BDI Agenda Agenda 19. Oktober 2015 »Wer nur blockiert, verliert« BDI-Präsident Ulrich Grillo forderte mehr Engagement in den Verhandlungen um TTIP. Anlass dazu gaben der TTIP-Aktionstag und der erfolgreiche Abschluss des Transpazifischen Freihandelsabkommens. >> Seite 2 Meinung BDI-Verbände Tag der Deutschen Industrie »Made in Germany« ist und bleibt eine starke Marke Maschinenbauer stehen hinter »Made in Germany« Kanzlerin und Vizekanzler kommen BDI-Präsident Ulrich Grillo hat sich mit einem Executive Letter zu den festgestellten Verstößen bei Abgastests durch Volkswagen geäußert. Die Maschinenbauer in Deutschland werden sich auch weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen, dass das Label »Made in Germany« seinen Glanz behält. Am 2. und 3. November werden rund 1.200 Vertreter aus Wirtschaft und Politik im Postbahnhof am Ostbahnhof in Berlin erwartet. >> Seite 3 >> Seite 4 >> Seite 6 Digitalisierung Weißbuch 2016 BDI-Themen Zukunft der Industrie >> Seite 6 Energiewende >> Seite 7 Industrie 4.0 stellt Firmen vor Herausforderungen Interessen der Wirtschaft beachten Dieter Schweer, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, diskutierte mit hochrangigen Gästen zum Thema »Chefsache Industrie 4.0«. BDI-Präsident Ulrich Grillo ruft die Bundesregierung auf, ihre Sicherheitspolitik auf Grundlage klar formulierter nationaler Interessen zu gestalten. >> Seite 9 >> Seite 8 >> Seite 8 >> Seite 10 Safe Harbor Termine BDI Agenda 19. Oktober 2015 02 Titelthema TTIP: »Wer nur blockiert, verliert« BDI-Präsident Ulrich Grillo forderte mehr Engagement in den Verhandlungen um TTIP. Anlass dazu gaben der TTIP-Aktionstag und der erfolgreiche Abschluss des Transpazifischen Freihandelsabkommens. »Wir Europäer müssen die Globalisierung gestalten wollen. Wer nur blockiert, verliert«, sagte Ulrich Grillo. Der Abschluss des Abkommens der USA mit ihren pazifischen Partnern zeige, dass wir Europäer die TTIP-Verhandlungen nun umso engagierter und zielgerichteter weiterführen müssen. Europa könne es sich nicht erlauben, nur am Rand zu stehen und zuzuschauen, während andere die Regeln für die Weltwirtschaft von morgen schreiben. »Ein faires und umfassendes Freihandelsabkommen fördert in Europa Wachstum und Wohlstand. Wir sollten aktiv die Regeln für den Welthandel von morgen mitbestimmen«, erläuterte Grillo. In Deutschland hänge fast jeder vierte Arbeitsplatz vom Export ab – in der Industrie sogar jeder zweite. »Dieses Land braucht offene Märkte.« Gerade der Mittelstand werde von bürokratischen Erleichterungen im Handel profitieren. Grillo nannte die intensive öffentliche Auseinandersetzung mit dem Abkommen »gut und notwendig«. »Aber sie sollte konstruktiv und auf Grundlage der Fakten geführt werden«. Die neuen Vorschläge von EU-Kommissarin Cecilia Malmström zum Umgang mit dem Investitionsschutz enthielten viele sinnvolle Reformideen. »Es ist der klare Beweis, dass konstruktive Kritik ernst genommen und in den Verhandlungen berücksichtigt wird«, betonte der BDI-Präsident. BDI-Präsident Ulrich Grillo, U-Bahn und Brandenburger Tor »Dieses Land braucht eine sachliche, offene Diskussion über die Risiken und die Vorteile von TTIP«, sagte Grillo. Deshalb baut die deutsche Industrie unter dem Motto »Klare Regeln – echte Chancen« ihre Informations- und Dialogoffensive weiter aus. Zu den Bestandteilen der Offensive zählen unter anderem das vom BDI initiierte Dialogforum Freihandel, in dem Bürgerinnen und Bürger in verschiedenen Veranstaltungsformaten ihre Wünsche, Sorgen und Empfehlungen für ein gutes und starkes Freihandelsabkommen in Form einer Bürgeragenda erarbeiten. In Ergänzung dazu bietet die Plattform industrieprottip.tumblr.com verständlich aufbereitete Informationen rund um die wichtigsten Fragen und Themen zu TTIP. »Mit den Aktivitäten will der BDI die Diskussion um TTIP erden«, sagte Grillo. »Es werden viele Dinge behauptet, die inhaltlich nicht haltbar sind – dies wollen wir geraderücken.« Im Rahmen des Aktionstages gegen TTIP setzt die deutsche Industrie zudem im Zentrum Berlins mit Plakaten und mobilen Werbemitteln an den Bahnhöfen, im Regierungsviertel und an anderen Orten einen sichtbaren Gegenakzent. >> Überblick über alle Aktivitäten sowie Erklärtexte, Bild- und Footagematerial >> Weiterführende Informationen zu den Positionen und politischen Forderungen des BDI für TTIP >> Zum Dialogforum Freihandel BDI Agenda 19. Oktober 2015 03 Meinung Made in Germany ist und bleibt eine starke Marke BDI-Präsident Ulrich Grillo hat sich Anfang Oktober in einem Executive Letter an rund 900 Verbands-und Unternehmensvertreter zu den festgestellten Verstößen bei Abgastests durch Volkswagen geäußert. Wir dokumentieren das Schreiben in Auszügen. »Um es vorweg ganz klar zu sagen: Die bewusste Verzerrung von Abgastests ist inakzeptabel. Dieses Fehlverhalten passt nicht zum Selbstverständnis der deutschen Industrie. Hier wurde Glaubwürdigkeit unnötig aufs Spiel gesetzt. Transparenz, Klarheit und Tempo sind die richtige Antwort. Jedes Fehlverhalten muss lückenlos öffentlich aufgearbeitet werden. Dies ist nicht nur das Recht von Millionen irritierter Kunden, sondern auch von Tausenden verunsicherter Zulieferer – und von den direkt und indirekt betroffenen Mitarbeitern. Ich bin fest davon überzeugt, dass Volkswagen sich unter der neuen Führung der eigenen Verantwortung für den Ruf der deutschen Industrie voll und ganz bewusst ist. Seit vielen Jahrzehnten steht Volkswagen weltweit für Automobilproduktion auf höchstem Niveau und wird sicherlich keine Mühen scheuen, um den erlittenen Vertrauensverlust bei den Kunden und in der Öffentlichkeit durch harte Arbeit und maximale Transparenz wettzumachen. Ich bin aber auch überzeugt: Dieser Fall wird nicht dazu führen, dass der Industriestandort Deutschland Schaden nimmt und an Renommee verliert. Made in Germany ist und bleibt ein einzigartiges Label auf den internationalen Märkten – quer durch alle Industriebranchen. Made in Germany steht für Innovation, Zuverlässigkeit, Qualität und Nachhaltigkeit. Wer in der deutschen Politik die ganze deutsche Industrie in Frage stellt, irrt sich gewaltig. Die Fähigkeit unserer Großunternehmen, gemeinsam im Verbund mit mittelständischen Unternehmen auf den globalen Märkten vernetzte Produktlösungen und Dienstleistungen anzubieten, ist und bleibt der Kern der Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie. Permanente Überprüfung der eigenen Unternehmensstrukturen unerlässlich Der BDI und seine Mitgliedsverbände werden sich in den kommenden Wochen und Monaten mit aller Kraft dafür einsetzen, dass unsere Industrie weiterhin als anständig und zuverlässig wahrgenommen wird. Wir werden bei vielen politischen Themen, wie zum Beispiel im Klimaschutz oder beim CorporateGovernance-Kodex, mit konstruktiven Ideen und Konzepten partnerschaftlich mitarbeiten. Permanentes Überprüfen und Verbessern der eigenen Prozesse zählt zu Wesensbestandteilen von Made in Germany. Das gemeinsam von uns und den Gewerkschaften mitgetragene ›Bündnis Zukunft der Industrie‹ kann hier wertvolle Impulse setzen. Obwohl niemand aktuell die Konsequenzen für Volkswagen und auch einen möglichen Effekt auf unsere Konjunktur seriös einschätzen kann, werden wir gestärkt aus den Ereignissen hervorgehen – wenn wir aus den Erkenntnissen der vergangenen Tage die richtigen Schlüsse ziehen. Hier sehe ich Unterneh- BDI-Präsident Ulrich Grillo mensverantwortliche in der Verpflichtung, sich zu fragen: Handeln wir wirklich jederzeit so, wie wir es ankündigen? Sagen wir immer, was wir tun? Und tun wir ständig, was wir sagen? In einem zunehmend komplexeren Umfeld für Unternehmen ist es nicht immer einfach zu identifizieren, was richtig und fair ist. Intensive Abwägungen und kluge Kompromisse sind gefordert. Entscheidend ist, dass sich Konzerne und Firmen der Diskussion stellen und deutlich machen, welche Anstrengungen sie unternehmen und welchen Zwängen sie auch unterworfen sind. Vertrauenswürdigkeit muss Maßstab vor ausschauender Unternehmenskultur sein Langfristig ist Vertrauenswürdigkeit eine der wichtigsten Voraussetzungen für nachhaltig erfolgreiches Wirtschaften. Wenn Unternehmen Vertrauen dauerhaft erhalten wollen, müssen sie jederzeit nachvollziehbar darlegen, welche Formen der Gewinnerzielung sie als richtig und angemessen erachten – und welche nicht. Wenn uns das nicht gelingt, dann wird die Politik die Aufgabe übernehmen und uns die Richtung und wahrscheinlich auch die Durchführung vorgeben. Doch die Regierung sollte dieser Versuchung widerstehen und diesen Fall nicht überstürzt zum Anlass nehmen, radikal an der Regulierungsschraube zu drehen. Das gültige Recht bietet umfassende Sanktions-Möglichkeiten sowohl gegenüber Einzelpersonen wie gegenüber Unternehmen. Die Aufarbeitung dieses Falles wird uns als Wirtschaft auch wichtige Hinweise geben, an welchen Stellen wir die Compliance-Systeme unserer Unternehmen weiterentwickeln müssen. Jede Krise ist daher immer auch eine Möglichkeit, die bestehenden Sicherheitsnetze noch engmaschiger, noch effektiver zu machen. Die deutsche Industrie hat enorme Investitionen in immer bessere Systeme zur Vermeidung von Fehlern geleistet, und sie wird das auch weiterhin tun. Wir wollen eine Unternehmenskultur, in der Fehlverhalten vorgebeugt, kritische Fragen gewünscht, Rechtsverstöße verhindert und Fehler eigenverantwortlich korrigiert werden. Das immerwährende Gebot ist, Vertrauen als das unverzichtbarste Fundament einer Wirtschaft mit Haltung zu erkennen und entschlossen zu verteidigen.« BDI Agenda 19. Oktober 2015 04 BDI-Verbände VDMA Maschinenbau hinter »Made in Germany« Die Maschinenbauer in Deutschland werden sich auch weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen, dass das Label »Made in Germany« seinen Glanz behält. »Der Maschinenbau in Deutschland hält Regeln und Gesetze ein, liefert beste Qualität und Service und strebt die Technologieführerschaft auf möglichst vielen Feldern an«, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, Reinhold Festge, während des achten Deutschen Maschinenbau-Gipfels Mitte Oktober. »Wir können das bekräftigen, weil wir eine mittelständisch geprägte Branche sind, in der jedes Unternehmen weiß, dass das Vertrauen unserer Kunden für nichts aufs Spiel gesetzt werden darf«, betonte er. Direkte Auswirkungen der Manipulationsaffäre von VW auf den Maschinenbau seien bislang nicht spürbar, ergänzte Festge. www.vdma.org VCI Vorteile für Bürger und Wirtschaft durch TTIP Der Verband der Chemischen Industrie begrüßt, dass mit dem geplanten TTIP-Abkommen zwischen der EU und den USA die Bedeutung von Handelspolitik in der Gesellschaft breit diskutiert wird. Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des VCI, sagte: »Innovative Produkte sichern unseren hohen Exportanteil am Weltmarkt und tragen so wesentlich zum Wohlstand Deutschlands bei. Es muss zum Selbstverständnis einer großen Exportnation gehören, handelspolitische Fakten und Perspektiven in einem konstruktiven Dialog zu begleiten.« Die deutsche Chemie erwirtschaftet 60 Prozent ihres Umsatzes von gut 190 Milliarden Euro mit dem Auslandsgeschäft. Die USA sind der größte Auslandsmarkt der Branche. Eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit TTIP werde zeigen, dass das Abkommen gut für Deutschland sei und Bürgern wie Wirtschaft Vorteile bringe, so Tillmann. www.vci.de Bitkom Safe Harbor: Schnellstmöglich Rechtssicherheit nach EuGH-Urteil »Die Digitalwirtschaft braucht international einheitliche Regelungen zum Datenschutz auf hohem Niveau«, sagte die Geschäftsleiterin des Digitalverbands Bitkom, Susanne Dehmel. »Tausende von Unternehmen haben ihre Datenübermittlungen zwischen Deutschland und den USA bisher auf Safe Harbor gestützt. Die Unternehmen brauchen jetzt schnellstmöglich Rechtssicherheit. Sie müssen wissen, auf welche rechtliche Grundlagen sie zukünftig bauen können und wie viel Zeit sie für die Umstellung auf andere Rechtsgrundlagen haben.« Hier sind aus Bitkom-Sicht die EU-Kommission und die nationalen Datenschutzbehörden in der Pflicht. »Eine Umstellung von Safe Harbor auf andere rechtliche Verfahren bedeutet für die Unternehmen einen enormen Aufwand«, betonte Dehmel. Große Unternehmen haben zum Teil hunderte Verträge auf der Basis von Safe Harbor geschlossen, die jetzt hinfällig werden. www.bitkom.org BDI Agenda 19. Oktober 2015 05 ZVEI Elektroindustrie erhält erneut mehr Bestellungen Das Geschäftsklima in der deutschen Elektroindustrie hat auch im September 2015 nachgegeben. Während die Beurteilung der aktuellen Lage nur ein wenig ungünstiger ausfiel als im Vormonat, gingen die Erwartungen für die kommenden sechs Monate stärker zurück. 35 Prozent der Branchenunternehmen bewerten ihre gegenwärtige Situation derzeit als gut, 53 Prozent als stabil und zwölf Prozent als schlecht. Gleichzeitig gehen 19 Prozent der Elektrofirmen von anziehenden, 70 Prozent von gleichbleibenden und elf Prozent von rückläufigen Geschäften in den nächsten sechs Monaten aus. Die Exporterwartungen der Branche haben sich im September nach fünf Rückgängen in Folge wieder etwas verbessert. »Unterm Strich befinden sich sämtliche Stimmungsindikatoren weiterhin im expansiven Bereich«, sagte Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des ZVEI. www.zvei.org WEG Parlamentsvorbehalt als Investitionssperre Mehr als vier Jahre Stillstand: Das ist das bisherige Ergebnis der politischen Auseinandersetzung zur heimischen Erdgasförderung. Mehr als vier Jahre, in denen Deutschland immer größere Anteile des verbrauchten Erdgases aus Drittländern importieren musste, anstatt die eigenen Potenziale auszuschöpfen. »Die Zeit drängt. Wir brauchen endlich eine Entscheidung. Es geht dabei um viel mehr als um eine Technologie. Es geht um die Zukunft der heimischen Erdgasförderung und einer ganzen Industrie«, so Gernot Kalkoffen, Vorsitzender des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung, und stellt klar: »Wenn das Regelungspaket nicht schnell auf den Weg gebracht wird, wird eine ganze Industrie zu Grabe getragen. Wir reden allein bei den Investitionen für die kommenden zehn Jahre von bis zu zwei Milliarden Euro. Zwei Milliarden Euro, die andernfalls samt Arbeitsplätzen und Know-how ins Ausland fließen. Wer das nicht will, muss das Gesetzespaket auf den Weg bringen.« www.erdoel-erdgas.de Bauindustrie Mehr Effizienz durch Bundesfernstraßengesellschaft »Eine Bundesfernstraßengesellschaft kann mehr Effizienz bei Ausbau, Erhalt und Bewirtschaftung unserer Autobahnen ermöglichen. Dies kann aber nur gemeinsam mit den Ländern gelingen und nicht gegen sie. Das Konzept der Bauindustrie sieht deshalb im Grundsatz vor, Verantwortungen auf Bundesebene zu bündeln, die Kompetenzen vor Ort jedoch zu erhalten.« Dies erklärte Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hautverbandes der Deutschen Bauindustrie, anlässlich der Verkehrsministerkonferenz Anfang Oktober in Worms. Das Konzept der Bauindustrie sieht vor, auf Bundesebene eine »schlanke« Managementgesellschaft zu gründen, die als Besteller von Bau- und Betriebsleistungen agiert, die Finanzierung projektspezifisch durchführt, bundeseinheitliche Standards festsetzt und Informationen über den Netzzustand sammelt. www.bauindustrie.de BDI Agenda 19. Oktober 2015 06 Tag der Deutschen Industrie 2015 Kanzlerin und Vizekanzler kommen Am 2. und 3. November kommen rund 1.200 hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum gemeinsamen Austausch auf dem Tag der Deutschen Industrie (TDI) im Postbahnhof am Ostbahnhof in Berlin zusammen. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) werden Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der Ministerpräsident des Freistaats Bayern, Horst Seehofer (CSU) sowie die Bundesvorsitzenden Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) und Christian Lindner (FDP) zu der BDI-Veranstaltung erwartet. Ausländischer Ehrengast ist der britische Finanzminister und Schatzkanzler George Osborne. Der TDI dient als Diskussionsforum und soll helfen, Antworten auf die aktuellen Herausforderungen für die deutsche Politik und Industrie in Europa zu finden. Große, komplexe Themen wie die Flüchtlingskrise, das Freihandelsabkommen TTIP, Datenschutz oder die Energiewende bewegen die Menschen in Deutschland und in Europa. Die Dimensionen der Herausforderungen machen deutlich, dass die Europäer sie nur gemeinsam erfolgreich bewältigen können. Die Gastgeber, BDI-Präsident Ulrich Grillo und BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber, werden auf dem TDI mögliche Wege aufzeigen, wie Globalisierung aktiv gestaltet werden kann und welche Rolle die deutsche Wirtschaft zur Beilegung der Krise in Europa spielt. Im Fokus stehen außerdem die Weichenstellungen, welche die deutsche Politik für eine dauerhaft starke Wirtschaft künftig vornehmen muss. Auch die Politik wird erklären, welche Rahmenbedingungen sie in Vorbereitung auf die zweite Hälfte der Legislaturperiode für einen wachstumsfreundlichen Industriestandort Deutschland schafft. Bündnis Zukunft der Industrie Wachstum und Beschäftigung stärken Das Bündnis »Zukunft der Industrie« hat Mitte Oktober im Bundeswirtschaftsministerium eine gemeinsame Erklärung und das künftige Arbeitsprogramm verabschiedet. Das Bündnis besteht aus 15 Partnern aus Politik, Industrieverbänden, Gewerkschaften und Arbeitgebern. Es wurde Anfang März 2015 gegründet. Ziel des Bündnisses ist es, konkrete Handlungsempfehlungen zu den drängendsten Themen zu entwickeln und einen industrie- und gesellschaftspolitischen Dialog zu führen. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Erklärung stehen drei Themen: die Stärkung der Akzeptanz der Industrie, einschließlich des klaren Bekenntnisses zu guter Unternehmensführung, die langfristige Sicherung Wettbewerbsfähigkeit der Industrie durch verbesserte Finanzierungsbedingungen für Investitionen sowie eine bessere Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Beschäftigung. BDI-Präsident Ulrich Grillo betonte den Bündnis-Vorschlag zum Einstieg in die steuerliche Forschungsförderung. Sie sei ein wichtiges Instrument, um Unternehmen Anreize für mehr Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen zu geben. »Steuerliche Förderungen für Gründungen, Startups und mittelständische Unternehmen können ihre volle Wirkung jedoch nur entfalten, wenn alle Unternehmen davon profitieren können. Dies müssen wir im nächsten Schritt schaffen«, sagte Grillo. v.l.n.r.: Detlef Wetzel, Vorsitzender der IG Metall, BDI-Präsident Ulrich Grillo, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie >> Zur Pressemitteilung >> Zur gemeinsamen Erklärung >> Zum Arbeitsprogramm Ansprechpartner: Kenneth Frisse [email protected] BDI Agenda 19. Oktober 2015 07 EEG-Umlage Kostenbremse der Energiewende war Wunschdenken »Die vom Bundeswirtschaftsministerium versprochene Kostenbremse bei der Energiewende war Wunschdenken. Die EEGUmlage und die Netzkosten steigen – und sie werden weiter steigen, wenn die Politik nicht endlich beherzt gegensteuert.« Das sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo anlässlich des Anstiegs der EEG-Umlage auf die Rekordhöhe von 6,354 Cent pro Kilowattstunde Mitte Oktober in Berlin. »Die EEG-Umlage bleibt ein gravierender Wettbewerbsnachteil für die deutschen Unternehmen, der in Zukunft noch dramatischer wird«, erklärte Grillo. Deutschlands Industriestrompreise zählten nach wie vor zu den höchsten in Europa. «Die hohe Belastung des Produktionsfaktors Strom gefährdet unsere Industrien.« Der Ausbau der erneuerbaren Energien werde allein über die stark steigende EEG-Umlage und über höhere Netzentgelte finanziert. »Die immer weiter anwachsenden Stromkosten zeigen, dass diese Form der Finanzierung keine Zukunft mehr haben kann«, sagte Grillo. »Anstatt die Kostendynamik wie angekündigt zu durchbrechen, leistet sich die Bundesregierung weitere teuer erkaufte politi- sche Kompromisse«, kritisierte Grillo. »Die Erdverkabelung wird die Stromkunden zusätzliche Milliarden und die Planer der Energiewende etliche Jahre mehr Zeit kosten. Dabei müssten wir beim Netzausbau das Tempo deutlich erhöhen.« Für weitere Kosten und zusätzliche Unsicherheit sorgt bei den Unternehmen die ungelöste Frage der EEG-Umlage für die Eigenstromerzeugung in der Industrie. «Die Entlastungen müssen bestehen bleiben«, forderte Grillo. Industrielle Eigenstromerzeugung trage zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz bei. Sie ermögliche Unternehmen eine wettbewerbsfähige und sichere Stromversorgung. Bundesminister Gabriel hat die Relevanz für die industriellen Eigenerzeugungsanlagen erkannt – wir nehmen ihn beim Wort, dass er die Verhandlungen mit der EU-Kommission zu einem positiven Ergebnis für die deutschen Unternehmen bringen wird. Ansprechpartner: Dennis Rendschmidt [email protected] Personalie Grillo wird Mitglied der Kommission zur Finanzierung des Kernenergieausstiegs Die Bundesregierung hat eine 19-köpfige Kommission benannt. Diese wird bis Ende Januar 2016 Vorschläge zur Finanzierung des Kernenergieausstiegs vorlegen. Die Kommission prüft die Finanzierung für den Restbetrieb der Kernkraftwerke, deren Stilllegung und Rückbau sowie die Lagerung der radioaktiven Abfälle. Regierungschefs von Brandenburg und Hamburg. Neben dem BDI-Präsidenten Ulrich Grillo und Reiner Hoffmann vom Deutschen Gewerkschaftsbund sind weitere Vertreter der verschiedenen Parteien, der Wirtschaft, der Arbeitnehmer und anderer gesellschaftlicher Gruppen Mitglied. Darunter ist auch der frühere BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf. Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Bündnis90/ Die Grünen) leitet die Kommission gemeinsam mit Matthias Platzeck (SPD) und Ole von Beust (CDU) – den ehemaligen Ansprechpartner: Dr. Carsten Rolle [email protected] Energiewende Deutschland braucht klassische Energieversorger Der BDI betont die Bedeutung der großen Energieversorger als wichtige Säule des künftigen Energiesystems. Anlass dazu gab ein im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium erstelltes Gutachten über die Finanzierung des Rückbaus der Kernkraftwerke. »Für eine verlässliche Versorgung braucht der Industriestandort Deutschland die klassischen Energieversorger. Sie sind Wissensträger und Rückgrat unserer Energieversorgung«, sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo. Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende komme es darauf an, dass die Politik sorgsam prüft, wie relevant die Szenarien aus dem Gutachten sind. Auch als Treiber von Investitionen in die Energieinfrastruktur brauche man die Energieversorger. »Politik und Wirtschaft müssen nun gemeinsam eine Lösung erarbeiten, die diese Erfordernisse sicherstellt«, unterstrich Grillo. Deshalb sei es klug, die betroffenen Unternehmen in diesem Prozess zu beteiligen. Nur so lasse sich Verantwortung klar und fair zuordnen. BDI Agenda 19. Oktober 2015 08 Digitalisierung Industrie 4.0 stellt Firmen vor Herausforderungen Zum ersten Mal fand Anfang Oktober der Industriegipfel des Handelsblatts zum Thema »Chefsache Industrie 4.0« in Berlin statt. An der Veranstaltung nahmen rund 240 hochrangige Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft teil. Dieter Schweer, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, diskutierte mit Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer und dem Präsidenten von Acatech, Henning Kagermann, welche Herausforderungen die Unternehmen für Industrie 4.0 meistern müssen. Der Wandel der Industrieunternehmen hin zu innovativen industrienahen Dienstleistungsunternehmen stand im Fokus. Deutsche IT-Kompetenzen ordnet die Diskussionsrunde weltweit im Mittelfeld ein. Man müsse aber zwischen IT für Endkunden und für Unternehmen unterscheiden. Im Endkundensektor seien vor allem die US-Internetriesen sehr stark. Aber bei Produktion und Logistik verfüge die deutsche Industrie über eine hervorragende Ausgangsbasis in der IT. Einige Maschinenbauunternehmen beschäftigen schon heute mehr Informatiker als klassische Ingenieure. »Industrie 4.0 kann nur mit schnellem Internet gelingen, das die steigenden Datenmengen auch transportieren kann«, betonte Schweer. Das Ziel der Bundesregierung, 2018 eine deutschlandweite Versorgung mit 50 Megabit pro Sekunde zu erreichen, genüge nicht. 2025 werden immer mehr Nutzer einen Be- Dieter Schweer, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung darf von 350 Mbit/s anmelden. Zudem benötige die Wirtschaft sicherere Datenverbindungen. Schweer warnte aber vor zu vielen Regeln: »Die Amerikaner machen erstmal und ziehen dann Grenzen. Wir machen erstmal gar nichts, weil wir ins Gesetzbuch gucken.« Ansprechpartner: Clemens Otte [email protected] Weißbuch 2016 Sicherheitspolitik muss Interessen der Wirtschaft beachten Im Rahmen des Kolloquiums »Perspektiven Sicherheit und Wirtschaft« wurden Anfang Oktober die Ergebnisse eines gemeinsamen Workshops von BDI und Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) vor Vertretern von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in Berlin vorgestellt. Anlass dazu gab die laufende Ausarbeitung des sicherheitspolitischen Weißbuchs 2016. Es fasst die Grundzüge und sicherheitspolitischen Leitlinien Deutschlands in einem Grundsatzdokument zusammen. BDI-Präsident Ulrich Grillo rief die Bundesregierung dazu auf, die Ausgestaltung ihrer künftigen Sicherheitspolitik im Weißbuch 2016 auf Grundlage klar formulierter nationaler Interessen vorzunehmen. In einer global vernetzten Welt müssten wirtschaftliche Interessen für das Exportland Deutschland fester Bestandteil seiner sicherheitspolitischen Überlegungen sein. Alles andere wäre verantwortungslos. »Wir müssen uns vor einem Ernstfall darüber klar werden, in welchen Regionen wir ein Interesse an Stabilität und Sicherheit haben, damit wir auf Bedrohungen unserer politischen und ökonomischen Interessen angemessen reagieren können«, sagte Grillo. Unverzichtbar sei zudem der Erhalt technologischer Schlüsselfähigkeiten in der Sicherheits-, Verteidigungs- und IT-Industrie im Sinne einer technologischen und sicherheitspolitischen Souveränität, die Deutschland auf Augenhöhe mit anderen Staaten hält. BDI-Präsident Ulrich Grillo während seiner Rede >> Zur aktuellen Ausgabe des »Fokus Sicherheit und Rohstoffe« Ansprechpartner: Mathias Wachter [email protected] BDI Agenda 19. Oktober 2015 09 Steuern BEPS-Aktionsplan birgt mehr Risiken als Chancen Mit der Veröffentlichung der finalen Berichte zu Base Erosion and Profit Shifting hat die OECD die Basis für eines der größten internationalen Steuerprojekte der vergangenen Jahre gelegt. Die Finanzminister der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) haben das BEPS-Paket bereits Anfang Oktober in Lima verabschiedet. Eine Analyse des BDI hat ergeben, dass sich neben einigen Chancen auch deutliche Risiken sowohl für die Unternehmen in Deutschland wie für das deutsche Steueraufkommen ergeben werden. BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber kritisierte die OECDVorschläge zu BEPS: »Die Abschlussberichte der OECD zur Steuervermeidung enthalten für die Unternehmen in Deutschland mehr Risiken als Chancen.« Es gebe zwar Vorschläge zur internationalen Steuerharmonisierung, etwa bei der Zinsschranke, für deutsche Unternehmen böten diese jedoch kaum einen Vorteil. »Die deutschen Regelungen im Unternehmenssteuerrecht gehen weiterhin deutlich über die internationalen Standards hinaus«, betonte Kerber. Die Risiken sieht er im geplanten Vorstoß, umfangreiche Steuerdaten und betriebswirtschaftliche Daten der Unternehmen zwischen den Finanzverwaltungen auszutauschen. »Damit werden das Steuergeheimnis und die Vertraulichkeit von Geschäftsdaten bedroht«, sagte Kerber. Als Exportnation habe Deutschland bislang einen deutlich höheren Anteil am internationalen Steuerkuchen. Die OECD-Vorschläge enthielten nun- Hauptsitz der OECD, Paris mehr eine für Deutschland nachteiligere Steuerverteilung. Auf der Grundlage der Empfehlungen der OECD müssen jetzt die Parlamente Gesetze beschließen und die Maßnahmen umgesetzt werden. Die G20 wollen zumindest die Umsetzung der Mindeststandards überwachen. Ansprechpartner: Berthold Welling [email protected] Datenschutz Abbruch des Datenaustauschs wäre Paukenschlag Der Europäische Gerichtshof hat das Safe-Harbor-Abkommen für ungültig erklärt. Die Vereinbarung zum Datenaustausch legt fest, unter welchen Bedingungen Unternehmen personenbezogene Daten von Europäern in den USA speichern dürfen. Der BDI fordert einen verlässlichen Rechtsrahmen zum Datenaustausch für Unternehmen. »Die Politik auf beiden Seiten des Atlantiks muss jetzt unverzüglich handeln. Unternehmen und Bürger brauchen Rechtssicherheit. Die USA sind Europas wichtigster Handelspartner«, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber zur Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zum Safe-Harbor-Abkommen. Ein Abbruch des Datenaustauschs wäre ein Paukenschlag. »Ziel ist, zügig einen verlässlichen Rechtsrahmen für den Datenaustausch mit den USA zu schaffen«, unterstrich Kerber. Washington und Brüssel müssten das Vertrauen in die digitale Welt stärken. Die Verhandlungen über eine Safe-Harbor-Reform zwischen der EU-Kommission und dem US-Handelsministerium seien weit fortgeschritten. Es sind mehr als 4.400 Unternehmen betroffen. »Die Akteure in Brüssel und Washington müssen nun die Bedenken des Europäischen Gerichtshofs ernst nehmen und die Verhandlungen rasch abschließen«, forderte Kerber. Europäischer Gerichtshof in Luxemburg Ansprechpartner: Dr. Heiko Willems [email protected] BDI Agenda 19. Oktober 2015 10 Indien Deutsche Wirtschaft pocht auf schnelle Reformen Anfang Oktober 2015 reiste Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für die deutsch-indischen Regierungskonsultationen nach Delhi und Bangalore. Sie wurde von einer hochkarätig besetzten Wirtschaftsdelegation begleitet. Darunter befand sich auch der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA), Hubert Lienhard. Bundeskanzlerin Merkel und der indische Premierminister Narendra Modi haben eine Reihe von Abkommen unterzeichnet, welche die Zusammenarbeit beider Länder in Wirtschaft, Wissenschaft und Berufsausbildung stärken. Mit den bereits dritten deutsch-indischen Regierungskonsultationen soll die strategische Partnerschaft beider Länder fester werden. Beide Seiten haben sich auf Kernpunkte der Wirtschaftszusammenarbeit geeinigt. Dazu gehören die Intensivierung von Handel und Investitionen sowie Partnerschaften bei Produktion und Kompetenzerwerb. Die Wirtschaftsdelegation wies bei ihrem Besuch auf die Bedeutung zügiger und ambitionierter wirtschaftspolitischer Reformen in dem Land hin. Gerade in den Bereichen Infrastruktur und Bürokratie stehen deutsche Unternehmen in Indien noch immer vor großen Herausforderungen. Gemeinsam mit indischen Partnern diskutierte die Delegation im Rahmen des Indo-German Business Roundtable Kooperationsmöglichkeiten bei den Themen Industrie 4.0 und Smart Cities. Der Roundtable wurde vom APA gemeinsam mit den indischen Partnerverbänden der Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry und der Confederation of Indian Industry sowie der deutsch-indischen Handelskammer organisiert. Ansprechpartnerin: Rabea Förstmann [email protected] BDI-Termine: >> www.bdi.eu/Termine.htm 03.11.2015 BDI-Tag der Deutschen Industrie 2015 (nur auf gesonderte Einladung) Berlin 23.11.2015 D-A-CH-LI Steuersymposium 2015 Berlin 30.11.2015 BDI-Streitgespräch: Christian Lindner vs. Dr. Ralf Stegner Berlin 18.12.2015 BDI-Seminar: Neuerungen der Gefahrstoffverordnung Berlin BDI-Newsletter abonnieren: >> www.bdi.eu/Newsletter.htm Bildnachweise: BDI/Sophia Kembowski (1,2), BDI/Kruppa (1,3), BDI (1,8), Patrick Janicek/Flickr (9), Fotolia/nmann77 (9) Redaktion: Holger Lösch und Dr. Jobst-Hinrich Wiskow (V.i.S.d.P.), Maximilian Bettzuege, Sonja Wanjek, Isabell Wolfgramm (Praktikantin) Die Verantwortung für die Inhalte der Fremdbeiträge tragen die jeweiligen Autoren. Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. Breite Straße 29; 10178 Berlin
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