FVM 2015 Qualität in der Kleinstkindbetreuung - angemessene Rahmenbedingungen, eine responsive Haltung und professionelle Teambegleitung als Voraussetzungen für gute Interaktionen zwischen Fachkraft und Kind 3 Zunehmende Professionalisierung FVM 2015 Dr. habil. Gabriele Haug-Schnabel & Dr. Joachim Bensel Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen, Kandern (D) www.verhaltensbiologie.com FVM 2015 Bestmögliche Qualität benötigt alle Rädchen im Betreuungssystem 2 Um allen Kindern bestmögliche Startchancen ins Leben zu bieten und entwicklungsförderliche Erfahrungen außer Haus zu ermöglichen, ist die Betreuungsqualität entscheidend. Diese lässt sich dauerhaft nur durch ein professionelles, qualifiziert geleitetes Team erreichen, welches von qualitätsbewussten Trägern und Fachberatern unterstützt wird. Theoretische Grundlagen der Qualitätsentwicklung sind vorhanden 4 Vielfältige Bestrebungen zur Professionalisierung der Fachkräfte für den U3-Bereich: umfangreiches Fortbildungsangebot Trägereigene Weiterqualifikationen Entwicklung neuer Aus- und Weiterbildungscurricula, z.B. „Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte“ (WiFF, DJI) PiK – Profis in Kitas (Bosch-Stiftung) neue kindheitspädagogische Studiengänge unter Berücksichtigung der ersten drei Lebensjahre 5 Baustein pädagogische Konzepte Verschiedene pädagogische Konzepte berücksichtigen die speziellen Bedürfnisse von Kindern bis drei Jahren oder sind speziell für diese Altersgruppe konzipiert worden infans-Konzept der Frühpädagogik für Kinder bis drei Jahre („Kinder bilden sich von Beginn an“, „Aufgabe der Fachkräfte Kinder zum Überschreiten von Grenzen herauszufordern“) Reggio-Pädagogik („Kinder als aktive Konstrukteure ihres Wissens“, „Potenzialentfaltung für jedes Kind“) Pikler-Pädagogik (z.B. „Beziehungsvolle Pflege, „Freie Bewegungsentwicklung“, „Zeit für ungestörtes Spiel“) FVM 2015 FVM 2015 6 u3-Experten beginnen sich zu vernetzen FVM 2015 FVM 2015 7 Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren für die Jüngsten 9 FVM 2015 es existieren Bemühungen verschiedenster Art, die Bedürfnisse von Kindern bis drei Jahren zu berücksichtigen, es gibt konzeptionelle Einzel-Bausteine für die verschiedenen Bereiche Angelika von der Beek (2006): Bildungsräume für Kinder von Null bis Drei Bildungspläne formulieren hohe Qualitätsansprüche, die aber in keinem der Bundesländer durch entsprechend gewichtige gesetzliche Richtlinien (hinsichtlich personeller, räumlicher Ausstattung etc.) abgesichert sind Wie gut ist die Qualität in Krippen, Kindergärten und Tagespflege tatsächlich? Darüber ist aus der Forschung bislang wenig bekannt. Erkenntnisse der Krippenforschung liegen noch oft wie Puzzleteile nebeneinander und ergeben kein schlüssiges Bild (Viernickel 2012) 12 Studienziel Erste repräsentative Datenbasis zum Muster und zur Qualität inner- und außerfamiliärer Betreuung im Zusammenhang mit dem Entwicklungsstand von Kleinkindern (2- und 4-Jährigen) Unter Berücksichtigung der beiden großen Migrantengruppen in Deutschland (Familien aus der Türkei und der ehemaligen Sowjetunion; 27%) Die NUBBEK-Studie hatte zum Ziel, etwas Licht ins Dunkel zu bringen Margret von Allwörden, Marie Wiese (2004): Vorbereitete Umgebung für Babys und kleine Kinder Reichen gute Absichten? ABER: es existieren keine verbindlichen und einheitlichen Standards zur Qualitätsentwicklung im U3-Bereich und keine ausreichenden Sicherungssysteme für Qualität Kornelia Schneider (1993): Krippenbilder. Gruppen-Erfahrungs-Spielräume für Säuglinge und Kleinkinder 10 FVM 2015 FVM 2015 Raumkonzepte für die Krippe Es gibt seit einigen Jahren vielversprechende Konzepte für frühkindliche Bildungsräume für Kinder bis drei Jahren, z.B. das „Hamburger Raumgestaltungsmodell“ (von Matthias Buck & Angelika von der Beek) Verschiedene Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren berücksichtigen inzwischen den U3-Bereich, z.B.: Bildungs- und Lerngeschichten nach Margaret Carr Schemata nach Chris Athey Beobachtung von Bildungsthemen nach infans Bildungsdokumentation mit ungerichteter Aufmerksamkeit nach Gerd Schäfer & Rainer Strätz Aber: Fehlende Standards zur Qualitätsentwicklung 8 FVM 2015 14 Erhebungen Zwei Erhebungsformate Familie Download eines Überblicks unter: www.nubbek.de Mutter Partner Kind Außerfamiliäre Betreuung Einrichtungsleitung Erzieherin/ Tagesmutter FVM 2015 Das Buch ist 2013 im verlag das netz erschienen 15 Erhebungsmethoden Erhebungen in Familien Familieninterview (Struktur-, Orientierungs- und Prozessqualität, allgemeiner Hintergrund, Kultur) Kindeinschätzungen durch Mutter zu Gesundheit, Kommunikation, Alltagsfertigkeiten, sozial-emotionale Entwicklung u. a. Fragebögen (Betreuungsbudgets, Lebenszufriedenheit, Persönlichkeit der Mutter, Aktivitäten mit dem Kind …) Kindtests: Kognition (HAWIVA, K-ABC), Sprache (PPVT) (mehrsprachig) Qualitäts- und Interaktionseinschätzung (HOME, CIS) DIE GEMESSENE PROZESSQUALITÄT IST NUR MITTELMÄßIG 17 Prozessqualität (KRIPS-R) FVM 2015 FVM 2015 Erhebungen in familienexternen Betreuungssettings Qualitätseinschätzung mit den Forschungsinstrumenten: KES-R-E-Z, KRIPS-R, TAS, Interaktionseinschätzung (CIS); jeweils 4-std. Beobachtung durch geschulte Beobachter Häufigkeit bildungsfördernder Aktivitäten (AKFRA) erfragt (Ballspiele, Singen, Bilderbuch betrachten, Sprachspiele …) Interview mit Gruppenleiterinnen und Einrichtungsleiterin Kindeinschätzungen durch Erzieherin 18 Gemessene Prozessqualität steht in Zusammenhang mit dem Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder Häufigkeit in % Mittelwert = 3,76 SD = 0,69 12% 85% 3% Klare Korrelationen zwischen den Aktivitäten, welche die Fachkräfte individuell mit den einzelnen Kindern durchführen und den beim Kind gemessenen Bildungs- und Entwicklungswerten. Bei mehr gemeinsamen Aktivitäten weisen die Kinder einen höheren Wortschatz auf und schneiden in allen von den Fachkräften beurteilten Dimensionen (Alltag, Motorik, Sozialkompetenz, Problemverhalten) besser ab. Bei den 2-Jährigen attestieren auch die Mütter in diesen Fällen höhere Kommunikations- und motorische Fertigkeiten; bei den 4-Jährigen trifft dies für die motorischen und Alltagsfertigkeiten sowie für das Sozialverhalten zu. FVM 2015 20 Stärken der Krippe Betreuung und Pflege der Kinder Interaktionen Schwächen der Krippe Betreuung und Pflege der Kinder Künstlerisches Gestalten Musik und Bewegung Förderung von Toleranz und Akzeptanz von Verschiedenartigkeit Interaktionen Beaufsichtigung / Begleitung / Anleitung bei Spiel- und Lernaktivitäten Interaktion und Kooperation der Mitarbeiter Kontinuität der Mitarbeiter 22 Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten Schlafen Wickeln und Toilette Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge / Körperpflege Sicherheit Aktivitäten Eltern und Erzieherinnen 21 Kind-Kind-Interaktionen Erzieherinnen-Kind-Interaktionen FVM 2015 FVM 2015 PROZESSQUALITÄT IM DETAIL Begrüßung und Verabschiedung Den Ergebnissen der NUBBEK-Studie zufolge schneiden zwar die Krippen und die Tagespflege im Bereich Interaktionen erfreulich gut ab, was als Zeichen gewertet werden kann, dass die Bedeutung der Erzieherin-Kind-Beziehung bei der Betreuung von unterdreijährigen Kindern mittlerweile erkannt wurde Deutliche Defizite bestehen allerdings im Bereich Betreuung und Pflege der Kinder. Ein wichtiger Ansatz für die Verbesserung der Qualität ist dementsprechend darin zu sehen, Betreuungs- und Pflegesituationen wie die Mahlzeiten sowie die Wickel- und Schlafsituationen als wichtige Beziehungssituationen im Alltag zu verstehen und zu nutzen. FVM 2015 aus: Beckh et al. 2013 23 Empfehlungen für Krippen Stärken der direkten Interaktionsqualität mit dem Kind, der Begleitung der Kind-Kind-Interaktion und der Teamkooperation nutzen und in den ausgezeichneten Bereich hinführen, z.B. mehr Zeit für gemeinsames, gruppenübergreifendes Reflektieren und Handeln Wege finden, um vereinzelte Mängel im Bereich Betreuung und Pflege (z.B. Hygiene, Sicherheit) bzw. Bildungsaktivitäten (Künstlerisches Gestalten, Musik, Bewegung) auszugleichen, z.B. freundliche Mahlzeitenatmosphäre herstellen und diese als Gesprächszeit nutzen verstärkte Qualifizierung und gemeinsame Reflexion (auch päd. Konzept) zum Bereich inklusionsorientierter Diversität bzw. Förderung von Individualität Lohnenswert: Familien erreichen Die stärksten Bildungseinflüsse gehen von den Familien aus! FVM 2015 26 Kooperation mit Familien stärken vor allem im Bereich Sprachstand (zwischen 15 und 20% der Varianz) sowie soziale Kompetenz und Problemverhalten (um 30% und mehr). Die Ergebnisse zeigen die hohe Bedeutung der direkten pädagogischen Interaktionen in den Familien für den Bildungsund Entwicklungsstand der Kinder. Aktivitäten, die Familien gemeinsam mit den Kindern durchführen, der häusliche Anregungsgehalt und ein positives Interaktionsklima der Mutter (speziell bei den 2-Jährigen) erweisen sich dabei als bedeutsame Prädiktoren. Nicht alle Familien sind auf die gleiche Art und Weise in der Lage, die Entwicklung und Bildung ihrer Kinder zu begleiten. Die in der NUBBEK-Studie erfasste häusliche Anregungsqualität variiert erheblich und ist eng mit dem Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder verbunden. Hier bietet sich die Chance, durch öffentliche Formen der Betreuung einen Beitrag zur Steigerung der familiären Bildungs- und Erziehungskompetenz zu leisten, Eltern zu bildungsfördernden Aktivitäten mit ihren Kindern anzuregen und die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken. 27 Kooperation mit Familien stärken FVM 2015 FVM 2015 Familiäre Bedingungen (z.B. das Bildungsniveau und der Erwerbsstatus der Mütter, ihre Neigung zu Depressivität und Introversion) zeigen den stärksten Zusammenhang mit den kindlichen Entwicklungsmaßen, Die Bildungsherausforderung der Zukunft auch in der frühesten Pädagogik Die Ansprache und Unterstützung von Familien beinhaltet auch die Funktionserweiterung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren. Sie sollten Unterstützungsangebote für Familien in unterschiedlichen Lebenslagen bereithalten, sich in einem sozialraumbezogenen Netzwerk mit anderen familien- und kindbezogenen Diensten verbinden und Eltern einen niedrigschwelligen Zugang zu weiteren Angeboten eröffnen. Darüber hinaus sollten Formen der Anbahnung vertrauensvoller Beziehungen, zum Beispiel mittels Elterncafés, Müttertreffs oder Eltern-Kind-Gruppen, angeleitet durch pädagogisches Fachpersonal, systematisch entwickelt und erprobt werden Umgang mit Diversität 29 Pädagogische Qualität bei niedrigem und hohem Migrantenanteil 7 FVM 2015 FVM 2015 25 Zusammenhang zwischen häuslicher Qualität und Bildungs- und Entwicklungsstand 30 Qualität in der Diversität hoher Migrationsanteil (≥67%) niedrigerer Migrationsanteil (<67%) 6 5 4 3,66 3,89 3 3,82 3,39 2,66 2,84 2 1 KES-RZ* KES-E KRIPS-R*** der Umgang mit unterschiedlichen Herkunftsländern und unterschiedlichen Muttersprachen in der Kita fordert besonders gute pädagogische Konzepte und Rahmenbedingungen dies ist noch nicht für alle Angebotsformen zufrieden stellend gelöst und führt offensichtlich zu einer schlechteren pädagogischen Prozessqualität in Krippe und Kindergarten 31 32 FVM 2015 FVM 2015 Qualität ist besonders bedeutsam für Migrantenkinder! Segregation entgegenwirken Weiterführende Auswertungen der NUBBEK-Daten zeigen (Beckh et al. 2014): der Einfluss der Einrichtungsqualität auf Migrantenkinder ist stärker als auf andere Kinder Migrantenkinder profitieren in ihrer sprachlichen Entwicklung nur beim Besuch einer Krippengruppe mit hoher Prozessqualität hinsichtlich sozial-emotionaler Entwicklung erzielen Kinder mit Migrationshintergrund in Krippen mit niedriger oder mittlerer Qualität die niedrigsten Werte Allerdings weisen gerade die Einrichtungen mit besonders hohem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund besonders niedrige Prozessqualität auf. Im Rahmen kommunaler Bildungsplanung sollte der Segregation im Bildungswesen entgegengewirkt und auf durchmischte, am Prinzip der Inklusion orientierte Gruppenzusammensetzungen geachtet werden. Zugleich sollten Einrichtungen mit sehr hohem Migrationsanteil besonders gute Qualität aufweisen, zum Beispiel durch hoch qualifiziertes Personal und günstige Rahmenbedingungen wie ein verbesserter Erzieher-Kind-Schlüssel, so dass diese Einrichtungen auch für Familien ohne Migrationshintergrund attraktiv werden. FVM 2015 34 Personalschlüssel bzw. Fachkraft-Kind-Relation Personalschlüssel in der Krippe DIE STRUKTURQUALITÄT IST MITTELMÄßIG BIS SCHLECHT UND SEHR INKONSISTENT 0 4 5 6 Deutschland, Kitaangabe 7 8 Kinder pro Fachkraft 0 Zufallsprodukt Raumqualität? Große Heterogenität zwischen den einzelnen Betreuungsorten, die zwischen ausgezeichnet und bedenklich rangiert. Ob ein Kleinkind einen großräumigen und anregenden Bildungsraum oder einen beengten und öden Verwahrungsort vorfindet, sollte aber nicht dem Zufall überlassen bleiben. Es können nicht alle Räume, die schon bestehen, vollkommen umgestaltet werden. Hier sind kluge Lösungen gefragt, wie etwa die Herabsetzung der Anzahl der Kinder pro Gruppe, um kindlichem Raumbedarf zu genügen, was gleichzeitig auch die Beanspruchung von Fachkräften und Kindern durch zu große Gruppenstärken verringert. 1 2 3 Experten‐ empfehlung 7,8 6,0 3,5 FVM 2015 FVM 2015 3 Fachkraft‐Kind‐Relation in der Krippe 35 2 Experten‐ empfehlung Deutschland, Trägerangabe Zwei Beispiele 1 5,85 4,5 2,6 4 5 6 Deutschland, Trägerangabe 7 8 Deutschland, Kitaangabe 36 Qualitativ gute Strukturen vorzuhalten ist die Aufgabe von Trägern und Kommunen denn die Strukturen wirken auf die Prozesse FVM 2015 38 Strukturen bedingen Prozesse (Krippengruppe, bis zu 24% R²) Strukturen Prozesse personale Faktoren bis zu 11% Varianzerklärung der Prozessqualität Wie stark beeinflussen Struktur- und Orientierungsqualität die gemessene Prozessqualität? sozial-organisatorische Faktoren bis zu 15% Anteil Kinder mit Migrationshintergrund Personal-Kind-Schlüssel Gruppenstruktur (offenes bzw. geschlossenes Konzept) Gruppenart (altersgemischt oder eher altershomogen) räumliche Faktoren bis zu 8% Persönlichkeit [Verträglichkeit, Offenheit für neue Erfahrungen, Extraversion] pädagog. Berufsabschluss Vor- und Nachbereitungszeit Gruppenraum (m² pro Kind) Außenfläche (m² pro Kind) Faktoren der Orientierung bis zu 5% Erziehungsziele [kein Gehorsam] pädagogische Konzeption (Indexwert) Nicht alles an Prozessqualität ist durch Strukturqualität/Rahmenbedingungen erklärbar FVM 2015 41 Ansatzpunkte der Qualitätssteigerung FVM 2015 AUCH JENSEITS VON SCHLECHTER STRUKTURQUALITÄT GIBT ES VIEL ZU TUN 42 Erweitertes Rahmenmodell der Qualität Neben der Verbesserung der Rahmenbedingungen geht es auch um die verbesserte Gestaltung von nicht unmittelbar strukturabhängigen Prozessen mit dem Kind Die Münchner Krippenstudie (Wertfein et al. 2013) zeigt, dass die Strukturqualität über die Teamqualität auf die Interaktionsqualität wirkt. Dies bedeutet, dass das pädagogische Team und dort freigesetzte Ressourcen von entscheidender Bedeutung für die Prozessqualität sind und deshalb zentraler Bestandteil von Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung in Kinderkrippen sein müssen aus: Wertfein et al. 2013 Teamqualität (E-K)-Interaktionsqualität 44 FVM 2015 FVM 2015 43 Das heißt, je besser die Interaktion und Kooperation der Fachkräfte, je besser die fachliche Unterstützung im Team und je höher die Betreuungs- und Beziehungskontinuität desto positiver, feinfühliger und vorausschauender sind die Interaktionen zwischen Fachkräften und Kindern. Steigerung der Teamqualität Unterstützungsbedarf von Seiten der Entscheidungsträger besteht, zumal viele Teams durch häufige und regelmäßige Personalwechsel wenig Beständigkeit erleben und immer wieder an den Anfang des Teambildungsprozesses zurückgeworfen werden Erforderlich: ausreichende Zeitressourcen für Teamsitzungen und Absprachen sowie regelmäßig stattfindende (Fortbildungs)Maßnahmen zur Teamentwicklung, um bestehende Teams zu stärken und neuem Personal die Eingliederung zu erleichtern Stärkung des Miteinanders im Team, denn der emotionale Rückhalt im Team ist eine entscheidende Ressource für die Fachkräfte nach: Wertfein et al., 2009; Wertfein, Müller & Kofler, 2012 FVM 2015 aus: Wertfein et al. 2013 46 Empfehlungen zur Weiterentwicklung pädagogischer Qualität – Rahmenbedingungen Perspektiven der Weiterentwicklung Verkleinerung der Gruppengrößen und Aufstockung des Personals, vor allem in altersgemischten Gruppen Leitungsfreistellung Herausrechnen mittelbarer pädagog. Arbeit aus dem Personalschlüssel Fachkraft-Kind-Relation Etablieren verlässlicher Sicherungssysteme* beim kurzfristigen Ausfall von Fachkräften (vertraute, qualifizierte Springer) 47 Empfehlungen zur Weiterentwicklung pädagogischer Qualität – Rahmenbedingungen mehr Vollzeitkräfte ausreichend Spiel- und Aktionsfläche der Kinder Innen (6 qm/Kind) und Außen (15 qm/Kind) besser bezahlte Fachkräfte (bislang nur halbes Gehalt eines Grundschullehrers! Professionalität entsteht auch durch soziale Anerkennung) bundesweit einheitlich hohe Qualitätsstandards, gesetzlich verankert 48 FVM 2015 FVM 2015 *evtl. bereits in den festen Personalbestand einkalkuliert Empfehlungen zur Weiterentwicklung pädagogischer Qualität – Leitung und Team Einführung qualitativ hochwertiger (fachlich begleiteter und gelebter) pädagogischer Konzepte (z.B. infans-Konzept, Reggio o.ä.) externe (Außenblick) und interne (Innenblick) Evaluationsverfahren die QualitätsWeiterentwicklungsprozesse anstoßen und voranbringen systematische Qualitätsentwicklung als Im-Haus-Training auf Basis von ressourcenorientierten Beobachtungen vor Ort unter Einbezug des gesamten Teams und längerfristige Teambegleitungen FVM 2015 49 Qualität für alle? Qualität für alle! Qualität in der Kleinstkindbetreuung Professionelle Responsivität in Alltagssituationen ermöglicht facettenreiche Qualität in Interaktionen zwischen Fachkraft und Kind FVM 2015 Dr. habil. Gabriele Haug-Schnabel Dr. Joachim Bensel Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen (D-Kandern) www.verhaltensbiologie.com 52 Beantwortung ist nur möglich, wenn wir beobachten, auswerten und besprechen, Aufgabe der pädagogischen Fachkraft FVM 2015 Assistenz beim Explorieren der Umwelt und Antworten auf die Fragen der Kinder was ein Kind tut, beabsichtigt, plant, überprüft, wissen möchte … was ein Kind, eine Gruppe von Kinder gerade braucht, Räumlichkeiten, Zeiteinteilung, Raumausstattung und anregendes Material betreffend! 53 Assistenz: die endlich verstandene Rolle der Entwicklungsbegleiter Der Assistent muss merken, wann er gebraucht wird und wann nicht; wann Unterstützung und wann Zurückhaltung angesagt ist, bei dem, was das Kind selbst versuchen möchte Nicht aktiv werden, um etwas für das Kind zu erledigen! Ihm die Möglichkeit geben, es allein zu schaffen, mit Hingabe und Anstrengung Der Erwachsene ist präsent, beobachtet, unterstützt und schützt notfalls, ohne selbst oder an Stelle des Kindes zu agieren. ZUTRAUEN IN ENTWICKLUNGSFORTSCHRITTE Es geht um unsere Haltung zur Selbstbildung des Kindes und zur Reflexion unserer Rolle hierbei FVM 2015 FVM 2015 55 Annette Dreier: Eine Pädagogin, die ihren Bildungsauftrag verstanden hat, 56 Es ist wichtig, überlegt bei der Interaktionsgestaltung, ob eine Intervention - erforderlich ist, Es wird sein Tun unterbrechen und seine eigenen Lösungsideen zurückstellen. 57 Wichtig auch, FVM 2015 FVM 2015 ob eine Intervention - erwünscht ist! 58 Es passiert noch mehr: weil sonst dem Kind die Chance verloren geht, selbst eine Problemlösung zu finden und das Ergebnis oder den Erfolg der eigenen Kompetenz zu verdanken. 59 Partizipation am eigenen Lernen spürbar werden lassen Baubereiche können Bedeutsamkeit erleben lassen … aber nur, wenn Aufräumen nicht oberste Priorität hat? Übergriffiges Wegräumen ist keine Beantwortung, die motiviert weiterzudenken, ein Projekt weiterzuführen! Es gibt kein Gespräch über Planungsideen, weiteren Materialbedarf und Folgeprojekte. Die Idee zu bauen, das absichtsvolle Tun eines Kindes ist kein Thema! FVM 2015 FVM 2015 so wenig wie möglich in kindliches Tun einzugreifen. Jedes Eingreifen unterbricht und stört die dem Kind eigene Vorgehensweise. Das Kind kennt die Überlegenheit des Erwachsenen und vertraut ihm. Das Kind übergibt die Aufgabe und damit auch die Verantwortung für den bereits angedachten Handlungsverlauf dem Erwachsenen. Weicht das Ergebnis von der kindlichen Vorstellung ab, reagiert das Kind unleidlich und frustriert, während ein selbst bewirktes unerwartetes Ende eher selten zu emotionalen Turbulenzen führt. 60 Partizipation am eigenen Lernen spürbar werden lassen Baubereiche können Bedeutsamkeit erleben lassen … aber nur, wenn Aufräumen nicht oberste Priorität hat? Drehen wir jeden Tag jeden Raum wieder „auf Null“, alles wird weg- und aufgeräumt, egal ob Regelspiel oder Bauwerk, eine gerade erfundene Maschine, eine besondere Szene im Rollenspielbereich oder ein von den Kindern geschaffener Bewegungsparcours – allein aus Gründen der Ordnung und dem Grundsatz „Alle Kinder räumen auf!“? FVM 2015 FVM 2015 61 Partizipation am eigenen Lernen spürbar werden lassen Baubereiche können Bedeutsamkeit erleben lassen … aber nur, wenn Aufräumen nicht oberste Priorität hat? GERBURG FUCHS: DEN BLICK SCHULEN … … und deren Qualität! … für lohnende Kommunikationssituationen 65 Was signalisiere ich dem Kind? … und gerade die Kleinen können nicht danach fragen, was sie erwartet haben, wieder vorzufinden! Und sie können nicht nach dem fragen, was sie vermissen! ES GEHT UM DIE GESTALTUNG VON INTERAKTIONEN … Was Du mir sagen möchtest, was du tust, überlegst oder planst, interessiert mich, ich will mich mit Dir (darüber) unterhalten! Oder FVM 2015 FVM 2015 Baubereiche können Bedeutsamkeit erleben lassen … aber nur, wenn Aufräumen nicht oberste Priorität hat? … fällt jeder Geniestreich, jeder Einfall, jedes mühsam erstellte Bauwerk, jede materielle Basis für eine neuartige Konstruktionsidee dem täglichen Aufräumen zum Opfer, was bedeuten würde, dass sich keine Denkleistung und keine aufwändige Planung wirklich lohnen würde, also bedeutungslos wäre? Mehr noch: Weiterdenken wäre zwecklos! 62 Partizipation am eigenen Lernen spürbar werden lassen 66 Professionelle Haltung - hierfür sind Kernkompetenzen nötig, wie: Sprich mit mir! Ich will/muss Dir das Sprechen beibringen vor allem die deutsche Sprache Empathie, Feinfühligkeit und sensitive Responsivität eine ressourcenorientierte Perspektive Offenheit für und Wertschätzung von Diversität biographische Kompetenz, Selbstreflexivität eine forschende Haltung FVM 2015 FVM 2015 67 Kommunikationsfähigkeit ist eine Kernkompetenz Der Schau-mal-Finger zeigt auf das, was das Kind interessiert Jedes Kind fordert uns zur Beantwortung auf: FVM 2015 69 Lernumgebung und Begleitung FVM 2015 Bei einer Beantwortung in Form miteinander geteilter Aufmerksamkeit kann das Kind dank des Erwachsenen über seine aktuelle Kompetenz hinauswachsen und Ziele erreichen, die es allein noch nicht erreichen könnte FVM 2015 Zum Beispiel mit dem Schau-mal-Finger! Diese Geste ist eine Aufforderung, andere dazu zu bringen, etwas in Bezug auf ein Objekt oder Ereignis zu tun oder ein Objekt oder Ereignis anzuschauen und es zu benennen. Bleiben die Reaktionen der Erwachsenen auf diese besondere Kommunikationsform aus, verliert das Kind schnell die Motivation, ihm künftig auf diesem Wege etwas mitzuteilen dabei geht ihm auch die Chance verloren, Zusammenhänge zu erkennen und Benennungen zu erfahren. Gestaltung von Interaktionen in der Kita GInA Dörte Weltzien Im Bezug auf die Gestaltung von Interaktionen im pädagogischen Alltag zeigt sich eine Lücke zwischen Anspruch und Alltagswirklichkeit. 71 Traditionen überdenken: z. B. den Morgenkreis 20 Kindern oder gar mehr - 17 Minuten lang ohne Störung – ein Bilderbuch vorzulesen, ist keine pädagogische Leistung, eher eine Übung zum passiv Konsumieren als aktiv Mitdenken und Partizipieren. (M. Rabanser, Kindergartensprengel Mühlbach vgl. Buschmann et al. 2010) 68 Das Erzählbedürfnis und die sprachlichen Möglichkeiten der Kinder müssen sich zu oft einem künstlich geschaffenen starren Alltagskonzept anpassen! 70 FVM 2015 FVM 2015 73 Eine pädagogische Leistung ist: 74 Umsetzungsdilemma: selbstgemachte strukturelle Zwänge verhindern Gesprächszeit mit Kindern mit einer kleinen Gruppe von Dreijährigen, die das Buch selbst in der Hand halten, in ihrem Tempo den Hund hinter den hohen Gräsern suchen, dann sie vor- und zurückblättern lassen, mit Erregung erwarten lassen, ob der Hund gleich wieder erschrecken wird, weil plötzlich der große Traktor vor ihm steht, er aber keine Angst haben muss, da der alte Mann ihn auf dem Beifahrersitz nach Hause fährt. FVM 2015 75 … auch selbstgemachte Sachzwänge, FVM 2015 … aber wir haben doch zu wenig Zeit: sowohl für eine über die rein funktionale Kommunikation hinaus gehende, alltagsintegrierte Sprachförderung sowie für spontane Gespräche Das darf nicht sein: Es gibt so viele Gesprächsanlässe im Alltag! Das Kind im Blick wie strukturelle Regelungen und vermeintlich unabänderliche, organisationsbedingte Abläufe stehen einer Beantwortungspädagogik im Weg: Eine Beobachtung Luca versucht mehrere Holzbausteine aus großen Körben mit unterschiedlichen Baumaterialien zur Baustelle zu tragen. Auf dem Weg dorthin verliert er immer wieder einzelne Steine. Er holt sich vom Marktstand im Rollenspielbereich einen Korb, füllt mehrere Steine ein und transportiert sie zur Baustelle. Beim Vorbeilaufen sagt er zu seiner Erzieherin: „Mehr Steine“. „So viele schwere Steine kannst Du tragen?“, staunt sie. 77 FVM 2015 FVM 2015 Beobachtungen und ihre Reflektion machen Veränderungen möglich: z. B. Revolution in der Bauecke! Luca 2;2 geht in einen Kindergarten, in dem die pädagogischen Fachkräfte nach Beobachtungen des gelangweilten Spiels der Kinder spontan im Team beschlossen haben, den Baubereich einige Meter vom Bausteinvorrat entfernt zu platzieren. Eine Beobachtung 76 Luca kommt einige Zeit später mit einem Lastwagen vorbei, die Ladefläche voll Bausteine. „Zu schwer“, erklärt er seiner Erzieherin. Welche pädagogische Haltung muss im Team gegeben sein, damit derartige Denkanreize, Planungsschritte und Erprobungsphasen für Kinder möglich werden? 78 FVM 2015 Lucas Erlebnis ist ein Beispiel für eine intensive sinnliche Bildung, eingebettet in einen für das Kind bedeutungsvollen Zusammenhang. Pädagogisch gesehen geht es um eigen-gestaltbare Erfahrungsräume, um erlebte Beziehungssicherheit auch außerhalb der Familie, um vermitteltes Zutrauen, Mitgestaltung der Lebenswelt, um Assistenz bei Denkprozessen und deren absichtsvoller Durchführung. Bildungswelt Kindergarten 81 Bildungswelt Kindergarten 80 FVM 2015 FVM 2015 Eine sozial-emotionale, kognitive Erfahrung Luca lief los, holte den Korb, dann den Lastwagen, verschaffte sich also mehrere Hilfsmittel, um viele Steine problemloser transportieren zu können. Niemand sagte: „Luca, die Steine, die Du schon geholt hast, reichen, bau doch ein Haus!“ 82 … und was ist die Rolle der Entwicklungsbegleiter bei diesem Prozess? Nonverbale Kommunikation beim Schlafen beim Schlafen Was ist aktuell zielführend für Luca, der Bausteintransport oder das Bauen selbst oder …? 84 NONVERBALE KOMMUNIKATION DER KINDER WAHRNEHMEN UND BEANTWORTEN Luca hatte einen Handlungsplan im Kopf, den er nach und nach während des Spielverlaufs an seine gemachten Erfahrungen anpasste und nachbesserte. Während dieses Spielverlaufs ist Lucas Handeln effektiver geworden. Dazu war es nötig, den Handlungsplan zu erweitern und zu variieren - und hierbei begleitet, aber nicht unterbrochen oder beeinflusst zu werden. Wichtige Fragen für die Fachkräfte nach dieser Beobachtung FVM 2015 FVM 2015 79 Müdigkeit bringt ein Kind ins Ungleichgewicht Blick auf das Kind, nicht auf die Uhr, das gilt besonders für das Schlafen Jedes Kind erwartet Feinfühligkeit, Sensitivität und Responsivität, d.h. dass - seine Signale bemerkt werden - seine Signale richtig interpretiert werden - auf seine Signale angemessen und prompt reagiert wird FVM 2015 Stress durch Mittagsschlafreglement FVM 2015 Eine professionelle Begleitung von Kindern zeigt sich auch in der achtsamen Beantwortung ihrer alterstypischen Regulationsfähigkeit. „Unsere Kinder schlafen von … bis…!“ ist eine nicht-responsive Aussage Professionalität verlangt Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und feinfühlige Reaktionen auf den Wunsch eines Kindes nach zeitweiligem Rückzug und Bedarf an flexiblen Ruhe- und Schlafzeiten. 87 FVM 2015 Unsere Kinder schlafen von … bis …! 86 … auch eine Beantwortung nonverbaler Kommunikation! Kinder unter drei Jahren können mit erheblichen Disregulationen – von ihnen als Stress empfunden – zu kämpfen haben, wenn sie nach einem zu kurzen Mittagsschlaf geweckt werden. Die Kinder wirken „überdreht“, gestresst oder missgelaunt und finden nicht ins Spiel. Zu knappes Wecken und hektisches Anziehen vor der Abholzeit der Eltern oder der explizite Wunsch der Eltern, die Kinder über Mittag nur verkürzt schlafen zu lassen, können Gründe hierfür sein. Der freie Zugang zu und eine vom Kind selbst gewählte Aufenthaltsdauer in Schlaf- und Rückzugsräumen ist zu einem Qualitätskriterium geworden. Der barrierefreie Zugang zu seinen Schlafutensilien gehört dazu. 88 FVM 2015 FVM 2015 85 Es ist verständlich, dass Eltern auf einer altersadäquaten und zum Familienrhythmus passenden Zubettgehzeit am Abend bestehen. Dies ist aber nur dann realistisch, wenn zwischen Ende des Mittagsschlafs und Beginn der Nachtruhe eine fünf- bis sechsstündige aktive Wachphase liegt. Aus diesem Motiv heraus den Mittagsschlaf zu verkürzen, ist unphysiologisch. 89 Eine vielerorts gelingende Kalkulation Wenn das Mittagessen für Krippenkinder bereits auf 11:15 Uhr terminiert ist und der Mittagschlaf nach einem stressfreien Essen und zugewandter Wickelzeit gegen 12:15 Uhr beginnt, kann das erste Wecken (nicht nötig bei Ganztagskindern) nach eineinhalb Stunden um 13:45 Uhr erfolgen. Das Kind ist ausgeschlafen und bei einer frühesten Abholzeit um 14:00 Uhr auch bereit für den Übergang ins Familienleben. NONVERBALE KOMMUNIKATION DER KINDER WAHRNEHMEN UND BEANTWORTEN beim Essen FVM 2015 Säuglinge signalisieren: Ich bin satt! Ich werde müde! Ich fühle mich wohl! Gefühl: Mir werden Leib und Seele zusammengehalten „Ich habe keinen Hunger! Ich möchte das nicht essen! Ich mag das nicht“ gehören in den Bereich Pflegehandlungen nehmen einen großen zeitlichen Raum im Kita-Alltag ein ermöglichen es, eine besondere Erziehungsform zwischen Erwachsenem und Kind zu gestalten bieten sich an, Routinen zu entwickeln und dadurch Skripte entstehen zu lassen „So ist das bei uns, so machen wir das, darauf können wir uns verlassen!“ sind Orte, an denen der hohe Kompetenzzuwachs der Kinder besonders deutlich wird und demnach ständig nach Veränderung und Anpassung durch die Erwachsenen strebt FVM 2015 FVM 2015 Esstisch – Stresstisch? 95 Aufessen müssen, ist Kindeswohlgefährdung mit Tradition! Aufessen müssen, ist tabu! Auch „nur Probieren“ hat seine Grenzen! Bei Ekel zum Weiteressen gezwungen werden, bereitet Bulimie vor! Wer kein Gemüse isst, bekommt auch vom anderen Angebot nichts! Was ist daran logisch? 94 eine klare Ansage – auch wenn das Kind es nur durch Körpersprache und Mimik signalisiert, weil es noch nicht sprechen kann oder unsere Sprache noch nicht spricht! Bundesnetzwerk Kinder bis 3, Freiburg 20.3.2014 Esstisch – Stresstisch? Esstisch – Stresstisch? Mahlzeiten (Höhn, K. & Lutz, A.) 92 93 FVM 2015 Nonverbale Kommunikation FVM 2015 FVM 2015 91 Natürlich darf man trotzdem am Tisch sitzen bleiben und sich am Gespräch beteiligen –ohne weitere Angebotsversuche und „Nicht doch ein bisschen?“-Ermunterung. Falls das Kind dann doch noch zugreift, ist kein Kommentar nötig – auch nicht mimisch. 96 Selbstbestimmtes Essen: man traut es mir zu! Alle Schritte, die ein Kind selbstständig ausführen kann, tut es alleine, mit wohl ausgewählten funktionsgerechten Hilfsmitteln. Es bekommt Unterstützung, wenn es diese braucht und/oder „anfordert“. Höchste Priorität: Selbst Erfahrung mit Hunger und Sättigung machen dürfen wissen, wie sich „hungrig“ anfühlt wissen, wie sich „satt“ anfühlt … klappt nur, wenn ein Kind begleitet und an seine physiologischen Bedürfnisse angepasst beantwortet wird! 98 FVM 2015 FVM 2015 97 Das Angebot Nahrung muss die individuellen Bedürfnisse beantworten Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für kindliche Signale Kinder wissen, wann sie Hunger haben und wann sie satt sind: von sich aus werden sie weder übergewichtig, noch verhungern sie. Es sind die in übergriffigen Situationen und bei unachtsamer Beantwortung gemachten Erfahrungen unterschiedlichster Art, die ein Kind, zu viel oder unzureichend essen lassen.
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