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Tafel verhängt Aufnahmestopp
Rekordwert bei den Bedürftigen / Einrichtung stößt an ihre Grenzen / Schon rund ein Viertel der 206 Haushalte machen Flüchtlinge aus
Der Flüchtlingsstrom ist nun
auch bei der Kappelner Tafel angekommen.
Angesichts der Zahl der Einkaufsberechtigten platzt die Einrichtung inzwischen aus
allen Nähten. „Das sprengt alle Dimensionen“, sagt Anja Hlavsa zur Kundenzahl. Die
Schriftführerin des Vereins verweist auf die
begrenztenGegebenheitenwiedieZahlder
Arbeitskräfte oder die Menge der Lebensmittel. Und schließlich: „Wir können den
RaumimBegegnungszentrumnichtgrößer
machen.“AuchdieLagermöglichkeitenseien begrenzt. Dort, im Bez, versorgte die Tafel im Oktober 2013 noch 128 Haushalte.
Ein Jahr später waren es bereits 161. Ein
Plus von 33 Haushalten. Ein halbes Jahr
später ist die Zahl der Familien nun nochmalsum45aufjetzt206gestiegen–Rekord.
Der Verein hat jetzt die Konsequenzen gezogen und bis auf Weiteres einen Aufnahmestopp für neue Bedürftige verhängt. Von
dennunmehr206HaushaltenderTafelmachen rund ein Viertel die Flüchtlinge aus.
KAPPELN
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Und diese kommen aus anderen Kulturen.DerBundesverbandDeutscheTafelhat
daher mehrsprachige Flugblätter herausgegeben, in denen es einige Informationen
über die Tafel gibt. Doch die Flüchtlinge haben auch andere Essgewohnheiten, mit denen die Mitarbeiter konfrontiert werden.
So äßen Menschen aus dem arabischen
Raum vorwiegend Geflügel, auch Fisch,
aber nur ohne Sauce oder Mayonnaise. Und
als Brot essen sie nur Weißbrot. „Da kann
ich jetzt nicht sagen, nur die Flüchtlinge
kriegen Weißbrot, denn alle essen lieber
Weißbrot“, sagt Rautenberg. Dabei sei
Schwarzbrot viel nahrhafter. „Da muss ein
Umdenkungsprozess einsetzen, doch den
können wir nicht auch noch leisten“, meint
der Vorsitzende der Kappelner Tafel.
Hinzu kommt, dass das Misstrauen zwi-
Keine neuen Berechtigungskarten mehr: Anja
Hlavsa und Burkhard Rautenberg von der Tafel. YV
schen Einheimischen und Migranten
wächst. Der Bundesverband Deutsche Tafel hat bereits Schlägereien mit rassistischem Hintergrund gemeldet. Auseinandersetzungen in welcher Form auch immer
gibt es in Kappeln aber nicht. Doch Anja
Hlavsa warnt: „Die Stimmung kann kippen.“ Denn auch hier ist eine Konkurrenzsituation zwischen Einheimischen und Migranten spürbar. Rautenberg sagt: „Da gibt
es einen gewissen Neid wegen der Lotsen.“
Diese einheimischen Betreuer
helfen den Migranten, sich
besser im neuen Lebensumfeld zurecht zu finden. „Doch
unsere Bedürftigen fühlen sich
nun ziemlich allein gelassen
undhabenAngst,verstoßenzu
werden“, sagt der Vereinschef.
Einige langjährigen Kunden
würden schon wegbleiben. In
dieser Situation könnten Sozialneid und Rassismus entstehen. „Die Toleranz der Menschen wird auf eine Geduldsprobe gestellt“, so Rautenberg.
Erst vor Kurzem tauchten
fünf Fahrzeuge aus Schwansen
vor dem Begegnungszentrum
auf. Aus den Autos stiegen ein
Lotse und 25 Flüchtlinge.
„Und hier bekommt ihr Essen“, soll der Lotse gesagt haben. Doch da die Kapazitäten
nicht reichen, hat Rautenberg
den Großteil der Menschen
zurückgeschickt.
„Derzeit
können wir nicht mehr aufnehmen, unabhängig davon ob
es Flüchtlinge sind oder
nicht“, sagt er. Und: „Wir sind
für alle Bedürftigen da.“
Eben weil die Nachfrage das
Angebot bei Weitem übersteigt, hat der Verein auch
schon über zusätzliche Öffnungstage nachgedacht. Doch
das scheitert vorerst an mehreren Faktoren. Bei den Lebensmitteln musste die Tafel
Einbußen hinnehmen, weil
der Edeka-Markt in Süderbrarup, der vorher Kappeln belieferte, nun seine Lebensmittel
an die neue Söruper Tafel abgibt. Dazu hat der MarkantMarkt in Gelting, zuvor auch
ein Lieferant der Kappelner,
seinen Betrieb eingestellt. Des
Weiteren hat die Einrichtung
immer noch nicht genügend Dauerspender, um jährliche Fixkosten wie Strom, Versicherung, Sprit oder Kfz-Steuer zu decken.
„Wir leben ins Jahr hinein“, so Rautenberg.
AuchdasPersonalistbegrenzt.Nichteinmal 30 Mitglieder hat der Verein. Doch zu
den Aufgaben der Tafel gehören neben dem
LebensmittelverkaufauchdasAbholenund
Sortieren der Waren sowie die Hauslieferungen für gesundheitlich beeinträchtigte
Kunden. Zudem haben es die ehrenamtli-
chen Helfer nun mit längeren Arbeitszeiten
und speziellen Anforderungen wie Sprachbarrieren oder Achtung kultureller Besonderheiten zu tun. „Damit haben wir nie gerechnet. Das sind ganz andere Herausforderungen, die jetzt auf uns zu kommen“,
sagt der Vorsitzende. Doch laut Rautenberg
ist dies erst der Anfang des Flüchtlingsstroms. „Da wird noch einiges auf uns zu
kommen. Wir müssen uns überlegen, wie
wir das künftig handhaben.“ Kay Iversen
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