a/leben/zylinks - # 24 # - 27.11.2015 gedruckt am 27.11.2015 13:57:26 Lebensart GESUNDHEITS G TALK Psoriasis: Neue Therapien InnovativeMedikamentemachen viele Patienten symptomfrei. Freitag I 27. November 2015 I www.kurier.at/lebensart ➞ GESUNDHEIT 23 24 Wie ein Mönch dem IS zuvorkam VON S. MAUTHNER-WEBER „Vielleicht handelte es sich ja um göttliche Eingebung“, scherzt Pater Michaeel Najeeb. Ende Juli 2014 schwante dem irakischen Dominikanermönch Böses. Bereits sieben Jahre zuvor war er aus seinem Kloster in Mossul nach Karakosh geflohen, nachdem Fundamentalisten fünf Priester und den Bischof getötet hatten. Im Gepäck hatte er damals alle Dokumente, Bücher und ManuskripteausderKloster-Bibliothek, der größten des Irak – „mehr als 55.000 Bücher“. In diesen Sommer-Tagen sagte ihm die Eingebung von oben, dass es viel zu gefährlich wäre, die Sammlung in der Region zu lassen. „Ich packte also die Bücher – jedes bestimmt 50 Kilo schwer – abermals in Schachteln und brachte sie nach Kurdistan, nach Erbil.“ Und dann holte ihn der Terrortatsächlichwiederein: „Zehn Tage später ging es los –inderNachtvon6.auf7.August 2014 besetzte der IS Karakosh. Um drei Uhr Früh sahenwirsiekommen–Tausende Autos, schwarze Flaggen, sie attackierten uns. Ich sah viele Menschen fliehen, sprach ein letztes Gebet und dachte, wir sterben“, erzählt P.MichaeelimKURIER-Interview. „Ich begann also, mein Auto mit den letzten hier verbliebenen Manuskripten zu füllen,batsogarFremde:,Bitte helft mir, ich kann nicht alles alleine tragen.‘ Und so schleppten auch kleine Mädchen Manuskripte aus dem 13. Jahrhundert.“ Der Schatz Pater Michaeel ist der Hüter Tausender Manuskripte – Handschriften über Geschichte, Archäologie, Philosophie, christlichen Mystizismus, den Islam, Literatur, Musik, Medizin und Astronomie, verfasst in sieben Sprachen, darunter Aramäisch, Altsyrisch, Arabisch, ArmenischundLatein.Siegehenzurück ins 11. Jahrhundert, sind Schätze der Buchmalerei und Kalligrafie und Zeugnis der christlichen Kultur zwischen Euphrat und Tigris. Dank des Dominikaners sind sie vorerst in Sicherheit. Angekommen in Erbil, setzte der Pater das Digitalisieren seinerSchriftenfort.Mehrals 8000 Manuskripte sind bereits gesichert. Das dickste hat 1000 Seiten. Den Schatz, wie er die Schriften nennt, will er nicht für sich behalten: „Er gehört uns nicht. Er gehört der ganzen Welt und soll Studenten zugänglich gemacht werden. Wenn man ein Buch versteckt, ist es tot. Wenn man es digitalisiert, haucht man ihm neues Leben ein.“ An dieser Stelle kommt nun das Internationale Zentrum für Archivforschung Vor der Flucht vor dem IS im Sommer 2014: Najeeb packte seine Bücher ins Auto und brachte sie in Kurdistan in Sicherheit (Icarus)insSpiel,dasdenirakischen Mönch zu seinem internationalen Workshop („The cultural heritage of the Middle East: Current threats and scenarios for protection in the future“) eingeladenhatte,derdieserTage inSt.Pöltenstattfand.„Icarus besteht aus 170 Institutionen auf der Welt, darunter Staatsarchive und Universitäten“, sagt Thomas Aigner vom Icarus-Netzwerk. „Die haben die Möglichkeit, Material, Wissen und Arbeitszeit zur Verfügung zu stellen.“ Was sie auch tun werden. Hilfe zur Selbsthilfe ManhateineKooperationbeschlossen und will Vater Michaeel helfen, die Manuskripte in Archiv-Schachteln professionell zu verwahren. IneinemnächstenSchrittgeht man daran, die Dokumente zu restaurieren. Hilfe zur Selbsthilfe lautet die Devise: „Wir werden die jungen Mitarbeiter des Paters ausbilden. Die Donauuniversität Krems und das kroatische Nationalarchivhabensichbereitsangeboten“, sagt Aigner. Auchbeiderdauerhaften, digitalen Sicherung will man behilflich sein, weiters bereits digitalisierte Dokumente auf einer Plattform sammeln und sie so der gesamten Menschheit zugänglich machen. „Bisher konnte ich nur geschätzte fünf Prozent des vorhandenen Materials im Irak digitalisieren“, sagtNajeeb.ErwillinZukunft auch Bestände aus anderen Städten wie Bagdad oder Kirkuk sichern. Aigner hält die Situation auch für eine Chance, AllianzenzuschmiedenundKooperationen zu gründen, um die Wichtigkeit des kulturellen Erbes dieser Region ins Bewusstsein zu rücken. „Das, was dort passiert, betrifft auch uns. Denn die Manuskripte–vorallemdiearamäischen – sind das Fundament der christlichen Kultur: Das war die Muttersprache von Jesus. Diese Dokumente gehen deshalb uns ALLE an.“ ························································································· Zur Person Najeeb Michaeel wurde 1955 in Mossul geboren und entstammt einer aramäisch-sprachigen, chaldäischkatholischen Familie. (Anmerkung: Etwa1,5 Millionen Christen lebten 2003 im Irak – fünf Prozent der Gesamtbevölkerung). Der nordirakische Dominikanerpater arbeitet seit 1990 an der Sicherung, Restaurierung und Digitalisierung alter Handschriften, die das parallele Dasein verschiedenster Religionen im Mittleren Osten belegen. Najeeb digitalisierte erst den Bestand seines Heimatklosters in Karakosh, danach Sammlungen anderer Klöster sowie den Bestand des Patriarchen von Bagdad – einmalige Zeugnisse aus einer Zeit und einer Region, die droht, von Terroristen zerstört zu werden, die nicht nur Menschenleben, sondern jegliches kulturelles Erbe auslöschen wollen. Der KURIER traf den mutigen Mönch anlässlich seines Besuches beim Internationale Zentrum für Archivforschung. ························································································· MICHAEEL NAJEEB, CENTRE NUMÉRIQUE DES MANUSCRITS ORIENTAUX EN IRAK (2) Interview. Unter Einsatz seines Lebens hat ein irakischer Mönch uralte Manuskripte vor Terroristen gerettet. Jetzt werden sie mit österreichischer Hilfe digitalisiert ckt, h verste c u B n i an e n es „Wenn ms tot. Wenn ma n ihm a ist e aucht m h , t r e i s digitali es Leben ein.“ anerpater inik neu und Dom l Naje Michaee eb Archiv ar BACKWERK DAS HAB’ ICH VOM KURIER Ab jetzt finden Sie an 4 Sonntagen je eine Weihnachtsfibel in Ihrem KURIER. Diesen Sonntag, den 29. November,, finden Sie Keks- rezepte für Schokoholics, Veganer, Kids und viele mehr. Exklusiv für Sie ausgesucht von Gabriele Kuhn, Ressortleiterin Lebensart. 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