Bericht in der Frankfurter Neuen Presse

Flüchtlinge schilderten ihre Erlebnisse
„Ihr habt uns sehr berührt“
17.11.2015 Von NICOLE JOST In der Johannesgemeinde sprachen Asylbewerber über die
Gründe ihrer Flucht. So hatten die Besucher die Möglichkeit, besser zu verstehen, warum sie
ihre Heimat verlassen haben.
Martina Hofmann-Becker (links) bedankte sich bei Dinah für ihren Besuch in der evangelischen
Johanneskirche Langen, wo die junge Frau im Gottesdienst über Syrien berichtete.
Martina Hofmann-Becker, Prädikantin der evangelischen Gemeinde im Johannesbezirk und
Mitbegründerin des „Café Wellcome“ für Flüchtlinge, hat für die Gemeindemitglieder eine Begegnung
geschaffen, damit die Langener die Flüchtlinge besser kennenlernen und wissen, wovor sie geflohen
sind. „Der Terror in Paris macht uns Angst, wir sehnen uns nach Frieden. Wir verstehen die Flüchtlinge
vielleicht jetzt noch ein bisschen besser“, erläuterte Hofmann-Becker im Sonntagsgottesdienst. Denn was
am Wochenende in Paris passiert ist, passiere in Aleppo möglicherweise jeden Tag: „Zum Frieden und
zum Verständnis braucht es Begegnungen, aus diesem Grund habe ich Euch eingeladen.“
Und dann traten sie vor die Gemeinde, Mula aus Eritrea, Maro aus Äthiopien, Dinah aus dem Nahen
Osten oder Ahmed aus Afghanistan. Sie erzählten aus ihrem Leben, von ihren Ängsten und auch von
schrecklichen Erlebnissen. Mulas Familie lebt noch im Sudan.
Dramatische Situation
„In Eritrea gab es riesige Probleme, wir konnten nicht frei sprechen, es herrscht keine Demokratie, und
ich kann hier auch nicht darüber erzählen, warum wir gehen mussten.“ Der junge Mann sagte, er sei sehr
glücklich, in Deutschland zu sein und in Frieden leben zu können. „Ich bedanke mich bei Ihnen, dass ich
hier sein darf.“
Die Geschichte von Maro aus Äthiopien ist unendlich traurig. Er hat auf der Flucht aus Äthiopien seine
Frau verloren. Sie ist ertrunken – vor seinen Augen. In dieser dramatischen Situation hat er seine Tochter
aus den Augen verloren. „Ich bete, dass sie lebt.“ In Langen wurde ihm schon geholfen, einen
Suchauftrag ans Rote Kreuz heraus zu geben, bislang hat sich nichts ergeben. „Beten Sie für mich. Ich
bin so froh, hier sein zu dürfen, ich werde hier gut behandelt und weiß das zu schätzen“, sagte der
Äthiopier, der in die Volkshochschule geht, um sein Deutsch weiter zu verbessern.
Ergreifende Rede
Ahmed hat für die Bundeswehr in Afghanistan gearbeitet, aus diesem Grund durfte er mit seiner Familie
einreisen. „Dort herrscht Krieg. Wir haben für die Sicherheit unseres Lebens alles aufgegeben. Sie alle
würden das auch tun, um Ihre Kinder zu schützen“, sagte er. Dinah hielt auf beinahe perfektem Deutsch
eine ergreifende Rede. 250 000 Menschen haben den Krieg mit ihrem Leben bezahlt, von 22,4 Millionen
Syrern haben 4 Millionen Menschen das Land verlassen, erklärte die junge Frau.
„Es ist gut, dass Ihr für Eure Sache eintretet, und so die Menschen besser verstehen, warum Ihr Eure
Heimat verlassen habt. Ihr habt uns sehr berührt“, bedankte sich Martina Hofmann-Becker.
Bericht in der Frankfurter Neuen Presse vom 17.11.2015