehensweisen
Lehren, gute Kenntnisse zu den Inhalten des Fachgebiets
anzuwenden. Die Kernaufgabe der Schule wandelt sich vom
oder Lernfachs, soziale und ethische Fähigkeiten, vielseitige
Unterrichten zur Unterstützung des geistigen Wachstums
Kompetenz in der schulischen Arbeit. Diese Kriterien sind
und Lernens der Lernenden.
an sich nicht neu. Neu ist die Art, diese Bereiche zusammenzudenken. Sie sind in vielerlei Weise miteinander verknüpft,
Neue Lernumgebungen
die wesentliche Entwicklungsaufgabe der Lehrerbildung
heißt dementsprechend: Ihr Ineinandergreifen zu unterstüt-
Die Lernumgebungen in unseren Schulen können nicht
länger nur auf Wissensvermittlung zielen. Sie müssen helfen,
zen. Das wiederum setzt voraus, dass Grund- und Fortbildung der Lehrer einander ständig ergänzen.
Verständnis und Erkenntnis zu entwickeln. Beispiel Technik:
Internationale Vergleiche zeigen, dass die berufliche
Die Digitaltechnik bietet schon heute Hilfsmittel für die
Weiterentwicklung finnischer Lehrer verbessert werden
Wechselwirkung von Lehren und Lernen. Es mangelt aber
muss. Nur wenige Lehrer haben einen persönlichen Bil-
an Wissenspraktiken und Konzepten, mit denen auf neue
dungs- und Entwicklungsplan. Die Chancen von Lehrern,
Weise eine soziale Wechselwirkung geschaffen werden
eine Fortbildung zu erhalten, sind zwischen den Landes-
kann. Technik an sich fördert ja nicht das Lernen. Die Lern-
teilen sehr unterschiedlich. Die Schule der Zukunft braucht
umgebung muss vom Lernenden ausgehen, muss ihn darin
Reformen bei der Förderung, den Inhalten und der Struktur
unterstützen und stärken, im Zusammenarbeiten Denkmo-
der beruflichen Entwicklung der Lehrer.
Vorbild in der Schulgemeinschaft zulässt. Die wichtigste Auf-
Lehrerbildung der Zukunft braucht auch hochwertige For-
gabe der Schule ist es daher, den Boden für eine Gesellschaft
schung. In der Unterrichtsarbeit werden bessere und moder-
des Vertrauens zu bereiten. Und von Lehrern kann erwartet
nere Erkenntnisse über die Mechanismen, über die
werden, dass sie über ihr Fach hinausdenken, mit anderen
Voraussetzungen, Möglichkeiten und Gefährdungen des Ler-
Berufen kooperieren. So werden die Schüler in Problemsitua-
nens und Lehrens benötigt. Solches Wissen hilft, neue Lern-
tionen die jeweils angemessene fachliche Hilfe erhalten.
formen zu verstehen und zu schaffen. Auch solche, die
Finnland hat einen Vorteil gegenüber vielen anderen
moderne Technik nutzen. Die Forschung muss aktiver als bis-
europäischen Ländern: Die Lehrerausbildung ist bei uns eine
her Foren bereitstellen, auf denen die Wissenschaftler und
der beliebtesten Bildungsrichtungen für junge Menschen.
Schulen sich begegnen können.
Die Universitäten können unter den kompetentesten und
motiviertesten Bewerbern auswählen. Die jüngsten Ergeb-
rufs wird angesichts von wirtschaftlichen und sozialen Proble-
nisse der TALIS-Studie der OECD (Teaching and Learning
men der Gesellschaft immer wichtiger. Demokratie, die
International Survey) belegen, dass finnische Lehrer enga-
Würde des Menschen, aktive Staatsbürgerschaft und das
giert sind, ihre Arbeit schätzen und sich darin wohl fühlen.
Wohlergehen der Menschen sind Ziele, die durch alltägliche
Finnische Lehrer erleben auch, dass ihre Arbeit gesellschaft-
Entscheidungen in der Schule gefördert werden sollten. Von
liche Wertschätzung erfährt. Gute Voraussetzungen, die Lehr-
den Schülern kann man keine wesentlich besseren Fähigkei-
befähigung und Lehrerausbildung im internationalen Ver-
ten zur Interaktion und Beteiligung erwarten, als das alltägliche
gleich noch weiter zu verbessern. //
DAS FINNISCHE ABC DER VERÄNDERUNG
Für die Schulreform, die ab Herbst 2016 umgesetzt wird, wurden
Klassenzimmer
nicht nur Lehrer befragt sondern auch 60.000 Schüler. Viele Lehrer
gegen, dass die Schüler die Klassenzimmer häufiger verlassen
waren skeptisch gegenüber den Plänen aus Helsinki. Die finnische
und auf dem Land oder in der Stadt unterwegs sein werden.
Lernen soll Spaß machen. Dem kommt ent-
Schulmanagerin Marjo Kyllönen begründete gegenüber der britischen Tageszeitung „Independent“ den radikalen Bruch mit den
Kompetenzen Finnland denkt Schule künftig konsequent vom
Konventionen so: „Wir müssen unser Bildungssystem dringend
Lernprozess des Schülers her. Nicht mehr die Inhalte stehen im
überdenken, so dass es unsere Kinder besser auf das Leben von
Mittelpunkt sondern Fähigkeiten (s. Fächer).
morgen vorbereitet. Es gibt immer noch Schulen, die so unterrichten wie vor hundert Jahren.“ Das neue System wird bis 2020 erprobt,
Mitbestimmung Bisher haben die Lehrer fachbezogen unter-
dann soll es landesweit etabliert werden.
richtet und den Stoff vorgegeben. Jetzt sollen sie auch bei den
Klassenarbeiten ihre Lernmedien freier wählen dürfen und ein
Fächer Anstelle von Fächern sollen bald nur noch Themenge-
Buch ebenso wie das Internet benutzen dürfen. Sogar bei der Be-
biete, sogenannte „Phänomene“, unterrichtet werden. So können
notung sollen sie in gewissem Maße mitreden dürfen.
Schüler dann etwa Themenkomplexe wie „Cafeteria Service“ oder
„Europäische Union“ wählen (s. Mitbestimmung), die dann Mi-
Schreibschrift Statt Schreibschrift zu üben, sollen die Kinder
schungen aus verschieden Fächern enthalten.
Computertastaturen bedienen lernen. Wo keine Geräte zur Verfügung stehen, sollen die Schüler in Druckbuchstaben schreiben
Frontalunterricht
Die Kinder sollen sich den Stoff künftig ver-
stärkt in Arbeitsgruppen erarbeiten.
und sich nicht um das Verbinden der Buchstaben kümmern. Einige Lehrer plädieren dafür, weiterhin auch die Schreibschrift nutzen zu können. Dieser Punkt war unter Lehrern sehr umstritten.
Ganzheitlichkeit Der Lehrplan sieht sieben Kompetenzbereiche vor. Unter anderem: Kulturen kennenlernen, Beherrschen der
Unterrichtsplanung Die Lehrer planen ihre Stunden fortan
Informationstechnologien, Fähigkeit, umfassend zu recherchieren,
im Team. Nach anfänglicher Skepsis sind bereits Dreiviertel von
Arbeitswelt und Unternehmertum, Nachhaltigkeit.
ihnen auf den neuen Ansatz vorbereitet worden. cb
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
37
Auch die ethische und soziale Dimension des Lehrerbe-
II THEMA FINNLAND
Entwicklung und Erneuerung der Lehrbefähigung und
p
Manfred Prenzel
39
II THEMA LEHRERBILDUNG
„Braucht es
wirklich drei
Phasen?“
In bald sechs Jahren haben Sie an der School of Education
griffen. Bei uns bleibt dann eine Auswahl von Studierenden,
rund 900 Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet. Wie viele sind
die ein klares Interesse am Lehramtsstudium mitbringen.
eigentlich tatsächlich Lehrer geworden?
So gut wie alle. Einige wenige schlagen nach dem Bachelor die
Das Studium selbst scheint diese Motivation sehr zu fördern.
wissenschaftliche Laufbahn ins Fachstudium ein. Naturwis-
Es gilt ja als sehr praxisorientiert.
senschaften für die Gymnasien, technische Fächer für den
Die Praxisphasen sind sehr wichtig, da können sich die Stu-
gewerblichen Bereich – unsere Fächer sind eben nachgefragt.
dierenden frühzeitig vergewissern, inwieweit das Lehramt
wirklich das richtige für sie ist. Bei uns sind es im Bachelor-
Für eine fast hundertprozentige Trefferquote braucht es wohl
Studiengang 40 Tage.
nicht nur eine hervorragende Lehre, sondern auch die geeigneten Studierenden. Ihr Auswahlverfahren scheint hervorra-
Gar nicht so viel.
gende Prognosen zu produzieren.
An den deutschen Hochschulen gibt es große Unterschiede in
Wir machen Aufnahmegespräche vor Beginn des Bachelorstu-
den Praktikumstagen, die angeboten oder verlangt werden.
diums und dann nochmal vor Beginn des Masters of Education.
Mancherorts sind es 100. Entscheidend ist aber nicht die
Wenn wir Schwierigkeiten sehen, schlagen wir Alternativen
Menge, sondern die Qualität des Praktikums: Ist es gut vorbe-
vor, die werden unserer Erkenntnis nach auch dankbar aufge-
reitet, ist es begleitet, ist es gut nachbereitet?
>
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
Interview: Chris Bleher und Birgit Dittmer-Glaubig
Bildungsforscher Prenzel über
die Zukunft der Lehrerbildung –
und die School of Education
der TUM als Vorbild
Solange das jeder Hochschule selbst überlassen bleibt, wird
nationsmöglichkeiten von Fächern, wie wir sie im Moment
sich flächendeckend kaum ein höherer Standard erreichen
haben, sind dramatisch. Die Betreuung und die qualifizierte
lassen.
Ausbildung der Studierenden wird erheblich schwieriger bei
Die Frage ist, wie 1. und 2. Phase grundlegend miteinander
20, 30 Möglichkeiten. Auch die Studienkoordination wird
verschränkt sind. Im Augenblick geschieht die Verschrän-
extrem aufwändig, die Anteile der Studierenden in den jewei-
kung – in manchen Bundesländern mehr als in anderen – über
ligen Fächern sind dann ja relativ klein.
ein Praxissemester.
dauer hinaus?
Man weiß doch besser, wovon man redet, wenn man die Praxis
Im Vergleich zu anderen Ländern verwenden wir sehr viel Zeit
erfahren hat.
für die Ausbildung. Mit Studium und Referendariat kommen
Ja, in den Fachdidaktiken etwa können ganz andere Fragen auf-
wir auf sieben bis acht Jahre, und dann kommt erst die Be-
kommen, manchmal auch in den Fachwissenschaften. Aber im
rufseingangsphase. Muss das denn so sein? In Finnland hat
Augenblick sind 1. und 2. Phase noch zu wenig verschränkt, als
man eine einphasige Lehrerbildung, nach fünf Jahren sind die
dass man diesem Anspruch wirklich gerecht werden könnte.
Leute Lehrer. Und die machen ihren Job nicht schlecht.
Wie sollte die Lehrerbildung der Zukunft denn aussehen?
Moment mal: Die Lehramtsstudierenden werden doch im
Gut, denken wir einmal im großen Maßstab. Da muss ich
Schnitt immer jünger, sie kommen direkt von der Schule in ein
zunächst feststellen: Wir haben in Deutschland ein paar unge-
verschultes Studium und übertragen dann als Lehrer einen
schriebene Gesetze der Lehrerbildung. Erstens: Es braucht drei
verengten Lernbegriff.
Phasen. Muss das so sein? Staaten wie Finnland brauchen das
Ein langes Studium muss doch nicht automatisch verschult
offensichtlich nicht. Zweitens: Als künftige Lehrkraft braucht
sein. Warum machen die Studierenden nicht zum Beispiel ein
40
man mindestens zwei Fächer, manchmal noch einige mehr,
Jahr Praktikum an einer Schule im Ausland? Ich würde sie in
plus die Bildungswissenschaften. Das ist wohl deshalb ein un-
die weite Welt schicken, Helsinki, Singapur, Madrid, egal.
geschriebenes Gesetz, weil so vor allem die Verfügbarkeit und
Wenn ich die Sorge habe, dass sie vom prallen Leben nichts
Einsetzbarkeit der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen fle-
mitkriegen, dann brauchen wir vielleicht auch eine Praxis-
xibler gestaltet werden kann. Drittens: Wir brauchen ein 1. und
phase in Betrieben. Wir müssen auch darüber nachdenken,
2. Staatsexamen. Da gäbe es ja auch andere Modelle.
wie wir die Studienseminare mehr mit den Universitäten ver-
II THEMA LEHRERBILDUNG
Sollte man nicht mehr Theorie-Anteile in die 2. Phase packen?
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
Laufen Ihre Vorschläge nicht auf eine Verkürzung der Studien-
koppeln. Da braucht man viel mehr persönlichen Vis-à-visUnd wie würden Sie die drei Phasen umgestalten?
Austausch, man braucht Lernorte. Wir brauchen ein Konzept
Ein Beispiel: Jemand studiert Mathematik und schließt nach
mit Praktikumsschulen, mit Seminarschulen.
drei Jahren mit einem Einfach-Bachelor ab. Jetzt fragt er sich,
ob er Lehrer werden soll. In diesem Fall könnte ein Auswahl-
Sie haben da an der TUM ein tolles Netzwerk aufgebaut. Das
gespräch kommen, …
wird nicht jede Uni mal eben so organisieren können.
Man braucht eine neue Logistik, richtig. Wenn wir über die
... so wie es bei Ihnen an der School of Education der Fall ist, ...
Verzahnung nachdenken, müssen wir über institutionelle Zu-
… ja, weil das zu diesem Zeitpunkt eben interessanter ist. Nun
ordnung nachdenken.
geht man also in einen zweijährigen Master, der die Mathematik durch massive Fachdidaktik und Praxisanteile Berufswis-
Die kostet.
senschaften für die Schule zuspitzt. Dann kann man die zweite
Ja, das ist nicht ganz trivial: Aus welchen Mitteln bezahlen wir
Phase relativ stark in diesen Master integrieren. Oder ich
die Leute, die wir aus der zweiten Phase zu uns holen wollen?
mache einen dreijährigen Master und integriere.
Seminar-Rektoren zum Beispiel.
Man verzichtet dann ganz auf weitere Fächer?
Wenn ich Seminar-Rektoren haben will, kann ich nicht einfach
Ich hätte noch einen anderen Vorschlag: Nach fünf Jahren Un-
sagen: Kommt mal! Das machen die eine Zeit lang, weil sie
terricht könnte man ein Aufbaustudium in einem zweiten Fach
engagiert und interessiert sind. Es muss aber systematisch
dazunehmen. Die Nebenwirkungen einer Vielzahl von Kombi-
passieren. Da braucht es eine Klärung der institutionellen
Prof. Dr. Manfred Prenzel, 63, gründete vor sechs Jahren die School
of Education an der TU München und ist deren Ordinarius. Vor einem
II THEMA LEHRERBILDUNG
Jahr wurde er Vorsitzender des Nationalen Wissenschaftsrats.
Er war Koordinator des Pisa-Tests für Deutschland.
Zuständigkeit. Auf alle Fälle könnte es ein Austauschkonzept
Nochmal zur Frage der Eignung: Sie haben eben die Persön-
geben. Es kommt also zum Beispiel jemand von der Universität
lichkeit des Lehramtsstudierenden angesprochen. Wie stark
und geht in die zweite Phase, macht dann auch mal fortge-
fällt die bei der Auswahl der Studierenden ins Gewicht?
führte Fachdidaktik, und irgendwann tauscht man sich aus.
Wenn man in einem Auswahlgespräch mit Selektion die Per-
Noch hängt zu viel ab von persönlichem Engagement.
sönlichkeit zum Kriterium macht, kriegt man ein Problem.
Den Zugang zu einer Erstausbildung darf man nicht an der
Zukunftsvision des BLLV ist der Stufenlehrer. Jemand, der für
Persönlichkeit festmachen. Wir orientieren uns an den Stan-
die Sek I studiert hat, würde in egal welcher Schulart diese
dards für den Lehrerberuf. Wir versuchen vor allem zurück-
Stufe unterrichten.
zumelden, wie groß der Abstand ist, wo man sich noch
Da wäre ich vorsichtig. Es kommt aufs Schulsystem an: Bei
entwickeln müsste.
einem integrierten System hat man da kein Problem. Bei
einem differenzierten wie in Bayern stößt man je nach Schulart
Würden da Assessment-Center vor Studienbeginn helfen?
auf andere Schülermerkmale mit anderen Herausforderungen.
Oder gar digitale Selbstevaluation?
Da braucht man unterschiedliche Didaktik, Diagnostik, viel-
Ich glaube nicht, dass man bei einem 18-Jährigen sagen kann,
leicht muss man sogar ein anderer Mensch sein.
ob er der perfekte Lehrer wird. Ein Assessmentcenter wäre
Man könnte dafür schon – mal in Ihrem Sinne gedacht – die
extrem aufwändig, und zuverlässiger ist es nicht. Es bringt
Praxisphase erweitern: Sekundarstufen-Lehrer machen ein
mehr, die Entwicklung zu beobachten. Und durch digitalisierte
Grundschulpraktikum und umgekehrt. Öffnet die Köpfe! Aber
Evaluation hält man möglicherweise diejenigen vom Studium
ehrlich gesagt: Ich finde Praktika, die auf der Stufe angesiedelt
ab, die selbstkritisch sind. Da setzen sich die mit der breiten
sind, wo dann auch unterrichtet wird, sinnvoller.
Brust durch.
>
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
41
„1. und 2. Staatsexamen?
Es gäbe auch andere Modelle“
Für Gespräche, wie Sie sie durchführen, braucht man Zeit und
die richtig eingesetzt? Wenn sie nicht ausreichen, müssen sie
Personal. Sollte man so etwas trotzdem zum allgemeinen
sich im inneruniversitären Kampf stärker positionieren.
Standard machen?
Es ist extrem personalintensiv. Wir geben mit den Lehrkräften
Und inhaltlich?
der Referenzschulen im dritten oder vierten Semester eine
Sie sollten sich auch fragen, wie sie die Studienkonzeptionen
Rückmeldung.
besser aufeinander abstimmen können. Wie man Lehrveranstaltungen eingebaut kriegt, in denen die Lehramtsstudieren-
Da wäre es noch nicht zu spät?
den auch mal unter sich sind und nicht dauernd mit den
Im Sinne der Polyvalenz: nein. Nach drei oder vier Semestern
Fachstudierenden zusammen. Nach einführenden Veranstal-
ist zum Beispiel der Weg in die Lebenswissenschaften noch
tungen könnte man ein Übungsangebot nur für die Lehramts-
nicht verschlossen. Am Ende der zweiten Phase gibt es ge-
studierenden machen, die haben ja andere Fragen und könnten
wisse Tötungshemmungen, man fühlt sich verantwortlich für
sich dann auch als Gruppe erleben. Man könnte ihnen auch
Schicksale. Insgesamt läuft es zum Beispiel viel besser im Me-
einen Tutor geben, der aus der Didaktik kommt. Man kann die
dizinstudium: Da bekommen die Professoren in ihrem Berufs-
Übungsaufgaben mit anderen Fragen verbinden.
In der Lehrerbildung haben wir keine Rückmeldung. Universi-
Klingt gut, aber wie eine institutionalisierte Lösung wirkt es
täten schneiden sich selbst ab, wenn sie sagen: Die machen
noch nicht wirklich.
bei uns die 1. Phase – und Tschüss. Die Verantwortung liegt
Die Zentren für Lehrerbildung sind ein Zwischenstand. Noch
dann bei der 2. Phase. Wenn die hinterher nicht gut unterrich-
hängt vieles von der Hochschulleitung ab. Häufig sind es nur
ten, heißt es, das ist nicht unsere Schuld – und umgekehrt.
Koordinierungsstellen. Für Medizinstudierende geben wir al-
Was empfehlen Sie?
renden. Wenn wir ein aufwändiges Studium am Krankenbett
42
lerdings ein Vielfaches aus im Vergleich zu LehramtsstudieWeiterverfolgen, wie die Wege unserer Absolventen aus-
ermöglichen, brauchen wir auch ein Lehramtsstudium mit
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
II THEMA LEHRERBILDUNG
alltag mit, was diejenigen, die sie ausgebildet haben, können.
schauen. Wir müssen die Alumnis pflegen. In unserer School
Praxisphasen und Begleitung. Die Lehramtsstudierenden in
of Education haben wir eine Datenbank angelegt mit Absolven-
Vorlesungen mit 500 Leuten stecken und meinen, dass dann
tinnen und Absolventen, die wir als Mentoren einsetzen wollen.
gute Lehrer rauskommen, das geht nicht. //
Eine Kollegin in der Mittelschule ist gefragt worden, ob sie die
Funktion eines Coachs übernehmen möchte, sie würde Studierende für das Lehramt an Mittelschulen über mehrere
Jahre begleiten. Die sollen schon im zweiten oder dritten Semester unterrichten und bekommen dann eine kontinuierliche
Rückmeldung. Ein gutes Modell, oder?
Das ist das, was wir hier an der TUM praktizieren. Die 40 Tage
Praktikum verbringen die Studierenden an einer Schule mit
einer betreuenden Person. Wir geben ihnen Aufträge mit in die
Praktika. Zum Beispiel: Erkunde die Schule, versuche, dir ein
Bild davon zu machen, wie diese Schule funktioniert!
Noch immer sind die Lehramtsstudierenden in etlichen Universitäten das fünfte Rad am Wagen. Was lässt sich noch von
Ihrem Modell der School of Education übertragen?
Wir sind hier mit einer gewissen Macht ausgestattet. Wir können immer wieder kontrollieren, inwieweit die Ressourcen, die
TUM VERZAHNT PRAXIS UND STUDIUM
Die TUM ist die erste Fakultät für Lehrerbildung und Bildungsforschung in Deutschland. Vorbild waren international erfolgreiche
Vorbilder wie die Stanford School of Education. Die TUM hat über
Jahre hinweg ein Netzwerk an Partnerschulen und mehr als 50 Re-
für die Lehrerbildung vorgesehen sind, in den Fakultäten auch
ferenzschulen aufgebaut. Besonderer Wert wird auf die Verzahnung
wirklich für die Lehrerbildung eingesetzt werden. Die Unis
von Praxis und Studium gelegt. Zudem gibt es Eignungsgespräche
müssten viel mehr fragen: Wo sind die Ressourcen und werden
im Rahmen eines Auswahlverfahrens.
s
leitartikel
Fritz Schäffer*
Auf Sicht fahren
Es vergeht kaum ein Sonntag, an dem nicht die Bedeutung der Bildung rhetorisch herausgestrichen
wird. Wenn das Thema so wichtig ist, sollte man erwarten können, dass die Politik einen Plan hat, wo
sie hinsteuern will und wie sie zu diesem Ziel gelangen kann. Doch die Bildungspolitik fährt seit
Jahrzehnten auf Sicht. Mit blindem Reform-Aktionismus begegnet sie dem vermeintlichen Zwang, auf
politische Stimmungen reagieren zu müssen. Vor allem die Wählerschaft soll beruhigt werden. Inhaltliche Visionen, zukunftsfeste Strategien? Fehlanzeige. Beides erfordert Weitsicht und Expertise – und
Der Bedarf an durchdachten Konzepten liegt auf der Hand. Nur einige Beispiele:
Schweinezyklus. Massenhafte Arbeitslosigkeit und Lehrermangel wechseln sich stetig ab.
Nicht selten tritt der Mangel in der einen Schulart gleichzeitig auf mit dem Bewerber-Überfluss in der
anderen. Eine sinnvolle Planung muss endlich die Kleinräumigkeit der Märkte, die strikt nach Schularten und Bundesländern getrennt sind, überwinden.
Demografische Entwicklung. Während in manchen Regionen, wie in München, die Schu-
II THEMA LEITATRIKEL
den Mut, Altes und Überholtes gegen die Widerstände der Besitzstandswahrer zu überwinden.
die Lehrerversorgung reicht in Kreisen mit vielen kleinen Standorten nicht mehr aus. Wo bleibt das
Konzept, das Wohnortnähe mit Qualität vereinbart? Regionale Schullandschaften der Zukunft müssen
die Voraussetzung für erfolgreiches regionales Bildungsmanagement von der frühkindlichen über
die schulische und außerschulische bis zur Erwachsenenbildung bieten.
Inklusion. Diese Mega-Aufgabe wird weitgehend planlos vorangetrieben. Es fehlt an einem klaren Konzept, wie notwendige Ressourcen und Kompetenzen langfristig an die Regelschulen verlagert
werden können. Überfällig ist ein klar definierter Ausbauplan, der sich nicht nur auf die Profilschulen
beschränkt. Und der Widerspruch zwischen dem Ziel der Inklusion und einem selektiven Schulsystem
bleibt völlig ausgeblendet.
Gymnasium. Diese Schulart ist zum Paradebeispiel für planlose ad-hoc-Reformen geworden.
Dass die Mittelstufe plus die Probleme lösen würde, glauben nur die Allerahnungslosesten.
Neben all diesen schulorganisatorischen Herausforderungen stellt sich die grundlegende Frage,
wie sich der Bildungsbegriff in einer digitalisierten Informationsgesellschaft wandeln muss. Nicht
einmal ein Versuch, sich dem Thema mit der notwendigen Tiefe zu widmen, ist auszumachen.
Gäbe es für all diese Aspekte richtungsweisende Konzepte, dann wüsste man auch, wie sich die
Lehrerbildung in Zukunft entwickeln soll. Momentan bleiben die tiefgreifenden gesellschaftlichen
und pädagogischen Veränderungen weitgehend ausgeblendet. Unstrittig ist lediglich, dass der Berufsfeldbezug erhöht werden muss. Doch auch da fehlt es an überzeugenden Konzepten, wie diese
alte Forderung endlich in die Realität umgesetzt werden kann.
Ein einzelnes Bundesland wie Bayern soll und kann die notwendigen Konzepte nicht im Alleingang
entwerfen. Deutschland muss die bildungspolitische Kleinstaaterei, die zu zahlreichen Ungerechtigkeiten führt und die die Mobilität zwischen den Ländern erschwert, endlich überwinden und zu einer
bundesweit abgestimmten, planvollen Konzeption der Bildungslandschaft gelangen. Es ist höchste
Zeit für einen Bildungsrat auf nationaler Ebene. //
*Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im BLLV
b ayer i sche schu l e II #4 2015 II s
ders ganze Landstriche schulisch zu veröden. Schulen werden geschlossen, Schulleitungen fusioniert,
43
len und Kindertagesstätten überbelegt sind und es an Räumen wie an Personen fehlt, drohen woan-
AKADE M I E
S
2015 40
SEPTEMBER BIS NOVEMBER 2015
Praxisseminar Referendariat
AKADEMIE
Tipps für ein erfolgreiches Referendariat an Gymnasien
44
II SERVICE AKADEMIE
HEIT
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
HEIT
it
e mINa Rv O RS CHa U
2015 32
und Realschulen
19.09.2015, MÜNCHEN
2015 33
2015 25
Individuelles Stimmscreening & Sprechbildung
kompakt
Schwierige Gespräche führen, mit Ärger umgehen,
Kritik äußern
20. – 22.11.2015, KOCHEL AM SEE
2015 36
Elterngespräche und Elternabende erfolgreich
gestalten
Gemeinsam an einem Strang ziehen
17.10.2015, MÜNCHEN
2015 28
Mit Achtsamkeit fitter für den (Schul-)Alltag
Effektive Techniken für mehr Wohlbefinden
24.10.2015, MÜNCHEN
Akademie
2015 41
Die erfolgreiche Bewerbung
Schwierige Kinder und Jugendliche in Schule
und Unterricht
Konkrete Tipps zur zielgerichteten Konfliktbewältigung
21.11.2015, MÜNCHEN
Praxisorientiertes Wissen für Schulleiter/innen
13.10.2015, MÜNCHEN
2015 27
Rhetorik in Konfliktsituationen
(In Kooperation mit der Georg-von-Vollmar-Akademie)
Gezielte Beratung und Training für Studierende &
Berufseinsteiger/innen
10.10.2015, REGENSBURG
A 26K ASchule
D E erfolgreich
M I E und rechtssicher leiten
2015
Stimme – Selbst – Bewusstsein
Ihr Werkzeug Stimme nachhaltig stärken
14.11.2015, MÜNCHEN
2015 37
Lernen verstehen? – Verstehen lernen!
Effektive Förderung der individuellen Lernprozesse
28.11.2015, MÜNCHEN
Ausführliche Seminarausschreibungen sowie Anmeldung
unter www.akademie.bllv.de
Für die Anerkennung als eine die staatliche Lehrerbildung ergänzende Maßnahme ist der Dienstvorgesetzte
verantwortlich. Dienstbefreiung kann beantragt werden.
(In Kooperation mit den Fachgruppen Gymnasium/Realschule)
Intensiv-Seminar für Lehrer/innen an Realschulen und
Gymnasien
24.10.2015, MÜNCHEN
2015 29
Moderne Unterrichtsmethoden im Schulalltag
Effektiv, abwechslungsreich und reflektiert unterrichten
29.10.2015, MÜNCHEN
2015 30 EWS-Prüfungsvorbereitungsseminar intensiv
31 Gut vorbereitet ins 1. Staatsexamen!
34 Psychologie + Schulpädagogik
35 13. – 14.11.2015, WÜRZBURG
20. – 21.11.2015, DACHAU
Kompetent, gesund und
selbstwirksam als Beratungsfachkraft
Effektive und praxisorientierte Hilfen
Eine Kooperation der BLLV-Akademie
und der PTK Bayern
Fortbildungstag am 20.10.2015, München
Information und Anmeldung:
akademie.bllv.de/beratungsfachkraft
Alles in trockenen Tüchern: Familien werden künftig noch stärker abgesichert
Verbesserungen beim Kindergeld
Das Bundeskabinett hat beschlossen, den steuerlichen Grund-
Kinderfreibetrag (aktuell 7.008 Euro einschl. Freibetrag für Be-
freibetrag, den Kinderfreibetrag und das Kindergeld rückwir-
treuung und Erziehung oder Ausbildung):
kend ab 1. Januar 2015 sowie den Kinderzuschlag am 1. Juli
• Anhebung ab 1.1.2015 um 144 Euro auf 7.152 Euro
2016 anzuheben. Damit will die Bundesregierung die verfas-
• Anhebung ab 1.1.2016 um weitere 96 Euro auf 7.248 Euro
sungsrechtlich gebotene Anhebung der steuerlichen Freibeträge umsetzen.
Kindergeld (aktuell 184 Euro für das erste und zweite Kind, 190
Euro für das dritte Kind und 215 Euro für das vierte Kind und
Im Einzelnen sieht der Gesetzentwurf die Anpassung der
weitere Kinder):
folgenden Leistungen vor:
• Anhebung ab 1.1.2015 um 4 Euro monatlich je Kind
• Anhebung ab 1.1.2016 um weitere 2 Euro monatlich je Kind
Grundfreibetrag (aktuell 8.354 Euro):
• Anhebung ab 1.1.2015 um 118 Euro auf 8.472 Euro
Kinderzuschlag (aktuell max. 140 Euro monatlich):
• Anhebung ab 1.1.2016 um weitere 180 Euro auf 8.652 Euro
• Anhebung ab 1.7.2016 um 20 Euro monatlich
bbb/ds
b ayer i sche schu l e II #2 2015 II s
46
II SERVICE DIENSTRECHT
links: So eine Erstausstattung kostet. In diesem Fall wie in acht weiteren erhalten aktive Beamte einen Vorschuss.
Dietmar Schidleja*
Das Bayerische Finanzministerium hat eine Neufassung der
Vorschüsse werden nur an aktive Beamte und Arbeitneh-
Bayerischen Vorschussrichtlinien veröffentlicht. Zuvor war der
mer gewährt. Versorgungsempfänger und Beamte auf Widerruf
Entwurf dem Bayerischen Beamtenbund (BBB), dem Dachver-
im Vorbereitungsdienst (zum Beispiel Lehramtsanwärter) sind
band des BLLV zugeleitet worden. Unverzinsliche Gehaltsvor-
ausgenommen. Neu ist die Möglichkeit, einen Vorschuss zu
schüsse sind aus folgenden besonderen Anlässen möglich:
erhalten, wenn die Arbeitszeit kurzfristig verringert wird, um
einem Angehörigen zu helfen, der plötzlich pflegebedürftig
• Wohnungswechsel aus zwingendem Anlass.
geworden ist. Dies ist ausdrücklich zu begrüßen.
• Beschaffen oder Erstellen einer angemessenen Wohnung
Während bisher nur 2.556,46 Euro (für Autokauf von Schwer-
47
Ebenso erfreulich ist die Anhebung der Vorschusshöhe:
• Beschaffen von Möbeln und Hausrat aus Anlass der Eheschließung oder der Begründung einer eingetragenen Le-
behinderten 3.579,04 Euro) gewährt wurden, werden die
benspartnerschaft, des erstmaligen Bezugs einer eigenen
Höchstbeträge auf 5.000 Euro und 7.500 Euro für Autokauf von
Wohnung, sowie der Ehescheidung oder Aufhebung einer
Schwerbehinderten und Verringerung der Arbeitszeit zur
eingetragenen Lebenspartnerschaft.
Überbrückung einer plötzlichen Pflegebedürftigkeit von Ange-
b ayer i sche schu l e II #4 2015 II s
am Dienstort einschließlich seines Einzugsgebietes.
II SERVICE DIENSTRECHT
Neue Vorschüsse möglich
• Erstausstattung eines Säuglings oder Kleinkindes, für das
der Beschäftigte Anspruch auf Kindergeld hat.
• Ungedeckter Verlust von Möbeln, Hausrat und Bekleidung,
zum Beispiel durch Brand oder Wasserschaden.
• Zahnersatz, Krankheit oder Tod, soweit die notwendigen Auf-
hörigen angehoben. Die Tilgung erfolgt in höchstens 40 Monatsraten in Höhe von mindestens 100 Euro. Der Vorschuss
wird nur auf schriftlichen Antrag bewilligt. Die Antragsvordrucke finden sich auf der Homepage des Landesamts für Finanzen und sind an die zuständige Bezügestelle des LfF zu richten.
wendungen nicht durch sonstige Leistungen oder im Todesfall durch einen Nachlass des Verstorbenen abgedeckt sind.
Vorschüsse dürfen nicht zu einer untragbaren Verschuldung
• Schwere Erkrankung, Ableben und Bestattung von unter-
führen. Im Rahmen der zulässigen Höchstbeträge können
stützungsbedürftigen, beihilferechtlich nicht berücksichti-
Vorschüsse aus verschiedenen Anlässen nebeneinander bewil-
gungsfähigen Familienangehörigen.
ligt werden. Sind aus demselben Anlass mehrere Beschäftigte
• Verringerung der Arbeitszeit zur kurzfristigen Überbrückung
berechtigt, so kann der Vorschuss nur einmal bewilligt werden.
einer plötzlichen Pflegebedürftigkeit von Angehörigen im
Vorschüsse dürfen nicht bewilligt werden, soweit für denselben
Sinn des Art. 4 BayBG.
Zweck sonstige Leistungen zustehen.
• Beschaffen von Kraftfahrzeugen durch Schwerbehinderte
mit einer nicht nur vorübergehenden Behinderung von min-
Gleichzeitig treten umfangreiche Vollzugshinweise zu
destens 70 v. H. oder von mindestens 50 v. H. bei erheblicher
der Vorschussrichtlinie (VollzBayVR) in Kraft. Die Abteilung
Gehbehinderung, wenn sie ein eigenes Kraftfahrzeug für das
Dienstrecht und Besoldung des BLLV hat sofort nach Inkraft-
Zurücklegen des Weges zwischen Wohnung und Arbeits-
treten der neuen Regelungen ein aktuelles Merkblatt mit
stätte benötigen und innerhalb von 5 Jahren vor Stellen des
den entsprechenden Einzelheiten auf der Homepage des
Antrags kein Vorschuss aus gleichem Anlass gewährt wurde.
BLLV veröffentlicht. //
*Stellvertretender Leiter der Abteilung Dienstrecht und Besoldung im BLLV
Dietmar Schidleja
Schieflagen beseitigen
Die Landesdelegiertenversammlung des BLLV hat auf Vorschlag der Abteilung
Dienstrecht und Besoldung den Leitantrag „Neues Dienstrecht weiter entwickeln –
Arbeitsbedingungen verbessern!“ beschlossen. Hier eine Zusammenfassung der
Bayern hat die Kompetenzen der Föderalismusreform in
In den nächsten Doppelhaushalten muss ein entsprechen-
bundesweit einmaliger Form genützt und unter anderem ins-
der Beförderungskegel aufgebaut, bestehende Schieflagen
gesamt über 45.000 zusätzliche Beförderungsmöglichkeiten
müssen beseitigt werden.
geschaffen. Im Besoldungsgefüge steht der Freistaat damit im
der Schulen zu belassen und für die Verbesserung der
Der BLLV bekräftigt sein Bekenntnis zum verfassungsrecht-
Rahmenbedingungen sowie für wichtige Aufgaben im Bereich
lich verankerten Berufsbeamtentum auch für Lehrkräfte. Der
der Schulen (zum Beispiel Inklusion, Ganztag, individuelle
48
Ländervergleich an der Spitze.
Die Stellen aus der demografischen Rendite sind im Bereich
Beamtenstatus gewährleistet, dass die notwendigen staatli-
Förderung, Asylbewerberkinder, kleine Grundschulen) zu
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
II SERVICE DIENSTRECHT
Kernaussagen und -forderungen.
chen Leistungen zuverlässig zur Verfügung gestellt werden.
verwenden. Der BLLV erhebt daher folgende Forderungen:
Damit die Lehrkräfte die vom Staat übertragenen Aufgaben
erfüllen können, sieht der BLLV es als unverzichtbar an, dass
Besoldung und Laufbahn
diese universitär ausgebildet, adäquat fortgebildet, motiviert
• Zuordnung aller Lehrämter zur vierten Qualifikationsebene
und im Vergleich zur Wirtschaft und der Entwicklung der Le-
inklusive der besoldungsrechtlichen Zuordnung (Eingangs-
benshaltungskosten im Land angemessen bezahlt werden.
amt A 13)
Dies ist weiter unabdingbar für die Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften. Dringend notwendig ist eine Reform
• Aufbau eines Beförderungskegels für alle Lehrkräfte nach
folgendem Muster:
der Lehrerbildung, die auch einen flexiblen Einsatz zwischen
• zwei leistungsbezogene Beförderungsämter
den Lehrämtern ermöglicht. Alle Lehrämter sind statusmäßig
• Stellenanteil im Eingangsamt 35 Prozent.
der vierten Qualifikationsebene zuzuordnen und mit einem
Master abzuschließen.
Vorrangige Leistungshonorierung ist für den BLLV nach wie
vor die Bereitstellung von Beförderungsmöglichkeiten, durch
Im 1. Beförderungsamt 35 Prozent,
im 2. Beförderungsamt 30 Prozent.
• Entsprechende strukturelle Konsequenzen und Ausbringung
von Stellen im Haushalt für Führungsämter im Bereich
die dauerhafte Leistungen im Wege der Bestenauslese hono-
• Schulleitung
riert werden. Deshalb müssen für Lehrkräfte an Grund-, Mit-
• Seminarleitung
tel-, Förder- und Realschulen die bestehenden Beförderungs-
• Schulberatung
möglichkeiten ausgebaut werden. Der BLLV fordert daher, für
• Schulverwaltung
die leistungsbezogene Besoldung zusätzliche Mittel bereitzu-
• Anwärterbezüge deutlich anheben
stellen und dem beliebigen Zugriff zur Haushaltssanierung zu
• Bestehende leistungsbezogene Besoldungselemente (Prä-
entziehen.
Das Neue Dienstrecht hat an den Grundsätzen der Beam-
mien, Zulagen, Stufen) beibehalten und ausbauen
• Ballungsraumzulage ausbauen
tenversorgung festgehalten. Zur Sicherung des Systems muss
• Sonderzahlung mindestens auf bisherigem Niveau halten
der Versorgungsfonds weiter entwickelt werden.
• Wiederbesetzungssperre abschaffen
Bei der Besoldung sind Bayerns Beamte bundesweit Spitze. BBB-Vorsitzender Rolf Habermann sieht dennoch weiteren grundlegenden Bedarf zur Fortentwicklung des Neuen Dienstrechts. Bei der LDV in Augsburg begründete er die Forderungen.
• Weiterhin Teilhabe an der allgemeinen Einkommensentwicklung
Versorgung
• Bisherige Grundsätze der Beamtenversorgung beibehalten
• Definition der Lehreraltersgrenze als Ende des Schuljahres,
Arbeitszeit
das dem vorangeht, in dem die jeweilige gesetzliche Alters-
Unterrichtspflichtzeit der verschiedenen Lehrämter harmoni-
grenze erreicht wird
sieren:
• Insbesondere muss die Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte an Grund-, Mittel- und Förderschulen reduziert und
der an anderen Schularten angeglichen werden
• Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit und des Ruhestandseintritts (z. B. Möglichkeit, vor der gesetzlichen Altersgrenze
mit zumutbaren Abschlägen in den Ruhestand zu treten)
• Keine Versorgungseinbußen bei Bundesland-Wechsel
• Aufbau bzw. Ausbau eines Stundenpools zum Ausgleich
besonderer Belastungen
Weitere Arbeitsbedingungen
• Leitungszeit für Schulleitungen deutlich ausbauen
• Wirkungsvolle Maßnahmen zum Erhalt und ggf. Wiederher-
Teilzeit/Beurlaubung
• Umsetzung des Arbeitsplatzschutzgesetzes
stellung der Lehrer/innengesundheit
• Derzeitige Teilzeit- und Beurlaubungsmöglichkeiten beibehalten
• Antragsmöglichkeiten für Altersteilzeit und die Freistellungsjahre ausbauen
Einstellungen
• Bereitstellung ausreichender Planstellen, um den Lehrerbedarf abzudecken
Wider die Regulierungswut
Was tun, wenn Schüler E-Zigaretten rauchen? Wie ist mit dem Elternbeirat zu verfahren? Wie
sind Probearbeiten durchzuführen? Dürfen Eltern im Unterricht hospitieren? Kaum eine Frage,
die das Ministerium nicht regeln würde. Der BLLV findet: Es gibt Wichtigeres. Und hat der
Verrechtlichung und einer übertriebenen Bürokratisierung von Schule den Kampf angesagt.
Ein Plädoyer für mehr Vertrauen und Eigenverantwortlichkeit.
links: Darf das Fleißbärchen wirklich blau sein? Irgendwo gibt es dazu garantiert eine Bestimmung.
Erlasse, Bekanntmachungen und kultusministerielle Schrei-
Bayern, jeder Schulleiter ist auch Leiter einer Be-
ben, desto mehr Verunsicherung bei Schulleitern und Lehrkräf-
hörde. Ja. Schulen sind aber weder von der Struktur
ten. Und desto mehr Belastung. Die Handelnden werden von
noch von der Intention her mit dem vergleichbar, was
ihren eigentlichen pädagogischen Aufgaben abgehalten. Die
im Allgemeinen als Behörde gilt. Bei Schulen geht es
zentrale Voraussetzung für die Verwirklichung eines pädagogi-
nicht um das Abwickeln von verwaltungsrechtlichen
schen Profils einer Schule sind moderne und zeitgemäße
Abläufen, sondern um pädagogische Prozesse. Es
Organisationsformen und durchdachte Verwaltungsstrukturen.
kann nicht primäre Aufgabe von Schule sein, Statistiken zu er-
Schulleitung und Lehrerkonferenz benötigen keine Regelflut
stellen und Rechtsvorschriften und Verordnungen anzuwenden.
sondern mehr Freiheiten und Kompetenzen.
Der BLLV kritisiert überbordende Bürokratie und Verrechtlichung von Schule und hat auf der Landesdelegiertenversamm-
Regeln laden ein, sie anzufechten
Kernaufgaben erkoren.
51
lung in Augsburg den Kampf gegen diese Übel zu einer seiner
Detaillierte Regelungen und Festlegungen sind oft schlicht
Die pädagogische Freiheit beziehungsweise Verantwortung
Ausdruck bürokratischen Übereifers. Sie schränken Schulleiter
der Lehrkräfte ist von vielen Seiten bedroht, von der Bürokratie
und Lehrkräfte in ihrer Selbständigkeit und Eigenverantwort-
der Schulverwaltungen, von Anwälten, die von Eltern beauftragt
lichkeit ein. Jede generelle Festlegung und Verordnung erleich-
wurden und nicht zuletzt vom Gesetz- und Verordnungsgeber.
tert Anfechtungen gegen schulische Entscheidungen und
Je mehr Bürokratie an Schulen, umso mehr Verrechtlichung.
schränkt damit auch die pädagogische Verantwortung ein.
Da sich Schulen nicht in einem rechtsfreien Raum bewegen,
Brauchen wir wirklich eine mehrseitige Anleitung, wie mit
brauchen Schulleiter und Lehrkräfte natürlich Rechtssicher-
Schülern umzugehen ist, die eine E-Zigarette rauchen? Brau-
heit. Aber rigide Formen des Verwaltungshandelns, eine Flut
chen wir wirklich Anweisungen, dass und wie wir mit dem El-
von Erlassen, Verfügungen und Rechtsverordnungen, die selbst
ternbeirat kooperieren sollen? Ist es wirklich sinnvoll, bis ins
Fachleute und Juristen nicht mehr überblicken, erzeugen Ver-
kleinste Detail Probearbeiten in der 4. Jahrgangsstufe zu regu-
unsicherung und damit auch pädagogische Blockaden.
lieren? Muss sich wirklich das Ministerium darum kümmern,
Wir brauchen vielfältige Lösungen vor Ort, und die erfordern
ob Eltern im Unterricht hospitieren dürfen?
pädagogische und nicht juristische Professionalität. Wir brau-
Die Zuteilungs- und Auslesefunktion von Schule und ihre
chen ein hohes Maß an Sachkompetenz, an Verantwortung und
Konsequenzen für den Bildungsweg fördern den Druck und die
vor allem an Entscheidungsfreiheit. Schulen benötigen einen
Belastung immens. Immer häufiger wird versucht, die Folgen
viel größeren Entscheidungsspielraum und Zeit für pädagogi-
einer zweifelhaften Schulpolitik mit Regelungen abzufedern.
sche Maßnahmen und Gespräche. Diese Zeit darf nicht durch
So aber entsteht ein sich selbst verstärkender Kreislauf: Die
unnötige doppelt und dreifach zu erstellende Statistiken, durch
vielen Regeln laden geradezu ein, schulische Entscheidungen
Befragungen, Controlling, Monitoring und vieles mehr einge-
formal anzufechten. Der Weg aus diesem vermeintlichen Teu-
schränkt werden.
felskreis ist klar: Weniger Erlasse, weniger Bestimmungen und
Sicher, manche Schulleiter und Lehrkräfte rufen nach mehr
weniger Festlegungen wären in einer pädagogischen Schule
rechtlich klaren Regelungen. Der Grund dafür ist klar: Die
mehr als hilfreich. Rahmenbedingungen würden genügen,
Vielzahl der Vorschriften und Festlegungen erzeugt Angst,
diese würden ermöglichen, dass Schulen eigenverantwortlich
Fehlentscheidungen zu treffen. Je mehr Rechtsvorschriften,
und vor allem pädagogisch entscheiden können. //
*Verbandspolitische Leiter der Rechtsabteilung des BLLV
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
j
ede einzelne Schule ist eine Behörde des Freistaates
II SERVICE RECHT
Hans-Peter Etter*
f
Die Netzwerkerin
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
52
II PORTRAIT
simone fleischmann
Das Team bedeutet ihr viel, die Offenheit für andere
Standpunkte ebenso. Wer meint, mit so einer hätte man leichtes
Spiel, ist selbst schuld. Der kennt nicht die andere Seite
der BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.
Chris Bleher
>
Mit dem Lebensgefährten im Biergarten. Sie bezeichnet ihn als ihr „wichtigstes Korrektiv“
s
ie hat gut 1.400 Facebook-Freunde. Einer von
auf wissenschaftliche Expertise und politische Forderungen
ihnen bekundete im Netz seine Freude darü-
des BLLV, indem sie teilt, was geht. „Schulbeginn erst um
ber, dass erstmals eine Frau an die Spitze des
9 Uhr – Lehrerverband will Modellversuch“, „Bayerns Leh-
Verbandes gewählt wurde. Unfreiwillig
rer/innen wollen keine Turboschule – Bildungsklick.de“.
komisch formulierte er, Simone Fleischmann
Solche Sachen. Ein langer Thread mit hundertfachem Dank
sei „nach 153 Jahren endlich Präsidentin des BLLV gewor-
an und von Weggefährten aus ihrer Zeit als Leiterin der
den“. Ein anderer merkte dazu an: „Respekt, Simone, hast
Anni-Pickert-Volksschule in Poing („Eine Schule sagt
dich gut gehalten!“ Diese Schmonzette zeigt zweierlei.
pfüadi“/SZ) mischt sich hinein. Und gerne auch eine Prise
Erstens: Wo Simone Fleischmann ist, geht es kaum sauertöp-
Glamour. Da präsentiert sich frau schon mal Seit' an Seit' mit
fisch zu. Zweitens: Wo Simone Fleischmann ist, weht der
Regisseur Christian Stückl bei der Premierenfeier von
Zeitgeist von hinten.
Nabucco und schwärmt: „Geniale Aufführung!“
In den Sozialen Netzwerken treibt sie sich schon lange
Die Adler-Nutzer erinnern sich noch an ein Fernsehquiz,
herum. Während manches ehrwürdige Verbandsmitglied
bei dem ein Gast mit einer „typischen Handbewegung“ sei-
noch mit der alten Adler tippt, lässt sie seit Jahren die Finger
nen zu erratenden Beruf vorstellen musste. Simone Fleisch-
auf dem Tablet tanzen. Via Facebook verstärkt sie das Echo
mann hätte sich schwer getan damals bei Robert Lembke im
bei ihren 44 Jahren. Was wäre denn die typische Handbewe-
nehmer berichteten, große Begeisterung. Die eigentliche
gung für: „Netzwerkerin“? Aber genau das könnte auf ihrer
Pointe aber war die: Es war gar nicht Fleischmanns alleinige
Visitenkarte stehen. Schon als Schulleiterin war sie das
Entscheidung, mal eben alles umzustellen. Das hatte sie mit
freundliche Gesicht des Hauses, wenn sie morgens am Tor
ihren Präsidiumskollegen Gerd Nitschke und Tomi Neckov
stand und die rund 800 Schüler, Kollegen, Angestellten per-
abgesprochen. Und das „mal“ in der Ankündigung signali-
sönlich begrüßte. Das Typische ließe sich nicht in einer
sierte, dass die nächste Sitzung schon wieder eine andere
Handbewegung fassen, eher in der Mimik, der Gestik, dem
Sitzordnung mit sich bringen könnte. Das ist Führungsstil
ganzen Auftritt. Bei offiziellen Begegnungen geht das so:
à la Fleischmann: Mitnehmend, manche sagen: mitreißend.
Munterer Blick in die Augen des Gegenübers, fester Hände-
Allemal das Ergebnis langjähriger didaktischer Erfahrung
druck, Wangenkuss für das vertrautere männliche Gegen-
und psychologischer Schulung. Pragmatisch. Authentisch.
über. Die Frage „Wie geht's dir?“ intoniert sie verbindlich,
Angesichts der großen Aufgabe, einen streitbaren Ver-
nicht beiläufig floskelhaft. Ein kesser Spruch, gerne im ober-
band mit 60.000 Mitgliedern zu führen, war ihre wichtigste
bayerischen Dialekt, und schon ist man beim Thema. Ist ja
Frage an sich selbst gewesen: „Kann ich ich bleiben?“ Sie
nicht ewig Zeit.
wusste: Den Wenzel geben, das würde nie und nimmer gelingen. Wäre auch vollkommen unglaubwürdig. Inzwischen
Pragmatisch. Authentisch. Didaktisch gut
hat sie wieder und wieder gespiegelt bekommen: ihre Art
kommt an. Zu der gehört auch eine Frage, die sie gerne an-
„Teamplayerin“ – auch diesen Begriff reklamiert sie
deren stellt: „Wie siehst denn du das?“ Nicht, weil sie es
gerne für sich. Sicher nicht zu Unrecht, das war sogleich an
selbst nicht wüsste. Sie ist interessiert am anderen Stand-
der Sitzordnung im großen Sitzungssaal der Geschäftsstelle
punkt, gespannt auf eine andere Sicht. Ohne Angst, den
am Bavariaring zu erkennen. Zu Zeiten von Präsident Wil-
eigenen zu verlieren. Ganz gelassen.
helm Ebert, 92, tagte man an einer Tafel, bestehend aus
Diese Gelassenheit kann schon mal als aufreizend erlebt
schweren Eichentischen. Man saß auf grüngepolsterten Ses-
werden. So jedenfalls ging es drei Mandatsträgern vor drei
seln, einer davon hatte eine höhere Lehne: seiner. Die Nach-
Jahren. Fleischmann chauffiert die Gruppe im geliehenen
folger Dannhäuser und Wenzel bevorzugten das offene
Mercedes, A-Klasse, ihrer Mutter von einer Tagung in Jena
Tisch-Rechteck. Als die First Lady nun zum ersten Plenum
nach Hause. Autobahn, sengende Sonne, die Klimaanlage
die Mitstreiter des Verbandes versammelte, verkündete sie:
kühlt, was das Zeug hält. Da stottert der Motor. Der Wagen
„Wir machen das jetzt mal anders!“ Und ließ die Damen und
ist ihr nicht vertraut, sie hat den Spritverbrauch unterschätzt.
Herren des Landesvorstandes an sechs Tischgruppen Platz
Vielleicht würde der Schwung noch reichen, die kilometer-
nehmen. Sie sollten sich erst mal untereinander austauschen.
lange Steigung hinaufzukommen, dahinter jedenfalls, so ver-
Austausch war das Thema, die Sitzordnung angemessen.
sichert der ortskundige Beifahrer, kommt eine Tankstelle. >
55
Nach anfänglicher Skepsis herrschte schließlich, wie Teil-
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
Ersten Deutschen Fernsehen – ohnehin schwer vorstellbar
II PORTRAIT
Die wichtigste Frage an sich selbst war gewesen:
„Kann ich ich bleiben?“
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
56
II PORTRAIT
„Über den Vorwurf ideologisch zu sein, kann ich nur lachen.
Das ist eine Killer-Phrase.“
Statt nun nervös zu werden oder gar Panik zu verbreiten,
Fleischmann retournierte: „Über den Vorwurf ideolo-
bleibt die Fahrerin ganz ruhig. Und tatsächlich: Gerade so
gisch zu sein, kann ich nur lachen. Das ist eine Killer-Phrase.
kommen sie hinauf und rollen auf der anderen Seite bergab
Es wäre ja schrecklich, wenn die Mitarbeiter aus dem Minis-
bis vor die Zapfsäule.
terium sagen würden: ,Cool, jetzt kommt die Fleischmann,
mit der fahren wir einen Schmusekurs'.“ Wenn man aber
Ideologisch. Konfliktfreudig
Ideologie so verstehe, „dass ich das Schulsystem ändern
will, dann bin ich gern ideologisch". Am Ende solcher Sen-
Das Vertrauen ins Team, verbunden mit einer charmanten
tenzen senkt sie gerne die Stimme und blickt dem Gegen-
und unbekümmerten Art – das mag so manchen Beobachter
über freundlich herausfordernd in die Augen: Ok, du bist
der Wahl im Mai dazu verleitet haben, insgeheim zusammen-
dran! Oder setzt nach: Sie sehe sich selbst nicht ideologisch
zuzählen: Frau, Volksschullehrerin, nahbar – unterm Strich:
sondern realistisch. „Wir Lehrerinnen und Lehrer sind die
leicht zu handhaben. Das Gegenstück zu „Scharfmacher“
wahren Experten, wir sind die Profis. Unsere Aufgabe als
Wenzel. Stil des Vorgängers war, Gesprächspartnern aus der
BLLV ist es, den Finger in die Wunde zu legen." So las man
vornehmen Distanz heraus mit geschliffener Rhetorik die Un-
es dann in den Zeitungen.
zulänglichkeiten des Bildungssystems vor Augen zu führen.
Wenzel beobachtete seine Nachfolgerin in den Momenten,
Unbeirrbar. Ungemütlich. Nicht parteilich
in denen sie von Journalisten bedrängt wurde und sich dagegen wehrte, aufs Klischee von der Kuschel-Pädagogin fest-
Weh tut dieser Finger jenen Politikern, die leugnen, dass
gelegt zu werden – und war fasziniert, wie sie das geschafft
es da so was wie Wunden überhaupt gibt. Denn Fleischmann
habe. „Zum Frau sein gehört auch die Kompetenz“, Sätze wie
wird gehört. Ihre Stimme ist in allen kleineren und großen
diesen habe sie nicht aggressiv geäußert, sondern „stand-
Medien wahrzunehmen, mitsamt stichhaltigen Argumenten.
haft, aus einer klaren Haltung heraus“.
Auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks etwa:
Wer Simone Fleischmann besser kennt, weiß: es wäre
Die neue Präsidentin „will in Bayern ein Zwei-Lehrer-Prinzip
gefährlich, freundliche Verbindlichkeit mit Einfalt zu ver-
durchsetzen“. Die Steuereinnahmen, so wird sie landauf,
wechseln. Zahlreiche bayerische Bildungspolitiker hatten ja
landab zitiert, seien von 2010 bis 2014 um 23,7 Prozent
acht Jahre lang Gelegenheit, sie als Vorstandsmitglied ken-
gestiegen, die Bildungsausgaben nur um 15,7 Prozent.
nenzulernen, sie würden ihr diesen Gefallen auch nicht tun.
Eine Zweitkraft müsse ja auch nicht permanent anwesend
Umgekehrt: Konservative Vertreter des Kultusministeriums
sein, und es könnten Förderlehrer ebenso sein wie Logo-
sähen in ihr eine „ideologisch“ und „gut geschulte, konflikt-
päden, Therapeuten, Heilpädagogen oder Psychologen.
freudige Verbandspolitikern“, sagte ihr ein Reporter der
Die Zeitschrift „Focus“ zitierte sie mit ihrer Begründung,
„Welt“ bei einem Gespräch für ein Porträt, die seien über
solche „multiprofessionellen Teams“ seien etwa in Nieder-
ihre Wahl „nicht begeistert“.
sachsen längst üblich.
Im Mittelpunkt – im Pavillon des Münchner Hofgartens
Die unbeirrbare Art hat ihr bei manchen den Spitznamen
„Löwin“ eingetragen. Die ungemütliche Seite bekam einmal
tanzen. Auf alle Menschen offen zugehen, mit allen reden –
das ist mein Ding.“
eine gute Freundin zu spüren. Die sprach Fleischmann etwas
Vorurteilsfrei und offen miteinander umzugehen, das
schräg auf ihren Lebensgefährten an. Der ist Malermeister,
haben ihr die Eltern vorgelebt. Der Vater aus dem oberpfäl-
geschätzter Gesprächspartner auf ihren zahlreichen gesell-
zischen Markt Kastl war Lehrer, später Schulrat und Sachge-
schaftlich-politischen Events, ihr wichtigstes „Korrektiv“,
bietsleiter in der Regierung von Oberbayern, die Mutter aus
wie Fleischmann selbst sagt. Warum sie nicht mit einem
dem oberbayerischen Wasserburg ist gelernte Schneiderin.
Akademiker zusammen sei, wollte die Freundin wissen. Das
Und Simone, das wohlbehütete Einzelkind, hatte schon früh
Verhältnis zu ihr ist seither deutlich abgekühlt. Dünkel oder
zu tun mit den Kindern des rauen Hochhausviertels Hasen-
Überheblichkeit sind ihr verhasst.
bergl. Der Vater unterrichtete dort und nahm sie schon als
Und wer ihr Parteilichkeit vorwerfen wollte, weil sie etwa
Dreijährige immer wieder mal mit in die Schule. Und dort
auf dem SPD-Parteitag mit den Herren Sozialdemokraten
„korrigierte“ der Dreikäsehoch mit Buntstiften in den Heften
das Tanzbein geschwungen hat, wird sofort belehrt: „Ich
der Schüler. Niemand nahm es ihr übel. Sie aber wusste,
gehe auch zur CSU, und wenn mich Horst Seehofer auf-
kaum den Windeln entwachsen, was sie werden will: Lehre-
fordern würde, würde ich selbstverständlich auch mit ihm
rin. Noch so eine typische Eigenschaft: Zielstrebigkeit. //
RUND UM D
Verständnisintensives Lernen:
Wir sind dabei
ViL’ler aus Jena die Kooperation und die intensive Mitarbeit unserer bayerischen Kolleginnen und Kollegen sehr
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
58
II VERBAND
schätzen. Ausdruck dessen ist die Wahl unserer Kollegin
Verständnisintensives Lernen (ViL) - das ist unser Lern-
Kerstin Menzl in den Vorstand des ViL e.V. Neben Ute Wal-
begriff im BLLV. Der 2013 gegründete Verein ViL e.V. in
denburger und Axel Weyrauch ist sie die Dritte im Vor-
Jena ist nun auch unsere Heimat. Der Verein trägt das Erbe
stand und übernimmt so die Koordination von ViL Bayern
des „Entwicklungsprogramms für Unterricht und Lern-
und Jena. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Konzeption
qualität“ (E.U.LE). Es wurde von 2004 bis 2014 von der Je-
einer neuen Ausbildungsgruppe mit interessierten baye-
naer „Arbeitsstelle Verständnisintensives Lernen“ in
rischen Lehrerinnen und Lehrern und die Weiterbildung
Kooperation mit dem Thüringischen Kultusministerium
der bereits bestehenden ViL-Lehrer zu ViL-Trainern.
durchgeführt. Fast ebenso lang währt die Zusammenarbeit mit dem BLLV. E.U.LE und jetzt ViL e.V. sprechen Lehr-
Informationstag in Nürnberg
kräfte aller Schularten an. Unterrichtsentwicklung soll
angeregt, Lehrkräfte sollen unterstützt werden, ihre Inter-
Die Landesdelegiertenversammlung des BLLV gab grünes
aktionsroutinen und ihre methodisch-didaktische Choreo-
Licht für diese beiden Bausteine und beschloss einstim-
grafie auf das Verstehen der Schülerinnen und Schüler
mig, dass ViL in Bayern weiterleben soll. Hier heißt es: Die
auszurichten. Wesentlich dafür ist die Fähigkeit zu profes-
„Kooperation mit dem Verein Verständnisintensives Ler-
sionell kontrollierten Perspektivwechseln, zum „Verste-
nen e.V. in Jena soll ausgebaut und weitere Aus- und Wei-
hen zweiter Ordnung“: Neben dem – ganz individuellen
terbildungen für BLLV-Interessierte sollen angeboten
– eigenen Verstehen der Lehrpersonen wird das – ganz
werden. Entsprechende Kosten für die Aus- und Weiter-
individuelle – Verstehen der Lernenden und die Wahrneh-
bildung sollen einerseits von den Teilnehmer/innen und
mung der Unterschiede zwischen beiden eingeschlossen.
andererseits vom BLLV getragen werden.“
Bayerische Erfahrungen im Praxisteil
Simone Fleischmann ist stolz darauf, dass der BLLV diesen
Weg weitergehen kann. Der BLLV stellt damit nicht nur
Bei der letzten Tagung in Jena wurde „das“ Buch präsen-
Forderungen nach einer veränderten dritten Phase der
tiert (s. S. 59). Unsere ViL’ler aus Bayern und die BLLV-Prä-
Lehrerbildung, sondern zeigt, wie durch ViL eine innova-
sidentin Simone Fleischmann waren aktiv dabei. Unsere
tive und sehr moderne Form der Lehrerfort- und -weiter-
ViL’ler aus Bayern, das sind die Absolventen der 1. Staffel
bildung im BLLV ganz konkret umgesetzt wird.
der Ausbildung zum „Lehrer für Verständnisintensives
Lernen“, die der BLLV in Kooperation mit Jena durchge-
Und? Neugierig geworden? Lust bekommen? Vormerken:
führt hat. Mit dem Buch können nun auch andere eine Ant-
Am Samstag, 24. Oktober, findet in Nürnberg ein Infor-
wort auf die Frage bekommen: Was ist ViL? Und noch
mationstag für die 2. Staffel der Ausbildung zum Lehrer
mehr: Die ViL’ler des BLLV haben in diesem Buch eigene
für Verständnisintensives Lernen statt. Angesprochen sind
Erfahrungen zum Praxisteil beigetragen.
Lehrer aller Schularten. Ideal ist eine Teilnahme von
zwei Kollegen aus einer Schule als Tandem. Aber das ist
Im Rahmen der Tagung und der intensiven Arbeit an den
keine Voraussetzung. bs
aktuellen Themen rund um ViL wurde deutlich, dass die
Mehr Infos unter www.bayerische-schule.de
Ute Waldenburger (l.) und Friederike Heller (r.) sind gemeinsam mit Prof. Fauser Herausgeberinnen des Buchs „Verständ-
sendsten Teil werden Übungen und Methoden vorgestellt.
Der BLLV ist stolz, an einem Grundlagenwerk der Päda-
Sie helfen, das eigene Lernen und Lehren zu verstehen
gogik mitgewirkt zu haben. Nach intensiven Jahren der
und verständnisintensiv zu unterrichten. Herausgeber
Arbeit im Entwicklungsprogramm für Unterricht und
sind Peter Fauser, bis 2013 Professor für Schulpädagogik
Lernqualität (E.U.LE) haben die Pädagogen aus Jena und
und Schulentwicklung und wissenschaftlicher Leiter von
Prof. Peter Fauser ein Praxisbuch zum Verständnisintensi-
E.U.LE. Friederike Heller und Ute Waldenburger sind
ven Lernen (ViL) vorgelegt. Der Begriff bedeutet: Verste-
langjährige Trainerinnen für ViL, Waldenburg ist zugleich
hen ist wichtiger als Wissen. Zur Bildung gehört der
Vorsitzende des Vereins Verständnisintensives Lernen
individuelle Lernprozess. Schüler sollen sich selbst als Ur-
e.V., in dem auch der BLLV mitarbeitet. Am Handbuch
heber ihres Denkens und Handelns erfahren. Wer auf
haben auch Absolventen der zweijährigen Ausbildung
diese Weise seine Neugier befriedigt, erlebt die Freude
des BLLV zum „Verständnisintensiven Lernen“ als Autoren
der Selbstständigkeit und entwickelt Selbstvertrauen.
mitgewirkt.
Die These
Zielgruppe
Beim Verständnisintensiven Lernen sollen Schüler erfah-
Das Buch richtet sich an Referendare und an alle Lehre-
ren, aus eigener Kraft etwas verstanden zu haben. Nur so
rinnen und Lehrer, denen es wichtig ist, dass ihre Schüler
entwickeln Schüler langfristiges Interesse an Inhalten.
nachhaltig lernen. Das klar strukturierte Handbuch bietet
Nach Prof. Peter Fauser kommt es auf das Zusammenspiel
viele Impulse, um den eigenen Unterricht zu verändern,
von Erfahrung, Vorstellung, Begreifen und Metakognition
damit Schüler mit Freude lernen und Lehrer zufrieden
an. Wenn es beim Lernen auf Verstehen ankommt, dann
und verständnisintensiv unterrichten.
Toni Gschrei
kommt es bei der Förderung des Lernens darauf an, genauer hinzuschauen – auf die Schüler in ihren Lernprozessen und auf sich selbst und damit auf das, was einem
selbst für die Schüler wichtig ist.
Peter Fauser, Friederike Heller, Ute Wal-
Das Buch
denburger (Hrsg.): Verständnisintensives
Im ersten von drei Teilen wird die Theorie des Verständ-
Lernen: Theorie, Erfahrungen, Training.
nisintensiven Lernens vorgestellt. Der zweite Teil sind
Klett Verlag. 29,95 Euro
59
Erfahrungsberichte aus der Praxis. Im dritten und umfas-
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
Verstehen, wie Kinder lernen
II VERBAND
nisintensives Lernen”. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist stolz, dass auch Autoren des Verbandes mitgewirkt haben
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
60
II VERBAND
„Die Flüchtlinge kommen aus größter Not, sie brauchen menschliche Zuwendung und professionelle Hilfe“
Pädagogikpreis 2016 ausgeschrieben
Verbände waren sich einig, dass es kein Gegenrechnen
mit der demografischen Rendite, den Mitteln für Inklusion,
Die Akademie des BLLV vergibt alle zwei Jahre den Baye-
Ganztagsbetreuung oder der individuellen Förderung
rischen Pädagogikpreis. 2016 ist er das erste Mal mit
geben dürfe. Es handle sich um Zusatzaufgaben,
10.000 Euro dotiert. Im Mittelpunkt steht das Thema „He-
die angesichts knapper Lehrerversorgung nicht einge-
terogenität – Herausforderung und Chance in Bildung und
schränkt werden dürfen. Fleischmann warnte davor, eine
Unterricht“. Prämiert werden sollen Forschungsarbeiten,
Neid- und Missgunst-Diskussion anzustoßen. Die Flücht-
die eine klare Berufsfeldorientierung mit einem engen
linge kämen aus größter Not, sie bräuchten menschliche
Bezug zu Schule und Unterricht erkennen lassen. Anliegen
Zuwendung und professionelle Hilfe.
des BLLV ist es, innovative Ideen in der Lehrerbildung zu
unterstützen und voranzutreiben. Die Jury besteht aus Studierenden, jungen Lehrerinnen und Lehrern, Hochschul-
Schloss Fürstenstein für Flüchtlinge?
lehrern und Experten des Themas Heterogenität. Die
Das Christliche Jugenddorfwerk will das BLLV-Anwesen
Preisverleihung wird am 4. Februar 2016 stattfinden.
Schloss Fürstenstein in Berchtesgaden pachten, um darin
Weitere Infos: www.akademie.bllv.de/paedagogikpreis.
unbegleitete minderjährige Jugendliche unterzubringen.
Das christliche Jugenddorfwerk ist Teil der Diakonie und
Lehrerverbände im Flüchtlingsdiskurs
betreibt bereits ähnliche Einrichtungen in Berchtesgaden.
Die Landesdelegiertenversammlung des BLLV im Mai
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann hat die Vorsitzen-
2015 hatte entschieden, die Nutzung von Schloss Fürsten-
den der Mitgliedsverbände der Arbeitsgemeinschaft
stein für die Unterbringung von Flüchtlingen zu ermögli-
bayerischer Lehrer (abl) zu einem Meinungsaustausch
chen. Der BLLV besitzt das Berchtesgadener Anwesen seit
über das Thema Flüchtlingskinder zusammengebracht,
1913. In einem der vier Gebäude sind Ferienwohnungen
damit alle Lehrerverbände an einem Strang ziehen. Alle
untergebracht, die anderen stehen leer. Bislang ist es nicht
waren sich einig, dass es dringend zusätzliche Mittel
gelungen, ein sinnvolles Nutzungskonzept für das Gebäu-
für die Umsetzung der enormen humanitären und päda-
deensemble zu entwickeln Die aktuelle Überlegung zur
gogischen Aufgabe braucht. Sie warnten davor, für die
Nutzung der Räume für Flüchtlingskinder ist zusammen
notwendigen zusätzlichen Mittel zur Beschulung der
mit dem Jugendamt und dem Bauamt des Landkreises
Flüchtlingskinder anderswo im Schuletat zu kürzen. Die
Berchtesgaden entstanden.
60jährige Mitgliedschaft
KV MARKTOBERDORF Manfred Beulecke,
Ilse Kneifel
Für
55jährige Mitgliedschaft
KV SONNEFELD Horst Engel, Wolfram Grebner
Für
50jährige Mitgliedschaft
KV SONNEFELD Klaus-Peter Stich
Für
40jährige Mitgliedschaft
KV AUGSBURG-LAND Annemarie Grohs,
Barbara Schmid, Walburga Vogt, Helga
Zimmermann, Beatrix Wenninger, Eugen
Schmitz, Gerhard Tischler, Friedrich Wenzl,
Gerlinde Klein, Karolina Fleck, Ruth Herz
KV DILLINGEN Peter Rattei, Annelies
Sittner, Werner Von der Grün, Verena
Bürkner, Centa Fleischmann
KV DONAUWÖRTH Herta Heinrich, Andreas
Ponkratz, Brigitte Eser, Gerald Hofmann,
Theo Leissl, Agnes Kienberger
KV FÜSSEN Ingrid Schmolik
KV GÜNZBURG Bianka Otto-Krauss, Karin Fuchs,
Regina Petz, Marianne Adleff
KV KAUFBEUREN-BUCHLOE Brigitte Sirch,
Alfons Lang, Albert Roth, Margarita Schöttl
KV LINDAU Marlies Weigel, Thomas
Riebelmann, Gertrud Fersch
KV MEMMINGEN Barbara Freytag
KV MINDELHEIM Martin Klinger, Daniela
Pointner, Ulrike Engstle, Günther Spring,
Angelika Rolle-Kuhn, Michael Schaupp,
Stefan Hirschberg, Gertrud Pelka
KV SCHWEINFURT-STADT Reinhold Dertinger,
Heinz Gschwind, Peter Langer
KV AUGSBURG-STADT Rosemarie Rauner
KV AUGSBURG-LAND Margit Albes
KV AMBERG-LAND Dagmar Snyder,
Monika Wein KV MARKTOBERDORF Marina
Elbert, Margarita Schuster, Detlef Bernstein,
Gudrun Bönisch, Marianne Hartung,
Wendelin Schmölz
KV SONNEFELD Judith Pechthold
Für
25jährige Mitgliedschaft
KV MARKTOBERDORF Birgit Stöckle, Andrea
Hölzle-Malucha, Karin Linder, Herbert Noske,
Willibald Reichart
GEDENKEN
DER BLLV TRAUERT UM TREUE
UND VERDIENTE MITGLIEDER.
ER WIRD IHNEN EIN EHRENDES
GEDENKEN BEWAHREN.
KV NEU-ULM Alfred Laure, 63 Jahre
KV DEGGENDORF Isolde Osterer, 61 Jahre
KV INGOLSTADT Frau Edith Himmer, 89 Jahre,
Herr Gerhard Reichl, 69 Jahre
KV ILLERTISSEN BABENHAUSEN Hans Kuhn,
88 Jahre
WEITERE EHRUNGEN UND GEDENKEN FINDEN
SIE IN DER NÄCHSTEN AUSGABE.
61
Für
Edith Huber-Roth
KV WEISSENHORN Paul Schwemmer
KV ANSBACH-LAND Renate Baßler, Christine
Hönig, Werner John, Christa
Lechner, Reiner Link, Elke Marolt
KV DINKELSBÜHL Josef Eder,
Paul Krause, Inge Krause
KV BECHHOFEN Gertraud Eder-Meier
KV FÜRTH-LAND Anita Auchtor, Edeltraud
Böhrer, Brigitte Brünner, Karola Forcher, Heidi
Köstler, Petra Schwarz, Elisabeth Tasler
KV GUNZENHAUSEN Erika Barthel,
Sieglinde Baumüller, Armin Kitzsteiner,
Erika Kneißl, Franz Müller, Helga Müller
KV NEUSTADT/AISCH Peter Bacherle, Elisabeth
Erk, Brigitte Koch, Hildegard Mestel,
Margot Pfänder, Brigitte Schmidt, Johanna
Schneider, Bianca Schöfer
KV ROTHENBURG Günther Etter, Ekkehard Roth,
Barbara Sauernheimer, Ursula Spiegel,
Hanskarl Weber, Rosemarie Wischgoll
KV SCHEINFELD Angelika Loesel, Heidi Reichl
KV WEISSENBURG Edeltraud Botsch, Hannelore
Ferschl, Gerhard Grimm, Elvira Klier,
Oskar Leykamm, Erwin Reichardt, Maria
Schneller, Hubert Soyer, Karin Wagner-Reißig,
Gertraud Wiedemann-Faber
KV ERLANGEN-OBERLAND Ingrid Haferkorn,
Christiane Hoffmann, Werner Metzner,
Franz Schmolke, Horst Siebenkäs,
Maria Weigand KV MARKT ERLBACH Cornelie
Stühlein, Klaus Weber KV ROTH Sigrid
Forster, Wolfgang Koschig,
Irmgard Möhnle KV BAD WINDSHEIM Friederike
Walter KV FEUCHTWANGEN Helga Bach,
Brigitte Bauer, Margot Binder,
Herbert Friedrich, Günther Kräutlein
KV INGOLSTADT Rupert Steger, Ferdinand
Steiner, Hannelore Hüttinger, Anette Jakob,
Anne Lukas, Anton Schneider, Jürgen Vogl,
Rupert Bayer, Irmgard Wittmann, Monika
Zevegyi, Gerhard Peichl, Annemarie Pfeifer,
Josef Enderer, Gabriele Hausmann-Nix,
Horst Schebitz, Helga Scheiblhuber, Ingrid
Renner, Heidemarie Schmid, Elke Haider
KV PEGNITZ Carola Boerner, Regina Ljubojevic,
Joachim Mahlert, Günther Müller, Otto Spieler
KV MARKTHEIDENFELD Hannelore Graw,
Dagmar Breitschafter, Claudia Reich-Menig,
Eva Maria Oßwald, Reinhold Baunach,
Ruth Beckmann, Ernst Schwab,
Erwin Krönung, Barbara Weiskopf
KV BAMBERG-LAND Luitgard Reimann, Heidi
Habedank, Lorenz Kalb, Margarete Villa,
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
DER BLLV LEBT VON DER STÄRKE
UND SOLIDARITÄT SEINER
MITGLIEDER. ER KANN DABEI AUF
EINE LANGJÄHRIGE TRADITION
VERWEISEN. ZU BESONDEREM DANK
IST ER SEINEN LANGJÄHRIGEN
MITGLIEDERN VERPFLICHTET.
WIR GRATULIEREN.
II VERBAND
EHRUNGEN UND GEDENKEN
EHRUNGEN
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II ANZEIGEN
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
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II ANZEIGEN
a ußer s ch ul is c he ler nor t e
kl a s s e n f a h r te n
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II ANZEIGEN
bayer i sche schu l e II #4 2015 II s
66
II ANZEIGEN
i mpre s s um
Inhaber und Verleger
BAYERISCHER LEHRER- UND LEHRERINNENVERBAND E.V. Bavariaring 37, 80336 München
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II IMPRESSUM
par tn e r f ür sc h ul e n