Das wird man doch noch fragen dürfen: „Werden wir von Flüchtlingen überrollt?“ 1. Die meisten Flüchtlinge wollen nicht zu uns – sie bleiben in Entwicklungsländern Die meisten der weltweit ca. 60 Millionen Flüchtlinge kommen aus Entwicklungsländern und fliehen entweder im eigenen Heimatland oder in andere Entwicklungsländer (ca. 86%) ( UNHCR Global Trends 2014) . Nur ein Bruchteil erreicht die Industrieländer (z.B. Europa). 2. Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland wenige Flüchtlinge auf Deutschland nimmt in 2015 eine Zahl von Flüchtlingen auf, die ungefähr 1% der Einwohnerzahl entspricht. Das ist im internationalen Vergleich nicht unbedingt viel (Platz 50). Weltweit die meisten Flüchtlinge nimmt die Türkei auf. Die Türkei (75 Millionen Einwohner) hat in den vergangenen Jahren mehr Flüchtlinge aus Syrien (ca. 2 Millionen) und dem Irak aufgenommen als als alle Länder der EU (ca. 500 Millionen Einwohner) zusammen. Weit vor Deutschland liegen auch Länder wie der Libanon oder Jordanien: Der Libanon mit seinen rund 4 Millionen Einwohnern hat inzwischen mehr als eine 1 Million Flüchtlinge aufgenommen (ca. 25% der Bevölkerung). Jordanien mit 6,5 Millionen Einwohnern hat über 650.000 Flüchtlinge aufgenommen (ca. 10% der Bevölkerung) (FAZnet 21.09.2015, Spiegel Online 18.06.2015 und 21.08.2015 ). 3. In Europa nimmt Deutschland nicht die meisten Flüchtlinge pro Einwohner auf Auch europaweit liegt Deutschland keineswegs an der Spitze, wenn es um das Verhältnis zwischen aufgenommenen Flüchtlingen und der Einwohnerzahl geht. 2014 hat in Europa Schweden die meisten Flüchtlinge pro Einwohner aufgenommen (rund sieben pro 1000 Einwohner). Es folgen Ungarn, Österreich und der kleine Mittelmeerstaat Malta sowie die Schweiz, Dänemark und Norwegen. Deutschland nahm 2014 nur rund zwei Flüchtlinge pro 1000 Einwohner auf (Platz acht in der EU) (Eurostat 2014) . Außerdem: Nach wie vor die größte Einwanderergruppe nach Deutschland mit bislang etwa 4,5 Millionen Menschen sind deutsche „Volkszugehörige“ aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion („(Spät-)Aussiedler“) (Mediendienst Integration 2015) . V.i.S.d.P.: Oberbürgermeister Dieter Reiter, Rathaus Dieses Flugblatt kann bezogen werden über [email protected] Das wird man doch noch fragen dürfen: „Werden wir von Flüchtlingen überrollt?“ 4. Nach München kommen dauerhaft nur 1,56 % der Flüchtlinge in Deutschland Von den in Deutschland neu Asyl beantragenden Flüchtlingen kommen lediglich 1,56% dauerhaft nach München. 2015 muss München daher Unterkünfte für rund 15.000 Flüchtlinge bereitstellen. Das sind weniger als 1% der Bevölkerung in der Landeshauptstadt. Zum Vergleich: In der Allianz Arena jubeln regelmäßig bis zu 75.000 Zuschauer bei den Spielen des FC Bayern – also rund sechs mal so viele. 6. Nicht alle, die kommen, wollen dauerhaft bleiben Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass alle, die zu uns kommen, auch bleiben wollen. Das zeigt die jüngere Geschichte: Im Jahr 1992 kamen – auch vor dem Hintergrund des Krieges in Ex-Jugoslawien – rund 1,5 Millionen Menschen nach Deutschland; von diesen blieben rund 800.000. Auch 2014 sind fast 1,46 Millionen Menschen nach Deutschland gezogen und 914.000 wieder von hier weggegangen (Statistisches Bundesamt 2015) . 7. Deutschland braucht Zuwanderung 5. Deutschland ist bei der Anerkennung von Flüchtlingen – insbesondere vom Balkan – viel restriktiver als andere EU-Länder Die Anerkennungschance von Flüchtlingen unterscheidet sich innerhalb der EU erheblich. Deutschland ist hier keineswegs großzügig. Aufgrund der massiven Einschränkung des Asylrechts 1993, erhielten beispielsweise 2012 nur 740 Menschen Asyl nach Artikel 16 a des Grundgesetzes (daneben erhalten weitere Flüchtlinge Schutz, beispielsweise aus humanitären Gründen und aufgrund internationaler Verträge). Die Anerkennungsquote für Flüchtlinge aus den Balkanstaaten – von denen viele Sinti und Roma sind - ist in zahlreichen EU-Staaten deutlich höher als in Deutschland (hier 0,1 - 0,2%): In der Schweiz erhielten 2014 rund 37% der Antragsteller aus Serbien Asyl, Finnland gewährte 43% der kosovarischen Flüchtlinge Schutz. Frankreich und Belgien erkannten jeden fünften Schutzsuchenden aus Bosnien und Herzegowina als asylberechtigt an, Großbritannien stufte 18% der albanischen Asylsuchenden als schutzbedürftig ein. Dies liegt unter anderem daran, dass beispielsweise Frankreich Sinti und Roma als „gruppenspezifisch Verfolgte“ anerkennt – Deutschland nicht (Spiegel online 05. 08. 2015, Tagesspiegel 08.08.2015). Um beispielsweise unsere Sozialsysteme zu stabilisieren, gehen Experten davon aus, dass es ohnehin jährlich bis zu 500.000 Zuwanderer aus dem Nicht-EU-Ausland braucht (Bertelsmann-Stiftung 2015) . Fazit: Wir sollten Flüchtlinge willkommen heißen und uns im Umgang miteinander am Grundgesetz und an der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte orientierten. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ (Grundgesetz Art. 1) „Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.“ (Artikel 14, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte) Für ein demokratisches Miteinander aller Menschen in unserer Stadt!
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