Branchentrends für Rechtsanwaltskanzleien Mai 2015 Neue Büroeröffnungen durch Teamübernahmen Die wirtschaftliche Situation ist bei den meisten großen Kanzleien hierzulande derzeit sehr gut. Laut JUVE setzten die 50 größten Kanzleien in Deutschland im vergangenen Geschäftsjahr 2013/2014 rund 4,1 Milliarden Euro um. Von den umsatzstärksten 30 Kanzleien konnte dabei nur eine ihren Vorjahresumsatz nicht übertreffen. Wie erwartet gab es im Jahr 2014 nur wenige neue Büroeröffnungen von internationalen Rechtsanwaltskanzleien in Deutschland. Die US-Kanzlei Akin Gump Strauss Hauer Feld hat in der zweiten Jahreshälfte den Markteintritt in Deutschland vorgenommen und das Frankfurter Team von Bingham McCutchen abgeworben. Heuking Kühn Lüer Wojtek hat einen Standort in Stuttgart eröffnet, gelungen ist dies durch die Übernahme des Stuttgarter Team der Kanzlei GSK Stockmann+Kollegen. Das Thema „lateral hiring“ bleibt, wie diese Beispiele zeigen, für die Branche sehr wichtig. Bei eigenen Expansionsplänen ist die potenBüroflächenumsatz durch Rechtsanwaltskanzleien in den BIG 7 tielle Übernahme ganzer Teams ein strategischer Aspekt. Hieraus ergibt sich im Hinblick auf die eigene Flächensituation möglicherweise schlagartig ein Expansionsbedarf, während in anderen Kanzleien der Verlust von Mitarbeitern eine etwaige Büroflächenverkleinerung nach sich zieht. Flächenumsatz durch Kanzleien zurückgegangen, aber viele Nachverhandlungen Der Flächenumsatz durch Rechtsanwaltskanzleien ist 2014 mit 130.000 m² relativ niedrig ausgefallen. Bereits zum dritten Mal in Folge wurde ein kleiner Rückgang seit dem Höchstwert im Jahr 2011 festgestellt, das 2014er Ergebnis lag 10 % unter dem Vorjahrswert. Ein starke zweite Jahreshälfte sorgte im abgelaufenen Jahr dafür, dass das zum Halbjahr beobachtete Minus von 23 % noch relativiert werden konnte, aber trotzdem fällt die Umsatzbilanz schwächer aus als die allgemeine Marktentwicklung in den Big 7 (+3 %). Das höchste Neuanmietungsvolumen durch Kanzleien wurde in München registriert (31.200 m²), gefolgt von Hamburg (23.300 m²) und Frankfurt (19.700 m²). JLL • Branchentrends für Rechtsanwaltskanzleien • Mai 2015 Auffällig ist, dass es 2014 wenig Großanmietungen gab. Während 2013 noch sieben Anmietungen mit einer Fläche von jeweils mindestens 4.000 m² registriert wurden, waren es 2014 lediglich drei Abschlüsse. Dies liegt allerdings nicht in einer niedrigen Nachfrage, sondern im weiterhin begrenzten Angebot neuer Premiumflächen begründet. Daher überrascht es nicht, dass viele auslaufende Mietverträge nicht zu einem Umzug führten, sondern dass die betreffenden Kanzleien in ihren bisherigen Flächen geblieben sind. Allein in Frankfurt war das Volumen der nachverhandelten Flächen über 35.000 m² hoch, darunter befanden sich zwei Großabschlüsse Aktuelle Neuanmietungen 2. Halbjahr 2014 Quelle: Hochtief Projektentwicklung Hamburg Innenstadt Hamburg Heights MDS MÖHRLE / HAPP LUTHER 7.150 m² Köln City Kaiser-Wilhelm-Ring PNHR 6.500 m² Mietabschlüsse von Rechtsanwaltskanzleien in den letzten 12 Monaten Quelle: Strabag Real Estate GmbH Quelle: Steinlein Werbeagentur GmbH Berlin Charlottenburg 1A Upper West GÖRG 4.100 m² München Innenstadt Palais an der Oper DLA Piper 3.800 m² Düsseldorf Bankenviertel GAP 15 White & Case 3.100 m² Düsseldorf Bankenviertel Broadway Office Abels, Decker, Kuhfuss & Partner 1.900 m² |2 JLL • Branchentrends für Rechtsanwaltskanzleien • Mai 2015 mit Flächen in fünfstelliger Quadratmetergröße. Beispielsweise wird Freshfields Bruckhaus Deringer für weitere zehn Jahre Hauptmieter im Park Tower bleiben (ca. 16.000 m²). Im März wurde zudem bekannt, dass die Anwaltskanzlei FPS ihr Mietverhältnis in der Eschersheimer Landstraße bis ins nächste Jahrzehnt verlängert und um über 2.000m² erweitert hat. Zu Beginn des laufenden Jahr wurde ein weiterer großer Neuabschluss bekannt: In Köln hat die internationale Rechtsanwaltskanzlei DLA Piper 5.500 m² Bürofläche im Neubauprojekt Gürzenich-Quartier gemietet, das im Central Business District (CBD) der Stadt liegt und Mitte 2016 fertiggestellt werden soll. Diese jüngste Standortentscheidung belegt abermals, dass insbesondere große internationale Kanzleien ihr Augenmerk auf Neubauentwicklungen legen und dass ein Büro in einer zentralen Lage für viele Kanzleien von großer Wichtigkeit ist. Jeder zweite durch Kanzleien angemietete Quadratmeter lag im CBD einer Stadt. Über alle Branchen hinweg beträgt der CBD-Anteil gerade einmal 15 %. Büromarktstatistik BIG 7 Rechtsanwälte Alle Branchen Flächenumsatz 2014 130.400 m² 3,02 Mio. m² - davon Anteil Umsatz im CBD 51 % 15 % - davon Anteil Umsatz in A-Flächen 72 % 56 % - davon Anteil Umsatz ≥ 5.000 m² 11 % 25 % - davon Anteil Umsatz ≤ 500 m² 29 % 22 % - davon Anteil Umsatz in Projekten 20 % 20 % Ebenso unverändert gilt, dass die Branche im Hinblick auf die Nachfrage nach sehr gut ausgestatteten Flächen besondere Anforderungen hat. 72 % des Umsatzes durch Kanzleien waren in A-Flächen, der Branchengesamtschnitt von 56 % wird deutlich übertroffen. Diese hohen Anforderungen an einen attraktiven Bürostandort, der in der Branche für das Gewinnen und Halten von Top-Anwälten wichtig ist, spiegeln sich natürlich auch in den Mietkosten wider. Drei der sieben teuersten Vermietungen 2014 in den Big 7 wurden von |3 Anwaltskanzleien getätigt. Die Grafik auf Seite 2 zeigt die Spanne der Mietpreise bei den Mietvertragsabschlüssen durch Rechtsanwaltskanzleien. Man erkennt, dass in allen betrachteten Städten das Gros der Verträge teilweise deutlich über der Durchschnittsmiete des Gesamtmarktes liegt. Unsere Beobachtung, dass unter vielen Kanzleien die Kostensensibilität zunimmt, hat sich allerdings bestätigt. Ein Beleg hierfür ist der bereits beschriebene Trend zum Nachverhandeln und Verlängern des bisherigen Mietvertrages, wenn die Kanzlei mit dem eigenen Standort und der Flächensituation vor Ort im Hinblick auf Qualität und Effizienz im Grunde zufrieden ist. Ausblick Die Flächenverfügbarkeit hat sich in den Big 7-Städten im Jahr 2014 weiter rückläufig entwickelt. Über alle Städte hinweg betrug die Leerstandsquote 7,6 %, was im Jahresvergleich einem Rückgang von 0,6 %-Punkten entspricht. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Städten. Während Frankfurt und Düsseldorf zweistellige Leerstandsquoten aufweisen, liegen die Werte z.B. in Stuttgart mit 5,2 % und Köln mit 6,5 % deutlich niedriger. Auch innerhalb der Städte gibt es Unterschiede. So liegen beispielsweise die Leerstandsquoten in den CBDs von Hamburg (5,7 %) und München (2,3 %) deutlich unter dem Gesamtwert der jeweiligen Stadt. 2015 rechnen wir im Schnitt mit einer stabilen Flächenverfügbarkeit. Die Neubautätigkeit hat zwar wieder etwas angezogen und in den Big 7 werden mit über einer Million m² neuer Bürofläche voraussichtlich 5 % mehr gebaut als noch im Vorjahr, allerdings sind hiervon bereits zwei Drittel vorvermietet oder an Eigennutzer vergeben. Und gerade in den von Kanzleien nachgefragten CBDs bleibt das Angebot eingeschränkt. Das begrenzte Angebot wirkt natürlich auf den Flächenumsatz limitierend. Wir rechnen dennoch damit, dass das Umsatzvolumen 2015 wieder leicht ansteigen wird, denn 2018 und 2019 werden viele Mietverträge über große Flächen auflaufen, was viele der betroffenen Kanzleien bereits in diesem Jahr dazu veranlassen wird, JLL • Branchentrends für Rechtsanwaltskanzleien • Mai 2015 über eine Verlängerung oder einen Neuabschluss nachzudenken. Denn auch die Mietkosten dürften in den nächsten Jahren weiter steigen, bis 2018 rechnen wir in jeder der Big 7 mit einer steigenden Spitzenmiete. Bereits in diesem Jahr dürften wir einen Anstieg der Spitzenmieten in Berlin, München und Stuttgart beobachten können. Büromarkttrends 12 Monate Mietkosten (Spitzenmiete) Flächenauswahl (CBD) Berlin Düsseldorf Frankfurt Hamburg Köln München Stuttgart Kontakt Randall D. White Regional Director Tenant Representation Frankfurt +49 (0) 69 2003 1216 [email protected] Helge Scheunemann Head of Research Germany Hamburg +49 (0) 40 350011 225 [email protected] jll.de Alle Informationen rund um JLL finden Sie auf unserer Unternehmenswebseite jll.de/research Alle Research-Berichte finden Sie auch auf unserer Unternehmenswebseite Copyright © JONES LANG LASALLE GmbH, 2015. Dieser Bericht wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und basiert auf Informationen aus Quellen, die wir für zuverlässig erachten, aber für deren Genauigkeit, Vollständigkeit und Richtigkeit wir keine Haftung übernehmen. Die enthaltenen Meinungen stellen unsere Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichtes dar und können sich ohne Vorankündigung ändern. Historische Entwicklungen sind kein Indiz für zukünftige Ergebnisse. Dieser Bericht ist nicht für den Vertrieb oder die Empfehlung zum Kauf oder Verkauf einer bestimmten Finanzanlage bestimmt. 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