Energiedienstleistungen – mehr als nur ein Zauberwort? - ior/cf-HSG

18.11.2015
Energiedienstleistungen – mehr als nur ein Zauberwort?
Dr. Christian Opitz | 19. November 2015
VSG Werkleiterseminar
Disclaimer
Die nachfolgenden Folien wurden am 19. November 2015 zur Unterstützung eines
Vortrags des Verfassers beim Werkleiterseminar 2015 des Verbandes der
schweizerischen Gasindustrie VSG verwendet.
Ohne mündliche Erläuterung sind die Folien unvollständig. Sie sollten nur nach
vorheriger Rücksprache zitiert oder verwendet werden.
2
1
18.11.2015
VSG Werkleiterseminar 2015
Kurzlebenslauf
Name
Dr. Christian Opitz
Arbeitgeber
Universität St.Gallen
CC Energy Management (ior/cf-HSG)
Kontakt
[email protected]
Ausbildung
Ind.-Kfm. Siemens AG («Stammhauslehre»)
Dipl.-Kfm. Universität Mannheim
Dr. oec. HSG Universität St.Gallen
Visiting Scholarship Fundação Getulio Vargas
Visiting Scholarship Columbia University
Weiterbildung
Zertifikat (CAS) «Management von Energieversorgungsunternehmen»
Zertifikat (Fundação Getulio Vargas EAESP) «Doing Business in Brazil»-Programm
Beruflicher Werdegang
bis 2010
2010-2013
seit 2012
Aktuelle
Schwerpunkte
 Praxisprojekte: Strategieentwicklung/-implementierung, Business Cases
 Energieforschung: Energiedienstleistungsmarkt CH, Innovationsprozesse/-strategien
kleiner und mittlerer EVUs, St.Galler Management-Modell angewandt auf EVUs
 Tagungen: Erdgastagung, Wärmetagung
 Seminare: Zertifikatskurs «EVU-Manager»
diverse Tätigkeiten in Industrie und Beratung
Sankt Galler Stadtwerke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
CC Energy Management (ior/cf-HSG), seit 11/2015: Leitung
3
Verankerung in der Schweizer Hochschullandschaft
CC Energy Management (ior/cf-HSG)
SCCER CREST: Swiss Competence Center for Research in Energy, Society and Transition
Center for Energy Innovation, Governance and Investment (EGI-HSG)*
Institut für Operations Research und Computational Finance (ior/cf-HSG)
CC Energy Management
Energieforschung
Seminare und
Tagungen
Praxisprojekte
energymanagement.unisg.ch
egi.unisg.ch
sccer-crest.ch
Anmerkung: *Institut für Operations Research und Computational Finance (ior/cf-HSG); Institut für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG); Institut für Finanzwissenschaft,
Finanzrecht und Law and Economics (IFF-HSG); Institut für Politikwissenschaft (IPW -HSG); Institut für Technologiemanagement (ITEM-HSG).
4
2
18.11.2015
Agenda
 Motivation
 Margenverfall in der Gasindustrie
 Empirische Befragung
 Energiedienstleistungsverständnisse
 Literaturrecherche
 Empirische Befragung
 Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
 Wachstum mit Hilfe von EDL
 Ermittlung von Marktpotenzial/-attraktivität
 Bestandteile eines EDL-Geschäftsmodells
 Fazit
5
Motivation
Anzahl Endverbraucher Drittdurchleitungen
20
18
16
50
marktberechtigt*
ca. 300 Grosskunden
>25% des Endverbrauchs
45
40
38
14
33
12
35
30
10
25
8
20
6
15
4
10
2
5
0
0
Okt 12
Okt 13
Okt 14
Anzahl lokaler Gasversorger mit veröffentlichten NNE
Margenverfall in der Gasindustrie (1/3)
Okt 15
73
38
Okt 15
Anzahl lokaler Gasversorger mit veröffentlichten NNE
Anzahl Endverbraucher Drittdurchleitungen
Anzahl lokaler
Gasversorger
mit NNE ohne NNE
Anmerkung: *Einschätzungen der lokalen Netzbetreiber bzgl. Marktberechtigung nach VV1 (VSG).
Quelle: Eigene Darstellung, Daten bereitgestellt von: KDSL (privat); VSG (2015).
6
3
18.11.2015
Motivation
Margenverfall in der Gasindustrie (2/3)
2014: Wechselrate HH 4.6%
(Rekordwert; 2013: 2.4%)
Wechselrate Industrie 5.7%
(konstant, Verhandlungsspielraum)
Anmerkung: Gaskostensparpotenzial beim Wechsel vom regionalen zum günstigsten Anbieter (monatliches Maximum und Minimum im
Bundesländervergleich) in Österreich.
Quelle: E-Control 2015, S. 65ff.
7
Motivation
Margenverfall in der Gasindustrie (3/3)
Sicht Querverbundunternehmen
 Strom
 Energie: 2. Schritt Strommarktliberalisierung (vollständige Marktöffnung:
freier Wechsel des Anbieters ab 2018+)
 Produktion: Rentabilität konventioneller Kraftwerke und nicht-subventionierter EE
gefährdet (Merit-Order-Effekt)
 Netze: Absenkung des WACC (Wirksamkeit für Tarifjahr 2017?)
 Gas
 Weitere Marktöffnung/GasVG (ggf. in Legislaturzielen des Bundesrates 2015 bis
Können EDL die
2019)
sinkenden
ausdes Gasmarkts
«Die VV kann als zu optimierendes Instrument Margen
der Öffnung
dem
«klassischen
gesehen werden und bildet eine wichtige
Grundlage
für ein Gasversorgungsgesetz» (Walter Steinmann 17.09.2015)Energiegeschäft»
kompensieren?
 Konkurrenz Gas im Gebäudebereich durch
andere Energieträger (fossil,
erneuerbar)
 neue Geschäftsbereiche
 oftmals (noch) nicht selbsttragend (bspw. FTTH)
Quelle: Vgl. Steinmann 2015, S. 14ff; eigene Recherche.
8
4
18.11.2015
Empirische Befragung
Motivation
Werthaltigkeit und Zukunftsaussichten EDL-Markt CH
Wie beurteilen Sie Werthaltigkeit des Energiedienstleistungsmarktes bzgl. seines Potenzials
zur Generierung von Deckungsbeitrag für die
Anbieter von Energiedienstleistungen in den
Jahren 2015 und 2020?
0%
20%
Wie beurteilen Sie die Zukunft des Schweizer
Energiedienstleistungsmarktes insgesamt
bis 2020? (Prozentangaben entsprechen den
durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten)
40%
60%
eher gross bis sehr
gross
40%
durchschnittlich
20%
0%
sehr klein bis eher
klein
stagnierend
wachsend
(-2% bis 2%) (2% bis 10%)
2020
2015
stark
wachsend
(> 10%)
CAGR
Quelle: Eigene Darstellung.
9
Empirische Befragung
Motivation
Motivation für eine Betätigung auf EDL-Markt CH
Welches sind Ihres Erachtens nach die ausschlaggebenden Gründe, auf dem
Energiedienstleistungsmarkt tätig zu sein bzw. zu werden?
(«eher wichtig bis sehr wichtig»)
Kundenbindung
100%
Anreize durch
Förderprogramme
80%
Möglichkeit des CrossSelling (Verbundeffekt)
60%
40%
Klimaschutzziele
20%
Generierung zusätzlichen
Deckungsbeitrags
0%
Diversifizierung der
Tätigkeit
Imagegewinn
Abdeckung
neuer Marktgebiete
Steigerung des Umsatzes
breiteres Angebot
Quelle: Eigene Darstellung.
10
5
18.11.2015
Exkurs
Empirische Befragung
Forschungsdesign
 Befragung mit Hilfe ausgedruckter Fragebögen
 Anlässe
 Stromkongress 2015
 Erdgastagung 2015
 Zertifikatskurs «EVU-Manager»
1%
5%
 Zeitraum: Januar bis April 2015
 Rücklauf
12%
 verteilte Fragebögen
394
 ausgefüllte Fragebögen 75
 Rücklaufquote
19%
6%
46%
30%
Energieversorgungsunternehmen
Beratungs- bzw. Dienstleistungsunternehmen
staatliche Institution
Verband/Verein
Sonstiges
wissenschaftliche Einrichtung/Think Tank
Anmerkung: Mehrfachantworten bzgl. der Zugehörigkeit der Umfrageteilnehmer möglich.
11
Agenda
 Motivation
 Margenverfall in der Gasindustrie
 Empirische Befragung
 Energiedienstleistungsverständnisse
 Literaturrecherche
 Empirische Befragung
 Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
 Wachstum mit Hilfe von EDL
 Ermittlung von Marktpotenzial/-attraktivität
 Bestandteile eines EDL-Geschäftsmodells
 Fazit
12
6
18.11.2015
Energiedienstleistungsverständnisse
Literaturüberblick
Energiedienstleistungsverständnis bzgl. der
Stellung in der
traditionellen energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette
Kundensichtbezogenes
Energiedienstleistungsverständnis
Definitionen
von EDL
Energiedienstleistungsverständnis bzgl.
konstitutiver Merkmale
Enumeratives
Energiedienstleistungsverständnis
Anmerkung: Einteilung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Quelle: Für ausführliche Informationen zu diesem Thema vgl. Opitz 2015, S. 12ff.
13
Energiedienstleistungsverständnisse
Variante 1
Merkmale
Beispiele
 EDL als Verlängerung der
 «EDL sind Dienstleistungspakete,
traditionellen energiedie den traditionellen Geschäftswirtschaftlichen
feldern der Energieversorger
Wertschöpfungskette (kein
(EVU) nachgelagert sind und zur
integraler Bestandteil)
Verlängerung der Wertschöpfungskette beitragen.»
 oftmals keine weitere
Spezifizierung, was im Einzelnen  «[…] In this context energy
darunter zu verstehen ist
services would normally constitute
value added to energy goods
produced, transported and
distributed by the same supplier.»
Quelle: Definitionen entnommen aus: Selk 2002, S. 2; WTO 1998, S. 2.
14
7
18.11.2015
Energiedienstleistungsverständnisse
Variante 2
Merkmale
Beispiel
 Lieferung von Energieträgern an  «Aus Kundensicht stellt sich eine
Verbraucher durch EVUs
Energiedienstleistung als
(Umwandlung in Nutzenergie zur
«Verwandlung von EnergieBedürfnisbefriedigung oftmals
lieferung in Bedürfnisbefriedurch den Verbraucher selbst)
digung» dar, wobei die
Umwandlung der Energie des
 EDL zielen ab auf die direkte
Energieträgers zur Nutzenergie
Bedürfnisbefriedigung der
nicht durch den Verbraucher,
Verbraucher das Angebot von
sondern in Verantwortung eines
Systemlösungen (statt lediglich
Dritten, des Energiedienstvon Produktlösungen)
leistungsunternehmen (EDU),
geschieht.»
Quelle: Definition entnommen aus: Rosmanith et al. 2007, S. 23, bezugnehmend auf: Wagner; Kristof 2001, S. 10.
15
Energiedienstleistungsverständnisse
Variante 2
Verbraucher
Energieversorgungsunternehmen
Endenergie

Energieträger
Nutzeffekt

Nutzenergien
Bedürfnisbefriedigung
 Wärme
…
 Bedürfnis einer
beheizten
Wohnung
…
 Gas
…
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Wagner; Kristof 2001, S. 11; Voß 2011, entnommen aus: Kuder et al. 2013, S. 20.
16
8
18.11.2015
Energiedienstleistungsverständnisse
Variante 3
Merkmale
Beispiel
 «der physikalische Nutzeffekt, der
 Energieeinsparung bzw.
Nutzwert oder die Vorteile als Ergebnis
Energieeffizienz als
der Kombination von Energie mit
konstitutives Merkmal von EDL
energieeffizienter Technologie
 konstitutive Merkmale als
und/oder mit Maßnahmen, die die
prägende Eigenschaften, die
erforderlichen Betriebs-, Instandhalden Wesenskern einer
tungs- und Kontrollaktivitäten zur
Dienstleistung grundlegend
Erbringung der Dienstleistung
beinhalten
können;
sie wird auf der
beschreiben
Energy Service
Companies
(ESCOs)
Grundlage eines Vertrags erbracht und
 angebotene EDL beinhalten garantierte
führt unter normalen Umständen
Energieeinsparungen
für Verbraucher
erwiesenermaßen
zu überprüfbaren
(direkte Abhängigkeit
der Vergütung
und mess- oder
schätzbarenvon der
tatsächlich erzielten
Einsparungen)
Energieeffizienzverbesserungen
Energy Service
Provider
Companies (ESPCs)
und/oder
Primärenergieeinsparungen»
 Angebot aller Arten energierelevanter
Dienstleistungen
Quelle: Definition entnommen aus: Europäisches Parlament; Rat der Europäischen Union 2006, Art. 3e.
17
Energiedienstleistungsverständnisse
Variante 4
Merkmale
Beispiele
 Versuch der Bestimmung des
Wesens von EDL mit Hilfe einer
Aufzählung von
Dienstleistungsbeispielen
 Voraussetzung: vollständige
Auflistung aller sog.
energierelevanter
Dienstleistungen (unmöglich
aufgrund der permanenten
Innovation neuer EDL)
 «Leistungen der Energieplanung, der
Energieberatung, der Energiebeschaffung, der Energiebereitstellung oder
der Energieeinsparung durch einen
Dritten.»
 «In der gängigen Praxis finden sich
folgende EnergiedienstleistungsElemente: Energielieferung, Energieanalysen, Planung von Anlagen und
Einspar- bzw. effizienzsteigernden
Maßnahmen, Umsetzung der Maßnahmen/Installation von Anlagen,
Betriebsführung, Instandhaltung, Stördienst, Energiecontrolling/-management, Finanzierung, NutzerInneninformation/-schulung»
Quelle: Definition entnommen aus: Thamling et al. 2010, S. 35; Wirtschaftskammer Österreich 2007, S. 7.
18
9
18.11.2015
Empirische Befragung
Energiedienstleistungsverständnisse
Spektren angebotener Dienstleistungen
verschiedene Arten des
Energiecontracting sowie
weitere DL in unmittelbarem Zusammenhang mit
der Ware «Energie»
energienahe
Dienstleistungen
zum klassischen Kerngeschäft von EVUs gehörige
DL wie z.B. die Versorgung
mit Elektrizität, Gas bzw.
Wärme sowie weitere damit
zusammenhängende DL
(wie bspw. SDL)
energieferne
Dienstleistungen
DL mit wenig Anknüpfungspunkten zum klassischen
Kerngeschäft von EVUs, bei
deren Angebot mitunter die
vorhandene Energieinfrastruktur genutzt wird bzw.
welche oftmals auf Basis
eines öffentlichen Versorgungsauftrags angeboten
werden
Basisleistungen
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Wagner; Kristof 2001, S. 9; Rosmanith et al. 2007, S. 9.
19
Empirische Befragung
Energiedienstleistungsverständnisse
Energierelevante Dienstleistungen (EDL)
Welche der folgenden Dienstleistungen
können Ihres Erachtens nach als Energiedienstleistungen bezeichnet werden?
Basisleistungen
energienahe DL
energieferne DL
0%
20%
40%
60%
80%
Wärmelieferung
Systemdienstleistungen
Kältelieferung
Dampflieferung
Stromlieferung
Gaslieferung
Lichtlieferung
andere Nutzenergielieferung
Energieberatung
Energiemanagement/Demand-Side-Management
Anlagen-Contracting Wärme
Einspar-Contracting
Betriebsführungs-Contracting
Energiemonitoring
Energieeffizienzverbesserungen
Anlagen-Contracting übrige Einsatzenergie
Dienstleistungen im Bereich der Mobilität
Informations- und Kommunikations-DL
Finanzdienstleistungen
Entsorgungsdienstleistungen
Anmerkung: Bei den Umfrageergebnissen handelt es sich lediglich um Einschätzungen der befragten Personen.
Quelle: Eigene Darstellung.
20
10
18.11.2015
Agenda
 Motivation
 Margenverfall in der Gasindustrie
 Empirische Befragung
 Energiedienstleistungsverständnisse
 Literaturrecherche
 Empirische Befragung
 Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
 Wachstum mit Hilfe von EDL
 Ermittlung von Marktpotenzial/-attraktivität
 Bestandteile eines EDL-Geschäftsmodells
 Fazit
21
Backup
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
(Angedachtes) EDL-Portfolio der BKW AG
1. Infrastruktur- und Netzdienstleistungen




Engineering-Dienstleistungen Wasser-/Windkraftwerke, Solar-/Infrastrukturanlagen
Netzdienstleistungen für Strom-/Telekomnetze, Verkehrsinfrastrukturen und Wasserversorgung
Smart-Grid-Lösungen
Areal-/öffentliche Beleuchtung
2. Intelligente Gebäude
 Lösungen Gebäudeautomatisation
 Steuerung von Klima/Wärme/Komfort/Licht/Sicherheit
3. Dezentrale Energie





Wärmeinstallationen (bspw. Wärmepumpen/BHKWs)
Erzeugung/Speicherung von Energie auf Basis der Photovoltaik
energetische Gebäudesanierung
Contracting
verschiedene sonstige Beratungsdienstleistungen
4. Energiebezogene Dienstleistungen
 Energiehandel für externe Kunden
5. Zusätzliche Geschäftschancen
 Themen mit starken innovativen Charakter (bspw. ICT-Services für EVUs/Gemeinden)
Quelle: Vgl. BKW 2015, S. 33ff.
22
11
18.11.2015
Backup
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Entwicklung der EDL-Aktivitäten der BKW AG
Quelle: Thoma; Trächsel 2015, S. 16.
23
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Das (angedachte) EDL-Portfolio der BKW AG (1/3)
Anmerkung: Investitionsvorhaben bis 2024: Ausbau Geschäftsfeld Dienstleistungen (ca. 1 Mrd. CHF), Neuinvestitionen in erneuerbare
Energien (ca. 1 Mrd. CHF), Werterhalt bestehender Infrastruktur (ca. 2 Mrd. CHF, davon 1 Mrd. CHF in Netze).
Quelle: Thoma; Trächsel 2015, S. 24; vgl. BKW 2015, S. 6.
24
12
18.11.2015
illustrativ
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Marktwachstum
gering
hoch
Das (angedachte) EDL-Portfolio der BKW AG (2/3)
 Bau und Instandhaltung von Mittel-/Niederspannungsanlagen
(Arnold AG)
 Engineering-Dienstleistungen für Neubau, Teil- bzw.
Gesamterneuerung von Kraftwerken
 Beratung von Gemeinden/VNB bzgl. Smart-Grid-Lösungen
 Planung, Realisierung und Wartung von Gesamtlösungen aus den
Bereichen Heizung, Lüftung, Klima/Kälte
(BKW ISP Gebäudetechnik AG)
 Steuerung und Überwachung von Photovoltaikanlagen (Solar Log)
 Intelligente Steuerung von Solarstromspeicher (Ampard)
 Planung, Realisierung und Wartung von Wärmeverbünden
 Energiehandel für externe Kunden
 …
gering
hoch
relativer Marktanteil
Quelle: Eigene Darstellung.
25
illustrativ
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Marktwachstum
gering
hoch
Das (angedachte) EDL-Portfolio der BKW AG (3/3)
gering
hoch
relativer Marktanteil
Anmerkung: Kreisgrösse proportional zum Umsatz.
Quelle: Eigene Darstellung.
26
13
18.11.2015
Backup
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Die BCG-Matrix zur Beurteilung eines EDL-Portfolios
Quelle: Zajitschek 2014, S. 73.
27
Backup
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Wachstumsstrategien nach Ansoff
Strategie
Erklärung
Massnahmen
Marktdurchdringung/
-penetration
Steigerung der Verkaufszahlen gegenwärtiger EDL
im angestammten Markt
 Bestehenden Kunden mehr verkaufen
 Abwerbung von Kunden von der
Konkurrenz (Verdrängungswettbewerb)
Marktentwicklung
Verkauf gegenwärtiger EDL
in neuen Märkten
(Gebiet und/oder Kundengruppen)
 Erschliessung anderer Markt-/
Versorgungsgebiete
 Leichte Anpassung der eigenen EDL
auf die neu zu gewinnende Zielgruppe
Dienstleistungsentwicklung
Entwicklung neuer EDL für
gegenwärtige Märkte
 Entwicklung echter Marktneuheiten
(Dienstleistungsinnovation)
 Verbesserung bestehender EDL
Diversifikation
Entwicklung neuer EDL für
neue Märkte
 Aufnahme sehr ähnlicher EDL in das
EDL-Portfolio
 Aufnahme neuer EDL aus vor- oder
nachgelagerten Stufen
 Aufnahme eines EDL-Markt-Bereichs,
der zum bisherigen EDL-Angebot keine
Beziehung hat
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Capaul 2013, S. 100f.
28
14
18.11.2015
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Wachstum mit Hilfe von EDL (1/2)
Dienstleistungen
Dienstleistungsentwicklung
Marktentwicklung
Diversifikation
Märkte
Marktdurchdringung/
-penetration
gegenwärtig
angebotene
Dienstleistungen
gegenwärtig
bediente
Märkte
neue
Märkte
neue
Dienstleistungen
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Ansoff 1958, S. 394.
29
5 Goldene Regeln für die Expansion
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Wachstum mit Hilfe von EDL (2/2)
aktuelle verbundene neue
EDL
EDL
EDL
aktuelle
Märkte
verbundene
Märkte
neue
Märkte
 Ausschöpfung des Wachstumspotentials im Kern hat Priorität
 Expansion in unmittelbar
angrenzende, eng mit dem Kern
verbundene Bereiche
 Expansion sollte Synergien zwischen
Kern- und Neugeschäft ermöglichen
 Expansion im Rahmen der
vorhandenen Ressourcen
 Expansion in Segmente mit attraktiver
Branchenstruktur
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Zimmermann 2015, S. 49.
30
15
18.11.2015
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Ermittlung von Marktpotenzial/-attraktivität (1/2)
Zentrale Beurteilungskriterien
 Marktgrösse: Marktkapazität, Marktpotenzial, Marktvolumen,
(angestrebter) Marktanteil
Marktkapazität
 Marktwachstum (Lebenszyklus)
theoretisches Aufnahmevermögen eines Marktes für eine
bestimmte EDL aus Bedarfssicht (Kaufkraft unberücksichtigt)
 Branchendynamik
Marktpotenzial
…
max. möglicher theoretischer Umsatz für
bestimmte EDL (Kaufkraft berücksichtigt)
Marktvolumen
gesamter Umsatz (Absatz) aller
Anbieter einer bestimmten EDL p.a.
Marktanteil
prozentualer Anteil des
Unternehmensumsatzes am
Marktvolumen
Anmerkung: Marktsättigungsgrad: prozentualer Anteil des Marktvolumens am Marktpotenzial (Penetrationsrate des Marktes).
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Waibel; Käppeli 2013, S. 184f.
31
Beispiel: marktberechtigte
Grossverbraucher
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Ermittlung von Marktpotenzial/-attraktivität (2/2)
Potentielle neue
Konkurrenten
 EVUs (z.B. Axpo)
 ausländische GVUs
(z.B. natGas)
andere
GVUs
(z.B. Energie360)
Lieferanten
Wettbewerber in
der Branche
Vorlieferanten
(z.B. EGO,
GVM)
Abnehmer
Zusammenschlüsse
(z.B. IG Erdgas, IGEB)
Ersatzprodukte
 ähnliche Produkte
 Produkte mit
gleichem Nutzen
(z.B. Erdöl)
Quelle: Eigene Darstellung.
32
16
18.11.2015
Backup
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Porters Fünf-Kräfte-Modell der Branchenattraktivität
Potentielle neue
Konkurrenten
Verhandlungsmacht
der Lieferanten
Bedrohung durch
neue Konkurrenten
Wettbewerber in
der Branche
Lieferanten
Abnehmer
Rivalität unter den
bestehenden Unternehmen
Bedrohung durch
Ersatzprodukte
Verhandlungsmacht
der Abnehmer
Ersatzprodukte
Quelle: Eigene Darstellung.
33
Empirische Befragung
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Wettbewerbssituation auf dem EDL-Markt CH
Von welchen Akteuren erwarten Sie heute (Jahr 2015) bzw. in Zukunft (2020) aktiven
Wettbewerb («eher hoch bis sehr hoch») auf dem Energiedienstleistungsmarkt?
80% 60% 40% 20%
2015
0%
2020
(mittelgrosse)
Stadtwerke
Zusammenschlüsse
bzw. Netzwerke
inländische
TK-unternehmen
ausländische
IT-Unternehmen
inländische
Industrieunternehmen
inländische
IT-Unternehmen
inländische
Industrieunternehmen
ausländische
IT-Unternehmen
Kantonswerke
ehem. Überlandwerke
0%
20% 40% 60% 80%
inländische
TK-unternehmen
(mittelgrosse)
Stadtwerke
Zusammenschlüsse
bzw. Netzwerke
Kantonswerke
ehem. Überlandwerke
inländische
IT-Unternehmen
Gemeindewerke
Gemeindewerke
Quelle: Eigene Darstellung (Basis: Teilbefragung).
34
17
18.11.2015
Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
Bestandteile eines EDL-Geschäftsmodells
Was bieten wir
den Kunden an?
Was?
Nutzenversprechen
Wie wird Wert
erzielt?
Wie erbringen wir
die EDL?
Wer?
Ertragsmechanik
Wertschöpfungskette
Wert?
Wie?
Wer sind unsere
Zielkunden?
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Gassmann et al. 2013, S. 6.
35
Agenda
 Motivation
 Margenverfall in der Gasindustrie
 Empirische Befragung
 Energiedienstleistungsverständnisse
 Literaturrecherche
 Empirische Befragung
 Einstieg in den Energiedienstleistungsmarkt
 Wachstum mit Hilfe von EDL
 Ermittlung von Marktpotenzial/-attraktivität
 Bestandteile eines EDL-Geschäftsmodells
 Fazit
36
18
18.11.2015
Fazit

Energiedienstleistungen – mehr als nur ein Zauberwort?
 Uneinheitliche Verwendung des Begriffs «Energiedienstleistung» in Literatur bzw.
in Praxis
 Ständige Weiterentwicklung des Energiedienstleistungsverständnisses aufgrund
des sich vollziehenden Wandels (technisch, regulatorisch) in der Energiewirtschaft
 Es existiert nicht lediglich ein Geschäftsmodell in Bezug auf EDL (EDL-Portfolio)
 Es existieren zentrale (externe) Marktkenngrössen, die vor einem Einstieg in den
jeweiligen EDL-Teilmarkt zu untersuchen sind
 Unternehmensinterne Faktoren (wie bspw. vorhandenes Know-how, Ressourcen)
müssen im Einzelfall untersucht werden
 Es existiert nicht das eine EDL-Geschäftsmodell, mit dem jedes GVU über einen
längeren Zeithorizont hinweg überdurchschnittliche Margen erzielen kann
 EDL alleine werden sinkende Margen aus dem Energieverkauf nur schwer
kompensieren können
37
Quellen
Ansoff, Igor (1958): A Model for Diversification. In: Management Science 4 (4), S. 392–414.
BKW (2015): Jahresbericht 2014. Bern.
Capaul, Roman (2013): Betriebswirtschaft verstehen. Zusatzmaterial zum Lehrbuch. Schaubilder aus dem Lehrbuch. 2. Aufl. Berlin.
E-Control (2015): Marktbericht 2015. Auf Kurs bleiben. Wo immer sich Märkte verändern. Nationaler Bericht an die Europäische Kommission. Wien.
Gassmann, Oliver; Csik, Michaela; Frankenberger, Karolin (2013): Geschäftsmodelle entwickeln. 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model
Navigator. München.
Kuder, Ralf; Blesl, Markus; Fahl, Ulrich; Voß, Alfred (2013): Energieeffizienz. Diskussion der aktuellen Begriffsverwendung und Herleitung eines erweiterten
Verständnisses. Arbeitsbericht. Universität Stuttgart, Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung. Stuttgart (Arbeitsberichte des
IER, 12).
Opitz, Christian (2015): Energiedienstleistungen – eine Verständnisfrage. In: Aqua & Gas (7), S. 12–16.
Rosmanith, Claudia; Hackel, Stefan; Pichler, Ernst; Höhne, Ulfert; Molnar, Peter; Lackner, Martin et al. (2007): Integrale Energiedienstleistungen. Konzept
zur Marktentwicklung von Energiedienstleistungen als integraler Bestandteil der Verteilung und/oder des Verkaufs netzgebundener Energie zur
Erhöhung der Endenergieeffizienz. Hg. v. BMVIT. Wien (Berichte aus Energie- und Umweltforschung, 49).
Selk, Rainer (2002): Partnerschaft bei der Beschaffung von Energiedienstleistungen (EDL). In: Swiss Procurement Forum – Journal des SVME
Beschaffungsmanagement (6-7), S. 6–7.
Steinmann, Walter (2015): Aktuelle energiepolitische Herausforderungen. VSE Betriebsleitertagung. Brunnen, 17.09.2015.
Thamling, Nils; Seefeldt, Friedrich; Glöckner, Ulf (2010): Rolle und Bedeutung von Energieeffizienz und Energiedienstleistungen in KMU. Endbericht.
Prognos. Berlin.
Thoma, Suzanne; Trächsel, Ronald (2015): Company presentation 2015. BKW – Leading provider of comprehensive energy and infrastructure services.
Bern.
Voß, Alfred (2011): Energiewirtschaft und Energieversorgung. Band 1. Vorlesungsmanuskript. Energiesysteme I. Universität Stuttgart, Institut für
Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung. Stuttgart, 2011.
VSG (2015): Verzeichnis der mit Erdgas versorgten Gemeinden und Ortschaften in der Schweiz. Stand: November 2015. Zürich.
Wagner, Oliver; Kristof, Kora (2001): Strategieoptionen kommunaler Energieversorger im Wettbewerb. Energienahe, ökoeffiziente Dienstleistungen und
kommunale Kooperationen. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (Wuppertal Papers, 115).
Waibel, Roland; Käppeli, Michael (2013): Betriebswirtschaft für Führungskräfte. Die Erfolgslogik des unternehmerischen Denkens und Handelns. 4. Aufl.
Zürich.
Wirtschaftskammer Österreich (2007): Energiesparen in Betrieben. Ein Leitfaden für innovative Energie-dienstleistungen. Wien.
WTO (1998): Energy Services. Background Note by the Secretariat. Genf (S/C/W/52).
Zajitschek, Susanne (2014): Strategische Unternehmensführung. BWL 1. FHS St.Gallen. St.Gallen, 2014.
Zimmermann, Alexander (2015): Strategisches Management. Zertifikatskurs für Führungskräfte «Management für Führungskräfte aus der Entsorgungs- und
Recyclingwirtschaft». Universität St.Gallen. CC Energy Management (ior/cf-HSG). St.Gallen, 24.09.2015.
38
19
18.11.2015
Folien zum Download auf www.erdgastagung.ch
Dr. Christian Opitz
[email protected]
www.energymanagement.unisg.ch
Backup
Veranstaltungsvorschau
Erdgas – Wärme – Strom
 Stromtagung 2015
27. November 2015 | Zürich
www.stromtagung.ch
 Erdgastagung 2016
11. März 2016 | Kantonsratssaal St.Gallen
www.erdgastagung.ch
 Wärmetagung 2016
Q2 2016 | Kantonsratssaal St.Gallen
www.waermetagung.ch
40
20
18.11.2015
Backup
Veranstaltungsvorschau
Zertifikatskurs (CAS) «EVU-Manager»
 berufsbegleitende universitäre Weiterbildung mit Zertifikat (11 ECTS)
 Fokus: ökonomische und regulatorische Fragestellungen rund um die
Energiewirtschaft
 7. Durchführung: September 2015 bis Februar 2016
 Möglichkeit einer Verteilung des Programms auf 2 Durchführungen
 6 Module (15 Seminartage)






Netze im Kontext der Energiewende und der Schweizer Energiepolitik
Grundlagen General Management und Führung von EVUs
Energierecht und Regulator
Finanzielle Führung von EVU
Handel und Bewirtschaftung von Energieportfolios
Vertrieb (Risiko, Pricing und Kundensegmentierung)
41
Backup
Auszug Teilnehmer
Veranstaltungsvorschau
Zertifikatskurs (CAS) «EVU-Manager»
42
21