POCKING / BAD FÜSSING Niederlage für die Gemeinde im Thermenstreit Mittwoch, 28. Oktober 2015 Nummer 250 / Seite 17 Gemeinde reduzierte Grundstückspacht: Dr. Alfons Haßfurter erstreitet vor Gericht eine Nachzahlung Von Carmen Keller Bad Füssing. Erneuter Rückschlag für die Gemeinde Bad Füssing im Thermenstreit: Nach einer Klage von Dr. Alfons Haßfurter wegen ausstehender Pachtzahlungen für dessen privates Grundstück, auf dem sich die Therme 1 befindet, soll die Kommune nachzahlen. Das ist das Ergebnis einer Verhandlung vor dem Landgericht Passau. Ob die Gemeinde Rechtsmittel einlegen wird, ist noch offen. „Wir warten die Begründung ab, dann sehen wir weiter“, sagt Bürgermeister Alois Brundobler. Sowohl Dr. Haßfurter als auch Bürgermeister Brundobler geben sich bedeckt in der Angelegenheit. Man habe Stillschweigen vereinbart, heißt es von beiden Seiten. Eigentlich. Weil aber im Kurort über die Gerichtsverhandlung und deren Ausgang spekuliert wird, stellen beide klar, dass es in der rechtlichen Auseinandersetzung Thermalbad GmbH war nicht das Thema nicht um das strittige Verhältnis zwischen der Gemeinde und der Thermalbad Füssing GmbH geht. Gleichwohl gebe es eine rechtliche Koppelung, erklärt Haßfurters Anwalt Philipp Steichele. Der Hintergrund: Seit die Gemeinde als Betreiberin der Therme 1 den Pachtvertrag zum Ende des Jahres 2014 gekündigt hat, zahlt sie statt der Pacht lediglich eine Nutzungsentschädigung, die wesentlich geringer ist als die Pacht. Das Gericht hat in ers- ter Instanz festgestellt, dass die Kündigung der Gemeinde unwirksam ist. Damit steht Dr. Haßfurter die vertraglich vereinbarte Pacht zu. Für die Thermalbad Füssing GmbH ist ein Schiedsgericht zuständig. Rechtsanwalt Steichele nennt das Urteil „eine wichtige Entscheidung im Konzert der unterschiedlichen Rechtsauffassungen, die die Familie Haßfurter stärkt“. Aufgrund der rechtlichen Koppelung zwischen dem privaten Grundstückspachtvertrag Haßfurters und dem Pachtvertrag mit der Thermalbad Füssing GmbH für die Therme 1 sei es unter anderem Aufgabe des Landgerichts gewesen, die Frage hinsichtlich der Kündbarkeit zu klären, führt Philipp Steichele aus. Gleichzeitig hebt er noch einmal hervor, dass es sich „im Grunde gesehen aber um zwei verschiedene Baustelle handelt“. Unabhängig voneinander äußerten Dr. Alfons Haßfurter und Bürgermeister Alois Brundobler gestern ihre Sorge, dass zu viel Wirbel um die neuerliche Rechtsentscheidung die permanent weiterlaufenden Gespräche um die Zukunft der Therme 1 beeinträchtigen könnten. „Ich bin sehr darum bemüht, keine Stimmungen zu erzeugen, die die Verhandlungen stören könnten“, betonte Dr. Alfons Haßfurter gestern. Auch für Bürgermeister Alois Brundobler ist klar, dass das Urteil keinen Einfluss auf die unermüdlichen Versuche habe, „das Thema Therme 1 wieder in richtige Bahnen zu lenken“. Den Richterspruch kommentierte er kurz mit „bedauerlich“. Der Streit zwischen der Gemeinde Bad Füssing und Die Pacht für das Thermengrundstück ist in voller Höhe zu zahlen – das hat das Landgericht entschieden. der Thermalbad Füssing GmbH um die Höhe der Parteien sprechen weiter miteinander Pacht für die Therme 1 schwelt seit Jahren. Seit 2004 ist die Therme 1 mehr und mehr in die roten Zahlen gerutscht. Im Sommer spitzte sich die Situation zu: Als die Thermalbad Füssing GmbH aufgrund der Kündigung seitens der Gemeinde zum Ende − Foto: Schlegel 2014 selbst eine Kündigung zum 30. Juni 2015 aussprach, hätte die Kommune den Schlüssel der Therme 1 am 1. Juli an die Thermalbad-Gesellschaft übergeben sollen. Das wurde in aller Eile per nichtöffentlichem Gemeinderatsbeschluss gestoppt, um Luft für neue Gespräche zu gewinnen. Vorläufig betreibt die Gemeinde die Therme 1 weiter. Sollten die Verhandlungen ergebnislos bleiben, wird die Therme 1 am Jahresende an eine bereits neu gegründete Betreibergesellschaft übergeben. Was ist zu tun gegen den Datenklau? MdB Christian Flisek referierte über die Arbeit im NSA-Untersuchungsausschuss Von Susanne Hoffmann Rotthalmünster. Spätestens seit den Enthüllungen des ehemaligen amerikanischen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden ist klar: Das Ausmaß der weltweiten Überwachungs-, und Spionagepraktiken ist umfangreicher als gedacht. Der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages soll die Hintergründe der Ausspähung durch amerikanische Geheimdienste in Deutschland klären. Ebenso welche Rolle der deutsche Geheimdienst BND dabei hatte. Christian Flisek, MdB für Stadt und Landkreis Passau, ist SPD-Obmann in jenem Ausschuss. Er referierte am Montagabend im Gasthaus Herndl über die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung und über die generelle Problematik im heutigen Umgang mit personenbezogenen Daten. „Wer schützt unserer Daten?“ Knapp 20 Zuhörer hatten sich im Gasthaus eingefunden. „Wer schützt eigentlich unsere Daten?“ Diese Frage stellte Flisek eingangs. Gerade junge Menschen seien im Umgang mit ihren Daten oft sorglos. Als Beispiel führte Flisek die Social-MediaPlattform Facebook an, auf der viele junge Leute achtlos ihre persönlichen Bilder öffentlich zur Schau stellten. Ebenso leichtfertig gingen viele Menschen beim Einkaufen mit ihren Daten um. „Zahlen Sie mit einer ECKarte oder verwenden Sie eine Bonuskarte, dann wird Ihr MdB Christian Flisek sieht Handlungsbedarf: In seinem SPD-Eckpunktepapier fordert er, Konsequenzen aus der NSAAffäre zu ziehen. − Foto: Hoffmann Name gespeichert. Ihre Einkäufe werden dann über Monate hinweg ausgewertet. Ob Sie Kinder haben, ob Sie Raucher oder Alkoholiker sind“, Unternehmen würden unglaublich viel Wissen über die jeweiligen Personen sammeln. „Daten sind mittlerweile eine Art Währung, ein Rohstoff, eine Handelsware“, betonte Flisek und fügte hinzu: „Denken Sie, Unternehmen wie Facebook stellen ihre Dienste kostenlos zur Verfügung? Nein, sie verkaufen Ihre Daten.“ Auch moderne Smartphones und Navigationssysteme würden permanent Signale senden. „So entstehen Bewegungsprofile über jeden Einzelnen von uns.“ Aber nicht nur für die Unternehmen sei diese neue Währung von Belang, auch die Geheimdienste „wollen so viel, wie sie davon bekommen können.“ Seit der Enthüllung durch Snowden bekommt die weltweite Spionage eine andere Dimension. „Der Mann hat 1,5 Millionen Dokumente aus höchster Geheimhaltungsstufe kopiert“, so MdB Flisek. Seit dem 11. September 2001 hätten die USA enorme Investitionen in Militär und Sicherheitsvorkehrungen gesteckt. Dazu gehöre eben auch Überwachung. „Angela Merkel sagte bisher nichts dazu“, so Flisek und fügte hinzu: „Außer den bekannten Satz: Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht.“ Dabei sei gerade das schon lange das Alltagsgeschäft der Geheimdienste. Der BND höre in seiner Station in Bad Aibling Krisengebiete ab. Seit 2001 kooperiere er mit den Amerikanern. „In einem Abkommen wurde geregelt, was der BND darf und was nicht“, erklärte Flisek. Dabei würden die Amerikaner die Deutschen mit Suchbegriffen beliefern. „Das können Handynummern, IP-Adressen oder ähnliches sein.“ Der BND pflegt diese Begriffe dann in das US-Profil ein und somit wird das, was in Bad Aibling ausgespäht wird, an die Amerikaner weitergeleitet. Daten deutscher Bürger dürfen sie aber nicht weiterleiten. „Der BND ist verpflichtet, das sicher zu stellen.“ Allerdings habe seine Prüfung dahingehend „null Aussagewert“, betonte Flisek. Er kritisierte, dass der BND hier lediglich zwei Dinge täte, damit Deutsche nicht bespitzelt würden. „Er testet, ob E-Mail-Adressen auf -de enden und Nummern eine 0049-Vorwahl haben. Diese werden dann nicht ausgespäht. Eine deDomain kann aber auch ein Taliban-Terrorist haben. Eine com-Domain jeder Deutsche. Diese Prüfung ist also recht sinnfrei.“ Bereits 150 Zeugen vernommen 1,8 Millionen Seiten seien im Ausschuss bisher gesichtet worden, 150 Zeugen gehört. Die SPD erstelle ein Eckpunktepapier mit Forderungen, wie auf die NSA-Affäre zu reagieren sei. „Weltweit wird es keine Lösung geben. Aber es geht uns darum, wenigstens innerhalb von Europa Standards zu schaffen. So sollten europäische Bürger wie deutsche behandelt werden und nur im konkreten Verdachtsfall bespitzelt werden können.“ Zudem werden die Geheimdienste bisher durch das Bundeskanzleramt überwacht, hierfür müsste nach Flisek eine geeignetere Behörde gefunden werden. M A N T E LTA G E 0 1 2 3 R A B AT T AU F A L L E JAC K E N UND MÄNTEL PERSONALISIERTE AUSGABE FüR LESESAAL (ABO.-NR. 3636191) von Mittwoch, 28.10. bis Samstag, 31.10.2015 Das Angebot gilt für alle Jacken und Mäntel für Damen und Herren.
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