Fachzeitung für außerklinische Intensivversorgung GEsicht zeigen

Fachzeitung für außerklinische Intensivversorgung
#32 | April 2016
GEsicht zeigen!
AUF JEDEN FALL ANDERS
REFORM der pflegeausbildung
transparenz in pflege und betreuung
GD #32 | Editorial | 2XY
>> Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
10 Jahre GEPFLEGT DURCHATMEN. Dies feiern wir mit der neuen Ausgabe unserer
„Fachzeitung für außerklinische Intensivversorgung“, die die Heimbeatmungsservice
Brambring Jaschke GmbH im Jahr 2006 aus der Taufe gehoben hat.
Die beiden Geschäftsführer, Jörg Brambring und Christoph Jaschke, wollten den
Akteuren, die in der Versorgung außerklinisch beatmeter Kinder und Erwachsener
tätig sind, damit eine Stimme geben. Denn damals führte diese Versorgungsform
noch weitgehend ein Nischendasein.
Das hat sich in den letzten Jahren verändert. Und doch geht unserer Redaktion
der Stoff nicht aus. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, unserer Fachzeitung
einen größeren Umfang und ein neues Gesicht zu geben.
Unsere inhaltlichen Prioritäten liegen weiterhin in den Bereichen Qualität in der
außerklinischen Intensivpflege, Lebensqualität für die Betroffenen, Inklusion,
politischer Diskurs und Vernetzung von Akteuren und Disziplinen in ärztlicher,
pflegerischer und therapeutischer Hinsicht. Auch der Medizintechnik geben wir eine
Plattform, sich und ihre Innovationen zu präsentieren.
Unser Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben und beitragen, dass unsere
GEPFLEGT DURCHATMEN inzwischen einen festen Platz in der Presselandschaft
einnimmt.
Bleiben Sie uns gewogen.
Viel Freude an unserer neuen Ausgabe!
Ihre GD-Redaktion
GD #32 | Inhalt | 3
Editorial
Pflege
Korruption
>> Positionspapier der DGF | 38
>> Generalistik in der Diskussion | 40
>> im Gesundheitswesen | 4
>> in Betreuung und Pflege | 6
Gegen rechts
>> Gesicht zeigen | 8
>> Unternehmensnetzwerk Flüchtlinge / Diversity-Tag | 10
Angehörige
>> Interview: WIR! Stiftung pflegender Angehöriger | 12
>> ZQP: Beratung zur Pflege verbessern | 14
Aktuelles aus Bayern
>> Pflege in Bayern | 16
>> Intensivpflegetag Nordbayern | 20
>> Leben in einer WG: Vom Betreuten zum Gastgeber | 22
Therapie
>> Dysphagie: Der Einfluss des Trachealkanülenstatus auf den Schluckvorgang | 44
Experten in eigener Sache
>> Europäischer Protesttag in Berlin | 50
>> Teilhabegesetz | 51
>> Oliver Jünke zu Assistenz und Beatmung | 52
>> Wenn ich ins Krankenhaus muss | 56
Mitarbeiter
>> Vom Nutzen guter Gespräche | 58
Kinder
>> Delegation aus China besucht WG in Bad Kissingen | 24
>> Auf jeden Fall anders | 60
>> 5 Jahre Boys‘ Day | 62
GD vor Ort
In eigener Sache
>> 26. Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege in Bremen | 26
>> ALTENPFLEGE 2016 | 28
>> Pflegekongress in Berlin | 30
>> Nachsorgekongress in Berlin | 31
Sozialrecht
>> Ergänzung zum Vertrag gemäß § 132a Abs. 2 SGB V | 32
>> Interview mit einer WG-Leiterin | 63
>> 10 Jahre GEPFLEGT DURCHATMEN | 64
Gesundheit
>> Gefährliche Weichmacher | 66
>> COPD und Sport | 67
Medizintechnik >> 68
Case Management
Rezensionen >> 71
>> bei einer Klientin mit Maskenbeatmung - Teil 2 | 34
Messen - Kongresse - Fortbildungen
>> 72
Korruption im Gesundheitswesen
Bei Korruption denkt man landläufig zunächst einmal an
spektakuläre Bestechungsversuche bei Großprojekten wie
Flughäfen und öffentlichen Bauausschreibungen und an die
Einflussnahme auf Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens
wie Politiker und Geschäftsleute. Korruption wird eingesetzt,
um persönliche Ziele zu erreichen und dient in der Regel der
persönlichen Bereicherung einiger weniger. Transparency
International geht allerdings weiter in der Definition und
bezeichnet Korruption prinzipiell als „Missbrauch anvertrauter
Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil“. Da es in diesem
Bereich immer zwei Täter gibt, also denjenigen, der jemanden
besticht, und die Person, die sich korrumpieren lässt, bleiben
viele Dinge unaufgeklärt. Opfer von Korruption müssen sich
zunächst erst einmal als solche erkennen. Zudem ist der
materielle wie immaterielle Schaden schwer beziffer- und
messbar.
Auch im Gesundheitswesen ist der Schaden, der durch Korruption entsteht, immens. Im Gesundheitsbereich beeinträchtigt Korruption das Vertrauen der Patientinnen und Patienten
in die Unabhängigkeit ärztlicher Entscheidungen. Wenn
beispielsweise ein Medikament bevorzugt verschrieben wird,
weil dafür ein Bonus oder eine Fortbildung in einem Luxushotel winken, bedeutet dies nicht gleich, dass der Patient einen
gesundheitlichen Schaden davonträgt. Evtl. hätte ein anderes – preisgünstigeres – Präparat die gleiche Wirkung erzielt.
Dennoch wurde das Vertrauen im Arzt-Patientenverhältnis
missbraucht, ohne dass der betroffene Patient zwangsläufig
davon erfährt.
Korruption führt im Gesundheitswesen aber auch zu Verteuerungen medizinischer Leistungen. Geldzahlungen an Ärzte,
Prämien für das Verschreiben bestimmter Medikamente,
Hilfsmittel oder Zuweisung in bestimmte Kliniken oder sonstige
Leistungserbringer (Akustiker, Medizintechniker, Zahntechniker etc.), Fortbildungen mit Golf oder Wellness, es gibt viele
Einfallstore für korruptes Verhalten.
Nach Schätzung des Brüsseler Netzwerks gegen Korruption
im Gesundheitswesen entsteht in Deutschland allein durch
Korruption, Abrechnungsbetrug und Falschabrechnung ein
jährlicher Schaden in Höhe von 13 Milliarden Euro.
13 Milliarden Euro, die für die Versorgung von Patientinnen
und Patienten verloren gehen und von der Solidargemeinschaft aufgebracht werden müssen. Nicht nur in Zeiten klammer Kassen ist dies ein nicht hinnehmbarer Zustand.
Die vorhandenen Clearing-Stellen der Krankenkassen und der
Kassenärztlichen Vereinigungen gemäß § 81a und 197a
SGB V gehen Unregelmäßigkeiten zwar nach und geben
diese bei einem Anfangsverdacht an die Staatsanwaltschaft
weiter. Aufgrund des fehlenden Straftatbestands ist die Ahndung der Vorfälle jedoch schwierig.
Kritiker behaupten, das Problem der Korruption sei systemimmanent, handelt es sich beim Gesundheitssystem doch um
ein verworrenes Konstrukt mit zahlreichen unterschiedlichen
Kompetenzzuweisungen und in Teilbereichen nur bedingt
funktionsfähigen Kontrollinstanzen. Neben dem Bundesgesundheitsministerium und den Landesgesundheitsministerien
gibt es eine schier nicht enden wollende Liste von Verbänden
und Institutionen. Ob Kassenärztliche Vereinigungen, Verbände einzelner Arztgruppen, die Pharmalobby oder die Apothekenkammern, der komplexe stationäre und ambulante Sektor,
Vereine und Spitzenverbände: die Fülle von Organen und
Organisationen ist erdrückend. Das verworrene Geflecht der
GKV und PKV lässt daher viel Spielraum für Korruption, zumal
es eklatante Regelungslücken gibt.
Gesetzgeberischer Handlungsbedarf
Da das geltende Recht bisher nicht alle strafwürdigen Formen
von unzulässiger Einflussnahme im Gesundheitswesen erfasste, war ein Straftatbestand gegen Korruption im Gesundheitswesen längst überfällig, der unabhängig von Sektorengrenzen
alle Formen von korruptem Verhalten erfasst. Bislang gab es
zwar Regelungen für den stationären Bereich bzw. für Ärzte
im öffentlichen Dienst. Der ambulante Sektor wurde allerdings
nicht erfasst. Der Bundesgerichtshof hat auf die vorhandenen
Regelungslücken und den Handlungsbedarf im März 2012 hingewiesen (AZ.: GSSt 2/11). Nach geltender Rechtslage können
nämlich weder niedergelassene Ärzte noch andere selbständig
Tätige im Gesundheitswesen belangt werden, da es keinen
entsprechenden Straftatbestand gibt.
Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde daher bereits in der
zurückliegenden Legislaturperiode auf den Weg gebracht, ist
dann aber der Diskontinuität zum Ende der Wahlperiode zum
Opfer gefallen, d.h. der Entwurf wurde nicht verabschiedet
und landete erneut in der parlamentarischen Schublade. Im
Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wurde vereinbart, in
der aktuellen Legislaturperiode einen neuen Straftatbestand
der Bestechlichkeit und der Bestechung im Gesundheitswesen
im Strafgesetzbuch zu schaffen. Seit einigen Monaten liegt ein
entsprechender sektorenübergreifender Gesetzentwurf vor,
der alle Berufsgruppen erfasst und nicht allein auf die Verhinderung der Korruption der Ärzteschaft abzielt. Dieser Entwurf
sorgt in den Fachverbänden teils für erheblichen Wirbel.
Vorgesehen sind als neue Straftatbestände die Bestechlichkeit
im Gesundheitswesen (§ 299a StGB) und die Bestechung im
Gesundheitswesen (§ 299b StGB). Damit könnten beide Täterseiten, also derjenige, der besticht, und derjenige, der sich auf
Bestechung einlässt, künftig belangt werden bis hin zu einer
Freiheitsstrafe. Die Öffentliche Expertenanhörung, die am
2. Dezember 2015 im Deutschen Bundestag durchgeführt
wurde, hat allerdings gezeigt, dass das Gesetz zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen in einigen Details
nachgebessert werden muss.
Berufsrecht und Bestimmtheitsgrundsatz
Problembehaftet ist beispielsweise die künftige enge Verknüpfung zwischen dem Berufsrecht und dem Strafrecht. Die
„Verletzung von berufsrechtlichen Pflichten“ ist als Straftatbestandsmerkmal hinreichend ungenau und verletzt nach
Meinung einiger Rechtsexperten den Bestimmtheitsgrundsatz
unseres Grundgesetzes.
Das Berufsrecht wird schließlich über die Landeskammern
geregelt und führt zu teils sehr unterschiedlichen Auslegungen.
Was in einem Bundesland erlaubt ist, könnte in einem anderen
Bundesland als Korruption gewertet werden und hätte dort
strafrechtliche Konsequenzen. Auch wenn ich keine Juristin
bin, so kann ich die Bedenken gut nachvollziehen hinsichtlich
des Bestimmtheitsgrundsatzes. Eine zu ahndende Tat muss
so genau definiert sein, dass ein potentiell strafbares Verhalten als solches erkannt werden kann. Durch den Verweis auf
das Berufsrecht entstünde ein juristischer Flickenteppich. Was
in einem Bundesland zulässig wäre, wäre in einem anderen
Grund genug für einen Anfangsverdacht mit weiterführenden
Ermittlungen. Eine solch unterschiedliche Bewertung und
Ahndung kann nicht in unserem Sinne sein. Zudem sollte in
diesem Zusammenhang nochmals über die Kompetenzen der
Staatsanwaltschaften diskutiert werden. Es wäre sicherlich
kein Fehler, weitere besonders qualifizierte Schwerpunktstaatsanwaltschaften einzurichten, um der Korruption im Gesundheitswesen ernsthaft den Kampf anzusagen. In Bayern,
Hessen und Thüringen gibt es diese bereits. Wichtig ist zudem
ein Hinweisgeberschutz, denn gerade in korrupten Systemen
kommt man den schwarzen Schafen ohne Insider-Tipps nur
schwer auf die Schliche.
GD #32 | Politik | 4
Kooperationen in Gefahr?
Weiterhin müssen wir dafür Sorge tragen, dass
die Formen der Kooperation, die im Sozialgesetzbuch ausdrücklich gewünscht und notwendig sind, erhalten bleiben. Fachverbände
fürchten, dass durch die vorliegende Gesetzesformulierung und dem Begründungsteil einige
Kooperationsformen erschwert, wenn nicht
sogar strafwürdig würden. Zur Verdeutlichung
möchte ich auf einige Kooperationsformen
näher eingehen:
Entlassmanagement
Das Entlassmanagement umfasst den Übergang eines Patienten vom stationären Sektor in
den ambulanten Bereich. Diesen lückenlosen
Übergang haben wir erst durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz praxistauglich gestaltet
und einen Übergangszeitraum von sieben Tagen
definiert. Die entsprechende Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses wird in Kürze
in Kraft treten.
Das Entlassmanagement dient der weiteren
Versorgung nach einem stationären Aufenthalt.
Es beinhaltet beispielsweise die Versorgung
mit Medikamenten sowie Heil- und Hilfsmitteln.
Musste früher ein Patient noch umgehend bei
seinem weiterbehandelnden Arzt vorstellig
werden, kann die Weiterversorgung durch gutes
Entlassmanagement für sieben Tage vorab
geregelt werden. Das Krankenhaus, aus dem
der Patient entlassen wird, kooperiert mit den
Leistungserbringern, damit notwendige Heil- und
Hilfsmittel wie beispielsweise ein Krankenbett,
für den Patienten zu Hause bereitstehen und
nicht erst noch besorgt werden müssen. Zwischen Krankenhäusern, den niedergelassenen
Ärzten und den Leistungserbringern erfolgt beim
Entlassmanagement kein direkter Geldfluss.
Jedoch könnte es als Vorteilsnahme für Krankenhaus und weiterbehandelnden Arzt gewertet
werden. Nachdem wir die Weiterversorgung mit
dem Entlassmanagement jedoch erst auf solide
Füße gestellt haben, wäre es bedauerlich, wenn
wir nun mit dem Anti-Korruptionsgesetz neue
Hürden aufbauen würden.
Von den Fachverbänden wurden diese und zahlreiche weitere Regelungsdetails vorgebracht. Das für das Anti-Korruptionsgesetz zuständige federführende Justizministerium prüft die Stellungnahmen und wird gegebenenfalls
notwendige Änderungsvorschläge vorlegen. Die Fachpolitiker haben zudem
in den Berichterstatterrunden bereits Änderungsbedarf signalisiert.
Aktuell ist jedoch nicht absehbar, wann das Gesetz im Parlament abgeschlossen werden kann. Es zeigt sich wieder einmal deutlich, dass das
Struck‘sche Gesetz, dass kein Gesetzentwurf das Parlament so verlässt,
wie es eingebracht wurde, auch für den diffizilen Bereich der Korruptionsbekämpfung vollumfänglich gilt.
Sabine Dittmar, MdB (SPD)
Mitglied des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages
Kooperation mit Pflegeeinrichtungen und
Pflegediensten
Gleiches gilt für pflegerische Leistungen, die
nach einem stationären Aufenthalt notwendig
sind. Viele Patienten benötigen im ambulanten
Umfeld nach einer Operation entsprechendes
Wundmanagement oder Therapiemaßnahmen,
um den Genesungsprozess zu unterstützen.
Ähnlich wie beim Entlassmanagement kooperiert dabei das Krankenhaus mit den nachversorgenden ambulanten Bereichen. Bei einer
strengen Auslegung des Aspekts der Vorteilsnahme könnten künftig Homecare-Unternehmen, Sanitätshäuser und Wundzentren in den
Verdacht der Vorteilsnahme geraten. Gleiches
gilt für den Bereich der speziellen ambulanten
Palliativversorgung (SAPV), in der ein breites Netzwerk die Versorgung von Patienten
koordiniert und übernimmt. Einschränkungen
der ohnehin engen gesetzlichen Vorgaben der
SAPV sind in diesem fragilen Bereich unangebracht, weshalb die Tragweite der Definition der
Vorteilsnahme nochmals kritisch geprüft werden
sollte.
Quelle: http://sabine-dittmar.com
GD #32 | Politik | 5
GD #32 | Politik | 6
Eine leidenschaftliche Kämpferin für Transparenz
und Ehrlichkeit in Pflege und Betreuung
Am 11. Januar ist Dr. Anke Martiny in Berlin verstorben. Die Musikwissenschaftlerin gehörte 17
Jahre dem Deutschen Bundestag an und war im Jahr 1972 für den Wahlkreis München-Land in
den Bundestag gewählt worden. Als sie erstmals in den Deutschen Bundestag einzog, war sie eine
von nur 15 weiblichen Abgeordneten. Von 1989 bis 1991 bekleidete sie das Amt der Senatorin für
Kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin. 15 Jahre gehörte sie dem Vorstand von Transparency Deutschland an. Als Hauptanliegen für ihre Mitarbeit bei dieser Organisation nannte sie die
Notwendigkeit „Zusammenhänge deutlich zu machen zwischen Korruption und dem Mangel an
demokratischen Strukturen oder dem Aushebeln demokratischer Entscheidung durch Korruption.“ Bei TI engagierte sie sich vor allem in der Arbeitsgruppe „Betreuung und Pflege“ und ist eine
der Verfasserinnen der Studie „Transparenzmängel, Betrug und Korruption im Bereich der Pflege
und Betreuung“. Am 25. September 2014 hatten die Friedrich Ebert Stiftung und Transparency
Deutschland zu der Fachtagung „Pflege zwischen wirtschaftlichen Interessen und Menschenwürde - Transparenz und Kontrolle“ in Berlin eingeladen, wo Dr. Anke Martiny einen Vortrag zu dem
Thema „Transparenzmängel, Betrug und Korruption im Bereich Pflege – Die Untersuchung von
Transparency Deutschland“ hielt.
Sie nannte darin die folgenden Zahlen: Durch Abrechnungsbetrug und Korruption landen in
Europa jährlich 5,59 Prozent der Gesundheitsausgaben, das heißt, im Jahr 2010 rund
50 Milliarden Euro in den falschen Taschen. Für Deutschland beträgt der Verlust im deutschen
Gesundheitssystem bei einem Gesamtetat von mehr als 240 Mrd. Euro (2010) 13,4 Mrd. Euro.
Seit 2011 beschäftigt sich Transparency Deutschland auch mit dem Pflegesystem, dem
gewissermaßen jüngeren Geschwister des Gesundheitssystems.
Es genügt nicht, über die sogenannten
„schwarzen Schafe“ nur zu klagen!
Seit Jahren werden Vorfälle von Abrechnungsbetrug in der Pflege, in der außerklinischen Intensivpflege, in der Betreuung von Menschen offenkundig. Es werden mehr Stunden abgerechnet,
als erbracht, es gibt zwielichtige Arrangements von Pflegediensten mit den Angehörigen, da
werden beatmete Menschen gegen Provision an den meist bietenden Pflegedienst „verschachert“, und umgekehrt wird über Dumpingpreise die Qualität der Dienstleistungen zerstört.
Wer nicht betrügt, wird heutzutage schon fast zu den „Dummen“ gezählt. Über die gute Arbeit,
die die Mehrheit der Pflegedienste leistet, wird oft kein Wort mehr verloren. Meine Erfahrungen
haben gezeigt, dass es nicht genügt, als einzelner Bürger die Politik auf Missstände hinzuweisen.
Schon lange wünsche ich mir eine ähnlich klare Aussage für die Versorgung außerklinisch
beatmeter Menschen, wie sie jetzt der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann, in seinem Positionspapier „Mehr Qualität, mehr Transparenz:
Vorschläge für eine bessere Hilfsmittelversorgung“ getroffen hat: Er fordert eine „angemessene
Versorgungsqualität statt Dumpingpreise“. Und weiter: „Bislang erteilen die Krankenkassen
bei Ausschreibungen von Hilfsmittelverträgen den Zuschlag vorrangig nach dem Kriterium,
welcher Leistungserbringer den niedrigsten Preis anbietet. Das kann nicht so bleiben.“
Aber hier geht es „nur“ um Inkontinenzmittel. Und es ist ohne Frage entsetzlich, als hilfloser
Mensch über Stunden in nassen Windeln liegen zu müssen.
Aber was ist, wenn man als hilfloser beatmeter Mensch von einer angeblichen Pflegekraft versorgt wird, die im Notfall nicht weiß, was zu tun
ist, die in Panik zusieht, wie ein Mensch vor ihren Augen erstickt? Das alles hat es schon vielfach gegeben und das wird es weiterhin geben,
weil die Transparenz fehlt. Zum einen muss den Bürgerinnen und Bürger in diesem Land bewusst gemacht werden, dass es ihr erarbeitetes
Geld ist, das die Krankenkassen verwalten, und dass es ihr Geld ist, dass durch Betrug und Korruption gestohlen wird. Und dass dadurch
genau dieses Geld an anderer Stelle fehlt – also beispielsweise bei einer zufriedenstellenden Versorgung mit Inkontinenzmitteln. Und obendrein ist die Qualität der Dienstleistung miserabel! Ein dreifacher Schaden also, der durch Korruption und Betrug den Bürgerinnen und
Bürgern zugefügt wird.
Transparency International Deutschland e.V. (TI) bringt seit Jahren Licht in korrupte Systeme, und inzwischen auch in Betreeung und
Pflege. Bei TI sitzen viele Expert/innen am Tisch, die untersuchen, wo es Schwachstellen und Schlupflöcher gibt, die Betrug und Korruption
ermöglichen und begünstigen. Es geht nicht darum, einzelne Fälle aufzudecken und zur Anzeige zu bringen, sondern Systeme, Seilschaften
und Geldströme sichtbar zu machen. Leider ist Korruption ein weltweites Problem, weshalb es bereits eine UN-Charta gegen Korruption
gibt. Wer für Transparenz, Fairness und Ehrlichkeit kämpfen möchte, ist zur Mitarbeit herzlich eingeladen.
Mehr unter www.transparency.de Christoph Jaschke
Die Arbeit der AG Betreuung und Pflege bei Transparency International Deutschland e.V. geht weiter. Am 5. Februar 2016 wurde Christoph
Jaschke, Geschäftsführer der Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH, in Berlin zum Nachfolger von Frau Dr. Anke Martiny gewählt.
Sein Stellvertreter ist der deutsche Rechtswissenschaftler Bernd-Rüdeger Sonnen.
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GD #32 | Gegen rechts | 8
GESICHT
ZEIGEN
Den Verein „Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland“ gibt
es inzwischen 15 Jahre. Am 11. November 2015 gratulierte Heiko
Maas, Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, dem
Verein mit folgenden Worten: „‚Gesicht Zeigen!‘ hat in den vergangenen 15 Jahren mit dem mutigen und engagierten Einsatz gegen
Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus einen grossen Beitrag für ein weltoffenes, tolerantes Deutschland geleistet.
Leider zeigen die zunehmenden Übergriffe auf Flüchtlinge, Polizisten und Helfer, dass die Arbeit von ‚Gesicht Zeigen!‘ heute mindestens so notwendig ist, wie vor 15 Jahren. Fremdenfeindlicher
Hass und radikale Hetze muss uns allen jeden Tag Ansporn sein,
gemeinsam für eine tolerante Demokratie einzustehen.
Mit seinem Projekt „Störungsmelder on Tour“ sensibilisiert der Verein Schülerinnen und Schülern für die Belange anderer und fördert
ihren Widerspruchsgeist. Das stärkt die Zivilcourage der Jugendlichen und ihr gesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus“, so der Bundesminister. Die Zahl der prominenten Unterstützer von „Gesicht Zeigen“ ist übrigens lang, u.a. gehören dazu
Iris Berben, Cosma Shiva Hagen, Dunja Hayali, Udo Lindenberg
oder Michael Mittermaier. Soeben ist eine große Plakatkampagne gegen die wachsende rechte Gefahr und zur Mobilisierung der
Zivilgesellschaft zu Ende gegangen. Mit Schwarz-Rot-Gold, den
Farben der Flagge der Bundesrepublik Deutschland und der Überschrift „Deutschland, bleib stark!“ erinnerte das Plakatmotiv zunächst irritierend an rechte Bildsprache. Der Aufruf, stark zu bleiben, geht an die Zivilgesellschaft, sich gegen rechte Tendenzen
und Hetze zu stellen. „PEGIDA und Co. missbrauchen die Flagge
der Bundesrepublik“, sagt der Vorstandsvorsitzende von Gesicht
Zeigen!, Uwe-Karsten Heye (links im Bild).
„Tatsächlich stehen Fahne und Grundgesetz für eine offene Gesellschaft, für das Recht auf Asyl sowie die für unantastbare Würde
des Menschen. Wir fordern dazu auf, gerade angesichts rechter
Hetze und Diskussionen um Obergrenzen für Flüchtlinge für diese
Werte einzustehen.“ Wer mehr über die Präventionsarbeit gegen
Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und die Projekte für
ein gleichberechtigtes Miteinander aller – für eine friedliche, demokratische Gesellschaft erfahren möchte, findet weitere Informationen unter www.gesichtzeigen.de.
„Wer schweigt,
macht mit!“
Udo Lindenberg
GD #32 | Gegen rechts | 9
NETZWERK Unternehmen unterstützen Flüchtlinge
Am 9. März 2016 fand in Berlin die Auftaktveranstaltung für das Das NETZWERK „Unternehmen unterstützen Flüchtlinge“ statt. Darin schließen sich Unternehmen zusammen, die sich für Flüchtlinge engagieren
oder zukünftig engagieren wollen. Den Kern des Netzwerks sollen konkrete Erfahrungen und gute Beispiele
des betrieblichen Engagements bilden. Daraus werden
von einem eigens hierfür eingerichteten Projektbüro
praktikable Handlungs- und Engagementfelder aufgezeigt. Unter dem Link https://umfrage-fluechtlingsprojekt.dihk.de/ können sich Unternehmen registrieren.
Die Initiative wurde von DIHK-Präsident Eric
Schweitzer und Bundeswirtschaftsminister Sigmar
Gabriel angestoßen. Für Rückfragen zu diesem Projekt steht Frau Christina Mersch zur Verfügung
[email protected], Tel: 030 / 20308 – 6550.
„Um die Vielfalt des Menschen
kennenzulernen, braucht es
mehr Phantasie als Erfahrung.“
Ernst R. Hauschka
NETZWERK
GD #32 | Gegen rechts | 10
DIVERSITY
Deutscher Diversity-Tag: Vielfalt unternehmen
Die Charta der Vielfalt ist eine Unternehmensinitiative zur
Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen.
Sie wurde vor 10 Jahren ins Leben gerufen. Schirmherrin
ist Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Die Beauftragte der
Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoğuz, unterstützt die Initiative. Die Initiative
will die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung
von Vielfalt in der Unternehmenskultur in Deutschland
voranbringen. Organisationen sollen ein Arbeitsumfeld
schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller
Orientierung und Identität. Um dies bewusst zu machen,
ruft die Charta der Vielfalt jährlich zum Deutsche Diversity-Tag auf, der in diesem Jahr am 7. Juni 2016 begangen
wird. Bei dem bundesweiten Aktionstag weisen Unternehmen und Institutionen mit Workshops, Tagen der offenen
Tür, Diversity-Buffets, Flashmobs, Filmen oder Podiumsgesprächen auf den Vielfaltsgedanken hin.
Unter www.charta-der-vielfalt.de/diversity-tag/aktion-anmelden.html können sich Unternehmen mit einer Aktion
anmelden.
GD #32 | Gegen rechts | 11
Unconscious Bias
Tagtäglich führen unbewusste Vorurteile oder
Unconscious Bias dazu, „dass Menschen nicht
nach ihren Fähigkeiten beurteilt und so wertvolle Potenziale übersehen werden.“
Die gesellschaftlichen wie auch wirtschaftlichen
Folgen sind enorm. Hierzu gibt es unter
www.charta-der-vielfalt.de eine spannende
Publikation. Sie richtet sich an alle Menschen,
die in ihrem Beruf, an ihrer Arbeitsstelle, in der
Freizeit oder in der Familie mit unbewussten
Vorurteilen zu tun haben und enthält viele konkrete Tipps und Konzepte, wie deren negative
Auswirkungen abgeschwächt werden können.
GD #32 | Interview | 12
Pflegende Angehörige von Kindern oder Partnern, die außerklinisch
beatmet werden, sind oft am Limit ihrer Kräfte. Die Pflegekräfte in solchen
Familien sind nicht nur für die Versorgung des zu Pflegenden da, ihre
Aufgabe ist es auch, die Angehörigen und die Geschwisterkinder, soweit
vorhanden, aufzufangen und zu unterstützen. Pflegekräfte in der außerklinischen Intensivversorgung erleben tagtäglich die Situation pflegender
Angehöriger, die Brigitte Bührlen, Gründerin und Vorsitzende der WIR!
Stiftung pflegender Angehöriger mit den folgenden Worten umschreibt:
„Anstrengend, einsam und unbezahlt.“
GD: Warum haben Sie haben eine Stiftung gegründet?
Brigitte Bührlen: Ich habe 20 Jahre lang meine an Demenz erkrankte Mutter begleitet, die Aspekte der häuslicher Versorgung und anschließenden
Heimpflege wahrgenommen und durchlebt. Angesichts der persönlichen
Betroffenheit, die man bei der Pflege Angehöriger oder von Menschen
aus seinem näheren Umfeld empfindet, der großen Leistung, die in psychischer, physischer, mentaler und finanzieller Hinsicht erbracht wird, angesichts der Gesamtbelastung, denen Familien oft ausgesetzt sind, bin ich zu
der bestürzenden Erkenntnis gekommen: Pflegende Angehörige stehen
auf verlorenem Posten. Sie haben keine Stimme, keinen Rückhalt und keine
starke Lobby in der Gesellschaft, sie haben im Verhältnis zu ihrer Leistung,
die sie in der und für die Gesellschaft erbringen zu wenig Anerkennung
und Rechte.
GD: Welche Ziele verfolgt Ihre Stiftung?
Brigitte Bührlen: Die WIR! Stiftung pflegender Angehöriger wurde gegründet, um pflegende Angehörige zu ermutigen, für ihre Belange und Interessen eine Lobby zu bilden. Millionen von Menschen übernehmen mit ihrer
Pflegeleistung persönliche und gesellschaftliche Verantwortung. Täglich neu
meistern sie herausfordernde Aufgaben. Eine Wertschätzung in Form von
moralischer und finanzieller Unterstützung erfolgt nicht in ausreichendem
Maß. Die Erfahrungskompetenz pflegender Angehöriger wird häufig weder wahrgenommen noch respektiert. Die WIR! Stiftung möchte den hohen
Stellenwert der emotional mitfühlenden und Lebensqualität fördernden
Pflegekompetenz in der Gesellschaft sichtbar machen.
GD: Wie kamen Sie auf den Namen Ihrer Stiftung?
Brigitte Bührlen: Pflegende Angehörige sind oft einsam. Dem möchte ich
das „Gemeinsam sind WIR! Stark!“ entgegen setzen. Diesem „WIR!“ ist im
Grunde genommen nichts hinzuzufügen. Mit meiner Stiftung möchte ich die
„gefühlte Menschlichkeit“ für Pflegende und Pflegebedürftige zum gemeinsamen Leitgedanken einer menschenwürdigen Pflege machen.
WIR! die Bürger, die Väter und Mütter, die Töchter und Söhne, die
Lebenspartner, die Freunde, die Nachbarn, die Arbeitskollegen usw. erbringen ehrenamtlich an 365 Tagen und an 24 Stunden die Grundpflege
und die mitmenschliche Begleitung unserer Pflegeabhängigen jeden Alters.
WIR! müssen eine Lobby bilden für uns, um dem Wert unserer Fürsorgearbeit und der „gefühlten Menschlichkeit“ in der Pflege eine Stimme zu
geben. Die vielen verschiedenen Menschen mit ihren verschiedenen
Pflege-Beziehungen habe ich einfach auf „WIR!“ verkürzt.
GD: Sind die pflegenden Angehörigen zu unpolitisch?
Brigitte Bührlen: Ja! Ja, durchaus, ohne dass ich ihnen einen Vorwurf
machen möchte. Meist fehlt die Zeit für politisches Engagement oder die
Nerven liegen blank. Die WIR! Stiftung ermuntert pflegende Angehörige
Partner für Politik, Wissenschaft und Pflege zu sein. Durch die Präsenz auf
Veranstaltungen und Stellungnahmen in Medien zeigen WIR! Missstände
auf und stellen Fragen. Was mir in der heutigen Zeit fehlt ist ein bürgerliches Selbstbewusstsein, das in den 60er/70er Jahren durchaus schon
vorhanden war. Damals war der Begriff des „mündigen Bürgers“, der in
verschiedenen Bürgerinitiativen aktiv wurde, sehr beliebt. Denn der Bürgerbegriff vereint auf sich die ganze Palette, die zu einer funktionierenden
Demokratie gehört: Ein selbstbewusstes Auftreten, demokratischer Diskurs,
aber auch eine gewisse Widerspenstigkeit und Unerschrockenheit in der
politischen Diskussion.
GD: Unterstützt ihre Stiftung auch pflegende Angehörige?
Brigitte Bührlen: Die WIR! Stiftung ermutigt die große Gruppe der pflegenden Angehörigen s e l b s t neben Krankenkassen, Pflegekassen und
Wohlfahrtsverbänden ein Mitbestimmungsrecht bei der Weiterentwicklung
des Pflegesystems zu erhalten, sich für die Herstellung von Transparenz
über die Verwendung ihrer Gelder einzusetzen und eine gerechte
Entlohnung sowohl der stationären als auch der häuslichen Pflege zu
fordern. Neben der Einbindung in bestehende Strukturen könnten sie z.B. in
einem nationalen Pflegerat weit mehr Gestaltungskraft entwickeln als dies
derzeit möglich ist.
GD: Wie schätzen Sie die Reform der Pflegeausbildung ein? Wird sie
etwas für die pflegenden Angehörigen bewegen?
Brigitte Bührlen: Das bezweifle ich. Deshalb unterstützt die WIR! Stiftung
das Moratorium, das die GRÜNEN-Bundestagsabgeordnete Elisabeth
Scharfenberg auf den Weg gebracht hat. In dem vorliegenden Referentenentwurf zur Reform der Pflegeausbildung sind wesentliche Aspekte
nicht berücksichtigt, z.B. geht daraus nicht hervor, was unter „Qualität in
der Pflege“ verstanden wird. Qualität aus Sicht beruflich Pflegender ist
anders definiert als aus der Sicht Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen.
Unterschiede gibt es auch bei der Pflege im Krankenhaus (auf kurze Zeit
angelegt), in stationären Pflegeeinrichtungen und im ambulanten häuslichen
Bereich (umfasst einen längeren Zeitraum mit ganzheitlichem Aspekt).
Pflege von Kindern benötigt andere Kernkompetenzen als die Pflege von
älteren Menschen. Ökonomische und karrierefördernde Aspekte sollten
allenfalls als Nebeneffekt erwähnt werden. Das neue Pflegeberufsgesetz
sollte nicht zuletzt auch zu einer umfassenden Verbesserung der Lebenssituation von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen führen.
GD: Wie kann man Ihre Stiftung unterstützen?
Brigitte Bührlen: Natürlich, in dem das WIR! gestärkt wird. Auf unserer
Homepage gibt es die Sparte „Ja“. Hier kann man durch den Eintrag in
eine Liste zeigen, dass man die Ziele der Stiftung unterstützt und die Ideen
gut findet. Und wir sind für unsere Aktionen auf Spenden angewiesen. Wer
sich noch weiter über unsere Arbeit informieren möchte, dem empfehle ich
unser Ende 2015 erschienenes Buch mit dem Titel: „Wie wollen wir pflegen
und gepflegt werden?“ von Dr. Martin Offenbächer.
WIR! Stiftung pflegender Angehöriger
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„Die Situation pflegender Angehöriger
lässt sich in wenigen Worten umreissen:
Anstrengend, einsam und unbezahlt.“
GD #32 | Interview | 13
B e r at u n g z u r P f l e g e v e r b e s s e r n
Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat am
29. Februar 2016 einen Qualitätsrahmen für Beratung in
der Pflege vorgestellt, der Politik und Praxis eine lange
vermisste Grundlage für die Weiterentwicklung von
Beratungsangeboten bietet.
Pflegerische Versorgung findet in Deutschland überwiegend
in Familien statt. Um pflegende Angehörige zu unterstützen
und zur Stabilisierung der häuslichen Pflege beizutragen,
kommt Beratung in der Pflege eine zentrale Rolle zu.
Doch trotz ihrer erheblichen Bedeutung ist das Beratungsangebot kaum überschaubar und die Qualität der
Beratungsangebote in Deutschland höchst unterschiedlich.
Ein zentraler Grund dafür ist, dass es bisher an einer allgemeingültigen konzeptionellen Grundlage für Inhalte, Qualitätsanforderungen sowie Dokumentation und Auswertung von
Beratungsangeboten in der Pflege fehlte. Vor diesem Hintergrund hat das ZQP nach zweijähriger Erarbeitung einen
Qualitätsrahmen für Beratung in der Pflege vorgelegt.
Dieser bietet Politik und Praxis einen validen Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung und die Bewertung der
Qualität von Beratung in der Pflege. Anhand von Qualitätsbereichen legt der Qualitätsrahmen konkrete Qualitätsanforderungen an die Beratungsangebote fest. Zudem könnten
die Ergebnisse beispielsweise für die Erarbeitung der im
Pflegestärkungsgesetz II vorgesehenen bundesweit
einheitlichen Pflege-Beratungsrichtlinie genutzt werden. Der Qualitätsrahmen wurde im Auftrag des ZQP unter
Federführung von Prof. Dr. Andreas Büscher, Hochschule
Osnabrück, erstellt. An der Entwicklung des Qualitätsrahmens waren Vertreter des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend, des AOK-Bundesverbands, des Verbands
der Ersatzkassen e. V., des MDK Bayern, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e. V., des
Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe Bundesverbands
e. V. und des Verbraucherzentrale Bundesverbands e. V.
zentral beteiligt. „Gute Beratung ist der Schlüssel zu einer guten Pflege. Ist
das Beratungsangebot gut, haben pflegedürftige Menschen
bessere Chancen, möglichst lange gut versorgt im eigenen
Zuhause zu leben. Voraussetzung ist, dass feststeht, was
gute Beratung in der Pflege leisten muss. Darauf gibt der
heute vorgelegte Qualitätsrahmen Antworten. So kann er
zur Verbesserung des Beratungsangebots beitragen“, erklärt
Dr. Ralf Suhr, Vorstandvorsitzender des ZQP. Der Qualitätsrahmen umfasst sechs Abschnitte. Neben der
Festlegung von Zielen, werden Begriffe, die im Beratungskontext verwendet werden, definiert, so zum Beispiel
Information, Aufklärung, Beratung und Schulung. Qualitätskriterien werden unter anderem für Rahmenbedingungen, Kompetenzen der Berater und den Beratungsprozess
beschrieben. Der Beratungsprozess wird als das zentrale
Element von Beratung herausgestellt. Das Ergebnis sollte
offen und für den Ratsuchenden transparent sein. Die Prozessschritte und Ergebnisse sind zu dokumentieren. Verlauf
und Abschluss des Beratungsprozesses sowie Beratungsbeziehung sollten systematisch ausgewertet werden. Das ZQP plant den Qualitätsrahmen als eine übersichtliche
Verbraucherversion bis Mitte des Jahres herauszugeben.
Zum Hintergrund
Seit Einführung der Pflegeversicherung wird der Beratung
pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung häuslicher Pflegearrangements
zugeschrieben. Die gesetzlichen Ansprüche zur Beratung
werden seit Jahren vielfältiger. Mit dem 2008 verabschiedeten Pflegeweiterentwicklungsgesetz wurde ein Rechtsanspruch
auf Pflegeberatung festgeschrieben und wichtige Impulse für
den bundesweiten Ausbau einer Beratungsinfrastruktur gesetzt.
Im zweiten Pflegestärkungsgesetz wurde festgelegt, dass der
GKV-Spitzenverband bis zum 31. Juli 2018 eine bundeseinheitliche, fachlich fundierte und unmittelbar verbindliche Richtlinie für die Pflegeberatung nach § 7a des Sozialgesetzbuchs
(SGB) XI erarbeiten muss.
Statements zum Qualitätsrahmen für Beratung in der Pflege
Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zentrum
für Qualität in der Pflege:
"Gute Beratung ist der Schlüssel zu einer
guten Pflege. Ist das Beratungsangebot gut,
haben pflegedürftige Menschen bessere Chancen,
möglichst lange gut versorgt im eigenen Zuhause zu leben. Voraussetzung ist, dass feststeht, was gute Beratung in der Pflege leisten
muss. Darauf gibt der Qualitätsrahmen Antworten. Er kann so zur Verbesserung des Beratungsangebots beitragen. Entsprechend muss die
Politik hier tatsächlich Verantwortung übernehmen. Es ist an ihr, die notwendigen Weiterentwicklungsprozesse anzustoßen und verbindlich zu machen“
"Wir danken insbesondere den Teilnehmern des
arbeitsintensiven Steuerungskreises, die ja
als hochkarätige Akteure des Gesundheitswesens in viele politische Gestaltungsprozesse
eingebunden sind und in dieser Hinsicht auch
oftmals sehr vorsichtig agieren müssen, dafür,
dass wir mit diesen gemeinsam ein hochrelevantes Thema in einem geschützten, aber nicht
intransparenten Raum – nämlich der Perspektivenwerkstatt des ZQP – so konzentriert und
ergebnisorientiert bearbeiten durften. Ich
glaube, von dieser Arbeitsweise haben alle Beteiligten profitiert.“
"Bei Beratung zur Pflege werden bisher noch zu
viele Chancen vertan, den Ratsuchenden bestmöglich zu helfen. Der Qualitätsrahmen leistet
einen Beitrag dazu, dies zu ändern.“
GD #32 | Beratung | 14
Quelle: www.zqp.de
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GD #32 | Bayern | 16
Melanie Huml wirbt bei Jugendlichen für Pflegeberuf
Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml hat anlässlich des "Bayerischen Tags der Ausbildung" am 22. Februar für den
Pflegeberuf geworben. Huml betonte: "Der Pflegeberuf bietet jungen Leuten eine spannende und sichere berufliche Perspektive. Hier sind
Menschen tätig, die nicht nur mit Hand und Köpfchen arbeiten wollen, sondern auch ihr Herz mit einbringen. Denn ihnen macht es Spaß,
anderen Menschen mehr Lebensqualität und Lebensfreude zu vermitteln, sie zu unterstützen und zu begleiten."
Die Ministerin fügte hinzu: "Die Pflege wird in unserer alternden Gesellschaft weiter an Bedeutung gewinnen. Mit dem Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen - und umso mehr Fachkräfte werden künftig gebraucht. Deshalb
setze ich mich weiter dafür ein, motivierte junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern."
Die Ministerin verwies zugleich auf die steigenden Ausbildungszahlen in der bayerischen Altenpflege. Sie unterstrich: "Im Freistaat hat die
Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege innerhalb von sechs Jahren um fast 40 Prozent zugenommen. Diesen positiven Trend wollen
wir fortsetzen! Denn wir werden künftig noch mehr Menschen brauchen, die mit Herzblut in der Pflege arbeiten."
Konkret gibt es im Schuljahr 2015/2016 in Bayern insgesamt 7.952 Schülerinnen und Schüler in der Altenpflege. Im Schuljahr 2009/2010
waren es nur 5.674. Seitdem stieg die Zahl stetig an. Im Schuljahr 2014/2015 lag sie bei 7.641.
Mit der "HERZWERKER"-Kampagne wirbt das Bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium intensiv für mehr Nachwuchs in der Altenpflege. Huml unterstrich: "Es ist ein wichtiges Ziel von mir, mehr Menschen für den Altenpflegeberuf zu gewinnen. Hierbei setze ich auch
auf die Initiative 'HERZWERKER', die wir im vergangenen Jahr noch weiter ausgebaut haben."
Die Ministerin fügte hinzu: "Im Jahr 2015 haben wir zum Beispiel eine neue Broschüre entwickelt, die über die Karrieremöglichkeiten in der
Altenpflege informiert. Außerdem haben wir über den Verlag Zeitbild Wissen Unterrichtsmaterial zur Information über die Altenpflege an
allgemeinbildenden Schulen zur Verfügung gestellt."
Die "HERZWERKER"-Kampagne richtet sich auch an Männer und Menschen mit Migrationshintergrund.
So berichten auf www.herzwerker.de/altenpflege in zahlreichen Videoclips Männer, die in der Altenpflege tätig sind, über ihren Alltag
und ihre Erfolgserlebnisse.
Quelle: www.stmgp.bayern.de
"Die Sicherstellung eines Lebensumfelds
außerhalb von Kliniken wie zum
Beispiel im Kreise der Familie oder in
einer Wohngemeinschaft erfordert ein
hohes Maß an Einsatz und
Unterstützung der Betroffenen durch
qualifizierte Pflegefachkräfte."
GD #32 | Bayern | 17
Foto: Tom Trenkle
Die Landeshauptstadt München – ein Leuchtturm in Sachen
„Lebensqualität für außerklinisch beatmete Menschen“
Stephanie Jacobs, Referentin für
Gesundheit und Umwelt der
Landeshauptstadt München
Prof. Dr. F. Joachim Meyer,
Franz Bachl, AOK Bayern
Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Gastroenterologie, Internistische Intensiv- und Beatmungsmedizin im Klinikum Harlaching
(v.li.n.re.) Christoph Jaschke, Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH, Hans-Joachim
Fritzen, Geschäftsführer Pflege, der AOK
Nordost, Dr. med. Eckehard Frisch, Praxis für
außerklinische Beatmung im Centrum für
Gesundheit der AOK Nordost, Berlin
Die Versorgung beatmeter Patientinnen und Patienten außerhalb von Kliniken nimmt zu und wird in Zukunft eine
immer größere Rolle spielen. Schätzungen zufolge leben in München circa 300 Menschen, die über einen längeren
Zeitraum auf eine außerklinische Beatmung angewiesen sind. Dank moderner Medizin ist es möglich, dass immer
mehr künstlich beatmete Menschen im eigenen Zuhause, in ambulant betreuten Wohngemeinschaften oder in
stationären Pflegeeinrichtungen versorgt werden können. Es handelt sich hierbei um eine äußerst komplexe
Versorgungsform, die hohe Anforderungen an die Pflegepersonen und Ärztinnen und Ärzte stellt. Im Fokus des
Fachgesprächs „Situation der ambulanten ärztlichen Versorgung in der außerklinischen Beatmung“ am 20. Januar
2016 im Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München stand speziell die haus- und
fachärztliche Versorgung von diesen schwerkranken Patientinnen und Patienten.
Die Münchner Referentin für Gesundheit und Umwelt, Stephanie Jacobs: „Die Lebensqualität der Patientinnen und
Patienten ist oberstes Gebot. Deshalb brauchen wir bei der Versorgung von beatmeten Menschen besonders auch
im ambulanten Bereich zwingend hohe fach- und beatmungsspezifische Qualifikationen.“
Expertinnen und Experten stellten die aktuelle Situation in der ambulanten ärztlichen Versorgung von langzeitbeatmeten Menschen dar und präsentierten zwei innovative Modellprojekte: die telemedizinische Versorgung von
außerklinisch beatmeten Patientinnen und Patienten sowie den in Deutschland einzigartigen Modellversuch
„Praxis für außerklinische Beatmung“ der AOK Nordost in Berlin.
In einer Podiumsdiskussion wurden verschiedene Optionen zur Verbesserung dieser Versorgung diskutiert.
So wurde für die Schaffung eines Experten- bzw. Spezialteams plädiert, das regelmäßig Hausbesuche bei den
langzeitbeatmeten Patientinnen und Patienten durchführt. Ein weiterer Ansatz ist die Integration der Telemedizin in
die Versorgung vor Ort z.B. in Form von Videovisiten. Eine bessere Kooperation der Hausärztinnen und Hausärzte mit
Lungenfachärztinnen und Lungenfachärzten sowie Intensivmedizinerinnen und Intensivmedizinern im Bereich der Beatmung wird angeregt. „Wir brauchen eine Vernetzung der ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen sowie
ein Case- und Caremanagement in diesem Bereich“, zog Jacobs als Resümee des wertvollen Erfahrungsaustauschs.
Beim 8. MAIK war die „außerklinische Intensivversorgung am Beispiel der Landeshauptstadt München“ bereits
eingehend diskutiert worden. Das Thema bleibt weiterhin auf der Tagesordnung, da sich immer wieder zeigt, dass
hier noch viel getan werden muss. Fest steht aber auch, dass die Landeshauptstadt München eine beispielgebende
Vorreiterrolle spielt und bundesweit in diesem Bereich Impulse setzt.
GD #32 | Bayern | 18
Wir gratulieren...
Ehrung für Claus Fussek
Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml hat am 14. Dezember 2015 in München die Bayerische
Gesundheits- und Pflegemedaille an den bekannten Buchautor und Gründer der "Vereinigung Integrations-Förderung",
Claus Fussek, überreicht. Sie lobte ihn für seinen unermüdlichen Einsatz für pflegebedürftige Menschen. Hauptziel seines
gemeinnützigen Vereins ist es, behinderte und alte Menschen bei der eigenständigen Gestaltung des Lebens zu unterstützen. Huml betonte: "Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es ist wichtig, die Öffentlichkeit verstärkt auf die
Situation behinderter und pflegebedürftiger Menschen aufmerksam zu machen. Dafür setzt sich Claus Fussek mit
unermüdlichem Einsatz seit Jahrzehnten ein."
Die Ministerin fügte hinzu: "Auch mir liegt das Thema Pflege sehr am Herzen. Deshalb habe ich für Verbesserungsvorschläge immer ein offenes Ohr. Das würdige Altern darf kein glücklicher Zufall, sondern muss Normalzustand sein.
Es liegt in unser aller Verantwortung, Missstände zu beseitigen."
Mit der Bayerischen Gesundheits- und Pflegemedaille werden Bürgerinnen und Bürger für ihr herausragendes
Engagement ausgezeichnet. Huml unterstrich: "Die Medaille soll auch Ansporn sein für andere Menschen zu eigenen
Anstrengungen. Sie soll außerdem dazu ermutigen, neue Wege bei den Zukunftsthemen Gesundheit und Pflege zu gehen." Dass auch die Verdienste des streitbaren Experten Fussek mit der Medaille gewürdigt werden, hat bereits seit einiger
Zeit festgestanden. Aus terminlichen Gründen hatte die Aushändigung erst am 14. Dezember stattgefunden.
Quelle: www.stmgp.bayern.de
„
Claus Fussek war einer der Initiatoren des Münchner Pflegestammtischs im Jahr 2002. Wir war waren bei
den meisten der 90 Treffen dabei und
lernten dort u.a. die sehr engagierte
damalige bayerische Sozialministerin
Christa Stewens und den heutigen Vorsitzenden des Arbeitskreises für Arbeit
und Soziales, Jugend, Familie und Integration der CSU-Fraktion, Joachim
Unterländer, MdL kennen. Der Sozialpädagoge Claus Fussek hat der Pflege
wichtige Impulse gegeben. Ohne ihn
wären viele Pflegemissstände unentdeckt geblieben!
“
Jörg Brambring / Christoph Jaschke
Quelle: www.stmgp.bayern.de
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GD #32 | Nordbayern | 20
IntensivpfLegetag nordbayern
Am 13. April 2016 findet von 8.30 bis 16.10 Uhr der 6. Intensivpflegetag Nordbayern mit einer begleitenden Industrieausstellung
statt. Veranstalter ist die „Arbeitsgemeinschaft Intensivpflege
Nordbayern
„
(ARGE Intensivpflege Nordbayern e.V.), die diese
Veranstaltung ins Leben gerufen hat. Sie ist inzwischen eine feste
Größe für Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten, Sozialpädagogen und
Vertreter der Medizintechnik, die außerklinisch beatmete Kinder
und Erwachsene in ihrer Häuslichkeit oder in Wohngemeinschaften versorgen. Als Tagungsort hat sich das Thoraxzentrum des
Bezirks Unterfranken in Münnerstadt bewährt, da dadurch auch
z.B. direkt auf der Fachabteilung ein Workshop angeboten wer-
Grußwort des Schirmherrn:
den kann, bei dem die Teilnehmer an einer Übungspuppe eine
Bronchoskopie durchführen können. Dieser Blick in die Lunge ist
ansonsten nur Spezialisten wie Herrn Dr. Bernd Seese und seinem
Team vorbehalten. Von Anfang an unterstützen der Ärztliche Direktor im Thoraxzentrum Bezirk Unterfranken und der Betriebsleiter der Klinik, Dipl.-Betriebswirt Jürgen Oswald, den Intensivpflegetag und stellen die Räumlichkeiten zur Verfügung.
Für die Übernahme der Schirmherrschaft hat sich in diesem Jahr
Landrat Thomas Bold (CSU) bereit erklärt, der, wenn es sein Terminkalender erlaubt, die Veranstaltung persönlich eröffnen wird.
Danach werden die beiden Vorsitzenden der ARGE Intensivpflege
Nordbayern e.V., Ingo Nolte, Geschäftsführer der wenoba Wehner
Nolte Heimbeatmungsservice GmbH, und Dieter Weber, Prozessmanager der Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH,
die Teilnehmer begrüßen.
Folgende Themen stehen in diesem Jahr auf der Tagesordnung:
•
Personalgewinnung und Mitarbeiterbindung mit neuen
Arbeitszeitmodellen
•
Spannungsfeld Intensivmedizin – Palliativmedizin
•
Intensivpflege WG´s aus Sicht des MDK
•
Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen
In den Workshops wird neben der bereits erwähnten Bronchoskopie ein Reanimationskurs angeboten. In einem weiteren Workshop geht es um Intensivmedizinische Notfälle. Und ein Workshop
befasst sich mit der Entbürokratisierung der Pflegedokumentation. Für all diese Themen konnten hervorragende Referent/innen
gewonnen werden. Alle Informationen sind auf der Homepage
eingestellt und es besteht die Möglichkeit, sich dort online anzumelden. Mehr unter www.intensivpflege-nordbayern.de
Wie in den Jahren zuvor, ist auch der Besuch des 6. Intensivpflegetages Nordbayern wieder kostenlos.
Kontakt:
ARGE Intensivpflege Nordbayern e.V.
Sieboldstraße 7 | 97688 Bad Kissingen
Telefon: 0971/7236-500 | [email protected]
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Am 13. April 2016 findet der inzwischen 6. Intensivpflegetag
Nordbayern wieder in Münnerstadt statt. Sehr gerne habe ich
hierfür die Schirmherrschaft übernommen, da mir eine gute
Versorgung im Bereich der Pflege für unsere Bürgerinnen und
Bürger sehr am Herzen liegt. Der Landkreis Bad Kissingen,
mit seinen vielen hervorragenden Einrichtungen in diesem
Bereich, ist hierbei in vielerlei Hinsicht wegweisend und damit
geradezu prädestiniert, eine solche wichtige Veranstaltung
auszurichten und einem breiten Publikum kostenfrei anzubieten. Praxisnah und abwechslungsreich wird es wieder
spannende Themen rund um die Intensivpflege zu erleben
und zu diskutieren geben. Der großartige Zuspruch der letzten
Intensivpflegetage gibt den Veranstaltern auch Recht, diesen Tag
der Wissenserweiterung und des Austauschs für Interessierte zu
konzipieren und abzuhalten. Ich bin davon überzeugt, dass auch
in diesem Jahr wieder viele kreative Köpfe zusammenkommen
werden, um gemeinsam neue Lösungen und Verbesserungen
für unsere pflegebedürftigen Menschen zu erarbeiten.
Die Themen sind vielversprechend, und aus den Vorträgen und
Workshops wird für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer
viel Neues zu erfahren sein. Ich glaube zudem, dass solche
hoch informativen und innovativen Veranstaltungen auch dazu
beitragen können, auf Pflegeberufe aufmerksam zu machen und
vor allem junge Menschen für diesen wichtigen Berufszweig zu
interessieren. Deshalb danke ich den Veranstaltern für die
hervorragende Vorbereitung und wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen interessanten und vielseitigen
Intensivpflegetag.
Ihr Thomas Bold
Außerklinische Beatmung
Als erstes Unternehmen haben wir 1982 in Deutschland damit begonnen,
Menschen mit Beatmungspflicht unterschiedlicher Grunderkrankungen und
jeden Alters ganzheitlich zu betreuen und zu versorgen.
Unser Konzept, das neben der medizintechnischen Versorgung eine
umfassende Betreuung der Patienten/Versicherten beinhaltet, wurde in
Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachkreisen entwickelt.
Unsere Leistungen:
• Information und Beratung für Betroffene,
Angehörige, Ärzte, Pflegepersonen,
Sozialdienste und Kostenträger
• Konzeption der ganzheitlichen außerklinischen Versorgung und Betreuung
• Beratung bei der Auswahl geeigneter
Hilfsmittel
• Hilfestellung zur Organisation der außerklinischen Betreuung, auch nachstationär
• technischer Service und
24-Stunden-Notdienst
Wir liefern:
• Geräte zur unterstützten und
kontrollierten Beatmung
• Phrenicusnervenstimulatoren (PNS)
• Geräte zur Unterdruckbeatmung
• Meß- und Überwachungsgeräte,
Absauggeräte
• sämtliche Zubehör- und
Verbrauchsmaterialien zur Beatmung
BÖRGEL GmbH
An der Meil 4 · 65555 Limburg/Lahn
Telefon: 0 64 31 - 9 4710
Telefax: 0 64 31 -947190
E-Mail: [email protected]
www.boergel-gmbh.de
Vom Betreuten zum Gastgeber
Martin Hackl hat über 40 Jahre in einer großen Behinderteneinrichtung
gelebt und zog im Jahr 2015 in eine kleine Wohngemeinschaft in Bad
Kissingen. Ottmar Miles-Paul, ehemaliger Beauftragter für die Belange
behinderter Menschen in Rheinland-Pfalz und Redakteur bei kobinet
hat Martin Hackl am 14. November 2015 besucht.
Dass es sich lohnt, Träume zu haben und dass positive Veränderungen trotz schwieriger
Ausgangsbedingungen möglich sind, das wurde beim Besuch von kobinet-Redakteur Ottmar
Miles-Paul im November 2015 bei Martin Hackl in Bad Kissingen deutlich. Vor einem Jahr, an
seinem 50. Geburtstag, hatte Martin Hackl zum ersten Mal geäußert, dass er in einer Stadt
wohnen möchte. Nun lebt er in einer Wohngruppe mit fünf anderen Menschen, die Beatmung
benötigen, im Herzen von Bad Kissingen. Für seine Geburtstagsgäste hatte Martin Hackl mit
einer seiner Unterstützerinnen am Vorabend einen Kuchen gebacken, der von seinen Gästen
in der Wohnküche der Wohngemeinschaft genüsslich verzehrt wurde.
Was für die meisten Menschen zur Normalität gehört und kaum erwähnenswert erscheint,
stellt derzeit für Martin Hackl einen Quantensprung in seinem Leben dar. Über 40 Jahre hatte
er in einer großen Behinderteneinrichtung gelebt und sich dort mit dem Alltag und den Menschen arrangiert, die in seiner ehemaligen Wohngruppe leben und ihn unterstützten. Unter
anderem durch die Teilnahme an den Sommercamps für ein selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen und den Kontakt zu Mensch zuerst, der Selbstvertretungsorganisation von
Menschen mit Lernschwierigkeiten, hatte Martin Hackl die Möglichkeit bekommen, über den
Tellerrand des institutionell geprägten Lebens hinaus zu blicken.
„Immer nur einrichtung setzt ständig das gleiche gedankenkarussell in bewegung. ein volksfest mit nur einem karussell ist langweilig oder? achterbahn riesenrad schiessbuden und
schiffschaukeln nicht zu vergessen geisterbahn und spiegelkabinett geben einem volksfest
die richtige stimmung. in bayern braucht es auch das bierzelt unbedingt.“ So hatte Martin
Hackl beim Sommercamp in Duderstadt im Jahr 2006 seine derzeitige Situation beschrieben.
Das Bierzelt besuchte Martin Hackl mit seinen Geburtstagsgästen, die aus Kassel und Berlin
angereist waren, zwar nicht. Von einer Unterstützerin der Wohngruppe begleitet, führte er
seine Gäste jedoch nach dem Kaffeetrinken durch die schöne und belebte Fußgängerzone
von Bad Kissingen zum Rosengarten. Dort hatten einige Rosen sogar noch für die Besuchergruppe durchgehalten und boten einen schönen Anblick. Dann ging der Spaziergang am
Fluss entlang und wieder zurück durch die Stadt in die Wohngruppe. Ein Tagesablauf, der in
seiner früheren Wohngruppe, die fernab städtischen Lebens am Berg liegt, nur schwer denkbar gewesen wäre. Auch das Mitmachen beim Kuchenbacken und das Sitzen in einer ganz
normalen Küche war früher für Martin Hackl nicht drin. Trotzdem sagt Martin Hackl über seine
frühere Einrichtung: „das war eine Heimat - anders - aber auch gut.“
Dass es noch viel zu tun gibt, um die Lebensqualität von Martin Hackl, der in sehr hohem
Maße auf Unterstützung und auf unterstützte Kommunikation angewiesen ist, zu verbessern,
steht außer Frage. Deshalb arbeitete er auch wieder mit seinen Besucherinnen Susanne Göbel und Ingrid Stubenvoll daran, wie seine unterstützte Kommunikation verbessert werden
kann, um sich seiner Umwelt entsprechend mitteilen zu können. Zudem wartet er gespannt
darauf, was aus dem Antrag auf ein Persönliches Budget für seine Freizeitgestaltung und
Teilhabe wird, der vor einigen Wochen gestellt wurde. Hier läuft noch die Zuständigkeitsklärung, doch ist es an der Zeit, dass Martin Hackl neben seiner pflegerischen Unterstützung im
Rahmen der Hilfen aus dem Sozialgesetzbuch V entsprechende Hilfen zur Teilhabe am Leben
der Gemeinschaft bekommt.
„Verachtet werden, kann man sich im Heim nicht leisten“, so brachte Martin Hackl seine Erfahrungen als Mensch mit sehr hohem Unterstützungsbedarf für die abschließende Podiumsdiskussion der Fachtagung „Mehr Teilhabechancen für Menschen mit geistiger Behinderung und
komplexem Unterstützungsbedarf - Anforderungen an ein modernes Teilhaberecht“, die am
29. und 30. Januar 2015 in Berlin stattfand, auf den Punkt. Martin Hackl hatte für die Tagung
Texte der letzten Jahre vorbereitet. Leider konnte er nicht an der gemeinsamen Fachtagung
der Deutschen Heilpädagogischen Gesellschaft (DHG) und der Deutschen Gesellschaft für
Seelische Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung (DGSGB) Anfang des Jahres,
wie ursprünglich geplant, teilnehmen. Er machte damals eine Reha nach schweren gesundheitlichen Problemen. So trug damals Susanne Göbel, die ihn bei der Podiumsdiskussion
unterstützen sollte, die mit Unterstützter Kommunikation erstellten Texte von Martin Hackl vor.
GD #32 | Nordbayern | 22
Heute kann Martin Hackl zum Glück auf eine wesentlich stabilere und bessere Gesundheit und Lebenssituation blicken und
hat sich, wie der Besuch in Bad Kissingen zeigte, mittlerweile ganz gut dort eingelebt. Das Karusell des Lebens kann also für
Martin Hackl noch bunter und vielfältiger werden und sich hoffentlich noch lange drehen. Was Martin Hackl auf jeden Fall schon
gelungen ist: er macht anderen behinderten Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf Mut, dass ein selbstbestimmteres
Leben möglich ist. Dies hatte sich Martin Hackl vorgenommen, als er bei einem Kurs von Mensch zuerst mitmachte, indem es
darum ging, anderen Menschen mit Lernschwierigkeiten und hohem Unterstützungsbedarf Mut zur Inklusion zu machen.
V I E L E N E U E E R FA H R U N G E N
Bad Kissingen, 3. Januar 2016
Während das neue Jahr langsam Fahrt aufnimmt und der Alltag schon wieder nach uns ruft, blickt Martin Hackl auf viele neue
und spannende Erfahrungen zurück und ist ins Jahr 2016 mit vielen neuen Eindrücken und zuversichtlich gestartet. Vor einem
Jahr rang der 51Jährige noch mit dem Leben und lag im Koma. 2015 brachte trotz der gesundheitlichen Herausforderungen
eine Wendung in seinem Leben, vom langjährigen Leben in Großeinrichtungen auf der grünen Wiese zu einem neuen Leben in
einer kleinen Beatmungs-WG mitten in Bad Kissingen.
Dinge, die für viele von uns selbstverständlich sind oder scheinen, erlebt Martin Hackl seit seiner Reha in Bad Kissingen und
dem Einzug in die Beatmungs-WG nun zum ersten Mal so richtig live und in Farbe. Die Assistenz, die Martin Hackl nun in der
Wohngemeinschaft bekommt, hat ihm in den letzten Wochen viele Türen geöffnet. Zum ersten Mal hat er an der Schmückung
des Weihnachtsbaumes mitgewirkt. Sein Wunsch, die Christmesse zu besuchen, wurde nicht nur dank des Einsatzes von Kommunikationshilfen gehört, sondern auch verwirklicht. Und dann war da noch das Silvesterfeuerwerk, das er zum ersten Mal um
Mitternacht mitten in der Stadt verfolgen konnte. So blickt Martin Hackl in seinem „zweiten Leben“ auf dieses Jahr zuversichtlich
und hofft auf viele weitere neue Erfahrungen, die ihm bisher verborgen blieben, wie er Susanne Göbel via Skype mitteilte.
Als Martin Hackl vor über zwei Jahren als Teilnehmer eines von der Aktion Mensch geförderten Projektes von Mensch zuerst,
der Selbstvertretungsorganisation von Menschen mit Lernschwierigkeiten, begann, hat er zwar für sich Veränderungen im Sinne
der UN-Behindertenrechtskonvention anvisiert. Dass sich aber so viel in seinem Leben zum besseren wenden würde, haben
nicht nur er, sondern auch viele andere nicht zu glauben, geschweige denn zu hoffen gewagt. Möge Martin Hackl also auch in
diesem Jahr mit seinem Beispiel vielen weiteren Menschen mit sehr hohem Unterstützungsbedarf Mut für den Weg zur Inklusion
und Selbstbestimmung machen und über neue spannende Erfahrungen berichten können.
Ottmar Miles-Paul
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors)
Mensch zuerst Netzwerk People First Deutschland e.V.
mit Sitz in Kassel ist ein Verein von und für Menschen
mit Lernschwierigkeiten. Sie wollen nicht länger „geistig
behindert“ genannt werden, sondern sie begreifen sich
als „Menschen mit Lernschwierigkeiten“.
Die People First Bewegung hat 1974 in Amerika begonnen und eine Betroffene prägte den Begriff „People
First“, als sie sagte: „Ich habe es satt, geistig behindert
genannt zu werden - wir sind zuerst einmal Menschen,
eben People First“. Das war vor 30 Jahren. Inzwischen
gibt es People First Gruppen auf der ganzen Welt.
GD #32 | Nordbayern | 23
www.menschzuerst.de
GD #32 | Nordbayern | 24
Hoher Besuch aus der Volksrepublik China in Wohngemeinschaft für außerklinisch beatmete MENSCHEN
Am 9. März 2016 begrüßten Niederlassungsleiterin Claudia
Müller und WG-Leiter Michael Dickas-Henkel hochrangige
Ärzte und Pflegekräfte aus Shenyang und Dandong unter
der Leitung von Prof. Dr. med. QI Guoxian, Chefarzt in der
Abteilung für Kardiovaskuläre Medizin und Geriatrie an der
renommierten China Medical University in The First Affiliated
Hospital, Shenyang. Es handelt sich hier um einen Hausverbund mit insgesamt 10.000 Betten. Des Weiteren gehörten
von der China Medical University zur Delegation: die Vizepräsidentin und Chefärztin der Neurologie, Prof. Dr. med. SUN
Xiaohong, die Neurologin Prof. Dr. med. SHEN Yueli und die
beiden leitenden Krankenschwestern Frau LIU Lijuan und
Frau WU Xia. Außerdem war der Leiter des Central Hospital
of Dandong, des zentralen Krankenhauses der Millionenstadt
Dandong, Dr. med. WANG Wei, dabei.
Vermittelt hatte den Besuch Prof. Dr. Walter Kullmann, Leiter
des Instituts für Medizintechnik Schweinfurt der Hochschule
für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, der
ebenso mit seinen Mitarbeitern Frau Ying Zhao und Herrn
Benedikt Keßler wieder vor Ort war. Denn Prof. Dr. med.
QI Guoxian hatte schon einmal am 4. September 2014 der
Wohngemeinschaft für außerklinisch beatmete Menschen
einen Besuch abgestattet.
Er baut zur Zeit an seiner Klinik eine geriatrische Station auf,
die ähnlich strukturiert ist wie hierzulande. In die Grundpflege
von pflegebedürftigen Patienten ist derzeit noch in der Regel
die Familie eingebunden. Wenn jemand beatmet ist und geweant werden muss, kann es sein, dass er über Jahre in der
Klinik bleiben muss. Eine außerklinische Versorgung von
beatmeten Menschen wäre also für viele Betroffene von Vorteil. Die Delegation interessierte sich für die Ausstattung der
Wohngemeinschaft mit Spezialbadewanne, separaten
Handwaschbecken mit Desinfektionsmittelspendern, den
Patientenlifter und alles rund um die außerklinische Intensivversorgung.
Für die leitenden Krankenschwestern war vor allem der Einsatz der Krankenschwestern und ihre Ausbildung hierzulande
interessant. Das Berufsbild „Altenpflegekraft“ beispielsweise
ist in China unbekannt. Die Ausbildung zur Krankenschwester
dauert in der Volksrepublik vier Jahre. Nach ihrem Abschluss
übernehmen die Krankenpflegekräfte ausschließlich medizinische Aufgaben.
Die Besucher/innen waren beeindruckt und begeistert von der
hervorragenden Infrastruktur der WG, der intensiven, individuellen und persönlichen Behandlung und Pflege der Bewohner
und von der Grundidee der Ermöglichung eines möglichst
selbstbestimmten Lebens im Alter, auch im Fall stärkster
körperlicher Behinderung, wie zum Beispiel einer notwendigen
Dauerbeatmung. Ein herzliches Dankeschön an Professor
Dr. Walter Kullmann für sein Engagement, Ärzte und Pflegekräfte über die Kontinente hinweg – im Interesse der
hilfebedürftigen Menschen - miteinander zu vernetzen!
Gruppenbild v. li. n. re. hintere Reihe:
Niederlassungsleiterin Claudia Müller,
Prof. Dr. QI Guoxian, Prof. Dr. Walter
Kullmann, Benedikt Keßler, Dr. WANG Wei,
Mitarbeiterin Wohngemeinschaft,
Frau LIU Lijuan, Frau WU Xia, Prof. Dr. SUN
Xiaohong, Frau Ying Zhao.
(Frau Prof. Dr. Shen Yueli verdeckt).
In der Mitte davor ein WG-Bewohner mit
Pflegekraft.
Bild links: Leitende Krankenschwester
Frau WU Xia photographiert WG-Bewohner
Herrn Meder.
WG-Leiter Michael Dickas-Henkel gibt Erläuterungen
an (von li. n. re.)
Prof. Dr. QI Guoxian, Frau Ying Zhao,
Herrn Benedikt Keßler und die leitende
Krankenschwester Frau WU Xia.
Stellenausschreibung
Wir suchen zur Unterstützung und Ergänzung der Geschäftsführung zum 01.09.2016
eine Akademieleitung.
Die Bildungsakademie ist eine Fort- und Weiterbildungsstätte, welche seit 2006 für Pflegende von
Pflegenden konzipiert und geführt wird. Der eigentliche Bildungs- und Wissenschaftsschwerpunkt lag
zu Beginn in der Ausbildung von Fachpflegekräften in der außerklinischen Intensiv- und
Beatmungspflege. Mittlerweile werden alle Bereiche der Pflegebildung abgebildet.
Zusammen formuliert das Leitungsteam ein Konzept, in dem die BaWiG neben dem eigentlichen
Fortbildungsangebot auch eine Plattform für verschiedenste Institute im Gesundheitswesen bietet.
Das Kompetenzerwerbsmodell nach BENNER und die konstitutive Kompetenzbildung nach RAVEN
sind wesentliche Schwerpunkte unserer Bildungsarbeit.
Tätigkeitschwerpunkte
- Verwaltungsleitung, Referent der Geschäftsführung
- Planen und Organisieren von Fort- und Weiterbildungen
- Erstellen und aktualisieren von Unterrichtsinhalten
- Umsetzung von Leitlinien und Akkreditierungsvorgaben
- Prüfungsleitung und Lernberatung
- Kundenbetreuung und Angebotserstellung
- Vertragsgestaltungen mit Dozenten, Teilnehmern und Kunden
- Eigene Unterrichtstätigkeiten (bei Vollzeitstelle ca. 20 U.-Std. pro Monat)
- Repräsentation auf Kongressen z.B. mit Vorträgen
- Führen unseres QM-Systems
Bewerbungsvoraussetzungen:
- entsprechende Erfahrung in unserem Hauptbetätigungsbereich (Fort- und Weiterbildungen
Pflege; insbesondere inner- und außerklinische Intensivpflege).
- Akademisierung bzw. begonnenes Studium im Sozial- und Gesundheitswesen
- Erfahrung in der Personalführung
- Besonders geeignet sind Kolleginnen und Kollegen mit einer Fachweiterbildung Intensiv- und
Anästhesie oder Atmungstherapeuten (DGP) mit entsprechender Erfahrung in
Führungspositionen.
- Pflegewissenschaftliches Interesse
- Kommunikationsfreude
- Wohnortnähe Essen
Wir bieten:
- eine interessante und vielseitige Beschäftigung in VZ 40 Std./ Wo, unbefristet
- die Möglichkeit zu gestalten und Leitungsverantwortung für Kursorganisationen zu
übernehmen
- überdurchschnittliches Gehalt und Umsatzbeteiligung
- Firmenwagen auch zur privaten Nutzung
- Ein vielfältiges Angebot interner und externer Fortbildungsmöglichkeiten
- Mitarbeit in einem dynamischen, freundlichen und offenen Team
Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen.
Diese bitte ausschließlich per Mail an [email protected] senden.
(Selbstverständlich werden alle Zuschriften vertraulich behandelt).
BaWiG GmbH, Ruhrallee 165, 45136 Essen Tel.: 0201-125264-0 Fax: 0201-125264-29, E-Mail: [email protected]
26. Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege in Bremen
4.677 Intensivmediziner und Pflegende nahmen in diesem Jahr am
dreitägigen Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege in der Messe
Bremen teil. „Das sind 75 Teilnehmer mehr als im Vorjahr – ein tolles
Ergebnis“, sagt Kordula Grimm, Projektleiterin bei der Messe Bremen.
„Das zeigt uns, dass der Kongress bundesweit nach wie vor einen
hervorragenden Ruf genießt.“
Das Programm umfasste 167 Sitzungen, Workshops und TED-Sitzungen aus den Bereichen Anästhesie,
Intensivmedizin, Intensivpflege, Krankenhaus (Management und Perspektive), Modern Campus sowie Notfallmedizin.
Auf dem Programm standen auch die Bremer Intensiv-Starter-Seminare BISS 1.0 und 2.0 sowie erstmals die International
Medical Class Paediatric Critical Care, ein internationales Forum für kinderintensivmedizinische Themen. Die begleitende
Fachausstellung nutzten 183 Medizingerätehersteller, Händler, Pharmafirmen, Kliniken und Dienstleister, um Produkte und
Lösungen für den Einsatz auf der Intensivstation vorzustellen. Auch 2016 wurden im Rahmen des Symposiums sechs Preise
verliehen: Den Hanse-Preis für Intensivmedizin, gestiftet von der Fresenius-Stiftung Bad Homburg und dotiert mit 5.000 €,
erhielt Dr. Matthias Derwall (Universitätsklinikum Aachen). Gewinnerin des Hanse-Pflegepreis für eine fachpraktische Arbeit
war Elisabeth Preckel (St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten). Sabrina Pelz (BG Klinikum Hamburg) gewann hingegen den
Hanse-Pflegepreis für eine pflegewissenschaftliche Arbeit.
Das Preisgeld belief sich jeweils auf 2.000 €, gestiftet von der B. Braun Melsungen AG und von der Serumwerk Bernburg
AG. Der Wissenschaftliche Verein zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung in der Intensivmedizin e.V. (WIVIM)
stiftete den Förderpreis für Konzepte zur Verbesserung der intensivmedizinischen Versorgungsqualität in Höhe von 3.000 €.
Vergeben wurde er an Dr. Norbert Reckefuß (Augusta-Kranken-Anstalt Bochum). Der Hanse-Promotionspreis für klinische
Forschung in der Intensiv- und Notfallmedizin ging in diesem Jahr an Dr. Alexandra Bick (Universitätsklinikum Essen).
Katharina Rump (Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum AG) erhielt den Hanse-Promotionspreis für
experimentelle Forschung in der Intensiv- und Notfallmedizin. Beide Preise waren jeweils mit 2.000 € dotiert und wurden
von der Achim Schulz-Lauterbach VMP GmbH gestiftet.
Quelle: MESSSE BREMEN/ Jan Rathke
Das Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege ging zum 26. Mal an den Start und wird von der Messe Bremen in
Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Verein zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung in der
Intensivmedizin e.V. (WIVIM) und der HCCM Consulting GmbH veranstaltet. Die Veranstaltung gilt als größter deutscher
verbandsunabhängiger Kongress im Bereich Intensivmedizin und Intensivpflege.
Nach dem Symposium ist vor dem Symposium: Bereits jetzt steht der Termin für das kommende Jahr fest:
Das 27. Symposium beginnt am 15. und dauert bis 17. Februar 2017. Weitere Informationen unter www.intensivmed.de.
GD #32 | GD vor Ort | 26
Ulf Jönsson 1991
BREAS MEDICAL
25 JAHRE
From Hospital to Home
Das Jahr 2016 ist für die schwedische Firma Breas Medical ein weiterer
Meilenstein: das 25-jährige Firmenjubiläum. Im Gründungsjahr 1991 entwickelten
zwei schwedische Ingenieure innovative Beatmungsgeräte, um beatmeten
Patienten ein Leben in ihrem häuslichen Umfeld zu ermöglichen – der Grundstein
der Breas Mecial AB. Heute zählt das Unternehmen zu den global erfolgreichsten
Herstellern der Branche. „Es ist eine aufregende Reise!“ sagt Ulf Jönsson,
Managing Director von Breas und einer der beiden Mitbegründer. „Unsere
Motivation basiert nicht alleine auf unternehmerischem Denken – auch nach 25
Jahren sind wir bestrebt den Alltag der Menschen zu verbessern, die auf
künstliche Beatmung angwiesen sind. Über unser Netzwerk aus Tochtergesellschaften und zertifizierten Händlern liefern wir unsere Produkte in mehr als
40 Länder.“ 150 Mitarbeiter bilden das Rückgrat der Firma in den Bereichen
Entwicklung, Herstellung, Marketing, Vertrieb und technischer Service.
Hundertausende Patienten vertrauen seit jeher auf die Zuverlässigkeit und das
anwenderfreundliche Design, von den ersten PV301 über den PV403 bis hin zur
aktuellen Vivo-Serie. „Durch unseren Investor, die PBM-Capital Group, werden
wir auch in Zukunft in der Lage sein, richtungsweisende Ideen umzusetzen für ein
Mehr an Lebensqualität. Wir freuen uns auf diese Herausforderung – jeden Tag.“
25 Jahre From Hospital to Home – Highlights
PV301
PV201 & PV 501
PV401
PV403
Vivo 30 & 40
Vivo 50
Vivo 30, 40 Pearl
Vivo 60
1991
1994
1996
2000
2005
2009
2012
2014
BREAS Medical GmbH
Bahnhofstrasse 26
82211 Herrsching
+49 (0)8152 37 210
[email protected]
www.breas.com
Erfolgreicher Kongress bei der ALTENPFLEGE 2016
Gemeinsam stark – unter diesem Motto fand erstmals
der Zukunftstag ALTENPFLEGE vom 8. bis zum 10. März
2016 in Hannover statt. Auf Initiative von Vincentz Network bündelte der dreitägige Kongress alle maßgeblichen
Kräfte der Altenpflege und gab der Altenpflege eine starke Stimme. Der Kongress war eingebettet in die ALTENPFLEGE 2016, die Leitmesse für die Pflegewirtschaft.
Miriam von Bardeleben, Verlagsleiterin Vincentz Network
Altenhilfe, begrüßte in ihrer Eröffnungsrede Prominenz
aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, u.a. Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Niedersachsens Sozialministerin
Cornelia Rundt und TV-Star Gaby Köster. Allein an der
Eröffnungsfeier nahmen rund 1000 Gäste teil. Insgesamt
waren auf dem Messegelände 28.000 Besucher.
In seiner Eröffnungsrede betonte Laumann, dass die Bundesregierung mit der Pflegereform die richtigen Weichen
für eine gute und menschenwürdige Pflege gestellt habe.
„Alle 2,6 Millionen Pflegebedürftigen bekommen einen
lebenslangen Bestandsschutz. Die meisten Pflegebedürftigen erhalten durch die Reform sogar deutlich mehr Leistungen“, sagte der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung. Jetzt käme es in erster Linie darauf an, dass das
Pflegestärkungsgesetz II auch angemessen in der Praxis
umgesetzt werde. Er unterstrich: „Die Weiterentwicklung
in der Pflege hängt jetzt vor allem davon ab, genügend
Menschen zu finden, die bereit sind, sich verlässlich um
Pflegebedürftige zu kümmern.“ In den kommenden Jahren gebe es einen zusätzlichen Bedarf von 20.000 Pflegekräften pro Jahr.
Die Außerklinische Intensivpflege auf der
ALTENPFLEGE 2016
Die seit einigen Jahren zu beobachtende Expansion der invasiven Beatmung ist aus Sicht der Experten hauptsächlich
auf die demographische Entwicklung und die Fortschritte in
der Medizin und insbesondere in der Intensivmedizin zurückzuführen. Immer mehr ältere Menschen verlassen die
Intensivstation mit einem Tracheostoma. Ihre adäquate Versorgung stellt eine enorme Herausforderung dar. Infolge des
stetigen Anstiegs an außerklinisch beatmeten Menschen
drängen auch immer mehr ambulante Pflegedienste in den
Markt, die ihr Dienstleistungsangebot erweitern möchten.
Inzwischen gibt es bundesweit ca. 1600 ambulante Pflegedienste, die entweder ausschließlich oder teilweise die
Versorgung außerklinisch beatmeter Menschen anbieten.
Wie wichtig das Thema inzwischen auch für die Altenpflege
ist, zeigte der große Andrang zum Sonderthema „Außerklinische Beatmung“, das in Kooperation mit der Deutschen
interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung
(DIGAB e.V.) und der Heimbeatmungsservice Brambring
Jaschke GmbH präsentiert wurde.
Der Workshop „Wachstumsmarkt außerklinische Intensivpflege - gefährlicher Boom auf Kosten der Betroffenen?“
war mit über 100 Teilnehmern ausgebucht.
Christoph Jaschke, Geschäftsführer der Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH, wies darauf hin, dass seit
über zwei Jahrzehnten über die Lebensqualität der außerklinisch beatmeten Klienten diskutiert werde. Und noch immer
sei sie nicht zufriedenstellend für alle Beteiligten verwirklicht. Gefährdet sei die Lebensqualität zum einen durch den
alarmierenden Fachkräftemangel, andererseits durch den
Preisdruck, unter dem viele Pflegedienste stünden. Seit vielen Jahren investierten Unternehmen in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter. Pro Pflegekraft müsse ein Unternehmen zwischen 6000 und 8000 Euro für die Qualifizierung rechnen.
Dies würde in den Verhandlungen mit den Krankenkassen jedoch nicht berücksichtigt. Jeder Euro weniger beim
Stundenpreis führe zu einer Absenkung der Qualität der
Dienstleistung, weil zuallererst am Personal und dessen
Weiterqualifizierung gespart würde. „Ich wünsche mir für
die Zukunft mit den Krankenkassen eine vertrauensvolle Kooperation!“, so Jaschke. Für eine ehrliche Diskussion
sprach sich auch Anja Hoffmann, Landesbeauftragte, Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa),
Landesgeschäftsstelle Berlin-Brandenburg, aus, die in ihrem
Vortrag die Ergänzung zum Vertrag gemäß § 132a Abs. 2
SGB V (zur ambulanten Intensivversorgung) vorstellte. Mehr
dazu finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 32. Jaschke
forderte eine Kalkulationsmatrix für die Preisfindung mit den
Krankenkassen, in die alle Parameter aufgenommen würden
müssten, und auch, dass die Unterzeichnung einer solchen
Ergänzungsvereinbarung verpflichtend für alle Unternehmen
in der außerklinischen Intensivpflege werden müsse. Jörg
Brambring, Geschäftsführer der Heimbeatmungsservice
Brambring Jaschke GmbH, informierte in seiner Funktion
als Vorstandsmitglied der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V. über
die verschiedenen Curricula, die die Fachgesellschaft für
Bildungsanbieter von Basis- und Expertenkursen entwickelt
habe. Weitere Curricula seien in Vorbereitung. Derzeit werde die S2-Leitlinie „Nichtinvasive und invasive Beatmung
als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz“
überarbeitet. Neu aufgenommen würde, dass auch Altenpflegekräfte die Fachbereichsleitung übernehmen dürften.
Moderator des Workshops war Lukas Sander, Chefredakteur Häusliche Pflege.
Am 10. März 2016 fand ein weiterer Workshop zur außerklinischen Intensivversorgung statt. Die Lebensqualität
außerklinisch beatmeter Menschen beleuchtete aus ärztlicher Sicht Dr. Karsten Siemon, 1. Vorsitzender Deutsche
interdisziplinäre Gesellschaft für außerklinische Beatmung
DIGAB e.V. Über das Entlassungsmanagement, die technische Versorgung/Ausstattung der Klienten in der außerklinischen Versorgung berichtete Meike Grimm. Die gelernte
Krankenschwester ist auch Dipl. Sozialarbeiterin, Management für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, Case Manager DGCC, und arbeitet bei der Börgel GmbH, Sprockhövel. Fallbeispiele aus der Praxis zeigte schließlich Heike
Dörrbecker, die, aus der Altenpflege kommend, inzwischen
als Pflegeexpertin für außerklinische Beatmung arbeitet.
Der Zukunftstag ALTENPFLEGE 2016 gab viele Impulse.
So freuen sich die diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon auf den Zukunftstag ALTENPFLEGE 2017
vom 25. bis 27. April 2017 in Nürnberg.
Mehr dazu unter www.zukunftstag-altenpflege.de
GD #32 | GD vor Ort | 28
„Pflege darf kein normaler Markt
sein! Gute Pflege erfordert
Menschlichkeit und Fachlichkeit,
Empathie und Verlässlichkeit.“
Staatssekretär Karl-Josef Laumann
„Welche Auswirkungen hat die Ergänzung zum
Vertrag gemäß § 132a Abs. 2 SGB V für
Berlin-Brandenburg auf andere Bundesländer?
Hoffentlich große, was Qualität und
einheitliche Standards angeht … doch
Qualität hat ihren Preis!“
Mit über 100 Teilnehmern war der Workshop „Wachstumsmarkt
außerklinische Intensivpflege - gefährlicher Boom auf Kosten der
Betroffenen?“ ausgebucht.
„Was wir uns für die außerklinische
Intensivversorgung wünschen?
Transparenz, vertrauensvolle Kooperation
mit den Leistungsträgern, faire
Vergütung unserer Leistung und eine
ehrliche Diskussion.“
(v.li.n.re.) Christoph Jaschke, Geschäftsführer der Heimbeatmungsservice
Brambring Jaschke GmbH | Anja Hoffmann, Landesbeauftragte, Bundesverband
privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa), Landesgeschäftsstelle BerlinBrandenburg | Jörg Brambring, Geschäftsführer der Heimbeatmungsservice
Brambring Jaschke GmbH, Vorstandsmitglied der Deutschen interdisziplinären
Gesellschaft für außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V
„Das Glück ist ein lausiger Gastgeber. Es lädt dich
zu sich nach Hause ein, spendiert dir großzügig einen
Schampus, eventuell auch ein paar Lachshäppchen, etwas
Fingerfood und lässt dich gönnerhaft Austern schlürfen.
Und genau in dem Moment, wo du dich gerade an die gute
Kost gewöhnst, räumt das Glück den Tisch ab, schmeißt
dich wieder raus und sagt: Die Party ist zu Ende!“
Gaby Köster las aus ihrem neuen Roman »Die Chefin« vor. Sie ist ihr
Alter Ego: die eine Seite vom Schlaganfall gelähmt, das Mundwerk nicht zu
stoppen! Der Comedy-Star hat nach ihrem schweren Schlaganfall
Erfahrungen als Pflegebedürftige gemacht. Köster forderte mehr Wertschätzung
des Pflegeberufs und eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte.
GD #32 | GD vor Ort | 29
DER DEUTSCHE PFLEGETAG 2016
Bundesgesundheitsminister Hermann
Gröhe (li.) und Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen
Pflegerats e.V. (re.)
Podiumsdiskussion mit (v.li.n.re.) Mechthild Rawert
(SPD-Fraktion), Maria Klein-Schmeink (Bündnis
90/Die Grünen), Pia Zimmermann (Fraktion Die
Linke) und Erwin Rüddel (CDU/CSU-Fraktion)
Vortrag auf dem Deutschen
Pflegetag 2016
Für gute Unterhaltung sorgte Eckart
von Hirschhausen
Fotos: https://deutscher-pflegetag.de
Vom 10. bis 12. März 2016 kamen Experten, Entscheider und Multiplikatoren aus Politik, Wirtschaft, Pflege und Gesellschaft zum Deutschen Pflegetag in
Berlin zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und über die neuesten Themen und Trends in der Pflege zu informieren. Das umfangreiche Programm
deckte die gesamte Bandbreite der Pflege ab. So wurde die Ausbildung der Pflegefachkräfte diskutiert, neue Erkenntnisse der medizinischen Versorgung
wurden vorgestellt, und es ging um den zunehmenden Einsatz von Technik in der Pflege sowie neue Wohnformen für Pflegebedürftige. In mehr als 30
Podiumsdiskussionen und Vorträgen wurden aktuelle Trends und neueste Entwicklungen besprochen. Auf der Innovationsallee der Bundesländer
präsentierten sich während der Veranstaltungstage zahlreiche Modellprojekte, die bereits heute die Zukunft der Pflege in Deutschland zeigen.
Für gute Unterhaltung sorgte am 11. März Dr. med. Eckart von Hirschhausen, der im Anschluss an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und
Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats e.V. zum Dialog einlud. Ein weiterer Höhepunkt war das „Cockpit Pflege“ mit den pflegepolitischen Sprechern der vier Bundestagsfraktionen: Maria Klein-Schmeink (Bündnis 90/Die Grünen), Erwin Rüddel (CDU/CSU-Fraktion), Mechthild Rawert
(SPD-Fraktion), Pia Zimmermann (Fraktion Die Linke). Sie bezogen Stellung zum Thema „Wie Pflegende Politik machen können“. Außerdem wurde der
Deutschen Pflegepreis 2016 an Prof. Dr. Friederike zu Sayn-Wittgenstein für ihre Verdienste für das Hebammenwesen in Deutschland verliehen.
Die Pflegenden der Charité in Berlin erhielten einen Sonderpreis für ihren Einsatz für mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere
Patientensicherheit.
In der Session „An einem Strang – wie pflegende Angehörige und professionelle Helfer einander unterstützen können“, stellten Prof. Dr. Iren Bischofberger
(Studiengangleitung MSc in Nursing und Programmleiterin work & care, Careum Forschung, Forschungsinstitut der Kalaidos Fachhochschule Gesundheit)
und Elsbeth Fischer-Doetzkies (Dozentin und Mentorin Kalaidos Fachhochschule Gesundheit) ein nachahmenswertes Mentorenprojekt aus der Schweiz
vor. Um Pflegestudenten die Wirklichkeit näher zu bringen, können sie sich pflegende Angehörige als Mentoren suchen. Dies ist auch eine Aufwertung
der Rolle von Patient/innen und Angehörigen, denn sie werden „Ko-Produzierende mit hoher Partizipationsmöglichkeit“. Als „Expert/innen aus Erfahrung“
werden sie in die Ausbildung von Pflegekräften miteinbezogen. Es kommt zu mehr Begegnungen im Krankheitsalltag der Angehörigen. Hieraus resultiert
eine patienten- und angehörigenfreundlichere Gesundheitsversorgung. Ebenfalls aus der Sicht einer pflegenden Angehörigen berichtete Antje Graßhoff,
die Leiterin eines Netzwerks Demenz in Hamburg-Wandsbek.
Auch die Versorgung außerklinisch beatmeter Patienten kam zur Sprache. Im Slot „Versorgungskontinuität zwischen stationär und ambulant sichern“
beleuchtete Roland Stoffregen, Geschäftsführer CARE4U Gruppe, kritisch das Entlassungsmanagment von Schwerstpflegefällen in die poststationäre Versorgung. Sektorales Denken sei überholt, die Versorgungsstrukturen müssten mehr vernetzt und die SGBs zu einem SGB zusammengefasst werden. Das
Gesundheitssystem sei für den Patienten da und nicht umgekehrt! Moderator Mag. theol. Elimar Brandt, Vorsitzender der PflegeZukunfts-Initiative e.V.,
bestätigte, dass es zu viele Brüche und Übergänge zwischen den Sozialgesetzbüchern gebe, sodass Patienten immer wieder in Versorgungslücken fallen.
In seinem Referat „Versorgungsbrüche – Brücken bauen für mehr Qualität in der Betreuung Schwerstkranker“ stellte Dr. Eckehard Frisch das erfolgreiche
Modellprojekt einer Praxis für außerklinische Beatmung (PaB), Centrum für Gesundheit, AOK Nordost, vor. Besucher des MAIK Münchner außerklinischer
Intensiv Kongress im Oktober 2015 werden sich an diesen Vortrag und an die Diskussion über die derzeit noch ausgesprochen problematische
außerklinische ärztliche Versorgung erinnern.
Der Deutsche Pflegetag widmete sich auch der Frage, welche Chancen sich im Pflegeberuf für Migrantinnen und Migranten ergeben. In zwei Podiumsdiskussionen diskutierten Ausbilder und bereits in der Pflege beschäftigte Migranten zum Thema Migration und Pflege. Durch berufliche Qualifikation
und Erwerb von Sprachkompetenzen eröffnen sich neue Berufswege für Menschen, die heute als Flüchtlinge nach Deutschland kommen und auf der
Suche nach einer beruflichen Perspektive sind. Auch die Anforderungen an eine kultursensible Pflege wachsen, da immer mehr Pflegebedürftige mit einem
Migrationshintergrund versorgt werden müssen. Es lohnt sich, hierzu das Interview mit Jürgen Graalmann, Sprecher des Deutschen Pflegetags und Geschäftsführender Gesellschafter der Beratungsagentur Die BrückenKöpfe GmbH auf der Kongresshomepage zu lesen.
Veranstalter des Deutschen Pflegetags war und ist der Deutsche Pflegerat e.V., der die Interessen der insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten in der
Pflege vertritt. Mehr zum Kongress unter www.deutscher-pflegetag.de.
GD #32 | GD vor Ort | 30
Durch Rehabilitation zurück ins Leben
Bis auf den letzten Platz besetzt war der Vortragssaal bei der Eröffnung des 10. Nachsorgekongresses am 25. Februar 2016 in Berlin unter der Schirmherrschaft von Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales. In diesem Jahr stand der zweitägige Kongress unter dem Motto „Wege von der
medizinischen Rehabilitation in die Teilhabe – Lösungsansätze!“ Achim Ebert, AG „Teilhabe, Rehabilitation, Nachsorge und Integration nach Schädelhirnverletzung“, wies in seinen einleitenden Worten darauf hin, dass in den vergangenen 10 Jahren die für Schädelhirnverletzte Menschen wichtigen politischen
Schaltstellen erreicht wurden. Doch die Arbeit muss weiter gehen, denn jährlich erleiden 270.000 Menschen ein Schädelhirntrauma, davon 70.000 Kinder
und Jugendliche. Sie bedürfen nicht nur der akutmedizinischen und stationär rehabilitativen Versorgung, sondern auch der postakuten und chronischen
ambulanten Behandlung und Nachsorge. Die medizinische und sozialmedizinische Versorgung der Menschen mit erworbenen Hirnverletzungen bedarf
dringend der Weiterentwicklung. Werkzeuge, Konzepte und das Sozialrecht gibt es schon – doch fehlende Umsetzung (und Finanzierung) führt zu Brüchen
in der Versorgung, unter denen die betroffenen Menschen leiden.
Die gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit erworbenen Schädelhirnverletzungen ist dringend erforderlich und vom Gesetzgeber vorgesehen. Doch
wie sieht die Lebensrealität der meisten Betroffenen tatsächlich aus – wie ist der gesetzlich verankerte Anspruch auf Teilhabe im Anschluss an die medizinische Rehabilitation nach erworbener Hirnschädigung umsetzbar? Beim 10. Nachsorgekongress waren alle zuständigen Berufsgruppen vor Ort: Vertreter
aus Politik, Medizin und Wissenschaft von Verbänden, Unfallkassen, Krankenkassen, der Deutschen Rentenversicherung, Beratungsstellen, Reha-Teams,
Berufsförderwerken, u.v.m., um gemeinsam Lösungsansätze für Schädelhirnverletzte Menschen zu erarbeiten.
„Auch für die Bundesregierung und für mich persönlich ist die
uneingeschränkte Teilhabe von Menschen mit
Behinderungen ein zentrales Ziel.“
Andrea Nahles,
Bundesministerin für Arbeit und Soziales
Quelle: BMAS/Knoll
„Ich galt nach meinem Unfall schon als austherapiert. Der Verein
„Zweites LEBEN e.V.“ finanzierte die weitere Reha in einem
Nachsorgezentrum. Meine Rehabilitation macht große Fortschritte.“
Julia Hierl (re.) in Begleitung von Maria Dotzler, Klinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg, Verein Zweites
LEBEN e.V., Regensburg
„Sport und Bewegung haben einen festen
Platz in der Rehabilitation.“
Thomas Härtel
Vizepräsident des Deutschen Behindertensportverbandes e.V.
National Paralympic Committee Germany,
Frechen
„Das zentrale Nervensystem, auch das geschädigte, ist prinzipiell
eine lernfähige Struktur und zu Leistungsverbesserung durch
Training sowie Kompensationsleistungen fähig.“
Prof. Dr. Claus-W. Wallesch
Vorsitzender der DGNR, Elzach
„Partizipation ist ‚da sein‘ und ‚dabei sein‘.“
PD Dr. Kristina Müller,
Chefärztin der Klinik für Neuropädiatrie,
St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch
„Teilhabe muss von Anfang an
das Ziel sein!“
Dr. rer. pol. Rolf Schmachtenberg
Bundesministerium für Arbeit und
Soziales (BMAS),
Leiter der Abteilung V: Teilhabe,
Belange behinderter Menschen,
Soziale Entschädigung,
Sozialhilfe, Berlin
GD #32 | GD vor Ort | 31
Zum Abschluss der Ergänzung zum Vertrag gemäß § 132a Abs. 2 SGB V
(ambulante Intensivversorgung) im Land Berlin und im Land Brandenburg
Die durch den bpa e.V. für seine Mitgliedsdienste verhandelte Ergänzung zum Vertrag gemäß § 132a Abs. 2 SGB V (zur
ambulanten Intensivversorgung) sorgte in den letzten Wochen
sowohl in der Pflegelandschaft als auch in der Fachpresse für
erhebliche Resonanz. Die Meldungen reichten über “kleine
Revolution in der Intensivpflege“ über „begrüßenswerter erster
Schritt in die richtige Richtung“ bis „erhebliche Nachbesserungsbedarfe hinsichtlich der vereinbarten Vergütung“.
Die Resonanz auf diesen Abschluss bundesweit erfreut und
überrascht zugleich.
Erfreulich ist, dass offenbar inzwischen die meisten Pflegedienste, die in der ambulanten Intensivpflege tätig sind bzw. zukünftig tätig werden wollen, zusätzliche Anforderungen z.B. an
das eingesetzte Personal ausdrücklich befürworten bzw. einhalten und nachweisen wollen. Eine einheitliche vertragliche Regelung mit allen Krankenkassen im jeweiligen Bundesland wird
dazu derzeit aufgrund der gesetzlichen Lage als richtiges Mittel
bewertet. Denn nach überwiegender Auffassung entstehe durch
einheitliche (höhere) Standards mehr Sicherheit und Verlässlichkeit für die Kunden und auch für die Pflegedienste. Überraschend ist die große Resonanz auf die Ergänzung deshalb, weil
relativ ähnliche (zusätzliche) inhaltliche Anforderungen an die
ambulante Intensivpflege seit Jahren in einigen Bundesländern
von den Krankenkassen gefordert bzw. mit den Pflegediensten
in der Intensivversorgung auch einzeln schon vertraglich vereinbart wurden (z.B. ARGE der Krankenkassen im Bayern, die
im Übrigen in ihrer Zusatzvereinbarung zur ambulanten Intensivpflege seit 2010 eine durchschnittliche Vergütung unterhalb
von 28,00 € pro Stunde anbot, da in aktive Behandlungspflege
à 31,50 €/h und passive Behandlungspflege (Beobachtungszeiten) à 25,00 €/h unterschieden und die weit überwiegende Anzahl der täglich 24 Stunden ambulante Intensivversorgung der
passiven Behandlungspflege (Beobachtungszeiten) im Rahmen
der Kostenübernahme zuordnet wurde).
In Berlin und Brandenburg existierte bereits seit Mitte 2011 mit
der, durch die AOK NO an die Pflegedienste übersandte, sog.
Zusatzvereinbarung ein Vertragstext, in dem, in Anlehnung an
die Anforderungen aus der im Dezember 2009 veröffentlichten
S2-Leitlinie „Nichtinvasive und invasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz“, höhere
Anforderungen an die Leistungserbringer in der ambulanten
Intensivversorgung enthalten waren. Unter Einbeziehung der
praktischen und pflegefachlichen Erfahrungen ambulanter Intensivpflegedienste aus Berlin und Brandenburg wurden die
strukturellen und personellen (Zusatz-)Anforderungen an die
außerklinische Intensivversorgung in der Zusatzvereinbarung schließlich im Sommer 2013 mit den damals beteiligten
Krankenkassen, AOK NO und IKK Brandenburg und Berlin,
angepasst und geeint. Die Vereinbarung enthielt außerdem einen pauschalierten Stundensatz für die Versorgung im privaten
Haushalt in Höhe von 28,00 € bzw. in ambulanten Wohnformen
in Höhe von 15,00 €. Die Zusatzvereinbarung einschließlich der
dazu gehörigen Vergütung konnte von dem Pflegedienst, der die
zusätzlichen Anforderungen nachweisen konnte (und wollte),
beansprucht und bilateral mit der AOK NO und der IKK Brandenburg und Berlin vertraglich vereinbart werden, ohne dass
Kosten und/oder Versorgungs- und Gehaltsstrukturen individuell nachgewiesen werden mussten. Andere zugelassene ambulante Pflegedienste in Berlin und Brandenburg, die diese Zusatzvereinbarung nicht vereinbart haben, erbrachten (und erbringen
bis heute) Leistungen der ambulanten Intensivpflege weiterhin
ohne zusätzliche strukturelle und personelle Anforderungen zu
Stundensätzen zwischen 22,00 € bis 25,00 € im privaten Haushalt bzw. 8,80 € und 12,00 € in ambulanten Wohnformen; die
Krankenkassen haben allerdings angekündigt, die nunmehr in
der Ergänzung zum Vertrag gemäß § 132a Abs. 2 SGB V vereinbarten zusätzlichen strukturellen und inhaltlichen Anforderungen zukünftig als Maßstab an alle ambulanten Intensivversorger im Land Berlin und Brandenburg anzulegen. Zielsetzung
der Zusatzvereinbarung war bereits 2013, bilateral zwischen
Pflegedienst und AOK NO bzw. IKK Brandenburg und Berlin
zusätzliche Anforderungen für die Leistungserbringung in der
ambulanten Intensivpflege zu einem wirtschaftlich vertretbaren
Preis zu vereinbaren. Die nunmehr zum 01. Januar 2016 durch
den bpa für seine Mitgliedsdienste verhandelte Ergänzung zum
Vertrag nach § 132a Abs. 2 SGB V für Leistungen mit hohem
intensivem behandlungspflegerischem Aufwand (ambulante Intensivversorgung) hat die sog. Zusatzvereinbarung aufgegriffen
und deren Inhalte, aufgrund der praktischen Erfahrungen bei
deren Umsetzung in den letzten 2 Jahren, in dem neuen Vertragstext zum Teil angepasst bzw. modifiziert (z.B. eine hauptberufliche Tätigkeit wird bereits bei einem Wochenstundenumfang von 19,5 h angenommen).
Der große Vorteil der neuen Ergänzung zum Vertrag nach
§ 132a Abs. 2 SGB V besteht in einer Vereinheitlichung von zusätzlichen Qualitätsanforderungen für den größten Teil der ambulanten Pflegedienste, die in der ambulanten Intensivversorgung in Berlin und Brandenburg tätig sind, mit allen beteiligten
Krankenkassen. Mit diesem vertraglichen Abschluss wird ein
– von vielen Akteuren und Fachleuten – seit Jahren geforderter
Weg der vereinheitlichten Strukturbildung bzw. Vereinbarung
von erhöhten Leistungs- und Qualitätsstandards in der ambulante Intensivpflege eingeschlagen, der richtungsweisend sein
und kurzfristig sicher auch in anderen Bundesländern die Verhandlungen und die inhaltliche Vertragsgestaltung bestimmen
wird. Denn durch die Ergänzung sind beliebige bzw. die zum
Teil nur sehr niedrigeren Anforderungen an die ambulante Leistungserbringung entsprechend der Zulassung nach § 132a Abs.
2 SGB V (z.B. Erlaubnis des Einsatzes von Pflegehilfskräften in
der Behandlungspflege) für die ambulante Intensivpflege ausgeschlossen.
Wie dargelegt, war und ist die Resonanz der Fachpresse und der
ambulanten (Intensiv-)Pflegeszene erheblich. Die Rückmeldungen zu den Inhalten der Ergänzung sind bislang überwiegend positiv. Kontrovers bzw. kritisch werden zum einen die
Prüfungsbefugnisse der Krankenkassen diskutiert. Es besteht
die Sorge, ob bzw. wie die Einhaltung der vertraglich vereinbarten zusätzlichen Vorgaben durch die Kassen nachgehalten
bzw. überprüft werden. Konkret geht es insofern um die Be-
GD #32 | Sozialrecht | 32
fürchtung, dass die Kostenträger die ihnen (zum großen Teil bereits aufgrund der Verträge nach § 132a Abs. 2 SGB V) eingeräumten Prüfungsbefugnisse auch zukünftig nicht ausreichend
wahrnehmen werden.
Aufgrund des Umstandes, dass die Krankenkassen in den letzten Jahren eine erhebliche (und weiter steigende) Anzahl von
intensivpflegebedürftigen Versicherten zu versorgen (und deren
Versorgung zu bezahlen) haben, und aufgrund von negativen
Erfahrungen aus der Praxis (z.B. ambulante Intensivversorgung
durch 1 Pflegefachkraft für 12 Versicherte, die jeweils ärztliche Verordnungen über „24 Stunden täglich spezielle Krankenbeobachtung mit jederzeitiger Interventionsbereitschaft“
haben) ist zu erwarten (und zu hoffen), dass sie zukünftig ihre
Kontrollbefugnisse effizienter ausüben werden, wenn ihnen
derartige Zustände bekannt werden. Zum anderen wird die
Besorgnis geäußert, dass die von dem Abschluss in Berlin und
Brandenburg ausgehende Signalwirkung bundesweit dergestalt
sein könnte, dass die Krankenkassen nicht nur die zusätzlichen
inhaltlichen Vorgaben zur Erbringung von Leistungen der ambulanten Intensivpflege heranziehen, sondern auch die Höhe
der vereinbarten pauschalen Vergütung (30,00 € /h bzw. 30,60 €
(Versorgung im privaten Haushalt) bzw. 16,10 €/h bzw. 16,42 €
(ambulante Wohnformen)). Diese Befürchtung teilt die Autorin
ausdrücklich nicht. Insofern ist zunächst darauf hinzuweisen,
dass Ausgangsbasis der (Vergütungs-)Verhandlungen in Berlin
und Brandenburg Stundensätze i.H.v. 8,80 € bzw. 9,60 € (ambulante Wohnformen) und 22,00 bis 24,00 € (privater Haushalt)
pro Stunde waren. Die nun verhandelten Pauschalpreise, die
durch den Pflegedienst aufgrund des Nachweises der Erfüllung
der zusätzlichen personellen Anforderungen, aber ohne individuelle Vergütungsverhandlung, vereinbart werden können,
stellen damit eine erhebliche Vergütungssteigerung dar. Dementsprechend sind auch eine Großzahl der ambulanten Pflegedienste in Berlin und Brandenburg sehr an dem Abschluss der
Ergänzung zum Vertrag nach § 132a Abs. 2 SGB V interessiert
bzw. haben diese bereits abgeschlossen.
Daneben sind, auch in Berlin und Brandenburg, weiterhin,
durch den einzelnen Pflegedienst zu führende, individuelle
Vergütungsverhandlungen möglich, die zu einem Vertragsabschluss oberhalb der vereinbarten pauschalen Stundensätze
führen können.
Auch ambulante Pflegedienste aus diversen anderen Bundesländern haben inzwischen angefragt, ob sie die Ergänzung
zum Vertrag nach § 132a Abs. 2 SGB V zugesandt bekommen
können bzw. ob die dort vereinbarten Inhalte einschließlich der
vereinbarten Vergütung auch in ihrem Bundesland Gültigkeit
haben. Dies ist nicht der Fall. Der Abschluss wird aber sicher
in vielen anderen Bundesländern inhaltlich die Verhandlungen
und die Vertragsgestaltung beeinflussen. Hinsichtlich von zu
vereinbarenden Stundensätzen müssen sich indessen alle Verhandlungsparteien - und zwar sowohl die Krankenkassen als
auch die Leistungserbringer - die Mühe machen, ausgehend
von den derzeit per Einzelfallentscheidung ausgereichten Stundensätzen im jeweiligen Bundesland, eine Kalkulationsgrundlage zu erarbeiten, um ggfs. höhere pauschale Stundensätze zu
vereinbaren; eine Analogie zu den verhandelten Stundensätzen
aus Berlin und Brandenburg scheidet insofern aus. Denn den
vereinbarten pauschalen Stundensätzen in der Ergänzungsvereinbarung liegt insofern eine mit ambulanten Intensivpflegediensten aus Berlin und Brandenburg anhand ihrer Versorgungsstrukturen und Kosten erarbeitete (interne) Kalkulation
zu Grunde.
Diese faktische Beschränkung des Zugangs zum Markt der ambulanten Intensivversorgung wird seit Jahren bundesweit von
vielen namenhaften Akteuren gefordert, da inzwischen überwiegend Einigkeit darüber besteht, dass an die Erbringung von
Leistungen der ambulanten Intensivpflege zwingend zusätzliche, in Ergänzung zu den Zulassungsvoraussetzungen nach
§ 132a Abs. 2 SGB V, Anforderungen zu stellen sind, um eine
qualitativ hochwertige Versorgung der intensivpflegebedürftigen Kunden sicherzustellen. Da es eine bundesgesetzlich einheitliche Regelung zur ambulanten Intensivversorgung nicht
gibt, erscheint eine zumindest im jeweiligen Bundesland einheitliche vertragliche Regelung (bislang) dafür ein probates
Mittel.
Die Autorin erlaubt sich insofern allerdings den Hinweis, dass
die bisher noch in vielen Bundesländern bekannten bzw. bezahlten Preise in der ambulanten Intensivpflege nicht Ausfluss einer
echten Vergütungsverhandlung im Sinne der Rechtsprechung
des BSG aus dem Jahr 2009, sondern als Einzelfallentscheidung der einzelnen Krankenkasse zu bewerten sind. Einen Anspruch auf Fortgeltung oder Vertrauensschutz besteht insofern
für diese Stundensätze für die Zukunft nicht. Jeder Pflegedienst,
der Leistungen der ambulanten Intensivpflege anbietet bzw. zukünftig anbieten will, sollte sich daher kurzfristig mit seinen,
ihm entstehenden, Kosten bzw. der Kalkulation seines Stundensatzes für die ambulante Intensivversorgung auseinandersetzen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die kalkulierten Kosten bzw.
der errechnete Stundensatz ggfs. vor einer Schiedsperson plausibilisiert bzw. gerechtfertigt werden müssen, wenn die Krankenkasse ihn nicht akzeptiert.
Im Ergebnis stellt die abgeschlossene Ergänzung zum Vertrag
nach § 132a Abs. 2 SGB V höhere strukturelle und personelle
Anforderungen an die Pflegedienste, die Leistungen der ambulanten Intensivpflege im Land Berlin und im Land Brandenburg
erbringen wollen. Dadurch wird praktisch erreicht, dass nicht
mehr jeder zugelassene ambulante Pflegedienst auch Leistungen der ambulanten Intensivversorgung erbringen kann bzw.
abrechnen darf bzw. „ein ambulanter Intensivkunde in die normale ambulante Versorgung eingestreut wird, um den Pflegedienst insgesamt zu sanieren“. Vielmehr muss ein Pflegedienst
bestimmte Mindestanforderung erfüllen bzw. zusätzlich qualifiziertes Personal vorhalten bzw. einsetzen, um Leistungen der
ambulanten Intensivpflege zu erbringen.
Anja Hoffmann, LL.M. Eur.,
Landesbeauftragte bpa
Berlin-Brandenburg
GD #32 | Sozialrecht | 33
CASE MANAGEMENT bei einer Klientin mit Maskenbeatmung
(Teil 2)
Im Januar 2014 absolvierte Meike Grimm, Krankenschwester, Dipl. Sozialarbeiterin, Management für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen,
erfolgreich die Zertifizierte Weiterbildung nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) e.V. zum
Case Manager im Sozial- und Gesundheitswesen. Ihre Facharbeit anhand eines Fallbeispiels mit dem Titel „Casemanagement bei einer Klientin
mit Maskenbeatmung“ dürfen wir mit Genehmigung der Autorin an dieser Stelle veröffentlichen.
3. Betrachtung der Versorgungsproblematik, Intake
Vorab sei erwähnt, dass mittlerweile häufig Case Management angeboten wird, in der Durchführung aber die tatsächlichen Merkmale und Eigenschaften des Handlungskonzepts Case Management
nicht erfüllt werden. Es kann nicht richtig sein, dass Pflegestützpunkte und Überleitungsstellen ihre Arbeit Case Management
nennen, aber nicht über die entsprechende Ausbildung verfügen
und rein beratend tätig sind. Das systematische Vorgehen in den
Prozessschritten Identifikation, Assessment, Planung, Intervention,
Monitoring und Evaluation muss erfüllt werden, um es auch so zu
benennen. Ebenso müssen die Grundfunktionen des Case Managers beinhaltet sein: „Advocacy“, die anwaltschaftliche Funktion,
„Broker“, die vermittelnde Funktion und „Gate Keeper“, die selektierende Funktion.
Weitere Merkmale sind die Netzwerkarbeit, Netzwerkaufbau und
-pflege und die Beachtung des Empowerments. „Mit Empowerment bezeichnet man Strategien und Maßnahmen, die den Grad
an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen
oder Gemeinschaften erhöhen sollen und es ihnen ermöglichen,
ihre Interessen (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und
selbstbestimmt zu vertreten.“ (http://de.wikipedia.org/ wiki/Empowerment)
Der Patient muss im Vordergrund des Handlungskonzeptes stehen,
nicht die ausführende Organisation oder gesellschaftliche Interessen. Die betroffenen Menschen müssen freien Zugang zu Case Management Angeboten haben und wissen, an welche Stellen sie sich
wenden können, um die Leistung zu erhalten.
3.1. Identifikations-/Klärungsphase
Der erste Prozessschritt im Case Management, die Identifikationsphase, regelt die programmatischen Grundlagen.
Dies ist das „Outreach“, meint die Reichweite des Programms, den
„Access“, den Zugang zum Programm und behandelt die „Intake“Kriterien, die Aufnahme in das Programm. „Die Klärungsphase
beinhaltet die drei Schritte der Kontaktaufnahme, die Auswahl und
Überprüfung der Case-Management-Notwendigkeit sowie die Entscheidung und Vereinbarung für das Case Management: Access,
Case Finding und Intaking.“ (DGCC 2011, S. 15) In dieser Phase soll festgestellt werden, ob Case Management für die besondere
Problemsituation des Patienten sinnvoll, zweckmäßig und notwendig ist. Bei Aufnahme in das Programm muss eine verbindliche
Vereinbarung getroffen werden. Eine persönliche Beziehung zum
Klienten von Seiten des Durchführenden ist im Fallmanagement
Voraussetzung. Die Möglichkeiten der betroffenen Menschen zu
erfahren und zu nutzen ist richtungsweisend, nicht das Aufzeigen
ihrer Grenzen. Grundlagen für die Klientenorientierung sind die
Lebensweltnähe, die Mehrdimensionalität des Menschen und die
Ressourcenorientierung. (Eichler, Folie 6,10)
3.2. Fallbeispiel
Bezogen auf das Fallbeispiel hatten Frau B. und Herr K. die Information, dass sie bei Problemen bezüglich der Beatmungsdurchführung und des Krankheitsverlaufs Kontakt zu mir aufnehmen
können und wir dann gemeinsam nach Lösungen suchen. Diverse
Hausbesuche hatten zuvor bei kleineren Schwierigkeiten und Informationsbedarf stattgefunden. Hierbei wurde auch schon im Vorfeld eine persönliche Beziehung aufgebaut. Das schon bestehende
Vertrauensverhältnis war sicherlich für den weiteren Verlauf von
Bedeutung und hat die Zusammenarbeit unterstützt.
In der Zeit, als Frau B. die Beatmung fast dauerhaft nutzen musste und die Maskenprobleme auftauchten, wurde in dem zuletzt
beschriebenen Gespräch schon klar, dass die Versorgung der Patientin zu Hause mit den vorhandenen Mitteln nicht mehr sicher
und zur Zufriedenheit der Betroffen durchführbar war. Eher stand
durch die Verletzung des Nasenrückens die lebensnotwendige Beatmungsdurchführung in Frage, da eine weitere Nutzung der Beatmungsmaske auf Grund der Verletzung und Schmerzen bald nicht
mehr möglich gewesen wäre. Dieser Zeitpunkt ist durchaus mit einer Form des Screenings einzustufen.
Diese aktuelle Situation der Patientin habe ich mit der behandelnden Ärztin der Beatmungsklinik besprochen, die mich in meinem
Vorgehen bestärkte. “Die Klärungsphase … kann sogar vor der
ersten Beziehungsaufnahme zum Adressaten-/Klientensystem erfolgen, indem mit anderen Fachpersonen das Vorhandensein einer
CM-Identifikation abgesprochen wird. (DGCC 2011, S. 15)
Klare Intakekriterien wurden dann erfüllt, als Herr K. am Folgetag
anrief und mitteilte, dass die Hausärztin vor Ort war, zwar jemanden zur Wundversorgung schicken wolle, sich aber nicht zuständig
fühle, die Verordnungen für eine individuelle Beatmungsmaske
und ein Zweitgerät auszustellen. Auf Wunsch würde sie aber eine
Krankenhauseinweisung ausstellen, dort wäre schließlich die Therapie auch eingeleitet worden. Herr K. klang recht verzweifelt und
hilflos und konnte dies auch benennen. Weiter berichtete er, Frau
K. weine viel, würde aber eine Krankenhauseinweisung keinesfalls
wollen, da sie sicher sei, von dort nicht mehr nach Hause zu kommen. Frau K. war zu diesem Zeitpunkt auf Grund des fortgeschrittenen Krankheitsverlaufs nicht mehr in der Lage, selber zu telefonieren und verständlich zu sprechen. Kurze Informationen waren
mit Blickkontakt und Lippenablesen, mit schwacher Stimme, möglich. Herr K. bat mich im Namen seiner Lebensgefährtin, bei der
Bewältigung der Situation unterstützend tätig zu sein. Ich bot ihm
meine Unterstützung im Rahmen eines Case Managements an und
verabredete ein gemeinsames Treffen mit Frau B. und Herrn K. am
folgenden Tag. Kurze Zeit später rief mich die Tochter an um mitzuteilen, dass sie am Gespräch teilnehmen würde. Bezüglich des aktuellen Problems möchte sie sich einbringen und vorab am nächsten Morgen die Hausärztin in der Praxis aufsuchen, und als Tochter
noch einmal um die Ausstellung der Maskenverordnungen bitten.
GD #32 | Case Management | 34
3.3. Intakekriterien
Laut DGCC ist Case Management auf der Einzelfallebene indiziert,
wenn Eigenhilfe und informelle Hilfe nicht ausreichen (DGCC
2011, S.11), eine komplexe Bedarfslage vorliegt, die Beteiligung
verschiedener Leistungsanbieter aufeinander abgestimmt werden
muss (Welfare Mix), der Regelversorgungspfad im Einzelfall nicht
greift, die Ressourcen der Betroffenen nicht ausreichen, um die Situation eigenständig zu bewältigen (Subsidiarität), und der Klient
seine Einwilligung zur Hilfe zum Case Management gibt. (DGCC
2011, S. 3)
Weitere allgemeine Intakekriterien, die für diesen Fall zutreffen,
sind: Psychologische Instabilität, Komplexität der Diagnose, Mobilitätseinschränkung/-behinderung, Probleme mit dem Schmerzmanagement, unklare und sektorenübergreifende Anspruchsvoraussetzungen, verschiedene involvierte Disziplinen/Leistungserbringer
und nahender Tod. (Inhester, O. 2013, 2.1 Folie 16)
Der Case Manager muss den Klienten über seine Aufgaben und
über seine Arbeitsweise aufklären. Definiert werden sollten dabei
auch die Rolle des durchführenden Case Managers und seine Hilfsmöglichkeiten. Hiermit kann der Case Manager geschützt werden,
damit er im Verlauf nicht mit weiteren Problemlagen außerhalb
seines Arbeitsfeldes konfrontiert wird, welche die Kriterien nicht
erfüllen. Möglich ist auch, dass eine schriftliche Vereinbarung bezüglich der Inhalte getroffen wird. (DGCC 2011, S. 16)
4. Konzeptentwicklung Case Management, Assessment
In diesem Kapitel wird erläutert, wie die Ziele, Aufgaben, Funktionen, Prozesse und die Vernetzung, sowie Kooperation und Koordination im Case Management erarbeitet werden. Dies geschieht
beim zweiten Prozessschritt, dem Assessment, einer ausführlichen
Beschreibung und Dokumentation der Versorgungs- und Lebenssituation mit seinen Ressourcen und Problemen sowie der Bedarfslage des Adressaten-/Klientensystems. Hier wird die Grundlage
für die Zielformulierung des Hilfeplans, der Auswahl und Planung
des Unterstützungsangebotes gebildet. (DGCC 2011, S.18). Kurzum fragt das Assessment nach dem: „Was ist eigentlich los!“ Als
objektives Verfahren müssen hier die individuelle Disposition, die
Bedürfnisse und der Bedarf sowie die Defizite und Stärken erfragt,
erfahren und erarbeitet werden, um eine professionelle Analyse zur
Situation des Betroffenen zu erstellen.
4.1. Individuelle Disposition
Es wird versucht, die objektive Lebenslage der/des Betroffenen
ganzheitlich zu erfassen. Gleichzeitig muss dies unter Berücksichtigung der momentanen Lebenssituation geschehen, nur so kann
mit den Beteiligten die Lebenslage entsprechend erörtert werden.
Die subjektive und objektive Lebenslage einer Person beinhaltet
vier Dimensionen: äußere Situation – Umwelt, innere Situation –
Innenwelt, Biographie – Lebensgeschichte und den Lebensentwurf
als Perspektive. (Wendt 2010, S. 142)
Die Erarbeitung dieser sich überschneidenden Inhalte führt zu einer umfassenden, ganzheitlichen Informationssammlung, die dann
zu analysieren ist, um einzelne Probleme, Stärken, Schwächen,
Beziehungen und Abhängigkeiten zu identifizieren. Sie bildet eine
Grundlage für das Fallverstehen und die Ressourcenfindung. Die
Angaben sind für die Entwicklung des späteren Hilfeplans von Bedeutung. Verschiedene Instrumente wie z.B. Fragenkataloge, Dokumentationsbögen, Interviewleitfäden wie auch Geno- und Soziogramme können genutzt werden, um objektive Daten zu erheben.
Auch könnten hier die Kontextfaktoren des ICF zu Hilfe genommen werden.
„Gegebenheiten des gesamten Lebenshintergrundes einer Person
werden in der ICF Kontextfaktoren genannt. Kontextfaktoren setzen sich aus Umweltfaktoren und personenbezogenen Faktoren zusammen. Umweltfaktoren bilden die materielle, soziale und einstellungsbezogene Umwelt ab, in der Menschen leben und ihr Dasein
entfalten. Umweltfaktoren sind in der ICF klassifiziert. Personenbezogene Faktoren sind der besondere Hintergrund des Lebens und
der Lebensführung einer Person (ihre Eigenschaften und Attribute)
und umfassen Gegebenheiten des Individuums, die nicht Teil ihres
Gesundheitsproblems oder Gesundheitszustandes sind. Personenbezogene Faktoren sind in der ICF nicht klassifiziert“ (www.orthopaedie-regensburg.com/glossar).
Bezugnehmend auf mein Fallbeispiel waren mir schon einige dieser Informationen durch den bestehenden Kontakt zur Familie
bekannt. Lebensgeschichte, teilweise Außen- und Innenwelt als
auch die Vorstellung der weiteren Lebensgestaltung, bezogen auf
die fortschreitende Erkrankung, waren mir zum Teil vertraut. Die
familiären und sozialen Beziehungen und die Kontaktintensität
wurden in dem zum Assessment stattfindenden Gespräch erfragt
und beschrieben. Besonders auch das aktuelle Erleben der Situation bezüglich des momentanen, doch so merklich fortschreitenden
Krankheitsverlaufs war Thema. Beachtet werden sollte bei der Informationserhebung, dass nur die notwendigen Daten erfragt werden und bei dem Gespräch die individuelle persönliche Situation
des Klienten berücksichtigt wird.
4.2. Bedürfnisse und Bedarf
Hilfreich waren für mich die Leitfragen zum Thema „Versorgungsbedürfnisse und Problemlagen“. Durch strukturiertes Fragen und
entsprechende Dokumentation können die Aussagen zur Analyse
gut verglichen und verwertet werden. (Inhester (2013), CM_2, Folie 23)
Leitfragen
Versorgungsbedürfnisse und subjektive Präferenzen
• Was will der betroffene in der konkreten Situation und darüber
hinaus erreichen? (Explizite und Implizite Ziele)
• Was will seine Familie erreichen?
• Was sind Vorstellungen und Wünsche bezogen auf die
Versorgung?
Problem- und Bedarfslagen, Ressourcen und Potenziale
• Was benötigt der Betroffene für die Stabilisierung seiner
Situation aus professioneller Sicht?
• Welche konkreten Herausforderungen stellen sich ihm?
• Welche Unterstützung erhält und/oder benötigt er, um die
Situation zu bewältigen?
• Was kann er selbst zur Verbesserung seiner Situation tun?
(Inhester (2013), CM_2, Folie 23)
GD #32 | Case Management | 35
Am Beispiel von expliziten und impliziten Zielen will ich ein Bedürfnis aus dem Fallbeispiel anbringen.
Das Explizite persönliche Ziel von Frau B. ist, eine passende Maske zu
haben, mit welcher sie die Beatmung effektiver und stressfrei durchführen kann. Es beinhaltet die persönliche Vorgabe, keinesfalls ins
Krankenhaus zu gehen, um sich stationär behandeln zu lassen. Das
Implizite Ziel, das Versorgungsziel, welches sich aus der Konsequenz
der persönlichen Ziele und ebenso aus der objektiven professionellen Sicht des Case Managers zusammensetzt, fragt danach, welcher
Bedarf sich auf Grund dieser Ziele ergibt. Das Versorgungsziel ist
somit die Organisation der Verordnung für die notwendigen Hilfsmittel, die Beschaffung dieser und einer zufriedenstellenden medizinischen Versorgung ohne Krankenhauseinweisung.
4.3. Defizite und Stärken
Hier werden die Bewältigungserfordernisse deutlich, an welchen
Stellen sich der Klient selber einbringen oder sein soziales Umfeld
Aufgaben übernehmen kann, und wo Schnittstellen überwunden
und Netzwerke gebildet werden müssen. Persönliche, materielle
und finanzielle Ressourcen und das bestehende soziale Netz des
Klienten werden mit einbezogen.
- Welche Anforderungen sind mit der Organisation der Ausstellung
eines Rezeptes und der Beschaffung der Hilfsmittel verbunden?
- Welche Ressourcen kann Frau B. zur Zielerreichung einsetzen?
- Welche Ressourcen von Frau B. können genutzt, gefestigt und
(weiter) entwickelt werden?
- Welche Hilfen müssen durch ein System von außen bereitgestellt
werden, solche, die sie auch umsetzen und sinnvoll nutzen kann?
(Inhester, 2013, CM_2, Folie 32).
4.4. Fallanalyse
Am Ende des Assessments stehen die Situationsanalyse, die Netzwerkanalyse (primäre, sekundäre und tertiäre Netzwerke) und somit ein ganzheitliches Fallverstehen. Die im Rahmen des Assessments stattfindende Informationsbewertung, die Ergebnisse sollten
am besten mit den Betroffenen zusammen erarbeitet werden oder
ihnen in angemessener Weise mitgeteilt werden. Informationen
oder Durchführungskonsequenzen, die sich im Nachhinein ergeben, müssen ebenfalls kommuniziert werden. Je aktiver die Betroffenen an der Durchführung und an Entscheidungen beteiligt sind,
desto stärker sind das Interesse und der Einsatz zum Gelingen der
Situation sowie Tragen von Verantwortung.
4.5. Fallbeispiel
Das Gespräch mit Frau B., Herrn K. und der Tochter wurde im
Rahmen der Assessmentvorgaben geführt. Informationen wurden
ausgetauscht und die momentane Situation besprochen. Die Tochter konnte leider bei dem Hausarztbesuch die erhoffte Verordnung
nicht erhalten. Der Wunsch auf entsprechende Medikation bezüglich der doch schlechten Stimmungslage der Mutter in Bezug auf
das gewünschte und dokumentierte, palliative Umgehen mit der
Erkrankung wurde von der Ärztin mit der Begründung, sie sei
nicht zuständig, abgelehnt. Weiter wurde die steigende Belastung
der Pflegesituation thematisiert, Hilfe durch fremde Personen aber
weitgehend abgelehnt. Auch die von der Ärztin angestrebte Klinikeinweisung wurde mit ihren Vor- und Nachteilen angesprochen,
aber weiterhin überzeugt von Frau B. verneint. Inhalt des Gespräches war auch, dass zwar eine Patientenverfügung vorliege, diese
aber in Bezug auf die Beatmung und die Ablehnung invasiver Maßnahmen überarbeitet werden müsse.
Das Gespräch wurde dokumentiert und ein zeitnaher Termin am
Folgetag für die Besprechung des Hilfeplans verabredet. Die Wunde
der Patientin war mittlerweile von einer Arzthelferin mittels einer
Wundauflage versorgt worden. Hierdurch gestaltete sich die Beatmungssituation aber eher schwieriger, da die Abdichtung der vorhandenen Masken nun noch unzureichender war.
5. Planning, Hilfeplan
Der Hilfeplan ist Inhalt des dritten Case Management Prozessschrittes, in welchem die Versorgungsplanung unter Berücksichtigung
der Realisierbarkeit, der Überprüfbarkeit und eines angemessenen
Zeitrahmens erarbeitet wird. Im Hilfeplan selber werden dann diese Ziele schriftlich fixiert. Die Maßnahmen und Leistungen, die die
Grundlage zur Zielerreichung sind, sowie die durchführenden Verantwortlichen: Personen, Stellen, Organisationen oder Dienstleister, werden den Zielen und Aufgaben verbindlich zugeordnet. Auch
die zeitliche Komponente zur Zielerreichung wird geregelt.
„Wer macht was, wann und wie oft, wozu und wo, mit welchem
Ziel?“
5.1. Zielfindung
Nicht zu vergessen ist bei der Zielfindung, dass die am lautesten
erwähnten Probleme nicht die dringlichsten sein müssen. Oft ist
auch die benannte Ursache eines Symptoms nicht die Tatsächliche.
So muss der Case Manager die Befähigung haben, „hinter die Kulissen“ zu schauen.
Für mich zeigte sich dies im Fall von Frau B. auch so. Der mentale
Umgang mit der progressiven Erkrankung, den drohenden weiteren körperlichen Einschränkungen und der Belastung in der Pflege
stellten immer mehr ein Problem dar, gezeichnet von der Angst,
dass das eigene System auf lange Sicht nicht weiter aufrecht erhalten
werden kann und der Verbleib in der Wohnung unklar erschien.
Auch stellten sich Befindlichkeitsdifferenzen zwischen den Generationen dar, die ich als beidseitige Unsicherheit und Reglementierungsangst untereinander interpretierte. Meine Sichtweise zu
dieser Problematik habe ich selbstverständlich angemessen mit der
Familie besprochen und auch deren Zustimmung erhalten.
Eine Schwachstelle bei der Vorgehensweise der Zielerarbeitung von
Seiten der dazu Beauftragten stellt laut Prof. Dr. G. Barsch (Folie
25) die „Mangelnde Komponentenanalyse dar“: Es werden falsche
Probleme gelöst, weil die Beziehungen der Probleme untereinander
unklar sind. Es kommt zur Lösung falscher Probleme, zukünftige
Probleme finden keine Beachtung oder implizite Probleme werden
nicht berücksichtigt. Die Ursache sieht Barsch im „ad-hocismus“,
der Flucht, auf zufällig ergebende Nachrichten sofort zu reagieren/
sich ablenken und schwierige Probleme dafür fallen zu lassen. Auch
warnt sie vor der „Verkapselung“, dem Verbeissen in ein Detailthema, wobei der Gesamtüberblick aus den Augen verloren wird.
Im Fallbeispiel möchte ich zunächst nach Prof. Dr. G. Barsch in
Schwerpunkt-, Vorbereitungs-, und Erhaltungsziele unterscheiden,
die mir dabei helfen, die oben benannten Schwierigkeiten in der
Zielerarbeitung zu minimieren.
- Als Schwerpunktziel, dies ist der während der jeweiligen Phase
anzustrebende Schwerpunkt, sehe ich die Versorgung der Patientin
mit einer adäquaten Beatmungsmaske, die medizinische Behandlung des Nasenrückendekubitus und die Vermeidung eines Krankenhausaufenthaltes.
GD #32 | Case Management | 36
Hierdurch würde erst einmal die aktuelle Situation entspannt. Ständige Atemnot und Angst würden jegliche weitere Handlungs-, Planungs- und Entscheidungsfähigkeit der Patientin und ihres Partners massiv einschränken.
- Als Vorbereitungsziel, welches seinen Schwerpunkt auf spätere
Phasen legt, für die bereits Ansätze vorbereitet werden, formuliere
ich die Unterstützung von Frau B. und Herrn K. durch einen Hospizdienst, die häusliche Betreuung durch einen Palliativmediziner
und die Verordnung eines Ersatzbeatmungsgeräts sowie eine fundierte neurologische Medikamenteneinstellung.
- Als Erhaltungsziel, dessen Schwerpunkt es ist, frühere Phasen zu
sichern, sehe ich den Antrag auf Überprüfung der Pflegestufe und
die notwendige Unterstützung und Entlastung in der Pflege und im
Haushalt von Herrn K.
Als weitere Hilfe zur Zielformulierung kann das SMART-Modell
als Instrument genutzt werden. Das Akronym „SMART“ steht für:
Literaturverzeichnis
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http://www.zhaw.ch/fileadmin/user_upload/psychologie/Downloads/Bibliothek/Arbeiten/MA/
ma0083.pdf (Jan. 2014)
S: Spezifisch: Teilziele sollen aus den Zielen formuliert werden, dies
bedeutet, dass so konkret wie möglich Handlungen und Verhaltensweisen beschrieben werden, deren Ausführungen und Konsequenz beobachtet werden können. Zum Beispiel: Frau B. soll eine
adäquate Maske bekommen, damit die Beatmung effektiv und ohne
Schaden durchgeführt werden kann.
M: Messbar: Teilziele und Ziele sollen messbar sein. Dies bedeutet,
dass für die Erreichung der Ziele Indikatoren genannt werden, wo
ran der Klient sowie das CM die Zielerreichung erkennen kann.
Zum Beispiel: Effektive Maskenbeatmung, so oft wie nötig.
A: Akzeptabel: Die Zielformulierung muss akzeptabel sein, d.h.,
dass zwischen den Beteiligten ein Konsens bezüglich der Formulierung und der Zielerreichung besteht. Zum Beispiel: Frau B. soll
nicht zur stationären Versorgung in die Klinik.
R: Realistisch: Die Ziele sollen angemessen und realistisch sein, sie
müssen von den Beteiligten erreichbar sein und keine Überforderung darstellen. Zum Beispiel: Die Tochter kommt zweimal in der
Woche und übernimmt die Grundpflege oder die organisatorischen
Aufgaben.
T: Terminiert: Ziele und Teilziele werden in einen Zeitrahmen gesetzt. Bei Berücksichtigung aller genannten Kriterien der Zielformulierung sollte es in einem letzten Schritt möglich sein, den angegebenen Zeitpunkt der (Teil-) Zielerreichung konkret zu benennen.
Zum Beispiel: Ab dem nächsten Monat, auch in Form einer Durchführungskontrolle.
Meike Grimm
Fortsetzung in Heft 33
GD #32 | Case Management | 37
DGF verabschiedet Positionspapier und Weiterbildungsempfehlung für
die außerklinische Intensivpflege
Die Entwicklungen in Notfall- und Intensivmedizin führen dazu,
dass heute mehr Menschen
Erkrankungen
und UnfälDieschwerste
DGF ist die nationale
Interessenvertretung
der FachkrankenDer Teilnehmer/die Teilnehmerin schreibt einen Bericht
pflege. International ist sie Mitglied in der IFNA und der EfCCNa.
über: le überleben als noch vor Jahren.
Manche dieser Patienten blei• das behandelte Thema/die Situation: Was hat stattgeSie ist im Deutschen Pflegerat organisiert.
funden? Worin bestand das Problem, die Herausforben auch nach dem Krankenhausaufenthalt medizinisch-techderung?
• die Vorgehensweise: Wie ist der Teilnehmer vorgenisch
auf
intensive
gangen,
um das Thema
zu bearbeiten
(z. B. Internet, Unterstützung angewiesen. Der Bedarf an
Literaturrecherche, Gespräche führen)?
• mögliche
Lösungsansätze: Was
hat der Teilnehmer
spezieller
Krankenbeobachtung
und fachlich versierter Intensivherausgefunden? Wie bewertet er die Situation
heute? Welche Alternativen gibt es für kommende
pflege steigt – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Klinik.
Situationen?
bildung
Std.
en,
n-
eh-
gen
von
ld zu
sind
oder
ten,
on
den.
Paavo Blåfield
↗ Positionspapier
↗ Lehrplan und Struktur der Weiterbildung
• praktische Konsequenzen und eigene Lerneffekte:
Was folgt daraus?
Der Bericht umfasst drei bis sechs Seiten. Die Bildungseinrichtung stellt einen Leitfaden zur Erstellung des Berichts zur Verfügung. Diese Leistung wird mit einem Umfang von 20 Std. (Selbststudium) bewertet.
Für den zunehmend wichtiger werdenden Bereich der außerklinischen Intensivpflege verabschiedete der Vorstand der Deutschen
Gesellschaft
für Fachkrankenpflege (DGF) Kernkompetenz
aktuell der
einDGF ist die FördeHospitation
im Praxisfeld
der
rung der pflegerischen Aus-, Fort-, und
Intensivpflege (16 Std.)
Weiterbildung.
Positionspapier
und
eine
Weiterbildungsempfehlung.
Im
PosiIm Mittelpunkt aller Aktivitäten steht
Schwerpunkte:
• klinische und apparative Überwachung des atmungsdie zukunftsfähige und qualitätsorientionspapier sind personelle und strukturelle Anforderungen
für
beeinträchtigten oder beatmeten Menschen,
tierte Versorgung der Patienten.
• Pflegemaßnahmen bei atmungsbeeinträchtigten,
professionelle
Anbieter
ambulanter
Intensivpflege
definiert.
Die
tracheotomierten oder beatmeten Menschen.
Die Hospitation
findet der
auf einer Intensivstation
mit der
Frage
Mindestqualifikation
aller unmittelbar am Patienten
entsprechenden Patientenklientel statt. Der Hospitant
wird einem
geeigneten Mentor zugeteilt.
Der Mentor
arbeitenden
Pflegenden
beantwortet
die DGF mit der Veröffentwird über die Ziele der Hospitation informiert. Hospitant
und Mentor erhalten einen Leitfaden für die Hospitation.
Die DGF vertritt
FachkrankenDer Fokus
der DGF-Arbeit liegt in den
lichung eines Rahmenlehrplans
für dieeine
120-stündige
Weiterbilpflege in berufspolitischer und
hoch spezialisierten klinischen BereiModulabschlussprüfung und
fachlicher HinsichtPflegeausbildung
in der Gremichen
der Intensivpflege, Onkologie,
dung,
die
zusätzlich
zur
3-jährigen
absolviert
Reflexion (4 Std.)
en-, Beirats- und AusschussarAnästhesie, OP-Pflege/Endoskopie,
beit. Schwerpunkt ist hierbei die
Nephrologie/Dialyse und Kardiologie.
Die Weiterbildung
wird mit
einer 90-minütigen, schriftwerden
soll.
Weiterentwicklung eigenständiger
lichen Klausurarbeit abgeschlossen. Die Weiterbildung
wird schriftlich evaluiert und abschließend mündlich reflektiert.
!
AMBULANTE INTENSIVPFLEGE
pflegerischer Kompetenzen der
Fachkrankenpflege im Rahmen
integrativer interdisziplinärer Ver„Ohne qualifizierte Weiterversorgung
mit außerklinischer InZertifikat
sorgungskonzepte der stationären Therapie und Pflege.
Die Bildungseinrichtung vergibt ein Zeugnis über die betensivpflege
wäre
für
viele
Patienten
ein
Leben außerhalb des
standene Abschlussprüfung und ein Zertifikat über die
erfolgreiche Absolvierung der Weiterbildung (WeiterbilKrankenhauses
nicht
möglich. Zur Qualitätssicherung können
dungsnachweis),
auf dem die Inhalte (Theorie,
Selbststudium, Hospitation) einschließlich der Stundenzahl beBildungsanbieter
das Rahmencurriculum der DGF kostenlos verscheinigt
werden.
Die maximal zulässige Fehlzeit im Bereich „Unterricht/
Theorie“
und „Hospitation“und
beträgt jeweils
10 %.Weiterbildungsmaßnahme nach der DGF Empwenden
ihre
Die Übereinstimmung mit dem Rahmenlehrplan der DGF
fehlung konzipieren“, so Lothar Ullrich, 1. Vorsitzender der DGF.
wird auf dem Zertifikat vermerkt. Bildungseinrichtungen
können sich diesbezüglich an die Geschäftsstelle wenden.
Kontaktdaten s. Rückseite.
DGF Geschäftsstelle
Alt-Moabit 91
D-10559 Berlin
Tel: 030 3974 5935
www.dgf-online.de/wp-content/uploads/[email protected] www.dgf-online.de
pier-und-Rahmenlehrplan-AMBULANTE-INTENSIVPFLEGE.pdf
Die DGF ist die nationale Interessenvertretung der Fachkrankenpflege. Sie vertritt die Fachkrankenpflege in berufspolitischer
und fachlicher Hinsicht in der Gremien-, Beirats- und Ausschussarbeit. Schwerpunkt ist hierbei die Weiterentwicklung eigenständiger pflegerischer Kompetenzen der Fachkrankenpflege im
Rahmen integrativer interdisziplinärer Versorgungskonzepte der
stationären Therapie und Pflege. Die DGF ist im Deutschen Pflegerat organisiert. International ist die DGF Mitglied in der IFNA
und der EfCCNa. Mehr unter www.dgf-online.de
Lothar Ullrich
1. Vorsitzender
Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege
und Funktionsdienste e.V.
Am 11. Juni 2016 veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für
Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. den [FAOPI
| Berlin 2016] im CineStar Berlin – CUBIX am Alexanderplatz,
einem Großkino. Es werden wieder aktuelle Themen aus den Arbeitsfeldern der Intensivpflege, der Anästhesie und dem Operationsdienst auf hohem Niveau geboten. Zum Beispiel wird Peter
Nydahl, Pflegeforschung, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, über Frühmobilisation und Gehen mit beatmeten Patienten referieren, Thijs Tollenaar, Intensivkrankenpfleger, Radboud University Medical Center Nijmegen, zum Thema
„Pack die Badehose ein – Intensivpatienten in den Niederlanden gehen schwimmen“. In einem „Update Beatmung“ spricht
Dr. Simone Rosseau, Oberärztin der Medizinischen Klinik m.S.
Infektiologie und Pneumologie, Charité Zentrum für außerklinische Beatmung und Sauerstofftherapie – CABS, Charité – Universitätsmedizin Berlin, über Prolongiertes Weaning, und um
Dysphagie bei langzeitbeatmeten Patienten geht es im Vortrag
von Melanie Engel, Fachkrankenschwester für Anästhesie und
Intensivmedizin, Praxisanleiterin, Charité – Universitätsmedizin
Berlin.
>>Mehr unter unter www.faopi.de
GD #32 | Pflege | 38
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GD #32 | Pflege | 40
Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 26. Februar 2016 gefordert, die Vereinheitlichung
der Pflegeausbildung um ein Jahr zu verschieben. Damit könnte die neue Ausbildung
nicht vor dem 1. Januar 2019 starten. Die Diskussion geht also weiter!
Reform der Pflegeausbildung stoppen und nachbessern
Elisabeth Scharfenberg, MdB, Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik, fordert ein Moratorium, bis die Fehler im jetzigen Gesetzentwurf behoben sind. Allen Bedenken zum Trotz
verfolgt die Bundesregierung stur ihren Kurs: Das Gesetzgebungsverfahren soll durchgezogen werden. Gemeinsam mit dem Chef des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, verkünden Minister Hermann Gröhe und der Pflegebeauftragte Karl-Josef Laumann
die alten, falschen Argumente als den Willen der Pflegekräfte. Dabei nehmen sie es mit
den Fakten nicht allzu genau. Denn die offizielle Meinung eines Verbandes ist nicht automatisch die Meinung seiner Mitglieder. Einige, wenn auch längst nicht alle, Krankenpflegekräfte wollen die reine Generalistik, denn sie wird der Krankenpflege Zulauf bringen.
Der Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland und der Deutsche Berufsverband
für Altenpflege lehnen den Gesetzentwurf in seiner derzeitigen Form ab. Beide haben
das grüne Moratorium zur Aussetzung des Gesetzgebungsverfahrens unterzeichnet.
Gleiches gilt für die Wohlfahrtsverbände, deren Bundesverbände sich für die Generalistik aussprechen, in den Landes- und Bezirksverbänden jedoch, vor Ort, wo das Gesetz
umgesetzt werden muss, gibt es viel Widerspruch. Das Gesetzgebungsverfahren war von
Beginn an intransparent. Die Betroffenen, die das Gesetz umsetzen müssen, wurden nicht
einbezogen. Bei den Anhörungen zum Referentenentwurf wurde den Verbänden und den
Ländern brüsk verkündet, dass nichts mehr geändert wird. Die Zahlen zur Finanzierung
beruhen auf einem veralteten Gutachten. Die Verordnung mit den Ausbildungsinhalten
wird nun doch nicht rechtzeitig vorgelegt und die Bundesregierung wollte uns auf Anfrage
auch nicht mitteilen, wer an der Erstellung dieser Verordnung eigentlich beteiligt ist. Eine
Reform der Pflegeausbildung ist ohne Zweifel notwendig, doch dieses Gesetz wird weder
die Attraktivität des Pflegeberufs verbessern, noch zu mehr Ausbildungsplätzen führen.
Darum muss das Gesetzgebungsverfahren gestoppt werden, bis die Fehler behoben sind.
Quelle: www.gruene-bundestag.de
Elisabeth Scharfenberg, MdB (Bündnis 90/ Die Grünen)
Sprecherin für Pflege und Altenpolitik
Reform der Pflegeausbildung
Die Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) in Nordrhein-Westfalen und die Grünen-Abgeordnete Elisabeth Scharfenberg, MdB,
verlangen ein Moratorium bei der Ausbildungsreform der Pflegeberufe. Dieser Aufruf hat inzwischen viele Unterstützer.
GD: Herr Brambring, Sie sind staatlich geprüfter Krankenpfleger. Was halten Sie von der geplanten Reform der Pflegeausbildung und der
Zusammenführung der Kinderkranken-, Alten- und Krankenpflege?
Jörg Brambring: Ich habe tagtäglich mit unseren Pflegekräften zu tun und erlebe sie in ihrer Arbeit. Aus dieser Erfahrung heraus halte ich eine
integrierte Pflegeausbildung – also eine gemeinsame Grundausbildung von (1,5-2 Jahren) und anschließender Spezialisierung mit entsprechendem Abschluss – für den besseren Weg. Wer in der außerklinischen Intensivversorgung tätig ist, muss dann noch eine weitere spezialisierte
Weiterqualifizierung durchlaufen, um überhaupt selbstverantwortlich bei unseren außerklinisch beatmeten Klienten arbeiten zu dürfen.
GD: Es wird betont, dass der Pflegeberuf durch die Reform aufgewertet würde …
Jörg Brambring: Natürlich bin ich für eine Aufwertung, gerade auch der Menschen, die in der Altenpflege arbeiten. Denn sie leisten wirklich
hervorragende Arbeit, inzwischen auch in der außerklinischen Intensivpflege. Aber diese Aufwertung muss zuallererst in den Köpfen passieren!
Ich erlebe bei uns hochmotivierte Altenpfleger/innen, die sich nach ihrer Weiterqualifizierung zur „Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung
/ DIGAB" in der außerklinischen Intensivversorgung sehr wohl fühlen.
GD: Ein Argument ist, dass die generalistische Pflegeausbildung auch dazu beitragen wird, die Unterschiede in der Bezahlung in der Kranken- und
Altenpflege aufzuheben.
Jörg Brambring: In unserem Unternehmen gibt es im Bezug auf die Grundausbildung auch ohne die generalistische Pflegeausbildung keine
Unterschiede in der Bezahlung. Dieser Aspekt des Reformvorhabens wird zwar ständig betont, liegt aber meiner Meinung nach mehr am guten
Willen der Arbeitgeber.
GD: Hat die Reform der Pflegeausbildung Vorteile für die außerklinische Intensivpflege?
Jörg Brambring: Nein. Ich halte den enormen Kosten- und Reformaufwand für verfehlt und würde lieber direkt in die Gewinnung von Fachkräften investieren. Diese suchen wir händeringend. Für mich wäre es wichtiger, die Durchlässigkeit zu erhöhen, indem mehr Altenpflegekräfte
auch in Krankenhäusern und Krankenpflegekräfte in Pflegeheimen eingesetzt werden. Wir haben schon den Anfang damit gemacht und ich
kann nur sagen: die heutigen Altenpflegekräfte werden gut ausgebildet. Wichtig ist, dass sie gut angeleitet, eingearbeitet und weitergebildet
werden in ihrem jeweiligen Tätigeitsfeld.
GD: Herr Brambring, Sie sind also auch für ein Moratorium?
Jörg Brambring: Ja. Eine so umfassende Reform darf nicht mit der heißen Nadel gestrickt werden, sonst erleben wir in der Pflege etwas
Ähnliches wie beim Bachelor. Eine Ausbildung „light“ können wir in der Pflege nicht gebrauchen; sie nutzt keinem.
GD: Herr Brambring, wir danken Ihnen für das Gespräch.
GD #32 | Pflege | 41
Pflege braucht Praxis – Integrierte Ausbildung statt generalistischer Schmalspurausbildung
gängen in Pflegewissenschaften, Pflegemanagement oder Lehramt
ermöglichen. Das ist wichtig für eine gute Wissensbasis in der Pflege
und eröffnet Entwicklungs- und Aufstiegsperspektiven.
Aus unserer Sicht muss die Ausbildung unmittelbar die Berufsfähigkeit der Absolventinnen sicherstellen. Da der praktischen Ausbildung
in den Pflegeberufen eine besondere Bedeutung zukommt, müssen die betriebliche Anbindung und die Praxiseinsätze verbindlich
geregelt werden. Dazu gehören Ausbilderinnen und Ausbilder mit
berufspädagogischer Qualifikation für die praktische Ausbildung in
ausreichender Anzahl. Bundeseinheitliche, verbindliche Vorgaben
zum Umfang der Praxisanleitung sind vorzusehen. Es sind keine Praxiseinsätze unter vier Wochen anzusetzen. Mindestens zehn Prozent
der praktischen Ausbildungszeit sollen durch Praxisanleiterinnen und
-anleiter gemeinsam mit den Auszubildenden durch geplante und
strukturierte Anleitungssituationen stattfinden. Auszubildende sind
nicht auf Planstellen anzurechnen, damit die Ausbildung im Mittelpunkt steht.
Qualitätsstandards sind durch verbindliche Rahmenlehrpläne und
Rahmenausbildungspläne analog zum Berufsbildungsgesetz (BBiG)
zu entwickeln, damit eine gut strukturierte und überprüfbare Ausbildung durchgeführt werden kann. Dies umfasst eine Ausbildungsordnung, die Fertigkeiten und Kenntnisse festlegt, die Gegenstand
der Berufsausbildung sind (Ausbildungsberufsbild), eine Anleitung
zur sachlichen und zeitlichen Gliederung der Fertigkeiten und Kenntnisse (Ausbildungsrahmenplan) sowie eine Prüfungsordnung. Die
Fachkommissionen zur Entwicklung der Ausbildungspläne, der
Ausbildungs- und Prüfungsordnung sollen sich wie bei den Ausbildungsberufen nach dem BBiG paritätisch von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden zusammensetzen, die Berufsverbände sind
einzubeziehen.
Auch die Qualität der theoretischen Ausbildung muss gewährleistet
sein. Dazu ist ein verbindliches Verhältnis von Lehrkräften zu Auszubildenden von 1 zu 15 zu schaffen. Lehrkräfte an Pflegeschulen sind
den Lehrkräften der anderen berufsbildenden Schulen gleichzustellen. Unter Wahrung des Vertrauensschutzes der vorhandenen Lehrkräfte sind Pflegelehrerinnen und Pflegelehrer mit einem abgeschlossenen pflegepädagogischen Hochschulabschluss auf Masterniveau
bzw. den an Berufsschulen üblichen Abschlüssen und Qualifikationen
einzusetzen.
Wir werden unsere Position im Gesetzgebungsverfahren und in der
Öffentlichkeit vertreten. Dennoch befürchten viele, dass die Bundesregierung ihr Vorhaben durchzieht. Schon im Vorfeld wurde massiv
Druck auf die Verbände, aber auch auf kritische Stimmen innerhalb
der eigenen Reihen ausgeübt. Aktuell ist nun aber auch laute Kritik
vom Bundesrat gekommen. Die Länder fordern sogar, vor dem Hintergrund der vielen offenen Baustellen – die noch nicht vorliegende
Ausbildungs- und Prüfungsverordnung zum Beispiel – die Vereinheitlichung der Pflegeausbildung um ein Jahr zu verschieben. Das würde
Spielraum schaffen, unsere Vorschläge weiterhin in der Debatte stark
zu machen.
Pia Zimmermann, MdB, Fraktion
DIE LINKE, Mitglied im Ausschuss
für Gesundheit des Deutschen
Bundestages
Harald Weinberg, MdB, Fraktion
DIE LINKE, Mitglied im Ausschuss
für Gesundheit des Deutschen
Bundestages
Fotos: DIE LINKE im Bundestag
AUTOREN
Das von der Bundesregierung geplante Pflegeberufsgesetz steht massiv
in der Kritik. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden Mängel kritisiert, wird Gründlichkeit vermisst oder die generalistische Ausbildung
als solche abgelehnt. Die Bundesregierung hält trotz aller Kritik von Gewerkschaften, Pflegeverbänden und Bundesrat weiter an ihren Plänen
zur Zusammenführung der bisherigen Ausbildungszweige – Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege – zu
einer einheitlichen Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann
fest. Klar ist: die Ausbildung der Pflegeberufe muss weiterentwickelt
werden. Die Frage ist, wie.
Die Anforderungen an die Pflegeberufe haben sich verändert. Die vollständige Trennung in Altenpflege, Gesundheitskrankenpflege und (Kinder-) und Säuglingskrankenpflege entspricht nicht mehr dem Stand der
Pflegewissenschaften. Pflegerische Kernkompetenzen lassen sich nicht
aufgrund des Alters der zu Pflegenden unterscheiden. Die Zusammenlegung der Ausbildungen ergibt also durchaus Sinn. Sie darf aber nicht zu
einer Schmalspurausbildung auf Kosten der Qualität der Pflege werden.
Von der generalistischen Ausbildung, wie sie Union und SPD anvisieren,
hätten ausschließlich die Arbeitgeber Vorteile: Diese könnten die generalistischen Pflegefachkräfte in unterschiedlichen Bereichen nach ihrem
Gusto flexibel einsetzen. Die Qualität der Pflege und die Ansprüche der
Pflegefachkräfte an ihre eigene Arbeit blieben auf der Strecke. Eine generalistische Ausbildung widerspricht zudem den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes. Der schulische Charakter wird überbetont und
geht zu Lasten der betrieblichen Ausbildung. Die spezifischen Qualifikationen der einzelnen Bereiche drohen verloren zu gehen, vor allem
in der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege. Und das widerspricht
grundlegend den angestrebten Bemühungen, um die dringend benötigte Aufwertung dieser Berufsstände.
Ein gewisser Grad an Spezialisierung bleibt also weiterhin nötig. Bei der
Pflege von Kindern oder älteren Menschen sind andere Fachkenntnisse
erforderlich als bei der pflegerischen Versorgung nach einem Unfall. Eine
Reform der Pflegeausbildung muss eine gute Versorgung der Patientinnen und Patienten und Pflegebedürftigen gewährleisten und gleichzeitig die Pflegeberufe attraktiver machen. Dabei darf der Arbeitsmarkt
nicht ignoriert werden, da im Krankenhaus andere Spezialisierungen
gefragt sind als in der Altenpflege. Auf der anderen Seite ist vor allem in
der Altenpflege eine Aufwertung der Tätigkeit der Fachkräfte nötig. Das
muss sich in der Qualifikation und der Vergütung niederschlagen.
DIE LINKE fordert die Integration der Pflegeberufe zu einer dreijährigen dualen Ausbildung mit unterschiedlichen Abschlüssen in Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege. Im
Anschluss an die zweijährige Grundausbildung soll sich eine einjährige
Schwerpunktsetzung anschließen. Den Wildwuchs der Pflegeassistenzberufe und der zusätzlichen Qualifikationsstufen in der Pflege lehnen
wir ab, weil er sich negativ auf die Qualität der Pflege auswirkt. Eine
solche „Taylorisierung“ der Pflege führt dazu, dass akademisch ausgebildete Fachkräfte die Pflege planen, strukturieren und beaufsichtigen,
während Pflegehelferinnen und -helfer die Pflege am Menschen ausführen. Hier steht eine ökonomische Sichtweise im Vordergrund. Die Pflege
wird dabei aus ihrem sozialen und persönlichen Zusammenhang herausgelöst. DIE LINKE meint dagegen, dass Pflege in allen Bereichen gut
sein muss. Kurzausbildungen bieten keine attraktiven Berufsperspektiven und schaffen keine Durchlässigkeit zu höheren Qualifikationsstufen.
Deswegen soll der Zugang zu den Pflegeberufen auch künftig über eine
dreijährige Berufsausbildung erfolgen mit 10 Jahre allgemeiner Schulbildung als Voraussetzung. Wichtig ist, die Betriebe in ihrer Ausbildungsverantwortung zu stärken.
Ein betrieblich-arbeitsrechtlich ausgestaltetes Ausbildungsverhältnis
stellt im Unterschied zu einer schulischen oder hochschulischen Ausbildung die Anwendung arbeitsrechtlicher Schutzbestimmungen sicher
sowie die gesetzlichen und tariflichen Mitwirkungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten. Die Finanzierung über eine Ausbildungsumlage
ermöglicht eine gebührenfreie und qualifizierte Ausbildung. Dabei ist
für die Altenpflege sicherzustellen, dass Menschen mit Pflegebedarf
und ihre Angehörigen nicht weiter belastet werden. Deshalb muss vom
Teilkostenprinzip abgewichen und die Ausbildung zu 100 Prozent finanziert werden. Um Durchlässigkeit im Bildungssystem zu gewährleisten,
soll die dreijährige Pflegeausbildung den Zugang zu Hochschulstudien-
DZH: Mehr für die Intensivpflege
Die DZH (Dienstleistungszentrale für Heil- und Hilfsmittelanbieter GmbH), ist eines der führenden deutschen Abrechnungshäuser im deutschen Gesundheitswesen – und eines der
traditionsreichsten. Bereits seit sieben Jahrzehnten garantiert
die DZH ihren Kunden eine zuverlässige und hochwertige
Versorgung – und das im ganzen Bundesgebiet. Die neuesten Entwicklungen im Blick, unterstützt die DZH ihre Kunden
bei der Bewältigung neuer Herausforderungen und leistet ihr
Möglichstes, um ihren Berufsalltag effizienter und angenehmer
zu gestalten.
Eines der zahlreichen Beispiele für die innovativen Lösungen
der DZH ist das Dienstplan-Tool DZH PEP Pro, welches Personaleinsatzplanung und Arbeitszeitmanagement vereint und
hilft, Einsätze flexibel und bedarfsgerecht zu organisieren.
Dienstpläne lassen sich in verschiedenen Varianten ausdrucken, Arbeitszeiten erfassen die Pflegekräfte elektronisch,
Daten werden automatisch ausgewertet und das Beste: Über
das Online-Portal meinDienstplan können Mitarbeiter entspannt von Zuhause aus Einsatzwünsche angeben, Dienste
tauschen oder Dienste von Kollegen übernehmen.
Aufgrund des stetigen Fortschritts des deutschen Gesundheitswesens sind auch in der Intensivpflege die Anforderungen in
den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Zwischen Personalmangel, Rund-um-die-Uhr-Versorgung und administrativen
Herausforderungen bleibt immer weniger Zeit für den Patienten und der Arbeitsalltag wird zunehmend zur Belastung. Mit
Leistungen und Produkten, die genau auf die Branche und die
individuellen Bedürfnisse der Intensivpflegenden abgestimmt
sind, lässt sich jedoch leicht eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen herbeiführen. Daher setzen viele Pflegedienste mit
dem Schwerpunkt Intensiv- und Kinderpflege auf professionelle Dienstleister wie die DZH.
Maßgeschneiderte Leistungen, ein persönlicher Dialog mit
den Kunden und ein umfassender Service – DZH bedeutet:
Mehr für die Intensivpflege: mehr Zeit, mehr Sicherheit
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DZH – Dienstleistungszentrale für Heil- und Hilfsmittelanbieter
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Als Abrechnungshaus gegründet und inzwischen mit einem
jährlichen Abrechnungsvolumen von über 500 Millionen Euro
und einer Rückläuferquote von unter 3 % ist die DZH eines
der erfolgreichsten deutschen Rechenzentren. Darauf ist Jens
Kock besonders stolz: „Der Erfolg der Hanseaten beruht auf einer nachhaltigen und umfassenden Marktanalyse, welche eine
Schritt für Schritt Anpassung des Leistungs- und Produktportfolios an Marktveränderungen möglich macht.“ Und so ist auch
das Leistungspaket der DZH für die Intensivpflege stetig gewachsen: von der Spezialsoftware DZH intensiv über das neue
Dienstplan-Modul DZH PEP Pro bis hin zum Abrechnungsservice, die Produktplatte ist so vielfältig wie ihre Kunden.
Das selbstgesteckte Ziel, Lösungen zu schaffen, die Leistungserbringer in der Intensivpflege in möglichst vielen Bereichen
ihrer täglichen Arbeit zu entlasten, stand bei der Entwicklung neuer innovativer Produkte dabei stets im Zentrum der
Überlegungen. „Ob Abrechnungsservice, Software speziell
für die Intensivpflege oder Dienstplan-Tools – wenn die Dinge
komplizierter werden, machen wir sie für unsere Kunden im
Bereich der Intensivpflege einfacher“, verfeinert Jens Kock die
Zielvorgabe.
GD
GD
#32
#32
| Experten
| Pflege ||42
X
links: Jens Kock, Betriebsleiter DZH
rechts: Andreas Taeker, Vertriebsbereichsleiter DZH
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Der EinFLuss des Trachealkanülenstatus auf den Schluckvorgang
bei Patienten mit Langzeitbeatmung und Schluckstörung
Ergebnisse einer Masterarbeit im Fachbereich Logopädie
Die Anzahl der von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung
(chronic obstuctive pulmonary disease = COPD) betroffenen
Menschen steigt deutschland- und weltweit. Die COPD stellt
heute eine der häufigsten Todesursachen dar (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2014; WHO, 2014). Vielen Betroffenen drohen im Krankheitsverlauf maschinelle Beatmung,
Tracheotomie sowie Schluckstörungen (Mokhlesi et al. 2002;
Leder 2002; Tolep et al. 1996). Aufgrund der Schluckstörungen
wird eine logopädische Versorgung nötig. Die Behandlung von
tracheotomierten, langzeitbeatmeten Patienten mit Schluckstörung stellt KollegInnen vor neue Herausforderungen, da ein umfangreiches theoretisches und praktisches Zusatzwissen z.B.
über das Trachealkanülenmanagement erforderlich ist.
Die Datenerhebung erfolgte mit Hilfe des Elektromyografie
(EMG)- und Bioimpedanz-Messsystems (EMBI) (Abbildung 1,
www.bigdyspro.de). Hierfür wurden den Probanden insgesamt
fünf Klebeelektroden unterhalb des Wangenknochens, am Ansatz des M. sternocleidomastoideus sowie beidseits zwischen
Zungenbein und Schildknorpel angebracht (Abbildung 2). Für
die Messung der Atemphasen wurde zusätzlich ein Atemanstrengungssensor verwendet, welcher am Brustkorb angebracht wurde.
Der aktuelle Forschungsstand
Zwischen Atmung und Schlucken besteht ein Zusammenhang
(Leslie et al. 2002; Smith et al. 1989). Es gibt vier Formen der
Atem-Schluck-Koordination: das Schlucken 1) unterbricht kurz
die Ausatemphase, 2) erfolgt nach der Ein- und vor der Ausatemphase, 3) erfolgt nach der Aus- und vor der Einatemphase
und 4) unterbricht die Einatemphase kurzzeitig. Bei gesunden
Probanden ist die häufigste Form Schlucken mit nachfolgender
Ausatemphase (Formen 1 und 2). Das Schlucken mit nachfolgender Einatemphase (Formen 3 und 4) wird mit einem erhöhten Aspirationsrisiko in Verbindung gebracht (Martin-Harris et al.
2005). Probanden mit COPD schlucken signifikant häufiger mit
nachfolgender Einatemphase als gesunde Probanden (Gross et
al. 2009).
Bei Schlucken mit geblockten Trachealkanüle werden eine reduzierte Kehlkopfhebung (Bonanno 1971; Ding und Logemann
2005), eine eingeschränkte Sensibilität in Rachen und Kehlkopf
(Ding und Logemann 2005; Davis et al. 2002; Seidl et al. 2002)
und damit erneut ein erhöhtes Aspirationsrisiko (Ding und Logemann 2005; Broniatowski et al. 2001) beobachtet.
Bei langzeitbeatmeten Probanden erfolgen Aspirationsereignisse überwiegend still, das heißt ohne Husten oder Räuspern
(Leder 2002). Zusätzlich wirken die Nachteile, die durch eine
geblockte TK beim Schlucken entstehen können (Elpern et al.
1994; Tolep et al. 1996). Unter maschineller Beatmung werden
beim Schlucken jedoch auch Vorteile beobachtet: konstanter Erhalt von Atemfrequenz und Einatemvolumen sowie Vermeidung
von Atemnot (Vitacca et al. 2005). Außerdem bleibt der positive
subglottische Druck erhalten (Terzi et al. 2007).
Quelle: (Schultheiss 2014)
Abbildung 1: Bestandteile des Messsystems
Abgebildet sind das Messgerät (Mitte oben), der Laptop (oben rechts), verschiedene weiße und schwarze Verbindungskabel (Mitte und oben) sowie
die Adapter für die Elektroden (unten links).
Die Untersuchungsstudie
Mittels einer prospektiv angelegten Gruppenstudie im Vorher-Nachher-Vergleich sollte untersucht werden, ob und wie
sich die Parameter Schluckrate, Atem-Schluck-Koordination
und Kehlkopfhebung bei Speichelschlucken unter maschineller
Beatmung mit geblockter Trachealkanüle von Schlucken unter Spontanatmung mit entblockter Trachealkanüle und unter
Verwendung eines Sprechaufsatzes (SA) unterscheiden. Es
wurden erwachsene Probanden inkludiert, die durch eine akute oder chronische Ateminsuffizienz seit maximal 24 Wochen
tracheotomiert und langzeitbeatmet waren und zum Studienbeginn aufgrund einer Schluckstörung ausschließlich über eine
perkutan endoskopische Gastrostomie (PEG) ernährt wurden.
Probanden, deren Schluckstörung auf eine neurologische oder
onkologische Erkrankung zurück zu führen war, wurden ausgeschlossen.
Quelle: (Schultheiss 2014)
Abbildung 2: Elektrodenpositionierung
Darstellung der Elektrodenpositionierung am Probanden. Es befindet sich
eine Referenzelektrode (R) auf Höhe des rechten Wangenknochens. Zwei
Stromelektroden (S) sind beidseitig auf dem Ansatz des M. sternocleidomastoideus angebracht. Zwischen Zungenbein und Schildknorpel befinden
sich beidseitig die Messelektroden (M).
GD #32 | Therapie | 44
Die Datenerhebung sollte pro vollständigem Datensatz nach
sechs Wochen abgeschlossen sein und umfasste die Aktenund Probandensichtung, inklusive ärztlicher und logopädischer
Befunderhebung sowie Klärung der Formalitäten zur Studienteilnahme, drei Termine zur Baselineerhebung, sechs bis neun
Interventionstermine sowie zwei Follow-up-Termine. Pro Interventionstermin erfolgten zwei Messungen. Vor der Intervention wurde die Messung für fünf Minuten mit geblockter TK und
unter Beatmung durchgeführt. Anschließend wurde der Statuswechsel vorgenommen und erneut fünf Minuten mit entblockter
TK, unter Spontanatmung und Verwendung des SA gemessen.
Daran schloss sich die eigentliche logopädische Therapie unter Verwendung des SA an (individuelle Schwerpunktsetzung
im Bereich Schlucken oder Atmung). Nach der Therapie wurde
eine zweite Messung vorgenommen, die in umgekehrter Reihenfolge der ersten Messung glich.
Abbildung 4: Atem-Schluck-Koordination in Verbindung mit dem
Trachealkanülenstatus
Im Diagramm werden die Anteile der Schlucke in Prozent dargestellt, die
während der Interventionsphase mit geblockter und entblockter Trachealkanüle (TK) erfolgten. Unterteilt wurden sie in Schlucke mit nachfolgender
Einatemphase (Ein) bzw. mit nachfolgender Ausatemphase (Aus).
Vergleich der Schluckleistung unter verschiedenen Voraussetzungen
In der Zeit von Januar bis September 2013 konnten sechs vollständige Datensätze von insgesamt fünf männlichen und einer
weiblichen Probandin mit einem Durchschnittsalter von 75,5
Jahren erhoben werden. Mit dem Messsystem EMBI wurden
dabei innerhalb von 117 Messungen 385 verwertbare Schlucke
aufgezeichnet. Mit entblockter TK und SA wurde einen signifikant mehr Schlucke beobachtet (p = ,027*) als mit geblockter TK
und maschineller Beatmung (Abbildung 3). Selbiges gilt auch für
die Spontanschlucke (p = ,028*). Zudem erfolgten Schlucke mit
entblockter TK tendenziell häufiger mit nachfolgender Ausatemphase. Bei Schlucken mit geblockter TK war genau das Gegenteil zu beobachten (Abbildung 4). Hinsichtlich des maximalen
Ausmaßes der Kehlkopfhebung sowie der Geschwindigkeit der
Kehlkopfhebung wurden unter beiden Voraussetzungen sehr
ähnliche Werte ermittelt.
Abbildung 3: Anteil der Schlucke mit geblockter und entblockter
Trachealkanüle
Im Diagramm werden die Anteile der Schlucke in Prozent dargestellt, die
während der Interventionsphase mit geblockter und entblockter Trachealkanüle (TK) erfolgten. * Signifikanz bei α = 0,05.
Diskussion
Bei der hier dargestellten Gruppenstudie handelt es sich um
eine kleine Probandenmenge, sodass Aussagen nur eingeschränkt gültig sein können. Dennoch lassen sich erste Hinweise ableiten, die in größeren Gruppenstudien erneut überprüft
werden sollten.
Es ist grundsätzlich davon auszugehen, dass der TK-Status
sowohl die Quantität als auch die Qualität des Schluckens beeinflusst. Quantitativ konnte in dieser Gruppenstudie gezeigt
werden, dass die allgemeine Schluckrate sowie die Spontanschluckrate nach Entblocken der TK sowie unter Verwendung
des SA signifikant höher lagen. Dies kann einer Inaktivitätsatrophie entgegen wirken. Durch das unaufgeforderte und häufigere Schlucken wird Speichel aus Mund und Rachen abgeschluckt. Qualitativ konnte beobachtet werden, dass der Anteil
der Schlucke mit nachfolgender Ausatemphase zunimmt, wenn
die TK entblockt und die Ausatmung unter Verwendung eines
SA durch Rachen, Mund und Nase umgelenkt und dadurch die
Sensibilität in Kehlkopf und Rachen gesteigert wird. Dies kann
das Aspirationsrisiko senken.
Langzeitbeatmete Patienten sollten von einem gut und auf Augenhöhe zusammenarbeitenden, interdisziplinären Team bestehend aus Ärzten, Pflegefachkräften und Therapeuten (Ergo-,
Physio-, Atemtherapie sowie Logopädie) betreut werden. In
einem solchen Team könnten die Voraussetzung und die Toleranz für den angestrebten Statuswechsel von allen Fachbereichen gemeinsam erarbeitet werden. Wenn beispielsweise eine
selbstständige Atmung nicht möglich zu sein scheint, sollte über
Varianten und Alternativen zum Statuswechsel diskutiert werden. Hier kämen nach aktuellem Kenntnisstand zum Beispiel
je nach Patient und Ausgangslage das Schlucken unter (Teil-)
Leckage sowie die Verwendung des Passy-Muir®-Ventils oder
der Blom®-TK in Frage.
Dass die Verwendung des SA für den Fachbereich Logopädie so
relevant ist, liegt auch daran, dass dadurch weitere Therapieoptionen zur Anwendung kommen können: die Bereiche Stimme,
Atmung und Artikulation können die logopädische Diagnostik
und Therapie dieser Patienten mit Schluckstörung sinnvoll ergänzen. Beispielsweise können beim Schlucken mit entblockter
TK und SA je nach Bedarf alle relevanten Schluckmanöver angeleitet werden. Da einige Manöver den willkürlichen Hustenstoß zur Rachenreinigung erfordern, können sie unter Verwendung der geblockten TK nicht durchgeführt werden.
GD #32 | Therapie | 45
Aufgrund der geringen Probandenmenge und der damit verbundenen geringen Schluckanzahl insgesamt war nur eine Auswertung der Daten über Durchschnittswerte möglich. Dadurch
haben sich möglicherweise Unterschiede im Ausmaß der maximalen Kehlkopfhebung sowie der Geschwindigkeit der maximalen Kehlkopfhebung nicht darstellen lassen. Gerade hier wäre
eine größere Gruppenstudie zur Überprüfung des Effektes auf
ebendiese Parameter sehr wünschenswert.
Fazit
Der Status-Wechsel von der geblockten TK zur entblockten TK
mit Verwendung des SA stellt einen wichtigen Therapiebaustein
in der logopädischen Behandlung von Patienten mit Langzeitbeatmung und Schluckstörung dar. Durch diese Maßnahme lassen
sich quantitative und qualitative Veränderungen des Schluckens
herbeiführen und zusätzliche Diagnostik- und Therapieoptionen
nutzen.
Danksagung
Mein herzlichster Dank für ihre Hilfe gilt allen ProbandInnen und
KollegInnen im Zentrum für Beatmung und Intensivpflege im
„Storkower Bogen“ GmbH Berlin, die mich bei der Datenerhebung auf vielfältigste Weise unterstützten. Weiterhin danke ich
meinen BetreuerInnen für ihre stets zuverlässige Unterstützung
und ihr Engagement, für viele hilfreiche Tipps, Denkanstöße und
technischen Support: Frau Prof. Dr. J. Siegmüller (EUFH), Herr
PD Dr. R. O. Seidl (UKB) sowie Frau Dr. C. Schultheiss (UKB).
Melanie Hahn (Berlin),
Dr. Corinna Schultheiss (Berlin),
PD Dr. Rainer. O. Seidl (Berlin),
Prof. Dr. Julia Siegmüller (Rostock)
Literaturverzeichnis
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WHO: Causes of COPD. Hg. v. WHO. WHO. Online verfügbar unter http://
www.who.int/respiratory/copd/causes/en/#, zuletzt geprüft am 21.03.2014.
Melanie Hahn
Logopädin (M.Sc.)
[email protected]
GD #32 | Therapie | 46
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©2016 Smiths Medical. All rights reserved. Bivona, Portex
and the Smiths Medical design mark are trademarks of Smiths Medical.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir laden Sie herzlich zum 9. MAIK Münchner
außerklinischer Intensiv Kongress am
28. und 29. Oktober 2016 ein.
Der interdisziplinäre Kongress unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, bietet wieder Vorträge,
Diskussionen, Workshops und eine große begleitende
Fachausstellung.
Der MAIK ist ein bundesweit anerkannter Fachkongress
für die außerklinische Intensivversorgung.
Vertreten sind alle Berufsgruppen, die in der Versorgung
außerklinisch beatmeter Kinder und Erwachsener tätig
sind: Wissenschaftler, Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten unterschiedlichster Fachrichtung, Sozialpädagogen,
Casemanager, Experten des Sozialrechts, Leistungsträger und die Medizintechnik. Pflegenden aus stationären
Pflegeeinrichtungen, von Intensivstationen und aus
ambulanten Pflegediensten bietet der MAIK aktuelle und
fundierte Informationen für ihren beruflichen Alltag.
Themen in diesem Jahr sind:
28. - 29. Oktober 2016
Holiday Inn Munich - City Centre
-
Therapie
Querschnittlähmung
Was bewegt die Betroffenen?
Update Pflegedokumentation
Update Sozialrecht 16.0
Multikulturelle Versorgungslandschaft
Generalistik - ja oder nein?
die Versorgung von Kindern und Jugendlichen
Diskussion konkreter Fallbeispiele
Viele weitere Themen werden in Diskussions- und
Gesprächsrunden angeboten.
Abstracts für die Session „freie Vorträge“ können bis
zum 31. Juni 2016 eingereicht werden. Die Einreicher/
innen der drei besten Themenvorschläge erhalten ein
kostenloses Ticket für den gesamten Kongress, ist unser
Gast im Tagungshotel und bei der großen MAIK Party.
Die Reisekosten werden bis max. 250 Euro erstattet.
Auch in diesem Jahr wird wieder der MAIK Award für
besonderes Engagement an eine Person oder ein
Unternehmen vergeben. Es sollte ein Bezug zur
außerklinischen Intensivversorgung bestehen.
www.maik-online.org
Wir freuen uns auf Sie!
Jörg Brambring und Christoph Jaschke
Kongresspräsidenten
Die Ausstellungsflächen sind weitgehend verkauft.
Information und Anmeldung unter www.maik-online.org
GD #32 | MAIK | 48
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24. Jahreskongress
der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.
zusammen mit dem
11. Beatmungssymposium
unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
Pädiatrie
Intensivmedizin / Beatmung
• Tracheotomie
• Learning from Failure – sind wir bereit für
den Kulturwandel?
• Kreislaufmanagement
• Infektionen in der Intensivmedizin
und außerklinischen Beatmung
• Sekretmanagement
• NIV in der Akutmedizin
• Innovative Techniken
• Beatmungsmedizin aktuell und
Perspektiven 2020
• Medizinische und psychosoziale Aspekte
in der Langzeitbeatmung von Kindern und Jugendlichen
Diskussionsforen
• Personalakquise in der außerklinischen Beatmung
• End of life
• Wohngruppe für Beatmete: Pro & Contra
• Chronisch kritisch kranke Patienten mit Beatmung wie sieht die optimale Versorgung nach der Akutphase aus?
• Qualitätssicherung
Betroffene
• Möglichkeiten mit persönlicher Assistenz
• Reisen und Sport mit Beatmung
• Betroffene und ihre Sicht der Dinge
• Patientenrecht
• Kreative Hilfsmittel für Betroffene
• Das Sterben begleiten
Neurologie / Neuro-Rehabilitation
• Neue Therapien für Muskelerkrankungen
• ALS
• Aktuelle Weaning-Konzepte
• Therapie
• Wachkoma
• Locked-in Syndrom: Kommunikation
Ergänzt wird das Programm traditionell mit Journal Clubs,
Workshops und Gesprächskreisen.
Wissenschaftliche Leitung
Dinah Christine Radtke, Erlangen
PD Dr. med. habil. Martin Winterholler, Schwarzenbruck
Dr. med. Jens Geiseler, Seefeld
2. – 4. Juni 2016
Veranstalter & Kontakt
[email protected]
www.intercongress.de
Konzert- und Kongresshalle Bamberg
Deutschlands Zukunft
Inklusiv Gestalten
Seit 23 Jahren veranstalten Verbände und Organisationen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe rund um den 5. Mai,
dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, überall in Deutschland Podiumsdiskussionen, Informationsgespräche, Demonstrationen und andere Aktionen. Ziel ist es, auf die Situation von
Menschen mit Behinderung in Deutschland aufmerksam zu machen und sich dafür einzusetzen, dass alle Menschen
gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können. Entstanden ist der Protesttag 1992 auf Initiative des Vereins
Selbstbestimmt Leben, einer Interessenvertretung von Menschen mit Behinderung. Seit mittlerweile 17 Jahren
bündelt die Aktion Mensch die Aktionen rund um den 5. Mai.
Für den Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen hat der Berliner Behindertenverband eine
eigene Webseite ins Netz gestellt. Dieses Jahr findet die große Hauptstadtveranstaltung am 4. Mai 2016 statt.
"Die Veranstaltung wird dieses Jahr zwar bunter, schriller und peppiger, aber nicht weniger deutlich in seinen
politischen Forderungen sein", kündigte Verbandsvorsitzender Dominik Peter an. Das diesjähriges Motto lautet:
"Deutschlands Zukunft Inklusiv Gestalten - Kein Kompromiss bei der Teilhabe". Zum 1. Januar 2017 soll das
Bundesteilhabegesetz in Kraft treten. "Wir treten dafür ein, dass wir ein gutes Teilhabegesetz bekommen und das
die Selbstbestimmung, Teilhabe und Inklusion behinderter Menschen im Sinne der UN-BRK in den Mittelpunkt
gestellt werden", ist auf www.protesttag-behinderte.de zu lesen. Im Koalitionsvertrag - mit dem Namen
„Deutschlands Zukunft Gestalten" - wurde dies angekündigt. Als „Prioritäre Maßnahme" wurde eine Entlastung der
„Kommunen im Rahmen der Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes im Umfang von fünf Milliarden jährlich
von der Eingliederungshilfe" versprochen.
An das Versprechen wird an diesem Tag erinnert, der um 13 Uhr vor dem Bundeskanzleramt beginnt. Für die Kundgebung dort Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
(re.), bereits zugesagt. Der Protestzug führt dann zum Brandenburger Tor, wo am Brandenburger Tor eine Diskussion u.a. mit Kerstin Tack, MdB, behindertenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion (li.), stattfinden wird.
Die Veranstaltung endet auf dem Pariser Platz um 16 Uhr.
Quelle: http://kerstin-tack.de
Quelle: www.verena-bentele.com
GD #32 | Experten | 50
KERNPUNKTE EINBUNDESTEIL
FÜR EIN
BUNDESTEILHABEGESETZ
Zum 1. Januar 2017 soll das Bundesteilhabegesetz verabschiedet sein und in Kraft treten. Für ein gutes Teilhabegesetz gibt es eine eigene Homepage
www.teilhabegesetz.org und eine Petition für ein Recht
auf Sparen und ein gutes Teilhabegesetz.
Über 291.000 Menschen unterstützen sie. Auf der Homepage
sind Eckpunkte und zahlreiche Stellungnahmen einzelner
Verbände und Gremien zum Teilhabegesetz eingestellt. Auch
Gesetzentwürfe wurden vorbereitet.
„Mit dem im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und CSU versprochenen Bundesteilhabegesetz müssen die gesetzlichen
Regelungen endlich an die UN-Behindertenrechtskonvention angepasst werden. Insbesondere fordern wir:
•
Behinderte Menschen, ihre PartnerInnen und Angehörigen dürfen nicht länger arm gemacht werden. Wer als
behinderter Mensch auf Leistungen aus der Sozialhilfe angewiesen ist, darf im Regelfall über kein höheres Vermögen als 2.600 Euro und deren PartnerInnen nur über 614 Euro verfügen. Beide müssen zudem häufig einen Teil
ihres Einkommens abgeben. Die Unterstützung muss aus der Sozialhilfe herausgelöst und im Sozialgesetzbuch IX
einkommens- und vermögensunabhängig verankert werden.
•
Mit einem offenen Leistungskatalog ist ein umfassender Anspruch auf Leistungen zügig sicher zu stellen. Die
Persönliche Unterstützung und Assistenz muss als umfassender Anspruch bedarfsdeckend und bundeseinheitlich im Bundesteilhabegesetz verankert werden: Zur gleichberechtigten Teilhabe ist Assistenz im Kindergarten, in
der Schule sowie bei der Ausbildung, im Studium und am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Dazu gehört auch die
Unterstützung bei der Freizeitgestaltung, Kommunikation, Mobilität und im Urlaub sowie die Unterstützung und
Assistenz behinderter Eltern.
•
Bundesteilhabegeld als Nachteilsausgleich: Ein bedarfsdeckender Nachteilsausgleich in Form eines Bundesteilhabegeldes für behinderte Menschen muss im Bundesteilhabegesetz geschaffen werden. Das Teilhabegeld darf
nicht auf das Einkommen und Vermögen angerechnet werden und muss die Nachteile unterschiedlicher Behindertengruppen ausgleichen. Die Bestimmungen auf Landesebene für blinde, gehörlose und taubblinde Menschen
müssen durch ein Bundesteilhabegeld einheitlich und ohne Verschlechterungen geregelt werden.
•
Vorfahrt für die Inklusion: Unterstützungsleistungen für behinderte Menschen sind von Anfang an inklusiv auszugestalten. Hilfen für behinderte und nichtbehinderte Kinder und Jugendliche müssen inklusiv und aus einer
Hand erfolgen. Alternativen zur Beschäftigung in Werkstätten für behinderte Menschen bzw. zu Tagesförderstätten müssen ermöglicht, ein Leben Daheim statt im Heim mitten in der Gemeinde muss gefördert werden. Die
Nutzung persönlicher Budgets ist zu unterstützen und die Inklusion ermöglichende Wahlmöglichkeiten müssen
sichergestellt werden. Durch die Trennung von existenzsichernden und Unterstützungsleistungen im stationären
Bereich und die Streichung des Kostenvorbehalts für ambulante Leistungen, sind Barrieren auf dem Weg aus Sondereinrichtungen für behinderte Menschen zu beseitigen.
•
Barrierefreie Informationen und unabhängige Beratung: Um die Teilhabe behinderter Menschen zu fördern,
bedarf es einer unabhängigen , an den Interessen behinderter Menschen ausgerichteten, Beratung und barrierefreier Informationen über rechtliche Möglichkeiten, wie in Leichter Sprache und in Formaten, die für sinnesbehinderte Menschen barrierefrei zugänglich sind.
•
Beteiligung behinderter Menschen und ihrer Verbände: Getreu dem im Koalitionsvertrag verankerten Motto
„Nichts über uns ohne uns“ müssen behinderte ExpertInnen und Verbände behinderter Menschen bei der Entwicklung des Gesetzes von Anfang an effektiv mit einbezogen werden.“
V.i.S.d.P.:
Kampagne unter www.teilhabegesetz.org
Ottmar Miles-Paul
KERNPUNKTE FÜR
GD #32 | Experten | 51
EXPERTEN
In
eigener
sache
Für den Workshop “Organisierte Assistenz durch Pflegedienste – wie sieht die Praxis aus” beim 8. MAIK Münchner außerklinischer Intensiv
Kongress im vergangenen Jahr hatte Oliver Jünke seine Diskussionsbeiträge vorbereitet, um mit Hilfe von technikunterstützter Kommunikation teilnehmen zu können. Bereits in der letzten Ausgabe hatten wir ihn im Artikel “Ich möchte öfter allein sein können” zitiert. Wir danken
Herrn Jünke, dass wir noch mehr von seinen Diskussionsbeiträgen veröffentlichen dürfen.
“
Mein Name ist Oliver Jünke. Ich bin 47 Jahre alt, von Beruf Glasapparatebau-Meister und Kälteanlagenbau-Meister. Geboren in Göttin-
gen, arbeitete ich vor meinem Umzug im Jahr 2003 nach Berlin, in Köln und wohnte in Bonn. Seit 2005 bin ich an ALS erkrankt. Schon ein
Jahr später saß ich im Rollstuhl und war auf fremde Hilfe angewiesen. Mit der Diagnosestellung war meine Lebenszeit auf drei - im besten
Fall - noch auf fünf Jahre begrenzt. Mein Lebensmotto
'Das Leben ist doch schön'
geriet ins Wanken. Aber so einfach
wollte ich nicht aufgeben. Eine intensive Auseinandersetzung mit den mir verbleibenden Möglichkeiten hat mir neuen Lebensmut gegeben.
Seit 2010 habe ich eine Magensonde und seit 2012 werde ich 24 Stunden täglich maschinell beatmet. So einschneidend die Maßnahmen
waren, so sehr haben sie in mein Leben eingegriffen. Ich habe meinen Lebensmut nie verloren, habe mir immer wieder neue Ziele gesetzt
und arbeite stetig daran, diese Ziele zu erreichen. Die neu gewonnene Lebenszeit empfinde ich als ein Geschenk. Ich versuche diese sinnvoll
zu nutzen und möchte anderen Menschen (an welcher Krankheit sie auch leiden) helfen, ein selbstbestimmtes Leben mit der entsprechenden Lebensqualität zu führen. Als Mitbegründer und als 1. Vorsitzender unseres Vereins ALS mobil e.V. setze ich mich dafür ein, dass
wir Behinderte mit unseren unterschiedlichsten körperlichen Einschränkungen, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen
Leben teilnehmen können. In Vorbereitung dieser Podiumsdiskussion, habe ich mich mit dem Thema ein wenig schwer getan. Organisierte
Assistenz durch Pflegedienste. Wie sieht die Praxis aus? Schwer getan habe ich mich deswegen, weil meiner Meinung nach die Assistenzpflege als solche, mit dem Erreichen der außerklinischen Intensivpflege aufhört zu existieren. Es ist keinerlei Rede mehr von Assistenz,
sondern nur noch von krankheitsspezifischen Pflegemaßnahmen, von Grundpflege und hauswirtschaftlicher Versorgung.
Aber der Reihe nach! Bei mir persönlich hat die Assistenzpflege eigentlich sehr gut geklappt. Seitdem bei mir zu Hause im März 2007 der
Pflegedienst eingezogen ist, erhalte ich 24 Stunden Assistenzpflege. Grundvoraussetzung war allerdings, dass ich alleine in einer Wohnung
wohne und nicht mehr als 2600 Euro Vermögen besitze, mein Einkommen durfte nach Abzug von Miete und Nebenkosten den Sozialhilfesatz nicht übersteigen, und eine Schwerbehinderung von mindestens 70 Prozent muss bestätigt sein. Finanziert wurde meine Assistenz
vom Berliner Senat und organisiert von einem Pflegedienst, der sich auf Assistenz spezialisiert hatte. In den ersten fünf Jahren meiner Versorgung durch einen Pflegedienst bis zu meiner Tracheotomie im Juli 2012 hat es auch ganz gut geklappt. Ich konnte ein selbstbestimmtes
Leben führen, bei dem mich meine Assistenten mehr oder weniger gut unterstützten. In diesen fünf Jahren hatte ich ca. 70 verschiedene
Assistenten, die sich drei Vollzeitplanstellen teilten. Das bedeutet rein rechnerisch, dass ich jeden Monat mindestens eine neue Pflegekraft
einarbeiten musste. Geschuldet war diese Situation u.a. der geringen Bezahlung der Pflegekräfte, die sich das natürlich nicht lange gefallen
ließen. Ein Bruttostundenlohn von 7 Euro 25, in dem jegliche Zuschläge mit einbezogen waren, schreckte viele ab, und sie suchten sich ein
neues Betätigungsfeld. Diese Situation änderte sich erst mit der Einführung des Mindestlohns.
Aber darum soll es hier heute nicht gehen. Assistenzpflege in der außerklinischen Intensivpflege. Bei mir bedeutet es, Beatmungspflege
mit dem entsprechend qualifiziertem Fachpersonal. Ich musste mir mit dem Einleiten der invasiven Beatmung einen neuen Pflegedienst
suchen, der über das entsprechende Personal verfügte. Die Assistenz war ab sofort Verhandlungssache. Eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung
in meinen eigenen vier Wänden sollte es sein, und die angefragten Pflegedienste hatten alle Personalprobleme. Letztendlich hat es doch
geklappt, und ich konnte nach zwei Monaten Aufenthalt in einer Beatmungs-Wohngemeinschaft wieder in meine Wohnung zurück. Der
Ich wollte, so wie ich
meine Wohnung verlassen, meiner Vereinsarbeit nachgehen,
Vorträge halten und Reisen unternehmen. So habe ich mit dem Pflegedienst verhandelt und wir kamen überein,
Pflegedienst hatte Erfahrungen mit der Beatmung, aber keinerlei Erfahrung mit einer außer-Haus-Versorgung.
es in den letzten Jahren gewohnt war,
dass sie sich bemühen werden, mir das entsprechende Personal für meine Unternehmungen sicher zu stellen. Dies gestaltete sich dann so,
dass mich immer zwei Fachpfleger bei meinen Aufenthalten außer Haus begleiten mussten. Einer wurde aber nur finanziert, sprich bezahlt.
Der andere hat es unentgeltlich, freiwillig, in seiner Freizeit getan. Hauswirtschaftliche Tätigkeiten durch die Fachpfleger wurden schon im
Pflegevertrag explizit ausgeschlossen. Eine Einigung konnte diesbezüglich nie erreicht werden. Seit Ende letzten Jahres organisiere ich meine Pflege im Rahmen des persönlichen Budgets selbst. Ich habe eine Zielvereinbarung mit meiner Krankenkasse abgeschlossen und habe
jetzt sechs examinierte Vollzeitkräfte angestellt, die mir meine Versorgung innerhalb der Behandlungspflege, bei gleichzeitiger Assistenz,
gewährleisten.“
GD #32 | Experten | 52
GD #32 | Experten | 53
Wie gestalten Sie Ihre Versorgung gestaltet und organisiert der Pflegedienst auch Assistenz?
„Ich organisiere meine Pflege im Rahmen des Arbeitgebermodells selbst und habe sechs Pflegekräfte persönlich angestellt. Meine Leute
sind sehr aufgeschlossen, und so gehen bei mir die Assistenz und die Pflege in einander über. Wir machen keinen Unterschied in Bezug
auf Grundpflege, hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Behandlungspflege oder Teilhabe am öffentlichen Leben. Jeder meiner Angestellten ist
laut Arbeitsvertrag für alles zuständig, und so kann es auch zu keiner Unterversorgung in irgendeinem der genannten Bereiche kommen.
In Berlin ist es so, dass es Pflegedienste gibt, die eine Zulassung vom Senat für beide Versorgungsarten haben. Ich kenne jedoch keinen
einzigen Fall, bei dem zusätzlich zur Behandlungspflege, die Assistenzpflege angeboten bzw. realisiert wird. Sollte jemand ein solches Beispiel kennen, dass Behandlungspflege und Assistenzpflege gleichzeitig finanziert und praktiziert werden, dann wäre ich für jeden Hinweis
aus dem Publikum dankbar. Ich kenne in Berlin ein Beispiel, bei der eine ALS-Patientin ihre Pflege auch selbständig im Arbeitgebermodell
organisiert. Sie hat sich in einer Einzelfallentscheidung vor dem Sozialgericht Berlin, zusätzlich zur Behandlungspflege, täglich sechs Stunden
Assistenzpflege erkämpft. Sie begründete ihr Anliegen vor Gericht, grob gesagt damit, dass derjenige, der Einkäufe erledigt, eine Mahlzeit
zubereitet und die Küche putzt, oder bei Ausfahrten den Rollstuhl schiebt, nicht gleichzeitig gewährleisten kann, dass die Beatmungsmaschine kontinuierlich überwacht wird.“
Wie verhalten sich MDK und Leistungsträger in Bezug auf die Qualität der Assistenz?
Wird dies auch im Bereich „Qualitätsprüfung“ akzeptiert?
„Als bei mir der Pflegedienst im Rahmen einer 24 Stunden Assistenzpflege einzog, begann auch gleichzeitig das Dokumentationschaos.
Jede einzelne Tätigkeit der Pflegekraft musste nachgewiesen, also dokumentiert werden. Meine Privatsphäre wurde komplett durchleuch-
Ich war ein gläserner Patient
und nannte meine Pflegeakte nur noch Stasiakte. Mir kam es vor, wie wenn ich mit dem Unterzeichnen
tet und öffentlich gemacht. Wann war ich, wo und mit wem habe ich etwas gemacht.
des Pflegevertrages gleichzeitig meine Persönlichkeitsrechte ausgelagert und abgegeben hatte. Mir blieb nichts anderes übrig, ich musste
Widerspruch einlegen und intervenierte gegen diese Form von Dokumentation. Es kann nicht sein, dass dokumentiert wurde, wann ich wen
besuchte oder wer mich besucht. Solche Art von Informationen gehen sowohl die Pflege- oder Krankenkasse als auch den MDK nichts an.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass in der Dokumentation nur noch vermerkt wurde, dass mich die Assistenten außer Haus begleitet haben.
Dies musste wohl sein, angeblich waren die Assistenten dann auch außerhalb meiner Wohnung versichert. Der MDK kam alle drei Monate
in den Pflegedienst und wollte einzelne Pflegedokumentationen sehen. Er suchte sich einzelne Patienten für einen Hausbesuch aus und
besuchte diese dann, nach Rücksprache, zu Hause. Dies diente wohl zur Sicherung der Pflegequalität. Meiner Meinung nach spielte die
Qualität der Assistenz als solche nur eine geringe Rolle. Im Vordergrund standen solche Fragen, ob die Dokumentation richtig geführt
wurde. Und wehe, es fehlte mal ein Handzeichen eines Pflegers, der vergessen hatte zu dokumentieren, dass ich vor drei Monaten, nachts
um 2 Uhr, 200 ml Wasser verabreicht bekommen habe. Verstehen sie mich nicht falsch, in einzelnen Fällen ist es bestimmt wichtig, eine
detaillierte Dokumentation zu führen, aber doch nicht bei einem Patienten, der bei vollem Verstand ist und sich noch adäquat äußern kann.
Einen Qualitätssprung haben die Überprüfungen des MDK meines Erachtens nach nicht ergeben. Der Leistungsträger war in meinem Fall
das Sozialamt Berlin Treptow. Sie haben zwar jährlich das Fortbestehen der Notwendigkeit der Assistenz neu überprüft und genehmigt,
aber eine Überprüfung der
Qualität der Assistenz an sich fand in keinem Fall statt. Beim persönlichen Budget innerhalb der
Behandlungspflege ist es gegenwärtig so, dass die Pflegekasse bisher einmal innerhalb eines Jahres meine Pflegedokumentation für die
letzten drei Monate angefordert und diese dann an den MDK weiter geleitet hat. Ich kann Ihnen versichern, dass sich meine Dokumentation
auf das Wesentliche beschränkt. Wir dokumentieren einmal pro Schicht die Beatmungsparameter, die Vitalzeichen, das Sekret Management
wie Menge, Farbe, Konsistenz, die Häufigkeit des Absaugens wird präzise geführt, und die Besonderheiten in der Grundpflege werden
festgehalten.
Zusätzlich gibt es noch ein Monatsblatt, in dem die Häufigkeit des Wechsels des Beatmungszubehörs dokumentiert wird. Wir kommen also
mit vier Blatt Papier im Monat zur Dokumentation meiner Versorgung aus, und es gab von Seiten des MDK keinerlei Beanstandungen. Und
ich sage bewusst "Dokumentation meiner Versorgung", da es dem Betroffenen, der ein selbstbestimmtes Leben führen will und kann, egal
ist, ob es Unterschiede in den Versorgungsarten gibt.
Ich führe ein selbstbestimmtes Leben und meine Pflegekräfte
unterscheiden nicht in Behandlungs- oder Grundpflege, in Assistenz oder hauswirtschaftliche Tätigkeit. Sie machen einfach das, was notwendig ist, um meine Versorgung, dem gesunden Menschenverstand entsprechend zu gewährleisten. Ich betone das hier extra, weil ich
denke, dass es weder einem Leistungsträger, noch dem MDK, zusteht, durch Überprüfung irgendwelcher Akten, die Qualität der Assistenz
oder insgesamt die Qualität der Versorgung zu verändern. Schon gar nicht vom Schreibtisch aus."
GD #32 | Experten | 54
Inwiefern werden Fortbildungen bei den Assistenten seitens der Leistungsträger gefordert?
"Eine persönliche Assistenz ermöglicht Menschen mit Behinderung ihr Leben weitgehend nach eigenen Vorstellungen, also selbstbestimmt,
zu führen. Mit Hilfe von Assistenten können wir unseren Tagesablauf individuell nach unseren Vorlieben und Bedürfnissen umsetzen. Eine
differenzierte und vor allem individuelle Begleitung von Menschen in besonderen Lebenssituationen sollte das Ziel sein. Die Frage nach
Fortbildungen kann ich nur mit meinen eigenen Erfahrungen beantworten. Bisher wurden Fortbildungen nicht ausdrücklich gefordert. Ganz
im Gegenteil, ich habe vor kurzem erst eine Annonce gelesen, in der eine persönliche Assistenz in Leipzig gesucht wurde, da stand ausdrücklich, vermutlich der Personalsituation in der Pflege geschuldet, es sei keinerlei Ausbildung erforderlich.
Meine eigenen Erfahrungen gehen in die Richtung, dass sich meine bisherigen Pflegedienste sehr um die Fortbildungen seiner Mitarbeiter
gekümmert haben. So wurden ständig Fortbildungen angeboten, und Kinästhetik-Kurse hat mein Pflegedienst sogar bei mir in der Wohnung,
also vor Ort, durchgeführt, so dass Pflegesituationen in der konkreten Umgebung nachgestellt und geprobt werden konnte. Es war für mich
persönlich zwar anstrengend, mich zum Beispiel fünf Mal hintereinander vom Bett in den Rollstuhl umzusetzen zu lassen, den Toilettengang
zu proben oder mich im Bett lagern zu lassen, aber der Aufwand hat sich gelohnt. So wurden die vor Ort vorhandenen Hilfsmittel in die
Schulung mit einbezogen, und die Pflegekräfte wurden immer sicherer im Umgang mit den Hilfsmitteln, und sie haben gleichzeitig gelernt,
ihren eigenen Körper zu schonen. Also wie gesagt, ich kann zu Fortbildungen nur von meinen Erfahrungen berichten und die bei mir tätigen
Pflegedienste, haben sich sehr um die Fortbildung ihrer Mitarbeiter gekümmert.“
Was würden Sie den Betroffenen raten? Ist eine Personalunion wünschenswert oder eher nicht?
"Natürlich wäre es für jeden Betroffenen wünschenswert, innerhalb der Pflege und der Assistenz eine Personalunion zu haben. Aber leider
ist das, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich. Ich bin nicht ganz der Meinung, wie vorhin in dem Beispiel der zusätzlichen sechs
Stunden Assistenzpflege zur Behandlungspflege. In manchen Situationen ist es bestimmt nicht anders machbar, aber mit etwas Engagement und einem nicht sich Verstecken hinter fragwürdigen Vorschriften, ist so einiges möglich. Ich will hier aber auch keinen Pfleger oder
mit etwas Engagement und Eigeninitiative
könnte so manches Problem gelöst werden. Was nutzten mir zwei Pfleger in den verschiedenen Versorgungskeinen Pflegedienst verurteilen, der sich an Vorschriften hält, aber
arten, wenn sie sich nicht grün sind und jeder die Arbeit auf den anderen abschiebt. Also ich bin eindeutig für eine Personalunion und
würde uns allen wünschen, dass sich hier die Entscheidungsträger mal einig werden und nicht ein Pflegedienst, übertrieben gesagt, 200
Zulassungen haben muss, um eine anständige, einheitliche, qualifizierte und dem gesunden Menschenverstand folgende Versorgung leisten
zu können.“
Wer mehr erfahren oder Mitglied im ALS-mobil e. V. werden möchte, findet eine Fülle an Informationen unter www.als-mobil.de
Kontakt
ALS-mobil e. V.
Bohnsdorfer Weg 85a
12524 Berlin
Telefon: 030 39208891
E-Mail: [email protected]
GD #32 | Experten | 55
Krankenhausaufenthalt
von Menschen mit
Behinderung
Eine neue Broschüre des Freistaats Bayern gibt ab sofort
praktische Hinweise für den Krankenhausaufenthalt von
Menschen mit Behinderung. Bayerns Gesundheits- und
Pflegeministerin Melanie Huml betonte am 1. Februar
2016: „Die Broschüre soll dazu beitragen, die Versorgung von Menschen mit Behinderung im Krankenhaus zu
verbessern. Sie richtet sich insbesondere an Menschen
mit mehrfacher und geistiger Behinderung, an deren
Angehörige und an das Krankenhauspersonal. Mit den
Tipps und Anregungen möchten wir alle Betroffenen
dabei unterstützen, die oft belastende Situation bei
einem Krankenhausaufenthalt zu erleichtern. Denn für
den Behandlungserfolg ist es wichtig, Ängsten und Unsicherheiten von Patienten mit Verständnis und Kompetenz
Im Jahr 2006 startete das Forum selbstbezu begegnen.“ Bayerns Sozialministerin Emilia Müller
ergänzte: „Ein Krankenhausaufenthalt bedeutet für viele
stimmter Assistenz behinderter Menschen,
Patienten Stress, Angst oder Unsicherheit. Für MenForseA e.V. die Kampagne “Ich muss ins
schen mit einer geistigen oder mehrfachen Behinderung
Krankenhaus … und nun?” Sie war vor dem
ist es aber besonders wichtig, dass sie auf eine Umgebung treffen, die mit ihren besonderen Bedürfnissen
Hintergrund zahlreicher Berichte
vertraut ist. Eine gute Begleitung kann dazu beitragen,
behinderter Menschen mit „KrankenhauserStresssituationen zu minimieren und den Behandlungsfahrungen“ entstanden. Diese erzählten, dass
erfolg zu gewährleisten. Die Broschüre wurde konzipiert,
um das behandelnde Krankenhauspersonal und die
sie bei Krankenhausaufenthalten nicht die
betroffenen Patienten bestmöglich auf die bevorstehende
benötigten, behinderungsbedingten
Behandlungssituation vorzubereiten.“
Pflege- und Assistenzleistungen erhielten.
Die Publikation geht auf eine Initiative der Beauftragten
der Staatsregierung für die Belange von Menschen mit
Diese Kampagne trug wesentlich zur einer
Behinderung, Irmgard Badura, zurück. Der Inhalt wurde
Gesetzesnovellierung im Jahr 2009 bei.
von einer Arbeitsgruppe entwickelt, an der sich Krankenwww.forsea.de
häuser und Interessenvertretungen der Menschen mit
Behinderung beteiligt haben. Der Entstehungsprozess
wurde von der Beauftragten sowie von den StaatsminisIrmgard Badura,
terien für Gesundheit und für Soziales begleitet. Badura
Beauftragte der
erläuterte: „Immer wieder haben mir Menschen mit BeStaatsregierung für die
hinderung über ihre Probleme bei Krankenhausbehand
Belange von Menschen lungen berichtet. Meine Schlussfolgerung aus diesen
mit Behinderung
Berichten ist: Wer Menschen mit Behinderung gut behandeln will, muss ihre Bedürfnisse kennen. Dazu leistet
diese Broschüre einen wichtigen Beitrag. Sie weist den
Weg zu einer besseren Kommunikation zwischen Krankenhauspersonal und den Menschen mit Behinderung
und ihren Angehörigen. Damit können viele Fragestellungen frühzeitig geklärt und Schwierigkeiten vermieden
werden. Eine Herausforderung für die Menschen mit
Behinderung bleibt häufig die Organisation und Finanzierung der notwendigen und vertrauten Begleitpersonen im
Krankenhaus.“ Huml unterstrich: „Die Publikation enthält
auch zwei Checklisten, die auf die speziellen Bedürfnisse
von Menschen mit Behinderung eingehen. Mit diesen
Listen wollen wir Betroffenen, Angehörigen, Begleitpersonen und dem Krankenhauspersonal sowohl bei der
Vorbereitung als auch während des Aufenthalts im Krankenhaus konkrete Unterstützung anbieten.“ Quelle: www.stmgp.bayern.de
Emilia Müller,
Bayerische Staatsministerin
für Arbeit und Soziales,
Familie und Integration
Die Broschüre kann im Internet bestellt werden unter
www.bestellen.bayern.de/shoplink/stmgp_gesund_030.htm
GD #32 | Experten | 56
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Gute Gespräche stärken Vertrauen
und binden Mitarbeiter
Gespräche, auch in ambulanten Pflegediensten, sind oft erschreckend unproduktiv. Dies liegt weniger an den beteiligten
Personen als daran, dass die wenigsten wissen, warum die
Kommunikation gestört ist. Noch weniger ist den Beteiligten
bewusst, welche Folgen eine „verstopfte“ Kommunikation haben
kann. Appelle, in Unternehmen doch eine Gesprächskultur zu
etablieren, laufen deshalb oft ins Leere.
Bei den Bemühungen, eine Gesprächskultur zu schaffen, werden
mitunter erstaunliche Fehler gemacht, die das Problem nicht
beheben, sondern zum Bestandteil desselben werden. Gemeint
sind „Ratgeber“ und Strategien, die versprechen, mithilfe von
rhetorischen Tricks – häufig sind es manipulierende Fragetechniken –, Durchsetzungskraft und Führungsstärke zu erlangen.
Solche Patentrezepte sind für das Gegenüber schon an sich
entwertend. Mit ihnen kann man vielleicht einschüchtern, sich
die Dinge vorübergehend vom Hals halten und seine Mitarbeiter
abblitzen lassen, eine erfolgreiche Kommunikation im Sinne der
Unternehmensziele wird so aber sicher nicht stattfinden. Und mit
Gesprächskultur haben solche Tricks ohnehin nichts zu tun.
Mitarbeiter spüren dies. Sie werden auf „Durchzug“ stellen und
sich von der Arbeit distanzieren. Ähnlich verhält es sich, wenn
zwar der gute Wille da ist, aber das Gesagte nicht authentisch
und gekünstelt wirkt. Besonders entlarvend können hektische
Phasen oder Stresssituationen sein, wenn plötzlich wieder ein
anderer Ton angeschlagen wird. In beiden Fällen fehlt das
Vertrauen. Und ein Vorgesetzter, dem man nicht vertrauen
kann, wird letztendlich nicht ernst genommen. In Japan ist
das Schriftzeichen für „Kommunikation“ das selbe wie für die
Aussage „Vertrauen vermitteln“. „Kommunikation“ und „Vertrauen
vermitteln“ werden also gleichgesetzt. Ist das tatsächlich so?
Betrachten wir zunächst das Gegenteil: Mangelt es an Glaubwürdigkeit, verfehlt das Gesagte sein Ziel. Sach-, Problemlösungs-,
Kritik- und Beurteilungsgespräche bringen nicht viel, wenn die
Vertrauensbasis fehlt. Ein wesentlicher Faktor für eine gelungene
Kommunikation ist, wenn die Kommunikationspartner einander
vertrauen und wertschätzen. In einem solchen Gesprächsklima
kann authentische Kommunikation stattfinden, d.h. die Gesprächspartner können Tatsachen und Fakten beschreiben. Sie müssen
nicht, weil sie Missverständnisse oder Unbehagen vermeiden
wollen, um den „heißen Brei“ herumreden. Eine „echte“ Kommunikation basiert also auf dem wechselseitigen Vertrauen der
Kommunikationspartner. Eine solch niveauvolle Gesprächskultur in
Unternehmen zahlt sich in vielerlei Hinsicht aus.
Vertrauen und Wertschätzung
Ein Lügner kann nur erfolgreich täuschen, wenn er normalerweise
die Wahrheit sagt. Täte er dies nicht, wäre die Lüge „nutzlos“.
Denn keiner würde sie ihm abkaufen. Gerade bei der Ehrlichkeit
hapert es in der Unternehmenskommunikation oft gewaltig. Ein
Selbstversuch lohnt sich: Versuchen Sie doch einmal, einen Tag
lang gegenüber Ihren Mitarbeiten und Kunden gänzlich aufrichtig
zu sein! Weniger „Mutige“ können versuchen, die eigenen Lügen
und Halbwahrheiten zu zählen.
Johann Wolfgang von Goethe nannte seine Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“. Er wusste, dass der Mensch dann, wenn
er über sich selbst und die Dinge spricht, die ihm wichtig sind,
dazu neigt, sie zu verschleiern, schön zu färben oder schlichtweg zu lügen. Mit dieser Erkenntnis legte der Dichter ein hohes
Maß an Selbstreflexion an den Tag. Auch heute noch werden
Tatsachen nicht als solche benannt, sondern beschönigt oder
verfälscht, und Unternehmen sind davon nicht ausgenommen.
So werden Veränderungen, ihre Ursachen oder wichtige Entscheidungen, die Konsequenzen für die Mitarbeiter nach sich ziehen,
im Rahmen einer restriktiven Informationspolitik nur rudimentär
kommuniziert, Probleme werden vertuscht oder beschönigt.
Solche Methoden der Unternehmenskommunikation sind weit verbreitet. Sie offenbaren einen Mangel an Vertrauen und Wertschätzung. Denn werden die Mitarbeiter widerwillig, falsch oder
gar nicht informiert, heißt dies nichts anderes, als dass ihnen
1. kein Vertrauen entgegengebracht wird, und dass sie es 2.
nicht wert sind, umfassend informiert zu werden. Zugleich wird
von den Mitarbeitern Motivation und hohe Leistungsbereitschaft
erwartet. – Aber wofür? Niemand legt sich gerne für jemanden
„ins Zeug“, der einem nicht vertraut und der es nicht für nötig
hält, umfassend zu informieren.
Wer in einem Unternehmen arbeitet, möchte immer auf dem
neuesten Stand sein. Ein informierter Mitarbeiter ist zu erheblich
mehr Leistung bereit als einer, der sich nur als ein „Rädchen im
Getriebe“ fühlt. Nur wer weiß, dass es Schwierigkeiten gibt, die
Folgen haben können, kann seinen Teil dazu beitragen, diese
zu beseitigen. – Oft wird nicht bedacht, dass es in einem Unternehmen wie in einem kleinen Dorf zugeht: Gerüchte sprechen
sich in Windeseile herum. Aus einer Information, die nicht ganz
der Wahrheit entspricht, kann sich schnell ein mit den schlimmsten Befürchtungen gewürztes Konstrukt entwickeln, das wenn es
verfälscht oder dramatisiert, nach „unten“ durchsickert, zu großen
Spannungen führen kann. Die Unternehmensziele können erheblich beschädigt werden. Ein Unternehmen ist also kein geeigneter
Ort, um „Stille Post“ zu spielen!
Selbstverständlich werden auf der Führungsebene eines Unternehmens streng vertrauliche Aspekte behandelt, die nur für einen
begrenzten Personenkreis bestimmt sind. Um diese geht es hier
nicht. Gemeint sind Informationen, die die Mitarbeiter tatsächlich
etwas angehen und die auf Dauer ohnehin nicht verschwiegen
werden können. Häufig werden solche, aus reiner Konfliktscheu
oder einem falschen Harmoniebedürfnis heraus, nicht kommuniziert. Eine gute Führungskraft hingegen geht offensiv vor und
scheut keine Konfrontationen, wenn es um Informationen geht,
die früher oder später ohnehin bekannt gemacht werden müssen.
Wenn die Führungskraft solchen „ungemütlichen“ Situationen nicht
aus dem Weg geht und zu ihren Entscheidungen steht, gewinnt
sie sowohl das Vertrauen als auch den Respekt der Mitarbeiter.
Vertrauen bedingt grundsätzlich immer auch ein hohes Maß
an Zuverlässigkeit. Wichtig ist hier, dass Ankündigungen auch
entsprechenden Taten folgen. Wer etwas ankündigt oder gar
Versprechungen macht, muss sie auch einhalten. Hierbei geht es
nicht nur um „verbummelte“ Besprechungstermine, sondern auch
um schwierigere Angelegenheiten. Das Vertrauen der Mitarbeiter
kann auch dann leicht verspielt werden, wenn diese gar nicht direkt betroffen sind. Ein Beispiel: Der Chef in einem Unternehmen
prahlt damit, dass er seine Rechnungen grundsätzlich erst nach
der ersten Mahnung bezahlt und dann auch noch 2 Prozent
Skonto abzieht! – Würden Sie einem solchen Chef vertrauen?
Sicher nicht. Auch seine Mitarbeiter werden geradezu zwangsläufig schlussfolgern, dass dieser Vorgesetzte auch intern wohl
keine Gelegenheit ungenutzt lässt, um sie zu übervorteilen. Einer
Person, die sich so fragwürdig verhält, werden die Mitarbeiter
auch keinen Respekt entgegen bringen.
Die Möglichkeiten, sich das Vertrauen seiner Mitarbeiter zu verscherzen – oder zu gewinnen, sind vielfältig. Ebenso verhält es
sich mit Handlungsweisen, die eine (mangelnde) Wertschätzung
der Mitarbeiter ausdrücken. Oft reichen schon Kleinigkeiten oder
Nuancen aus, die sich am Rande des eigentlichen Geschehens
abspielen, die eine niveauvolle Unternehmenskultur und damit
GD #32 | Mitarbeiter | 58
GD #32 | Mitarbeiter | 59
eine Wertschätzung der Mitarbeiter offenbaren (oder eben
nicht…). Doch nicht nur bei solchen „Kleinigkeiten“ werden Fehler gemacht. Genauso ärgerlich ist es, wenn
gute Gelegenheiten verpasst werden, um Wertschätzung
auszudrücken. Fehlentscheidungen seitens des Unternehmens können das ganze Betriebsklima stören. In der
Annahme, genau das Richtige zu tun, werden gut gemeinte Strategien entwickelt, ohne die Perspektive der
Mitarbeiter zu berücksichtigen oder sogar auszuklammern.
Was als Maßnahme gedacht war, um die Mitarbeiter zu
motivieren, wird von den Mitarbeitern eher als Affront
verstanden.
Zwei Beispiele können dies verdeutlichen:
•
Viele Unternehmen sind unaufhörlich bestrebt, ihre
Mitarbeiter zu motivieren. Darauf ist nicht selten
die gesamte interne Kommunikation ausgerichtet. Die
Mittel, die für die Motivation der Mitarbeiter verwendet werden, sind dabei oft allzu durchsichtig
und wirken mitunter arg gekünstelt – zuweilen sind
sie sogar primitiv. Spätestens der von Fastfood-Ketten bekannte „Mitarbeiter des Monats“ sollte nicht
zur Nachahmung verleiten. Solche fadenscheinigen
Methoden bewirken genau das Gegenteil: Die Mitarbeiter geraten unter Druck und der Motivierende
ist der niemals endenden Anstrengung ausgesetzt,
fortwährend für Nachschub in Sachen Motivation zu
sorgen. – Die Mitarbeiter werden unterdessen für
dumm verkauft, als könnten sie die aufgesetzten
Motivationsmechanismen nicht durchschauen. Zusätzlich wird den Mitarbeitern permanent unterstellt und
suggeriert, dass sie eben nicht motiviert sind. Sonst
müssten sie ja nicht unaufhörlich motiviert werden!
Ein solches Motivationsgehabe impliziert zudem einen weiteren Kardinalfehler: Oft wird immer nur das
Kollektiv angesprochen, nicht der einzelne Mitarbeiter.
Solche Generalmaßnahmen haben meist grundsätzlich erhebliche Streuverluste: Was den einen motiviert, empfindet der andere als Provokation.
•
Oft wird Geld als Allheilmittel eingesetzt. Die irrtümliche Annahme ist hier, man müsse sich nicht um
eine niveauvolle Unternehmenskultur bemühen, da
man ja ein hohes Gehalt zahle. „Ich zahle ein überdurchschnittliches Gehalt, dafür kann ich aber auch
machen, was ich will!“, so lautet das Credo desjenigen, der glaubt, sich „frei kaufen“ zu können. Der
daraus entstehende Kreislauf ist hinlänglich bekannt:
Ein guter Mitarbeiter ist unzufrieden und droht mit
Kündigung. Anstatt die Gründe für seine Unzufriedenheit zu beseitigen, erhält er eine Gehaltserhöhung.
Viele Chefs fragen in solchen Fällen: „Wie viel wollen Sie?“, nicht aber: „Was wollen Sie?“. Tatsächlich
sind noch immer viele Personalverantwortliche der
Meinung, dass das Geld der maßgebliche Faktor sei,
um einen Mitarbeiter an ein Unternehmen zu binden.
Irrtum! Ein gutes Gehalt ist zwar jedem Mitarbeiter
wichtig. Dass sie sich im Unternehmen „wohl fühlen“,
ist für die meisten Mitarbeiter jedoch noch weitaus
bedeutender. Eine gute Unternehmenskultur hat eindeutig Vorrang vor den finanziellen Aspekten. Für
kurze Zeit mögen sich die Angestellten mit einem
hohen Gehalt zufrieden geben, auf Dauer wird es
alleine nicht ausreichen. Sind die Mitarbeiter unzufrieden, entsteht immer eine hohe Personalfluktuation
– selbst wenn hohe Gehälter gezahlt werden.
Doris Marx-Ruhland
Seit 2004 selbständige Tätigkeit
als Trainerin und Coach
http://marx-ruhland.de
AUF JEDEN FALL
ANDERS
So könnte die Antwort auf die Frage lauten: „ Wie ist das Zusammenleben
mit einem chronisch kranken oder behindertem Kind? Durch die Diagnose
einer unheilbaren Krankheit oder Behinderung werden mit einem Schlag
hoffnungsfrohe Zukunftsträume zerstört. Der Familienalltag bringt für alle
Familienmitglieder eine Vielzahl von Bewältigungsaufgaben mit sich. Mit der
Angst und der Sorge um das geliebte Kind muss auch der Tagesablauf
komplett umgestellt werden. Für Eltern, aber auch für die Geschwister,
bedeutet dies eine große seelische und emotionale Belastung.
Nach unserem Vortrag zum Thema „Schattenkinder brauchen Aufmerksamkeit“ auf dem MAIK Kongress 2015 haben wir Anfragen und
Rückmeldungen aus ganz Deutschland erhalten. Ärzte, Pflegepersonal
oder Pädagogen in Kindergarten und Schule informierten sich, wie sie
Geschwisterkinder und ihre Familien unterstützen können. Betroffene Eltern
erzählten uns von der Situation in ihren Familien und fragten um Rat, wie
sie den Alltag für die Geschwisterkinder, aber auch sich selber und das
kranke Kind besser gestalten können.
Ich bin doch auch noch da!
Warum brauchen auch die gesunden Geschwisterkinder besondere
Angebote? Es geht ihnen doch gut, oder? Manchmal ist es sehr schwierig,
Bruder oder Schwester eines schwer kranken oder behinderten Kindes zu
sein. Aufgrund der großen Belastungen der Eltern mit der Sorge um das
erkrankte Kind und dessen Betreuung und Pflege bleibt für die gesunden
Geschwister nicht viel Zeit übrig. Sie fühlen sich zurückgesetzt und mit ihren
Ängsten und Sorgen allein gelassen. Fühlen sich gesunde Geschwisterkinder dauerhaft übersehen, besteht das Risiko, dass sie sich zurückziehen
oder bei Konflikten sehr empfindlich und kritikunfähig reagieren. Auch
steht das „gesunde“ Kind häufig als Hoffnungsträger der Familie unter
einem enormen Leistungsdruck. Oftmals führt diese Überforderung der
Geschwisterkinder zu Verhaltensauffälligkeiten und zu einer Gefährdung
der psychischen Gesundheit.
Geschwister chronisch kranker oder behinderter Kinder haben viele Rollen
Im Laufe der Jahre werden die Geschwister „Experten“ im Umgang mit
Menschen mit Behinderung. Für ihre behinderte Schwester oder ihren behinderten Bruder sind sie Spielgefährte, Babysitter, Freund, Pfleger, Tröster,
Erzieher, Lehrer, Unterhalter, Co-Therapeut, Dolmetscher und in manchen
Situationen auch Ersatzmutter oder Ersatzvater. Die in vielen Familien
entstehenden zusätzlichen Belastungen werden von den Geschwistern
sehr unterschiedlich verarbeitet. Viele von ihnen erlebt man als ausgesprochen tüchtig, sozial kompetent, selbstbewusst und lebenspraktisch. Andere
wiederum wirken in sich gekehrt, melancholisch. Sie trauen sich nicht viel
zu und sind in der Schule eher Durchschnitt. Das Verantwortungsgefühl und
die daraus entstehende Belastung kann dazu führen, dass Geschwister
mit verschiedenen Problemen zu kämpfen haben und sie dadurch in ihrer
Entwicklung eingeschränkt sind.
Was wird, wenn ich nicht mehr kann? Oder: Wie werde ich allen gerecht?
Mütter und Väter müssen mit Situationen klar kommen, auf die sie ermutlich
niemand vorbereitet hat. Sie müssen aus dem Bauch heraus entscheiden und handeln und kommen selber an ihre Grenzen. Dazu kommt
das Gefühl, immer noch nicht genug getan zu haben und an die eigene
Grenzen zu stoßen. Auch sie brauchen die Möglichkeit, ihre Kräfte wieder
aufzutanken.
Welche Bedürfnisse haben Geschwisterkinder?
Zunächst ist es wichtig zu sagen, dass es „ das Geschwisterkind“ nicht
gibt! Es ist ein Unterschied, ob das kranke Geschwisterkind körperlich oder
geistig eingeschränkt ist, ob es lebensbedrohlich erkrankt ist oder mit dem
gesunden Geschwisterkind alt werden kann, ob es an alltäglichen Erlebnissen auch außerhalb des Hauses teilnehmen kann oder das gemeinsame
Familienleben nur zu Hause stattfindet.
Wir haben viele Geschwisterkinder gefragt. Die wichtigsten Bedürfnisse
scheinen weitgehend unabhängig von der Art der Behinderung, der
Familiengröße, dem Geschlecht des Geschwisters und der Stellung in der
Geschwisterreihe zu sein.
Wichtig waren für sie:
•
•
•
•
•
•
An das Alter und Verständnis der Geschwisterkinder angepasste klare Information über den Gesundheitszustand des behinderten oder
kranken Bruders oder der Schwester! Nichts ist schlimmer als die
Ungewissheit und die daraus entstehenden Ängste, hören wir immer
wieder in den Gesprächen.
Eine vertrauensvolle und offene Kommunikation innerhalb der Familie
über die Behinderung. Die Geschwisterkinder sollen und dürfen
über ihre eigenen positiven und auch negativen Gefühle und auch
Erfahrungen mit dem Umfeld reden. Es ist in Ordnung, traurig oder
auch mal wütend zu sein.
Die Sicht der Eltern auf die Stärken und positiven Eigenschaften des
gesunden Geschwisterkindes. Auch sie wollen beachtet und gelobt
werden.
Individuelle Zeiträume einmal nur für das Geschwisterkind mit den
Eltern! Entscheidend ist hierbei nicht die Dauer, sondern die Intensität!
Die Fähigkeiten sich gegenüber dem Geschwister mit Behinderung
abgrenzen zu können und zu dürfen.
Der Kontakt mit anderen Geschwistern und ihren Familien.
Marianne S. ist Mutter von 2 Kindern.
Moritz ist 5 Jahre alt und braucht seit 2 Jahren rund um die Uhr besondere Pflege. Sabine, die ältere Schwester, kümmert sich ebenfalls liebevoll um
ihn und bemüht sich, den Eltern nicht auch noch Sorgen zu bereiten.
Frau S. hat uns eine Mail geschrieben: „Oft sitze ich am Bett meines Sohnes und denke darüber nach, wie ich allen gerecht werden kann.
Jeden Tag mache ich mir Sorgen. Ich mache mir Sorgen darüber, was
wohl mit Moritz passiert, wenn ich es nicht mehr schaffe oder wenn mir
etwas passiert. Ich mache mir Sorgen darüber, wer ihn versorgt, wenn ich
mir wirklich einmal Zeit für mich nehme, wie es immer so schön heißt - und
wenn es auch nur für ein Wochenende ist.
Ich sorge mich um meine Ehe, da ich merke, dass ich zu oft zu müde bin,
um etwas mit meinem Mann zu unternehmen. Es ist schon so, dass Eltern
von behinderten Kindern unter großem Stress stehen und einfach weniger
Zeit füreinander haben. Wenn man sich um ein pflegebedürftiges Kind
kümmern muss, hat man zwangsläufig auch weniger Zeit für die gesunden
Geschwisterkinder und schon gar nicht für sich selber.
Ich sorge mich sehr viel und merke, dass ich manchmal nicht mehr die Kraft
habe, meiner Tochter zuzuhören und einmal nur für sie da zu sein oder
etwas nur allein mit ihr zu unternehmen.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil Sabine so oft zurückstecken muss.
Kümmere ich mich überhaupt ausreichend um sie? Wird sie mir eines Tages
vorwerfen, sie hätte immer im Schatten ihres Bruders gestanden oder wird
sie gerade durch die Herausforderungen in unserem besonderen
Familienleben zu einem starken, selbstbewussten und empathiefähigen
jungen Menschen?
Ich sorge mich, dass es eines Tages zu spät ist, etwas zu ändern und ich
vor einem Haufen Scherben stehe. Ich möchte so gerne Hilfe, damit ich
wieder Kraft für mich bekomme und Sabine auch einmal die ungeteilte
Aufmerksamkeit erhält.
GD #32 | Kinder | 60
Stark werden - stark bleiben !
Unsere Angebote für Geschwisterkinder und ihre Familien
Geschwisternachmittage oder auch Geschwisterwochenenden mit Spiel,
Spaß und Fantasie!
Talentino e.V. bietet psychosoziale Angebote für die Geschwister, Eltern
auch die ganze Familie an. Inhalte sind zum Beispiel die Stärkung von
Lebenskompetenzen wie Selbstwertgefühl und Konfliktfähigkeit, Gefühle
erkennen und zulassen, Stärken nutzen und Entspannung finden!
Das Gefühl, dass man mit einer Situation nicht alleine ist und es andere
Menschen gibt, die ähnliche Erfahrungen machen, ist vielfach schon eine
Erleichterung an sich. Dazu kommen die Möglichkeiten des Erfahrungsaustausches untereinander und die gegenseitige Unterstützung. Begleitet
werden unsere Maßnahmen von erfahrenen, pädagogisch und psychologisch geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir bringen in unsere
Arbeit für die Familien unser pädagogisches Fachwissen, unsere große
Erfahrung, unsere fast unerschöpfliche Kreativität und viel Idealismus ein. Es
macht Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder, aber auch
die Erwachsenen dabei sind!
•
Wir sind gerne für Sie da! Informieren Sie sich hier über unsere Angebote:
www.talentino.net
Unsere Angebote werden nicht über öffentliche Stellen finanziert. Sie
können in der Regel auch nicht in voller Höhe von den Familien selber
bezahlt werden. Damit wir unsere Projekte auch weiterhin anbieten und
auch ausbauen können, sind wir immer auf der Suche nach Sponsoren und
Fördertöpfen.
Wenn Sie unsere Arbeit durch Ihr persönliches Engagement oder auch
finanzielle Unterstützung stärken möchten, freuen wir uns sehr!
Angebote für Geschwisterkinder:
Um die Geschwisterkinder bei ihrer Lebensbewältigung, in ihrem Selbstwertgefühl und ihrer Lebenskompetenz zu stärken, haben wir für die
Bedürfnisse der Kinder speziell zugeschnittene Programme entwickelt.
Die Jungen und Mädchen können gemeinsam toben, reden und neue
Dinge ausprobieren. Vor allem aber lernen sie etwas, das sie allzu häufig
unterdrücken: Ihre Gefühle auszusprechen und auch einfach mal nur ein
Kind zu sein. Sie haben die Möglichkeit, über Themen zu reden, die sie in
den eigenen Familien nicht ansprechen würden. Sie hören Tipps der anderen Kinder und können von deren Erfahrungen lernen. Die Geschwister
brauchen Lösungsmodelle, sowohl für den Umgang mit ihrem Geschwister
mit Behinderung, als auch z.B. für Konfliktsituationen mit dem sozialen Umfeld. Wichtig ist für sie auch die Möglichkeit der Beratung durch jemanden
außerhalb der Familie, dem sie ihre Gefühle mitteilen können.
•
Angebote für die gesunden Geschwisterkinder und ihre Eltern
Endlich einmal Zeit genießen für sich selber und das gesunde Geschwisterkind. Kraft schöpfen für den Alltag! Während die Geschwisterkinder
gemeinsam Abenteuer erleben, haben die Eltern die Möglichkeit, sich
zu entspannen oder in Elterngruppen Kraft und Energie für den Alltag zu
holen. Daneben bleibt auch für gemeinsame Aktivitäten mit Eltern und
Kindern genügend Raum, sodass alle nach dieser Auszeit gestärkt nach
Hause fahren.
•
Auszeit für die Eltern behinderter Kinder
Eltern eines behinderten Kindes sehnen sich nach Zeit für sich, nach Zeit
zum Ausspannen und Auftanken. Diese Tage geben ihnen die Möglichkeit,
die eigenen Akkus aufzuladen. Wir bieten Ihnen viel Freiraum zur Erholung,
sportliche und kreative Angebote sowie die Möglichkeit zu gemeinsamen
Gruppenaktivitäten und Einzelgesprächen.
•
In Planung sind Angebote für die ganze Familie
Das Programm richtet sich an die gesamte Familie: Kinder mit Behinderung,
ihre Eltern und die Geschwister. Es gibt Angebote für die gesamte Familie,
aber auch solche, wo die Kinder mit ihren BetreuerInnen unter sich Themen
behandeln können und Eltern die Möglichkeit haben, sich untereinander
auszutauschen und zu stärken. Unter professioneller Begleitung können
Probleme besprochen und Lösungsmöglichkeiten gesucht werden. Diese
Angebote fördern unter anderem auch eine positive Kommunikation
zwischen den Familienmitgliedern. Das gemeinsame positive Erleben eines
solchen Wochenendes kann das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen
den Familienmitgliedern fördern und stärken.
•
Online Beratung für Eltern und auch Geschwisterkinder
Unsere Eltern und die Geschwisterkinder sind über ganz Deutschland
verteilt oder leben in Österreich und der Schweiz. Wir wurden immer wieder gefragt, ob es auch möglich ist, längerfristig über Telefon oder auch
Skype begleitet zu werden. Das ist für viele eine gute und auch im Alltag
umsetzbare Möglichkeit, mit uns in Kontakt zu bleiben.
GD #32 | Kinder | 61
Renate Weber
5 Jahre Boys'Day | 10 Jahre Neue Wege für Jungs
2005 ging das Projekt Neue Wege für Jungs an den Start, 2011 fand
der erste bundesweite Boys'Day statt. Das Jubiläum wurde am
18. November 2015 im Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend in Berlin gefeiert. statt. Inzwischen gibt es auch
erste Zahlen zur Evaluation. Fest steht: Girls’Day und Boys’Day
wecken verborgene Talente bei Jugendlichen, und die jährlichen
Veranstaltungen sind auch wichtig für den Nachwuchs im Pflegeberuf! Anna Steenmann und Adrian Cordewener sind Rollenvorbilder
in ihren Berufen. Anna Steenmann erlebte in ihrer Schulzeit den
Girls’Day bei Spectro Analytical Instruments und entschied sich daraufhin für eine Ausbildung zur Physiklaborantin. Heute studiert sie
Elektrotechnik (BA) und macht sich beim VDE für den Nachwuchs
stark. Adrian Cordewener hat über den Boys’Day zunächst als Praktikant und später als Auszubildender eines Aachener Altenpflegeheims
seinen Wunschberuf gefunden.
Anna und Adrian sind Beispiele, wie Jugendliche dank des Girls’Day
und des Boys’Day verborgene Talente bei sich entdecken und ihre
berufliche Zukunft ohne einengende Geschlechterklischees gestalten.
Das belegen auch die neue Evaluationszahlen der beiden bundesweiten Projekte Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag und Boys’Day –
Jungen-Zukunftstag.
37 Prozent der Mädchen können sich vorstellen, in dem am Girls’
Day kennengelernten Unternehmen oder Betrieb eine Ausbildung
oder ein Praktikum zu machen. Auch der Boys’Day ist für die Jungen
ein wichtiger Baustein im Berufswahlprozess: 27 Prozent der am
Aktionstag teilnehmenden Jungen können sich vorstellen, in dem
Bereich später zu arbeiten.
Sowohl der Girls’Day als auch der Boys’Day sind bei den Schülerinnen und Schülern beliebt: 97 Prozent der Mädchen bewerten den
Girls’Day mit sehr gut oder gut. Bei den Jungen finden 94 Prozent
den Aktionstag sehr gut oder gut. Fünf Prozent der Jungen geben an,
durch die Teilnahme am Boys’Day ihren Wunschberuf gefunden zu
haben und vier Prozent sind in ihrem schon gefassten Berufswunsch
bestätigt worden. „Insgesamt betrachtet lenkt der Boys’Day die
Aufmerksamkeit der Jungen auf Berufe, die sie ansonsten kaum im
Blick haben und gibt ihnen die Möglichkeit, klarere Vorstellungen
über ihre spätere Berufstätigkeit zu erlangen“, erklärt Miguel Diaz,
wissenschaftlicher Fachreferent bei Boys’Day | Neue Wege für Jungs.
Fotos: www.boys-day.de
Die Einrichtungen und Unternehmen, die sich wiederholt am
Boys’Day beteiligen, können zukünftig mit mehr männlichen
Bewerbern rechnen: Etwa ein Fünftel von ihnen erhalten Bewerbungen von ehemaligen Boys’Day-Teilnehmern für ein Praktikum.
Jedes dritte Unternehmen, das sich mehrfach am Girls’Day beteiligt,
erhält Bewerbungen von ehemaligen Teilnehmerinnen für Praktika
oder Ausbildungsplätze. Bei zwei Dritteln der Bewerbungen kommt
es zu einer Einstellung. „Der Girls’Day hilft, Berufswünsche zu
konkretisieren“, sagt Lore Funk, wissenschaftliche Referentin bei der
bundesweiten Koordinierungsstelle. „Und mehr noch: Die Mädchen
erhalten über den Girls’Day eine wertvolle Kontaktoption. Sie wissen,
wo sie sich für ein Praktikum oder Studium bewerben können.“ Die
Evaluationsberichte vom Boys’Day und vom Girls’Day erschienen im
Januar 2016 und sind auf den Websites www.boys-day.de/evaluation
und www.girls-day.de/daten_fakten zu finden.
Die Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH hat von Anfang an, gemeinsam mit anderen Pflegeanbietern in der Region, am Boys’Day
teilgenommen. Die erste Aktion fand am 14. April 2011 in Bad Kissingen statt. Im Seniorenheim am Saaleufer GmbH wurden verschiedene, kindgerecht
ausgerichtete "Workshops" zum Thema Pflege angeboten. Dazu gehörte auch eine Schnitzeljagd durch das Seniorenheim, bei der die Schüler das
Pflegepersonal interviewen konnten. Die Pflegekräfte erzählten den Jungs, weshalb sie den Pflegeberuf gewählt haben. Spannend war es für die Schüler,
dass sie selbst Blutzucker und Blutdruck messen durften und sahen, wie beispielsweise ein Badelifter funktioniert. Neu waren für sie auch Spezialfahrzeuge, Elektromobile, Infusionen und Pulsoxy. An einer Puppe, die in einem Krankenbett lag, wurde ihnen demonstriert, wie die maschinelle Beatmung von
Menschen abläuft. Die Schüler erfuhren, wie die Arbeit eines Pflegedienstes organisiert wird. Pflegedienstpläne und die Stundenplänen in der Schule sind
da gar nicht weit auseinander! Inzwischen finden auch in den Niederlassungen NRW und Südbayern Aktionen statt, die bei den Schülern sehr begehrt sind.
Der nächste Boys’Day ist am 28. April 2016. Mehr unter www.boys-day.de
GD #32 | Kinder | 62
Pflege ist Arbeit mit Herz, Händen und Verstand - die Leitung einer
Wohngemeinschaft auch!
Ein offizielles Berufsbild der Leitung einer Wohngemeinschaft für
außerklinisch beatmete Menschen gibt es nicht. Zu jung ist diese
Versorgungsform, die noch bis vor Kurzem als „alternativ“ bezeichnet
wurde. Die Anbieter von Wohngemeinschaften entwickeln ihre eigenen
Stellenprofile zur Besetzung dieser verantwortungsvollen Aufgabe. Neben
der pflegerischen Fachkompetenz muss die Führungskraft auch großes
Geschick in Praxisanleitung und Management besitzen. Gleichzeitig ist
sie die Hauptansprechpartnerin für alle, die in der Wohngemeinschaft
wohnen und arbeiten. Manuela Seitz, Leiterin einer Beatmungs-WG,
erzählt in einem Gespräch über die täglichen Aufgaben, Herausforderungen und warum sie gerne als WG-Leitung arbeitet.
GD: Frau Seitz, Sie leiten seit vier Jahren eine Wohngemeinschaft für
außerklinisch beatmete Erwachsene in Augsburg. Was sind Ihre
Aufgaben?
Manuela Seitz: Zuallererst bin ich die Ansprechpartnerin für alle, die
in unserer Wohngemeinschaft wohnen, für deren Angehörige, für alle,
die hier arbeiten sowie die Ärzte, Therapeuten und sonstigen Zuarbeiter/innen. Gleichzeitig bin ich die „Feuerwehr“ bei Problemen mit
Geräten, Hilfsmitteln oder bei Verschlechterung des Gesundheitszustandes eines Klienten. Ich muss immer den Überblick über alle anstehenden Termine, Aktivitäten, Reparaturen, Bestellungen, Lieferungen
usw. behalten. So übernehmen in der Regel mein Team und ich komplett die Organisation der medizinischen Versorgung der Klienten
(Medikamentenbeschaffung, Hilfsmittelbeschaffung, Untersuchungen,
Transporte, Klinikaufenthalte usw.), da die Angehörigen nicht vor
Ort und meist damit überfordert sind. Ich habe den Überblick über
die pünktliche Ausführung der Aufgaben eines Gerätebeauftragten
(Einweisungen, Organisation, Dokumentation), bin zuständig für die
Organisation und Begleitung von Arztvisiten inklusive professioneller
Vor- und Nachgespräche und kontrolliere bzw. - falls erforderlich –
setze die Einhaltung von Hygienevorgaben durch.
GD: Neben der pflegerischen Leitung sind Sie Führungskraft eines
Teams.
Manuela Seitz: Ein eingespieltes Team ist das A und O einer Wohngemeinschaft, denn es gehört zu unserem Anspruch an Lebensqualität
für unsere Bewohner/innen, dass bei uns „keine dicke Luft“ herrscht,
sondern unsere Mitarbeiter/innen Professionalität und Freundlichkeit ausstrahlen. Deshalb gehört es auch zu meinen Aufgaben, falls
erforderlich, durch „spontane“ Mitarbeitergespräche private und
dienstliche Sorgen abzufangen. Jeder Mensch erlebt eben im Laufe
seines Lebens Höhen und Tiefen. Abgesehen vom Handling solcher
Ausnahmesituationen muss ich einen Überblick über die Schichtbesetzung nach Qualifikation der Mitarbeiter und ihrer Anzahl haben
und die Umsetzung des Dienstplans kontrollieren. Ich bereite für
mein Team die MDK-konforme Dokumentation vor und werte eine
Prüfung aus. Außerdem organisiere und leite ich Fallbesprechungen
und Team-Meetings. Um zu sehen, wer in unser Team passt, führe ich
selbst Einstellungsgesprächen oder nehme daran teil. Ich organisiere
Hospitationen und begleite die Einarbeitung neuer Mitarbeiter/innen.
Sehr wichtig sind für mich Unternehmungen, die sich die Bewohner/
innen wünschen, z.B. die Teilnahme an Familienfeiern, Konzert- und
Kinobesuche, Friseurtermine, Ausflüge zum Augsburger Plärrer.
GD: Arbeiten Sie auch noch selbst in der Pflege?
Manuela Seitz: Selten, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass ich eine
Schicht samt aller notwendigen pflegerischen Tätigkeiten übernehme.
Häufiger ist der Fall, dass ich spontan, wenn es die Situation verlangt,
bei pflegerischen Tätigkeiten unterstütze oder diese ausführe.
GD: Spielen Sie auch eine Rolle in der Kommune?
Manuela Seitz: Wir legen großen Wert auf gute Nachbarschaft und
haben uns im Umkreis schon bekannt gemacht, bevor die Wohngemeinschaft eröffnet wurde. Zur Eröffnung selbst fand ein schönes Fest
statt, zu dem die ganze Nachbarschaft eingeladen war.
Dies ist auch wichtig, um den Bewohnern, die mobil sind, den Weg in
die gesellschaftliche Teilhabe zu ebnen. Natürlich ist das vor allem ihre
eigene Aufgabe, diese über das Gremium der Selbstbestimmung selbst
zu organisieren. Da können wir aber sehr wohl unterstützend wirken.
Ich sehe meine Aufgabe eher im Networking im Feld „Außerklinische
Beatmung“, um die Versorgung der Klienten immer weiter zu optimieren. Dazu zähle ich auch die Suche nach Allgemein- und Fachärzten sowie speziellen Therapeuten, die die ärztliche und therapeutische
Betreuung im Rahmen von Hausbesuchen übernehmen. Dies ist vor
allem für Ärzte sehr aufwändig, und oft müssen sie sich erst in die
Spezifika von Heimbeatmung einarbeiten. Da ich ja zu einer unserer
Niederlassungen gehöre, bearbeite ich zudem Niederlassungsleitungsthemen, um – wenn erforderlich - die Niederlassungsleitung
vertreten zu können.
GD: Das ist ein breites Spektrum an Aufgaben, das sie abdecken. Was
betrachten Sie als die größten Herausforderungen?
Manuela Seitz: Die Kombination aus Leitungstätigkeit und dem
Blick auf die pflegerischen Aufgaben. Deshalb ist es wichtig, weitere
neue Pflegekräfte für unser Team zu gewinnen, um die Aufgaben auf
möglichst viele Schultern zu verteilen. Von mir wird eine sehr hohe
Flexibilität verlangt, da die Planung des eigenen Arbeitstages bzw. der
Arbeitswoche vielfach durch Notfälle, Krankheitsausfälle oder andere
unvorhersehbare Ereignisse „zerschossen“ wird. Es gilt, eine Balance
zu finden zwischen ausreichender Präsenz im Pflegeteam und den
administrativen Tätigkeiten.
GD: Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit?
Manuela Seitz: Die Freude bei Klienten, Angehörigen und Mitarbeitern zu beobachten, wenn wir in gemeinsamer Anstrengung einen
Wunsch erfüllen oder eine Unternehmung (z.B. Schwimmen gehen,
Besuch eines Fußballspiels usw.) ermöglichen konnten. Es freut
mich, wenn ich erkenne, dass die kontinuierlichen Bemühungen, das
Netzwerk um die Klienten und die Wohngemeinschaft zu verbessern,
„Früchte tragen“.
„Jeder Tag bringt eine neue
Herausforderung mit sich.“
Neue Wohngemeinschaft in Kerpen
Die Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH eröffnet im
Mai 2016 in Kerpen/Sindorf eine zweite Wohngemeinschaft für ausserklinisch beatmete Erwachsene. Das Unternehmen bleibt auch hier
seinem Konzept treu: Maximal sieben Erwachsene, große Einzelzimmer ab einer Größe von 30 Quadratmeter, wenn möglich mit Terrasse/Balkon und einem großzügigen Gemeinschaftsbereich (Lounge,
Küche und Bad). Selbstverständlich ist eine barrierefreie Gestaltung
und Nutzerfreundlichkeit für Rollstuhlfahrer.
Bei Bedarf können zukünftige Mitarbeiter/innen ihre kleinen Kinder
während der Dienstzeit direkt nebenan zur Betreuung unterbringen.
Kontakt:
Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH
Sülzburgstraße 103
50937 Köln
Tel.: 0221 / 447 05 24
E-Mail: [email protected]
GD #32 | In eigener Sache | 63
Lücken auf. Peter Bergen hat
das erkannt und vermittelt
knapp und verständlich die
Grundbegriffe der Hygiene,
Infektionslehre und Mikrobiologie. Er beschreibt die
Berufspflichten der ambulant
Pflegenden und erklärt, wie
Haftungsfragen zu bewerten
sind.
Sehr detailliert geht Bergen
auf die Hygiene in Küche, Bad
und Krankenzimmer ein.
Er berücksichtigt die Heimbeatmung und widmet auch dem
multiresistenten Staphylococcus, der zunehmend im häuslichen Umfeld auftritt, ein
Kapitel. Das Konzept des
Buches setzt auf Praxisnähe.
Besonders anwenderfreundlich
hat der Autor die Checklisten
und Hygienepläne im Anhang
gestaltet. Sie sind allgemein
gehalten, zeigen aber, wie solche Anweisungen im Einzelfall
aussehen sollten.
bh
Abonnenten
Bergen, Peter:
"Hygiene für ambulante
Pflegeeinrichtungen – Tipps
rund um die häusliche VerGEPFLEGT
DURCHATMEN
sorgung", Elsevier Verlag,
München;
2005. 156 Seiten,
für außerklinische Intensivpflege
25Den
Euro.
Weg nach Hause ebnen
Nürnberg, Tel.: 0911/393 16 16
oder 0911/393 16 40,
Fax: 0911/393 16 66,
E-Mail: [email protected]
Internet: www.hai2006.de
10 JAHRE
21.04. – 23.04. Heidelberg:
XIV. Internationales Heidelberger
Anästhesie-Symposium (HASY)
Veranstaltungsort:
Kongresshaus Stadthalle
Heidelberg, Neckarstaden 24,
69117 Heidelberg
Kontakt: MCN Medizinische
Congressorganisation Nürnberg
AG, Zerzabelshofstraße 29,
90478 Nürnberg,
Tel.: 0911/39 31 60,
Fax: 0911/33 12 04,
E-Mail: [email protected]
Dankeschön!
0
Nummer 1
April 2006
FACHZEITUNG
Editorial
Die außerklinische Intensivpflege ist eine junge Disziplin.
Traditionell sind Pflegende
ausgebildet, in der Klinik
einen fest gefügten Aufgabenbereich wahrzunehmen. Da
gibt es die Anordnungen und
den Tagesplan, in die
Patienten und Mitarbeiter gleichermaßen eingebunden
sind. Im Gegensatz dazu
schafft die außerklinische
Betreuung Freiräume für alle
Beteiligten. Der betreute
Mensch entscheidet in eigener Verantwortung, wie er
sein Leben gestalten will. Die
Pflegenden finden kreative
Ansätze für ihre Arbeit. Die
Eltern, Kinder, Lebenspartner
gewinnen Kraft, weil sie die
Verantwortung für das
erkrankte Familienmitglied mit
einem professionellen Team
teilen können.
Während es in der Klinik
darum geht, die Auswirkungen
einer Erkrankung auf ein
Minimum zu begrenzen, liegt
der Schwerpunkt der außerklinischen Betreuung darauf,
aus den verbliebenen Fähigkeiten ein Maximum an
Lebensqualität zu machen.
Deshalb heißt diese Zeitung
"Gepflegt durchatmen". Der
Titel ist ein Motto für die
Patienten. Sie dürfen beruhigt
sein, weil sie wissen, dass
ihre Versorgung in fähigen
Händen liegt.
"Gepflegt durchatmen" wendet sich aber auch an die
Pflegenden. Sie arbeiten in
einem Zweig ihres Berufes,
der maximales Können und
herausragendes
Verantwortungsbewusstsein
voraussetzt.
Bislang fehlen einheitliche
Standards in der außerklinischen Intensivpflege,
doch zahlreiche Gremien
führen lebhafte Diskussionen
zur Qualitätssicherung, erarbeiten Finanzierungsmodelle,
gestalten die politischen
Voraussetzungen.
"Gepflegt durchatmen" hat
sich zum Ziel gesetzt, diesen
Prozess kritisch zu begleiten
und Denkanstöße zu liefern.
Die Redaktion
Professionelles Überleitungsmanagement ermöglicht die reibungslose
Beziehung zwischen Patienten, Angehörigen und dem therapeutischen Team
Mit dem Schritt aus dem Krankenhaus beginnt ein neuer Abschnitt
im Leben des Patienten und seiner Angehörigen.
Die außerklinische Intensivpflege bietet Schutz und Sicherheit.
Obwohl die ambulante Intensivpflege bereits seit mehreren
Jahren als ideale Versorgungsform
für chronisch schwerkranke Menschen etabliert ist, leidet sie unter
ihrem mangelnden Bekanntheitsgrad. Ärzte, die sich mit der stationären Therapie dauerhaft beatmeter Patienten befassen, sind
häufig unzureichend über die
Leistungsfähigkeit ambulanter Intensivpflegedienste orientiert. Auch
die Sozialdienste der Kliniken können Betroffene bei der Suche nach
einer geeigneten nachstationären
Betreuung oft nicht adäquat beraten, weil Informationen über die
regional tätigen Pflegedienste fehlen.
Die Ursache liegt unter anderem in
der Zersplitterung der Versorgungslandschaft. Sie erschwert
den Überblick über Anbieter,
Leistungen und den Bedarf an
außerklinischer Intensivpflege.
Inzwischen haben sich jedoch
Arbeitsgemeinschaften zusammen-
geschlossen, um Netzwerke zu bilden und die Interessen der
Patienten, Pflegenden und Therapeuten aller Berufssparten zusammenzuführen (siehe Seite 3).
Die schwierige Informationslage
beeinflusst auch das Überleitungsmanagement. Der Begriff
umfasst den gesamten Prozess,
mit dessen Hilfe ein Patient aus der
stationären in die außerklinische
Versorgung wechselt.
Gleichzeitig markiert er den Zeitpunkt des ersten Kontaktes zwischen dem Betroffenen und dem
Pflegedienstleister, der künftig die
Verantwortung für das körperliche
und seelische Wohlergehen des
Pflegebedürftigen übernimmt.
Dieser Schnittpunkt zwischen der
klinischen und außerklinischen
Versorgung entscheidet über die
Lebensqualität des Patienten.
Hier sind die maßgeblichen Weichen zu stellen:
Fühlen sich der Patient und seine
Angehörigen in guten Händen?
Foto: Christoph Jaschke
Kann der Klinikarzt darauf vertrauen, dass die umfassende Versorgung seines Patienten weiterhin
gewährleistet ist?
Überleitungsmanagement erfordert kreative Ansätze zur Lösung
von Problemen.
Es geht darum, einen weichen
Übergang zwischen zwei völlig entgegengesetzten Systemen zu
ermöglichen: Das Krankenhaus bildet eine Struktur, in die der Patient
eingefügt wird – in der außerklinischen Intensivpflege bestimmt der
Patient und sein individueller
Bedarf die Form der Versorgungsstruktur, die um ihn herum aufzubauen ist.
Die für die Überleitung verantwortlichen Pflegenden behalten sämtliche Lebensbereiche im Blick. Das
bezieht sich ebenso auf die architektonischen Voraussetzungen der
Wohnung (z.B.: Ist die Tür des
Badezimmers breit genug für einen
Rollstuhl?) wie auf die jeweilige
familiäre Situation (siehe Seite 2).
Es gilt, Kontakte zu Therapeuten
und niedergelassenen Ärzten herzustellen, die Erfahrungen in der
Behandlung beatmungspflichtiger
Patienten haben.
Die Kommunikationswege, auf
denen sich die Berufsgruppen
zuverlässig und schnell austauschen können, sind zu schaffen.
Medizinprodukte, Hilfsmittel und Verbrauchsmaterialien müssen schon
zu Beginn der außerklinischen Versorgung in ausreichender Menge
zur Verfügung stehen (siehe Seite
6). Das pflegerische Team ist unter
den Gesichtspunkten fachlicher
Eignung und persönlicher Neigungen zusammenzustellen. Dieser
Punkt verlangt besonderes Fingerspitzengefühl. Zwischen den Mitgliedern des Teams und dem Patienten sowie seinen Angehörigen
stellt sich zwangsläufig eine große
Nähe ein.
Nicht zuletzt bereitet die Frage der
Finanzierung oft ein erhebliches
Problem, das in der Phase der
Überleitung zufrieden stellend zu
lösen ist. Dazu sind unter Umständen Verhandlungen mit Krankenversicherungen, Pflegekassen oder
Sozialämtern notwendig, für die
der Patient und seine Angehörigen
zumindest Hilfe benötigen.
Es liegt in der Verantwortung der
überleitenden Pflegenden, den
Umfang des Dienstleistungsaufwandes in enger Absprache mit allen Beteiligten abzustecken. Nicht
immer ist eine 24-Stunden-Versorgung notwendig oder sinnvoll. Sind
Kinder betroffen, besteht häufig
der Wunsch der Eltern, selbst einen Teil der Pflege zu übernehmen. Mit Augenmaß schätzen Pflegende in diesen Fällen die Belastungsfähigkeit der Familie ein. Sie
beachten vor allem die Art der
Erkrankung und den daraus erwachsenden Bedarf an Assistenz.
Er kann hoch sein, wenn davon
auszugehen ist, dass lebensbedrohliche Situationen im Verlauf
der Versorgung häufiger auftreten
und er ist niedriger, wenn die Verfassung des Patienten stabil eingeschätzt wird. Die Professionalität
außerklinischer Intensivpflege beweist sich auch in dem Grundsatz
"So viel wie nötig und so wenig wie
möglich." Die Basis dazu legt das
gewissenhafte Überleitungsmanagement.
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#32 | April 2016
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Impressum
GEPFLEGT
DURCHATMEN
Fachzeitung
für außerklinische Intensivpflege
Herausgeber: Heimbeatmungsservice
Brambring Jaschke GmbH
Geschäftsleitung:
Jörg Brambring, Christoph Jaschke
Redaktionsleitung: Bernd Hein
Layout: Elke Schuhbauer, Grafik Design,
[email protected]
GEFAHRLICHE
WEICHMACHER
Chemische Substanzen in Verpackungen, Cremes oder Nahrung: Wie Weichmacher & Co. das Hormonsystem stören
Das menschliche Hormonsystem ist ein fein austariertes System, das Stoffwechsel, Wachstum, Reproduktion, Schlaf und Stimmung reguliert.
Hormone binden an spezielle Rezeptoren, die dann die biologischen Wirkungen vermitteln. Substanzen, welche die Hormonbindung
beeinträchtigen, können beispielsweise zu Störungen im Blutzuckerhaushalt oder im Kalziumstoffwechsel führen und damit Diabetes oder
Osteoporose begünstigen. Diese Endokrine Disruptoren genannten Chemikalien finden sich in Plastikverpackungen, Fertignahrung und in
Kosmetika. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) mahnt zu einem bewussten Umgang mit diesen im Alltag weit verbreiteten
Stoffen.
Seit längerer Zeit wissen Experten, dass Endokrine Disruptoren
starke Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Von den
über 800 chemischen Substanzen, die überall im Alltag zu finden
sind, wirken manche wie Hormone und binden im Körper an einen
Hormonrezeptor. Andere wiederum blockieren Hormonrezeptoren
und verhindern so, dass körpereigene Hormone andocken und
wirksam werden können. Wieder andere stören die Produktion
oder die Umwandlung körpereigener Hormone und bringen so das
fein austarierte Hormonsystem aus der Balance.
Endokrine Disruptoren (engl.: endocrine disrupting chemicals, EDC)
finden sich in Kunststoffverpackungen, Fertignahrung, Kosmetika
und elektronischen Geräten. „Wir wissen nicht, ob alle diese Stoffe
das Hormonsystem nachhaltig beeinflussen. In letzter Zeit mehren
sich aber die Hinweise, dass auch zunächst unverdächtige und
scheinbar nützliche Chemikalien wie Weichmacher für Plastik,
Flammschutzmittel, Beschichtungen für Pfannen und Verpackungen
als EDC auf Menschen wirken“, erläutert Professor Dr. rer. nat.
Ulrich Schweizer vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Zur Wirkungsweise der EDC erklärt der Wissenschaftler und
Hormonexperte, dass diese durch die Bindung an Hormonrezeptoren deren Wirkung entweder übertreiben oder blockieren. „So
können Xenoöstrogene das Eintrittsalter in die Pubertät senken und
Antiandrogene zu vermehrten Penismissbildungen sowie zu einer
seit Jahrzehnten beobachteten Verminderung der Samenqualität
führen“, sagt Professor Schweizer. Auch nähmen hormonabhängige
Krebsarten wie Brust- und Prostatakrebs beständig zu und korrelierten mit der Anreicherung bestimmter EDC im Körper, so der
DGE-Experte. Fünf Jahre nach einer ersten systematischen Studie
hat die US-amerikanische Endocrine Society ein Papier (EDC-2)
vorgelegt, in dem die gesamte neue Literatur systematisch analysiert wurde. Professor Schweizer erläutert: „Die Auswertung zeigt
deutlich, dass EDC auch zur Erhöhung chronischer Erkrankungen
wie Übergewicht und Diabetes beitragen.“ Für einige Stoffe liegen
bereits belastbare Daten vor. Dazu gehören Bisphenol A (BPA),
das in vielen Beschichtungen für Lebensmittelverpackungen enthalten ist, Phthalsäureester (Phthalate), die als Weichmacher für Plastik
dienen, Pestizide und Herbizide wie DDT und Atrazin sowie Industriechemikalien wie polychlorierte Biphenyle (PCB) und polybromierte Diether. Letztere werden als Flammschutzmittel in Matratzen
und Elektrogeräten verarbeitet. All diese Produkte werden jährlich
im Tonnenmaßstab produziert und wirken schon in geringsten
Konzentrationen auf Mensch und Tier. Die Deutsche Gesellschaft
für Endokrinologie (DGE) weist schon seit Jahren auf die Gefahren
durch Endokrine Disruptoren hin. Sie unterstützt die Schlussfolgerungen des internationalen Expertenteams, welches neben einer intensivierten und international koordinierten Forschung eine verstärkte
Information der Öffentlichkeit, der Politik und der regulatorischen
Behörden fordert, um dem länderübergreifenden Problem einer
zunehmenden Belastung von Nahrungsmitteln und Umwelt mit EDC
entgegenzuwirken.
Problematisch ist aus Sicht von Professor Dr. med. Matthias Weber,
Mediensprecher der DGE und Leiter der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten an der Universitätsmedizin der
Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, dass neue Chemikalien
auf den Markt kommen, nachdem sie zwar auf akute Giftigkeit hin
getestet wurden, aber ohne dass ihre Unbedenklichkeit als EDC
geprüft wäre. „Zur Sicherheit gehört eben auch zu klären, ob sie
bereits in niedrigen Dosen in das Hormonsystem eingreifen.“ Professor Schweizer ergänzt: „So wurde das in Verruf geratene BPA
durch Bisphenol S ersetzt, das sich im Nachhinein als genauso wirksame EDC entpuppt hat wie die Substanz, die es ersetzen sollte.“
Den Verbrauchern rät Professor Schweizer, ihre Macht als Kunden
zu nutzen und gegebenenfalls das Kaufverhalten zu ändern.
„Jeder kann selbst entscheiden, ob er die Wurst oder den Käse
scheibenweise in Folie verpackt kaufen möchte, ob Äpfel einzeln
eingeschweißt sein müssen und ob man seinen Kaffee im Gehen
aus beschichteten Pappbechern trinken möchte.“
Literatur:
Gore, A. C. , Chappell, V. A., Fenton, S. E. et al.: Executive Summary to EDC-2: The
Endocrine Society’s Second Scientific Statement on Endocrine-Disrupting Chemicals.
Endocr. Rev. 2015 Dec;36(6):593−602. doi: 10.1210/er.2015−1093.
Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel
Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und
Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben.
Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrü-
sen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.
Weichmacher in Tracheostomieprodukten
„Meine kleine Klientin hat viel zu früh ihre Periode bekommen“, erzählt
eine Pflegekraft. Dann fügt sie beiläufig hinzu: „Das liegt bestimmt an den
Weichmachern, die in den Beatmungsschläuchen sind.“ Dieses Gespräch
ist Jahre her. Inzwischen weiß man so viel über die schädlichen Auswirkungen von Weichmachern, dass die Pflegekraft mit dieser Vermutung
wohl recht hatte. Weil Weichmacher Stoffe flexibler und geschmeidiger
machen, ist DEHP-haltiges PVC Bestandteil zahlreicher Medizinprodukte.
Das DEHP / Diethylhexylphtalat wird z.B. gerne in Tracheostomieprodukten verwendet. Darauf weist Christian Müller, Clinical Field Trainer
bei der Smiths Medical Deutschland GmbH, in Vorträgen und Artikeln
hin. Auf dem Markt gibt es bereits Alternativen, nämlich Produkte aus
unschädlichen Silikonen. Müller empfiehlt allen, die außerklinisch beatmete
Kinder und Jugendliche versorgen, darauf zu achten, welche Produkte
zum Einsatz kommen. Denn die Unschädlichkeit von Medizinprodukten ist
ein wichtiger Gesichtspunkt für möglichst große Lebensqualität und die
gewissenhafte Fürsorge für die schutzempfohlenen Klienten.
GD #32 | Gesundheit | 66
Wer sich schont, stirbt früher: Sport und Bewegung
helfen bei chronischen Lungenerkrankungen
Menschen mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung
(COPD) können den Krankheitsverlauf durch regelmäßige Bewegung und Sport günstig beeinflussen. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Studie, deren Autor Dr. Benjamin
Waschki auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
(DGP) den Forschungspreis für klinische Forschung
erhielt. Die DGP rät Lungenpatienten aufgrund dieser
Ergebnisse, bereits im frühen Krankheitsstadium regelmäßig aktiv zu sein. Wie Sport bei chronischen Lungenerkrankungen helfen kann, war auch Thema der Kongress-Pressekonferenz am 3. März 2016 in Leipzig.
Zwischen drei und fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer COPD. Etwa 90 Prozent von ihnen
sind oder waren früher Raucher. „Oft wird die COPD als
Raucherlunge verharmlost“, sagt Privatdozent Henrik
Watz, Leiter des Pneumologischen Forschungsinstituts
an der LungenClinic Grosshansdorf bei Hamburg. „Bei
Symptomen wie lang anhaltendem Husten mit zähem
Schleim und Atembeschwerden sollten Betroffene sofort
den Arzt aufsuchen“, meint der Experte. Diese könnten
Anzeichen für eine chronische Entzündung der Atemwege sein und einen beginnenden Abbau der Lungenbläschen, ein so genanntes Lungenemphysem sein.
Durch die resultierende Lungenüberblähung verliert das
Atmungsorgan zunehmend seine Funktion.
Menschen mit COPD leiden daher unter zunehmender
Luftnot – zunächst nur bei anstrengenden Tätigkeiten,
später auch im Ruhezustand. „Die meisten Patienten
neigen deshalb dazu, sich körperlich zu schonen“, erklärt
Watz im Vorfeld des DGP-Kongresses. Das kann den
Krankheitsverlauf jedoch dramatisch beschleunigen.
Denn je weniger der Patient mit COPD sich körperlich
im Alltag betätigt, desto schneller wird die Muskulatur
abgebaut, was wiederum die körperliche Belastbarkeit
reduziert. Das bestätigt Dr. Waschkis Langzeitstudie an
200 COPD-Patienten, deren Ergebnisse Experten auch
auf dem DGP-Kongress diskutierten. Alle Teilnehmer trugen eine Woche lang ein Armband, das ihre körperliche
Aktivität im häuslichen Alltag aufzeichnete. Nach zwei bis
drei Jahren wurde die Messung wiederholt.
Das Ergebnis: Je weniger sich die Patienten bewegten,
desto schneller nahm die Leistungsfähigkeit der Patienten ab. „Aus dieser und anderen Untersuchungen
wissen wir bereits, dass die Abnahme der körperlichen
Aktivität ein wichtiger Faktor ist, der die Sterblichkeit und
die Anzahl der Krankenhauseinweisungen erheblich
beeinflusst. Die Patienten fühlen sich nicht nur schlechter
– Bewegungsmangel führte auch zu häufigeren Krankenhausaufenthalten und vermehrten Todesfällen“, ergänzt
Lungenexperte Watz.
Die European Respiratory Society hat bereits vor zwei
Jahren eine Stellungnahme veröffentlicht, die Menschen
mit COPD auffordert, ihre Schonhaltung aufzugeben.
„Die Patienten sind oft leistungsfähiger als sie denken“,
sagt Watz. Mehrere Langzeitstudien haben gezeigt, dass
bereits geringe Mengen an körperlicher Aktivität die
Sterblichkeit von Patienten mit chronischen Erkrankungen senken kann. Neben einer professionellen Rauchentwöhnung sollte ein moderates Trainingsprogramm deshalb zur sofortigen Behandlung gehören. Die Patienten
sollten so früh wie möglich beginnen, sich wieder mehr
zu belasten und dies bereits am besten im Frühstadium
der COPD“, so Watz. „Möglicherweise reichen schon 15
bis 30 Minuten tägliches schnelleres Spazierengehen
oder Nordic Walking aus, um den Krankheitsverlauf der
Patienten positiv zu beeinflussen.“
Für ihre Arbeit erhielten die Autoren der Studie den
DGP-Forschungspreis für klinische Forschung.
Quellen:
Waschki B. et al. Disease Progression and Changes in Physical Activity in
Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease. American Journal
of Respiratory and Critical Care Medicine 2015; 192(3): 295-306
Watz H. et al. An official European Respiratory Society statement on physical activity in COPD. European Respiratory Journal 2014; 44(6): 1521-37
Waschki B et al. Physical activity is the strongest predictor of all-cause
mortality in patients with COPD: a prospective cohort study. Chest. 2011
Aug;140(2):331-42.
Watz H et al. Physical activity in patients with COPD.Eur Respir J. 2009
Feb;33 (2):262-72
GD #32 | Gesundheit | 67
Beim Entlassmanagement müssen alle Beteiligten ins Boot
Ein gutes Entlassmanagement dient ausschließlich dazu, in
einer qualitätsgesicherten Übergabe eines Patienten vom stationären in den ambulanten Bereich Versorgungsbrüche zu
vermeiden. Die Experten der MedInform-Konferenz "Entlassmanagement nach dem Versorgungsstärkungsgesetz
(GKV-VSG) – von der Theorie zur praktischen Umsetzung"
am 23. Februar 2016 in Berlin waren sich einig, dass die Therapiehoheit dabei beim Arzt und dem jeweiligen Krankenhaus
liegt. MedInform ist der Informations- und Seminar-Service des
BVMed. Klärungsbedarf besteht jedoch in den Fragen, welche
Kooperationen zwischen verschiedenen Leistungserbringern
künftig noch umsetzbar sind und welche Akteure ins Entlassmanagement einbezogen werden müssen. Auch die gesetzgeberischen Rahmenbedingungen für ein rechtskonformes
Entlassmanagement sind noch diffus, gerade in puncto der zu
erwartenden Richtlinien der Rahmenvereinbarung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Experten aus der medizinischen Praxis hoben hervor, dass die Kommunikation zwischen
den verschiedenen Schnittstellen-Playern zwar verbessert werden müsse, die Errungenschaften der praktizierten Ansätze der
letzten Jahre jedoch nicht über Bord geworfen werden dürfen.
"Wir müssen uns nicht mit dem verstecken, was wir bisher im
Entlassmanagement erreicht haben", schlussfolgerte Katrin
Kollex vom Homecare-Unternehmen GHD GesundHeits GmbH
Deutschland im Sinne einer sachlichen und patientenorientierten Diskussion.
Jürgen Malzahn, Abteilungsleiter Stationäre Versorgung und
Rehabilitation beim AOK-Bundesverband in Berlin, erörterte
die rechtlichen Rahmenbedingungen des Entlassmanagements
aus der Perspektive einer Krankenkasse. Die Krankenhaus-Behandlung umfasst nach dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz
(GKV-VSG) im SGB V ein Entlassmanagement, um den Patienten beim Übergang von der stationären in die ambulante Versorgung sektorenübergreifend zu unterstützen. Hierfür könne das
Krankenhaus zugelassene Ärzte, Medizinische Versorgungszentren (MVZ) oder „ermächtigte Einrichtungen“ beauftragen.
Die dafür erforderliche Erhebung, Verarbeitung und Nutzung
von personenbezogenen Daten sei jedoch nur nach vorheriger
Information und mit Einwilligung des Versicherten zulässig: „Der
Patient ist Herr seiner Daten. Das hat nicht unerhebliche Konsequenzen in der Umsetzung“, so Malzahn. Die weitere Ausgestaltung des Verordnungsrechts bestimme der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Für die ersten sieben Tage nach dem
Krankenhausaufenthalt darf das Krankenhaus nach dem neuen
GKV-VSG bspw. häusliche Krankenpflege, Verband-, Heil- und
Hilfsmittel direkt verordnen. Der Patient hat dabei das Recht auf
die freie Wahl des Leistungserbringers. Die Krankenkasse wirke
hier „unterstützend und koordinierend“. Laut Malzahn werde die
Einbindung sonstiger Leistungserbringer in den Entlassprozess
von der Politik gewünscht, auch wenn die gesetzliche Formulierung Interpretationsspielraum schafft. Voraussetzung sei in
jedem Fall die Beachtung der Compliance-Regelungen.
Die Verantwortung des Krankenhauses für den Ablauf des Entlassmanagements hob auch Maria Heil, Rechtsanwältin bei
Clifford Chance in Düsseldorf, hervor: „Krankenhäuser können
sich auch beim Outsourcing oder der Übertragung des Entlassmanagements nicht ihrer Verantwortung entkleiden.“ Nach Inkrafttreten des GKV-VSG gebe es bis dato keine klare Linie,
ob die bisher im Klinikalltag häufig praktizierte Übertragung auf
externe Heil-, Hilfs- und Arzneimittelversorger weiterhin zulässig
sei. Ausdrückliche Adressaten einer Delegation sind ärztliche
Leistungserbringer wie etwa zugelassene Mediziner und Versorgungszentren, nicht explizit erwähnt werden jedoch sonstige
Leistungserbringer wie Hilfsmittelversorger. Da der Gesetzge-
ber Letztere aber nicht ausdrücklich ausschließe, ist es nach Ansicht Heils weiterhin statthaft, auch externe Leistungserbringer
mit dem Entlassmanagement zu betrauen. Hier müsse auch der
Wille des Gesetzgebers beachtet werden, die Versorgungsqualität im Rahmen des GKV-VSG weiter zu verbessern. Dies werde
nicht erreicht, wenn andere Leistungserbringer zukünftig ausgeschlossen werden: „Es gibt keinen Grund, bestimmte Player
auszunehmen, wenn das Entlassmanagement gut funktioniert.“
Hierzu sei es „wichtig, dass man die Kooperationsverträge sauber ausgestaltet“ und auch in puncto Haftung beim jeweiligen
Krankenhaus bleibe. Grundlegend seien die Wahrung der Wahlfreiheit des Patienten, medizinische Aspekte stets vor finanziellen
zu erwägen sowie wettbewerbs- und compliance-rechtliche Aspekte zu beachten, so Heil abschließend.
Jörg Hackstein, Partner und Fachanwalt für Arbeits- und Medizinrecht von Hartmann Rechtsanwälte in Lünen, legte die Neuregelung so aus, dass das Entlassmanagement dem Krankenhaus
obliege, Kooperationen bei der Umsetzung des Versorgungsprozesses jedoch möglich seien.
Hackstein riet Krankenhäusern und externen Leistungserbringern zu vertraglich abgesicherten Kooperationen in
Form von Netzwerken: „Was können Sie dazu beitragen?
Zeigen Sie dem Krankenhaus die Vorteile der Zusammenarbeit
auf!“ Innerhalb des Netzwerkes stelle sich die Frage nach einer unrechtmäßigen Zuweisung nicht, da sich der Versicherte
freiwillig eingeschrieben und somit die folgenden Leistungserbringer frei gewählt habe. Daran anschließend gebe es für Leistungserbringer im Hilfsmittel- und Homecarebereich Potenziale
im gemeinsamen Versorgungsmanagement, bspw. mit MVZ. Da
der „Erstversorger nach Krankenhausentlassung in den meisten
Fällen auch der Versorger auf Dauer bleiben wird“, sei der Kontakt zur Klinik und deren Entlassmanagement unabdingbar. Die
Beteiligten sollten jedoch unbedingt dokumentieren, „dass sie
eine rechtmäßige, rechtskonforme Struktur aufgebaut haben“,
so Hackstein abschließend in Anlehnung an die vier Prinzipien
des BVMed-Compliance-Kodex.
Die Umsetzung des Entlassmanagements im Krankenhaus skizzierte Sibylle Kraus, Leiterin Sozialdienst und Case Management bei den Alexianer St. Hedwig Kliniken in Berlin und Vorstandsmitglied der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im
Gesundheitswesen (DVSG). Besonders positive Erfahrungen mit
externen Leistungserbringern habe sie in der Palliativversorgung
gemacht: „Dort funktioniert es sehr gut.“ Eine ganzheitliche, multiprofessionelle Behandlung beinhalte ein Entlassmanagement
als Bestandteil aller Berufsgruppen. Dabei variiere die Rolle der
Verantwortlichen und Beteiligten je nach entsprechendem Tätigkeitsschwerpunkt. Das Entlassmanagement müsse bei oder sogar schon vor der Aufnahme des Patienten beginnen. Grundlage
für alle Handlungen sei auf Basis des Selbstbestimmungsrechts
jeweils der Wille des einzelnen Patienten. Sie sprach sich innerhalb des Krankenhauses für ein Case Management mit standardisierten Evaluationen interner Prozesse und Fallbesprechungen aus, die alle relevanten medizinischen Berufe einbeziehen.
Im Sinne eines erfolgreichen Entlassmanagements müssten
gemeinsam mit externen Leistungserbringern Case Management Projekte initiiert werden, um sektorenübergreifende Prozesse standardisiert zu evaluieren und voranzubringen. Kraus
hob jedoch hervor, dass die Entscheidungskompetenz hier entsprechend korrekt beim Krankenhaus liege, und nicht bei den
Krankenkassen. Es sollten immer mehrere Hilfsmittelversorger
einbezogen werden, denn „Konkurrenz belebt das Geschäft“.
Sie sprach sich dafür aus, erfolgversprechende multiprofessionelle Modelle im Sinne stärker integrierter Versorgungsangebote
zukünftig gerade in ländlichen Regionen zu fördern.
GD #32 | Medizintechnik | 68
Katrin Kollex, Leiterin Gesundheitspolitik beim Homecare-Unternehmen GHD GesundHeits GmbH Deutschland in Ahrensburg, widmete sich dem Entlassmanagement aus der Perspektive eines Leistungserbringers. Der „interpretationsbedürftige und
-fähige“ Wortlaut des GKV-VSG im SGB V stelle Kooperationen
zwischen Krankenhäusern und Leistungserbringern im Rahmen
des Entlassmanagements nicht in Frage. Es gebe keine ausdrückliche Einschränkung auf rein ärztliche Leistungserbringer.
Der Bundesgerichtshof (BGH) urteilte im Frühjahr 2015 zur
Auslegung der Regelungen des Entlassmanagements, dass
die Vorgaben für das Versorgungsmanagement auch beim Entlassmanagement mit zu berücksichtigen seien. Das Entlassmanagement dürfe dem nach auch auf externe private Anbieter
ausgegliedert werden. Da es im Sinne des Krankenhausentgeltgesetzes eine allgemeine Leistung sei, könne sich die Klinik bei
der Organisation auch Dritter bedienen. Auch das SGB V greife
nicht in krankenhausinterne Organisations- und Ablaufstrukturen
ein; es gelte: „Hier ist erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist.“
Im Sinne einer individuellen und sachgerechten Versorgung der
Patienten sei die Kooperation mit Hilfsmittel- und Homecareunternehmen sehr bedeutend und funktioniere gut; hier besteht
laut Kollex kein Änderungsbedarf. Einige Krankenhäuser zeigten sich jedoch vor dem Hintergrund der geplanten Neuregelungen des Anti-Korruptionsgesetzes verunsichert. Eine solche
Vermischung der Diskussion zum Entlassmanagement mit den
geplanten Anti-Korruptionsregelungen sei nicht sachdienlich.
In puncto Rahmenvertrag zwischen Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG), Kassenärztlicher Bundesvereinigung
(KBV) und dem GKV-Spitzenverband zur Umsetzung des
Entlassmanagements setzte sich Kollex für eine Stellungnahmeberechtigung der Hilfsmittelversorger beim Gemeinsamen
Bundesausschuss (G-BA) ein: „Zumindest hätte es für die
Hilfsmittel-Leistungserbringer ein Anhörungsrecht geben müssen“, da diese ebenso vom Entlassmanagement betroffen
seien. Interpretationen zur Umsetzung des Entlassmanagements müssten sich ausschließlich am Versorgungsnutzen für
die Patienten orientieren und Versorgungsbrüche vermeiden.
Sinnvolle Kooperationsmöglichkeiten sollten daher nicht unbedarft in Frage gestellt werden. Der Gesetzgeber müsse
zur Vermeidung von unnötiger Verunsicherung praxisorientiert klarstellen, dass Kooperationen mit und die Übertragung
von Aufgaben des Entlassmanagements an externe Leistungserbringer weiterhin möglich seien. Die Verantwortung für
das Entlassmanagement liege dennoch beim Krankenhaus
und sollte nur auf Ärzte übertragen werden, welche die Therapieziele und Maßnahmen festlegen. „Wir müssen uns nicht
mit dem verstecken, was wir bisher im Entlassmanagement
erreicht haben. […] Alle Beteiligten, nicht nur die Ärzte, müssen beim Entlassmanagement mit ins Boot“, appellierte Kollex abschließend im Sinne einer sachlichen Argumentation.
Moderiert wurde die Konferenz von Juliane Pohl, Leiterin des
Referates Homecare beim BVMed.
Fotos: www.bvmed.de
Ingrid Dänschel, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Vorsitzende des Sächsischen Hausärzteverbandes und stellvertretende
Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, erläuterte die Rolle des Hausarztes im Entlassmanagement. Ihre
zentrale Forderung: „Entlassmanagement beginnt bereits mit
der Einweisung, weil die meisten Krankenhaus-Aufenthalte geplant sind.“ Sie setzt sich dafür ein, bei der Interpretation von
Symptomen und Befunden den Patienten, seine Krankheitsumstände, sein Umfeld und seine Vorgeschichte gut zu kennen
und zu würdigen. Vordergründig sei daher eine auf Dauer angelegte Arzt-Patienten-Beziehung, in der der Hausarzt eine breite Zuständigkeit habe und für eine kontinuierliche Versorgung
zuständig sei. Besonders bei geriatrischen und multimorbiden
Patienten müssten Ärzte im Sinne eines adäquaten Patientenmanagements vorhandene Leitlinien an die individuelle Situation des einzelnen Patienten anpassen: „Das ist eine hochkomplexe, anspruchsvolle Aufgabe. Es stehen Menschen dahinter,
es stehen Schicksale dahinter – und das schafft niemand allein!“
Der Schlüssel seien hier die besonders ausgebildeten Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (VERAH). Diese
fungierten als spezielle Schnittstelle zwischen allen Beteiligten, also auch Hilfsmittel- und Homecare-Leistungserbringern,
die ihre Patienten bspw. mit Inkontinenzprodukten, Orthesen
oder Rollatoren versorgen. Grundsätzlich forderte Dänschel
eine bessere Kommunikation zwischen Haus- und Klinikärzten,
„auch technisch“. Die Entlassung müsse dem Hausarzt zwei
Tage vorher angekündigt und zumindest ein vorläufiger Arztbrief
verfasst werden.
Podium (1) (v.l.n.r.) Katrin Kollex, Ingrid Dänschel, Sibylle Kraus, Maria
Heil und Jürgen Malzahn
Plenum der Konferenz
(von li. nach re.) Maria Heil, Rechtsanwältin | Juliane Pohl, Leiterin Referat
Homecare, (BVMed) | Sibylle Kraus, Vorstandsmitglied Deutsche Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen (DVSG)
GD #32 | Medizintechnik | 69
Vorschläge für eine bessere Hilfsmittelversorgung
Staatssekretär Karl-Josef Laumann legte im Februar 2016 das
Positionspapier „Mehr Qualität, mehr Transparenz: Vorschläge
für eine bessere Hilfsmittelversorgung“. Damit reagierte er in
seiner Funktion als Patientenbeauftragter der Bundesregierung auf unzählige Beschwerden von Versicherten über die
qualitativ unzureichende Hilfsmittelversorgung. Ein Beispiel
sind die miserablen Inkontinenzmittel. Das Hilfsmittelverzeichnis entspreche, gerade im Hinblick auf Inkontinenzprodukte,
möglicherweise nicht mehr dem aktuellen Qualitätsstand und
dem technischen Fortschritt. Der GKV-Spitzenverband habe
inzwischen den Entwurf einer Überarbeitung des Hilfsmittelverzeichnisses für den Bereich der Inkontinenzhilfsmittel vorgelegt und darüber hinaus eine grundlegende Aktualisierung des
Hilfsmittelverzeichnisses angekündigt. „Bei der Versorgung mit
einigen Hilfsmitteln läuft derzeit etwas mächtig schief“, schreibt
Laumann, und er fügt hinzu: „Und das muss sich schleunigst
ändern. Denn die Versicherten haben einen klaren gesetzlichen Anspruch auf Hilfsmittel, die qualitativ und quantitativ
dem aktuellen Stand der Medizin entsprechen – und zwar ohne
Aufzahlung. Es ist Aufgabe der Krankenkassen, diese notwendige Versorgung sicherzustellen. Das gilt erst recht für einen
so sensiblen Bereich wie dem der Inkontinenzhilfsmittel.“ Um
eine qualitativ und quantitativ angemessene sowie transparente Versorgung mit Hilfsmitteln langfristig sicherzustellen, sollen
laut Positionspapier folgende Maßnahmen ergriffen werden:
1. Kontinuierliche Aktualisierung des Hilfsmittelverzeichnis
2. Angemessene Versorgungsqualität statt Dumpingpreise
Bislang erteilen die Krankenkassen bei Ausschreibungen
von Hilfsmittelverträgen den Zuschlag vorrangig nach dem
Kriterium, welcher Leistungserbringer den niedrigsten Preis
anbietet. Das kann nicht so bleiben. Künftig müssen bei den
Ausschreibungen auch die Kriterien Qualität, individueller
Bedarf, Versorgungssicherheit und Wohnortnähe eine stärkere Gewichtung finden.
3. Wahlfreiheit zwischen verschiedenen aufzahlungsfreien
Hilfsmitteln
4. Einhaltung der Versorgungsverträge überprüfen
5. Versorgungsqualität und Aufzahlungen transparent machen
Das Papier kann unter dem folgenden Link herunter geladen
werden: www.patientenbeauftragter.de/images/positionspapiere/20160220_Positionspapier_Hilfsmittelversorgung.pdf
Patienteninformationen zur Hilfsmittelversorgung
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) hat im Januar 2016 vier Informationsblätter zur Hilfsmittelversorgung
aufgelegt. Sie richten sich an Inkontinenz- und Stoma-Patienten sowie deren Angehörige und klären über die rechtlichen
Grundlagen, die Patientenrechte und die Informationspflichten
der Krankenkassen auf. Mehr unter www.bvmed.de
Alters- und behindertengerechtes Umbauen mit Unterstützung
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW))
Seit dem 19. November
2015 gibt es bei der KfW
eine neue verbesserte
Förderung für barrierereduzierende Maßnahmen.
Dazu gehört der Umbau
von Wegen zu Gebäuden
und Wohnumfeldmaßnahmen, vom Eingangsbereich
und Wohnungszugang, zur
Überwindung von Treppen
und Stufen, zur Umgestaltung der Raumaufteilung und
zum Schwellenabbau, der
Badumbau sowie bauliche Maßnahmen zu mehr
Sicherheit, Orientierung und
Kommunikation. Die Firma
ThyssenKrupp Encasa
informiert außerdem auf
ihrer Homepage rundum
den KfW-geförderten Einbau
eines Treppenlifts und den
Zuschuss von der Pflegeversicherung nach § 40 Abs. 4
SGB XI in Höhe von bis zu
4.000 € pro Person.
Quelle: KfW Bankengruppe
>
Mehr unter:
www.kfw.de/159
www.kfw.de/barrierereduzierung
www.tk-encasa.de
GD #32 | Medizintechnik | 70
Buchrezension
„Hilfe für Helfer“ - Wie Pflegekräfte ihre spirituellen
Ressourcen nutzen können
Hatte mich der Titel zunächst nicht wirklich angesprochen, entpuppt sich dieses
kompakte Werk auf rund 135 Seiten am Ende als ein kompetenter Ratgeber. Was ist
eigentlich Spiritualität fragt man/frau sich spontan, und dort liegt vielleicht auch der
Grund, weshalb ich zunächst nicht wusste, was ich mit diesem Buch anfangen sollte.
Dabei ist die Beschäftigung mit dem Buch wirklich lohnend. Christine Behrens bietet
mithilfe von vielen Fallbeispielen einen kurzweiligen Einblick in das Thema „Ressourcen und Salutogenese“. Der/Die Leserin findet sich oder KollegInnen im Buch schnell
wieder. So werden bestimmte Persönlichkeitstypen beschrieben. Dabei hat die Autorin
einen ressourcenorientierten und liebevollen Blick auf die jeweilige Persönlichkeit
und schafft es, diesem Menschen einen Platz im Team anzubieten bzw. eröffnet den
Teammitgliedern eine neue Perspektive. Komplettiert wird das Werk durch zahlreiche
Achtsamkeits- und Ressourcenübungen. Sie sind für all diejenigen hilfreich, die eine
gute Balance zwischen Stress und Gelassenheit suchen.
Dieses Buch einer einer Diplom-Theologin, Sozialmanagerin, Transaktionsanalytikerin,
Trainerin und Supervisorin für Pflegekräfte lädt nicht nur zum Lesen, sondern vor allem
zum Mitmachen und Üben ein. Ein idealer Ratgeber für Menschen, die eine belastbare
Spiritualität im Alltag suchen – nicht esoterisch, sondern praktisch und spezifisch für
Pflegekräfte geschrieben.
Martina Friedrichs
Christine Behrens | Hilfe für Helfer | Wie Pflegekräfte ihre spirituellen Ressourcen nutzen können
Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG 2015 | 136 Seiten | 210 mm x 148 mm
Paperback | ISBN: 9783899933444 | Preis 16,95 €
Forderungen nach konsequentem gesundheitspolitischen
Verhalten!
In einem gerade erschienenen Sachbuch von Herrn Prof. Fritz Beske werden Daten
und Fakten dargelegt, die zu einer umgehenden Neuorientierung der Gesundheitspolitik beitragen sollen. Die Aussagen weisen eindeutig darauf hin, dass die Schere
zwischen Finanzierung und qualitativ hochwertiger Versorgung in der nahen Zukunft
noch weiter auseinander gehen wird. Die Folge werden Leistungseinschränkungen für
alle Bürger sein und Vergütungskürzungen für alle Berufsgruppen und Institutionen der
Versorgung, Behandlung und Betreuung.
Seine Forderung nach einem unabhängigen Expertengremium aus Mitgliedern, die sich
ausschließlich dem Gesundheitssystem verantwortlich fühlen, muss realisiert werden,
damit die bestehenden einseitigen lobbyistischen Einflüsse minimiert werden können. Bezüglich der Strukturen des Gesundheitssystems fordert Herr Prof. Beske den
Abbau der Schnittstellenbrüche zwischen den Berufsgruppen und Institutionen und
den Zwang zur Zusammenarbeit, um somit die Über-, Unter- und Fehlversorgung zu
minimieren. Dazu gehört auch eine Intensivierung der Kommunikation und Koordination in allen Belangen der Versorgung/Behandlung/Betreuung und eine Entlastung im
Bereich des finanziellen Aufwands. Dazu gehört dann nach Analysen von Prof. Beske
auch, die Sozialsysteme zusammenzufassen und z.B. die Trennung zwischen Krankenund Pflegeversicherung aufzuheben.
Wir fordern alle politischen Entscheidungsträger und die Gruppierungen der Selbstverwaltung auf, sich mit den Ausführungen von Prof. Beske auseinanderzusetzen. Das
Buch ist im Springer-Verlag erschienen und kostet 24,99 €.
Wir sehen in Prof. Beske einen Verbündeten für die Zukunftssicherung des Gesundheitswesens mit hoher Kompetenz und ohne einseitige Ausrichtung. Dabei werden
unsere Ziele und der Zweck unserer Organisation sachlich unterstützt.
Wolfram-Arnim Candidus, Präsident Bürger Initiative Gesundheit e.V.
GD #32 | Rezension | 71
Messen - Kongresse - Fortbildungen
Diese Termine finden Sie auch in unserem online-Kalender unter
www.gepflegt-durchatmen.de/termine.html
Sie können diesen Veranstaltungskalender mit den Verlinkungen zum jeweiligen Veranstalter
kostenlos abonnieren. Alle Änderungen werden automatisch auch bei Ihnen angezeigt.
April 2016
5. April 2016 | Erfurt
Workshop-Programm Beatmung Teil 1
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
26. bis 28. April 2016 | Stuttgart
PFLEGE PLUS - Fachmesse für den
Pflegemarkt
http://www.messe-stuttgart.de/pflege/
5. April 2016 | Augsburg
Präventive Pflege (Prophylaxen-Workshop)
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
26. April 2016 | Augsburg
Grundlagen der Beatmung (2 von 2)
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
6. April 2016 | Erfurt
Workshop-Programm Beatmung Teil 2
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
27. April 2016 | Mannheim
Workshop-Programm Beatmung Teil 1
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
7. April 2016 | Erfurt
Workshop-Programm Beatmung Teil 3
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
28. April 2016 | Mannheim
Workshop-Programm Beatmung Teil 2
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
7. bis 9. April 2016 | Berlin
Miteinander Leben Berlin.
Reha, Pflege & Mobilität
http://www.expotecgmbh.de/wDeutsch/messen_inland/miteinander_leben_berlin/ausstellerservice.php?navanchor=1010033
29. April 2016 | Mannheim
Workshop-Programm Beatmung Teil 3
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
7. April 2016 | Erfurt
Workshop-Programm Beatmung Teil 3
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
13. April 2016 | Essen
Train the Trainer
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
Mai 2016
3. bis 4. Mai 2016 | Berlin
Kongress für Gesundheitsnetzwerker
http://gesundheitsnetzwerker.de
13. April 2016 | Münnerstadt
Intensivpflegetag Nordbayern
www.intensivpflege-nordbayern.de
4. Mai 2016 | Augsburg
Beatmung Complete
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
16. April 2016 | Berlin
ALS-Tag an der Charité
Anmeldung: [email protected]
4. Mai 2016 | Leonberg
Notfall/Hygiene/Tracheostomie
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
18. bis 22. April 2016 | München
Basiskurs “Pflegefachkraft für außerklinische
Beatmung” durch die DIGAB zertifiziert
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
20. April 2016 | Unterhaching
Gewalt & Aggression in der Pflege
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
11. Mai 2016 | individuell oder in Emmering
Reanimation / Notfall-Training - Reanimation 1
www.wkm-medizintechnik.de/seminare/online-anmeldung
11. bis 13. Mai 2016 in Bremen
Europäischer Wundkongress 2016
10. Deutsche Wundkongress
26. Kongress der EWMA
2. WundD-A-CH
www.ewma2016.org/de/registration.html
20. April 2016 | Unterhaching
Neue Perspektiven für die Pflege
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
12. Mai 2016 | Bochum
Junge Pflege Kongress 2016
www.junge-pflege.de
25. April 2016 | Augsburg
Grundlagen der Beatmung (1 von 2)
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
20. bis 22. Mai 2016 in Hörselberg
Seminar für behinderte Arbeitgeber/innen und
solche, die es werden wollen sowie Berater/
innen zu diesem Thema
www.forsea.de/termine/termine.shtml
24. Mai 2016 | Celle
Train the Trainer
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
25. bis 28. Mai 2016 | Hamburg
29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e. V.
Inklusion von Menschen mit Querschnittlähmung – eine multiprofessionelle
Herausforderung
[email protected] und
www.dmgp-kongress.de
Juni 2016
2. bis 4. Juni 2016 | Bamberg
24. Jahreskongress der Deutschen
Interdisziplinären Gesellschaft
für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.
zusammen mit dem 11. Beatmungssymposium unter der Schirmherrschaft der
Deutschen Gesellschaft für Pneumologie
und Beatmungsmedizin e.V.
www.digab-kongresse.de
8. bis 10. Juni 2016 | Berlin
Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit
www.hauptstadtkongress.de
8. Juni 2016 | Unterhaching
Notfall/Hygiene/Tracheostomie
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
10. Juni 2016 | Bochum
6. Duchenne-Symposium
www.aktionbenniundco.de
11. Juni 2016 | Berlin
FAOPI Fachsymposium Anästhesiepflege,
OP-Dienste und Intensivpflege
http://faopi.de/
13. bis 17. Juni 2016 | Unterhaching
Basiskurs „Pflegefachkraft außerklinische
Beatmung (DIGAB) e.V)“
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
14. Juni 2016 | Schwerin
Workshop-Programm Beatmung Teil 1
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
15. Juni 2016 | Schwerin
Workshop-Programm Beatmung Teil 2
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
16. Juni 2016 | Schwerin
Workshop-Programm Beatmung Teil 3
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
16. und 17. Juni 2016 | Berlin
Fortbildung + Workshop Tracheostomie
Diese Veranstaltung wird von der Fa. Teleflex
Medical ausgerichtet und wendet sich zum
einen an Angehörige von Betroffenen und
zum anderen an Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen und Unternehmen, die Menschen
mit einem Tracheostoma versorgen und ihre
Kenntnisse in diesem Bereich vertiefen oder
auffrischen möchten.
Veranstaltungsort:
Seehotel Zeuthen GmbH & Co. KG,
Fontaneallee 27/28, 15738 Zeuthen
Übernachtungskosten
(EZ mit Frühstück): 87,00 EUR
Weitere Informationen erhalten Sie bei Frau
Zehra Özerol, Tel.: 07151/ 406 555,
Mail: [email protected]
17. bis 19. Juni 2016 | Bad Reichenhall
48. Bad Reichenhaller Kolloquium
Von Asthma bis Ziliendysfunktion. Welche
Rolle spielen Infektionen?
www.kolloquium-br.de
27. Juni 2016 | Emmering
Grundkurs: Hygienebeauftragte/r in der
ambulanten Pflege oder in stationären
Pflegeeinrichtungen
www.wkm-medizintechnik.de/seminare/online-anmeldung
27. Juni 2016 | Emmering
Kombikurs: Hygienebeauftragte/r in der ambulante Pflege
oder in stationären Pflegeeinrichtungen
www.wkm-medizintechnik.de/seminare/online-anmeldung
29. Juni 2016 | Emmering
Aufbaukurs: Hygienebeauftragte/r in der ambulante Pflege
oder in stationären Pflegeeinrichtungen
www.wkm-medizintechnik.de/seminare/online-anmeldung
Juli 2016
6. Juli 2016 | Leonberg
Tracheostomie / Hygiene / Notfall- & Megacodetraining
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
7. Juli 2016 | Unterhaching
Basale Stimulation Refreshertag (Vorraussetzung GK-Zertifikat)
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
12. Juli 2016 | Augsburg
Dokumentation / SIS
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
12. Juli 2016 | Augsburg
Monitoring und Krankenbeobachtung in der
AIP
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
20. Juli 2016 | Unterhaching
Grundlagen Schmerzmanagement
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
20. Juli 2016 | Unterhaching
Sexualität und Behinderung
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
September 2016
7. September 2016 | Leonberg
Tracheostomie / Hygiene / Notfall- & Megacodetraining
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
9. bis 11. September 2016 | Hörselberg
Seminar für behinderte Arbeitgeber/innen und
solche, die es werden wollen sowie Berater/
innen zu diesem Thema
www.forsea.de/termine/termine.shtml
14. September 2016 | individuell oder in
Emmering
Reanimation / Notfall-Training - Reanimation 2
www.wkm-medizintechnik.de/seminare/online-anmeldung
15. bis 19. September 2016 | Berlin
18. Hauptstadtkongress der DGAI für Anästhesiologie und
Intensivtherapie mit Pflegesymposium und
Rettungsdienstforum (HAI)
www.hai2016.de
16. und 17. September 2016 | Hamburg
4. APPS (außerklinisches pneumologisches
pädiatrisches Symposium)
www.apps-akk.de
19. September 2016 | Ausburg
Grundlagen der Beatmung Teil 1 von 2
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
20. September 2016 | Ausburg
Grundlagen der Beatmung Teil 2 von 2
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
21. September 2016 | Unterhaching
Tracheostomie / Hygiene / Notfall- & Megacodetraining
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
Oktober 2016
4. Oktober 2016 | Augsburg
Wundmanagement
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
8. Oktober 2016 in Bremen | 4. ResCup
Kontakt: ResMed Deutschland GmbH,
Haferwende 40, 28357 Bremen,
Tel. 0421 48993-0, Fax 0421 48993-10,
[email protected]
11. Oktober 2016 | Augsburg
Nähe und Distanz in der AIP
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
11. Oktober 2016 | Augsburg
Selbstwertgefühl stärken
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
17. bis 21. Oktober 2016 | München
Basiskurs “Pflegefachkraft für außerklinische
Beatmung” - durch die DIGAB zertifiziert
Resmed-Akademie (Christin Heckl)
[email protected] und www.resmed.de
20. Oktober 2016 | Leonberg
Basale Stimulation Teil 3 von 3
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.resmed.de
26. bis 27. Oktober 2016 | Nürnberg
ConSozial – Soziale Marktwirtschaft 4.0
www.consozial.de
28. bis 29. Oktober 2016 | München
9. MAIK Münchner außerklinischer Intensiv
Kongress
www.maik-online.org
22. September 2016 | Leonberg
Basale Stimulation Teil 1 von 3
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
23. September 2016 | Leonberg
Basale Stimulation Teil 2 von 3
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
November 2016
7. bis 11. November 2016 | Bad Kissingen
Basiskurs „Pflegefachkraft für außerklinische
Beatmung (DIGAB)“
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
9. November 2016 | Unterhaching
Sterben, Tod und Trauer
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
9. und 10. November 2016 | Dortmund
Deutsche Fachpflegekongress (DFK)
Forum Anästhesie und Intensivpflege
www.deutscher-fachpflegekongress.de
23. November 2016 | Unterhaching
Tracheostomie / Hygiene / Notfall- & Megacodetraining
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
November 2016
24. und 25. November 2016 | München
Fortbildung + Workshop Tracheostomie
Diese Veranstaltung wird von der Fa. Teleflex
Medical ausgerichtet und wendet sich zum
einen an Angehörige von Betroffenen und
zum anderen an Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen und Unternehmen, die Menschen
mit einem Tracheostoma versorgen und ihre
Kenntnisse in diesem Bereich vertiefen oder
auffrischen möchten.
Veranstaltungsort:
Hotel Kastanienhof Erding,
Am Bahnhof 7, 85435 Erding,
Übernachtungskosten
(EZ mit Frühstück): 115,00 EUR
Weitere Informationen erhalten Sie bei Frau
Zehra Özerol, Tel.: 07151/ 406 555,
Mail: [email protected]
30. November 2016 | Leonberg
Tracheostomie / Hygiene / Notfall- &
Megacodetraining
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
30. November bis 2. Dezember 2016 |
Hamburg
DIVI-Kongress
divi2016.de
Dezember 2016
6. Dezember 2016 | Augsburg
Beatmungsmanagement Complete
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
[email protected] und www.ihcc.mobi
Vorschau 2017
20. bis 21. Januar 2017 | Berlin
Kongress Pflege 2017
www.gesundheitskongresse.de
15. bis 17. Februar 2017 | Bremen
27. Symposium Intensivmedizin +
Intensivpflege
www.intensivmed.de
21. bis 23. September 2017 | Berlin
HAI 2017 – 19. Hauptstadtkongress der DGAI
für Anästhesiologie und Intensivtherapie mit
Pflegesymposium und Rettungsdienstforum
www.hauptstadtkongress.de
27. bis 28. Oktober 2017 | München
10. MAIK Münchner außerklinischer Intensiv
Kongress
www.maik-online.org
Impressum <<
GEPFLEGT DURCHATMEN - Fachzeitung für außerklinische Intensivversorgung
Verlag und Vertrieb
IHCC Intensive Home Care Consulting GmbH
Ottobrunner Straße 43 - 82008 Unterhaching
Telefon: 089 - 540 42 68 0
Fax: 089 - 540 42 68 30
www.ihcc.mobi
[email protected]
Herausgeber
Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke GmbH
Ottobrunner Straße 43
D-82008 Unterhaching
Telefon: 089 - 540 42 68 - 10
Fax: 089 - 540 42 68 30
www.heimbeatmung.com
[email protected]
Redaktionsleitung: Dr. Maria Panzer
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Sabine Dittmar, MdB, Elisabeth Scharfenberg, MdB, Pia Zimmermann, MdB, Harald Weinberg, MdB, Doris Marx-Ruhland,
Christoph Jaschke, Jörg Brambring, Brigitte Bührlen, Ottmar Miles-Paul, Anja Hoffmann, Meike Grimm, Martina Friedrichs,
Melanie Hahn, Oliver Jünke, Renate Weber, Manuela Seitz, Christian Müller, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin e. V., Wolfram-Arnim Candidus, Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt.
www.gesichtzeigen.de
www.charta-der-vielfalt.de
www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de
www.zqp.de
www.stmgp.bayern.de
www.intensivmed.de
www.teilhabegesetz.org
www.kfw.de
Anzeigenleitung: Sebastian Herele
Grafik und Layout: Sarah Kriegbaum, Grafik-Design
Druck: Print 24 GmbH
Derzeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2016.
Die Zeitung erscheint vierteljährlich.
Der Nachdruck von Texten oder die Vervielfältigung
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