Chemie für Bastler Dipl.-Chem. (Univ.) Markus Walther Lehrstuhl für Theoretische Chemie Computer Chemie Centrum Arbeitsgruppe Prof. Zahn [email protected] Grundlagen – Molarität 1 ● ● Beispiel: A + 2B → C + D – Wie kann ich x Moleküle A und 2x Moleküle B abmessen? – 1g A und 1g B enthalten eine unterschiedliche Anzahl von Molekülen Was ist die kleinste Einheit? Das Proton! – 1g Wasserstoff enthät 6,022 * 1023 Protonen – m(p) ~ 2000*m(e) → Elektronenmasse ignorieren – m(p) ~ m(n) Grundlagen – Molarität 2 ● Einheiten: – 1 Mol = 6,022 * 1023 Teilchen (Avogadro's Zahl) – Molare Masse eines Moleküls X = Anzahl der Protonen + Neutronen in einem Molekül X = Masse (in Gramm) von 6,022 * 10 23 Molekülen von X → 1 Proton wiegt 1/(6,022 * 10 23) g Zusammenfassung: ● ● ● ● 1 Mol eines Atoms/Moleküls/… mit X Protonen und Neutronen wiegt X Gramm und enthält 6,022 * 1023 Atome/Moleküle/… (unabhängig von X) X wird als Molare Masse (Formelzeichen M, Einheit g/Mol) bezeichnet Die Anzahl Mole wird als Stoffmenge (Formelzeichen n, Einheit Mol) bezeichnet n = m/M Grundlagen – Molarität 3 ● Gase – Gase sind schwer zu wiegen – p ~ TN ~ TnR → n ~ p/(TR) ● N = Anzahl der Teilchen, R = Allgemeine Gaskonstante – T und p sind messbar, R ist bekannt – M kommt nicht vor → Unabängig von der Molaren Masse (!) → 1 Mol Gas (egal welches!) hat bei 1013 mbar und 0°C ein Volumen von 22,4L Grundlagen – Allgemeine Gasgleichung 1 pV = nRT ● ● Gilt exakt nur für “ideale Gase” (also nie) Gute erste Näherung, reicht für viele Rechnungen aus Bosslevel: – Van-der-Waals-Gas Grundlagen - Konzentration ● Verschiedene Arten Konzentration zu bestimmen: – Volumen/Volumen → L/L – Masse/Volumen → kg/L – Masse/Masse → kg/kg – Mol/Volumen → mol/L – Mol/Masse → mol/kg → Molalität Bosslevel: ● Aktiviät & Chemisches Potential → Molarität Grundlagen - Thermodynamik ● ● ● ● Alle Systeme möchten sich in ihren energetischen Gleichgewichtszustand begeben Bestimmt die Richtung aber nicht die Geschwindigkeit einer Reaktion Der Weg ist irrelevant, mit gleichen Anfangs- und Endsystemen ist die Energieänderung gleich Hauptsätze der Thermodynamik: – 0. Wenn die Systeme A und B im thermischen Gleichgewicht stehen, und gleichzeitig die Systeme B und C im thermischen Gleichgewicht stehten folgt dass die beiden Systeme A und C im thermischen Gleichgewicht stehen. – 1. Die Gesamtenergie des Universums ist konstant – 2. In jedem spontan ablaufendem Prozess nimmt die Gesamtentropie des Universums zu – 3. Die Entropie eines perfekten Kristalls bei 0K ist Null Bosslevel: – Gibbsenergie ● ● ● ● ● Der Weg von A nach B ist im Regelfall nicht eben Eine Reaktion besitzt immer eine Aktivierungsenerge Kinetik bestimmt die Reaktionsgeschwindigkeit aber nicht die Reaktionsrichtung ABER: Kinetik kann bestimmen, welche von mehreren möglichen Reaktionen abläuft Bosslevel: – Helmholtzsche Doppelschicht potentielle Energie Grundlagen - Kinetik Reaktionskoordinate Grundlagen - Redoxreaktionen ● ● Redoxreaktionen sind Elektronenübergangsreaktionen Teilreaktionen – Oxidation: Elektronenabgabe – Reduktion: Elektronenaufnahme ● Ox: Zn → Zn2+ + 2e- ● Red: Cu2+ + 2e- → Cu ● Gesamt: Zn + Cu2+ → Zn2+ + Cu Grundlagen - Halbzellen ● Ionen fließen über eine Salzbrücke Elektronen fließen über einen Draht Voltmeter Ionenbrücke Ionen der unedleren Elektrode in Lösung edlere Elektrode ● Teile einer Redoxreaktion aufgetrennt unedlere Elektrode ● Ionen der edleren Elektrode in Lösung Grundlagen – Elektrochemisches Potential ● ● ● ● Was ist edel und was ist unedel, und bezogen auf was? Edel = Leicht zu reduzieren, schwer zu oxidieren Unedel = Leicht zu oxidieren, schwer zu reduzieren Spannung zwischen einer Versuchselektrode und einer Wasserstoffnormalelektrode wird als Elektrochemisches Potential bezeichnet Grundlagen – Nernstsche Gleichung ● ● Das elektrochemische Potential ist Konzentrationsabhängig Potentiale in Tabellen sind immer Standardpotentiale E0 (1mol/l, 273,15K, 105Pa) Universelle Gaskonstante Temperatur Aktivitäten der Reaktanten a Ox c Ox RT RT 0 E=E + ln ≈E + ln z e F a Red z e F c Red 0 Resultierendes Potential Standardpotential Anzahl ausgetauschter Elektronen Faradaykonstante Konzentrationen der Reaktanten Korrosion 1 ● “Werner, das kann doch nicht angehen, dass das hier einfach so in der Gegend rumoxodiert” – Meister Röhrich ● Korrosion von Metallen ist immer ein Redoxprozess ● In der Regel mit Sauerstoff als Oxidationsmittel ● Leitfähige Lösungen (Salzwasser) beschleunigen den Vorgang ● Beispiel Klassisches Rosten von Eisen: ● Fe + O2 → FeO2 Korrosion 2 ● “Gute Korrosion”: – Passivierung: Oxid bildet eine feste Schicht auf der Oberfläche die weitere Korrosion verhindert ● – Al, Mg Opferelektroden ● ● ● Opferelektrode ist in elektrischem Kontakt mit dem zu schützenden Metall (Lokalelement), hat negativeres Standardpotential Opferelektrode oxidiert zuerst, Oxidation am Hauptobjekt wird verhindert Aber: Kann auch versehentlich passieren, und geht dann eher schief. Beispiel: Stahlschrauben in Kupfer. Schrauben bilden (unbeabsichtigte) Opferelektrode Batterien - Grundprinzipien ● “Aufgetrenntes Lokalelement” – ● 2 Halbzellen, mit Ionenbrücke verbunden Aufladbar und nicht aufladbar (“Primärzelle”) Specific Energy, Wh/kg 400 Li/SOCl 2 Li/SO 2 Li/MnO 2 200 Zn/Ag 2 O (button) Zn/HgO 100 Mg/MnO 2 Cd/HgO Zn-Carbon -40 -20 0 20 40 60 °C 10 000 Leistungsdichte in W/kg Zn/Air 300 UltraCap-Kondensator Doppelschicht-Kondensator Elektrolyt-Kondensator Li-Ion-Kondensator Li-Ion-Akkumulator Ni-MH-Akkumulator Ni-Cd-Akkumulator Blei-Akkumulator 1000 100 10 0,1 1 10 100 Energiedichte in Wh/kg 1000 Batterien - Begriffe ● ● ● ● Leistungsdichte (W/kg): Abrufbare Leistung pro Masseneinheit Energiedichte (Wh/kg): Gespeicherte Energiemenge pro Masseneinheit Kapazität (Wh): Gespeicherte Energiemenge einer Zelle Innenwiderstand (Ohm): Maximaler Entladestrom (I = U/R) Batterien - Entladekurven Batterietypen 1 ● Zink-Alkali-Manganoxid (Alkaline) – Niedriger Preis, hohe Energiedichte (450 kJ/kg) – Nicht wieder aufladbar – Die Standardbatterie – Nennspannung: 1,5V – Chemie: ● Zn + 4OH- → [Zn(OH)4]2- + 2e- ● MnO2 + H2O + e- → MnO(OH) + OH- Batterietypen 2 ● Zink-Luft – Sehr hohe Energiedichte (1200 kJ/kg) – Nicht wieder aufladbar – Geringer Platzbedarf, z.B. in Hörgeräten – Nennspannung: 1,4V – Chemie: ● Zn + 4OH- → [Zn(OH)4]2- + 2e- ● O2 + H2O + 4e- → 4OH- Batterietypen 3 ● Bleiakkumulator – Geringe Energiedichte (110 kJ/kg) – Lange Lebensdauer – Geringer Preis – Nennspannung: 2,04V – Entsorgung problematisch – Chemie: ● Pb + SO42- → PbSO4 + 2e- ● PbO2 + SO42- + 4H+ + 2e- → PbSO4 + 2 H2O Batterietypen 4 ● Nickel-Cadmium-Akkumulatoren – Wiederaufladbarer Ersatz für Alkaline-Zellen (gleiche Bauform, fast gleiche Spannung) – Einfach zu laden – Geringe Energiedichte (140 kJ/kg) – Entsorgung problematisch (Cadmium) – Chemie: ● Cd + 2OH- ↔ Cd(OH)2 + 2e- ● 2NiO(OH) + 2H2O + 2e- ↔ 2Ni(OH)2 + 2OH- Batterietypen 5 ● Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren – Möglicher Ersatz für Alkalinebatterien – Nennspannung 1,32V – Höhere Energiedichte als NiCd (280 kJ/kg) – Geringer Preis – Benötigen spezielle Ladegeräte – Hohe Selbstentladung – Chemie: ● MH + OH- → M + H2O + e- ● NiO(OH) + H2O + e- → Ni(OH)2 + OH- Batterietypen 6 ● Li-Ionen-Akkumulatoren – – Sehr hohe Energiedichte (~600 kJ/kg) Separator Cu Al + Li Lange Lebensdauer – Hohe Leistungsdichte – Hoher Preis + Li Legende Kohlenstoff (Graphit) – Brandgefahr bei Beschädigung und Überladung → Spezielle, komplizierte Ladeverfahren nötig – Chemie: ● LinCm ↔ Cm + n Li+ + n e- ● Li(a-n)MxOx + n Li+ + n e- ↔ LiaMxOx + Li nicht-wässrige Elektrolytlösung Metall (Cobalt) Lithium Ladevorgang Sauerstoff Entladevorgang Ladeverfahren 1 I ● Konstantstrom IK t ● Konstantspannung I IL tL ● Konstantstrom gepulst (Pulsladen) t I II t ● Konstantstrom mit Gegenstrom (Reflexladen) I +IR t -I E Ladeverfahren 2 ● Konstantstrom-Konstantspannung – ● Konstantstrom am Ladebeginn um Stromspitzen zu vermeiden, danach Konstantspannung Konstantstrom-Konstantspannung mit Erhaltungsladung – Nach Ladeschluss wird mit einem geringen Strom weitergeladen, der in etwa der Selbstentladung entspricht Ladeverfahren 3 ● Ladeabschlusserkennung – Temperaturüberwachung – Spannungsüberwachung ● ● Zellspannung (Ladeschlussspannung erreicht) Ladespannung (-dU-Erkennung) Ladeverfahren 4 ● Li-Ionen-Akkumulatoren – Benötigen ein sehr komplexes Ladeverfahren ● ● ● Strombegrenzung am Anfang Ladeschlussspannungsüberwachung für jede Zelle einzeln (Balancing) Temperaturüberwachung Vorsicht bei Selbstbauprojekten Brandgefahr Platinenätzen 1 ● Ziel: Selektiver Abtrag von Kupfer ● Zwei Prozessschritte: – Auftrag einer Schutzschicht ● ● ● – Fotolack + Belichtung + Entwicklen Aufbügeln von Lasertoner Oldskool: Aufrubbeln von vorgefertigten Symbolen, Leiterbahnen mit Edding Ätzen des Kupfers ● Oxidativer Abtrag von Kupfer – Cu → Cu2+ + 2e- Platinenätzen 2 Oxidationsmittel: ● Eisen-III-Chlorid: FeCl3 – ● Natriumperoxodisulfat: Na2S2O8 – ● Fe3+ + e- → Fe2+ S2O82- + 2e- → 2SO42- Salzsäure + Wasserstoffperoxid: HCl + H2O2 – H2O2 + 2H+ + 2e- → 2H2O (H+ aus der Salzsäure) ● Schwefelsäure + Wasserstoffperoxid: H2SO4 + H2O2 “Piranha-Solution” Schnell, aber sehr gefährlich. Finger weg! – H2O2 + 2H+ + 2e- → 2H2O (H+ aus der Schwefelsäure) Platinenätzen 3 ● Kupferabtrag: Schichtweise Oberflächennachbeaarbeitung ● Chemisch Zinn – Sn2+ + Cu → Sn + Cu2+ – Aber: ● ● – ● ● E0: +0.35V E0: -0.14V Kupferionen werden Komplexiert ● – Cu2+ ↔ Cu Sn2+ ↔ Sn Thioharnstioff als Komplexierungsreagenz Niedrige Cu2+-Konzentration verschiebt das Gleichgewicht nach rechts (NernstGleichung) Vorsicht: Thioharnstoff steht im Verdacht, krebserregend zu sein Bosslevel: ENIG (Electroless nickel plated gold) And now for something completely different Flüssigkristalldisplays 1 ● ● “Flüssigkristall” – Flüssige Phase – Zeigt aber Anisotropien (“Richtungsabhängigkeiten”) ähnlich einem Kristallgitter Optische Aktivität – Relevant für Displays – Elektrisch schaltbar O N Flüssigkristalldisplays 2 ● Schaltbare Drehung der Polarisierung wird als optischer “Transistor” (Schalter) genutzt. 6 5 4 3 2 1 The End
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