Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Eine Zusammenstellung nationaler Daten Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Impressum Eigentümer, Herausgeber und Verleger Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Radetzkystraße 2, 1030 Wien Für den Inhalt verantwortlich in in in SC Priv. Doz. Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc Leiterin der Sektion III (Öffentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten) Projektleitung in BMG, Abteilung III/1 (Leitung: DDr. Reinhild Strauß, MSc) Erstellung Nationales Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz c/o Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle Medizinische Universität Wien AutorInnen in in Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Presterl, MBA 2 Univ.-Prof. Dr. Michael Hiesmayr, MSc 1 Manuela Eigmann, MSc 1 Dr. Luigi Segagni-Lusigani in in 1 Priv. Doz. Dr. Magda Diab-Elschahawi 1 Pamela Schöll 3 Georg Sachs in 3 Dipl.-Ing. Rabea Krexner 3 Dipl. Ing. Dr. Thomas Wrba 1 1 Nationales Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz c/o Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle, Medizinische Universität Wien 2 Universitätsklinik für Anästhesiologie und Allgemeine Intensivmedizin, Abteilung für Herz-, Thorax- und Gefäßanästhesie, Medizinische Universität Wien 3 RDA - Medizinische Wissenschaftsplattformen, Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente Systeme (CeMSIIS), Medizinische Universität Wien Coverfoto Mauritius Images Layout Pamela Schöll (NRZ Wien), Gabriela El Belazi (BMG) Layout Umschlag David Fließer (BMG) Druck Kopierstelle des BMG ISBN 978-3-902611-90-1 Erscheinungsdatum Mai 2015 2 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Impressum Eigentümer, Herausgeber und Verleger Vorwort Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Radetzkystraße 2, 1030 Wien Für den Inhalt verantwortlich in in Damen in Sehr geehrte und Herren! MSc SC Priv. Doz. Dr. Pamela Rendi-Wagner, Leiterin dereffektive Sektion IIIInfektionsprävention (Öffentliche Gesundheit ist undsowohl medizinische Angelegenheiten) Für eine die systematische Erfassung als auch die Analyse und Interpretation von epidemio Projektleitung in logischen Daten BMG, Abteilung III/1erforderlich. (Leitung: DDr. Reinhild Strauß, MSc) Eine zentrale Rolle in der Prävention der nosokomialen Infektionen Erstellung spielt die Krankenhaushygiene. In Österreich wurde dieser für Nationales Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz die Patientensicherheit wichtige Sachverhalt bereits früh erkannt c/o Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle und im Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalten berücksichtigt. Eine zentrale Medizinische Universität Wien Zusammenführung der in den einzelnen Krankenanstalten mit verschiedenen Systemen AutorInnen gesammelten Daten über nosokomiale Infektionen ist derzeit nicht verbindlich. Der in in 1 Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Presterl, MBA vorliegende Bericht beinhaltet Daten von Krankenhausinfektionen im Zusammenhang mit 2 Univ.-Prof. Dr. Michael Hiesmayr, MSc 1 postoperativen Infektionen auf Intensivstationen sowie Ergebnisse der Manuela Eigmann, Wundinfektionen, MSc 1 Europäischen Punkt-Prävalenz-Untersuchung. Diese Daten wurden auf freiwilliger Basis von Dr. Luigi Segagni-Lusigani in in 1 besonders Krankenanstalten zur Verfügung gestellt, um einen ersten Einblick zu Magda Diab-Elschahawi Priv. Doz. Dr.engagierten 1 Pamela Schöll Ich freue mich, dass nunmehr eine erste nationale Auswertung von Daten zu ermöglichen. 3 Georg Sachs diesem für die Patientensicherheit so wichtigen Thema vorliegt und danke den beteiligten in 3 Dipl.-Ing. Rabea Krexner Krankenanstalten und allen im Projekt tätigen Personen für die Mitarbeit. 3 Dipl. Ing. Dr. Thomas Wrba InNationales der Gesundheitsreform wird dem Thema Patientensicherheit ebenfalls große Bedeutung Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz beigemessen. So ist im Bundes-Zielsteuerungsvertrag, welcher zwischen dem Bund, c/o Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle, Medizinische Universität Wien der Sozialversicherung und den Bundesländern im Jahr 2013 abgeschlossen wurde, 2 Universitätsklinik für Anästhesiologie und Allgemeine Intensivmedizin, Abteilung für Herz-, Thorax- und Patientensicherheit ein wichtiges Handlungsfeld. Ein besonders wichtiges Ziel ist dabei Gefäßanästhesie, Medizinische Universität Wien auch die österreichweite Erfassung von nosokomialen Infektionen in einem von den 3 RDA - Medizinische Wissenschaftsplattformen, Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente AkteurInnen im Gesundheitswesen akkordierten einheitlichen Datensatz, der von allen Systeme (CeMSIIS), Medizinische Universität Wien Krankenanstalten genutzt werden soll. Die damit ermöglichten österreichweiten Analysen Coverfoto werden weitere wichtige Informationen für die Planung von Maßnahmen zur Optimierung Mauritius Images der Patientensicherheit liefern. 1 Layout Pamela Schöll (NRZ Wien), Gabriela El Belazi (BMG) Layout Umschlag David Fließer (BMG) Druck Dr.in Sabine Oberhauser, MAS Bundesministerin für Gesundheit Kopierstelle des BMG ISBN 978-3-902611-90-1 Erscheinungsdatum Mai 2015 32 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Abkürzungsverzeichnis und Glossar .................................................................................. 8 2 Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... 11 3 Tabellenverzeichnis ......................................................................................................... 13 Kurzfassung .............................................................................................................................. 17 4 Einleitung ......................................................................................................................... 20 4.1 4.1.1 Geschichtlicher Überblick zur Erfassung von NI................................................. 20 4.1.2 Entwicklung des Nationalen Referenzzentrums in Österreich .......................... 21 4.1.3 Surveillance von HAI ........................................................................................... 22 4.1.4 Rechtliche Grundlagen zur Erfassung von HAI in Österreich ............................. 22 4.2 5 Nosokomiale Infektionen .......................................................................................... 20 Das HAI-Net ............................................................................................................... 23 4.2.1 Europäisches Netzwerk zur Surveillance von HAI .............................................. 23 4.2.2 Historische Entwicklung des Netzwerks............................................................. 23 4.2.3 Die Rolle von Österreich im HAI-Net .................................................................. 23 4.2.4 Netzwerkabdeckung in Österreich und Europa ................................................. 24 Surveillance von postoperativen Wundinfektionen ........................................................ 26 5.1 Hintergrund ............................................................................................................... 26 5.2 Ziele des Netzwerks ................................................................................................... 26 5.3 Netzwerk-TeilnehmerInnen....................................................................................... 27 5.4 Methodik ................................................................................................................... 29 5.4.1 Datensammlung ................................................................................................. 29 5.4.2 Datenbank .......................................................................................................... 29 5.4.3 Definitionen ........................................................................................................ 30 5.4.4 Indikator-Operationen ....................................................................................... 30 5.4.5 Daten-Analyse: SSI-Surveillance in Österreich 2013 .......................................... 31 5.5 Ergebnisse: SSI-Surveillance in Österreich 2013 ....................................................... 33 5.5.1 Beteiligung .......................................................................................................... 33 5.5.2 Zahl der erfassten Operationen und Infektionen .............................................. 33 5.5.3 Hüftprothesen-Operationen (HPRO).................................................................. 37 5.5.4 Kaiserschnitt-Operationen (CSEC) ...................................................................... 39 5.5.5 Koronararterien-Bypass-Operationen (CABG) ................................................... 41 5.5.6 Mastektomien (MAST) ....................................................................................... 44 5.5.7 Knieprothesen-Operationen (KPRO) .................................................................. 45 5 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.5.8 Gallenblasen-Operationen (CHOL) ..................................................................... 47 5.5.9 Kolon-Operationen (COLO) ................................................................................ 50 5.6 6 7 Ergebnisse: SSI-Surveillance in der EU 2012.............................................................. 52 5.6.1 Beteiligung .......................................................................................................... 52 5.6.2 Zahl der erfassten Operationen und Infektionen .............................................. 54 5.6.3 Hüftprothesen-Operationen (HPRO).................................................................. 58 5.6.4 Kaiserschnitt-Operationen (CSEC) ...................................................................... 60 5.6.5 Koronararterien-Bypass-Operationen (CABG) ................................................... 63 5.6.6 Knieprothesen-Operationen (KPRO) .................................................................. 65 5.6.7 Gallenblasen-Operationen (CHOL) ..................................................................... 67 5.6.8 Kolon-Operationen (COLO) ................................................................................ 70 Surveillance von nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen ................................ 73 6.1 Hintergrund ............................................................................................................... 73 6.2 Ziele des Netzwerks ................................................................................................... 73 6.3 Methodik ................................................................................................................... 74 6.4 Ergebnisse .................................................................................................................. 77 6.4.1 Surveillance von Infektionen auf Intensivstationen 2013.................................. 77 6.4.2 Device-assoziierte Infektionen ........................................................................... 80 6.4.3 Österreich im europäischen Vergleich ............................................................... 82 PPS – Europäische Punkt-Prävalenz-Untersuchung ........................................................ 87 7.1 Einleitung ................................................................................................................... 87 7.2 Methoden .................................................................................................................. 87 7.2.1 Design ................................................................................................................. 88 7.2.2 Repräsentative Stichprobe ................................................................................. 88 7.2.3 Einschluss- und Ausschlusskriterien ................................................................... 88 7.2.4 Definitionen der HAI ........................................................................................... 89 7.2.5 Durchführung der PPS ........................................................................................ 89 7.2.6 Datenmanagement ............................................................................................ 90 7.3 Ergebnisse .................................................................................................................. 90 7.3.1 Teilnahme und Struktur der Krankenhäuser ...................................................... 90 7.3.2 HAI – Erhobene nosokomiale Infektionen ......................................................... 93 7.3.3 Demographie - Risikofaktoren und Grundkrankheiten der PatientInnen ......... 98 7.3.4 Anwendung von Antibiotika ............................................................................... 99 7.3.5 Behandelte Infektionen .................................................................................... 105 6 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 7.4 8 Diskussion ................................................................................................................ 110 Referenzen ..................................................................................................................... 112 7 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 1 Abkürzungsverzeichnis und Glossar 3GC AB ANISS APPY ASA ASDI ATC AURES AV BMAGS BMG BMGF BSI CABG CAUTI CBGB CBGC CCO CDC CDI CeMSIIS CHOL CLABSI COLO CRI CSEC DE ECDC EG ESBL ESCMID EU EWR HAI HAI-Net HELICS HER HFK 3. Generation-Cephalosporine Antibiotikum Austrian Nosocomial Infection Surveillance System Appendektomie American Society of Anesthesioloy Österreichisches Zentrum für Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin Anatomical Therapeutic Chemical Österreichischer Antibiotikaresistenz-Bericht Antibiotika-Verwendung Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales Bundesministerium für Gesundheit Bundesministerium für Gesundheit und Frauen Bakteriämie Koronararterien-Bypass-Operation Katheter-assoziierte Harnwegsinfektion Koronararterien-Bypass-Operation mit Thoraxinzision und Inzision der Entnahmestelle Koronararterien-Bypass-Operation nur mit Thoraxinzision Kolonisation von Gefäß-Katheterspitzen Center for Disease Control and Prevention Clostridium difficile Infektion Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente Systeme Operation an der Gallenblase (Cholezystektomie und Cholecystotomie) ZVK-assoziierte BSI Operation am Dickdarm Katheter-assoziierte Infektion Kaiserschnitt Deutschland European Center for Disease Prevention and Control Europäische Gemeinschaft Extended-Beta-Laktamasen European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases Europäische Union Europäischer Wirtschaftsraum Healthcare associated infection Healthcare-Associated Infections Surveillance Network Hospitals in Europe Link for Infection Control through Surveillance Herniorrhaphie Hygienefachkraft 8 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 HPRO HYST IAP ICDOC ICU INT-Tage IPSE IQR IT KI KISS KPRO LAM LKF MAST MRSA MW N NAP-AMR NEPH NHSN NI NRZ NS OENT OGU OP OSKN OTH PN PPS PRST R RDA RH RKI SAPS SB SHEA SSI TESSy Hüftprothese Abdominale Hysterektomie Intubations-assoziierte Pneumonie Intensive Care Documentation Intensive care unit = Intensivstation invasive Beatmungs-Tage (gesamt) Improving Patient Safety in Europe Interquartilsbereich Informationstechnik Konfidenzintervall Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System Knieprothese Laminektomie Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung Mastektomie Methicilin-resistenter Staphylococcus aureus Mittelwert Anzahl Nationaler Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz Operation an den Nieren National Healthcare Safety Network Nosokomiale Infektion Nationales Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz Nicht empfindlich Operationen an Hals-Nasen-Ohren Operationen im Urogenitaltrakt Operation Haut-Weichteiloperationen, Narbenkorrekturen und Schönheitsoperationen Sonstige Pneumonie point prevalence survey = Punkt-Prävalenz-Untersuchung Operation an der Prostata Resistent Research Documentation & Analysis relative Häufigkeit der Antibiotika-Anwendung Robert-Koch-Institut Simplified Acute Physiology Score Operation am Dünndarm Society for Healthcare Epidemiology of America surgical site infections = chirurgische Wundinfektion The European Surveillance System 9 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 TISS UC-Tage UTI VHYS WHO ZVK ZVK-Tage Therapeutic Intervention Scoring System Harnkatheter-Tage (gesamt) Harnwegsinfektion Vaginale Hysterektomie Weltgesundheitsorganisation zentraler Gefäßkatheter Gesamtanzahl der Tage mit zentralem Gefäßkatheter 10 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 2 Abbildungsverzeichnis Abbildung 4.1: EU-Länder, die an der Surveillance von SSI teilnehmen, HAI-Net, 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 24 Abbildung 4.2: EU-Länder, die an der Surveillance von HAI auf Intensivstationen teilnehmen, Anzahl der Jahre, 2008-2012 (modifiziert nach [7])................................................................. 25 Abbildung 5.1: Übermittelte Operationen, nach Indikator und Jahr ....................................... 34 Abbildung 5.2: Kumulative Inzidenz der Infektionen, nach Indikator, 2013 ............................ 36 Abbildung 5.3: Inzidenzdichte der Infektionen, nach Indikator, 2013 ..................................... 36 Abbildung 5.4: Kumulative Inzidenz der SSI nach HPRO-Operation, nach Art der Infektion, 2013 .......................................................................................................................................... 39 Abbildung 5.5: Kumulative Inzidenz der SSI nach CSEC-Operation, nach Art der Infektion, 2013 .......................................................................................................................................... 41 Abbildung 5.6: Kumulative Inzidenz der SSI nach CABG-Operation, nach Art der Infektion, 2013 .......................................................................................................................................... 43 Abbildung 5.7: Kumulative Inzidenz der SSI nach KPRO-Operation, nach Art der Infektion, 2013 .......................................................................................................................................... 47 Abbildung 5.8: Kumulative Inzidenz der SSI nach CHOL-Operation, nach Art der Infektion, 2013 .......................................................................................................................................... 49 Abbildung 5.9: Kumulative Inzidenz der SSI nach COLO-Operation, nach Art der Infektion, 2013 .......................................................................................................................................... 52 Abbildung 5.10: Verteilung der berichteten Operationen, nach Land, 2012 .......................... 53 Abbildung 5.11: Gesamtanzahl an berichteten Operationen, nach Indikator, 2009-2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 55 Abbildung 5.12: Kumulative Inzidenz von SSI in der EU, nach Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]).................................................................................................................................... 57 Abbildung 5.13: Inzidenzdichte von SSI in der EU, nach Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) .................................................................................................................................................. 57 Abbildung 5.14: Kumulative Inzidenz der SSI nach HPRO-Operation, nach Art der Infektion, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ........................................................................................ 60 Abbildung 6.1: Struktur der integrierten Surveillance in ICDOC .............................................. 75 Abbildung 6.2: Eingabebildschirm zur Infektionserfassung (I) ................................................. 76 Abbildung 6.3: Eingabebildschirm zur Infektionserfassung (II) ................................................ 77 Abbildung 6.4: Aufenthaltsdauer auf internistischen und chirurgischen Intensivstationen ... 78 Abbildung 6.5: Altersverteilung auf internistischen und chirurgischen Intensivstationen ..... 79 Abbildung 6.6: Schweregrad der Erkrankung aufgrund des SAPS3 Scores .............................. 79 Abbildung 6.7: Prozentsätze der PatientInnen mit einer spezifischen Infektion, 2013 .......... 80 Abbildung 6.8: Tag des Infektionsauftritts, 2013 ..................................................................... 80 11 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 6.9: Histogramm des Auftretens der individuellen Infektionen, 2013 .................... 81 Abbildung 6.10: Anzahl an ICUs mit Surveillance Daten, 2004-2012 (modifiziert nach [7]) ... 82 Abbildung 7.1: Verbrauch an alkoholischem Hände-Desinfektionsmittel in Litern, nach Land [4] ............................................................................................................................................. 91 Abbildung 7.2: Prozentsatz der Verteilung der Einzelzimmer, nach Land [4] ......................... 92 Abbildung 7.3: Anzahl der Hygienefachkräfte (40 Wochenstunden) pro 250 Betten [4] ........ 93 Abbildung 7.4: Prävalenz von nosokomialen Infektionen in allen teilnehmenden Akutkrankenhäusern der EU, nach Land (Quelle: TESSy)......................................................... 94 Abbildung 7.5: Prozentueller Anteil an C.difficile Infektionen und anderen gastrointestinalen Infektionen (bezogen auf alle HAI), nach Land (Quelle: TESSy) ............................................... 96 Abbildung 7.6: Am häufigsten nachgewiesene Erreger von HAI in Österreich und der EU in Prozent (Quelle: TESSy) ............................................................................................................ 97 Abbildung 7.7: Anwendung von Antibiotika in der EU (Quelle: TESSy) .................................. 100 Abbildung 7.8: Verwendete Antibiotika-Klassen (Quelle: TESSy) .......................................... 102 Abbildung 7.9: Verwendete Antibiotika in Österreich (Quelle: TESSy).................................. 103 Abbildung 7.10: Verwendete Antibiotika in der EU (Quelle: TESSy) ...................................... 103 Abbildung 7.11: Prozentsatz der verwendeten Cephalosporine, Carbapeneme und Monobaktame in Österreich und der EU (Quelle: TESSy) ...................................................... 104 Abbildung 7.12: Prävalenz der Verwendung von Carbapenemen ......................................... 105 Abbildung 7.13: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten gesamten Infektionen in der EU (Quelle: TESSy) .................................................................................................................. 106 Abbildung 7.14: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten ambulant erworbenen Infektionen in der EU (Quelle: TESSy) .................................................................................... 106 Abbildung 7.15: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten NI in der EU (Quelle: TESSy) ................................................................................................................................................ 107 Abbildung 7.16: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten anderen Infektionen in der EU (Quelle: TESSy)........................................................................................................................ 107 Abbildung 7.17: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten gesamten Infektionen in Österreich (Quelle: TESSy)...................................................................................................... 108 Abbildung 7.18: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten ambulant erworbenen Infektionen in Österreich (Quelle: TESSy) .............................................................................. 108 Abbildung 7.19: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten NI in Österreich (Quelle: TESSy) ..................................................................................................................................... 109 Abbildung 7.20: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten anderen Infektionen in Österreich (Quelle: TESSy)...................................................................................................... 109 12 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 3 Tabellenverzeichnis Tabelle 5.1: TeilnehmerInnen am ANISS-Netzwerk ................................................................. 28 Tabelle 5.2: ANISS-Indikatoren................................................................................................. 31 Tabelle 5.3: Übermittelte Operationen, nach Indikator und Jahr ........................................... 33 Tabelle 5.4: Infektionen (innerhalb von 30 Tagen nach OP), nach Indikator und Jahr............ 34 Tabelle 5.5: Infektionen (innerhalb von 1 Jahr nach OP), nach Indikator und Jahr ................. 35 Tabelle 5.6: Prozent der Infektionen diagnostiziert nach Entlassung aus dem Krankenhaus, nach Indikator und Jahr ............................................................................................................ 35 Tabelle 5.7: Charakteristika der PatientInnen mit HPRO-Operation, 2013 ............................. 37 Tabelle 5.8: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach HPRO-Operationen, 2013 38 Tabelle 5.9: Kumulative Inzidenz von SSI der HPRO-Operationen, nach Risikoindex, 2013.... 38 Tabelle 5.10: Inzidenzdichte von SSI der HPRO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 ........... 38 Tabelle 5.11: Charakteristika der PatientInnen mit CSEC-Operation, 2013 ............................ 40 Tabelle 5.12: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CSEC-Operationen, 2013 .................................................................................................................................................. 40 Tabelle 5.13: Kumulative Inzidenz von SSI der CSEC-Operationen, nach Risikoindex, 2013 ... 40 Tabelle 5.14: Inzidenzdichte von SSI der CSEC-Operationen, nach Risikoindex, 2013 ............ 41 Tabelle 5.15: Charakteristika der PatientInnen mit CABG-Operation, 2013 ........................... 42 Tabelle 5.16: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CABG-Operationen, 2013 .................................................................................................................................................. 42 Tabelle 5.17: Kumulative Inzidenz von SSI der CABG-Operationen, nach Risikoindex, 2013 ... 43 Tabelle 5.18: Inzidenzdichte von SSI der CABG-Operationen, nach Risikoindex, 2013 ........... 43 Tabelle 5.19: Charakteristika der PatientInnen mit MAST-Operation, 2013 ........................... 44 Tabelle 5.20: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach MAST-Operationen, 2013 .................................................................................................................................................. 44 Tabelle 5.21: Kumulative Inzidenz von SSI der MAST-Operationen, nach Risikoindex, 2013 . 45 Tabelle 5.22: Inzidenzdichte von SSI der MAST-Operationen, nach Risikoindex, 2013........... 45 Tabelle 5.23: Charakteristika der PatientInnen mit KPRO-Operation, 2013 ........................... 46 Tabelle 5.24: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach KPRO-Operationen, 2013 .................................................................................................................................................. 46 Tabelle 5.25: Kumulative Inzidenz von SSI der KPRO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 .. 46 Tabelle 5.26: Inzidenzdichte von SSI der KPRO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 ........... 47 Tabelle 5.27: Charakteristika der PatientInnen mit CHOL-Operation, 2013 ........................... 48 Tabelle 5.28: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CHOL-Operationen, 2013 .................................................................................................................................................. 48 13 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.29: Kumulative Inzidenz von SSI der CHOL-Operationen, nach Risikoindex, 2013 .. 49 Tabelle 5.30: Inzidenzdichte von SSI der CHOL-Operationen, nach Risikoindex, 2013 ........... 49 Tabelle 5.31: Charakteristika der PatientInnen mit COLO-Operation, 2013 ........................... 50 Tabelle 5.32: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach COLO-Operationen, 2013 .................................................................................................................................................. 50 Tabelle 5.33: Kumulative Inzidenz von SSI der COLO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 .. 51 Tabelle 5.34: Inzidenzdichte von SSI der COLO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 ........... 51 Tabelle 5.35: Anzahl an teilnehmenden Krankenhäusern, nach Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]).................................................................................................................................... 54 Tabelle 5.36: Anzahl an berichteten chirurgischen Eingriffen, nach Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 54 Tabelle 5.37: Prozent der postoperativen Wundinfektionen mit Auftreten > 30 Tage nach dem Eingriff, nach Land und Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) ........................................ 56 Tabelle 5.38: Prozent der postoperativen Wundinfektionen mit Auftreten nach Aufenthalt, nach Land und Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) ............................................................. 56 Tabelle 5.39: Charakteristika der PatientInnen mit HPRO-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 59 Tabelle 5.40: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach HPRO, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 59 Tabelle 5.41: Kumulative Inzidenz von SSI der HPRO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 59 Tabelle 5.42: Inzidenzdichte von SSI der HPRO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]).................................................................................................................................... 60 Tabelle 5.43: Charakteristika der PatientInnen mit CSEC-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 61 Tabelle 5.44: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CSEC, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 62 Tabelle 5.45: Kumulative Inzidenz von SSI der CSEC, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 62 Tabelle 5.46: Inzidenzdichte von SSI der CSEC, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]).................................................................................................................................... 62 Tabelle 5.47: Charakteristika der PatientInnen mit CABG-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 64 Tabelle 5.48: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CABG, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 64 Tabelle 5.49: Kumulative Inzidenz von SSI der CSEC, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 64 Tabelle 5.50: Inzidenzdichte von SSI der CSEC, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]).................................................................................................................................... 64 14 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.51: Charakteristika der PatientInnen mit KPRO-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 66 Tabelle 5.52: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach KPRO, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 66 Tabelle 5.53: Kumulative Inzidenz von SSI der KPRO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 66 Tabelle 5.54: Inzidenzdichte von SSI der KPRO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]).................................................................................................................................... 67 Tabelle 5.55: Charakteristika der PatientInnen mit CHOL-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 68 Tabelle 5.56: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CHOL-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ........................................................................................ 68 Tabelle 5.57: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach offenen CHOL Eingriffen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ........................................................................................ 69 Tabelle 5.58: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach endoskopischen CHOL Eingriffen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ...................................................................... 69 Tabelle 5.59: Kumulative Inzidenz von SSI der CHOL, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 69 Tabelle 5.60: Inzidenzdichte von SSI der CHOL, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]).................................................................................................................................... 69 Tabelle 5.61: Charakteristika der PatientInnen mit CHOL-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 71 Tabelle 5.62: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach COLO-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ........................................................................................ 71 Tabelle 5.63: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach offenen COLO Eingriffen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ........................................................................................ 72 Tabelle 5.64: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach endoskopischen COLO Eingriffen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ....................................................................... 72 Tabelle 5.65: Kumulative Inzidenz von SSI der COLO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) ................................................................................................................ 72 Tabelle 5.66: Inzidenzdichte von SSI der COLO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]).................................................................................................................................... 72 Tabelle 6.1: Gesamtpatientenzahl in den teilnehmenden Intensivstationen, 2013 ............... 78 Tabelle 6.2: PatientInnen, die über 2 Tage auf der Intensivstation lagen ............................... 78 Tabelle 6.3: Device-assoziierte Infektionsrate, 2013 ............................................................... 81 Tabelle 6.4: Anzahl der teilnehmenden Intensivstationen in Österreich und der EU, 20082012 (modifiziert nach [7]) ....................................................................................................... 82 Tabelle 6.5: Struktur der teilnehmenden Intensivstationen in Österreich und der EU, 20082012 (modifiziert nach [7]) ....................................................................................................... 83 15 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 6.6: Demographische Charakteristika der österreichischen ICU-PatientInnen im internationalen Vergleich, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) .................................................. 83 Tabelle 6.7: Device-Exposition im internationalen Vergleich, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) .................................................................................................................................................. 83 Tabelle 6.8: Infektionsraten mit Pneumonie in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]).................................................................................................................................... 84 Tabelle 6.9: Keimhäufigkeit bei Pneumonie in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]).................................................................................................................................... 84 Tabelle 6.10: Häufigkeit der positiven Blutkulturen in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) ................................................................................................................ 84 Tabelle 6.11: Keimhäufigkeit bei positiven Blutkulturen in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) ................................................................................................................ 85 Tabelle 6.12: Häufigkeiten der Harnwegsinfekte in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) ................................................................................................................ 85 Tabelle 6.13: Keimhäufigkeit bei Harnwegsinfekten in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) ................................................................................................................ 85 Tabelle 6.14: Häufigkeiten von Indikatorresistenzen in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) ................................................................................................................ 86 Tabelle 7.1: Verteilung der teilnehmenden Abteilungen in Österreich und der EU ................ 91 Tabelle 7.2: Charakteristika der HAI in Österreich und der EU ................................................ 93 Tabelle 7.3: HAI-Raten in Österreich und der EU, nach Fachrichtung ..................................... 95 Tabelle 7.4: HAI-Raten in Österreich und der EU, nach Infektion............................................ 95 Tabelle 7.5: Häufigkeit der HAI in Österreich und der EU, nach Zeitpunkt des Auftretens ..... 96 Tabelle 7.6: Nachweis von multiresistenten Mikroorganismen als Erreger der HAI in Österreich und der EU .............................................................................................................. 98 Tabelle 7.7: Demographische Merkmale, Risikofaktoren und Schweregrad der Grundkrankheit (McCabe Score) der österreichischen PatientInnen mit HAI ......................... 99 Tabelle 7.8: PatientInnen mit Antibiotika-Therapie in Österreich und der EU ...................... 101 Tabelle 7.9: Indikation für die Antibiotika-Verwendung in Österreich und der EU ............... 101 Tabelle 7.10: Demographische Merkmale, Risikofaktoren und Schweregrad der Grundkrankheit (McCabe Score) der österreichischen PatientInnen mit HAI ....................... 110 16 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Kurzfassung Nosokomiale Infektionen sind nicht nur auf Krankenhäuser beschränkt, sondern treten in allen Gesundheitseinrichtungen (Langzeit-Pflegeeinrichtungen und Rehabilitationszentren, Ambulatorien, Praxis) auf. Im angloamerikanischen Bereich ist man dazu übergangen von „health-care associated infections“ (HAI) zu sprechen. In weiterer Folge wird in diesem Bericht nun immer der Begriff HAI verwendet, um auch die Kontinuität der von dem ECDC („European Center of Disease Prevention and Control“) übernommenen Graphiken verwendeten Begrifflichkeit zu wahren. Postoperative Wundinfektionen („surgical site infections“ – SSI) zählen zu den häufigsten HAI und sind daher ein wichtiger Bestandteil und Gegenstand deren Surveillance (Erfassung). SSI sind assoziiert mit längeren postoperativen Krankenhausaufenthalten und zusätzlichen chirurgischen Eingriffen, können intensiveren Pflegeaufwand bedingen und führen häufig auch zu höherer Mortalität. In Österreich wurden für das Surveillance-Jahr 2013 aus 46 Krankenhäusern Daten zu elf Indikator-Operationen an das Referenzzentrum übermittelt (Erfassungszeitraum bis 31.12.2014; Stand: 28. November 2014). Insgesamt ist die Zahl der erfassten Indikatoren steigend. Die Zahl der erfassten Operationen stieg stetig. Das 5-Jahres-Volumen an erfassten Operationen für den Referenzdatenpool betrug 53.625. Sonstige Operationen umfassen Eingriffe wie z.B. Hysterektomie oder andere urogenitale Eingriffe. Allerdings ist bei diesen Indikatoren die Fallzahl unter der kritischen Grenze, um in diesem Bericht valide dargestellt zu werden. Für das Jahr 2013 war die Rate von HAI, ausgedrückt durch die kumulative Inzidenz, bei Operationen am Dickdarm (COLO; 8,77 %) am höchsten, gefolgt von Koronararterien-Bypass-Operationen (CABG; 5,43 %), Operationen an der Gallenblasse (CHOL; 1,59 %), Hüftprothesen-Operationen (HPRO; 1,0 %), Kaiserschnitt-Operationen (CSEC; 0,68 %) und Knieprothesen-Operationen (KPRO; 0,49 %). Am geringsten war die Infektionsrate bei Mastektomien (MAST; 0,0 %). Die Inzidenzdichte von SSI bezogen auf 1.000 postoperative Patiententage war am niedrigsten bei MAST und KPRO mit 0 und 0,1 SSI pro 1.000 postoperativen Patiententagen und am höchsten nach COLO mit 5,61 SSI pro 1.000 postoperativen Patiententagen. Weiters: HPRO 0,48; CSEC 0,69; CABG 1,84 und CHOL 2,13 SSI/1.000 Patiententage. Für den Vergleich österreichischer Zahlen mit Infektionszahlen der EU werden die abgeschlossenen Daten des ECDC vom Jahr 2012 herangezogen: Im Jahr 2012 wurden europaweit von 19 Netzwerken in 16 Ländern 422.201 Operationen übermittelt. Mit 35 % war im Jahr 2012 die Hüftprothesen-Operation, der am häufigsten durchgeführte Eingriff, gefolgt von Knieprothesen-Operationen (22 %), Kaiserschnitt-Operationen (20 %) und Operationen an der Gallenblase (10 %). Berücksichtigt man nur die Indikatoren, die europaweit unter Surveillance gestellt werden, war auch in Österreich die HüftprothesenOperation (48 %) der am meisten überwachte Eingriff – gefolgt von Kaiserschnitt- (14 %) und Knieprothesen-Operationen (5 %). Die kumulative Inzidenz der SSI war bei COLO mit 9,7 % am höchsten bzw. bei LAM mit 0,5 % am geringsten. Bei offenen Eingriffen war die kumulative Inzidenz höher als bei laparoskopisch durchgeführten. Die Inzidenzdichte war bei KPRO mit 0,2 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage am geringsten bzw. bei COLO mit 6,0 am höchsten. Auch die Inzidenzdichte war bei offenen Eingriffen höher als bei laparoskopisch durchgeführten. Für HPRO betrug die kumulative Inzidenz von SSI in der EU 1,0 %. Die kumulative Inzidenz lag in Österreich mit 9,9 % unter dem EU/EWR-Durchschnitt. Bei CSEC lag die kumulative Inzidenz von SSI der EU bei 2,5 %, in 17 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Österreich mit 0,5 % unter dem EU/EWR-Durchschnitt. Insgesamt wurden 21.331 Operationen berichtet. Für CABG betrug die kumulative Inzidenz von SSI 3,8 %. Die kumulative Inzidenz lag in Österreich genau im EU/EWR-Durchschnitt. Für KPRO lag die kumulative Inzidenz von SSI bei 0,6 %. In Österreich wurden keine Infektionen nach KPRO berichtet. Für CHOL lag die kumulative Inzidenz von SSI in der EU bei 1,4 % bei insgesamt und 1,0 % bei endoskopischen Eingriffen. Die kumulative Inzidenz lag in Österreich mit 1 % unter dem EU/EWR-Durchschnitt. Für COLO lag die kumulative Inzidenz von SSI in der EU 9,7 %. Die kumulative Inzidenz lag in Österreich bei nur 147 berichteten Operationen mit 14,7 % deutlich über dem EU/EWR-Durchschnitt. Surveillance von HAI auf Intensivstationen ist aufgrund des hohen Risikos von IntensivPatientInnen an HAI zu erkranken zur Prävention und Optimierung von Behandlungen wichtig. Die Infektionserfassung erfolgt entsprechend dem Protokoll und Definitionen des ECDC für nosokomiale Infektionen auf Intensivstationen in der aktuellen Fassung. Die Datenerfassung erfolgt über ein spezielles Modul, das in die Software ICDOC des Netzwerkes ASDI integriert ist. Im Jahr 2013 wurden Surveillance Daten von 19 Intensivstationen in 15 Krankenhäusern im Netzwerk erfasst. Die PatientInnen bei denen eine nosokomiale Infektion auftreten kann, weil sie über 2 Tage auf der Intensivstation waren, stellen 57 % aller PatientInnen dar und benötigen 87 % aller Intensivtage. Ihre durchschnittliche ICU Liegedauer liegt bei 9,3 Tagen mit einem medianen Aufenthalt von 5 Tagen. Die Mortalität betrug 9.9 % (434/4.367). Ein zentral-venöser Katheter war an 91 % der Aufenthaltstage vorhanden. An 55 % der ICU Tage waren PatientInnen intubiert und an 25 % der Tage nichtinvasiv beatmet oder mit O2 Maske. An 62 % der Tage war eine Magensonde vorhanden und an 91 % der Tage ein Harnkatheter. Die device-assoziierte Infektionsrate betrug für 6 Bakteriämien pro 1.000 ZVK-Tage, 2 Gefäßkatheter-assoziierte Infektionen pro 1.000 ZVKTage, 11 Pneumonien pro 1.000 invasiver Beatmungstage und 7 Harnwegsinfektionen pro 1.000 Harnkatheter-Tage. Für die Jahre 2008-2012 steuerte Österreich zur ECDC-Surveillance von Infektionen auf Intensivstationen, die Daten aus allen EU-Ländern einschließt, ca. 10 % aller Datensätze bei. Die kumulative Inzidenz der Pneumonie und die Intubations-assoziierte PneumonieEpisoden betragen in Österreich 5,7 % und 12,8/1.000 Intubationstage und in der EU 6,1 % und 11,4/1.000 Intubationstage. Die kumulative Inzidenz der Bakteriämie und der ZVK assoziierten-Bakteriämien betragen in Österreich 3,9 % und 2,7/1.000 ZVK-Tage und in der EU 3,5 % und 3,3/1.000 ZVK-Tage. Die kumulative Inzidenz der Harnwegsinfektionen und die Harnkatheter-assoziierte Harnwegsinfektionen in Österreich 5,4 % und 8,4/1.000 Harnkatheter-Tage und in der EU 3,2 % und 3,0/1.000 Harnkatheter-Tage. Die erste europäische Punkt-Prävalenz-Untersuchung 2012 hatte das Ziel, sowohl HAI wie auch den Einsatz von Antibiotika nach einem europaweiten einheitlichen Protokoll zu erfassen und zu vergleichen. Insgesamt wurden in der europaweiten Studie die Daten der ECDC von 231.459 PatientInnen und in Österreich von 4.321 erfasst. Die Anzahl der PatientInnen mit HAI betrug in Österreich 268 PatientInnen mit 287 HAI und in der EU 13.829 PatientInnen mit 15.000 HAI (mehr als ein HAI pro PatientIn war möglich). Die HAIPrävalenz machte daher in Österreich 6,2 % (KI: 4,2-9,1) und in der EU 6,0 % (KI: 5,7-6,3) aus. Die höchste HAI-Prävalenzrate (Mittelwert 20,9 %) wurde auf den Intensivstationen beobachtet. An internistischen und chirurgischen Abteilungen betrug die HAI-Prävalenz in Österreich jeweils 5,4 % und 6,6 %. Postoperative Harnwegsinfektionen (21,3 %), Atemwegsinfektionen (21,3 %) und Wundinfektionen (17,4 %), waren in Österreich die häufigsten HAI, gefolgt von Gastrointestinalen-Infektionen (10,5 %), Sepsis (7,7 %) und 18 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Katheter-assoziierten Infektionen (6,3 %). In Österreich war bei 47 % der HAI ein mikrobiologischer Erregernachweis möglich. Die häufigsten nachgewiesenen Mikroorganismen (176) waren Escherichia coli (14,8 %), Enterokokken spp. (13,1 %), Pseudomonas aeruginosa (11,4 %), Koagulase-negative Staphylokokken (10,2 %), Clostridium difficile (9,7 %) und Staphylococcus aureus (8,5 %). Insgesamt erhielten am Untersuchungstag 1.425 PatientInnen in Österreich 1.792 Antibiotika – manche erhielten mehr als 1 Antibiotikum. Die durchschnittliche Anzahl der Antibiotika pro PatientIn war 1,26. Im Vergleich zur EU mit durchschnittlich 35 % Antibiotika-Gabe erhielten in Österreich 33 % (KI: 28,9-37,4) der PatientInnen Antibiotika. Die Gründe der Antibiotika-Anwendung waren: ambulant erworbene Infektionen (42,4 %), HAI (21,4 %) sowie medizinische oder chirurgische Prophylaxe (31 %). Bei der chirurgischen Prophylaxe fällt der sehr hohe Anteil von „perioperativen Prophylaxen“ (22 %) über den Operationstag hinaus auf. Zu einem relativ großen Teil war die Indikation der Antibiotika-Anwendungen (30 %) in den Patientenunterlagen nicht dokumentiert. Die häufigste Verabreichungsart der Antibiotika war parenteral (72,7 %), gefolgt von oraler Gabe (27.3 %). Die fünf am häufigsten eingesetzten Antibiotika-Klassen in Österreich waren Penicillin mit BetalaktamaseInhibitoren (32 %), gefolgt von anderen Betalaktamasen (26 %) und Chinolonen (16 %). Österreich hatte im EU-weiten Vergleich die höchste Verwendung an Chinolonen der 3. Generation. Auch beim Verbrauch an 1. Generations-Cephalosporinen mit 28,6 % und 4. Generations-Cephalosporinen mit 7,9 % lag Österreich deutlich über dem europaweiten Durchschnitt von 17,7 % (1. Generations-Cephalosporine) und 1,1 % (4. GenerationsCephalosporine). Bei der Verwendung von 2. Generations-Cephalosporinen lag Österreich mit 24,7 % leicht unter und bei denen der 3. Generation mit 16,8 % deutlich unter dem europaweiten Durchschnittsverbrauch (2. Generations-Cephalosporine: 26,7 %, und 3. Generation-Cephalosporine: 36,8 %). Verbesserungen bei der Indikationsstellung und perioperativen Prophylaxe sind möglich. 19 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 4 Einleitung Der vorliegende Bericht über nosokomiale Infektionen ist der erste zusammenfassende nationale Bericht, aus den Daten, die von den Netzwerken ANISS und ASDI nun seit 10 Jahren erhoben werden. Analog zum Österreichischen Resistenzbericht AURES, der seit 2004 herausgegeben wird, unterstützt das Bundesministerium für Gesundheit, die Erfassung von nosokomialen Infektionen für bestimmte Disziplinen im Humanbereich (SSI, ICU). Ziel ist die nachhaltige und vergleichbare Darstellung bestehender, für Österreich repräsentativer, Daten zu nosokomialen Infektionen und zur Anwendung antimikrobieller Substanzen mit besonderer Berücksichtigung österreichischer Charakteristika im Zeitverlauf. Dieser Bericht soll die Daten für eine breite fachliche Diskussion zur Verfügung stellen und wird in weiterer Folge zur Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung in Österreich beitragen. Die Daten werden mit Kommentaren und Interpretationen versehen, wenn es einer besonderen Erläuterung, etwa von Einschränkungen oder einer Erklärung von Datenquellen, dienlich ist. Die Ableitung von Strategien und Maßnahmen erfolgte an anderer Stelle, beispielsweise in dem vom Bundesministerium für Gesundheit veröffentlichten Nationalen Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz (NAP-AMR) (siehe www.bmg.gv.at). Ziel ist die Erstellung eines Basisberichtes, welcher für umfassendere Interpretation herangezogen werden kann. 4.1 Nosokomiale Infektionen Infektionen, die im Krankenhaus auftreten, werden als nosokomiale Infektionen („nosos“ – Krankheit, „komein“ – pflegen) bezeichnet. Diese Infektionen sind aber nicht nur auf Krankenhäuser beschränkt, sondern treten in allen Gesundheitseinrichtungen (LangzeitPflegeeinrichtungen und Rehabilitationszentren, Ambulatorien, Praxis) auf. Im angloamerikanischen Bereich ist man dazu übergangen von „health-care associated infections“ (HAI) zu sprechen. In weiterer Folge wird in diesem Bericht nun immer der Begriff HAI verwendet, um auch die Kontinuität der von dem ECDC („European Center of Disease Prevention and Control“) übernommenen Graphiken verwendeten Begrifflichkeit zu wahren. HAI werden nicht nur durch den Umstand, in einer Gesundheitseinrichtung aufgenommen zu sein, bedingt. Die Ursachen für HAI sind multifaktoriell: einerseits tragen patienteneigene Faktoren, z.B. schwere Grundkrankheiten, behandlungsspezifische Faktoren wie, z.B. Operationsdauer, aber auch Hygienemängel zum Entstehen von nosokomialen Infektionen bei. Das Wissen über die Epidemiologie dieser Infektionen tragen zur Prävention der Übertragung dieser Infektionen durch Hände und Gegenstände, aber auch zur Verbesserung bei Therapie und Behandlungstechniken bei. 4.1.1 Geschichtlicher Überblick zur Erfassung von NI Ignaz Semmelweis war quasi der erste Epidemiologe zur Erfassung von HAI im Jahre 1846. Als Geburtshelfer an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde führte er, in Folge eines Ausbruchs von Kindbettfieber an einer geburtshilflichen Station, die erste Kohorten-Studie über HAI durch. Lange vor der Entdeckung von Bakterien erkannte Ignaz Semmelweis eine Übertragung von infektiösem Material als Ursache von Infektionen. Konkret handelte es sich um die Übertragung von Kindbettfieber, offenbar durch StudentInnen und ÄrztInnen, die aus dem Seziersaal kamen und die Wöchnerinnen untersuchten. Um die Infektionsübertragung durch die Hände zu beenden, setzte er als Intervention die Hände-Desinfektion mit Chlorkalk 20 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 ein. „ Die Notwendigkeit, die Hand zu desinfizieren, wird daher immer bleiben ...“. Die Infektionsrate sank von 11,4 % (1846) auf 1,27 % (1848) ab [1]. Weitere Bemühungen um Hygiene in der Medizin und die Einführung der Desinfektion und Sterilisation bildeten die Grundlagen für die moderne Medizin. Durch die Entdeckung und Einsatz von antimikrobiellen Substanzen und Antibiotika wurden die Infektionen weiter eingedämmt und zunehmend als leicht heilbar eingeschätzt. Im 20. Jahrhundert kam die Ära der Antibiotika. Dennoch wurden bereits 1939 antibiotika-resistente Bakterien, z.B. Penicillin-resistente Streptococcus pneumoniae, Beta-Laktamase produzierende Neisseria gonorrhoeae, Sulfonamid-resistente Neisseria meningitis etc. beschrieben [2]. In den 90er Jahren war dann eine Epidemie von Infektionen durch methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) ausschlaggebend, dass Hygiene und die Erfassung von nosokomialen Infektionen zu einem wichtigen Thema im Gesundheitswesen wurde [3]. 4.1.2 Entwicklung des Nationalen Referenzzentrums in Österreich Die Europäische Kommission entschied 1999, auch nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz zu erfassen (Entscheidung 2000/96/EG). So entstanden in Europa und den USA Netzwerke zur Erfassung von HAI. Dennoch ist die Erfassung von HAI komplex. Sie erfordert die Verwendung von standardisierten Kriterien, verfügbare (mikrobiologische) Diagnostik und Expertise, diese Surveillance durchzuführen, die Ergebnisse richtig zu interpretieren und entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung einzuleiten. Im Oktober 2003 wurden nach sorgfältigen Vorarbeiten die Pioniere Prof. Dr. Helmut Mittermayer und Prof. Dr. Walter Koller vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziales mit der Schaffung von Netzwerken zu Erfassung von HAI und antimikrobiellen Resistenzen auf Basis dieser europäischen Vorgaben beauftragt. Durch die Entscheidung 2119/98/EG wird ein Gemeinschaftsnetz zur epidemiologischen Überwachung übertragbarer Erkrankungen eingerichtet. Nach der Entscheidung der Kommission vom 22.Dezember 1999, 2000/96/EG – betreffend die von dem Gemeinschaftsnetz nach und nach zu erfassenden übertragbaren Krankheiten – sind auch nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz in diesem Rahmen erfasst. Die Strukturen, die in den Mitgliedstaaten zur Etablierung des Gemeinschaftsnetzes zuständig sind, waren der Kommission bis 3.Juli 1999 bekannt zu geben. In Umsetzung dieser Verpflichtung wurde Ihr Institut als die nationale Referenzzentrale für nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz benannt und der Kommission bekannt gegeben. Um die Kontinuität der Nationalen Referenzzentrale für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz aufrecht zu erhalten und aufgrund der Anerkennung der bisher erbrachten Leistungen lädt Sie das BMGF ein …“ Es entstand das Nationale Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz (NRZ), das an der Universitätsklink für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle der Medizinischen Universität Wien (Nosokomiale Infektionen) und an dem Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin des Allgemeinen Krankenhauses der Elisabethinen Linz (Antimikrobielle Resistenz) lokalisiert ist. Zu den Aufgaben des Referenzzentrums gehören das Betreiben von Netzwerken zur Erfassung von nosokomialen Infektionen und antimikrobieller Resistenz. Das Nationale Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz, Standort Linz, erstellt zusammen mit dem Bundesministerium für Gesundheit und weiteren PartnerInnen seit Jahren den Österreichischen Resistenzbericht AURES. Der Standort Wien betreibt seit Jahren das 21 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Netzwerk ANISS (siehe unten) zur Erfassung von postoperativen Wundinfektionen. Im Jahr 2006 wurde die Organisation und Durchführung des ESCMID-SHEA Training Course in Hospital Epidemiology in Baden bei Wien durchgeführt. Zuletzt war das Nationale Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz mit Standort Wien unter anderem bei der Weiterentwicklung von „PROHYG 2.0 – Organisation und Durchführung von Krankenhaushygiene“ zu einer Bundesqualitätsleitlinie, der Erneuerung des Handbuches für die Sanitäre Einschau, dem Nationalen Aktionsplan gegen antimikrobielle Resistenz und dem nationalen Vorgehen gegen Ebola beteiligt. Am 5.5. sowie am 18.11. jeden Jahres finden auch Konferenzen zum „Tag der Händehygiene“ sowie zum „Österreichischen Antibiotika-Tag“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit statt. 4.1.3 Surveillance von HAI Das ECDC schätzt, dass jedes Jahr über 4 Mio. PatientInnen in Europa an einer HAI erkranken und dass als Konsequenz daraus jährlich mindestens 37.000 Personen in Europa sterben Obwohl der überwiegende Teil von HAI nicht durch Hygienemängel in einer Gesundheitseinrichtung verursacht sind, so ist die Erfassung von HAI, die infolge von medizinischen Eingriffen und im Besonderen von Operationen entstehen, sowie bei PatientInnen, die aufgrund ihrer schweren Krankheit und schlechten Allgemeinzustandes auf Intensivstationen liegen, von besonderer Bedeutung. Es gibt inzwischen ausreichend Evidenz, dass die kontinuierliche Surveillance von Infektionsraten zu einer Verbesserung aller beteiligten Prozesse bei Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge eine wesentliche Verbesserung der Qualität der PatientInnenversorgung gebracht hat [5]. Kontinuierliche Surveillance ist aber arbeits- und wissensintensiv. Sie bedarf ausreichender personeller Ressourcen und Ausbildung für die Erhebung und Interpretation der Daten. Sie wird üblicherweise vom Hygieneteam und dem medizinischen Fachpersonal betrieben. Neben der kontinuierlichen Surveillance werden zeitbeschränkte Kohorten-Untersuchungen und – im Falle von gehäuftem Auftreten bestimmter HAI – Ausbruchsabklärungen für die Infektionskontrolle eingesetzt. Punkt-Prävalenz-Untersuchungen sind die Erfassung von HAI einmal zu einem bestimmten Zeitpunkt. Der Vorteil ist die Erfassung aller Arten von HAI in einer Gesundheitseinrichtung. Die Punkt-Prävalenz-Untersuchung sollte nach Möglichkeit regelmäßig wiederholt werden. Allen Arten der Infektionserfassung ist aber gemeinsam, dass die Erfassung nach einem festgelegten Protokoll mit klaren Definitionen erfolgen muss, um eine Vergleichbarkeit sowohl zeitlich in einer Gesundheitseinrichtung wie auch zwischen verschiedenen Gesundheitseinrichtungen zu gewährleisten. Aus dem Vergleich der Raten können unter anderem Benchmarking und die Erstellung eines Best-Practice-Modells zur Verbesserung der Versorgungsqualität wie auch die Erprobung von neuen Produkten oder Prozessen erfolgen. 4.1.4 Rechtliche Grundlagen zur Erfassung von HAI in Österreich Die Erfassung von im Krankenhaus erworbenen Infektionen ist allen Krankenanstalten durch das Kranken- und Kuranstaltengesetz (KAKuG §8) vorgeschrieben. Die Art der Erfassung soll nach wissenschaftlich fundierten Surveillance-Systemen erfolgen, die von der Krankenanstalt frei gewählt werden können. In Österreich werden unterschiedliche Surveillance-Netzwerke genutzt, ANISS, gefolgt von KISS, dem deutschen Infektions-Surveillance-System, welches von der NRZ für Surveillance und nosokomiale Infektionen am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin betrieben wird und dem steiermärkischen NISS. Nur die Netzwerke ANISS und ASDI speisen die Daten in das 22 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 europäische HAI-Net, sodass Österreich im Vergleich mit den EU-Staaten gesehen werden kann. 4.2 Das HAI-Net 4.2.1 Europäisches Netzwerk zur Surveillance von HAI HAI-Net (“Healthcare-Associated Infections Surveillance Network“) ist ein internationales Netzwerk nationaler Surveillance-Systeme mit dem Hauptaugenmerk auf eine europäische Überwachung von HAI. Die wichtigsten Prioritäten sind: Surveillance von postoperativen, chirurgischen Wundinfektionen (“surgical site infections“, SSI) in Europa (EU) Surveillance von HAI auf Intensivstationen in der EU Koordination von europäischen Punkt-Prävalenz-Untersuchung (“point prevalence survey“, PPS) in Akutkliniken und Pflegeeinrichtungen 4.2.2 Historische Entwicklung des Netzwerks Im Jahr 2000 wurde das Netzwerk HELICS (“Hospitals in Europe Link for Infection Control through Surveillance“), als Netzwerk für die Surveillance von HAI auf EU-/EWR-Ebene, gegründet. Von 2000 bis 2002 standardisierte das Netzwerk die Methodik zur einheitlichen, europaweiten Überwachung von chirurgischen Wundinfektionen sowie von nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen (“intensive care unit“, ICU). Ab 2003 wurden mit dem HELICS-Projekt, entsprechend der vereinbarten Verfahren, Daten von nationalen HAISurveillance Netzwerken gesammelt. Zudem entwickelte HELICS im Jahr 2003 ein Protokoll für die Punktprävalenz-Erhebung von HAI – jedoch ohne große Adhärenz in den Folgejahren. Im Jahr 2005 wurde HELICS ein Teil des Netzwerks IPSE (“Improving Patient Safety in Europe“), welches von 2005 bis 2008 das dezidierte Überwachungsnetz von HAIs in Europa war. Der Umfang des IPSE-Netzwerks umfasste, neben der Weiterentwicklung von bestehenden nationalen Surveillance-Initiativen, auch andere Ansätze zur Unterstützung der Bemühungen einer Infektionskontrolle in Europa. Mittels sieben Arbeitspaketen, wurden die verschiedenen Bereiche der Surveillance und Kontrolle von HAI abgedeckt. Im Juli 2008 wurde die Koordinierung der HAI-Surveillance in Europa an das ECDC übertragen und das Surveillance-Netzwerk wurde zum HAI-Net. Die HELICS Protokolle (HELICS-SSI bzw. HELICS-ICU) bildeten die Grundlage für die aktuellen ECDC-Protokolle (HAISSI bzw. HAIICU). Im Oktober 2010 wurde die Überwachung von HAIs vollständig in das europäische Überwachungssystem TESSy (The European Surveillance System) integriert. Um die gesamte Krankheitslast von HAI zu überwachen, wurde neben der Surveillance von SSI und ICUerworbenen Infektionen, die Ausarbeitung einer europäischen Punkt-PrävalenzUntersuchung zur Erfassung von HAI eine wichtige Priorität. 4.2.3 Die Rolle von Österreich im HAI-Net Im Frühjahr 2004 wurde vom Nationalen Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziales ein Meldesystem auf Basis von HELICS errichtet. Nach mehreren Treffen von interessierten TeilnehmerInnen wurde eine Projektvereinbarung zwischen Bundesministerium für Gesundheit und Frauen und der Medizinischen Universität Wien unterzeichnet. Im 23 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Dezember wurde dieses Netzwerk mit dem Akronym „ANISS – Austrian Nosocomial Infection Surveillance System“ mit den ersten Werkzeugen zur Erfassung von postoperativen Wundinfektionen auf Basis der HELICS-Software aus der Taufe gehoben. Im folgenden Jahr gab es eine intensive Zusammenarbeit mit dem, sich der Qualitätssicherung für die Behandlung an Intensivstationen widmenden Verein ASDI, der auch die Erfassung der HAI an Intensivstationen durchführte. In den folgenden Jahren wurde das Netzwerk ANISS durch die tatkräftige Mithilfe von Dr. Alexander Blacky betrieben und weiter ausgebaut. Im November 2011 fand das europäische IPSE-Meeting in Wien statt. Seit 2006 finden jährlich Treffen der ANISS-TeilnehmerInnen statt. Bisher wurden die jährlichen nationalen Berichte an das Bundesministerium für Gesundheit übermittelt und auch auf der ANISS-Homepage veröffentlicht. Durch das zunehmende Interesse der Öffentlichkeit sind HAI und ihre Erfassung zum Schutz der PatientInnen nun zu einem wichtigen Thema in der EU und in Österreich geworden. Aufgrund des Bundes-Zielsteuerungsvertrages wurde auf Grundlage des NAP-AMR die Erstellung eines Basisberichtes geplant, der im Jahr 2014 in Auftrag gegeben wurde. 4.2.4 Netzwerkabdeckung in Österreich und Europa Im Jahr 2012 nahmen 16 Länder der EU am HAI-Net teil und stellten SSI unter Surveillance (Abbildung 4.1), 17 Länder überwachten HAIs auf Intensivstationen (Abbildung 4.2) [6,7]. In Österreich sind derzeit 60 Krankenhäuser beim ANISS Netzwerk registriert und überwachen derzeit bzw. künftig SSI. Es nimmt allerdings nicht jedes Krankenhaus jedes Jahr aktiv an der Surveillance teil. So haben für das Surveillance-Jahr 2013 bisher 46 Krankenhäuser mit zumindest einer teilnehmenden Abteilung Daten übermittelt. Abbildung 4.1: EU-Länder, die an der Surveillance von SSI teilnehmen, HAI-Net, 2012 (modifiziert nach [6]) 24 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 4.2: EU-Länder, die an der Surveillance von HAI auf Intensivstationen teilnehmen, Anzahl der Jahre, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) 25 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5 Surveillance von postoperativen Wundinfektionen Postoperative Wundinfektionen („Surgical site infections“ – SSI) zählen zu den häufigsten im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Dieser Teil des Berichtes ist eine Zusammenfassung der Daten, die im Rahmen der Surveillance von SSI durch das Netzwerk ANISS im Surveillance-Zeitraum 2009 bis 2013 gesammelt wurden sowie der europaweiten Surveillance der ECDC von 2009 bis 2012. 5.1 Hintergrund SSI zählen zu den häufigsten HAI und sind daher ein wichtiger Bestandteil und Gegenstand deren Surveillance. SSI sind assoziiert mit längeren postoperativen Krankenhausaufenthalten und zusätzlichen chirurgischen Eingriffen, können intensiveren Pflegeaufwand bedingen und führen häufig auch zu höherer Mortalität. Alle PatientInnen, die sich einer Operation unterziehen, haben ein Komplikationsrisiko, einschließlich SSI [8]. Eine fortlaufende, systematische Erfassung, Analyse und Interpretation relevanter Daten zu diesen nosokomialen Infektionen sowie deren Kommunikation an das chirurgische und pflegerische Personal kann die Auftritts-Häufigkeit von im Krankenhaus erworbenen Infektionen verringern. 5.2 Ziele des Netzwerks Die spezifischen Ziele der Surveillance-Aktivitäten sind im Folgenden dargestellt [6,8]: Die Ziele auf Ebene der österreichischen Krankenhäuser sind Vergleich der lokalen Infektionsraten mit denen anderer nationaler und internationaler Krankenhäuser im Zeitverlauf; Senken der Inzidenzrate von SSI durch o Einhalten der bestehenden Leitlinien und “good surgical practice“; o Korrektur oder Verbesserung spezifischer Praktiken; o Entwicklung, Umsetzung und Evaluierung neuer präventiver Praktiken. Die Ziele auf Ebene des ANISS Netzwerkes und der ECDC sind Ausarbeiten und Bereitstellen von notwendigen Referenzdaten, um sinnvolle Vergleiche der risikoadjustierten Infektionsraten zwischen Abteilungen/Krankenhäusern zu ermöglichen; Überwachen von langfristigen Trends der Infektionsraten; Identifizierung und Weiterverfolgung von Risikofaktoren von SSI; Verbesserung der Qualität der Datenerhebung. Zusätzliche Ziele auf ECDC-Ebene sind Analysieren der Epidemiologie und Surveillance-Praktiken der teilnehmenden Länder sowie deren Unterschiede; Follow-Up der Inzidenz und geographischen Verteilung von SSI; Arbeiten an weiterer Harmonisierung und Verbesserung von Surveillance-Methoden, Datenvalidierung und Datennutzung; Mitwirken an der weiteren Ausweitung der SSI-Surveillance in der EU; 26 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Kommunikation relevanter Daten zu HAI mit und zwischen den nationalen Netzwerken und der Europäischen Kommission; Verfolgen und Berichten über Langzeit-Trends von Infektionsraten sowie dem Auftreten von Mikroorganismen, die mit SSI assoziiert sind, einschließlich Trends bei Antibiotikaresistenzen. 5.3 Netzwerk-TeilnehmerInnen Derzeit sind 60 Krankenanstalten beim ANISS Netzwerk registriert, welche ein bis sechs Indikator-Eingriffe unter Surveillance stellen. In Tabelle 5.1 sind diejenigen Krankenanstalten aufgeführt, die ihre schriftliche Einwilligung zur Veröffentlichung in diesem Bericht gegeben haben. 27 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.1: TeilnehmerInnen am ANISS-Netzwerk A.ö. Krankenhaus der Elisabethinen Klagenfurt GmbH A.ö. Krankenhaus St. Josef Braunau GmbH A.ö. Ladislaus Batthyány-Strattmann KH-Kittsee Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien AUVA-Unfallkrankenhaus Klagenfurt AUVA-Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler Barmherzige Brüder Krankenhaus Eisenstadt Evangelisches Krankenhaus Wien Hanusch-Krankenhaus der Wiener Gebietskrankenkasse Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien Krankenhaus der Elisabethinen GmbH Graz Krankenhaus Gersthof Wien Krankenhaus St. Elisabeth GmbH Wien Landesklinikum Lilienfeld Landesklinikum Melk Landesklinikum Waidhofen an der Thaya Landesklinikum Wiener Neustadt Landesklinikum Zwettl LKH Wolfsberg Orthopädisches Spital Speising GmbH Otto-Wagner Spital Wien Privatklinik Josefstadt - Confraternität Rudolfinerhaus Privatklinik GmbH Sanatorium Hera SMZ Baumgartner Höhe – Otto Wagner Spital St. Josef Krankenhaus GmbH Universitätsklinikum Krems Universitätsklinikum St. Pölten Universitätsklinikum Tulln VIMC - Vienna International Medical Clinic GmbH Wilhelminenspital Wien 28 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.4 Methodik 5.4.1 Datensammlung Alle Krankenhäuser bzw. Abteilungen, die am ANISS Netzwerk teilnehmen, sammelten für das Surveillance-Jahr 2013 prospektiv Daten von allen PatientInnen, die sich der jeweils unter Surveillance gestellten Indikatoroperation unterzogen haben. In Österreich ist keine Surveillance-Methode nach dem stationären Aufenthalt fix etabliert. PatientInnen, die zur postoperativen Nachsorge im operierenden Krankenhaus erschienen sind, wurden allerdings weiter verfolgt. Als Follow-Up Periode ist ein Zeitraum von 30 Tagen bei Eingriffen ohne Implantat-Einsatz gesetzt, ein Jahr für Eingriffe mit Implantation (HüftprothesenOperationen, HPRO; Knieprothesen-Operationen, KPRO). Im Jahr 2012 entschied die ECDC auch für CABG eine Beobachtungsperiode von einem Jahr zu empfehlen und auch die zu überwachenden Operationen von Koronaren Bypass-OP auf kompliziertere Eingriffe, z.B. kombinierte Bypass- und Klappenoperationen, auszudehnen. Diese Empfehlung wurde sowohl 2012 wie auch 2013 von den ANISS TeilnehmerInnen übernommen. Die Daten in österreichischen Krankenhäusern, die beim ANISS-Netzwerk teilnehmen, werden nach HELICS-Protokollen gesammelt und im Referenzzentrum an das aktuelle ECDC Protokoll (HAISSI Protokoll V1.02) und somit TESSy adaptiert. Die Datensammlung in den Krankenhäusern basiert auf dem patientenbasierten Protokoll (“patient-based protocol“), bei dem für jede/n PatientIn bzw. für jede Operation Daten gesammelt werden, ob eine Infektion auftritt, oder nicht. Die Daten umfassen Risikofaktoren, die risikoadjustierte Vergleiche zwischen den Krankenhäusern zulassen. Alle Daten, die von den teilnehmenden Krankenanstalten für das Surveillance-Jahr 2012 an das ECDC übermittelt wurden, entsprechen dem HAISSI Protokoll V1.02 [8]. Die entsprechenden Definitionen werden im nächsten Kapitel dargestellt. Die ANISS Datenbank ist ein dynamischer Datenbestand. Da auch später übermittelte Datensätze bzw. Aktualisierungen und Nachmeldungen von Infektionen zu einem späteren Zeitpunkt in die Datenbank aufgenommen werden, kann es zu Veränderungen und Verschiebungen kommen. Der Datenstand für den nationalen Teil des Berichts umfasst alle Datensätze, die bis zum 28. November 2014 im Referenzzentrum eingegangen sind. Die unterschiedlichen Werte im Vergleich zu den österreichischen Daten im Europa-Teil des Berichts, können damit ebenfalls erklärt werden. Dieser Teil umfasst alle Datensätze, die dem ECDC bis zum 01. März 2014 aus den teilnehmenden Ländern übermittelt wurden. 5.4.2 Datenbank Im Arbeitsjahr 2014 wurden einige Anpassungen im Bereich der IT-Unterstützung vorgenommen, und damit die ANISS-Datenbank für zukünftige Leistungen (einheitlicher Datensatz, Web-Zugang, Auswertung etc.) vorbereitet. Die Datenbank und die Bereitstellung der Daten erfolgen nun in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente System (CeMSIIS) der Medizinischen Universität Wien. Die ANISS-Daten sind nun in einer zentralen Datenbank der RDA-Plattform (Research Documentation & Analysis) gespeichert. Bei der RDA-Plattform handelt es sich um eine Software zum Führen von mono- und multizentrischen Registern und erfüllt die Vorgaben des Datenschutzgesetzes 2000 für die Speicherung von sensiblen Daten. Die Umsetzung der ANISS-Datenbank in der RDA ermöglicht eine integrierte Unterstützung für die medizinische Forschung und die Analyse aller Daten der Netzwerk-TeilnehmerInnen. 29 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Die Migration der ANISS-Daten wurde unter Überprüfung auf Konformität, Konsistenz und wenn nötig Korrektur des Datenformates im Sommer 2014 durchgeführt. Alle vollständigen Datensätze des Vergleichszeitraumes 2009 bis 2013 wurden ebenfalls bereits aufgenommen; die restlichen Daten werden aktuell importiert. Die ANISS-Datenbank wird laufend mit den neuen Daten aktualisiert und ermöglicht so eine verbesserte, wissenschaftliche Nutzung (z.B. Auswertungen, Statistik) und vor allem eine Grundlage für eine Erneuerung der Zugangs für ANISS-TeilnehmerInnen. Zudem werden derzeit auch Standardreports und -Exporte konstituiert. 5.4.3 Definitionen SSI werden nach standardmäßig festgelegten klinischen Kriterien für Infektionen definiert. Dabei werden drei Arten von Infektionen unterschieden – Infektionen, die die oberflächlichen Gewebe des Einschnittes beeinflussen (z.B. Haut oder subkutanes Gewebe; “superficial incisional“), Infektionen, die die tieferen Gewebe des Einschnittes beeinflussen (z.B. Faszie oder Muskel; “deep incidional“) und solche, die andere Teile als die Einschnittstelle betreffen (z.B. Organe oder Körperhöhlen; “organ/space“), aber mit der Operation in Zusammenhang stehen. [8,9]. Ein System zur Klassifizierung von wichtige Risikofaktoren ist der ASA-Score (“ASA physical status classification system“). Dabei handelt es sich um ein Klassifizierungssystem, das von der “American Society of Anesthesioloy“ (ASA) entwickelt wurde und präoperativ eine Einteilung von PatientInnen aufgrund ihres körperlichen Zustandes und der Grundkrankheit erlaubt. Dabei kommt eine fünf-stufige Skala zum Einsatz, wobei höhere Werte auf schwere Allgemeinerkrankungen hinweisen [10]. Weitere Komponenten sind die Wundkontaminationsklasse und eine Operationsdauer über der 75. Perzentile [8,11]. Der “basic SSI risk index“ ist der Risikoindex, der im nationalen Gesundheitssicherheitsnetzwerk (“national healthcare safety network”; NHSN) verwendet wird und chirurgische PatientInnen anhand von drei Hauptrisikofaktoren in Kategorien einteilt [8]. Diese wurden, neben anderen Variablen, von den teilnehmenden Krankenhäusern gesammelt um eine Einteilung zu ermöglichen. Der Risikoindex steigt um den Wert von eins, wenn die Operationsdauer über der 75. Perzentile liegt, die Wundkontaminationsklasse „kontaminiert“ oder „infektiös“ ist und ein ASA-Score von über zwei vorliegt. Der Risikoindex variiert daher, abhängig von den vorliegenden Risikofaktoren, zwischen 0 und 3 [6]. Der Wert „0“ bedeutet geringes Risiko. Wenn eine der Komponenten zur Berechnung des Risikoindex fehlt bzw. unbekannt ist, wird er mit „unbekannt“ angegeben. 5.4.4 Indikator-Operationen Das HAISSI Protokoll V1.02 der ECDC umfasst sieben chirurgische Operationen, die für die Überwachung von SSI ausgewählt wurden [8]. Österreich hat sich deutlich über die von der ECDC vorgegebenen Grenzen hinausbewegt. Die Indikator-Operationen, die vom ANISS Netzwerk unter Surveillance gestellt werden, sind in Tabelle 5.2 dargestellt. 30 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.2: ANISS-Indikatoren APPY Appendix surgery Appendektomie CABG* Coronary artery bypass graft CBGB* Coronary artery bypass graft with both chest and donor site incisions CBGC* COLO* Coronary artery bypass graft with chest incision only Gallbladder surgery (Cholecystectomy and cholecystotomy) Colon surgery Koronararterien-Bypass-Operation, umfasst: Koronararterien-Bypass-Operation mit Thoraxinzision und Inzision der Entnahmestelle Koronararterien-Bypass-Operation nur mit Thoraxinzision Operation an der Gallenblase (Cholezystektomie und Cholecystotomie) Operation am Dickdarm CSEC* Cesarean section Kaiserschnitt HER Herniorrhaphy Herniorrhaphie HPRO* Hip prosthesis Hüftprothese HYST Abdominal hysterectomy Abdominale Hysterektomie KPRO* Knee prosthesis Knieprothese LAM* Laminectomy Laminektomie MAST Mastectomy Mastektomie NEPH Kidney surgery Operation an den Nieren OENT Ear nose throat surgery Operationen an Hals-Nasen-Ohren OGU Genitourinary surgery Operationen im Urogenitaltrakt OSKN Skin, correctional and scar surgery PRST Prostate surgery Haut-Weichteiloperationen, Narbenkorrekturen und Schönheitsoperationen Operation an der Prostata SB Small bowel surgery Operation am Dünndarm VHYS Vaginal hysterectomy Vaginale Hysterektomie CHOL* * wird vom ECDC für Europa ausgewertet 5.4.5 Daten-Analyse: SSI-Surveillance in Österreich 2013 Die nationalen Daten dieses Berichts umfassen Operationen, die zwischen Januar 2009 und Dezember 2013 durchgeführt wurden. Indikatoren, bei denen weniger als 100 Operationen gemeldet wurden, wurden aufgrund der geringen Fallzahl aus weiteren Analysen für diesen Bericht ausgeschlossen. Alle Daten werden für die teilnehmenden Krankenanstalten analysiert und rückgemeldet. Als Surveillance-Zeitraum für Analysen wurden für Operationen der Indikatoren HPRO und KPRO aufgrund der implantierten Prothesen 365 Tage, für alle anderen 30 Tage festgelegt. Um die Inzidenz von SSI auszudrücken, wurden zwei Indikatoren eingesetzt [6]: kumulative Inzidenz [ %] - Prozentsatz der Operationen, bei denen SSI auftritt 31 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 - enthält SSI, die während des und nach dem Krankenhausaufenthalt diagnostiziert wurden (innerhalb von 30 bzw. 365 Tagen) Inzidenzdichte - Anzahl der im Krankenhaus entstandenen SSI pro 1.000 postoperativer Krankenhaustage - enthält nur SSI, die während des Krankenhausaufenthaltes diagnostiziert wurden Die Inzidenzdichte von SSI ist das bevorzugte Maß für Vergleiche, da, sowohl im Zähler, als auch im Nenner, nur Beobachtungen während des Krankenhausaufenthaltes eingeschlossen werden. Daher wird dieser Indikator nicht durch Variationen der Dauer des postoperativen Krankenhausaufenthaltes oder der Intensität von SSI-Diagnosen nach der Entlassung beeinflusst. Die Inzidenzdichte kann allerdings nur berechnet werden, wenn das Datum der Entlassung aus dem Krankenhaus bekannt ist. Bei Operationsverfahren, bei welchen während des Krankenhausaufenthaltes nur sehr wenige Infektionen auftreten, ist der Indikator allerdings weniger geeignet. Auch bei sehr langen postoperativen Krankenhausaufenthalten kann es zu einer Überadjustierung kommen, da die Wahrscheinlichkeit einer Infektionserfassung nicht für jeden Tag nach der Operation gleich hoch ist. Die Daten, die von den Abteilungen/Krankenhäusern übermittelt wurden, wurden vor Import in die nationale und internationale Datenbank im Referenzzentrum geprüft. Fehlende oder unbekannte Werte sowie nicht-plausible Daten (z.B. Entlassungsdatum vor Operationsdatum) wurden den übermittelnden Netzwerk-TeilnehmerInnen zurück gemeldet. Diese haben, wenn verfügbar, Aktualisierungen und Korrekturen übermittelt. Die Daten wurden im Referenzzentrum entsprechend adaptiert. Die Interpretation der Ergebnisse, sollte jedenfalls vorsichtig erfolgen. Eine grobe Schuldzuweisung von Infektionsraten zu einzelnen Eingriffen oder Vergleich mit Raten von anderen Netzwerken sind keinesfalls zulässig. Unterschiede können häufig durch eine oder mehrere Faktoren erklärt werden, welche zum Teil in diesem Bericht berücksichtigt oder adjustiert wurden. So gibt es Einflussgrößen, die teilweise oder nicht berücksichtigt werden können. Dazu zählen: Fehlende Daten, z.B. fehlende Komponenten des NHSN-Risikoindexes oder der ICD-9 Code. Dadurch wird die Risikoadjustierung oder stratifizierte Analyse beeinträchtigt. In ähnlicher Weise verursachen fehlende Entlassungsdaten, dass die Inzidenzdichte nur für einen Teil der übermittelten Eingriffe berechnet werden kann. Selektions-Bias, aufgrund der Beteiligung von Krankenhäusern, die nicht repräsentativ für die Krankenhäuser eines Landes sind. Dazu zählen unter anderem Krankenhäuser, die dafür bekannt sind, Probleme bei der Prävention von SSI zu haben. Dies ist vor allem in Ländern ein Problem, die eine geringe Teilnahme an einer nationalen SSI-Surveillance haben. Unterschiede in der Surveillance-Sensitivität und –Spezifität, aufgrund von anderen Faktoren. Dazu zählen zum Beispiel Unterschiede in der Schulung der SurveillanceMethoden, Unterschiede in der gezielten Suche bzw. Früherkennung von SSI. Geringe Fallzahlen an übermittelten Operationen und Infektionen, was zu einer hohen Unsicherheit führt, dass diese auf Zufall zurückzuführen sind. Um diese 32 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 auszudrücken, sind in diesem Bericht die 95 % Konfidenzintervalle (KI) angeführt. Dies weist darauf hin, dass es zu fünfundneunzig Prozent sicher ist, dass die wahre Inzidenz in diesem, geschätzten Bereich liegt. Aufgrund dieser zufälligen Variationen, ist es empfehlenswert, eine SSI-Surveillance kontinuierlich durchzuführen. 5.5 Ergebnisse: SSI-Surveillance in Österreich 2013 5.5.1 Beteiligung Bisher wurden für das Surveillance-Jahr 2013 (Stand: 28. November 2014) aus 46 Krankenhäusern Daten zu elf Indikator-Operationen an das NRZ übermittelt (Tabelle 5.3). Insgesamt ist die Zahl der erfassten Indikatoren steigend. Die Werte stellen noch keine endgültigen Zahlen dar, da das Surveillance-Jahr 2013 erst mit 31.12.2014 abgeschlossen ist. 5.5.2 Zahl der erfassten Operationen und Infektionen Die Zahl der erfassten Operationen stieg stetig (Tabelle 5.3 und Abbildung 5.1). Das 5-JahresVolumen an erfassten Operationen für den Referenzdatenpol betrug 54.451. Sonstige Operationen umfassen Eingriffe wie Hysterektomie, andere urogenitale Eingriffe und Dünndarmoperationen. Allerdings ist bei diesen Indikatoren die Fallzahl unter der kritischen Grenze, um in diesem Bericht valide dargestellt zu werden. Tabelle 5.3: Übermittelte Operationen, nach Indikator und Jahr Indikator CABG CHOL COLO CSEC HPRO KPRO MAST Sonstige Gesamt Anzahl an Operationen die dem ANISS Referenzzentrum übermittelt wurden 2009 286 381 225 3.641 4.780 298 0 359 9.970 2010 321 424 271 3.591 4.774 164 54 197 9.796 2011 272 437 249 3.610 4.980 434 71 95 10.148 2012 401 414 234 4.186 5.195 536 688 91 11.745 2013 497 441 229 4.243 5.720 1.023 555 84 12.792 2009-2013 1.777 2.097 1.208 19.271 25.449 2.455 1.368 826 54.451 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, MAST=Mastektomie. 33 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 5.1: Übermittelte Operationen, nach Indikator und Jahr CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, MAST=Mastektomie. In Tabelle 5.4 sind die übermittelten Infektionen (Frühinfektionen), die innerhalb von 30 Tagen nach Operationsdatum aufgetreten sind, angeführt. Infektionen, die ein Jahr nach der Operation aufgetreten sind, sind in Tabelle 5.5 aufgelistet. Es muss angemerkt werden, dass der Beobachtungszeitraum für alle Indikatoren 30 Tage, für Operationen mit Implantateinsetzung (Hüft-, Knieprothesen) 365 Tage ist. Tabelle 5.4: Infektionen (innerhalb von 30 Tagen nach OP), nach Indikator und Jahr Anzahl an Infektionen ANISS (bis 30 Tage nach OP) Indikator CABG CHOL COLO CSEC HPRO KPRO MAST 2009 11 2 18 17 54 0 0 2010 11 7 31 25 44 0 0 2011 10 3 34 25 48 1 1 2012 14 4 25 23 34 0 1 2013 27 7 19 29 45 2 0 2009-2013 73 23 127 119 225 3 2 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, MAST=Mastektomie. 34 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.5: Infektionen (innerhalb von 1 Jahr nach OP), nach Indikator und Jahr Anzahl an Infektionen (bis 1 Jahr nach OP) Indikator CABG CHOL COLO CSEC HPRO KPRO MAST 2009 15 2 21 20 63 1 0 2010 12 7 34 25 59 0 0 2011 11 3 35 25 63 3 2 2012 15 4 27 24 47 0 1 2013 34 7 19 29 57 5 0 2009-2013 87 23 136 123 289 9 3 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, MAST=Mastektomie. In der Tabelle 5.6 zeigt sich, dass der Prozentsatz der SSI, die nach der Entlassung im Jahr 2013 zwischen 16 % (COLO) und 80 % (KPRO) liegt. Er lag bei CABG bei 56 %, bei HPRO bei 46 %, bei CHOL bei 29 %, und bei MAST wurden keine Infektionen übermittelt. Tabelle 5.6: Prozent der Infektionen diagnostiziert nach Entlassung aus dem Krankenhaus, nach Indikator und Jahr Prozent der Infektionen nach Entlassung Indikator CABG CHOL COLO CSEC HPRO KPRO MAST 2009 67 % 50 % 10 % 45 % 46 % 100 % 2010 33 % 43 % 25 % 52 % 59 % 2011 55 % 33 % 20 % 36 % 60 % 100 % 50 % 2012 19 % 25 % 7% 29 % 56 % 100 % 2013 36 % 29 % 16 % 38 % 46 % 80 % 2009-2013 40 % 35 % 17 % 40 % 53 % 89 % 67 % CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, MAST=Mastektomie. Die kumulative Inzidenz war bei COLO (8,77 %) am höchsten, gefolgt von CABG (5,43 %), CHOL (1,59 %), HPRO (1 %), CSEC (0,68 %), KPRO (0,49 %). Am geringsten die Infektionsrate bei MAST (Abbildung 5.2). 35 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 5.2: Kumulative Inzidenz der Infektionen, nach Indikator, 2013 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, MAST=Mastektomie. Die Inzidenzdichte von SSI bezogen auf 1.000 postoperative Patiententage war am niedrigsten bei MAST und KPRO mit 0 und 0,1 SSI pro 1.000 postoperativen Patiententagen und am höchsten nach COLO mit 5,61 SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage. Weiters: HPRO 0,48; CSEC 0,69; CABG 1,84 und CHOL 2,13 SSI/1.000 Patiententage (Abbildung 5.3). Abbildung 5.3: Inzidenzdichte der Infektionen, nach Indikator, 2013 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, MAST=Mastektomie. 36 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.5.3 Hüftprothesen-Operationen (HPRO) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 5.720 HPRO-Operationen im Jahr 2013 erfasst. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 1,0 % (KI: 0,7 - 1,2). Die Inzidenzdichte lag bei 0,4 SSI/1.000 Patiententage (KI: 0,3 - 0,6). Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer HPRO unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.7 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2013 die Daten von 5.720 Operationen übermittelt. Davon wurden innerhalb eines Jahres 55 SSI berichtet. Bei 5.716 dieser Operationen war das Entlassungsdatum bekannt. Die Anzahl der SSI während des stationären Aufenthalts betrug 29 (Tabelle 5.8). Die kumulative Inzidenz der SSI betrug 1,0 pro 100 Operationen. Die Inzidenzdichte lag bei 0,4 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (Tabelle 2.8). Die kumulative Inzidenz nach Risikoindex ist in Tabelle 5.9 dargestellt, die Inzidenzdichte nach Risikoindex in Tabelle 5.10. Abbildung 5.4 zeigt die Verteilung der kumulativen Inzidenz nach Art der SSI. Diskussion Die Infektionsrate (Inzidenz der SSI) ist bei Hüftprothesen-Operationen mit 1 % niedrig. Tabelle 5.7: Charakteristika der PatientInnen mit HPRO-Operation, 2013 Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprophylaxe ( %) Wert 0,7 71,0 0,3 0,4 74,0 9,7 6,8 73,3 37 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.8: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach HPRO-Operationen, 2013 Anzahl an Operationen 5.720 Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte von an SSI Inzidenz von SSI Operationen mit an SSI während SSI (pro 1.000 (pro 100 bekanntem postoperativen Aufenthalt postoperativer Operationen) Entlassungsdatum Patiententagen Patiententage) [95 % KI] [95 % KI] 55 1,0 [0,7 - 1,2] 5.716 64.983 29 0,4 [0,3 - 0,6] HPRO=Hüftprothesen-Operation. Tabelle 5.9: Kumulative Inzidenz von SSI der HPRO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 26 26 21 2 8 26 4.118 1.316 164 5 117 5.720 26 21 8 0 0 55 0,6 1,6 4,9 0,0 0,0 1,0 0 1 2 3 Unbekannt Gesamt HPRO=Hüftprothesen-Operation. Tabelle 5.10: Inzidenzdichte von SSI der HPRO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) 26 26 21 2 8 26 42.092 17.728 3.234 196 1.732 64.983 12 12 5 0 0 29 0,3 0,7 1,5 0,0 0,0 0,4 0 1 2 3 Unbekannt Gesamt HPRO=Hüftprothesen-Operation. 38 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 5.4: Kumulative Inzidenz der SSI nach HPRO-Operation, nach Art der Infektion, 2013 HPRO=Hüftprothesen-Operation. 5.5.4 Kaiserschnitt-Operationen (CSEC) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 4.243 CSEC-Operationen im Jahr 2013 erfasst. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 0,7 % (KI: 0,5 - 1,0). Die Inzidenzdichte lag bei 0,7 SSI/1.000 Patiententage (KI: 0,4 - 1,1). Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die eine CSEC erhalten haben, sind in Tabelle 5.11 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2013 die Daten von 4.243 Operationen übermittelt. Davon wurden innerhalb von 30 Tagen 29 SSI berichtet. Bei all diesen Operationen war das Entlassungsdatum bekannt. Die Anzahl der SSI während des stationären Aufenthalts betrug 17 (Tabelle 5.12). Die kumulative Inzidenz der SSI betrug 1,0 pro 100 Operationen. Die Inzidenzdichte lag bei 0,4 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (Tabelle 5.12). Die kumulative Inzidenz nach Risikoindex ist in Tabelle 5.13 dargestellt, die Inzidenzdichte nach Risikoindex in Tabelle 5.14. Abbildung 5.5 zeigt die Verteilung der kumulativen Inzidenz nach Art der SSI. Diskussion Generell ist die Infektionsrate (Inzidenz der SSI) bei Sectio caesarea mit 0,7 % gering. Die Infektionsrate steigt mit der Nachbeobachtung und Erfassung nach Entlassung, weil die Aufnahmedauer nach Sectio kurz ist. Wie aus der Analyse der NHSN Risikoindex (NHSN 39 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Risikoindex=0) zu erkennen ist, sind haben die meisten PatientInnen keine nennenswerten Risikofaktoren. Tabelle 5.11: Charakteristika der PatientInnen mit CSEC-Operation, 2013 Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprophylaxe ( %) Wert 0,0 32,0 0,0 0,3 37,0 5,7 18,5 33,8 Tabelle 5.12: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CSEC-Operationen, 2013 Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) [95 % KI] Anzahl an Operationen mit bekanntem Entlassungsdatum 4.243 29 0,7 [0,5 - 1,0] 4.243 Anzahl (Summe) Anzahl an an SSI postoperativen während Patiententagen Aufenthalt 24.760 17 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) [95 % KI] 0,7 [0,4 - 1,1] CSEC=Kaiserschnitt. Tabelle 5.13: Kumulative Inzidenz von SSI der CSEC-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex 0 1 2 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 17 16 1 1 7 17 3.360 493 12 1 377 4.243 22 7 0 0 0 29 0,7 1,4 0,0 0,0 0,0 0,7 CSEC=Kaiserschnitt. 40 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.14: Inzidenzdichte von SSI der CSEC-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex 0 1 2 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) 17 16 1 1 7 17 19.747 3.019 70 7 1.917 24.760 14 3 0 0 0 17 0,7 1,0 0,0 0,0 0,0 0,7 CSEC=Kaiserschnitt. Abbildung 5.5: Kumulative Inzidenz der SSI nach CSEC-Operation, nach Art der Infektion, 2013 CSEC=Kaiserschnitt. 5.5.5 Koronararterien-Bypass-Operationen (CABG) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 497 CABG-Operationen im Jahr 2013 erfasst. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 5,4 % (KI: 3,8 – 7,8). Die Inzidenzdichte lag bei 1,8 SSI/1.000 Patiententage (KI: 1,2 – 2,8). 41 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer CABG unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.15 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2013 die Daten von 497 Operationen übermittelt. Davon wurden innerhalb von 30 Tagen 27 SSI berichtet. Bei all diesen Operationen war das Entlassungsdatum bekannt. Die Anzahl der SSI während des stationären Aufenthalts betrug 20 (Tabelle 5.16). Die kumulative Inzidenz der SSI betrug 5,4 SSI pro 100 Operationen. Die Inzidenzdichte lag bei 1,8 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (Tabelle 5.16). Die kumulative Inzidenz nach Risikoindex ist in Tabelle 5.17 dargestellt, die Inzidenzdichte nach Risikoindex in Tabelle 5.18. Abbildung 5.6 zeigt die Verteilung der kumulativen Inzidenz nach Art der SSI. Diskussion Generell ist die Infektionsrate (Inzidenz der SSI) bei CAGB mit 5,4 % in einer zu erwartenden Größe, wenn auch am oberen Limit (vgl. Ergebnisse: SSI Surveillance in der EU). Wie von dem ECDC empfohlen sind sowohl die Nachbeobachtungszeit von 30 Tage auf 1 Jahr ausgedehnt worden, wie auch koronare Bypass-Operationen und kombinierte Bypass-KlappenOperationen untersucht wurden. Die Infektionsrate steigt mit der Zeit der Nachbeobachtung und bei zunehmendem Risikoindex. Tabelle 5.15: Charakteristika der PatientInnen mit CABG-Operation, 2013 Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprophylaxe ( %) Wert 3,5 69,0 2,4 0,0 305,0 10,6 15,5 98,8 Tabelle 5.16: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CABG-Operationen, 2013 Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) [95 % KI] Anzahl an Operationen mit bekanntem Entlassungsdatum 497 27 5,4 [3,8 - 7,8] 496 Anzahl (Summe) Anzahl an an SSI postoperativen während Patiententagen Aufenthalt 10.897 20 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) [95 % KI] 1,8 [1,2 - 2,8] CABG=Koronararterien-Bypass-Operation. 42 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.17: Kumulative Inzidenz von SSI der CABG-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex 0 1 2 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 2 2 2 2 2 4 106 152 235 497 0 8 19 0 27 0,0 7,5 12,5 0,0 5,4 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation. Tabelle 5.18: Inzidenzdichte von SSI der CABG-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex 0 1 2 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) 1 1 1 1 1 33 1.770 5.651 3.443 10.897 0 4 16 0 20 0,0 2,3 2,8 0,0 1,8 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation. Abbildung 5.6: Kumulative Inzidenz der SSI nach CABG-Operation, nach Art der Infektion, 2013 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation. 43 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.5.6 Mastektomien (MAST) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 555 MAST-Operationen im Jahr 2013 erfasst. Es wurden keine SSI nach MAST berichtet. Die Inzidenzdichte betrug somit 0 SSI/1.000 Patiententage. Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer MAST unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.19 dargestellt Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2013 die Daten von 555 Operationen übermittelt. Davon wurden innerhalb von 30 Tagen keine SSI berichtet. Bei all diesen Operationen war das Entlassungsdatum bekannt (Tabelle 5.20). Die kumulative Inzidenz der SSI betrug 0 SSI pro 100 Operationen. Die Inzidenzdichte lag bei 0 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (Tabelle 5.20). Die kumulative Inzidenz nach Risikoindex ist in Tabelle 5.21 dargestellt, die Inzidenzdichte nach Risikoindex in Tabelle 5.22. Diskussion Eine Infektionsrate von Null in den zwei teilnehmenden Krankenanstalten ist erfreulich, aber ebenso wie eine erhöhte Infektionsrate nur im zeitlichen Verlauf der erhebenden Institutionen zu beurteilen. Die Infektionsrate ist abhängig von der Zeitperiode der Nachbeobachtung und dem Risikoindex der betroffenen PatientInnen. Tabelle 5.19: Charakteristika der PatientInnen mit MAST-Operation, 2013 Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprophylaxe ( %) Wert 0,0 31,0 0,0 0,0 30,0 1,7 0,0 92,3 Tabelle 5.20: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach MAST-Operationen, 2013 Anzahl Anzahl Kumulative an an SSI Inzidenz von SSI Operationen (pro 100 Operationen) [95 % KI] 555 0 0,0 [0,0 – 0,7] Anzahl an Operationen mit bekanntem Entlassungsdatum 555 Anzahl (Summe) Anzahl an an SSI postoperativen während Patiententagen Aufenthalt 2.263 0 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) [95 % KI] 0,0 [0,0 – 1,7] MAST=Mastektomie. 44 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.21: Kumulative Inzidenz von SSI der MAST-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex 0 1 2 Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 2 2 1 2 515 39 1 555 0 0 0 0 0,0 0,0 0,0 0,0 MAST=Mastektomie. Tabelle 5.22: Inzidenzdichte von SSI der MAST-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex 0 1 2 Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) 2 2 1 2 2.125 133 5 2.263 0 0 0 0 0,0 0,0 0,0 0,0 MAST=Mastektomie. 5.5.7 Knieprothesen-Operationen (KPRO) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 1.023 KPRO-Operationen im Jahr 2013 erfasst. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 0,5 % (KI: 0,2 - 1,1). Die Inzidenzdichte lag bei 0,1 SSI/1.000 Patiententage (KI: 0,0 - 0,6). Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer KPRO unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.23 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2013 die Daten von 1.023 Operationen übermittelt. Davon wurden innerhalb eines Jahres 5 SSI berichtet. Bei all diesen Operationen war das Entlassungsdatum bekannt. Die Anzahl der SSI während des stationären Aufenthalts betrug 1 (Tabelle 5.24). Die kumulative Inzidenz der SSI betrug 0,5 SSI pro 100 Operationen. Die Inzidenzdichte lag bei 0,1 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (Tabelle 5.24). Die kumulative Inzidenz nach Risikoindex ist in Tabelle 5.25 dargestellt, die Inzidenzdichte nach Risikoindex in Tabelle 5.26. Abbildung 5.7 zeigt die Verteilung der kumulativen Inzidenz nach Art der SSI. 45 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Diskussion Generell ist die Infektionsrate (Inzidenz der SSI) bei KPRO mit 0,5 % in einer zu erwartenden Größe. Die Infektionsrate steigt mit der Zeit der Nachbeobachtung und bei zunehmendem Risikoindex. Immerhin liegen fast ein Drittel der PatientInnen in der Risikoindex-Klasse 2-3. Tabelle 5.23: Charakteristika der PatientInnen mit KPRO-Operation, 2013 Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprophylaxe ( %) Wert 0,6 71,0 0,0 0,0 90,0 8,7 0,0 41,5 Tabelle 5.24: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach KPRO-Operationen, 2013 Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an SSI Inzidenzdichte an an SSI Inzidenz von SSI Operationen mit an während von SSI (pro Operationen (pro 100 bekanntem postoperativen Aufenthalt 1.000 Operationen) Entlassungsdatum Patiententagen postoperativer [95 % KI] Patiententage) [95 % KI] 1.023 5 0,5 [0,2 - 1,1] 1.022 9.949 1 0,1 [0,0 - 0,6] KPRO=Knieprothesen-Operationen. Tabelle 5.25: Kumulative Inzidenz von SSI der KPRO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 6 6 4 5 6 679 251 38 55 1.023 5 0 0 0 5 0,7 0,0 0,0 0,0 0,5 0 1 2 Unbekannt Gesamt KPRO=Knieprothesen-Operationen. 46 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.26: Inzidenzdichte von SSI der KPRO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) 6 6 4 5 6 6.386 2.589 425 549 9.949 1 0 0 0 1 0,2 0,0 0,0 0,0 0,1 0 1 2 Unbekannt Gesamt KPRO=Knieprothesen-Operationen. Abbildung 5.7: Kumulative Inzidenz der SSI nach KPRO-Operation, nach Art der Infektion, 2013 KPRO=Knieprothesen-Operationen. 5.5.8 Gallenblasen-Operationen (CHOL) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 441 CHOL-Operationen im Jahr 2013 erfasst. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 1,6 % (KI: 0,8 - 3,2). Die Inzidenzdichte lag bei 2,1 SSI/1.000 Patiententage (KI: 0,9 – 5,0). Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer CHOL unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.27 dargestellt. 47 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2013 die Daten von 441 Operationen übermittelt. Davon wurden innerhalb von 30 Tagen 7 SSI berichtet. Bei all diesen Operationen war das Entlassungsdatum bekannt. Die Anzahl der SSI während des stationären Aufenthalts betrug 5 (Tabelle 5.28). Die kumulative Inzidenz der SSI betrug 1,6 SSI pro 100 Operationen. Die Inzidenzdichte lag bei 2,1 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (Tabelle 5.28). Die kumulative Inzidenz nach Risikoindex ist in Tabelle 5.29 dargestellt, die Inzidenzdichte nach Risikoindex in Tabelle 5.30. Abbildung 5.8 zeigt die Verteilung der kumulativen Inzidenz nach Art der SSI. Diskussion Generell ist die Infektionsrate (Inzidenz der SSI) bei CHOL mit 1,6 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Infektionsrate steigt mit der Zeit der Nachbeobachtung und bei zunehmendem Risikoindex. Tabelle 5.27: Charakteristika der PatientInnen mit CHOL-Operation, 2013 Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprophylaxe ( %) Wert 0,6 58,0 0,2 2,9 60,0 3,7 3,4 21,5 Tabelle 5.28: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CHOL-Operationen, 2013 Anzahl an Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte von Operationen an SSI Inzidenz von SSI Operationen mit an SSI während SSI (pro 1.000 (pro 100 bekanntem postoperativen Aufenthalt postoperativer Operationen) Entlassungsdatum Patiententagen Patiententage) [95 % KI] [95 % KI] 441 7 1,6 [0,8 - 3,2] 441 2.348 5 2,1 [0,9 - 5,0] CHOL=Gallenblasen-Operation. 48 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.29: Kumulative Inzidenz von SSI der CHOL-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 6 6 5 2 6 268 85 24 64 441 2 4 0 1 7 0,7 4,7 0,0 1,6 1,6 0 1 2 Unbekannt Gesamt CHOL=Gallenblasen-Operation. Tabelle 5.30: Inzidenzdichte von SSI der CHOL-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) 6 6 5 2 6 1.158 547 247 397 2.348 2 3 0 0 5 1,7 5,5 0,0 0,0 2,1 0 1 2 Unbekannt Gesamt CHOL=Gallenblasen-Operation. Abbildung 5.8: Kumulative Inzidenz der SSI nach CHOL-Operation, nach Art der Infektion, 2013 CHOL=Gallenblasen-Operation. 49 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.5.9 Kolon-Operationen (COLO) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 229 COLO-Operationen im Jahr 2013 erfasst. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 8,3 % (KI: 5,4 – 12,6). Die Inzidenzdichte lag bei 5,3 SSI/1.000 Patiententage (KI: 3,2 - 8,5). Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer COLO unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.31 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2013 die Daten von 229 Operationen übermittelt. Davon wurden innerhalb von 30 Tagen 19 SSI berichtet. Bei all diesen Operationen war das Entlassungsdatum bekannt. Die Anzahl der SSI während des stationären Aufenthalts betrug 16 (Tabelle 5.32). Die kumulative Inzidenz der SSI betrug 8,3 SSI pro 100 Operationen. Die Inzidenzdichte lag bei 5,3 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (Tabelle 5.32). Die kumulative Inzidenz nach Risikoindex ist in Tabelle 5.33 dargestellt, die Inzidenzdichte nach Risikoindex in Tabelle 5.34. Abbildung 5.9 zeigt die Verteilung der kumulativen Inzidenz nach Art der SSI. Diskussion Generell ist die Infektionsrate (Inzidenz der SSI) bei COLO mit 8,3 % im Vergleich zum Vorjahr deutlich gefallen. Gründe dafür sind der zunehmende Einsatz von minimal invasiven Eingriffen. Die Infektionsrate steigt mit der Zeit der Nachbeobachtung und bei zunehmendem Risikoindex. Tabelle 5.31: Charakteristika der PatientInnen mit COLO-Operation, 2013 Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprophylaxe ( %) Wert 0,8 70,0 2,6 35,4 153,0 10,7 4,4 78,6 Tabelle 5.32: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach COLO-Operationen, 2013 Anzahl an Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte Operationen an SSI Inzidenz von SSI Operationen mit an SSI von SSI (pro (pro 100 bekanntem postoperativen während 1.000 Operationen) Entlassungsdatum Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] Patiententage) [95 % KI] 229 19 8,3 [5,4 - 12,6] 229 3.039 16 5,3 [3,2 - 8,5] COLO=Operation am Dickdarm. 50 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.33: Kumulative Inzidenz von SSI der COLO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an Operationen Anzahl an SSI Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 4 4 4 3 1 4 64 86 57 21 1 229 5 7 5 2 0 19 7,8 8,1 8,8 9,5 0,0 8,3 0 1 2 3 Unbekannt Gesamt COLO=Operation am Dickdarm. Tabelle 5.34: Inzidenzdichte von SSI der COLO-Operationen, nach Risikoindex, 2013 NHSN Risikoindex Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage) 4 4 4 3 1 4 764 1.114 884 257 20 3.039 5 7 4 0 0 16 6,5 6,3 4,5 0,0 0,0 5,3 0 1 2 3 Unbekannt Gesamt COLO=Operation am Dickdarm. 51 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 5.9: Kumulative Inzidenz der SSI nach COLO-Operation, nach Art der Infektion, 2013 COLO=Operation am Dickdarm. 5.6 Ergebnisse: SSI-Surveillance in der EU 2012 5.6.1 Beteiligung Im Jahr 2012 wurden europaweit von 19 Netzwerken in 16 Ländern Surveillance-Daten gesammelt (Abbildung 5.10 und Tabelle 5.36). Insgesamt wurden somit 422.201 Operationen übermittelt. 91 % (384.977) dieser Daten basieren auf dem patientenbasierten Protokoll, die restlichen 9 % (37.224) auf dem abteilungsbasierten Protokoll (“unit-based protocol“) der ECDC. Österreich erfasste 2,6 % aller Daten. Damit liegt es zwar deutlich hinter den großen Surveillance-Ländern Großbritannien, Deutschland und Frankreich konnte sich aber im Vergleich zu den Jahren 2010 und 2011 (2,3 %) leicht steigern. 52 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 5.10: Verteilung der berichteten Operationen, nach Land, 2012 Im Jahr 2012 übermittelten insgesamt 1.332 Krankenhäuser Datensätze an das ECDC. Während sich manche Länder auf nur einen oder wenige Indikatoren spezialisieren (z.B. Estland, Frankreich, Malta, Slowakei, Tschechische Republik), werden in Österreich diverse Indikator-Operationen unter Surveillance gestellt (Tabelle 5.35). 53 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.35: Anzahl an teilnehmenden Krankenhäusern, nach Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) CABG Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt Anzahl an teilnehmenden Krankenhäusern CHOL COLO CSEC HPRO KPRO LAM Gesamt 1 5 3 17 25 3 0 37 59 464 458 383 897 666 95 1.293 0 2 5 20 30 21 1 39 59 466 463 403 927 687 96 1.332 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=KaiserschnittOperation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, LAM=Laminektomie. 5.6.2 Zahl der erfassten Operationen und Infektionen In Tabelle 5.36 ist die Anzahl an Indikator-Operationen dargestellt. Im Vergleich zu 2011 ist die Verteilung der Eingriffe gleichbleibend (Abbildung 5.11). Mit 35 % war im Jahr 2012 die Hüftprothesen-Operation, der am häufigsten durchgeführte Eingriff, gefolgt von Knieprothesen-Operationen (22 %), Kaiserschnitt-Operationen (20 %) und Operationen an der Gallenblase (10 %). Berücksichtigt man nur die Indikatoren, die europaweit unter Surveillance gestellt werden, war auch in Österreich die Hüftprothesen-Operation (48 %) der am meisten überwachte Eingriff – gefolgt von Kaiserschnitt- (14 %) und KnieprothesenOperationen (5 %). Tabelle 5.36: Anzahl an berichteten chirurgischen Eingriffen, nach Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) Anzahl an berichteten chirurgischen Eingriffen Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt Gesamt Gesamt (N) ( %) 10.859 2,6 CABG CHOL COLO CSEC HPRO KPRO LAM 397 414 148 4.179 5.185 536 0 21.331 37.355 24.376 69.009 138.688 87.978 6.240 384.977 91,2 0 2.862 1.875 17.451 5.832 1.102 37.224 8,8 21.331 40.217 26.251 86.460 146.790 93.810 7.342 422.201 100,0 8.102 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=KaiserschnittOperation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, LAM=Laminektomie. 54 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 5.11: Gesamtanzahl an berichteten Operationen, nach Indikator, 2009-2012 (modifiziert nach [6]) Insgesamt wurden von den nationalen Netzwerken 8.265 SSI berichtet: 7.765 als patientenbezogene Daten, 500 als Daten, für die es nur eine Zuordnung zu den Abteilungen gibt. 60 Infektionen wurden aus weiteren Analysen der ECDC ausgeschlossen. 42 Fälle (1 CHOL, 25 COLO, 14 CSEC, 2 LAM), da das Infektionsdatum > 30 Tage nach dem chirurgischen Eingriff lag und weitere 18 Fälle, da das Infektionsdatum vor dem Operationsdatum bzw. > 1 Jahr nach dem chirurgischen Eingriff lag (Tabelle 5.37). Der Anteil an postoperativen Wundinfektionen, die später als 30 Tage nach dem Eingriff berichtet wurden, variierte zwischen den verschiedenen chirurgischen Eingriffen in den Ländern. Die durchschnittlichen Werte werden in Tabelle 5.37 gezeigt. Fünf Netzwerke berichteten auch für die Indikatoren HPRO und KPRO nur SSI, die innerhalb von 30 Tagen aufgetreten sind. In Österreich und anderen Ländern war der Nachbeobachtungszeitraum für diese Indikator-Operationen länger und betrug ein Jahr. 55 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.37: Prozent der postoperativen Wundinfektionen mit Auftreten > 30 Tage nach dem Eingriff, nach Land und Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) CABG Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt Prozent von SSI > 30 Tage nach dem Eingriff CHOL COLO CSEC HPRO KPRO LAM Gesamt 6,7 0 8,7 4,4 28,3 0 0 15,3 14,1 0,2 0,9 0,8 15,9 31,9 0 7,4 0 0 2,3 0 0 0 50,0 0,8 14,1 0,2 1,0 0,7 15,2 31,5 5,9 7,0 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=KaiserschnittOperation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, LAM=Laminektomie. Der Anteil an SSI im Jahr 2012, die nach der Entlassung diagnostiziert wurden, betrug 55 %, variierte aber zwischen 22 % bei COLO und 85 % bei CSEC (Tabelle 5.38). 666 (8 %) der Infektionen mussten aus dieser Analyse, aufgrund von fehlendem Infektionsdatum oder Entlassungsdatum, ausgeschlossen werden. Tabelle 5.38: Prozent der postoperativen Wundinfektionen mit Auftreten nach Aufenthalt, nach Land und Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt Prozent von SSI nach Aufenthalt COLO CSEC HPRO KPRO CABG CHOL LAM Gesamt 0 25,0 4,8 27,3 54,3 0 0 30,6 46,3 54,5 22,6 86,5 62,8 71,5 60,7 54,2 0 0 12,0 77,6 54,8 0 0 60,1 46,3 53,1 22,2 85,1 62,4 70,4 56,7 54,6 CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=KaiserschnittOperation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, LAM=Laminektomie. Die kumulative Inzidenz der SSI war bei COLO-Operationen mit 9,7 % am höchsten bzw. bei LAM-Operationen mit 0,5 % am geringsten. Bei offenen Eingriffen war die kumulative Inzidenz höher als bei laparoskopisch durchgeführten (Abbildung 5.12). Die Inzidenzdichte war bei KPRO-Operationen mit 0,2 im Krankenhaus erworbener SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage am geringsten bzw. bei COLO-Operationen mit 6,5 am höchsten. Auch die Inzidenzdichte war bei offenen Eingriffen höher als bei laparoskopisch durchgeführten (Abbildung 5.13). 56 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 5.12: Kumulative Inzidenz von SSI in der EU, nach Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) Bemerkung: CHOL und COLO sind aufgeschlüsselt in laparoskopische und offene Eingriffe. CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, LAM=Laminektomie. Abbildung 5.13: Inzidenzdichte von SSI in der EU, nach Indikator, 2012 (modifiziert nach [6]) Bemerkung: CHOL und COLO sind aufgeschlüsselt in laparoskopische und offene Eingriffe CABG=Koronararterien-Bypass-Operation, CHOL=Gallenblasen-Operation, COLO=Operation am Dickdarm, CSEC=Kaiserschnitt-Operation, HPRO=Hüftprothesen-Operation, KPRO=Knieprothesen-Operation, LAM=Laminektomie. 57 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.6.3 Hüftprothesen-Operationen (HPRO) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 146.790 Operationen berichtet. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 1,0 %. Die Inzidenzdichte lag bei 0,4 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage. Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte lagen in Österreich unter dem EU/EWRDurchschnitt. Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer HPRO unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.39 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2012 146.790 HPRO und 1.526 postoperative SSI berichtet. Aus Österreich stammten Daten zu 5.185 Operationen. 46 dieser PatientInnen entwickelten postoperativ eine SSI. Zum Indikator HPRO sammelten 13 Netzwerke in elf EU/EWR-Ländern Daten mittels patientenbasiertem Protokoll, zwei Netzwerke in zwei EULändern mittels abteilungsbasiertem Protokoll (Tabelle 5.40). Innerhalb eines Jahres nach der Operation, wurden bei 1,0 % der HPRO-Operationen SSI detektiert (kumulative Inzidenz; Tabelle 5.40). Österreich liegt, mit einer kumulativen Inzidenz von 0,9 %, geringfügig unter dem EU/EWR-Durchschnitt. Etwa jede dritte SSI wurde während dem Krankenhausaufenthalt diagnostiziert, die anderen hingegen nach der Entlassung (Tabelle 5.40). Österreich überwachte PatientInnen für bis zu ein Jahr nach dem Eingriff, andere Länder lediglich bis zu einem Monat. Die kumulative Inzidenz von SSI ist in Tabelle 5.41 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen übermittelt haben; n = 807). Die mittlere kumulative Inzidenz betrug 1,0 SSI pro 100 Operationen. Aufgeteilt nach Risikoindex variierte sie zwischen 0,78 % bei HPRO mit einem Risikoindex von 0, bis zu 2,2 % bei HPRO mit Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.41. Die mittlere Inzidenzdichte lag bei 0,4 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage – Österreich liegt mit 0,3 geringfügig unter dem EU/EWRDurchschnitt (Tabelle 5.40). Die Inzidenzdichte von SSI ist in Tabelle 5.42 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen mit bekanntem Entlassungsdatum übermittelt haben; n = 759). Die Inzidenzdichte, aufgeteilt nach Risikoindex, variierte zwischen 0,2 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für HPRO mit einem Risikoindex von 0, bis zu 1,0 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für HPRO mit einem Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.42). Abbildung 5.14 zeigt die Verteilung der kumulativen Inzidenz nach Art der SSI. Für 2 Infektionen (< 1 %) war der Art der Infektion unbekannt. Diskussion Infektionsraten für Hüftprotheseninfektionen sind generell niedrig. Die SSI Rate von Österreich lag geringfügig unter dem EU-Durchschnitt. 58 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.39: Charakteristika der PatientInnen mit HPRO-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprohylaxe ( %) Wert 0,6 72,0 1,2 0,4 75,0 8,0 4,6 96,0 Tabelle 5.40: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach HPRO, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte an OPs an SSI Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt 5.185 46 0,9 [0,6-1,2] 5.181 64.531 21 0,3 [0,2-0,5] 138.688 1 464 1,1 [1,0-1,1] 124.213 1.213.703 484 0,4 [0,4-0,4] 8.102 62 0,7 [0,6-1,0] 216 4.177 4 1,0 [0,3-2,5] 146.790 1.526 1,0 [1,0-1,1] 124.429 1.217.880 488 0,4 [0,4-0,4] Tabelle 5.41: Kumulative Inzidenz von SSI der HPRO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an OPs Anzahl an SSI 798 799 578 271 807 83.425 45.249 5.023 4.164 137.861 589 675 108 64 1.436 Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 0,7 1,5 2,2 1,5 1,0 59 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.42: Inzidenzdichte von SSI der HPRO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt 752 753 540 262 759 633.484 477.814 58.337 34.539 1.204.174 139 248 58 25 470 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage 0,2 0,5 1,0 0,7 0,4 Abbildung 5.14: Kumulative Inzidenz der SSI nach HPRO-Operation, nach Art der Infektion, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) 5.6.4 Kaiserschnitt-Operationen (CSEC) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 86.429 Operationen berichtet. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 2,5 %. Die Inzidenzdichte lag bei 0,7 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage. Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte lagen in Österreich unter dem EU/EWRDurchschnitt. Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, bei denen eine CSEC durchgeführt wurde, sind in Tabelle 5.43 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2012 86.460 CSEC und 2.123 postoperative SSI berichtet. Aus Österreich stammten Daten zu 4.179 Operationen. 22 dieser PatientInnen entwickelten postoperativ eine SSI. Zum Indikator CSEC sammelten 13 Netzwerke in zwölf EU/EWR-Ländern Daten mittels patientenbasiertem Protokoll, zwei Netzwerke in zwei EULändern mittels abteilungsbasiertem Protokoll (Tabelle 5.44). 60 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Innerhalb von dreißig Tagen nach der Operation, wurden bei 2,5 % der CSEC-Operationen SSI detektiert (kumulative Inzidenz; Tabelle 5.44). Österreich liegt, mit einer kumulativen Inzidenz von 0,5 %, deutlich unter dem EU/EWR-Durchschnitt. Etwa jede achte SSI wurde während dem Krankenhausaufenthalt diagnostiziert, die anderen hingegen nach der Entlassung (Tabelle 5.44). Die kumulative Inzidenz von SSI ist in Tabelle 5.45 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen übermittelt haben; n = 352). Die mittlere kumulative Inzidenz betrug 2,0 SSI pro 100 Operationen. Aufgeteilt nach Risikoindex variierte sie zwischen 2,5 % bei CSEC mit einem Risikoindex von 0, bis zu 3,0 % bei CSEC mit Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.45). Die mittlere Inzidenzdichte lag bei 0,7 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage – Österreich liegt mit 0,6 geringfügig unter dem EU/EWRDurchschnitt (Tabelle 5.44). Die Inzidenzdichte von SSI ist in Tabelle 5.46 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen mit bekanntem Entlassungsdatum übermittelt haben; n = 343). Die Inzidenzdichte, aufgeteilt nach Risikoindex, variierte zwischen 0,6 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für CSEC mit einem Risikoindex von 0, bis zu 1,9 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für CSEC mit einem Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.46). Diskussion Bei Sectio caesarea liegt Österreich deutlich unter dem EU/EWR Durchschnitt. Das kann auf die unterschiedliche Erfassung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zurückzuführen sein. Länder mit sehr intensiver Überwachung nach Entlassung haben deutlich höhere Infektionsraten. Tabelle 5.43: Charakteristika der PatientInnen mit CSEC-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Charakteristika Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprohylaxe ( %) Wert 31,0 0,0 4,3 37,0 5,0 52,0 82,4 61 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.44: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CSEC, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte an OPs an SSI Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt 4.179 22 0,5 [0,3-0,8] 4.179 26.149 16 0,6 [0,3-1,0] 69.009 1.797 2,6 [2,5-2,7] 65.623 377.094 235 0,6 [0,5-0,7] 17.451 326 1,9 [1,7-2,1] 1.683 2.284 19 0,8 [0,5-1,3] 86.460 2.123 2,5 [2,4-2,6] 67.306 379.378 254 0,7 [0,6-0,8] Tabelle 5.45: Kumulative Inzidenz von SSI der CSEC, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an OPs Anzahl an SSI 347 316 120 147 352 55.436 8.165 354 4.700 68.655 1.372 247 10 157 1.786 Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 2,5 3,0 2,8 3,3 2,6 Tabelle 5.46: Inzidenzdichte von SSI der CSEC, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt 338 308 115 146 343 307.514 44.433 2.108 20.735 374.790 178 33 4 19 234 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage 0,6 0,7 1,9 0,9 0,6 62 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.6.5 Koronararterien-Bypass-Operationen (CABG) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 21.331 Operationen berichtet. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 3,8 %. Die Inzidenzdichte lag bei 2,0 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage. Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte lagen in Österreich im EU/EWR-Durchschnitt. Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer CABG unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.47 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2012 21.331 CABG und 808 postoperative SSI berichtet. Aus Österreich stammten Daten zu 397 Operationen. 15 dieser PatientInnen entwickelten postoperativ eine SSI. Alle Operationen zum Indikator CABG wurden mittels patientenbasierten Protokolls in neun EU/EWR-Länder gesammelt (Tabelle 5.48). Innerhalb eines Jahres nach der Operation, wurden bei 3,8 % der CABG-Operationen SSI detektiert (kumulative Inzidenz; Tabelle 5.48). Österreich liegt, mit einer kumulativen Inzidenz von 3,8 %, genau im EU/EWR-Durchschnitt. Früher war in den SSI-Falldefinitionen festgelegt, dass nur Infektionen, die während eines Zeitraums von 30 Tagen nach der Operation diagnostiziert wurden, in die Auswertung einbezogen werden. In 2012 hat die ECDC erstmals alle Infektionen, die innerhalb eines Jahres nach der Operation diagnostiziert wurden, in die Datenanalyse eingeschlossen. 694 (86 %) der berichteten SSI wurden innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff diagnostiziert, 114 (14 %) später. Etwa jede zweite SSI wurde während dem Krankenhausaufenthalt diagnostiziert, die anderen hingegen nach der Entlassung (Tabelle 5.48). Die kumulative Inzidenz von SSI ist in Tabelle 5.49 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen übermittelt haben; n = 59). Die mittlere kumulative Inzidenz betrug 3,8 SSI pro 100 Operationen. Aufgeteilt nach Risikoindex variierte sie zwischen 1,9 % bei CABG mit einem Risikoindex von 0, bis zu 6,2 % bei CABG mit Risikoindex von 2 oder 3. Die mittlere Inzidenzdichte lag bei 2,0 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage – Österreich liegt mit 2,1 geringfügig über dem EU/EWRDurchschnitt (Tabelle 5.48). Die Inzidenzdichte von SSI ist in Tabelle 5.50 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen mit bekanntem Entlassungsdatum übermittelt haben; n = 53). Die Inzidenzdichte, aufgeteilt nach Risikoindex, variierte zwischen 1,7 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für CABG mit einem Risikoindex von 0, bis zu 2,9 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für HPRO mit einem Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.50). Diskussion Die durchschnittliche kumulative Inzidenz in EU war 2012 höher als in den Vorjahren, weil das erste Mal Infektionsdaten einer Nachbeobachtungsphase von 1 Jahr dargestellt wurden. 2012 waren Infektionen, die innerhalb von 30 Tagen nach Operation auftraten, 694 (86 %), und 114 (14 %) später als 30 Tagen nach Operation. Das ECDC will nicht nur reine CABG, sondern auch andere herzchirurgische Eingriffe (z.B. kombinierte Eingriffe), erfassen. 63 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.47: Charakteristika der PatientInnen mit CABG-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprohylaxe ( %) Wert 3,8 70,0 1,5 0,0 200,0 9,0 5,7 95,0 Tabelle 5.48: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CABG, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Land Österreich EU/EWR Gesamt Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte an OPs an SSI Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] 397 15 3,8 [2,1-6,2] 397 7.158 15 2,1 [1,2-3,5] 21.331 808 3.8 [3.5-4.1] 17.236 196.550 385 2,0 [1,8-2,2] Tabelle 5.49: Kumulative Inzidenz von SSI der CSEC, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an OPs Anzahl an SSI 44 57 50 21 59 627 16.669 1.827 2.208 21.331 12 585 114 97 808 Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 1,9 3,5 6,2 4,4 3,8 Tabelle 5.50: Inzidenzdichte von SSI der CSEC, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt 38 51 44 21 53 4.985 144.014 22.328 25.221 196.548 10 242 65 68 385 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage 2,0 1,7 2,9 2,7 2,0 64 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.6.6 Knieprothesen-Operationen (KPRO) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 93.810 Operationen berichtet. Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 0,6 %. Die Inzidenzdichte lag bei 0,2 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage. Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte lagen in Österreich mit berichteten null SSI unter dem EU/EWR-Durchschnitt, da keine SSI nach 536 KPRO berichtet wurden. Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer CABG unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.51 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2012 93.810 KPRO-Operationen und 600 postoperative SSI berichtet. Aus Österreich stammten Daten zu 536 Operationen. Keiner dieser PatientInnen entwickelte postoperativ eine SSI. Zum Indikator KPRO sammelten zwölf Netzwerke in zehn EU/EWR-Ländern Daten mittels patientenbasiertem Protokoll, ein Netzwerk in einem EU-Land mittels abteilungsbasiertem Protokoll (Tabelle 5.52). Innerhalb eines Jahres nach der Operation, wurden bei 0,6 % der KPRO-Operationen SSI detektiert (kumulative Inzidenz; Tabelle 5.52). Da in Österreich keine postoperative Wundinfektion diagnostiziert wurde, liegt es deutlich unter dem EU/EWR-Durchschnitt (kumulative Inzidenz 0,0 %). Etwa jede vierte SSI wurde während dem Krankenhausaufenthalt diagnostiziert, die anderen hingegen nach der Entlassung (Tabelle 5.52). Die kumulative Inzidenz von SSI ist in Tabelle 5.53 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen übermittelt haben; n = 560). Die mittlere kumulative Inzidenz betrug 0,6 SSI pro 100 Operationen. Aufgeteilt nach Risikoindex variierte sie zwischen 0,5 % für KPRO mit einem Risikoindex von 0, bis zu 1,9 % bei KPRO mit Risikoindex 2 oder 3 (Tabelle 5.53). Die mittlere Inzidenzdichte lag bei 0,2 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage. Auch hier liegt Österreich, nachdem im Surveillance-Zeitraum von einem Jahr keine postoperative Wundinfektion diagnostiziert wurde, unter dem EU/EWR-Durchschnitt (Tabelle 5.52). Die Inzidenzdichte von SSI ist in Tabelle 5.54 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen mit bekanntem Entlassungsdatum übermittelt haben; n = 519). Die Inzidenzdichte, aufgeteilt nach Risikoindex, variierte zwischen 0,2 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für KPRO mit einem Risikoindex 0 bis zu einer Inzidenzdichte von 0,5 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für KPRO mit einem Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.54). Diskussion Die kumulative Inzidenz in der EU ist mit 0,5 % sehr nieder. Österreich liegt mit einer kumulativen Inzidenz bei 0 deutlich unter dem EU-Durchschnitt, was einesteils eine Variation bei einer relativ kleinen Stichprobe oder ein Underreporting darstellen kann. 65 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.51: Charakteristika der PatientInnen mit KPRO-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprohylaxe ( %) Wert 0,7 70,0 0,2 0,2 80,0 6,0 0,4 98,6 Tabelle 5.52: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach KPRO, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte an OPs an SSI Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt 536 0 0,0 [0,0-0,7]* 536 5.741 0 0 [0,0-0,6]* 87.978 592 0,7 [0,6-0,7] 77.751 605.469 142 0,2 [0,2-0,3] 5.832 8 0,1 [0,6-2,7] n/a n/a n/a n/a 93.810 600 0,6 [0,6-0,7] 77.751 605.469 142 0,2 [0,2-0,3] *einseitiges Konfidenzintervall. n/a = nicht verfügbar. *einseitiges Konfidenzintervall. n/a = nicht verfügbar. Tabelle 5.53: Kumulative Inzidenz von SSI der KPRO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an OPs Anzahl an SSI 553 553 374 188 560 57.727 24.021 2.919 2.482 87.149 293 213 56 13 575 Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 0,5 0,9 1,9 0,5 0,7 66 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.54: Inzidenzdichte von SSI der KPRO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt 515 514 340 182 519 376.993 179.335 24.265 14.819 595.412 67 48 12 5 132 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage 0,2 0,3 0,5 0,3 0,2 5.6.7 Gallenblasen-Operationen (CHOL) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 40.217 Operationen berichtet (5.195 offene Eingriffe; 32.052 endoskopische Eingriffe). Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 1,4 % (4,1 % bei offenen Eingriffen, 1,0 % bei endoskopischen Eingriffen). Die Inzidenzdichte lag bei 1,4 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (3,3 SSI/1.000 Patiententage bei offenen Eingriffen, 0,8 bei endoskopischen Eingriffen). Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte lagen in Österreich unter dem EU/EWRDurchschnitt. Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer CHOL unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.55 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2012 40.217 CHOL und 563 postoperative SSI berichtet. Aus Österreich stammten Daten zu 414 Operationen. Vier dieser PatientInnen entwickelten postoperativ eine SSI. Zum Indikator CHOL sammelten zehn Netzwerke in zehn EU/EWR-Ländern Daten mittels patientenbasiertem Protokoll, ein Netzwerk in einem EULand mittels abteilungsbasiertem Protokoll (Tabelle 5.56). Innerhalb von dreißig Tagen nach der Operation, wurden bei 1,4 % der CHOL-Operationen SSI detektiert (kumulative Inzidenz; Tabelle 5.56). Bei offenen Eingriffen war sie mit 4,1 % (Tabelle 5.57) deutlich höher als bei endoskopischen Eingriffen (1,0 %, Tabelle 5.58). Österreich liegt, mit einer mittleren kumulativen Inzidenz von 1,0 % (0 % bei offenen Eingriffen, 0,5 % bei endoskopischen Eingriffen), deutlich unter dem EU/EWR-Durchschnitt. Die kumulative Inzidenz von SSI ist in Tabelle 5.59 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen übermittelt haben; n = 365). Die mittlere kumulative Inzidenz betrug 1,5 SSI pro 100 Operationen. Aufgeteilt nach Risikoindex, variierte sie zwischen 1,1 % bei CHOL mit einem Risikoindex von 0, bis 3,6 % bei CHOL mit Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.59). Die mittlere Inzidenzdichte lag bei 1,4 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage – Österreich liegt mit 1,0 deutlich unter dem EU/EWRDurchschnitt (Tabelle 5.56). Die Inzidenzdichte von SSI ist in Tabelle 5.60 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen mit 67 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 bekanntem Entlassungsdatum übermittelt haben; n = 352). Die Inzidenzdichte, aufgeteilt nach Risikoindex, variierte sie zwischen 0,8 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für CHOL mit einem Risikoindex von 0, bis zu 2,9 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für CHOL mit einem Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.60). Diskussion Die Aufenthaltsdauer bei CHOL ist in der EU durchschnittlich bei 5 Tagen. Endoskopische Eingriffe haben eine wesentlich niedrigere Infektionsrate (kumulative Inzidenz der SSI) als operative Eingriffe, die aber in Österreich mit 0,5 % und 1 % sehr nieder ist. Tabelle 5.55: Charakteristika der PatientInnen mit CHOL-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprohylaxe ( %) Endoskopisch 0,5 56,0 0,3 13,9 58,0 3,0 12,6 56,8 Offen 0,8 65,0 1,6 26,5 80,0 6,0 20,2 50,1 Gesamt 0,5 57,0 0,5 15,1 60,0 4,0 13,8 54,2 Tabelle 5.56: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach CHOL-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte an OPs an SSI Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt 414 4 1,0 [0,3-2,5] 414 2.470 3 1,2 [0,3-3,5] 37.355 550 1,4 [1,4-1,6] 34.616 172.772 240 1,4 [1,2-1,6] 2.862 13 0,5[0,2-0,8] 2.862 11.301 13 1,2 [0,6-2,0] 40.217 563 1,4 [1,3-1,5] 37.478 184.073 253 1,4 [1,2-1,6] 68 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.57: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach offenen CHOL Eingriffen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Land Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte an OPs an SSI Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] Österreich EU/EWR Gesamt 186 0 0 [0,0-2,0] 186 1.091 0 0 [0,0-3,4]* 5.195 212 4,1 [3,5-4,7] 4.746 41.561 138 3,3 [2,8-3,9] *einseitiges Konfidenzintervall.Tabelle 5.58: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach endoskopischen CHOL Eingriffen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Land Österreich EU/EWR Gesamt Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte an OPs an SSI Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] 214 1 0,5 [0,0-2,6] 214 1.072 0 0 [0,0-3,4]* 32.052 335 1,0 [0,9-1,2] 29.762 130.551 99 0,8 [0,6-0,9] *einseitiges Konfidenzintervall.Tabelle 5.59: Kumulative Inzidenz von SSI der CHOL, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an OPs Anzahl an SSI 358 356 275 88 365 23.155 8.844 2.800 1.487 36.286 244 173 101 10 528 Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 1,1 2,0 3,6 0,7 1,5 Tabelle 5.60: Inzidenzdichte von SSI der CHOL, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt 346 344 261 86 352 87.087 50.071 25.296 5.517 167.971 68 85 73 2 228 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage 0,8 1,7 2,9 0,4 1,4 69 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 5.6.8 Kolon-Operationen (COLO) Zentrale Punkte Insgesamt wurden 26.251 Operationen berichtet (17.422 offene Eingriffe; 6.846 endoskopische Eingriffe). Die kumulative Inzidenz von SSI betrug 9,7 % (11,3 % bei offenen Eingriffen, 7,0 % bei endoskopischen Eingriffen). Die Inzidenzdichte lag bei 6,0 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage (6,5 SSI/1.000 Patiententage bei offenen Eingriffen, 4,6 bei endoskopischen Eingriffen). Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte lagen in Österreich, bei nur 148 berichteten Operationen, merklich über dem EU/EWR-Durchschnitt. Ergebnisse Die Charakteristika der PatientInnen, die einer COLO unterzogen wurden, sind in Tabelle 5.61 dargestellt. Insgesamt wurden für das Surveillance-Jahr 2012 26.251 COLO-Operationen und 2.551 postoperative SSI berichtet. Aus Österreich stammten lediglich Daten zu 148 Operationen. 21 dieser PatientInnen entwickelten postoperativ eine SSI. Zum Indikator COLO sammelten zehn EU/EWR-Länder Daten mittels patientenbasiertem Protokoll, zwei Netzwerke in zwei EU-Ländern mittels abteilungsbasiertem Protokoll (Tabelle 5.62). Innerhalb von dreißig Tagen nach der Operation, wurden bei 9,7 % der CHOL-Operationen SSI detektiert (kumulative Inzidenz; Tabelle 5.62). Bei offenen Eingriffen war sie mit 11,3 % (Tabelle 5.63) deutlich höher als bei endoskopischen Eingriffen (7,0 %, Tabelle 5.64). Österreich liegt, mit einer mittleren kumulativen Inzidenz von 14,2 % merklich über dem EU/EWR-Durchschnitt. In Österreich wurden allerdings nur bei 63 Operationen Angaben gemacht, ob der Eingriff offen (n = 28) oder endoskopisch (n = 35) durchgeführt wurde. Die Zahlen sind zu gering, um eine prozentuelle Angabe der kumulativen Inzidenz zu machen. Die kumulative Inzidenz von SSI ist in Tabelle 5.65 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen übermittelt haben; n = 292). Die mittlere kumulative Inzidenz betrug 10,1 SSI pro 100 Operationen. Aufgeteilt nach Risikoindex, variierte sie zwischen 8,7 % bei COLO mit einem Risikoindex von 0, bis 12,7 % bei COLO mit Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.65). Die mittlere Inzidenzdichte lag bei 6,0 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage – Österreich liegt mit 8,9 merklich über dem EU/EWRDurchschnitt (Tabelle 5.62). Die Inzidenzdichte von SSI ist in Tabelle 5.66 stratifiziert nach NHSN-Risikoindex dargestellt (nur für Krankenhäuser, die mindestens 20 Operationen mit bekanntem Entlassungsdatum übermittelt haben; n = 274). Die Inzidenzdichte, aufgeteilt nach Risikoindex, variierte sie zwischen 5,6 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für COLO mit einem Risikoindex von 0, bis zu 7,0 im Krankenhaus erworbenen SSI pro 1.000 postoperativer Patiententage für COLO mit einem Risikoindex von 2 oder 3 (Tabelle 5.66). 70 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Diskussion Kolon-Operationen haben das höchste Risiko von SSI. Die Infektionsrate in manchen Ländern geht bis 22 %. Österreich hat eine deutlich höhere Infektionsrate als der EU/EWR Durchschnitt, wobei nur 148 Eingriffe berichtet wurden. Die Unterscheidung in offene operative Eingriffe und endoskopische Eingriffe, die eine wesentlich niedrigere Infektionsrate haben, war in Österreich, aufgrund fehlender Angabe durch die operierenden Zentren, nur selten möglich. Tabelle 5.61: Charakteristika der PatientInnen mit CHOL-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Charakteristika Geschlecht (M:W) Medianes Alter (Jahre) Postoperative Gesamt-Mortalität ( %) Kontaminierte/Verunreinigte Operationen ( %) Mediane Operationsdauer (min) Medianer postoperativer Aufenthalt (Tage) Akute Eingriffe ( %) Antibiotikaprohylaxe ( %) Endoskopisch 0,9 66,0 1,4 25,6 150,0 8,0 6,1 96,3 Offen 1,0 70,0 4,9 33,7 136,0 11,0 21,5 95,0 Gesamt 1,0 69,0 4,0 30,8 140,0 10,0 17,3 91,5 Tabelle 5.62: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach COLO-Operationen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Anzahl Anzahl Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte an OPs an SSI Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] Österreich Gesamtdaten EU/EWR patientenbasiertes Protokoll Gesamtdaten EU/EWR abteilungsbasiertes Protokoll EU/EWR Gesamt 148 21 14,2 [8,8-21,7] 148 2.235 20 8,9 [5,5-13,8] 24.376 2.467 10,1 [9,7-10,5] 22.468 283.008 1.730 6,1 [5,8-6,4] 1.875 84 4,5 [3,6-5,5] 1.875 16.576 74 4,5 [3,5-5,6] 26.251 2.551 9,7 [9,3-10,1] 24.343 299.584 1.804 6,0 [5,7-6,3] 71 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 5.63: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach offenen COLO Eingriffen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Land Österreich EU/EWR Gesamt Anzahl Anzahl an OPs an SSI Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] 28 0 0 [0,0-13,2] 28 352 0 0 [0,0-10,5]* 17.422 1.964 11,3 [10,8-11,8] 16.067 216.656 1.412 6,5 [6,2-6,9] *einseitiges Konfidenzintervall. Tabelle 5.64: Kumulative Inzidenz und Inzidenzdichte von SSI nach endoskopischen COLO Eingriffen, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) Land Österreich EU/EWR Gesamt Anzahl Anzahl an OPs an SSI Kumulative Anzahl an Anzahl (Summe) Anzahl an Inzidenzdichte Inzidenz von SSI Operationen an SSI von SSI (pro (pro 100 mit postoperativen während 1.000 Operationen) bekanntem Patiententagen Aufenthalt postoperativer [95 % KI] EntlassungsPatiententage) datum [95 % KI] 35 1 2,9 [0,1-15,9] 35 465 0 0 [0,0-7,9]* 6.846 481 7,0 [6,4-7,7] 6.293 64.660 298 4,6 [4,1-5,2] *einseitiges Konfidenzintervall.Tabelle 5.65: Kumulative Inzidenz von SSI der COLO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an OPs Anzahl an SSI 276 288 282 93 292 6.642 9.352 5.687 1.029 22.710 581 926 720 100 2.327 Kumulative Inzidenz von SSI (pro 100 Operationen) 8,7 9,9 12,7 9,7 10,2 Tabelle 5.66: Inzidenzdichte von SSI der COLO, nach Risikoindex, EU/EWR 2012 (modifiziert nach [6]) NHSN Risikoindex 0 1 2 und 3 Unbekannt Gesamt Anzahl an Krankenhäusern Anzahl an postoperativen Patiententagen Anzahl an SSI während Aufenthalt 260 270 264 90 274 65.951 111.174 76.333 9.841 263.299 367 656 535 71 1.629 Inzidenzdichte von SSI (pro 1.000 postoperativer Patiententage 5,6 5,9 7,0 7,2 6,2 72 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 6 Surveillance von nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen Die Surveillance von nosokomialen Infektionen auf ICUs und die Teilnahme an der gemeinsamen europäischen Datenbank des ECDC ist, seit der Migration des HELICS Projekts zur ECDC, ein fixer Bestandteil des ANISS Netzwerks. Das Österreichische Zentrum für Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin, kurz ASDI genannt, macht Surveillance von Infektionen auf Intensivstationen in Österreich. Dieser Teil des Berichtes ist eine Zusammenfassung der Daten, die im Rahmen der Surveillance von SSI durch ASDI im Surveillance-Jahr 2013 gesammelt wurden sowie der europaweiten Surveillance der ECDC von 2008 bis 2012. 6.1 Hintergrund ASDI hat sich seit mehr als 15 Jahren der Verbesserung der Betreuung schwerst kranker PatientInnen verschrieben. In diesem Zeitraum wurde bereits einiges erreicht: Dazu gehören unter anderem die Etablierung eines einheitlichen Dokumentationsstandards in allen österreichischen Intensivstationen (ASDI Datensatz Intensivmedizin©), die Etablierung einer nationalen Datenbank für Intensivmedizin, die erfolgreiche Einführung des BenchmarkingProgrammes, die Zusammenarbeit mit Bund und Ländern in unterschiedlichsten Fragestellungen (z.B. der Surveillance nosokomialer Infektionen). 6.2 Ziele des Netzwerks Eines der wesentlichen Ziele der ASDI war und ist die Sicherstellung und kontinuierliche Weiterentwicklung der Betreuung und Behandlung intensivmedizinischer PatientInnen in Österreich. Die Entwicklung interdisziplinärer Standards für Qualitätsindikatoren war dabei ein wichtiger Schritt. Darauf aufbauend wurden Berichte entwickelt, die erstmalig Unterschiede in Bezug auf Strukturen und Prozesse sichtbar gemacht haben. Es ist daher nur logisch, dass der nächste Schritt eine Überprüfung und Bewertung der gesetzten Ziele beinhaltet. Bereits seit 1999 gibt es für Mitgliedsstationen die Möglichkeit, am ASDI-BenchmarkingProjekt teilzunehmen. Ziel des ASDI-Benchmarking-Projektes ist dabei die Sicherstellung und Weiterentwicklung der Qualität in der österreichischen Intensivmedizin. Einen wesentlichen Bestandteil bildet die multizentrische Auswertung anonymisierter Patientendaten, an Hand derer Intensivstationen erstmals ihre Qualität in der Patientenversorgung mit einem Kollektiv vergleichen können. Seit 2010 bietet ASDI nun ein Zertifizierungs-Programm für Intensivstationen an. Derzeit werden zwei Arten von Zertifikaten ausgestellt. Als ersten Schritt erhalten jene Intensivstationen, welche sich am Benchmarking Projekt beteiligen, ein entsprechendes Zertifikat. Diese Stationen erfüllen damit schon heute eine Anforderung, die bereits in vielen Ländern flächendeckend umgesetzt ist: Die Teilnahme an einem Projekt zur Evaluierung, Sicherstellung und Weiterentwicklung der Behandlungsqualität. Das zweite Zertifikat erhalten jene Intensivstationen, welche an der Surveillance nosokomialer Infektionen regelmäßig teilnehmen, also Daten zur Infektionssituation übermitteln. Diese Stationen erfüllen durch die Übermittlung der Infektionsdaten die Voraussetzungen einer kontinuierlichen Überwachung nosokomialer Infektionen an Intensivstationen. 73 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 6.3 Methodik In einer Kooperation mit dem BMG (damals: Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, BMAGS) wurden 1997 Teile des von ASDI für Qualitätssicherungszwecke entwickelten Dokumentationsstandards dem Bundesministerium zur Verfügung gestellt und in das System der Leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) übernommen. Die Dokumentation nach dem LKF System trat mit März 1998 in Kraft, ab diesem Zeitpunkt wurden alle Intensivstationen in öffentlichen Spitälern (Fondskrankenanstalten) nach einem auf dieser Dokumentation basierenden System abgerechnet. Der inzwischen mehrfach überarbeitete und adaptierte ASDI Datensatz Intensivmedizin enthält den neuen LKF Datensatz Intensiv in der jeweils aktuellen Variante, sowie darüber hinausgehende Parameter für Qualitätssicherung und lokale Leistungserfassung. Die Infektionserfassung erfolgt entsprechend dem Protokoll und Definitionen des ECDC für nosokomiale Infektionen auf Intensivstationen in der aktuellen Fassung [12]. Die Datenerfassung erfolgt über ein spezielles Modul, das in die Software ICDOC („Intensive Care Documentation“) von ASDI erstmals im Jahr 2004 integriert wurde. Die Erfassung des Datensatzes ist patienten-orientiert, verlangt prinzipiell die Erfassung von einfachen Risikofaktoren und physiologischen Parametern zur Bewertung des Schweregrads der Erkrankung bei der Aufnahme mittels SAPS3 Score („Simplified Acute Physiology Score“) sowie tägliche Erfassung des Behandlungsaufwands anhand des TISS Scores („Therapeutic Intervention Scoring System“, Abbildung 6.1). Die Erfassung der zusätzlich notwendigen Daten für die nosokomialen Infektionen wurde entsprechend der täglichen Erfassung des Behandlungsaufwands strukturiert. Es erlaubt auf einem Bildschirm die Erfassung der Exposition und der Abnahme von Kulturen bei Verdacht auf Pneumonie, Katheter-assoziierte Infektionen, Harnwegsinfektion, Wundinfektion sowie von Blutkulturen. Diese Form der Erfassung nimmt nicht mehr als 1 Minute pro PatientIn und Tag zusätzlich in Anspruch. Im selben Bildschirm können pro Abnahme bis zu zwei unterschiedliche Keime inklusive Indikatorresistenzen erfasst werden. Eine automatische Übernahme der mikrobiologischen Befunde ist möglich, aber leider noch nicht flächendeckend. Selbstverständlich ist die klinische Bewertung nicht automatisierbar. Als weitere Unterstützung der einzelnen Intensivstationen können für jede beliebige Zeitperiode entweder zusammenhängende Berichte über Infektionshäufigkeiten oder Keimhäufigkeiten einfach erstellt werden. Somit bietet die Software ICDOC neben der Erfüllung des gesetzlichen Auftrags der Infektionserfassung auch einen Vorteil für die Führung der einzelnen Station durch die jederzeitige Möglichkeit die aktuelle Keimökologie abzufragen und darzustellen. Ein großer Anteil der Stationen stellt Daten für die Teilnahme an einem österreich-weiten Benchmarking Projekt einmal jährlich zur Verfügung und bekommt daraus einen vergleichenden Jahresbericht mit den anderen teilnehmenden Stationen, der klarerweise auch die nosokomialen Infektionen darstellt (Abbildung 6.2 und Abbildung 6.3). Aus diesen Benchmarking-Projekt Daten werden auch die Infektionsdaten zur Übermittlung an das ECDC nach entsprechender Zustimmung extrahiert. Eine Reihe von Intensivstationen hat sich für die Erfassung von nosokomialen Infektionen auf Stationsniveau entschieden und nimmt dafür am deutschen KISS Netzwerk teil. Die Erfassung entspricht einer Variante der einfachsten Erfassung nach ECDC Kriterien dar. Eine Rückgabe der erfassten Daten an ANISS/ASDI ist derzeit nicht möglich. Daher sind diese Daten auch nicht Teil der europäischen HAI Erfassung. Es muss auch darauf hingewiesen 74 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 werden, dass Infektionsraten nach KISS nicht mit ECDC Daten vergleichbar sind, weil bei der Erfassung der Exposition im KISS System nicht zwischen PatientInnen, die 1-2 Tage aufgenommen sind und jenen, die mehr als 2 Tage aufgenommen sind und für nosokomiale Infektionen infrage kommen, unterschieden wird. Abbildung 6.1: Struktur der integrierten Surveillance in ICDOC 75 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 6.2: Eingabebildschirm zur Infektionserfassung (I) 76 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 6.3: Eingabebildschirm zur Infektionserfassung (II) 6.4 Ergebnisse 6.4.1 Surveillance von Infektionen auf Intensivstationen 2013 Im Jahr 2013 haben insgesamt 89 Intensivstationen (81,7 % aller Intensivstationen in Österreich) aus 52 Krankenanstalten am ASDI-Benchmarking Projekt teilgenommen. Davon haben 21 Stationen aus 17 Krankenanstalten (23,6 %) auch Infektionsdaten erfasst. In die folgenden Auswertungen wurden nur Stationen eingeschlossen, die bis zum Stichtag am 28. November 2014 vollständige Daten übermittelt haben (Tabelle 6.1). Mehrheitlich handelt es sich um Schwerpunktkrankenanstalten, Primärversorgungskrankenanstalten und eine Zentralkrankenanstalt. 77 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 6.1: Gesamtpatientenzahl in den teilnehmenden Intensivstationen, 2013 ICU Type Medizinisch Zahl der Stationen Bettenzahl Patienten ICU(gesamt) Patiententage ICU (gesamt) 4 6-8 1.725 9.093 Chirurgisch 15 4-16 5.826 36.739 Gesamt 19 4-16 7.551 45.832 Tabelle 6.2: PatientInnen, die über 2 Tage auf der Intensivstation lagen PatientInnen ICU (Aufenthalt >2 Tage) Patiententage ICU (Aufenthalt >2 Tage) Medizinisch 913 7.705 Chirurgisch 3.371 32.084 Gesamt 4.284 39.789 Die Anzahl an PatientInnen und die postoperativen Patiententage von PatientInnen, die über 2 Tage auf der Intensivstation lagen, sind in Tabelle 6.2 dargestellt. Die PatientInnen, bei denen aufgrund des Aufenthalts in der Intensivstation von über 2 Tagen, eine nosokomiale Infektion auftreten kann, stellen 57 % aller PatientInnen dar und benötigen 87 % aller Intensivtage. Ihre durchschnittliche ICU Liegedauer liegt bei 9,3 Tagen mit einem medianen Aufenthalt von 5 Tagen (Abbildung 6.4). Die Mortalität betrug 9,9 % (434/4.367). Damit benötigen 43 % der PatientInnen nur 2 Tage und eine Nacht in der Intensivstation bis zur Entlassung. Abbildung 6.4: Aufenthaltsdauer auf internistischen und chirurgischen Intensivstationen H is to g r a m o f IC U - S ta y 30 m e d ic a l s u r g ic a l 20 15 10 5 1 2 9 1 7 1 5 1 3 1 1 1 9 7 5 0 3 % p a t ie n t s 25 d a y s in th e I C U 78 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Die Altersverteilung ist ganz ähnlich auf internistischen und chirurgischen Intensivstationen, während es einen gering höheren Schweregrad auf internistischen Stationen gibt (Abbildung 6.5 und Abbildung 6.6). Abbildung 6.5: Altersverteilung auf internistischen und chirurgischen Intensivstationen H is t o g r a m o f a g e 30 m e d ic a l % p a t ie n t s 25 s u r g ic a l 20 15 10 5 0 0 0 1 9 0 8 0 7 6 0 0 5 0 4 0 3 0 2 0 1 0 0 y e a rs Abbildung 6.6: Schweregrad der Erkrankung aufgrund des SAPS3 Scores H is t o g r a m o f S A P S III 30 m e d ic a l s u r g ic a l 20 15 10 5 1 1 0 0 1 0 0 9 0 8 0 7 0 6 0 5 0 4 0 3 0 2 0 0 1 % p a t ie n t s 25 p o in ts 79 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 6.4.2 Device-assoziierte Infektionen Ein zentral-venöser Katheter war an 91 % der Aufenthaltstage vorhanden. An 55 % der ICU Tage waren PatientInnen intubiert und an 25 % der Tage nicht-invasiv beatmet oder mit O2 Maske. An 62 % der Tage war eine Magensonde vorhanden und an 91 % der Tage ein Harnkatheter. Der Anteil an PatientInnen, die eine spezifische Infektion entwickelt haben, sind in Abbildung 6.7 dargestellt, der Zeitpunkt des Auftretens in Abbildung 6.8 bzw. Abbildung 6.9. Abbildung 6.7: Prozentsätze der PatientInnen mit einer spezifischen Infektion, 2013 BSI=Bakteriämie, CCO=Kolonisation von Gefäß-Katheterspitzen, CRI=Katheter-assoziierte Infektion, PN=Pneumonie, UTI=Harnwegsinfektion, OTH=Sonstige. Abbildung 6.8: Tag des Infektionsauftritts, 2013 BSI=Bakteriämie, CCO=Kolonisation von Gefäß-Katheterspitzen, CRI=Katheter-assoziierte Infektion, PN=Pneumonie, UTI=Harnwegsinfektion, OTH=Sonstige. 80 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 6.9: Histogramm des Auftretens der individuellen Infektionen, 2013 H is to g ra m o f firs t In fe c tio n d a y 20 16 BSI % p a t ie n t s CCO CRI 12 PN UTI 8 OTH 4 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 0 D ays Bei der Analyse der Infektionszahlen wird auch die Anwendung sogenannter Devices (supportive Intensivmaßnahmen, wie z.B. Harnkatheter, zentraler Gefäßkatheter, invasive Beatmung, etc.) als Risikofaktoren für die Entwicklung von nosokomialen Infektionen berücksichtigt. Die Device-assoziierte Infektionsrate ist in Tabelle 6.3 dargestellt. Tabelle 6.3: Device-assoziierte Infektionsrate, 2013 InfektionsRate Device-Tage von Device-Tage Device-Tage nicht-infizierten von infizierten (gesamt) PatientInnen PatientInnen BSI-Rate = 1.000*BSI (N)/ZVK-Tage 1000*202/33113 6 30.769 2.344 33.113 CRI-Rate = 1000*CRI/ ZVK-Tage 1000*69/34935 2 33.986 949 34.935 PN-Rate = 1000*PN/INT-Tage 1000*206/19111 11 17.308 1.803 19.111 UTI-Rate = 1000*UTI/UC-Tage 1000*240/33268 7 30.756 2.512 33.268 N=Anzahl. BSI=Bakteriämie, ZVK-Tage= Gefäßkatheter-Tage (gesamt), CRI= Katheter-assoziierte Infektion, PN=Pneumoine, INT-Tage=invasive Beatmungs-Tage (gesamt), UTI=Harnwegsinfektion, UC-Tage=Harnkatheter-Tage (gesamt). 81 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 6.4.3 Österreich im europäischen Vergleich Die Anzahl von ICUs, die sich an der Surveillance von HAIs auf Intensivstationen beteiligen, ist von 544 im Jahr 2004 auf 896 ICUs im Jahr 2008 bzw. 1.249 im Jahr 2012 angestiegen (Abbildung 6.10). Abbildung 6.10: Anzahl an ICUs mit Surveillance Daten, 2004-2012 (modifiziert nach [7]) Die Daten von 2008 bis 2012 wurden aus verschiedenen ICUs erfasst und tragen zu insgesamt 5.301 ICU Surveillance-Jahren (bzw. ohne Deutschland zu 2.815) bei (Tabelle 6.4). Tabelle 6.4: Anzahl der teilnehmenden Intensivstationen in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) 39.139 475.247 396.234 4.658.573 Protokoll ICU Patiententage (N) 2012 28 193 663 2.815 ICU PatientInnen (N) ICU-Jahre (N) Österreich EU (ohne DE) 2008 37 445 Anzahl der ICUs 2009 2010 2011 37 66 25 479 617 611 P P/U N=Anzahl. DE=Deutschland. P=patientenbasierte Daten, U=abteilungsbasierte Daten. Die Struktur der teilnehmenden Intensivstationen ist in Tabelle 6.5 dargestellt, die demographischen Charakteristika von ICU-PatientInnen aus Ländern mit patientenbasierten Daten in Tabelle 6.6. 82 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 6.5: Struktur der teilnehmenden Intensivstationen in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) ICU Type ( %) Österreich EU (ohne DE) ICU Typ ( %) ICU-Jahre Gem. (N) 188 3 2.744 66 Chir. Med. 52 10 15 5 Intubierte AufenthaltsICU Größe PatientInnen dauer ICU ( %) (Tage) Sonstige/Un Median Median (IQR) Median (IQR) bekannt (IQR) 30 6 (6-8) 71 (46-82) 11 (8-12) 20 10 (8-14) 61 (39-77) 10 (8-12) N=Anzahl. Gem.=Gemischt, Chir.=Chirurgisch, Med.=Medizinisch. DE=Deutschland. IQR=Interquartilsbereich. Tabelle 6.6: Demographische Charakteristika der österreichischen ICU-PatientInnen im internationalen Vergleich, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) Antibiotika bei Aufnahme ( %) 0,7 2,1 11,4 9,1 2,2 0,2 47,9 14,8 8,4 41,0 Immunsuppression ( %) 22 18,4 Akute Herzkrankheit ( %) 27,1 18,9 Trauma ( %) 50,9 62,7 Unbekannt Akute Chirurgie 17,2 40,7 Elektive Chirurgie 34 36 Medizinisch 11,7 15,3 Patientenaufnahmen aus ambulantem Bereich ( %) 59,0 61,4 SAPS II Score Median 68 66 Mortalität ICU ( %) 39.139 446.677 Männer Anteil ( %) Alter Median (Jahre) PatientInnen (N) Österreich EU Aufnahmegrund ( %) N=Anzahl. SAPS=Simplified Acute Physiology Score. Tabelle 6.7 zeigt den invasiven Device-Einsatz auf Intensivstationen, die patientenbasierte Daten sammeln. Tabelle 6.7: Device-Exposition im internationalen Vergleich, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) Zentraler Gefäßkatheter Intubation Österreich EU Parenterale Ernährung Harnkatheter % Device Tage/100 Patiententage % Device Tage/100 Patiententage % Device Tage/100 Patiententage % Device Tage/100 Patiententage 63,2 59,4 57,5 56,1 8,7 70,6 87,2 72,9 78,6 80,3 77,5 81,0 18,1 17,5 83 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Pneumonie Insgesamt haben 27.705 PatientInnen, die 2008 bis 2012 mehr als 2 Tage auf der Intensivstation lagen, eine Pneumonie entwickelt. Die mittlere kumulative Inzidenz in der EU lag bei 9,5 % (Tabelle 6.8). Tabelle 6.8: Infektionsraten mit Pneumonie in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) PatientInnen Kumulative PN-Episoden IAP mit PneumonieInzidenz (N)/1.000 Episoden Pneumonie Episoden (N) (PN %) Patiententage (N) (N) Österreich 1.540 5,7 2.152 7,6 2.148 EU 27.705 6,1 32.220 7,3 29.047 IAP Episoden/1.000 Intubations-Tage MW Median (IQR) 12,8 11,4 9,8 (4,7-16,8) 9,5 (4,5-16,0) N=Anzahl. MW=Mittelwert. IQR=Interquartilsbereich. PN=Pneumonie. IAP=Intubations-assoziierte Pneumonie. In Österreich wird bei etwa 10 % der Pneumonien eine bronchoalveoläre Lavage mit quantitativer Kultur, bei 15 % ein Trachealsekret mit quantitativer Kultur und bei allen anderen ein nicht-quantitatives Trachealsekret verwendet. Damit werden quantitative Kulturen seltener als in Frankreich, Kroatien, Spanien und Italien durchgeführt. Der Zeitpunkt des Auftretens der Pneumonie war im Median zwischen dem 7. und 13. Tag. Die isolierten Mikroorganismen bei ICU-erworbenen Pneumonien sind in Tabelle 6.9 dargestellt. Tabelle 6.9: Keimhäufigkeit bei Pneumonie in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) Pseudomonas aeruginos Staphylococcus aureus Escherichia coli Klebsiella spp. Candida spp. Enterobacter spp. Acinetobacter spp. Stenotrophomonas maltophilia Enterococcus spp. Serratia spp. Österreich EU Anzahl der Isolate 2.981 58.171 21,0 17,4 8,7 15,1 6,5 9,8 10,5 9,4 16,2 8,7 7,0 7,1 1,3 3,8 3,8 3,8 4,9 3,4 2,9 3,3 Bakteriämie Insgesamt haben 16.000 PatientInnen, die 2008 bis 2012 mehr als 2 Tage auf der Intensivstation lagen, eine Bakteriämie entwickelt. Die mittlere kumulative Inzidenz in der EU lag bei 3,5 % (Tabelle 6.10). Tabelle 6.10: Häufigkeit der positiven Blutkulturen in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) BSI Kumulative BSI Episoden PatientInnen Inzidenz Episoden (N)/1.000 mit BSI (N) (BSI %) (N) PatientenLand tage Österreich 1.070 3,9 1.265 4,5 EU 16.000 3,5 18.367 4,1 Primäre BSIEpisoden/1.000 Patiententage 2,4 2,5 CLABSI (N)/1.000 CLABSI ZVK- Tage Episoden (N) MW Median (IQR) 685 10.574 2,7 1.,3 (0,0-3,7) 3,3 2,2 (0,6-4,5) N=Anzahl. MW=Mittelwert. IQR=Interquartilsbereich. BSI=Bakteriämie. ZVK=zentraler Gefäßkatheter. CLABSI=ZVK-assoziierte BSI. 84 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 In Österreich konnte im Gegensatz zu den Europäischen Daten kein klarer Trend zur Abnahme der BSI festgestellt werden. Auffällig ist, dass Österreich zu den drei Ländern gehört, bei denen positive Blutkulturen besonders früh auftreten. Die isolierten Mikroorganismen bei ICU-erworbenen Bakteriämien sind in Tabelle 6.11 dargestellt. Tabelle 6.11: Keimhäufigkeit bei positiven Blutkulturen in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) Coagulase-negative staphylococci Enterococcus spp. Staphylococcus aureus Candida spp. Pseudomonas aeruginosa Klebsiella spp. Escherichia coli Enterobacter spp. Acinetobacter spp. Serratia spp. Land Österreich EU Anzahl der Isolate 1.421 27.053 43,7 25,9 10,5 12,7 5,8 10,9 11,6 8,3 5,6 7,7 4,2 7,4 3,7 7,1 2,8 5,4 0,6 2,8 1,3 2,2 Harnwegsinfekte Die Surveillance von Harnwegsinfekten ist im HAIICU optional, weshalb nur 14 SurveillanceNetzwerke Daten hierzu gesammelt haben. 12.191 von 380.313 PatientInnen, die 2008 bis 2012 mehr als 2 Tage auf der Intensivstation lagen, haben einen Harnwegsinfekt entwickelt. Die mittlere kumulative Inzidenz in der EU lag bei 3,2 % (Tabelle 6.12). Es besteht ein nichtsignifikanter Trend zur Abnahme der Harnwegsinfektionen. Tabelle 6.12: Häufigkeiten der Harnwegsinfekte in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) PatientInnen mit UTI (N) Land Österreich EU CAUTI (N)/1.000 Harnkatheter-Tage Kumulative UTI UTI Episoden CAUTI Inzidenz Episoden (N)/1.000 Episoden (UTI %) (N) Patiententage (N) 1.484 12.191 5,4 3,2 1.985 13.707 7,0 3,4 1.968 12.582 MW Median (IQR) 8,4 4,4 5,3 (1,1-13,0) 3,0 (1,0-5,8) N=Anzahl. MW=Mittelwert. IQR=Interquartilsbereich. UTI=Harnwegsinfektion. CAUTI=Katheter-assoziierte Harnwegsinfektion. Die isolierten Mikroorganismen bei ICU-erworbenen Harnwegsinfekten, sind in Tabelle 6.13 dargestellt. Tabelle 6.13: Keimhäufigkeit bei Harnwegsinfekten in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) Escherichia coli Candida spp. Enterococcus spp. Pseudomonas aeruginosa Klebsiella spp. Enterobacter spp. Proteus spp. Coagulase-negative staphylococci Citrobacter spp. Acinetobacter spp. Land Österreich EU Anzahl der Isolate 2.338 16.840 15,1 26,3 28,7 17,5 19,3 16,2 14,5 14,0 5,0 7,4 3,0 4,4 2,6 3,8 6,3 2,5 0,7 1,4 0,5 1,3 85 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Antimikrobielle Resistenzen bei ICU-assoziierten Infektionen Die Gesamtprozentsätze der nicht-empfindlichen Isolate von ausgewählten Mikroorganismen, die 2008 bis 2012 mit ICU-erworbenen Infektionen assoziiert waren, sind in Tabelle 6.14 dargestellt. Tabelle 6.14: Häufigkeiten von Indikatorresistenzen in Österreich und der EU, 2008-2012 (modifiziert nach [7]) Methicillin-R S. aureus Anzahl getestet Österreich 336 EU 6.681 %R 27,7 34,5 Vancomycin-NS Enterococci Anzahl getestet 601 3.884 % NS 2,2 3,3 3GC-NS Enterobacteriaceae Anzahl getestet 1.582 19.237 %NS 22,2 30,7 CarbapenemCarbapenem-NS NS Pseudomonas spp. Acinetobacter spp. Anzahl Anzahl %NS %NS getestet getestet 5.890 33,5 2.093 78,8 R=resistent. NS=nicht-empfindlich. 3GC=3. Generation-Cephalosporine. 86 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 7 PPS – Europäische Punkt-Prävalenz-Untersuchung 7.1 Einleitung Die erste europäische Punkt-Prävalenz-Untersuchung („point prevalence survey“, PPS) hatte das Ziel, sowohl HAI wie auch den Einsatz von Antibiotika zu erfassen und zu vergleichen. Vor dem Hintergrund zahlreicher in der Vergangenheit durchgeführter nationaler Prävalenzstudien in europäischen Ländern, die allerdings unterschiedliche Methoden, vor allem unterschiedliche Definitionen der nosokomialen Infektionen verwendeten und dadurch zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen, entstand der Bedarf ein einheitliches Design, einheitliche Definitionen und Methoden für eine gesamteuropäische, repräsentative Prävalenzuntersuchung in Krankenhäusern zu schaffen. Das Protokoll dieser ersten gesamteuropäischen PPS wurde von dem ECDC unter Mitwirkung von ExpertInnen aus allen EULändern konzipiert und initiiert. Die Durchführung in den EU-Ländern erfolgte auf freiwilliger Basis. In Österreich war es, im Gegensatz zu EU-Ländern wie Frankreich oder Spanien, die erste Punk-Prävalenz-Untersuchung (PPS). Daher wurde von Mai bis Juni 2012 PPS in 9 Krankenanstalten bei 4321 PatientInnen geführt. Die Ziele von PPS waren ein Überblick über das Gesamtauftretens nosokomialer Infektionen und den Antibiotikagebrauchs in Österreich zu erfassen. Die Ergebnisse wurden den Teilnehmer-Anstalten zur Verfügung gestellt sowie in der ECDC-Publikation „Point prevalence survey of healthcare-associated infections and antimicrobial use in European acute care hospitals 2011–2012“ veröffentlicht [4]. Das Ziel war es, die Bewusstseinsbildung gegenüber nosokomialen Infektionen und antimikrobieller Resistenz zu fördern, Strukturen für Surveillance aufzubauen und konkrete Probleme und somit Ziele für Verbesserungen zu identifizieren. 7.2 Methoden Das ECDC erarbeitete bis 2011 ein einheitliches europäisches Protokoll zur Durchführung einer gesamt-europäischen PPS. Alle Länder Europas wurden aufgefordert, in den Jahren 2011 und 2012, eine nationale PPS zur Erhebung von nosokomialen Infektionen (HAI) und dem Gebrauch von Antibiotika in den 27 EU-Ländern durchzuführen. Mit der Umsetzung des Projektes in Österreich wurde die Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle der Medizinischen Universität Wien als Nationales Referenzzentrum für Nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz betraut. Die Studien wurden mit ausgewählten österreichischen Krankenhäusern durchgeführt und die Daten in pseudonymisierter Form an das ECDC, im Wege des Bundesministeriums für Gesundheit, übermittelt. Das Protokoll für die nationale Prävalenzuntersuchung hatte vor allem folgende Studienziele: Beschreibung der Strukturqualität und hygienische Charakteristiken der AkutKrankenhäuser. Erhebung der Prävalenz von HAI und des Einsatzes von Antibiotika in österreichischen Akut-Krankenhäusern. Erfassung der Art der Infektionen und deren Erreger. Erfassung der verwendeten Antibiotika und der Indikationen für die Verschreibung von Antibiotika. 87 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Vergleich der österreichischen Daten mit denen der anderen europäischen Länder. 7.2.1 Design Von Seiten des ECDC wurden für die Durchführung der Untersuchung einheitliche Methoden vorgegeben. In Österreich wurde die Untersuchung auf Basis von patienten-basierten Datensätzen durchgeführt. Das Studienprotokoll wurde ins Deutsche übersetzt. Das Protokoll ist auf der Homepage des ECDC zu finden. Das übersetzte Handbuch zur Durchführung ist auf der Website der Univ. Klinik für Krankenhaushygiene des AKH Wien zu finden. 7.2.2 Repräsentative Stichprobe Die Repräsentativität für Österreich sollte durch eine Zufallsstichprobe von Krankenhäusern unter Berücksichtigung der Bettenzahl der Krankenhäuser und entsprechend der Einwohnerzahl der neun österreichischen Bundesländer erreicht werden. Nach der Zufallsstichprobe waren nur neun Akut-Krankenhäuser bereit, auf freiwilliger Basis an der Studie teilzunehmen. 7.2.3 Einschluss- und Ausschlusskriterien Krankenhäuser Einschlusskriterien: alle Akut-Krankenhäuser unabhängig von der Größenklasse Ausschlusskriterien: Pflegeeinrichtungen, Rehabilitationskliniken Stationen Einschlusskriterien: alle Stationen in Akut-Krankenhäusern Ausschlusskriterien: Pflegestationen in Akut-Krankenhäusern, Aufnahme-Stationen (< 24 Stunden Aufnahme-Dauer) PatientInnen Einschlusskriterien: alle PatientInnen auf der Station morgens um 8.00 Uhr und bis zum Zeitpunkt der Prävalenzuntersuchung noch nicht entlassen waren Neugeborene, wenn sie vor 8.00 Uhr am Prävalenzuntersuchungstag geboren waren PatientInnen, die am Prävalenzuntersuchungstag nur zeitweise zu diagnostischen Eingriffen etc. nicht auf der Station anwesend waren Ausschlusskriterien: ambulante PatientInnen 88 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 7.2.4 Definitionen der HAI Als Definitionen für HAI wurden die, bereits in den ECDC Netzwerken vorhandenen Definitionen, verwendet (HELICS Surveillance of Surgical Site Infections; HELIC Surveillance of Nosocomial Infections in Intensivecare Units). Weitere Definitionen wurden von den ECDCExpertInnen (Delegierte von allen teilnehmenden Ländern) auf Basis der Definitionen der US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erstellt. Nur Untersuchungsergebnisse, die am Tag der Prävalenzuntersuchung vorlagen, wurden für die Studie verwendet. Aktive HAI wurden wie folgt definiert: - eine Infektion mit klinischen Symptomen am Prävalenzuntersuchungstag oder - eine Infektion mit klinischen Symptomen war kürzlich aufgetreten, und die/der PatientIn erhielt noch immer eine Therapie bezogen auf diese Infektion und - das Auftreten der klinischen Symptome der Infektionen war am Tag 3 (oder später) des aktuellen Krankenhausaufenthaltes (Aufnahmetag = Tag 1) oder - die klinischen Symptome einer aktiven postoperativen Wundinfektion waren am Aufnahmetag vorhanden oder vor Tag 3 des aktuellen Aufenthaltes aufgetreten oder - die klinischen Symptome einer Clostridium difficile Infektion (CDI) waren bei Aufnahme vorhanden oder traten vor Tag 3 des aktuellen Aufenthaltes auf und die/der PatientIn war aus einem Akutkrankenhaus weniger als 28 Tage vor der jetzigen Aufnahme aufgenommen worden. Für die Dokumentation der Verwendung von Antibiotika wurde die „Anatomical Therapeutic Chemical“ (ATC)-Klassifikation der WHO (Weltgesundheitsorganisation) verwendet. Antivirale Medikamente und Tuberkulostatika wurden nicht erfasst. Die Antibiotikagabe wurde dokumentiert, wenn zum Zeitpunkt der Untersuchung das Antibiotikum in der aktuellen Krankengeschichte vorgeschrieben wurde. Im Falle einer perioperativen Antibiotika-Prophylaxe wurde zwischen Einmaldosis, mehreren Gaben am OP-Tag und Fortführung der Verabreichung über den OP-Tag hinaus unterschieden. 7.2.5 Durchführung der PPS Die Erfassung wurde durch das Personal der jeweiligen Akut-Krankenhäuser vorgenommen. Die Hygieneteams der neun teilnehmenden Krankenhäuser wurden durch eintägige Einführungskurse mit dem Studienprotokoll, der Diagnostik von HAI und der Erfassung der Antibiotika-Verwendung nach den ECDC Vorgaben vertraut gemacht. Das Training wurde im Zeitraum von Jänner bis April 2012 durchgeführt. Im Zeitraum Mai bis September 2012 besuchten die trainierten MitarbeiterInnen des Krankenhauses sukzessive die Stationen des jeweiligen Krankenhauses (mindestens eine komplette Station pro Tag), um durch Akteneinblick und Rückfragen an das Personal der Stationen die erforderlichen Daten der 89 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Krankenhausgeschichte zu erheben. Zusätzliche klinische Untersuchungen der PatientInnen erfolgten nur im Ausnahmefall zusammen mit der/dem StationsarztIn. Für die Datenerhebung wurden nach den ECDC Vorgaben zwei maschinenlesbare Fragebögen erstellt, einen Fragebogen über Merkmale des Krankenhauses (Angaben über Größe, Art des Hauses und weitere Strukturmerkmale wie Personal für Hygiene, Händedesinfektionsmittelverbrauch etc.), und einen Patienten-bezogenen Fragebogen (ohne personenbezogene Daten), der für jede/n PatientIn entsprechend der Einschlusskriterien angelegt werden musste. Für PatientInnen mit klinischen Symptomen einer HAI bzw. Antibiotika-Gabe mussten mehr Angaben (Zeitpunkt des Auftretens, Erreger etc.) gemacht werden. Für die Verwendung von Antibiotika wurde die Art des Antibiotikums oder Antimykotikums, die Art der Verabreichung (parenteral, oral), die Indikation, und ob die Indikation in der Patientenakte dokumentiert war, erfasst. Lag eine nosokomiale Infektion vor, wurde unter anderem die Lokalisation (Pneumonie, Wundinfektion etc.), der Infektionsbeginn und der Bezug auf invasive Behandlungsmaßnahmen (Zentrale oder periphere Gefäßkatheter, Harnkatheter etc.) abgefragt. Weiters wurde die Information, ob die nosokomiale Infektion schon bei Aufnahme vorhanden war oder beim aktuellen Krankenhausaufenthalt erworben wurde und die Erreger der Infektion erhoben. Zur Erfassung und Erklärung des Schweregrades von Grundkrankheiten der PatientInnnen wurde die McCabe Klassifikation herangezogen: Nach der McCabe Klassifikation werden PatientInnen in die Kategorien „Non-fatal“ (erwartete Überlebenswahrscheinlichkeit > 5 Jahre, chronische Erkrankungen), „Ultimately fatal“ (erwartete Überlebenswahrscheinlichkeit 1-5 Jahre) „Rapidly fatal“ (erwartete Überlebenswahrscheinlichkeit < 1 Jahr) eingeteilt. 7.2.6 Datenmanagement Durch das ECDC wurde 2011 zur Pilot Prävalenzstudie eine Validierungsstudie durchgeführt. In Österreich, nachdem das jeweilige Krankenhauspersonal die Erfassungsbögen ausgefüllt hatte, wurden die Daten in der Univ. Klinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle der Medizinische Universität Wien in eine Datenbank eingelesen und validiert. 7.3 Ergebnisse 7.3.1 Teilnahme und Struktur der Krankenhäuser Insgesamt beteiligten sich neun österreichische Krankenhäuser mit einer Gesamtmenge von 4.321 eingeschlossenen PatientInnen. Das stellt 5 % der Akut-Krankenhäuser und 10 % der PatientInnen der Akut-Krankenhäuser in Österreich dar. In Bezug auf die Krankenhausgröße hatten: 45 % der teilnehmenden Akut-Krankenhäuser weniger als 200 Betten, 11 % zwischen 200 und 399, 11 % zwischen 400 und 600, 33 % mehr als 600. In Bezug auf der Verteilung nach Krankenhaustyp, waren 45 % Regelversorgungskrankenanstalten, 11 % Schwerpunktkrankenanstalten und 33 % Zentralkrankenanstalten (zwei Universitätskliniken). Die durchschnittliche Bettenzahl betrug 450 Betten (Interquartilsbereich IQR: 172-1106). Medizinische und chirurgische Abteilungen umfassten - in allen Krankenhäusern der EU - zwei Drittel der gesamt teilnehmenden Stationen in Österreich (40,4 % und 36,7 %) (Tabelle 7.1). 90 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 7.1: Verteilung der teilnehmenden Abteilungen in Österreich und der EU Österreich Abteilung Chirurgie Medizin Pädiatrie ICU Gyn./Obst. Geriatrie Psychiatrie Andere Gesamt N 1.586 1.745 92 234 341 0 147 176 4.321 EU % 36,7 40,4 2,1 5,4 7,9 0 3,4 4,1 100 N 70.848 94.770 12.765 11.516 17.515 9.133 9.227 5.685 231.459 % 30,6 40,9 5,5 5,0 7,6 3,9 4,0 2,5 100 N=Anzahl der PatientInnen. Strukturindikatoren für Hygiene im Krankenhaus: Der Verbrauch an alkoholischem Hände-Desinfektionsmittel in österreichischen Krankenhäusern lag mit 27 Litern pro 1.000 Patiententagen, signifikant höher als der europäische Durchschnitt (18,7 Liter/1.000 Patiententage, Abbildung 7.1). Abbildung 7.1: Verbrauch an alkoholischem Hände-Desinfektionsmittel in Litern, nach Land [4] Beachte: Die rote vertikale Linie repräsentiert den EU-Durchschnitt. 91 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Die europaweite Rate an Einzelzimmern lag im Median bei 9,9 % bezogen auf alle Patientenzimmer in den teilnehmenden Krankenanstalten. Österreich verfügte, ebenso wie Deutschland und Italien über einen Einzelzimmer-Anteil von nur 5 bis 10 %. Die meisten der südöstlichen EU Länder lagen unter 5 % (Abbildung 7.2) Abbildung 7.2: Prozentsatz der Verteilung der Einzelzimmer, nach Land [4] Beachte: Die rote vertikale Linie repräsentiert den EU-Durchschnitt. Nummer der Einzelzimmer*100/Zahl der gesamten Betten. Bezüglich der personellen Ausstattung der Hygieneteams in europäischen Krankenanstalten war in Österreich durchschnittlich eine Vollzeit-Hygienefachkraft (HFK) mit 40 Stunden pro 250 Betten in allen Krankenanstalten vorhanden. In 118 europäischen Krankenhäusern aus 12 EU Ländern war keine Hygienefachkraft vorhanden (Abbildung 7.3). 92 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.3: Anzahl der Hygienefachkräfte (40 Wochenstunden) pro 250 Betten [4] Beachte: Die rote vertikale Linie repräsentiert den EU-Durchschnitt. 7.3.2 HAI – Erhobene nosokomiale Infektionen In Österreich wurden insgesamt 287 HAI bei 4.321 PatientInnen erfasst. 268 PatientInnen hatten mindesten eine HAI, also eine Gesamtprävalenz der HAI von 6,2 % (4,2-9,1) und eine HAI Rate für infizierte PatientInnen von 1,07. In der EU lag die Prävalenz von HAI bei durchschnittlich bei 6 % (Tabelle 7.2). In Abbildung 7.4 wird die Prävalenz-Rate der HAI von 30 europäischen Ländern gezeigt. Tabelle 7.2: Charakteristika der HAI in Österreich und der EU Charakteristika Anzahl PatientInnen mit HAI Anzahl aller HAI HAI Prävalenz % (95 % CI) Anzahl HAI pro PatientIn Anzahl mikrobiologischer bewiesener HAI ( %) Anzahl nachgewiesener mikrobieller Erreger Österreich 268 287 6,2 (4,2-9,1) 1,07 135 (47) 176 EU 13.829 15.000 6,0 (5,7-6,3) 1,10 8.114 (54) 10.076 93 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.4: Prävalenz von nosokomialen Infektionen in allen teilnehmenden Akutkrankenhäusern der EU, nach Land (Quelle: TESSy) Die höchste HAI-Prävalenzrate (Mittelwert: 20,9 %) wurde auf den Intensivstationen beobachtet. An internistischen und chirurgischen Abteilungen betrug die Prävalenz in Österreich an HAI jeweils 5,4 % und 6,6 %. Tabelle 7.3 zeigt die Prävalenz der HAI in Österreich und Europa nach Fachrichtungen. 94 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 7.3: HAI-Raten in Österreich und der EU, nach Fachrichtung Österreich Abteilung Chirurgie Medizin Pädiatrie ICU Gyn./Obst. Geriatrie Psychiatrie Andere Gesamt N 105 95 0,0 49 5,0 0,0 2,0 12 268 EU % 6,6 5,4 0,0 20,9 1,5 0 1,4 6,8 6,2 N 4767 5293 311 2264 274 514 89 317 13829 % 6,7 5,6 2,4 19,7 1,6 5,6 1,0 5,5 6,0 N=Anzahl der PatientInnen. Die HAI in Österreich und der EU sind in Tabelle 7.4 nach Art der Infektion dargestellt. Postoperative Harnwegsinfektionen (21,3 %), Atemwegsinfektionen (21,3 %) und Wundinfektionen (17,4 %), waren in Österreich die häufigsten HAI, gefolgt von Gastrointestinale-Infektionen (10,5 %), Sepsis (7,7 %) und Katheter-assoziierten Infektionen (6,3 %). Tabelle 7.4: HAI-Raten in Österreich und der EU, nach Infektion Infektionen Pneumonie Andere Atemwegsinfektionen Postoperative Wundinfektionen Harnwegsinfektionen Sepsis Katheter-assoziierte Infektionen Kardiovaskulare Infektionen Gastrointestinale-Infektionen Haut- und Weichteilinfektionen Knochen- und Gelenkinfektionen Infektionen des Zentralen Nervensystems Ohr-, Nase-, Rachen- , Kehlkopf- und Mundinfektionen Geburtshilfliche- und Gynäkologische Infektionen Systemische Infektionen Österreich % 20,6 0,7 17,4 21,3 7,7 6,3 0,3 10,5 3,8 1,0 0,0 1,0 0,3 9,1 EU % 19,7 4,1 19,1 19,3 10,7 1,6 1,4 7,7 4,1 1,7 0,7 3,1 0,6 6,3 Von den gastrointestinalen Infektionen (10,5 % der HAI in Österreich) waren mehr als die Hälfte Clostridium difficile Infektionen (5,9 % der HAI) (Abbildung 7.5). Der Anteil der Clostridium difficile Infektionen bei den gastrointestinalen Infektionen betrug EU-weit durchschnittlich 8 %. 95 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.5: Prozentueller Anteil an C.difficile Infektionen und anderen gastrointestinalen Infektionen (bezogen auf alle HAI), nach Land (Quelle: TESSy) In Österreich waren 12,2 % der HAI schon bei Aufnahme vorhanden. 71,4 % dieser HAI wurden allerdings in anderen Krankanstalten erworben. EU-weit waren 23,4 % der HAI bereits seit der Aufnahme vorhanden, und ca. die Hälfte dieser HAI wurden im gleichen Krankenhaus erworben (Tabelle 7.5). Tabelle 7.5: Häufigkeit der HAI in Österreich und der EU, nach Zeitpunkt des Auftretens Auftreten der HAI HAI bei Aufnahme auf Station vorhanden HAI im gleichen Krankenhaus erworben HAI in einem anderen Krankenhaus erworben HAI an nicht bekannter Stelle erworben HAI während des derzeitigen Aufenthalt erworben Keine Angaben Gesamt Österreich % 12,2 20 71,4 8,6 86,8 1 100 EU % 23,4 54,7 31,1 14,2 75,5 1,4 100 96 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Bei 47 % der HAI in Österreich war ein mikrobiologischer Erregernachweis möglich. Die häufigsten nachgewiesenen Mikroorganismen (176) waren Escherichia coli (14,8 %), Enterokokken spp. (13,1 %), Pseudomonas aeruginosa (11,4 %), Koagulase-negative Staphylokokken (10,2 %), Clostridium difficile (9,7 %) und Staphylococcus aureus (8,5 %, Abbildung 7.6). Abbildung 7.6: Am häufigsten nachgewiesene Erreger von HAI in Österreich und der EU in Prozent (Quelle: TESSy) Von 179 in Österreich isolierten HAI-Erregern wurden 22 Isolate als multiresistent eingestuft. Als multiresistent wurden Erreger eingestuft, gegen Methicillin (Leitsubstanz Oxacillin) bei Staphylococcus aureus, gegen Vancomycin bei Enterokokken, gegen Cephalosporine der 3. Generation (Leitsubstanz Cefotaxim) und Carbapeneme (Leitsubstanz Meropenem) bei Gram-negativen Stäbchen. Resistenzmechanismen wie die Bildung von „Extended-BetaLaktamasen“ (ESBL) oder Carbapenemasen wurden nicht extra erhoben. So kann es durchaus sein, dass die Carbapenem-Resistenz bei Pseudomonas aeruginosa auf die Veränderung von der Zelloberfläche zurückzuführen ist (Tabelle 7.6). 97 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 7.6: Nachweis von multiresistenten Mikroorganismen als Erreger der HAI in Österreich und der EU Erreger Staphylococcus aureus MRSA Enterococcus spp. / Vancomycin-resistent Escherichia coli / 3. Generation-Cephalosporin resistent Klebsiella spp./ 3. Generation-Cephalosporin resistent Enterobacter spp. / 3. Generation-Cephalosporin resistent Escherichia coli / Carbapenem-resistent Klebsiella spp. / Carbapenem-resistent Enterobacter spp. / Carbapenem-resistent Pseudomonas aeruginosa / Carbapenem-resistent Acinetobacter baumanii / Carbapenem-resistent Gesamt Österreich N ( %) 7 (53,8) 7 (30,4) 2 (18,2) 1 (-) 2 (8,7) 1 (-) 2 (10,5) 22 (12,3) EU N ( %) 526 (41,2) 100 (10,2) 319 (19,9) 295 (33,7) 156 (37) 58 (3,6) 168 (19,3) 15 (3,5) 287 (31,8) 257 (81,2) 2.179 (21,6) N=Anzahl der PatientInnen. MRSA=Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. 7.3.3 Demographie - Risikofaktoren und Grundkrankheiten der PatientInnen Von den untersuchten PatientInnen waren 75,5 % der PatientInnen älter als 45 Jahre. 44 % der PatientInnen hatten einen Krankenhaus-Aufenthalt, der mehr als 8 Tage betrug. Zumindest eine HAI entwickelten 20,8 % der PatientInen mit einem zentralen Gefäßkatheter und 26,4 % der intubierten PatientInnen. In Tabelle 7.7 werden demographische Merkmale, Risikofaktoren (wie zentrale Venenkatheter) sowie der Schweregrad der Grundkrankheit, nach McCabe Score, der PatientInnen in Österreich in Bezug auf HAI angeführt. 98 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 7.7: Demographische Merkmale, Risikofaktoren und Schweregrad der Grundkrankheit (McCabe Score) der österreichischen PatientInnen mit HAI 2.010 152 908 3.261 1.316 1.094 934 974 Anteil der PatientInnen % 46,5 3,5 21,0 75,5 30,5 25,3 21,6 22,5 3 0,1 1 33,3 2.997 69,4 100 3,3 913 21,1 113 12,4 246 165 1.414 548 2.097 749 91 5,7 3,8 32,7 12,7 48,5 17,3 2,1 35 20 138 114 140 106 24 14,2 12,1 9,8 20,8 6,7 14,2 26,4 N Männliches Geschlecht < 1 Jahr Alt 1-44 Jahr Alt ≥ 45 Jahr Alt Aufenthaltsdauer 1-3 Tage Aufenthaltsdauer 4-7Tage Aufenthaltsdauer 8-14 Tage Aufenthaltsdauer ≥15Tage Aufenthaltsdauer nicht bekannt McCabe Score Non-Fatal McCabe Score UltimatelyFatal McCabe Score rapidly-Fatal McCabe Score nicht bekannt OP seit Aufenthalt Zentraler Gefäßkatheter Peripher Gefäßkatheter Harnkatheter Intubation PatientInnen mit HAI HAI % 127 5 33 230 24 59 73 111 6,3 3,3 3,6 7,1 1,8 5,4 7,8 11,4 N=Anzahl der PatientInnen. 7.3.4 Anwendung von Antibiotika Insgesamt erhielten am Untersuchungstag 1.425 PatientInnen in Österreich 1.792 Antibiotika – manche erhielten mehr als 1 Antibiotikum. Die durchschnittliche Anzahl der Antibiotika pro PatientIn war 1,26. Im Vergleich zur EU mit durchschnittlich 35 % AntibiotikaGabe erhielten in Österreich 33 % (KI: 28,9-37,4) der PatientInnen Antibiotika (Abbildung 7.7) 99 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.7: Anwendung von Antibiotika in der EU (Quelle: TESSy) Die höchsten Raten der Antibiotika-Anwendung in Österreich wurden auf den Intensivstationen mit 67,6 % der PatientInnen beobachtet. An internistischen und chirurgischen Abteilungen betrug die Anwendungsrate jeweils 29,3 % und 39,9 %. Tabelle 7.8 zeigt einen Vergleich der Antibiotika-Anwendungsrate in Österreich und der EU nach Fachrichtungen. 100 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 7.8: PatientInnen mit Antibiotika-Therapie in Österreich und der EU Österreich N Abteilung Chirurgie Medizin Pädiatrie ICU Gyn./Obst. Geriatrie Psychiatrie Andere Gesamt EU Pat. mit Antibiotika-Gabe % 39,0 29,3 8,7 67,9 23,2 0,0 2,7 25,6 33,0 618 512 8 159 79 0 4 45 1.425 Pat. mit Antibiotika-Gabe % 40,7 36,0 31,7 56,5 20,1 26,6 3,5 20,4 35,0 N 28.834 34.139 4.052 6.504 3.513 2.428 323 1.159 80.952 N=Anzahl der PatientInnen. Die Gründe der Antibiotika-Anwendung waren: ambulant erworbene Infektionen (42,4 %), nosokomiale Infektionen (21,4 %) sowie medizinische oder chirurgische Prophylaxe (31 %). Bei der chirurgischen Prophylaxe fällt der sehr hohe Anteil von „perioperativen Prophylaxen“ (22 %) über den Operationstag hinaus auf (Tabelle 7.9). Tabelle 7.9: Indikation für die Antibiotika-Verwendung in Österreich und der EU Indikation Therapie Ambulant erworbene Infektionen Nosokomiale Infektionen In Pflegeeinrichtung erworbene Infektionen Chirurgische Prophylaxe Einmalige Dosis 24h Dauer > 24h Dauer Medizinische Prophylaxe Anderer Grund Nicht dokumentiert 897 Österreich AB AB % 20,8 1.157 RH % 64,6 615 14,2 760 278 6,4 13 354 53 28 277 138 15 51 N EU 54.630 AB % 23,6 75.332 RH % 68,4 42,4 38.977 16,8 52.391 47,6 384 21,4 14.733 6,4 21.001 19,1 0,3 13 0,7 1.490 0,6 1.953 1,8 8,2 1,2 0,6 6,4 3,2 0,3 1,2 394 61 29 304 162 24 56 22 3,4 1,6 17 9 1,3 3,1 15.056 3.998 2.619 8.762 9.956 1.261 2.280 6,5 1,7 1,1 3,8 4,3 0,5 1,0 17.992 4.512 2.846 10.653 12.480 1.606 2.776 16,3 4,1 2,6 9,7 11,3 1,5 2,5 N AB N=Anzahl der PatientInnen. AB=Antibiotika. RH=relative Häufigkeit der Antibiotika-Anwendung. Zu einem relativ großen Teil war die Indikation der Antibiotika-Anwendungen (30 %) in den Patientenunterlagen nicht dokumentiert. Die häufigste Verabreichungsart der Antibiotika parenteral (72,7 %), gefolgt von oraler Gabe (27,3 %). Die fünf am häufigsten eingesetzten Antibiotika-Klassen in Österreich waren Penicillin mit Betalaktamase-Inhibitoren (32 %), gefolgt von anderen Betalaktamasen (26 %) und Chinolonen (16 %) (Abbildung 7.8). 101 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.8: Verwendete Antibiotika-Klassen (Quelle: TESSy) Die verabreichten Antibiotika in Österreich sind in Abbildung 7.9 dargestellt, die in der EU in Abbildung 7.10. Die in Österreich im Vergleich zu der EU am häufigsten verabreichten Antibiotika waren Ciprofloxacin (Ö: 8,6 %, EU: 6,7 %) und Amoxicillin mit BetalaktamaseInhibitoren (Ö: 8,4 %, EU: 11 %). 102 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.9: Verwendete Antibiotika in Österreich (Quelle: TESSy) Abbildung 7.10: Verwendete Antibiotika in der EU (Quelle: TESSy) 103 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Österreich hatte im EU-weiten Vergleich die höchste Verwendung an Chinolonen der 3. Generation. Auch beim Verbrauch an 1. Generations-Cephalosporinen mit 28,6 % und 4. Generations-Cephalosporinen mit 7,9 % lag Österreich deutlich über dem europaweiten Durchschnitt von 17,7 % (1. Generations-Cephalosporine) und 1,1 % (4. GenerationsCephalosporine). Bei der Verwendung von 2. Generations-Cephalosporinen lag Österreich mit 24,7 % leicht unter und bei denen der 3. Generation mit 16,8 % deutlich unter dem europaweiten Durchschnittsverbrauch (2. Generations-Cephalosporine: 26,7 %, und 3. Generation-Cephalosporine: 36,8 %) wie in Abbildung 7.11 dargestellt. Abbildung 7.11: Prozentsatz der verwendeten Cephalosporine, Carbapeneme und Monobaktame in Österreich und der EU (Quelle: TESSy) Die Verwendung von Carbapenemen in Österreich (2 bis <3 %) war im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern im Mittelfeld (Abbildung 7.12). 104 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.12: Prävalenz der Verwendung von Carbapenemen 7.3.5 Behandelte Infektionen Infektionen des Respirationstrakts (Pneumonie 23,8 % und Bronchitis 9 %) waren europaweit mit 32,8 % die am häufigsten gestellten Indikationen für die Verabreichung von Antibiotika, sowohl im stationären (25,8 % aller HAI) als auch im ambulanten Bereich (35,4 %). An zweiter und dritter Stelle kamen mit 16,1 % Harnwegsinfektionen und 13,5 % Bakteriämie und Sepsis (Abbildung 7.13 , Abbildung 7.14, Abbildung 7.15, Abbildung 7.16). In Österreich waren im stationären Bereich ebenfalls Infektionen des Respirationstrakts die am häufigsten gestellte Indikation (Pneumonie 20,6 % und Bronchitis 0,7 %) gefolgt von Harnwegsinfektionen (21,3 %) und postoperativen Wundinfektionen (17,4 %) für die Verordnung einer antimikrobiellen Therapie. Im ambulanten Bereich waren die häufigsten Indikationen hingegen Haut- und Weichteilinfektionen gefolgt von Infektionen des Respirations- und Harntrakts (Abbildung 7.17, Abbildung 7.18, Abbildung 7.19, Abbildung 7.20). 105 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.13: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten gesamten Infektionen in der EU (Quelle: TESSy) Abbildung 7.14: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten ambulant erworbenen Infektionen in der EU (Quelle: TESSy) 106 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.15: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten NI in der EU (Quelle: TESSy) Abbildung 7.16: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten anderen Infektionen in der EU (Quelle: TESSy) 107 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.17: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten gesamten Infektionen in Österreich (Quelle: TESSy) Abbildung 7.18: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten ambulant erworbenen Infektionen in Österreich (Quelle: TESSy) 108 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Abbildung 7.19: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten NI in Österreich (Quelle: TESSy) Abbildung 7.20: Infektionsort der mit Antibiotika behandelten anderen Infektionen in Österreich (Quelle: TESSy) In Tabelle 7.10 werden die demographischen Merkmale, Risikofaktoren und Schweregrad der Grundkrankheit bei PatientInnen mit Antibiotika-Therapie aufgeführt. Circa 60 % der PatientInnen mit einem zentralen Gefäßkatheter und 80 % der intubierten PatientInnen erhielten eine Antibiotika-Therapie. 109 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 Tabelle 7.10: Demographische Merkmale, Risikofaktoren und Schweregrad der Grundkrankheit (McCabe Score) der österreichischen PatientInnen mit HAI 2.010 152 908 3.261 1.316 1.094 934 974 Anteil der PatientInnen % 46,5 3,5 21,0 75,5 30,5 25,3 21,6 22,5 3 0,1 1 33,3 2.997 69,4 872 29,1 913 21,1 370 40,5 246 165 1.414 548 2.097 749 91 5,7 3,8 32,7 12,7 48,5 17,3 2,1 112 71 604 336 908 458 72 45,5 43,0 42,7 61,3 43,3 61,1 79,1 N Männliches Geschlecht < 1 Jahr Alt 1-44 Jahr Alt ≥ 45 Jahr Alt Aufenthaltsdauer 1-3 Tage Aufenthaltsdauer 4-7Tage Aufenthaltsdauer 8-14 Tage Aufenthaltsdauer ≥15Tage Aufenthaltsdauer nicht bekannt McCabe Score Non-Fatal McCabe Score UltimatelyFatal McCabe Score Rapidly-Fatal McCabe Score nicht bekannt OP seit Aufenthalt Zentraler Gefäßkatheter Peripherer Gefäßkatheter Harnkatheter Intubation PatientInnen mit AV AV % 756 33 295 1.097 354 420 329 321 38,1 21,7 32,5 33,6 26,9 38,4 35,2 33,0 N=Anzahl der PatientInnen. AV=Antibiotika-Verwendung. 7.4 Diskussion Prävalenzstudien bieten eine Möglichkeit, sich einen Überblick über die aktuelle Situation im Hinblick auf HAI und Antibiotika-Gebrauch zu verschaffen. Das war die erste nationale Prävalenzstudie zu sowohl nosokomiale Infektionen wie auch Antiinfektiva-Anwendung in Österreich. Daten zur Häufigkeit von nosokomialen Infektionen und zur AntibiotikaAnwendung sind wichtige Qualitätsindikatoren. Das zunehmende Problem der Antibiotikaresistenz hat entscheidende Konsequenzen: einerseits werden die Therapieoptionen bei PatientInnen mit Infektionen reduziert, andererseits verursachen multiresistente Erreger zusätzliche Morbidität, Letalität und Kosten. Eine rationale Antibiotika-Anwendung kann den Selektionsdruck von resistenten Erregern und die Resistenzentwicklung reduzieren. Obwohl in Österreich mindesten 25 Krankenhäuser als repräsentative Stichprobe laut ECDC teilnehmen sollten, haben nur 9 Krankenanstalten teilgenommen (5 % der nationalen Akut-Krankenhäuser). In Bezug auf Strukturgrößen wie Bettenzahl, Zahl der HygieneärztInnen oder Hygienefachkräfte ist diese Zahl nicht repräsentativ. Allerdings wurden insgesamt Daten von 4.321 PatientInnen erhoben, dies entspricht 10 % der aufgenommenen PatientInnen in österreichischen AkutKrankenhäusern. Im Vergleich dazu wurden in anderen EU Ländern (Dänemark und Frankreich: 5 %; Schweden: 4 %; Deutschland: 2 %;) deutlich weniger patientenbezogene Daten erhoben. Die Zahl der eingeschlossenen PatientInnen kann somit durchaus als repräsentativ bewertet werden. 110 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 In Österreich gibt es derzeit immerhin einer HFK pro 250 Betten. Allerdings zeigt der Erfolg von Großbritannien, dass durch die Steigerung der HFK-Zahl auf 2,14 pro 250 Betten eine Reduktion der MRSA-Rate von 50 % auf unter 10 % erreicht werden konnte. Die Prävalenz aller HAI im untersuchten europäischen Patientenkollektiv liegt durchschnittlich bei sechs Prozent (2.3 % bis 10.8 %). Das heißt bei insgesamt 273.753 untersuchten PatientInnen wurden 15000 HAI festgestellt. Österreich liegt bei der Rate von HAI mit 6.2 im europäischen Durchschnitt. Die häufigsten HAI sind wie im restlichen Europa Pneumonien, postoperative Wundinfektionen und Harnwegsinfektionen. Die PatientInnen, die am Untersuchungstag Antibiotika oder Antimykotika erhielten, waren in Österreich (33 %) etwas weniger im Vergleich mit dem EU-Durchschnitt (35 %). Bei der Anwendung von Antibiotika fällt vor allem der hohe Anteil an prolongierter „perioperativer Prophylaxe“ auf. Wenn man konsequent auf diese nichtevidenzbasierte Anwendung verzichtete, könnte man einen großen Anteil der Antibiotika-Anwendungen in Österreich einsparen. Darin liegt durchaus Handlungsbedarf. Der im EU-Vergleich hohe Anteil von Clostridium difficile-Infektionen (5.9 % aller HAI) in Österreich sollte dazu führen, national die Aufmerksamkeit für dieses Infektion zu verstärken, es intensiver zu untersuchen und entsprechende Präventionsmaßnahmen wie rationaler Antibiotika-Gebrauch (Antimicrobial Stewardship) und adäquate Hygienemaßnahmen zu forcieren. Obwohl die Verwendung von Carbapenemen in Österreich unter 3 % liegt, liegt Österreich dennoch im EU-Mittelbereich. Der enorme Verbrauch von Carbapenenem und die hohe Resistenz von Enterobakterien gegen Carbapenemen im Südosten Europas sollte Maßnahmen wie rationaler Antibiotika-Gebrauch (Antimicrobial Stewardship) und adäquate Hygienemaßnahmen nach sich ziehen. Limitationen dieser Punkt-Prävalenz-Untersuchung sind selbstverständlich das Design im Sinne einer Erfassung eines einzelnen Zeitpunktes. Ebenfalls auffallend und limitierend war der Mangel des Vorliegens von mikrobiologischen Befunden. In 53 % der HAI Fälle waren nämlich keine Befunde zu Verfügung. Der Einsatz von diagnostischen mikrobiologischen Methoden kann durch die Identifizierung des Erregers zu einer maßgeschneiderten Antibiotika-Therapie und zur Vermeidung unnötiger Breitband-Antibiotika-Therapien führen. Trotzdem war die österreichische PPS erfolgreich. Die teilnehmenden Krankenhäuser waren sehr engagiert, was die Machbarkeit der Untersuchung unterstreicht. Infolgedessen könnte man darüber nachdenken, in Zukunft die Untersuchung regelmäßig zu wiederholen. Auf nationaler Ebene wäre eine PPS alle drei oder fünf Jahre wie in Frankreich oder Norwegen seit Jahren denkbar, in den Krankenanstalten jährlich denkbar. 111 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 8 Referenzen [1] Semmelweis IP. Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers. Pest, Wien, Leipzig: Hartleben, C.A.; 1861. [2] Finland M. Emergence of antibiotic resistance in hospitals, 1935-1975. Rev Infect Dis 1979; (1): 4-22. [3] Diekema DJ, Pfaller MA, Schmitz FJ, Smayevsky J, Bell J, Jones RN, Beach M. Survey of infections due to Staphylococcus species: frequency of occurrence and antimicrobial susceptibility of isolates collected in the United States, Canada, Latin America, Europe, and the Western Pacific region for the SENTRY Antimicrobial Surveillance Program, 1997-1999. Clin Infect Dis 2001: (32 Suppl 2) S114-32. [4] European Centre for Disease Prevention and Control. Point prevalence survey of healthcare - associated infections and antimicrobial use in European acute care hospitals. Stockholm: ECDC; 2013. [5] Perencevich EN, Diekema DJ. Decline in invasive MRSA infection: where to go from here? JAMA 2010; 304:687-9. [6] European Centre for Disease Prevention and Control. Surveillance of surgical site infections in Europe, 2012. Stockholm: ECDC; 2014. Draft. Hinweis: Die im Bericht durchgeführte Modifikation dieser Referenz betrifft die länderspezifischen Daten der anderen Teilnehmerstaaten. Nationale Subanalysen sind nicht angegeben, da sie von den jeweiligen Ländern noch nicht freigegeben sind. Neben den österreichischen Zahlen werden daher nur die Zwischensummen der patienten- und abteilungsbasierten Daten und die Gesamtsumme der EU/EWR angegeben. [7] European Centre for Disease Prevention and Control. Surveillance of healthcareassociated infections in intensive care units in Europe, 2014. Stockholm: ECDC, 2014. Draft. Hinweis: Die im Bericht durchgeführte Modifikation dieser Referenz betrifft die länderspezifischen Daten der anderen Teilnehmerstaaten. Nationale Subanalysen sind nicht angegeben, da sie von den jeweiligen Ländern noch nicht freigegeben sind. Neben den österreichischen Zahlen wird daher nur die Gesamtsumme der EU/EWR angegeben. [8] European Centre for Disease Prevention and Control. Surveillance of surgical site infections in European hospitals – HAISSI protocol. Version 1.02. Stockholm: ECDC, 2012. [9] Horan TC, Gaynes RP, Martone WJ, Jarvis WR, Emori TG. CDC definitions of nosocomial surgical site infections, 1992: a modification of CDC definitions of surgical wound infections. Infect Control Hosp Epidemiol 1992; 13(10): 606-8. [10] Owens WD, Felts JA, Spitznagel EL. ASA physical status classification: a study of consistency of ratings. Anesthesiology 1978; 49(4): 239-43. [11] Culver DH, Horan TC, Gaynes RP, Martone WJ, Jarvis WR, Emori TG, Banerjee SN, Edwards JR, Tolson JS, Henderson TS, et al.. Surgical wound infection rates by wound class, operative procedure, and patient risk index. National Nosocomial Infections Surveillance System. Am J Med 1991; 91(3B): 152S-7S. [12] HELICS-Surveillance of nosocomial infections in intensive care units protocol version 6.1. September 2004. Internet: 112 Nosokomiale Infektionen in Österreich 2013 http://www.ecdc.europa.eu/en/activities/surveillance/HAI/Documents/0409_IPSE_ICU_prot ocol.pdf (Stand: 11.12.2014) 113 www.bmg.gv.at
© Copyright 2024 ExpyDoc