«Bei den Kräutern kann ich aus dem Vollen schöpfen»

K R Ä UT E R K Ü CH E
K R ÄU T ER K Ü CH E
«Bei den Kräutern
kann ich aus dem
Vollen schöpfen»
Tanja Grandits liebt Kräuter über alles.
In ihrem Kräutergarten rund um das Restaurant
«Stucki» in Basel spürt sie zur Freude der
Gäste stets neue Geschmacksnuancen auf.
«Kräuter» heisst denn auch ihr neues Kochbuch.
Eine Liebeserklärung der Spitzenköchin
an die Welt der Kräuter.
Von Judith Wyder
Frau Grandits, Sie sind bekannt
für Ihren virtuosen Umgang
mit Aromen. Haben Sie eine Top 3
der Kräuter?
Eine konstante Top 3 gibt es nicht.
Schon immer über alles geliebt habe
ich aber Basilikum, das es in einer
unglaublichen Artenvielfalt gibt.
‘African Blue’ ist meine Königin unter
allen Sorten. Ähnlich begeistert mich
die Minze, auch hier ist die Sortenvielfalt beinahe unendlich. Die
Minze verstärkt den Geschmack von
Früchten oder Getränken ganz
wunderbar. Auch Thymian gehört zu
meinen Favoriten, er sorgt in Desserts
für eine besonders raffinierte Note.
Inwiefern unterscheiden sich
Gewürze und Kräuter in der
Dosierung?
Gewürze brauchen in der Dosierung
ein extremes Feingefühl, man sollte
Gewürze eher sparsam verwenden,
sonst ist ein Gericht schnell überwürzt. Unter den Kräutern gibt es nur
wenige, die vorsichtig dosiert werden
müssen: Liebstöckel zum Beispiel,
der auch als Maggikraut bekannt ist.
Grundsätzlich aber kann ich bei
den Kräutern so richtig aus dem
Vollen schöpfen und ich setze diese
darum gerne grosszügig ein.
Suppe mit Randen, Basilikum und Kokos-Chutney.
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In Ihrer Küche werden die Kräuter
gezupft oder grob geschnitten den
Gerichten beigefügt.
Nicht ausnahmslos, Schnittlauch
F O T O S : M I C H A E L W I S S I N G war das für mich, als ich zum ersten
Mal selber Koriander angepflanzt habe.
Es ist jedes Jahr eine Freude zu sehen,
wie die zarten Blätter langsam
breitgefächerter werden, und gleichzeitig von Neuem zu entdecken, dass
die Blüten ganz anders schmecken als
die Blätter, die Samen oder gar die
Wurzeln. Wer seine Kräuter im Laden
kauft, kann diese wundersame
Verwandlung leider nicht wahrnehmen.
schneide ich ebenfalls sehr fein. Aber
bei Basilikum, Minze und Koriander
finde ich es schade, denn erst beim
Biss auf das Kraut nehme ich das
volle Aroma wahr. Für das Schneiden
der Kräuter sollte man unbedingt
ein sehr scharfes Messer verwenden,
sonst zerquetscht man die Kräuter.
Und wenn Basilikum und Koriander
oxydieren, verlieren sie an Aroma.
Wichtig beim Schneiden sind
wiegende Bewegungen ohne grosses
Drücken.
Die Welt der Kräuter ist in den
vergangenen Jahren bunter
geworden. Welche Neuentdeckungen haben Sie gemacht?
Der köstliche Shiso ist ein neuer
Liebling von mir oder die japanische
Petersilie Mitsuba, die ein bisschen
an Kerbel erinnert. Es gibt viele
spannende Kräuter. Weniger Gefallen
finde ich an Trendsettern wie Olivenoder Cola-Kraut, sie haben zwar
lustige Namen, aber geschmacklich
sind sie für mich uninteressant.
In Ihrem neuen Kochbuch «Kräuter»
schreiben Sie, dass der Kräutergarten für Sie eine ständige
Inspirationsquelle ist. Können Sie
ein Aha-Erlebnis herauspflücken?
Ein Aha-Erlebnis habe ich jeweils,
wenn ich im Garten hautnah mitverfolgen kann, wie die Kräuter wachsen
und wie sie in jedem neuen Stadium
des Wachstums ein anderes Aroma
entwickeln. Besonders eindrücklich
Blättert man sich durch die
140 Rezepte, stellt man fest, dass
Sie oft nur ein Kräutchen pro
Gericht verwenden. Lassen sich
Kräuter nicht gerne verheiraten?
Doch, doch, Kräuter lassen sich gerne
verheiraten. Persönlich pflege ich
aber eine reduzierte Küche, das heisst,
ich bevorzuge grundsätzlich ein
Aroma, eine Farbe. Speziell den
Kräutern gebe ich gerne einen
Rahmen, damit der Geschmack sich
entfalten kann. Das ist aber eine Frage
des Stils. Und keine Regel ohne
Ausnahme: Kommen Taboulés oder
Salate auf den Tisch, verwende auch
ich gerne verschiedene Kräuter.
Was sollte bei der Ernte der Kräuter
beachtet werden?
Der Vormittag eignet sich am besten
für die Ernte, da die Sonneneinstrahlung noch nicht so stark ist,
zudem sollte es nicht regnen.
Beim Schneiden gilt es zu beachten,
dass die Kräuter an der richtigen
Zweigstelle abgeschnitten werden,
um sie in ihrem Wachstum nicht
zu beeinträchtigen.
Wie kommen Sie als Kräuterliebhaberin gut über den Winter?
Wir konservieren Kräuter gerne in
Ölen, Salzen, in Sirup oder Pestos.
Frische Kräuter beziehen wir in dieser
Zeit aus Italien und Spanien, denn
gänzlich ohne frische Kräuter komme
ich nicht über den Winter.
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SUPPE MIT RANDEN, BASILIKUM
UND KOKOS-CHUTNEY
Suppe
2
2
2
2 EL 1
1 TL ½ 1/2 TL 500 g 500 ml 500 ml 500 ml 1
EL Öl
rote Zwiebeln, geschält und gewürfelt
Knoblauchzehen, geschält und gehackt
gehackter Ingwer
rote Chili, entkernt und gewürfelt
Kreuzkümmel
Koriandersamen
Randen
Gemüsefond
Kokosmilch
Randensaft
Salz
Handvoll rote Basilikumblätter
Kokos-Chutney
1 Knoblauchzehe, geschält und gewürfelt
3 EL Zitronensaft
4 EL Randensaft
2 EL fein geschnittenes rotes Basilikum
1 TL Zucker
2 EL gehackter Ingwer
50 g Kokoslocken
1 Handvoll rote Basilikumblätter
Das Öl in einem grossen Topf erhitzen
und darin Zwiebeln, Knoblauch,
Ingwer, Chili, Kreuzkümmel und
Koriandersamen etwa 5 Minuten
unter Rühren anbraten. Kurkuma und
Randen dazugeben und weitere 5
Minuten bei mittlerer Hitze braten.
Dann mit Gemüsefond, Kokosmilch
und Randensaft aufgiessen, salzen,
aufkochen und 30 Minuten köcheln
lassen. Basilikum dazugeben
und die Suppe mixen. Durch ein
feines Sieb passieren.
Für das Kokos-Chutney alle Zutaten
ausser den Kokoslocken mixen
und anschliessend mit den Kokoslocken mischen.
Die Suppe in Schalen geben und das
Kokos-Chutney sowie die Basilikumblätter darauf verteilen.
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QUICHE MIT FRÜHLINGSZWIEBELN,
ROSMARIN UND SCHAFSKÄSE
Für eine Springform von 28 cm Durchmesser
Teig
230 g Mehl
1/2 TL Salz
110 g kalte Butter
2 EL gehackter Rosmarin
60 ml Milch
Butter für die Form
Füllung
3
180 ml 2 EL
250 g
200 g
Eier
Rahm
Salz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
gehackter Rosmarin
Frühlingszwiebeln, gewaschen und gewürfelt
Schafskäse, klein geschnitten
Für den Teig Mehl und Salz in eine
Schüssel sieben. Die kalte Butter und
den Rosmarin vorsichtig mit den
Fingerspitzen zu einem krümeligen
Teig einarbeiten. Die Milch dazugeben
und zu einem glatten Teig verkneten.
In Folie verpackt 3 Stunden im
Kühlschrank ruhen lassen. Den Teig
dünn ausrollen und eine gebutterte
Springform damit auslegen. Den
Boden mit einer Gabel mehrfach
einstechen. Für die Füllung Eier und
Rahm gut verrühren, abschmecken
und die restlichen Zutaten dazugeben.
Die Tarte bei 180 Grad 10 Minuten
blind backen. Anschliessend die
Füllung daraufgeben und 30 Minuten
fertig backen.
Zum Blindbacken legen Sie ein
zugeschnittenes Backpapier auf den
Teig in die Form. Auch der Teigrand
muss bedeckt sein. Dann füllt man
zum Beschweren Kichererbsen,
Bohnen oder Ähnliches ein. Das Ganze
wird nach der kurzen Backzeit wieder
entfernt; der Teigboden bleibt auf
diese Weise flach und der Rand ist
schön vorgebacken.
FRUCHTSALAT MIT BASILIKUM
UND MINZE-SIRUP
100 ml Wasser
250 ml Orangensaft
90 ml Limettensaft
100 g Zucker
½ Bund Minze, gezupft
½ Bund Basilikum, gezupft
1 Zimtstange
Salat
1 rosa Grapefruit, filetiert
3 Aprikosen, in feine Spalten geschnitten
100 g Himbeeren
100 g Blaubeeren
100 g weisse Johannisbeeren
100 g rote Johannisbeeren
Mango, fein geschnitten
je 1 Handvoll Minzblätter und Basilikumblätter
Alle Zutaten für den Sirup aufkochen
und 30 Minuten ziehen lassen.
Die Früchte mit dem Sirup marinieren
und weitere 10 Minuten ziehen lassen.
Den Fruchtsalat auf Teller verteilen
und Minz- und Basilikumblätter
darüberstreuen.
Mit diesem Sirup wird ein simpler
Fruchtsalat zum Geschmackserlebnis.
Natürlich können alle möglichen
Früchte in diversen Kombinationen
damit verzaubert werden.
ZITRONENTHYMIAN-SABLÉS
TEE MIT INGWER UND ROSMARIN
85 g 1
2 EL 2
75 g 30 g 1
1
225 g 8g
*30 g 1 Prise Butter, kalt, in Würfel
geschnitten
Vanilleschote
gehackter Zitronenthymian
Eigelb
Zucker
Mandelmasse, roh
Limette, abgeriebene Schale
unbehandelte Zitrone, abgeriebene Schale
Mehl
Backpulver
Thymianöl
Fleur de Sel
60 g 4
2
1
2 EL 1½ l *1 Bund 1
300 ml Zitronenthymian
Limette, die Schale fein abgeschält
Olivenöl
Zitronenthymian und Limettenschalen in eine Flasche geben.
Mit dem Öl auffüllen und an einem
dunklen Ort 2 bis 3 Wochen ziehen
lassen.
Butter mit ausgekratztem Vanillemark und Thymian mischen. Eigelb,
Zucker, Mandelmasse und Zitrusschalen in der Küchenmaschine
mit dem Schneebesen aufschlagen.
Mehl, Backpulver und die Buttermischung dazugeben und mit dem
Thymianöl sowie Fleur de Sel zu
einem Teig verkneten. In Folie
verpackt 1 Stunde im Kühlschrank
ruhen lassen. 5 mm dick ausrollen,
ausstechen oder zuschneiden und
bei 165 Grad 13–15 Minuten backen.
Die Sablés halten sich, luftdicht
verpackt, mehrere Wochen.
Die Sablés sind lecker zu Tee oder
Kaffee, aber auch zerbröselt ein toller
Crumble für Desserts.
Ingwer, gut gewaschen
Zweige Rosmarin
Stängel Zitronengras, grob geschnitten
Limette, ausgepresst
Honig
Wasser
Den Ingwer mit der Schale in dünne
Scheiben schneiden und zusammen
mit allen anderen Zutaten in einen
Topf geben. Aufkochen und 3 Minuten
leicht köcheln lassen. Das Ganze
20 Minuten ziehen lassen und dann
durch ein Sieb passieren.
SELLERIE-BIRNEN-SAFT MIT
ESTRAGON
10 4
50 g 1
2
Selleriestangen, gewaschen
reife Birnen, halbiert und entkernt
Ingwer, gewaschen
Bund frischer Estragon, grob geschnitten
Limetten, geschält
Alle Zutaten in den Entsafter geben.
Man kann auch alles im Standmixer
fein pürieren und dann durch ein
feines Sieb passieren.
Den Tee hat mir Thierry, mein
Chef-Gardemanger, einmal gekocht,
als ich sehr erkältet war. Er sagt,
heiss getrunken mit 4 EL Cognac sei
es die beste Medizin . . . Der Tee ist
seither mein Lieblingsgetränk. Ich
koche ihn eigentlich täglich, und er
ist heiss wie kalt superlecker.
SPEZIALANGEBOT FÜR
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Fotos von Michael Wissing können
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Bestelltalon Seite 51
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