Gute Stube - Brucker Forum

DEFGH Nr. 172, Mittwoch, 29. Juli 2015
DIE SEITE DREI
HBG
3
Gute Stube
Fürstenfeldbruck hat Hunderte Flüchtlinge aufgenommen. Es funktioniert ziemlich vorbildlich.
Über eine Stadt, die Grenzen überwunden hat – und jetzt an neue Grenzen stößt
Was fällt einem jungen Afghanen auf, der nach Fürstenfeldbruck kommt?
„Die Leute feiern hier so viel.“ Szenen vom Altstadtfest und vom „Fest der Kulturen“
am vergangenen Sonntag. FOTOS: JOHANNES SIMON
von jan heidtmann
F
ürstenfeldbruck, stolze Stadt.
Auf so eine wunderbar hemmungslose Art. Die „Gute Stube“
nennen sie hier ihren Ortskern,
die Hauptstraße, 500 Meter Altstadthaus neben Altstadthaus – vom Sitz
des Bürgermeisters bis zur Brücke über die
Amper. Überhaupt die Amper, irgendein
Wasser zwischen Bach und Fluss, und trotzdem gibt es die Amperoase, die Amperbrücke, die Amperauen, Amperdies und
Amperdas. Die Spider Murphy Gang hat
den Fürstenfeldbruckern sogar ein Lied
gewidmet. „FFB“ heißt es, und eine Zeile
geht so: „Ja sie wui so gern wieda hoam,
nach FFB.“
Das war 1989, und seitdem ist das Gute
noch viel besser geworden: Die Arbeitslosenquote liegt unter drei Prozent, das ist
sozusagen Vollbeschäftigung, vor knapp
zehn Jahren wurde Fürstenfeldbruck mit
seinen 35 000 Einwohnern in den Stand
der Großen Kreisstadt erhoben. Die zwei
größten Probleme der Brucker sind schnell
umrissen: Menschen mit dem Kennzeichen FFB am Auto werden im nahen München nicht ganz ernst genommen. Und die
S-Bahn-Linie 4 fährt nur im 20-MinutenTakt. Andere Städte, murren die Brucker,
seien besser an den Marienplatz angeschlossen. Anders gesagt: Wer hier wohnt,
darf sich denken, irgendetwas im Leben
richtig gemacht zu haben.
Es gab Vorfälle in Nachtklubs.
Im Stadtrat denken sie jetzt über
einen „Disco-Führerschein“ nach
Ludwig Weiss, 72, ist ein guter Repräsentant dieses stolzen Selbstverständnisses,
auch wenn der freundliche, schmale Mann
erst einmal gar nicht so wirkt. Bis sein
Sohn vor ein paar Jahren übernommen
hat, führte er das erste Haus am Platze, das
Romantik Hotel zur Post. Mitten in der „Guten Stube“ steht es, 41 Zimmer, ein barocker Bau, sattgelb gestrichen. Im Wohnzimmer von Herrn Weiss hängen die Ahnen in
Öl. Der erste Weiss hat 1620 an dieser Stelle
die Posthalterei eröffnet, einer seiner Nachfahren ist dann in der Amper ertrunken;
die Poststation blieb dennoch in Familienbesitz. Gelegen auf der alten Strecke von
Wien über Linz und Salzburg bis nach Paris wechselten die Reisenden hier die Pferde für die letzten 25 Kilometer bis nach
München. Weiss’ Vater zählte noch zu den
Honoratioren der Stadt, „die gibt es heute
so nicht mehr“, sagt Weiss.
Er erinnert sich noch gut, als die ersten
schwarzen US-Soldaten in Bruck auftauchten. „Das war eine Sensation.“ Die einzigen
Ausländer, die man hier bis dahin besser
kannte, waren die „Schweizer“: junge
Burschen aus dem Nachbarland, die
wegen ihrer spezifischen Erfahrung gern
beim Milchvieh eingesetzt wurden. „Jetzt“,
sagt Weiss, „jetzt sind schon sehr viele
Schwarze hier, das fällt schon auf.“ Und
nach einer Weile fügt er hinzu: „Es geht
schon an eine Grenze hin, das ist auch das,
was ich höre. Was ist, wenn es doppelt so
viele werden?“
Was da für manch einen in Bruck an die
Grenze geht, das sind die Flüchtlinge. An
die 700 sind es zurzeit in der Stadt, Menschen, die aus Senegal, Syrien, Kosovo
oder aus Eritrea geflohen sind. Doch während andere Orte der Republik unter der
stetig steigenden Zahl an Flüchtlingen zu
kollabieren drohen, funktioniert Bruck.
Noch.
Während sich also in Niederbayern ein
Bürgermeister wegen Überarbeitung
krank meldet, während in Nachbargemeinden Turnhallen beschlagnahmt werden
müssen, um dort Klappbetten aufzustellen, während in Reichertshofen in einem
Gasthaus, in das Flüchtlinge einziehen sollten, ein Brand gelegt wurde – währenddessen denkt man im Stadtrat von Fürstenfeldbruck über den Disco-Führerschein nach:
Ein paar Flüchtlinge hatten offenbar die Situation in den örtlichen Nachtklubs falsch
eingeschätzt und Frauen sexuell belästigt.
Einige Discobesitzer lassen seitdem keine
dunkelhäutigen Männer mehr herein. Mit
einem Schrieb, so die Überlegung, könnten
männliche Asylbewerber aus dem Erstaufnahmelager in Zukunft belegen, dass sie
die Grundregeln des Miteinanders kennen. Und nachdem im nahen Baggersee
zwei Flüchtlinge ertrunken waren, wurden
sogleich Schilder aufgestellt. „Gefahr“
steht darauf, in elf Sprachen. Fürstenfeldbruck solle „als erste Station in Deutschland bei allen Asylsuchenden in guter Erinnerung“ bleiben, wurde eine Mitarbeiterin
der Stadt in der Zeitung zitiert.
Das war in den frühen 1990er-Jahren,
bei der großen Flüchtlingswelle wegen des
Bosnienkriegs, noch nicht so. Da wurde
hier viel gestritten und gezankt. Aber 1999,
als sie in Kosovo wieder kämpften, sammelten die Brucker in wenigen Tagen
tonnenweise Medikamente, Kleider und
Lebensmittel und schickten sie los. Im vergangenen Jahr war Fürstenfeldbruck dann
prallvoll mit gutem Willen. Es war ein neuer Stolz, einer, der ausdrückte: Wir sind
keine kleine Stadt mehr vor den Toren der
großen. Wir kriegen das hin. Oberbürgermeister Klaus Pleil von der Brucker Bürgervereinigung begrüßte die Neuankömmlinge persönlich; binnen Stunden bauten die
Brucker eine stillgelegte Schule in ein
provisorisches Flüchtlingsheim um; die
Sportvereine der Stadt organisierten gemeinsame Fußballspiele. Eine Hilfsbereitschaft, bei der selbst die Helfer an ihre
Grenzen stießen: Im Herbst musste die
Kleidersammelstelle wegen Überfüllung
schließen.
Inzwischen sind in Bruck alle Stationen
eines Flüchtlingslebens in Deutschland zu
betrachten. Da ist die Erstaufnahmeein-
richtung auf dem Fliegerhorst der Bundeswehr, eine Außenstelle der Bayernkaserne
in München. Da sind die tristen Container
im Gewerbegebiet, 72 Asylbewerber leben
hier neben einer Großbaustelle, davor haben die Flüchtlinge auf einem struppigen
Stück Rasen einen Tisch aufgestellt. Da ist
das ehemalige Hotel Drexler, zehn Jahre
stand es leer, nun leben 30 junge Flüchtlinge im Alter von 16 bis 18 Jahren hier. In der
Garage im Hinterhof ist eine provisorische
Fahrradwerkstatt eingerichtet, und das
prägt tatsächlich auch das Stadtbild: junge
Männer auf klapprigen Fahrrädern.
In der alten Gaststube läuft die Tour de
France, einer der Fahrer stammt aus Eritrea, auf den Treppen großes Getrappel,
viele der Jungs hier sind auf dem Weg zu einem Fußballturnier in einem der Gymnasien. Hamid spielt nicht Fußball, sein Sport
ist das Kickboxen. Er ist 17, wie alle anderen hier geht er seit dem ersten Tag in die
Berufsschule, er spricht inzwischen verständlich Deutsch. Seine Eltern leben in einem kleinen Dorf bei Herat in Afghanistan.
„Bevor ich hierherkam, habe ich wirklich
geglaubt, in Deutschland liegt das Geld auf
der Straße.“ Jetzt, drei Monate später, was
erstaunt ihn da am meisten in Fürstenfeldbruck? Hamid überlegt kurz, dann lacht er
und sagt: „Die Leute feiern hier so viel.“
Andrea Gummert erinnert sich noch an
die Zeiten, als im Landkreis Fürstenfeldbruck 60 Asylbewerber untergebracht waren. Vor drei, vier Jahren war das, und es
klingt nach einer lange vergangenen Zeit.
„Das ist ja jetzt explodiert“, sagt sie. Deshalb finanziert das Landratsamt auch ihre
Stelle bei der Caritas. Dort koordiniert
Gummert die ehrenamtliche Arbeit der
Helferkreise in Landkreis Fürstenfeldbruck. 600 Helfer sind das, 600 für 1600
Flüchtlinge, das ist Rekord in Deutschland.
Es sind die Lehrer, die nebenher Deutsch
unterrichten, es ist der Ingenieur, der die
Computer im Flüchtlingsheim anschließt,
oder die 86-Jährige, die beim Asylantrag
hilft. „Sie sind ganz wichtig für den Sozialfrieden“, sagt Gummert. „Aber wir arbeiten am Limit, und das schon seit Monaten.“
Die Politiker der Stadt arbeiteten
bisher pragmatisch zusammen,
ja fast schon fatalistisch
Andrea Gummert ist eine fröhliche und
zupackende Frau. Doch sie merkt, wie in
Bruck die Kraft schwindet. Die Helfer werden nicht ewig so weitermachen können,
und es gibt kaum mehr frei stehende
Gebäude, in denen die Flüchtlinge untergebracht werden können. „Jede Obstkiste
ist vermietet“, sagt sie. „Jetzt werden wir
Lösungen brauchen, bei denen alle Bauchschmerzen haben.“ Turnhallen könnten
beschlagnahmt werden, die Flüchtlinge
könnten in Zeltlagern untergebracht
werden.
Dass bislang keine Bauchschmerzen aufkamen, liegt auch daran, wie einmütig die
Politiker hier agieren. Pragmatisch und
fast etwas fatalistisch nahmen sie hin, was
da plötzlich über die Stadt hereinbrach.
Die Haushalte in Fürstenfeldbruck bekamen einen Brief, der für die neuen Nachbarn warb. Landrat, Bürgermeister, Parteienvertreter, alle haben unterschrieben:
„Wir sind uns der Außergewöhnlichkeit
der Situation voll und ganz bewusst, in der
sich unsere Gemeinden über die nächsten
Jahre befinden werden.“
Es gibt jetzt viele Beschwerden,
aber die Wut ist gebremst, keiner
will als Fremdenfeind dastehen
Sie einigten sich freiwillig auf eine Quote, nach der die Asylbewerber im Landkreis verteilt werden sollten. Das Ziel: Kein
Bewohner von Fürstenfeldbruck sollte auf
etwas verzichten müssen. Und Landrat
Thomas Karmasin von der CSU beruhigte
die Skeptiker mit einer Rhetorik zwischen
Drohkulisse und etwas Willkommenskultur. Die Flüchtlinge vom Balkan nannte er
„Winterurlauber“, allen anderen sagte er
Unterstützung zu. Es gehe um „Gastfreundschaft, nicht um Integration“, erklärt Karmasin. „Viele sollen so schnell wie möglich
wieder gehen. Was aber nicht heißt, dass
wir nicht nett sind.“ Das sind harsche Worte, in FFB haben sie funktioniert.
Die Grenzen dieses fragilen Gleichgewichts sind bereits skizziert: Die Erstaufnahmeeinrichtung ist häufig überfüllt.
Unter den Menschen dort sind auch 30 sogenannte Fehlbeleger: Flüchtlinge, denen
vom Bundesamt für Migration längst ein
Aufenthaltsrecht zugesprochen wurde.
Jetzt müsste sich eigentlich die Stadt um
sie kümmern, doch es gibt keine freien
Wohnungen, um sie unterzubringen. Sie
dürfen deshalb auf dem Fliegerhorst bleiben, dort aber fehlt der Platz für die neuen
Ankömmlinge. Weil die Menschen in der
Verwaltung der Stadt spüren, wie wackelig
die Stimmung ist, soll im „Rathausreport“
nicht mehr so ausführlich wie bisher über
Flüchtlinge berichtet werden. „Die Leute
denken sonst, es ginge nur noch um Asylbewerber “, sagt eine Mitarbeiterin.
Im Osten leben die noch etwas stolzeren
Brucker. Da ist der Stolz auf die Stadt und
dann noch der Stolz auf den Fliegerhorst.
Viele von denen, die hier in der Siedlung
mit den Sternbauten leben, haben auf dem
Stützpunkt der Luftwaffe gearbeitet. Als
einfache Soldaten, Unteroffiziere, Offiziere. Es war einmal der größte Stützpunkt
der Nato in Europa, „Fursty“ nannten ihn
die Amerikaner, bis 2019 wird er abgewickelt. Aber der Stolz ist da, nur etwas gekränkt. Zum Beispiel, weil die Straßen mit
den Namen Wehrmachtsangehöriger umbenannt wurden. Weil die Vereinigung der
Unteroffiziere aufgelöst wurde. Weil jetzt
in dem früheren Unteroffiziersheim
Flüchtlinge untergebracht wurden. Das gesamte Geschirr aus dem Casino sei weggeworfen und neues angeschafft worden, lautet eines der Gerüchte. Es sei den Flüchtlingen nicht gut genug gewesen.
„Die Stimmung ist gespannt“, sagt
Klaus Wollenberg, Vertreter der FDP im
Stadtrat. Er sorgt sich, aus der Stimmung
könnte eine Stimme werden. Wollenberg:
„So wie in den 1990ern, als plötzlich die Republikaner da waren.“ Einerseits. Andererseits haben die Bewohner hier sehr besonnen auf die neuen Anwohner reagiert.
Nachdem manche von ihnen ihren Müll
auf die Wiesen geworfen und an die Bäume
gepinkelt hatten, wurden Plakate aufgehängt. „Respect“ heißt es darauf, dazu
zwei Piktogramme mit Menschen, die zeigen, was sie nicht tun sollten.
Im Landratsamt von Fürstenfeldbruck
sind inzwischen viele Beschwerdebriefe
aus den Sternbauten eingetroffen. So viele, dass Landrat Karmasin die Anwohner in
sein Amt eingeladen hat. Circa 80 sind gekommen, dazu der Polizeichef, ein Vertreter der Regierung von Oberbayern und
auch ein Experte für den Nahverkehr. Das
größte Ärgernis der Leute ist die Haltestelle für den Bus, der die Siedlung mit
dem Bahnhof verbindet. Der Weg vom
Flüchtlingsheim dorthin führt durch die
Wohnblocks.
Aber erst einmal will Florian Schlämmer von der Regierung von Oberbayern erklären, wie das funktioniert mit der Erstaufnahmeeinrichtung: „Jeden Tag treffen
in München 350 bis 400 neue Asylbewerber ein.“ Er kommt nicht weit.
„Das ist ja Wahnsinn.“ – „Das ist zu viel
für ein Gebiet.“ – „Ich wurde von KosovoJugendlichen frech ausgelacht.“ – „Die
kommen mit vollen Tüten vom Shoppen.“
Die Diskussion wogt hin und her, zwischen dem Versuch der Offiziellen aufzuklären und dem Wunsch der Anwohner, ihre Wut loszuwerden. Es ist eine gebremste
Wut, keiner möchte als Fremdenfeind dastehen. Gleichzeitig werden gerade Gewohnheiten aus einem halben Jahrhundert empfindlich gestört. Eine Frau fasst
es so zusammen: „Wenn das hier Sachsen
wäre, dann wäre das doch ganz anders.“
Mit Sachsen kann Günter Frey nicht dienen. Aber mit Thüringen. Sieben Jahre hat
der Maler dort gelebt, in der Kleinstadt
Meiningen. Dann ist er wieder nach Fürstenfeldbruck zurückgegangen. Was heißt
gegangen. Er ist geflohen. „Ich wollte
nicht, dass meine Kinder denken, dass das
Leben so ist: Da haben Leute mit Haaren
auf dem Kopf keine Zähne mehr.“ Frey hat
sich gegen Rechtsradikale engagiert, und
sie schlugen ihm die Scheibe von seinem
Kunsthandel ein. Wie so oft bei solchen
Gewalttaten, habe die Polizei nur schlampig ermittelt, die Macht der Rechten sei
überall zu spüren gewesen, sagt Frey. „Die
Unterbringung der Flüchtlinge war eine
Katastrophe.“
Freys Großvater hat eine Fabrik für Pinsel in Bruck besessen. Er sollte sie vom Vater übernehmen, hat dann aber „eine gewisse Wohlhabenheit gegen Freiheit eingetauscht“, und ist von der Pinselproduktion
in die Pinselverwendung gewechselt. Frey
ist 48, er hat sich als Auftragsmaler durchgeschlagen, eine Zeit lang waren sehr naturalistisch gemalte Schweine sein Markenzeichen, inzwischen kann er vom Verkauf
der Bilder leben. Gerade hat er eine kleine
Ausstellung in Bruck eröffnet, und wie er
so dasteht mit der hochgekrempelten Chino und dem offenen Hemd, da fehlt nur
noch eine Staffelei und eine dieser schönen Landschaften, die er skizziert. „Ich bin
ein Maler“, sagt Frey, „kein Künstler. Ich
male, was ist.“
Wenn er so schaut, was ist in Fürstenfeldbruck, dann sieht er, dass es ein fast
idyllisches Miteinander von Bruckern und
Asylsuchenden gibt. „Denen geht es hier
vermutlich so gut wie nirgendwo sonst.“ Er
sieht Flüchtlingseltern mitsamt Kindern
auf Fahrrädern, „und alle tragen Helme“.
Anpassung und gelernte Toleranz seien
die Ingredienzien des Zusammenlebens
hier. Doch Frey glaubt, dass sei nur ein Frieden auf Zeit: „Früher war Fürstenfeldbruck schon sehr stammtischmäßig.“
Wenn die Leute „statusmäßig Frust bekommen, dann hört die Toleranz ganz schnell
auf. Das ist eine ziemlich dünne Schicht.“
Der Oberbürgermeister lobt die
Bewohner, er sorgt sich aber, dass
„sie mir von der Fahne gehen“
Viele Menschen in Bruck haben in den
vergangenen Monaten sehr viel getan, damit aus der dünnen Schicht ein tragendes
Geflecht wird. Oder, wie es Oberbürgermeister Pleil sagt: „Meine Fürstenfeldbrucker sind schon recht gut dabei. Ich habe
nur die Befürchtung, dass sie mir von der
Fahne gehen.“ Pleil meint, dass der Stadt irgendwann die Luft ausgeht, dass dieser
Versuch scheitert, die Stadtgesellschaft
größer zu machen, als sie es vielleicht aushält. Natürlich ist es mehr ein Nebeneinander als ein Miteinander. So bleiben die
Brucker am vergangenen Sonntag auf dem
Altstadtfest weitgehend unter sich, so, wie
die Asylsuchenden auf dem Fest der Kulturen ein paar Straßen weiter.
Aber alles braucht eben seine Zeit. Und
da ist zum Beispiel auch Faisal, 17 Jahre alt,
Anfang des Jahres kam er aus Somalia in
die Stadt. Er hat sich gleich beim Fußballclub im nahen Maisach angemeldet, jetzt
ist sein Verein abgestiegen. „Die spielen
nicht so gut“, sagt er selbstbewusst. Und
deshalb steht er jetzt beim Fußballtrainer
des TSV West in Fürstenfeldbruck. „Wenn
du zu uns willst, nehme ich dich sofort“,
sagt der. „Wir können dich hier brauchen.“
Mitarbeit: Stefan Salger