Auf gutem Weg? - DBB Beamtenbund und Tarifunion

1/2
AiR Aktiv im Ruhestand
Januar/Februar 2016 – 67. Jahrgang
Senioren-Lobbys:
Auf gutem
Weg?
Seite 5 <
BAGSO-Vorsitzender
Franz Müntefering
Seite 9 <
Pflegeberufe:
Qualität der
Ausbildung
bewahren
mit
dbb Seiten
Aktiv im Ruhestand
„Für die bestehenden Akteure in der
­Seniorenpolitik wird es darum gehen,
die Kompetenz der ,jungen Alten‘ als
­Aktivposten durch attraktive Partizipati­
onsangebote zu gewinnen und zu binden
(...). Dazu gehört auch die Schließung der
Repräsentationslücke auf allen politischen
Ebenen, einschließlich einer kritischen
Überprüfung der bestehenden Alters­
höchstgrenzen, insbesondere bei kom­
munalen Wahlämtern. Hier wird sich die
Frage entscheiden, ob es weiterhin gelin­
gen kann, Seniorenpolitik erfolgreich in­
nerhalb altersübergreifender Organisatio­
nen zu betreiben, oder ob sich eine neue
Alten-Lobby (...) etablieren wird.“
Quelle: Bettina Munimus: Seniorenpolitik im Wandel –
­Interessenvertreter der älteren Generation, in:
23. Altenparlament am 23. September 2011,
herausgegeben vom Landtag Schleswig-Holstein,
Kiel 2011, Seite 29 f.
<< Schwerpunkt: Lobbyismus für Senioren
Editorial
<<
Nachgefragt
<<
5
Franz Müntefering, Vorsitzender
der Senioren-Organisationen (BAGSO) 5
Standpunkt
<<
Dialog der Generationen:
Gemeinsam in die Zukunft
6
Kompakt
9
<<
dbb bundesseniorenvertretung und
dbb jugend: Generationengerechtigkeit
geht nur gemeinsam
8
<<
Pflegeberufe:
Qualität der Ausbildung ­bewahren
<<
dbb bundesseniorenvertretung:
Seminar zur Alterssicherung
9
10
Aktuell
12
<<
Lobbyarbeit der dbb bundessenioren­
vertretung: Reden und Handeln
12
<<
Anpassung der Versorgungsbezüge:
­Sachstand zu Beginn des Jahres 2016 14
<<
Portoerhöhung 2016:
Bitte frei machen ...
18
Medien
<<
Mobilfunk: Durchblick im Tarifgewirr 16
Aus den Ländern
16
<<
<<
<<
Impressum:
AiR – Aktiv im Ruhestand. Magazin des dbb für Ruhestandsbeamte, Rentner und
Hinterbliebene. Herausgeber: Bundesleitung des dbb beamtenbund und tarifunion,
Friedrichstraße 169, 10117 Berlin. Telefon: 030.4081-40. Telefax: 030.4081-5599.
Internet: www.dbb.de. E-Mail: [email protected]. Chefredakteur: Dr. Walter
Schmitz (sm). Redak­tion: Christine Bonath (cri), Jan Brenner (br) sowie Carl-Walter
Bauer (cwb), Andreas Becker (ab) und Alexia Tepke (te). ­Redaktionsschluss: 10. jeden
Monats. Beiträge, die mit dem Namen des Verfassers gekennzeichnet sind, geben nicht
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. „AiR – Aktiv im ­Ruhestand“ ­erscheint
zehnmal im Jahr. Titelbild: © Klaus Eppele – Fotolia.com. Einsendungen zur Veröffent­
lichung: Manuskripte und Leserzuschriften müssen an die Redaktion geschickt werden mit dem Hinweis auf Veröffentlichung, andernfalls können die Beiträge nicht
­veröffentlicht werden. ­Bezugsbedingungen: Preis des Einzelheftes 3,90 Euro inkl.
­Versandkosten. Jahresabonnement für Nichtmitglieder 36,90 Euro inkl. Porto und
Versand. Für Mitglieder der BRH-Landesorganisationen ist der Bezugspreis im
Mitglieds­beitrag enthalten. Adressänderungen und Kündigungen bitte schriftlich
an den dbb verlag. Die Kündigungen des Jahresabonnements müssen bis zum 10. Dezember beim dbb verlag eingegangen sein, andernfalls muss der Bezugspreis für das
nächste Jahr bezahlt werden. Layout: Patrick Boetselaars, FDS, Geldern. Verlag: dbb
verlag gmbh. Internet: www.dbbverlag.de. E-Mail: [email protected]. Verlagsort und Bestell­anschrift: Friedrichstraße 165, 10117 Berlin. Telefon: 030.7261917-0.­
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­Dechenstraße 15 a, 40878 Ratingen. Telefon: 02102.74023-0. Telefax: 02102.74023-99.
E-Mail: ­[email protected]. Anzeigenleitung: Petra Opitz-Hannen, Telefon:
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Anzeigendisposition: Britta Urbanski, Telefon: 02102.74023-712. Anzeigentarif Nr. 57
(dbb magazin) und Aktiv im Ruhestand Nr. 44, gültig ab 1.10.2015. Druckauflage: dbb magazin 594.378 Exemplare (IVW 4/2015). Druckauf­lage AiR – Aktiv im Ruhestand 15.667
Exemplare (IVW 4/2015). Anzeigenschluss: 6 Wochen vor Erscheinen. Herstellung:
L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien, Marktweg 42–50, 47608 Geldern. Gedruckt
auf Papier aus elementar-chlorfrei gebleichtem Zellstoff.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird der Einfachheit halber nur die männliche
Form verwendet. Sämtliche Personen- und Berufsbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für alle Geschlechter.
ISSN 1438-4841
Preissteigerungen: Keine Kleinigkeiten 4
<<
18
VBE-Bundesseniorenvertretung:
Tagung in Königswinter
20
Thüringen: 25-jährige Jubiläen
in Eisenach und Jena
20
BRH Sachsen: Seniorenpolitische
Bilanz im SBB 2015
21
BRH Hamburg: Besuch im
­Generalkonsulat von Südkorea
22
Gewinnspiel
23
Satire
24
dbb
<
2. Flüchtlings-Gipfel im Bundes­kanzleramt:
Staat muss handlungs­fähig bleiben
25
<
57. dbb Jahrestagung in Köln:
­Herausforderung für die Demokratie –
Politik contra Bürger?
30
<
Branchentage zur Einkommensrunde
2016: Mitglieder diskutierten
38
<
die andere meinung:
Einkommensrunde 2016 – wessen Krise? 42
<
Interview mit Klaus Dauderstädt, ­
Willi Russ und Hans-Ulrich Benra
44
> AiR | Januar/Februar
2016| > brh 3
Inhalt
Repräsentationslücke
Aktiv im Ruhestand
Preissteigerungen:
Keine Kleinigkeiten
Editorial
4
Mehr bezahlen müssen
zahlreiche Verbraucher
auch bei ihren Stromanbietern. Die höheren Kosten
werden mit gestiegenen
Umlagen und staatlichen
Abgaben für die Ökostromförderung (EEG-Umlage)
­sowie mit Änderungen im
Stromnetzmanagement
­begründet. Verbraucher
­haben in solchen Fällen ein
Sonderkündigungsrecht
auch während der Vertragslaufzeit und sollten
sich über Vergleichsportale
im Internet über preiswertere Anbieter informieren.
> AiR | Januar/Februar 2016
© Coloures-pic - Fotolia.com
Die paar Cent machen den
Kohl auch nicht fett, heißt
es bei Otto Normalverbraucher, wenn wieder einmal
eine Preiserhöhung ansteht
oder staatliche Leistungen
teurer werden. Doch ein
paar Cent hier, ein paar
Cent dort machen sich in
den Geldbeuteln von Rentnern und Pensionären in
der Summe und übers Jahr
betrachtet durchaus negativ bemerkbar. Und für die
Nutznießer, beispielsweise
die Gelbe Post, die Stromanbieter oder die gesetzlichen Krankenkassen, sieht
das ganz anders aus. Die
angeblich moderaten, aber
notwendigen Beitragsanpassungen summieren sich
zu Millionenbeträgen. Die
Deutsche Post beispielsweise hat zum 1. Januar
dieses Jahres die Portokosten für Standardbriefe und
eine Fülle weiterer Leistungen um satte 13 Prozent
angehoben, was künftig
dem Konzern circa 200 Millionen Mehreinnahmen
jährlich in die Kasse spült.
(Siehe dazu den Bericht in
dieser Ausgabe Seite 18 f.)
­ ngebliche Finanzierungsa
lücke zu schließen. Als Begründung dafür wurde
vom GKV-Verband unter
anderem auch die wachsende Zahl älterer Mitglieder genannt. Der Krankenkassenbeitrag für 2016 beträgt einheitlich 14,6 Prozent, der zur Hälfte vom
Versicherten zu tragen ist,
während der Zusatzbeitrag, der durchschnittlich
bei 1,1 Prozent liegt, ausschließlich den Versicherten belastet.
Der Vorsitzende der dbb
bundesseniorenvertretung, Wolfgang Speck,
hat diese einseitige Ent­
lastung der Arbeitgeber
durch den G
­ esetzgeber
bereits im Oktober 2015
als „Irrweg“ bezeichnet.
Auch SPD, ­Grüne und Linke
verlangen die Rückkehr zur
hälftigen Beteiligung der
Arbeitgeber am Zusatzbeitrag: Z
­ u Recht, denn der
bei 7,3 Prozent gedeckelte
­Arbeitgeberanteil an der
Krankenkassenfinanzierung missachtet das Pa­
ritätsprinzip und damit
­eine Grundlage unseres
Sozialstaats.
Die höhere EEG-Umlage
wird übrigens von den
Stromversorgern sofort an
die Verbraucher weitergegeben, sinkende Einkaufspreise für Strom häufig dagegen aber nicht. Dieses
Prinzip erinnert stark an
Entwicklungen im Gesundheitswesen.
Auch zwei Drittel der
knapp 90 für jedermann
zugänglichen gesetzlichen
Krankenversicherungen
(GKV) sind zum 1. Januar
2016 für ihre Mitglieder
deutlich teurer geworden
– in der Summe für den
Einzelnen bis zu 100 Euro
im Jahr. Aufgrund des
­Ausgabenanstiegs im Vergleich zu 2014 um etwa
4,4 Prozent, musste der sogenannte Zusatzbeitrag
­erhöht werden, um die
Zudem stehen Berechnungen des GKV-Verbandes
zufolge weitere Erhöhungen ins Haus: Bis 2019
werde der Zusatzbeitrag
auf 1,8 Prozent steigen.
Diese Kosten ausschließlich auf die Schultern der
Beitragszahler zu verteilen,
ist schlicht nicht akzeptabel und sollte von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe rechtzeitig revidiert werden. Die nächste Bundestagswahl steht
2017 an! sm
?
Aktiv im Ruhestand
Eine Frage an
Franz Müntefering, Vorsitzender der Senioren-Organisationen (BAGSO)
Die Demokratie hat keinen Schaukelstuhl
Wir fordern nicht bedingungslos etwas „für uns“,
wir wollen nachhaltigen
Wohlstand für unser Land
und dabei den gerechten
Anteil auch für die älteren
Generationen. Bildung für
unsere Enkel, gut bezahlte
Arbeit für unsere Kinder
und ein gerechter Staat
sind die Bedingungen dafür, dass das genannte Ziel
heute erreichbar und auch
in Zukunft realistisch ist.
Die demografische Entwicklung wird in wenigen Jahrzehnten zur „Altenrepublik Deutschland“ führen. Diese politische Kraft ist vielen
Senioren entweder nicht bewusst oder gleichgültig: Fehlt den Senioren und ihren Lobbys
der politische „Biss“, Herr Müntefering?
<
< Franz Müntefering
Die Lebenschancen nicht
weniger Kinder scheitern
ohne ihre Schuld, manche
Berufe und Arbeiten werden sittenwidrig niedrig
bezahlt, andere sittenwi­
drig hoch, und die sozialstaatlichen Regulierungen
sind nicht alle gerecht. Alles leider wahr. Und das
sagen wir auch genau so;
Arbeitnehmerorganisationen tun das in vergleichbarer Weise.
Als BAGSO haben wir neben der sozialen Sicherheit auch die Bereiche der
Daseinsvorsorge im Blick,
die für die Älteren und die
Alten besonders wichtig
sind: Mobilität in der
­Wohnung und im Umfeld,
medizinische Versorgung,
niedrigschwellige Hilfen
und qualifizierte ambulante und stationäre Dienste.
Ganz besonders wichtig
scheint es uns, die sozialen Kontakte lebenslang
nicht abreißen zu lassen.
Es müs­sen nicht so viele
Menschen in Einsamkeit
leben, wie es heute der
Fall ist. Wir sind insgesamt
zeitreich. Die Sorge und
Aufforderung zur Tat richtet sich an uns selbst als
Gesellschaft. Das Problem
ist in einem großen Zusammenhang hochaktuell
und wachsend: Wir leben
länger als jemals Generationen vor uns. Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt über 80 Jahre.
Die Baby-Boomer-Jahrgänge, geboren 1950 bis 1965,
werden bis 2030 überwiegend nicht mehr im Beruf
sein. Die Zahl derer über
65 Jahre steigt bis 2040/50
auf rund ein Drittel der Bevölkerung. Dabei bleiben
wir im Älterwerden relativ
gesund, es kommen gute
Lebensjahre obendrauf.
Das ist eine schöne Perspektive für diese und kommende Seniorengenerationen.
Wir können unseren Teil
dazu beitragen, dass diese
Entwicklung für die Gesellschaft insgesamt rundum
erfreulich wird. Unsere Erfahrungen, unser Wissen
und Können geben uns viele Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, auch
im Alter. Zu tun gibt es viel
und viele von uns sind ja
längst und engagiert dabei.
In diesen Monaten zum
Beispiel auch in der Betreuung von Flüchtlingen. Wir
alle wissen: Die Demokratie hat keinen Schaukelstuhl. Solange die Gesundheit es zulässt, ist jeder
Mensch mitverantwortlich
für das, was geschieht – im
Kleinen wie im Großen.
„Nach uns die Sintflut“,
das ist nicht unser Motto.
Das Leben macht uns Spaß
und den findet man bekanntlich nicht miesepetrig in der Schmollecke. Wir
wollen mitgestalten.
> AiR | Januar/Februar 2016
5
Nachgefragt
Aber natürlich gehört es
zur Demokratie dazu, Interessen einzubringen und
für sie streiten zu können.
Das tut die BAGSO auch.
Nicht in Wandelhallen
oder Hinterzimmern, sondern auf dem offenen
Markt. Mit hoffentlich
überzeugenden Worten,
denn diese sind unser Ins­
trument der Aufklärung.
Dabei sind wir uns bewusst: In den Interessenkonflikten stehen nicht
Generationenkohorten gegeneinander. Die Wahrheit
ist: Wir sind als Seniorinnen und Senioren Teil des
Gesellschaftsvertrages, der
alle Generationen gleicherweise umfasst.
AiR:
BAGSO/Greuner
Die „Lobby“ ist eine Wandelhalle. Der Lobbyist ist
ein Agent zur Beeinflussung von Abgeordneten,
– so steht es im Mackensen, dem Neuen Deutschen Wörterbuch, das
rund 50 Jahre alt sein mag.
Das klingt alles nicht sonderlich sympathisch und
meistens ist es ja auch
nicht freundlich gemeint,
wenn in Deutschland von
„Lobby“ gesprochen wird.
Aktiv im Ruhestand
Dialog der Generationen:
Gemeinsam in die Zukunft
Die Gestaltung der Zukunft obliegt allen Generationen. Grundlage hierfür
sind Solidarität, gegenseitiges Verständnis, Toleranz sowie die Bereitschaft,
miteinander und füreinander Verantwortung zu übernehmen.
Vielfach ist das gelebte Realität, vor allem in Familien
und auch im freiwilligen
Engagement. In Kommunen sind die verschiedensten Beispiele für generationsübergreifende Aktivitäten entstanden; zu nennen
sind hier beispielsweise die
Lern- und Ausbildungspatenschaften. Sie sind ein
wichtiger Beitrag zur Förderung des Verständnisses
zwischen Jüngeren und
­Älteren.
Für die allermeisten erwachsenen Kinder ist es
wohl selbstverständlich,
sich um ihre Eltern zu
kümmern, wenn diese
­einmal Hilfe oder Pflege
benötigen. Viele ältere
Menschen hingegen sagen, sie wollen ihren Angehörigen nicht zur Last
fallen. Aber beides, helfen
und sich helfen lassen,
­gehört zum Leben dazu.
So sind alle Beteiligten
zu ermutigen, sich damit
auseinanderzusetzen,
wie eine gute Versorgung
gelingen kann, die die Bedürfnisse und Grenzen
­aller berücksichtigt.
Politik und Unternehmen
sind aufgefordert, die Vereinbarkeit von Familie,
­Beruf und bürgerschaftlichem Engagement stärker
zu fördern. Zur besseren
Vereinbarkeit von Beruf
und Familie gehört auch
das Schaffen betrieblich
organisierter Entlastungsangebote für pflegende
Angehörige.
> AiR | Januar/Februar 2016
Dies kommt dem Wunsch
der meisten älteren Menschen entgegen, so lange
wie möglich in der eigenen Wohnung zu leben
und noch eine Aufgabe
zu übernehmen. So gewinnt das „Zu-Haus-Sein“
im Alter an Bedeutung.
Jan Brenner
Standpunkt
6
tungen und bezahlbaren
haushaltsbezogenen
Dienstleistungen, unterstützt von freiwilligem
­Engagement.
<
< Klaus-Dieter Schulze
Der Dialog der Generationen sollte auch auf gesellschaftlicher Ebene stattfinden. Bildungsangebote
müssen der Vielfalt der
Generationen und Erfahrungen gerecht werden.
Dabei darf Bildung nicht
nur auf ihre Verwertbarkeit ausgerichtet sein, sondern muss auch der individuellen Entwicklung und
sozialen Teilhabe dienen.
Die Menschen müssen die
Möglichkeit haben, auch
im Alter ihr Leben selbstständig und selbstverantwortlich zu gestalten. Hierzu sollten Ladenlokale,
Arztpraxen, Ämter, Beratungsstellen, Kirchen sowie Sportangebote für alle
Menschen gut auffindbar
und leicht zugänglich sein.
Öffentliche Verkehrsmittel
sollten einfach und barrie-
refrei nutzbar sein. Insoweit sind die Kommunen
und Verkehrsunternehmen
gefordert.
Die Kommune, das Wohnviertel, die Nachbarschaft
sind Orte, an denen jede
und jeder Einzelne als Teil
der Gesellschaft Verantwortung wahrnehmen
kann. Grundsätzlich sind
die Kommunen zudem für
die Schaffung und den Erhalt einer engagementfördernden Infrastruktur verantwortlich. Sie müssen
aber auch in die Lage versetzt werden, die freiwillig
Tätigen verlässlich und
dauerhaft zu unterstützen.
Wir brauchen Konzepte
für die Unterstützung und
Versorgung im Wohnumfeld, bestehend aus familiärer Betreuung, Sozialleis-
Es sind verstärkte Anstrengungen bei der Schaffung
von altersgerechtem Wohnraum, auch im Bestand, zu
fordern. Förderungen für
Neubauten sollten an die
Bedingung geknüpft sein,
dass barrierefrei gebaut
wird. In Städten und Ballungsgebieten ist eine
wirksame Begrenzung
der Wohnkosten dringend
erforderlich. Mobile beziehungsweise gut erreich­
bare Angebote zur Alltagsversorgung müssen aus­
gebaut und gesichert
­werden.
Die demografischen Veränderungen und der so­
zialkulturelle Wandel treffen alle Generationen, alle
Kommunen, jetzt und in
den kommenden Jahrzehnten. Dies bringt auch
Chancen mit sich für jeden
Einzelnen und die Gesellschaft. Es kommt nur darauf an, dass Staat und Gesellschaft rechtzeitig und
zum Nutzen aller Genera­
tionen handeln.
Klaus-Dieter Schulze,
stellvertretender Vorsit­
zender der dbb bundes­
seniorenvertretung
Aktiv im Ruhestand
dbb bundesseniorenvertretung und dbb jugend:
Generationengerechtigkeit geht nur gemeinsam
Kompakt
8
„Generationengerechtigkeit ist ein Querschnittsthema, das alle Bereiche
des gesellschaftlichen Lebens betrifft“, sagt die
Vorsitzende der dbb jugend Bund, Sandra Kothe.
So dürfe es zum Beispiel
für gesellschaftliche und
politische Teilhabe keine
Altergrenzen geben, weil
sie ­allen Menschen zusteht. „Politik und Gesellschaft müssen klare Strategien entwickeln, um die
Interessen aller gleichwertig zu berücksichtigen.“
Wolfgang Speck, Vorsitzender der dbb bundes­
seniorenvertretung, sieht
ebenfalls dringenden
Handlungsbedarf: „Das
beginnt bei der Lasten­
verteilung zwischen Jung
und Alt und setzt sich in
Jan Brenner
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird im Jahr 2060 jeder
Siebte 80 Jahre oder älter sein. Dadurch kommt es zu erheblichen Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung. Bereits heute sind 20 Prozent
der Bevölkerung 65 Jahre oder älter. In den kommenden beiden Jahrzehnten
wird der Anteil älterer Menschen deutlich steigen. Das hat Auswirkungen
auf das soziale Zusammenleben von Jung und Alt in Deutschland. Die dbb
jugend und die dbb bundesseniorenvertretung entwickeln gemeinsame
­Positionen zum Thema Generationengerechtigkeit.
ist auch Liv Grolik, die in
der dbb bundesjugendleitung für Generationengerechtigkeit zuständig ist:
„Künftige Generationen
können ihre Interessen im
politischen Entscheidungsprozess nicht geltend machen. Deswegen müssen
wir heute dazu beitragen,
dass eine ökologisch nachhaltige und generationengerechte Politik betrieben
wird.“
Um die politische Diskus­
sion neu anzustoßen er­
arbeitet die dbb jugend
ein Positionspapier, in dem
alle Kernforderungen zu
einer generationengerechten Politik zusammengefasst werden sollen.
<
< Wolfgang Speck und Sandra Kothe gaben dem gemeinsamen
Flyer zur Generationengerechtigkeit in Berlin den letzten Schliff.
Fragen des Arbeitsmarktes
und der Alterssicherung
fort.“ Senioren und Jugend
sind sich einig, dass die
­Politik derzeit nicht zu-
kunftsorientiert ausgerichtet ist und in erster
­Linie die Interessen der
heutigen Generation
wahrt. Dieser Auffassung
Flankieren wollen die beiden dbb Organisationen
ihr Engagement mit einem
gemeinsamen Informationsflyer. „Nur wenn wir
unsere Probleme heute gemeinsam lösen und nicht
den künftigen Generationen überlassen, können
wir zuversichtlich in die
Zukunft blicken“, so Kothe
und Speck.
<< BAGSO: Mitgliederversammlung und Jahrestagung
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der
Seniorenorganisationen (BAGSO)
führte am 25. und 26. November
2015 in Berlin ihre Mitgliederversammlung sowie die Jahrestagung
„Älterwerden in ländlichen Räumen“ durch.
Im Zentrum der Mitgliederversammlung, an der für die dbb bundesseniorenvertretung ihr Vorsitzender Wolfgang Speck teilnahm,
standen die Wahlen und der damit
einhergehende Wechsel an der Spit-
> AiR | Januar/Februar 2016
ze der BAGSO. Der ehemalige SPDVorsitzende und Bundesarbeitsminister Franz Müntefering wurde zum
neuen Vorsitzenden gewählt (siehe
dazu auch AiR 12-2015, Seite 20).
In den Diskussionen auf der anschließenden Jahrestagung wurde
deutlich, dass der demografische
Wandel am stärksten in ländlichen
Räumen spürbar ist: Aufgrund der
anhaltend niedrigen Geburtenrate
und einer gezielten Abwanderung
junger Menschen bleiben nur die
Älteren zurück. Um deren Versorgung aufrecht zu erhalten, sind
­innovative Lösungen gefragt.
Hierzu bot die Arbeitstagung neben
Impulsreferaten vier Arbeitsgruppen, die das Älterwerden in ländlichen Räumen unter den verschiedenen Teilaspekten beleuchteten,
darunter Wohnen, Dienstleistungen, pflegerische Versorgung sowie
Mobilität und soziale Teilhabe.
Klaus-Dieter Schulze
Aktiv im Ruhestand
Erstmals präsentierte sich die dbb
bundesseniorenvertretung (bsv) auf
der vom 10. bis 12. Januar 2016 in
Köln stattfindenden dbb Jahrestagung mit eigenem Infostand. Die
bsv-Geschäftsführung unterstützte
Willi Russ, den Zweiten Vorsitzenden des dbb beamtenbund und
tarif­union, in seiner Forderung nach
Übertragung der „Mütterrente“ auf
die Beamtinnen und Beamten sowie
Versorgungsempfängerinnen und
-empfänger. „Willi Russ ist mit der
Aussage, dass auch die dbb bundesseniorenvetretung weiter für die
Marco Urban
<< Seniorenvertretung aktiv auf der dbb Jahrestagung
Übertragung kämpfen und hierbei
einen langen Atem haben wird, nur
Recht zu geben“, so Wolfgang Speck.
Der Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung und weitere Mitglieder der Geschäftsführung nahmen nicht nur an der Jahrestagung
teil, sondern führten am bsv-Infostand zahlreiche Gespräche mit Mitgliedern nicht nur im Seniorenalter.
Sie stellten neue Veröffentlichungen
vor, wie den Selbstdarstellungsflyer
und den gemeinsam mit der dbb
­jugend herausgegebenen Flyer zur
Generationengerechtigkeit. Großes
Interesse rief der „Dokumentenordner für jung und alt – Für den Notfall“ hervor. Pflegeberufe:
Qualität der Ausbildung bewahren
Mit dem Pflegeberufereformgesetz will der Gesetzgeber die Berufsausbildungen zur Kranken-, Altenund Kinderkrankenpflege
zu einem Ausbildungsgang
zusammenzufassen. Im
Rahmen dieser einheitlichen Ausbildung könnten
sicher Schnittstellen und
gleiche Grundlagen in der
theoretischen Ausbildung
genutzt werden, erklärte
der stellvertretende dbb
Bundesvorsitzende Ulrich
Silberbach vor der Anhörung. „Allerdings sehen wir
die Gefahr, dass aufgrund
der Fülle theoretischer und
praktischer Lehrinhalte –
unter Beibehaltung der
dreijährigen Ausbildungszeit – nicht mehr genügend
Raum für die derzeit in den
© rico287 - Fotolia.com
Einzelzweigen des Pflegeberufs vermittelten Spe­
zialkenntnisse bleibt.“
Positiv bewerte der dbb
die vorgesehene grundsätzliche Schulgeldfreiheit
und Ausbildungsvergütung, so Silberbach. Beides
könne zur Steigerung der
Attraktivität des Pflegeberufs beitragen. Gesetzlich
geregelt werden sollen
auch die seit Langem geforderten Vorbehaltstätigkeiten. Allerdings müsse
stärker als im vorliegenden
Entwurf konkretisiert wer-
den, um welche Tätigkeiten es sich dabei handelt.
Auf Zustimmung des dbb
stoße auch die akademische Öffnung des Pflegeberufs: Durchlässigkeit und
berufliche Entwicklungsmöglichkeiten seien starke
Argumente bei der Berufswahl und auch „eine richtige Antwort auf die demografischen Herausforderungen der kommenden
Jahrzehnte, die die Pflege
in besonderem Maße betreffen“, so der dbb Vize.
Allerdings müsse sowohl
mit Blick auf die Eingruppierung von Beschäftigten
mit Hochschulabschluss als
auch auf ein ausreichendes
Angebot entsprechender
Studiengänge die Frage der
Gegenfinanzierung geklärt
werden. „Bei allen Fortschritten, die die Pflegewissenschaft in den letzten Jahrzehnten gebracht
hat, dürfen Differenzierungen in der Ausbildung nicht
zu einer Spaltung der Belegschaft führen“, mahnte
Silberbach.
> AiR | Januar/Februar 2016
9
Kompakt
Die Qualität der Ausbildung in den Pflegeberufen darf nicht darunter leiden,
dass künftig die Berufsausbildungen zur Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege zu einem generalistischen Ausbildungsgang gebündelt werden sollen.
Das hat der dbb in einer Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Pflegeberufe (PflBRefG) unterstrichen und auch bei einer A
­ nhörung
auf Einladung des Bundesgesundheits- sowie des Bundesfamilienministeriums zu dem Entwurf am 11. Dezember 2015 in Berlin klargemacht.
Aktiv im Ruhestand
dbb bundesseniorenvertretung:
Seminar zur Alterssicherung
bsv
Vom 19. bis 21. Oktober 2015 fand im dbb forum siebengebirge ein Seminar
der dbb bundesseniorenvertretung (bsv) zur Alterssicherung statt. In Anwesenheit der bsv-Geschäftsführung wurden Grundzüge, Unterschiede und
Entwicklungen von Versorgung, Rente und Zusatzversorgung behandelt.
ten unter anderem auf folgende Fragen: Wie verändert sich das Ruhegehalt in
Zukunft? Wann habe ich
mit einem Versorgungsabschlag zu rechnen? Welche
weiteren Einkünfte darf
ich haben, und was passiert beim Zusammen­
treffen von Versorgungsbezügen und Rente?
Uta Kramer-Schröder,
Zweite Vorsitzende der
bsv, erläuterte, wie sich die
unterschiedlichen Lebensumstände auf die Rente
auswirken können, sei es
durch Krankheit oder Teilzeitarbeit. Die Absenkung
des allgemeinen Renten­
niveaus trage weiter dazu
bei, dass es in Zukunft viele
Rentnerinnen und Rentner
geben wird, die eine nur
unwesentlich über der
Grundsicherung liegende
eigene Rente beziehen,
auch wenn es im öffentlichen Dienst noch eine Zusatzversorgung gibt.
Eine Einführung in das
Recht der Rentenversicherung wurde allen Anwesenden anschaulich im
zweiten Teil des Seminars
von Reinhard Dienst, Deutsche Rentenversicherung
Rheinland, geboten. Ein
Kommentar spiegelte
deutlich die Meinung der
Kursteilnehmer wider: Ich
habe gedacht, das Versorgungsrecht sei schwierig,
doch nun stelle ich fest,
das Recht der Rentenver­
sicherung ist noch viel
komplizierter.
Über die Zusatzversorgung (VBL) im öffentlichen Dienst gab Matthias
Berends (dbb Bundesgeschäfsstelle) einen Überblick. Seit 2001, der Einführung des Punktemodells,
ist die allgemeine Lebenserwartung weiter gestiegen. Da diese Tatsache
auch Auswirkungen auf
die Zusatzversorgung habe, müsse es eine Diskussion über die Folgen geben,
damit das System für die
Zukunft gesichert werden
kann.
Der Themenreigen spannte sich über die Anrechnung von Kindererzie-
Uta Kramer-Schröder,
Zweite Vorsitzende der dbb
bundesseniorenvertretung
<
< Das Versorgungs- und Rentenrecht erwies sich als überaus komplizierte ­Materie.
Kompakt
10
Nach der Begrüßung durch
Seminarleiter Klaus Dieter
Schulze und einer Einführung durch den bsv-Vorsitzenden Wolfgang Speck zu
den unterschiedlichen Alterssicherungssystemen
erläuterte Stefan Czogalla,
(dbb Bundesgeschäftsstelle) die Grundzüge der Beamtenversorgung und die
Unterschiede zur Rentenversicherung. Nach einem
Rückblick auf die Entstehung der Versorgungssysteme zeigte er anhand von
Beispielen die Weiterentwicklungen und die Veränderungen auf, die zum Beispiel durch die Föderalismusreform oder durch
­andere politische Entscheidungen entstanden sind.
In fast allen Fällen mussten die Systeme Kürzungen hinnehmen.
Ein weiterer Punkt war die
unterschiedliche Berücksichtigung von Zeiten der
Erziehung von Kindern, die
vor 1992 geboren worden
sind, bei Rente und Versor> AiR | Januar/Februar 2016
gung. Um hier und in anderen Fällen eine gleichwertige Behandlung zu erreichen, wird die dbb bundesseniorenvertretung
nichts unversucht lassen.
Der Erste stellvertretende
Vorsitzende der SBB Seniorenvertretung, Dr. Hans
Peter Klotzsche, informierte über die Renten in den
östlichen Bundesländern
mit ihren Besonderheiten
und den Problemen infolge der Rentenüberleitung.
Ein großer Streitpunkt sei
hierbei die immer noch
nicht erfolgte Angleichung
der Rentenwerte Ost an
West. Klotzsche stellte dar,
wie sich die Ungleichbehandlung auswirkt und
was unternommen werden muss, um eine Gleichheit in der Rente zu erreichen.
Matthias Warnking (dbb
Bundesgeschäftsstelle)
stellte die aktuelle Entwicklung im Versorgungsrecht dar und gab Antwor-
hungszeiten, Erwerbs­
minderungsrente, Witwen- und Witwerrenten,
Berufsunfähigkeitsrenten
bis zur privaten Absicherung. Eine Erkenntnis hatten alle Teilnehmenden:
Man muss schon in jungen
Jahren über die Rente
nachdenken, um im Alter
nicht eine böse Überraschung zu erleben.
Friedhelm Windmüller
Aktiv im Ruhestand
Lobbyarbeit der dbb bundesseniorenvertretung:
Reden und Handeln
Verglichen mit bundesfrauenvertretung und jugend ist die bundesseniorenvertretung das mit Abstand jüngste Mitglied der dbb Familie. Seit ihrer
Gründung durch den ersten Bundesseniorenkongress im November 2013
sind gerade zwei Jahre vergangen. Aber trotz seiner Jugend steht das Nesthäkchen der dbb Untergliederungen den älteren Geschwistern in nichts
nach, wenn es darum geht, die Interessen seiner Klienten gegenüber Politik
und Gesellschaft sowie im eigenen Dachverband zu vertreten.
Aktuell
12
„Die Zeit war einfach reif,
schließlich wird auch im
dbb die Zahl der Mitglieder, die sich im Ruhestand
oder in Rente befinden,
ständig größer“, begründet der Vorsitzende der
bundesseniorenvertretung
(bsv), Wolfgang Speck, die
von Beginn an positive
Entwicklung der dbb Seniorenlobby. „Wir können
endlich mit einer Stimme
sprechen und unsere Vorschläge und Forderungen
mit größerem Selbstbewusstsein, aber auch größerer Lautstärke geltend
machen“, ergänzt Speck.
Die Themen, die der erste
dbb Bundesseniorenkongress am 18. November
2013 aus den 65 Anträgen
der 136 stimmberechtigten Delegierten filterte,
programmatisch in einem
Fünf-Jahres-Plan zusammenfasste und der frisch
gewählten fünfköpfigen
bsv als Arbeitsgrundlage
überreichte, sind breit gestreut: Sie zeigen zugleich,
in wie vielen Bereichen engagierte Lobbyarbeit im
> AiR | Januar/Februar 2016
I­nteresse der älteren Generation wünschenswert und
sogar notwendig ist.
„Wir netzwerken, wie man
neudeutsch heute sagt, in
alle Richtungen“, erklärt
Wolfgang Speck. „Wir suchen das direkte Gespräch
mit Parlamentariern und
Politikern auf Bundes- und
Landesebene, haben über
unsere Mitgliedschaft in
der BAGSO, der Bundes­
arbeitsgemeinschaft für
­Seniorenorganisationen,
gute Möglichkeiten, viele
unserer Ziele im Schulterschluss und mit dem zusätzlichen Gewicht gleichgesinnter Seniorenvertretungen weiterzuverfolgen.
Außerdem setzen wir auf
den weiteren Auf- und
Ausbau unserer eigenen
Lobby. Meine Kolleginnen
und Kollegen aus der bsv
und ich stehen mit den
Vertreterinnen und Vert­
retern aus den Senioren­
organisationen der dbb
Landesbünde und Mitgliedsgewerkschaften
in regem Austausch. Auch
treffen wir uns regelmäßig
zu gemeinsamen Veranstaltungen.“
In den gut zwei Jahren, seit
die bsv ihre Arbeit aufgenommen hat, wurden zwei
seniorenpolitische Fachtagungen mit jeweils um die
100 Teilnehmerinnen und
-Teilnehmern durchgeführt: „Mobilität ist (k)eine
Altersfrage?“ (2014) und
„Pflegestärkungsgesetz II
– Was lange währt, wird
wirklich gut?“(2015). Die
bsv hat einen Ratgeber
„Erbrecht“ herausgegeben
und einen Dokumentenordner „Für den Notfall“,
weitere Infopublikationen
sowie eine Fachtagung im
Jahr 2016 sind in Vorbereitung. In den verbleibenden
knapp drei Jahren bis zum
nächsten Bundesseniorenkongress wollen sie die Seniorenarbeit des dbb noch
ein gutes Stück voranbringen. Darin sind sich die
fünf Mitglieder des bsvVorstandes einig, die durch
das jahrzehntelange Engagement in ihren „Heimat­
gewerkschaften“ DPolG
(Wolfgang Speck), BDZ
(Uta Kramer-Schröder),
DSTG (Anne Schauer),
VBE (Max Schindlbeck)
und komba gewerkschaft
(Klaus-Dieter Schulze)
­gelernt haben, ihre Ziele
mit Geduld und Beharr­
lichkeit zu verfolgen.
Zu den „dicken Brettern“,
die sie bis zum Ende ihrer
Wahlperiode bohren wollen, zählen zum Beispiel
die Angleichung der Rentenwerte in Ost und West,
die 25 Jahre nach der Wiedervereinigung noch nicht
vollzogen ist, die Beseitigung der Ungerechtigkeiten für Rentnerinnen und
Rentner in Ostdeutschland, die durch das Rentenüberleitungsgesetz verursacht wurden, und die wirkungsgleiche Übertragung
der sogenannten Mütterrente auf die Beamtenversorgung, die bisher nur in
Bayern umgesetzt wurde.
„Und selbstverständlich
werden wir dbb Senioren
auch bei der in wenigen
Wochen beginnenden Einkommensrunde für die Beschäftigten beim Bund und
in den Kommunen wieder
mitmischen, wenn es darum geht, Flagge zu zeigen
für ein angemessenes Ergebnis“, sagt bsv-Chef
Speck. „Ein guter Abschluss
kommt letztlich auch uns
Pensionären zugute.“ cri
MEV
Aktiv im Ruhestand
Anpassung der Versorgungsbezüge:
Sachstand zu Beginn des Jahres 2016
Aktuell
14
Rentenerhöhungen und
Versorgungsanpassungen
sind rechtlich und tatsächlich getrennte Vorgänge.
Die Anpassung der gesetzlichen Rente erfolgt bundeseinheitlich jeweils zum
1. Juli. Die Rentenanpassung orientiert sich dabei
insbesondere an der Entwicklung der Bruttolöhne.
Sie wird von der Bundesregierung in einer Verordnung, die der Zustimmung
des Bundesrates bedarf,
geregelt. Die Renten sollen
2016 voraussichtlich um
4,35 Prozent im Westen
und um 5,03 Prozent im
Osten erhöht werden. Anders vollziehen sich die
­Erhöhungen der Versorgungsbezüge. Sie folgen
den Besoldungsbezügen
nach Maßgabe des über
Art. 33 Abs. 2 GG gewährleisteten Leistungsprinzips
und des über Art. 33 Abs. 5
GG geschützten Alimentationsprinzips. Beide Prinzipien sichern den Beamten
eine lebenslange Alimentation im Dienst und im
Ruhestand. Wann und in
welcher Höhe die Anpassung der Versorgungsbezüge erfolgt, ist in Bund
und Ländern unterschiedlich. Für die Kommunen
gibt es keine eigenständigen Regelungen, da sie denen des jeweiligen Landes
folgen.
Die Anpassungen der Versorgungsbezüge folgen
den Besoldungsanpassungen. Durchgängig werden
deshalb von den zuständigen Gesetzgebern einheitliche Besoldungs- und Versorgungsanpassungsgesetze verabschiedet. Die jährlichen Rentenanpassungen
> AiR | Januar/Februar 2016
haben deshalb keine unmittelbaren Auswirkungen
auf die Anpassungen der
Versorgungsbezüge der
Versorgungsempfänger in
Bund, Ländern und Kommunen. Mittelbar prägen
sie jedoch die allgemeinen
wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen mit
und bilden das Umfeld für
die jeweiligen Einkommensrunden. Ihre spätere
Übertragung auf die Beamten durch entsprechende
Besoldungs- und Versorgungsanpassungsgesetze
ist die einzig mögliche
Form für die Anpassung
der Versorgungsbezüge.
Faktisch ist damit immer
von einer Einkommensrunde für alle Beschäftigten,
Beamten und Versorgungsempfänger des jeweiligen
Dienstherrn auszugehen.
Die Einkommensrunde für
die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes des
Bundes und der Kommunen 2016/2017 beginnt im
Februar 2016 mit der Erhebung der Forderung seitens der Gewerkschaften.
Mit einem Abschluss ist im
Frühjahr/Sommer zu rechnen. Üblicherweise überträgt der Bund das Tarifergebnis auf seine Beamten
und Versorgungsempfänger durch ein Bundesbesoldungs- und Versorgungsanpassungsgesetz, sodass
ab Mitte 2016 mit einer Erhöhung der Versorgungsbezüge beziehungsweise
Abschlagsauszahlungen zu
rechnen ist.
Die Einkommensrunde
2015/2016 mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) wurde Ende März
2015 abgeschlossen. Der
Tarifvertrag sieht eine Erhöhung der Tabellenentgelte für die Beschäftigten
des öffentlichen Dienstes
zum 1. März 2015 um 2,1
Prozent sowie ab 1. März
2016 um weitere 2,3 Prozent – mindestens aber
um 75 Euro vor. Dieser Tarifabschluss hat (un)mit­
telbare Wirkung für die
Versorgungsempfänger,
da die meisten Landesregierungen diesen zum
Maßstab für die Anpassung der Besoldungs- und
Versorgungsbezüge nahm.
<<
Zeit- und inhaltsgleich
Sowohl Bayern, Hamburg,
Rheinland-Pfalz als auch
Sachsen gewähr(t)en ihren
Versorgungsemfängern eine Linearanpassung von
2,1 Prozent rückwirkend
zum 1. März 2015 sowie
von 2,3 Prozent. Der Mindestbetrag von 75 Euro
wird in Höhe des entsprechenden Versorgungssatzes zum 1. März 2016 gewährt. Damit findet eine
zeit- und inhaltsgleiche
Übertragung des Tarifabschlusses statt.
<<
Inhaltsgleich, zeitlich
verschoben
Für Versorgungsempfänger
der Besoldungsgruppen
A 5 bis A 9 wurde in BadenWürttemberg ab 1. März
2015 eine Linearanpassung
von 1,9 Prozent sowie ab
1. März 2016 von 2,1 Prozent vorgenommen. Der
Mindestbetrag von 75 Euro
wird in Höhe des entsprechenden Versorgungssatzes zum 1. März 2016 gewährt. Versorgungsemp-
fänger der Besoldungsgruppen A 10 und A 11
erhielten/erhalten diese
Anpassungen ab 1. Juli
2015 beziehungsweise
1. Juli 2016 sowie Versorgungsempfänger der Besoldungsgruppen A 12 und
höher erhielten/erhalten
diese erst ab 1. November
2015 beziehungsweise ab
1. November 2016.
In Brandenburg erhielten
Versorgungsempfänger ab
1. Juni 2015 eine Linearanpassung von 1,9 Prozent
und erhalten eine weitere
ab 1. Juli 2016 von 2,1 Prozent. Der Mindestbetrag
von 75 Euro wird in Höhe
des entsprechenden Versorgungssatzes zum 1. März
2016 gewährt. In Bremen
wurde/wird eine Linearanpassung von 2,1 Prozent
zum 1. Juli 2015 sowie zum
1. Juli 2016 von 2,3 Prozent
vorgenommen. Der Mindestbetrag von 75 Euro
wird in Höhe des entsprechenden Versorgungssatzes
zum 1. März 2016 gewährt.
Auch in Nordrhein-Westfalen erhielten Versorgungsempfänger eine Linearanpassung ab 1. Juli
2015 von 1,9 Prozent und
erhalten eine weitere ab
1. August 2016 in Höhe
von 2,1 Prozent. Der Mindestbetrag von 75 Euro
wird in Höhe des entsprechenden Versorgungssatzes zum 1. März 2016 gewährt. Von der Landesregierung in Sachsen-Anhalt
wurde im Oktober 2015
ein Gesetz verabschiedet,
welches sowohl eine Linearanpassung ab 1. Juni
2015 von 2,1 Prozent als
auch ab 1. Juni 2016 von
Aktiv im Ruhestand
Auch in Schleswig-Holstein
wurde ein Gesetz verabschiedet, das eine Linear­
anpassung ab 1. März 2015
von 1,9 Prozent sowie ab
1. Mai 2016 von 2,1 Prozent
beinhaltet. Der Mindestbetrag von 75 Euro wird in
Höhe des entsprechenden
Versorgungssatzes zum
1. März 2016 gewährt. In
Thüringen wurde gleichfalls ein Gesetz mit Linearanpassungen für Versorgungsempfänger ab 1. September 2015 um 1,9 Prozent und ab 1. September
2016 um 2,1 Prozent vorgenommen. Der Mindestbetrag von 75 Euro wird in
Höhe des entsprechenden
Versorgungssatzes zum 1.
März 2016 gewährt.
<<
Inhaltsgleich, zeitlich
verschoben, gestaffelt
Im Saarland erhielten die
Besoldungsgruppen bis A 9
ab 1. Mai 2015, die Besoldungsgruppen A 10 bis
A 13 und C 1 ab 1. Juli 2015
sowie die Besoldungsgruppen ab A 14 ab 1. September 2015 eine Linearanpas-
sung von 1,9 Prozent. Dies
entspricht jeweils einer
zeitlichen Verschiebung
um zwei, vier beziehungsweise sechs Monate zum
Tarifabschluss. 2016 erhalten alle Versorgungsempfänger zu den genannten
Monaten eine jeweils um
weitere zwei Monate verschobene Erhöhung von
2,1 Prozent. Der Mindestbetrag von 75 Euro wird in
Höhe des entsprechenden
Versorgungssatzes zum
1. März 2016 gewährt.
<<
Eigene Regelungen
In Berlin findet keine Übertragung des Länder-Tarifabschlusses statt. Der Senat hatte im Juli 2014 mit
dem Gesetz zur Anpassung
der Besoldung und Versorgung 2014/2015 für 2015
eine Linearanpassung von
3,2 Prozent zum 1. August
2015 festgelegt.
Niedersachsen hatte wiederum mit Gesetz von Dezember 2014 eine Linear­
anpassung in Höhe von
2,5 Prozent ab 1. Juni 2015
und von 2 Prozent ab 1. Juni 2016 beschlossen.
Mit Blick auf die Schuldenbremse enthält die Koalitionsvereinbarung in Hessen
von Dezember 2013 eine
„Regelung“, wonach Versorgungsempfänger in den
Jahren 2016 und 2017 jeweils nur Linearanpassungen von 1 Prozent erhalten
sollen. Bislang hat die Landesregierung 2015 noch
nicht einmal diese Vereinbarung umgesetzt. Weder
aktive Beamte noch Versorgungsempfänger erhielten
2015 eine Anpassung ihrer
Bezüge entsprechend der
Entwicklung der allgemeinen wirtschaftlichen und
finanziellen Verhältnisse.
<<
Auch Mecklenburg-Vorpommern hatte schon mit
dem im November 2013
verabschiedeten Gesetz
zur Anpassung von Besoldungs-, Beamtenversorgungs- und Amtsbezügen
für die Jahre 2013, 2014
und 2015 für 2015 eine Linearanpassung zum 1. Januar von 2 Prozent verabschiedet.
Fazit
Das System zur Rentenanpassung ist mit dem zur
Versorgung dem Grunde
nach, aber auch im Hinblick auf die Erhöhung
nicht gleichartig. Es handelt sich um bewährte Systeme, die in ihrer Eigenständigkeit zu bewahren
und entsprechend den veränderten Rahmenbedin-
gungen anzupassen sind.
Zu den Rahmenbedingungen zählen insbesondere
die Veränderungen der allgemeinen und wirtschaftlichen Entwicklung, die jeweils in der Versorgung
durch entsprechende Erhöhungen abzubilden sind.
Maßstab dafür waren seit
Jahrzehnten im Wesentlichen die Tarifabschlüsse,
sodass für die Versorgungsempfänger die Einkommensrunden mit Bund
und Kommunen beziehungsweise den Ländern
von essenzieller Bedeutung
sind. Damit sind Tarifrunden Einkommensrunden
für alle Beschäftigten, Beamten und Versorgungsempfänger des betroffenen Rechtskreises (Bund/
Kommunen oder der Länder). Diese gilt es, aktiv
und breit zu unterstützen.
Nur dann wird es gelingen,
dem berechtigten Interesse aller Personengruppen
gerecht zu werden und alle
an der finanziellen und
wirtschaftlichen Entwicklung durch Vereinbarung
entsprechender Tarifabschlüsse und anschließender Übertragung auf die
Beamten und Versorgungsempfänger teilhaben zu
lassen.
te/ab
> AiR | Januar/Februar 2016
15
Aktuell
2,3 Prozent vornimmt. Der
Mindestbetrag von 75 Euro wird in Höhe des entsprechenden Versorgungssatzes zum 1. März 2016
gewährt.
Aktiv im Ruhestand
Mobilfunk:
Durchblick im Tarifgewirr
© Scott Griessel - Fotolia.com
Handys und Smartphones sind für viele Seniorinnen und Senioren ein fester
Bestandteil des täglichen Lebens. Sind die Geräte aber erst einmal in die Jahre gekommen, lohnt es sich, nicht nur über ein neues Telefon, sondern auch
über einen neuen Mobilfunkvertrag nachzudenken. AiR gibt Tipps für den
Durchblick im Tarifdschungel.
Medien
16
Oft wurden Mobilfunkverträge bereits vor vielen
Jahren abgeschlossen und
aus Bequemlichkeit nie gekündigt. Dabei ändern sich
die Tarifkonditionen jedes
Jahr – meist zugunsten der
Verbraucher. Preisvorteile
werden allerdings nicht
automatisch an die Nutzer
weitergegeben. So kann es
sein, dass Menschen mit
Altverträgen heute zu viel
Geld für zu wenig Leistung
bezahlen. Weiter reicht
vielen Senioren heute immer noch ein „normales“
Handy ohne Internetfunktion, mit dem sie nur telefonieren und die Kurznachrichten SMS verschicken
und empfangen können.
Diese Kundengruppe hat
es immer schwerer, güns­
tige Neuverträge abzuschließen, weil fast alle
neuen Tarife auf Smartphones zugeschnitten
> AiR | Januar/Februar 2016
sind. Je nach Tarifmodell
lohnt es sich, auf ein ein­
faches Smartphone zu
wechseln.
<<
Tarife mit
Smartphone teurer
Der Illusion, die Mobilfunkanbieter hätten etwas
zu verschenken, sollten
sich selbst wohlwollende
Betrachter der bunten
Werbeanzeigen nicht hingeben. Im Gegenteil verkaufen die Anbieter Tarife
mit Smartphones oft teurer. Besonders bei Premiummodellen von Samsung
und Apple sollten Kunden
genauer hinsehen, denn
hier ist es meist billiger,
Gerät und Tarif getrennt
zu erwerben: Ein Unternehmen wirbt aktuell zum
Beispiel mit einem scheinbar unschlagbaren Angebot. Für 400 Euro Zuzah-
lung gibt es das iPhone 6s
mit 64 GB (Gigabyte) Speicher im Tarif X mit freier
Telefonie in alle Netze
­(Allnet-Flat) und zwei GB
superschnellem Internetvolumen (150 Megabit pro
Sekunde), ebenfalls als
Flatrate. Der Tarif kostet
60 Euro pro Monat im ersten und 70 Euro pro Monat
im zweiten Vertragsjahr.
Das macht insgesamt
1 960 Euro in zwei Jahren.
Rechnet man den Gerätepreis nach der unverbindlichen Preisempfehlung von
rund 850 Euro aus dem Angebot heraus, ergeben sich
46,25 Euro pro Monat, den
Kunden hier für das reine
Tarif­angebot bezahlen.
Eine Allnet-Flatrate mit
vergleichbaren Leistungen
gibt es bei anderen Anbietern – wenn auch in einem
anderen Mobilfunknetz –
aber schon für 25 Euro pro
Monat und weniger. Da
sich die Netzqualitäten der
Betreiber mittlerweile
technisch stark angeglichen haben, ist der „Vorteil“ eines vermeintlich
besseren Netzes kein echtes Kaufkriterium mehr.
Ebenso sind die angebo­
tenen 150 Mbit pro Sekunde Internetgeschwindigkeit für fast alle Smart­
phone-Aktivitäten viel „zu
schnell“: Selbst bei 25 Mbit
pro Sekunde würden Nutzer beim Surfen, Mailen
und Spielen keinen Unterschied merken.
Die Gegenrechnung:
­iPhone neu gekauft und
einen separaten Vertrag
zu 25 Euro Monatskosten
abgeschlossen, schlägt auf
zwei Jahre mit insgesamt
1 450 Euro zu Buche.
­Ersparnis: 510 Euro.
<<
Es geht auch günstiger
Aktuell sind Allnet-Flat-­
Tarife bereits für unter 20
Euro monatlich im ersten
Vertragsjahr zu haben.
Achten sollten Kunden allerdings neben den Kosten
für das zweite Vertragsjahr
auf genügend Internetvolumen. Denn selbst wenn
die Internetfunktionen eines Smartphones nicht aktiv genutzt werden, greifen die Geräte im Hintergrund auf Internetdienste
zu. Tarife mit unter 250
Megabyte (MB) schnellem
Datenvolumen pro Monat
machen daher kaum Sinn.
Und wer erst einmal ein
Smartphone hat, schaut
dann ab und zu doch ganz
gerne auf eine Nachrich-
Aktiv im Ruhestand
<<
Achtung
Datenautomatik
Damit der Flatrate-Vertrag
nicht zur Kostenfalle wird,
gilt es, das Kleingedruckte
zu lesen und bei Vertragsabschluss, der meist ohne
Filiale im Internet stattfindet, die richtigen Häkchen
zu setzen. Eine Falle ist die
sogenannte Datenautomatik: Wenn das schnelle Internetvolumen verbraucht
ist, bucht der Netzbetreiber automatisch neues Volumen gegen Entgelt hinzu. Das können bis zu neun
Euro für vergleichsweise
lächerliche 250 oder 500
Megabyte sein, was bis zu
dreimal pro Monat passieren kann. Nutzt jemand
das Handy also sehr aktiv,
kostet der 20-Euro-Vertrag
mit nicht abgeschalteter
Datenautomatik plötzlich
bis zu 47 Euro pro Monat.
Darüber hinaus gab es bereits Beschwerden von
Kunden, die von einem Anbieter ungefragt in den
nächst teureren Datentarif
eingestuft wurden, nachdem die Datenautomatik
drei Monate hintereinander automatisch gegriffen
hatte.
Lässt sich die Datenautomatik nicht direkt bei Vertragsabschluss deaktivieren, reicht ein schriftlicher
Widerspruch beim Netzbetreiber, um dem Nepp einen Riegel vorzuschieben.
Denn nach dem Verbrauch
des schnellen Datenvolu­
mens kappt der Mobilfunk­
anbieter nicht etwa die Internetverbindung. Sie wird
bis zum Monatsende lediglich langsamer, reicht immer noch für den alltäglichen Gebrauch und bleibt
dafür aufpreisfrei. In vielen Verträgen kosten auch
SMS-Kurznachrichten ex­
tra. Ein Dienst, der sich für
viele Smartphonebesitzer
überholt hat, denn eine
SMS-Flatrate für rund fünf
Euro pro Monat braucht in
Zeiten von kostenlosen
Kurznachrichtendiensten
wie WhatsApp und Co
­­eigentlich kein Mensch
mehr. Besser zahlt man im
Notfall neun Cent für eine
einzelne SMS.
<<
Einfacher ist besser
Es gibt unzählige Mobilfunkanbieter. Neben den
Netzbetreibern T-Mobile,
Vodafone und O2/E-Plus
buhlen sogenannte Reseller von Aldi-Talk bis Yourfone um die Gunst der Kunden. Sie stellen kein eigenes Netz zur Verfügung,
sondern kaufen die benötigten Netzkapazitäten
einfach bei den drei Großen ein. Für welchen letztlich die Entscheidung fällt,
sollte nicht nur vom Preis
abhängen. Ein Blick auf die
Internetseiten der Anbieter verrät viel über die Geschäftstaktik, denn je unübersichtlicher das Gewirr
von Tarifoptionen und
Auswahlmöglichkeiten ist,
desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass darin
Fallen versteckt sind. Im
Zweifel ist der Anbieter
mit der klarsten Tarifstruktur und dem kürzesten
Kleingedruckten der Beste
– auch wenn er ein paar
Euro teurer ist als die Konkurrenz. Die großen Vergleichsportale im Internet
bieten eine gute Orientierung über den Markt und
liefern erste Anhaltspunkte, welcher Vertrag infrage
kommt. Nutzer, die flexibel
bleiben wollen, wählen
nicht den Laufzeitvertrag,
sondern ein Vertragsmo-
dell mit monatlicher Kündbarkeit. Die Rufnummernübernahme zum neuen
Anbieter kostet in der Regel rund 30 Euro. Ist eine
Übernahme gewünscht,
macht es Sinn, einen Anbieter zu wählen, der diese
Summe in Form einer Gutschrift ausgleicht.
Wer trotz aller Vorzüge
des Smartphones lieber
bei seinem Urzeit-Handy
bleiben will, findet heute
kaum noch akzeptable Tarife für „Nur-Telefonierer“.
Eingependelt haben sich
die Preise für sogenannte
Prepaid-Karten, die mit
Guthaben aufgeladen werden, bei rund neun Cent
pro Minute in alle Netze.
Minutenpakete gibt es für
rund zehn Euro für 200
­Gesprächsminuten pro
Monat. Im Vergleich zum
Komfort eines Smart­
phones mit günstigem
­Allround-Tarif ist das
­realtiv teuer.
<<
Das Smartphone
muss nicht teuer sein
Nicht jeder braucht ein
Top-Smartphone der neusten Generation. Gebrauchte Vorjahresmodelle erfüllen ihren Zweck genauso
gut und kosten deutlich
weniger. Wer sich vor unliebsamen Überraschungen aus dem Internetauktionshaus schützen will,
kann bei verschiedenen
Händlern im Internet ein
gebrauchtes, gewartetes
Gerät mit Händlergarantie
erstehen. Ebenso lohnt
es sich, günstige Smartphones ab 100 Euro zu
­beschnuppern. Sie bieten
von E-Mail bis Internet alles, was ein Smartphone
können muss und verzichten auf teure Attribute wie
höchste Bildschirmauflösung, Topkamera und maximale Rechengeschwindigkeit, bleiben aber voll
alltagstauglich.
br
> AiR | Januar/Februar 2016
17
Medien
ten-App oder nutzt vielleicht die Navigations­
funktion.
Aktiv im Ruhestand
Portoerhöhung 2016:
Bitte frei machen ...
Erinnern Sie sich noch? Nach 15 Jahren Preisstabi­
lität erhöhte die Deutsche Post 2013 das Porto
für einen Standardbrief von 55 auf 58 Cent. Auch
andere Leistungen wurden teurer. Dann ging es
Schlag auf Schlag: Der Preis kletterte von 58 auf
60 und 2015 auf 62 Cent. Seit dem 1. Januar 2016
muss der Postkunde 70 Cent für einen Standardbrief zahlen – das sind 13 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. AiR ist der Frage nachgegangen,
ob das heftige Drehen an der Preisschraube tatsächlich notwendig ist. Immerhin spült das höhere Porto dem Konzern künftig jährlich etwa 200
Millionen Euro zusätzlich in die Kasse.
Begründet wurde die von
der Bundesnetzagentur
­genehmigte Erhöhung von
55 auf 57 Cent mit der notwendigen Anpassung an
die allgemeine Kostenentwicklung und die sich stark
verändernden Rahmenbedingungen durch sinkendes Briefaufkommen und
dem nach wie vor zu erfüllenden Infrastrukturauftrag. Die Kunden sollen
im Umkreis von zwei Kilometern eine Poststelle
­erreichen können. Dabei
handelt es sich durch Per> AiR | Januar/Februar 2016
sonalabbau und Rationa­
lisierungsmaßnahmen
­keineswegs um die guten
alten Postämter mit vollem Service von der Brief­
annahme bis zur Postbank,
sondern vorwiegend um
Partnerbetriebe und Verkaufspunkte in Super­
märk­ten und Schreibwarengeschäften.
War vor 15 Jahren das
Briefgeschäft noch die
wichtigste Einnahmequelle der Post, so änderte sich
dies mit dem Siegeszug
der IT-Kommunikation.
Besonders die Jüngeren
versenden E-Mails und
SMS statt Briefe, bestellen
im Internet, erhalten aber
ihre Päckchen und Pakete
vorwiegend von der Post,
die auch die Retourenfracht übernimmt: Das
Kerngeschäft des „Gelben
Riesen“ hat sich vom Brief
zum Paket verschoben.
Durch den boomenden
Onlinehandel kletterten
in der Paketsparte die Um-
sätze im dritten Quartal
2015 um knapp zehn Prozent nach oben, während
sie im Briefbereich kontinuierlich sinken.
<<
Spielräume schaffen
Weil die Post als einziger
Anbieter eine flächendeckende Zustellung im gesamten Bundesgebiet von
der Hallig bis zur Alm gewährleisten muss, führt
der Rückgang des Briefaufkommens nicht parallel zu
Jan Brenner (2)
Aktuell
18
1997 genehmigte der Regulierungsrat von Bundestag und Bundesrat der
Post AG die Erhöhung des
Briefportos ab dem 1. September auf 1,10 DM. Auch
das Porto für Postkarten
wurde um 20 Pfennig auf
1,00 DM angehoben. Im
Jahresdurchschnitt mussten die Bundesbürger für
die Frankierung ihrer Briefe und Postkarten 2,63 DM
mehr ausgeben als zuvor.
Nachdem 2003 sogar eine
leichte Preissenkung – von
56 auf 55 Cent – erfolgt
war, zogen die Preise erst
2013 wieder an.
<
< Mit 70 Cent liegt der Preis für eine
n Stan
in Deutschland im europäischen Verg dardbrief bis 20 Gramm
leich im Mittelfeld.
<
< Die alten 62-Cent-Marken behalten wie alle anderen Postwertzeichen auch ihre Gültigkeit. Mit AchtCent-Ergänzungsmarken kann aufgestockt werden.
Aktiv im Ruhestand
einem Rückgang des Lo­
gistik- und Personalaufwands. Deshalb holt sich
die Post über die kräftigen
Portoerhöhungen der letzten Jahre das Geld von den
Kunden zurück und verschafft sich Spielraum in
einer schrumpfenden Geschäftsparte.
Deshalb wird nicht nur der
Standardbrief mit 70 Cent
erheblich teurer, sondern
auch für internationale
Briefe, Postkarten ins Ausland, Großbriefe und Einschreiben sind die Preise
ab dem 1. Januar 2016 angehoben worden. Der Versand eines Maxibriefes
kostete zum Beispiel bis
zum 31. Dezember 2015
2,40 Euro, ab dem 1. Januar sind dafür 2,60 Euro fällig. Einwurfeinschreiben
kosten 2,15 beziehungsweise 2,50 Euro, selbstverständlich zuzüglich zum –
ebenfalls höheren – Beförderungsentgelt der Basissendung.
Die neuen Briefmarken –
angeblich schon vor der
Zustimmung der Bundesnetzagentur zur Preiserhöhung gedruckt – wurden
bereits ab dem 3. Dezember 2015 in den Postfilialen und im Internet (www.
efiliale.e) verkauft, um den
Kunden eine ausreichende
Vorlaufzeit zum Erwerb
neuer Marken zu geben.
<<
70 Cent für eine Alge
Da die bisherigen Briefmarken gültig bleiben, hält
die Post zusätzlich Ergänzungsmarken im Wert von
acht Cent vor. Zurzeit gibt
es vier Motive der neuen
70-Cent Marken: Schoko­
laden-Kosmee, Blüte Odermennig, Kieselalge und
250 Jahre Technische Universität Bergakademie
Freiberg.
Selbst nach der geplanten
Anpassung auf 70 Cent
liege der Preis für den Standardbrief in Deutschland
immer noch im Mittelfeld,
verglichen mit dem Briefpreisniveau in anderen europäischen Ländern, heißt
es in einer Presse­erklärung
der Deutsche Post DHL
Group. Durch die Preisfestschreibung für drei Jahre
und weiterhin zu erwartende Preiserhöhungen in
anderen Ländern werde
sich diese Position weiter
verbessern. Ein schwacher
Trost, besonders für viele
Senioren, die nicht das Internet nutzen, sondern
nach wie vor Briefe schreiben und Postkarten verschicken.
sm
<< Die Porto-Änderungen im Überblick
>
Standardbriefe (bis 20 Gramm) von 62 auf 70 Cent
>
Standardbrief- und Postkarten für Europa und Welt
bis 20 Gramm von 80 auf 90 Cent
>
Maxibriefe (bis 1 000 Gramm) von 2,40 Euro
auf 2,60 Euro
>
Erhöhung aller Einschreiben-Varianten
auf 2,15 Euro beziehungsweise 2,50 Euro
>
Päckchenmarkenwert XS bis ein Kilogramm
von 3,95 Euro auf 4,00 Euro
>
Päckchenmarkenwert S bis zwei Kilogramm
von 4,40 Euro auf 4,50 Euro
> AiR | Januar/Februar 2016
Aktiv im Ruhestand
VBE-Bundesseniorenvertretung:
Tagung in Königswinter
Zum Jahresende 2015 tagte die Bundesseniorenvertretung des Verbandes
Bildung und Erziehung (VBE) in Königswinter. Max Schindlbeck, Sprecher
der VBE-Seniorenvertretung und stellvertretender Vorsitzender der dbb
­bundesseniorenvertretung, hatte ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt und interessante Dozenten gewonnen.
Marina Fischbach, dbb akademie
<
< Max Schindlbeck (Zweiter von links) konnte beim Treffen der
VBB-­Seniorenvertreter in Königswinter auch den VBE-Bundes­
vor­sitzenden Udo Beckmann (Bildmitte) begrüßen.
sicherung für Rentner, die
vor allem tarifbeschäftigte
Ehefrauen und Witwen
von Beamten treffen,
wenn sie in der zweiten
Lebenshälfte wegen Ausfallzeiten durch Erziehungs- oder Pflegezeiten
weniger als 9/10 der Zeitspanne sozialversiche-
Die VBE-Referenten Helge
Dietrich und Gerd Kurze
(stellvertretender Bundessprecher) hatten sich reinen Sachthemen gewidmet: Dietrich befasste sich
mit der Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichtes zur Verfassungsmäßigkeit der Besoldung von
Richtern in drei Bundesländern. Kurze stellte das Rentensystem der Niederlande
vor, das nicht nur durch die
obligatorische Betriebsrente für Deutschland wegweisend sein könnte.
Schindlbeck zeigte sich
­zufrieden, dass inzwischen
alle VBE-Seniorenvertretungen statusmäßig tätig
sind und auch zum Teil bereits in den dbb Gliederungen mitarbeiten.
Gerhard Kurze
Thüringen:
25-jährige Jubiläen
in Eisenach und Jena
Im Sommer 1990, einige
Monate vor der Konstituierung des Thüringer BRHLandesverbandes, gründeten 19 engagierte Senioren
den BRH-Ortsverband Eisenach. Wenig später wurde
das Gründungsmitglied
Günther Nickol Vorsitzender des Thüringer BRH-Landesverbandes. Am 20. Oktober 2015 fand eine Jubiläumsveranstaltung statt,
zu der die Vorsitzende des
> AiR | Januar/Februar 2016
Ortsverbandes, Karin Dell,
als Ehrengast unter anderem die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf
(Die Linke) begrüßen konnte. ln ihrem Grußwort
dankte sie für das Engagement des BRH Eisenach für
Rentengerechtigkeit, für
den Kampf um Anerkennung der Lebensleistung
der Mitglieder und für die
vielfältige Hilfe bei der
­Bewältigung des gesell-
Peter Rossbach/TLZ
Aus den Ländern
20
Schindlbeck eröffnete die
Tagung mit einem Bericht
über die im abgelaufenen
Jahr erfolgten Veranstaltungen und Aktivitäten
des Vorstands. Oliver
­Niebes, Vertreter der
­COMPASS Private Pflegeversicherung, referierte
über den Leistungsumfang
der Pflegeversicherung
und zeigte anhand von
Fallbeispielen auf, wie seine Organisation Mitgliedern der Privaten Krankenkassen bundesweit kostenfreie Beratung anbietet. Stefan Czogalla, Leiter
des Geschäftsbereichs Arbeit, Wirtschaft, Soziales,
Steuern und Senioren im
dbb, informierte über Probleme bei der Krankenver-
rungspflichtig beschäftigt
und gesetzlich krankenversichert waren.
<
< Auszeichnung für verdiente Mitglieder bei der Jubiläumsveranstaltung des BRH in Eisenach. Im Bild von links: Günter Nickol,
Karin Dell, Jochen Weber, Brigitte Ruppert, Oberbürgermeisterin
­Katja Wolf, Maria Klein und Brigitte Wittich
Aktiv im Ruhestand
schaftlichen Wandels. In
­ihrem anschließenden Vortrag über die 25-jährige
Verbandsarbeit mahnte Karin Dell, dass zwar alle Parteien Rentenangleichung
fordern, der vorgeschlagene
Weg jedoch für viele nicht
mehr erlebbar sein werde.
Der stellvertretende BRHLandesvorsitzende Jürgen
Pfeffer überbrachte die
Grüße des Landesvorstandes und betonte die Notwendigkeit eines Seniorenmitbestimmungsgesetzes.
Das Seniorenmitwirkungsgesetz reiche nicht aus, um
die Rechte der Rentner und
Ruheständler zu garantieren. Er versicherte, dass der
BRH Thüringen seine Forderungen im Thüringer Beamtenbund und in der Landesseniorenvertretung auch
weiterhin einbringen werde.
Auch der mit 171 Mitgliedern größte Thüringer
BRH-Ortsverband Jena
­feierte im Dezember 2015
im Plenarsaal des Rathauses sein 25-jähriges Bestehen. Die Veranstaltung
wude umrahmt von Mu­
sikern der Jenaer Philhar-
monie. Auch dort bestimmt der Kampf um
die Rentengerechtigkeit
nach wie vor das Verbandsleben, sagte Vorsitzender Karl-Heinz Rönitz
in seiner Ansprache. Doch
auch das Motto „Gemeinsam statt einsam“ werde
in vielen Veranstaltungen
gepflegt. An den monatlichen Zusammenkünften
im Rathaus seien stets 50
bis 60 Seniorinnen und Senioren beteiligt.
Karin Dell (Eisenach)
Ingrid Feist (Jena)
BRH Sachsen:
Seniorenpolitische Bilanz im SBB 2015
Im Dezember 2015 wurde im SBB Bilanz gezogen über die ehrenamtliche
­Seniorenarbeit. Der BRH Sachsen wurde durch die Vorsitzende Rita KiriasisKluxen und den Landesgeschäftsführer Dr. h.c. Oliver Kluxen vertreten, die
vom SLV als Teilnehmer an der Hauptversammlung der SBB-Seniorenver­
tretung delegiert worden waren.
Zahlreiche Vertreter aus
­circa 20 Gewerkschaften
hatten sich zur Beratung
eingefunden. Der SBB-Vorsitzende Gerhard Pöschmann äußerte sich zu aktuellen Aufgaben im SBB und
sprach besonders zu Belangen der Beamten und Pensionäre. Wolfgang Speck,
Vorsitzender der dbb bundesseniorenvertretung, gab
einen Kurzbericht über
zwei Jahre Verantwortlichkeit bei Seniorenanliegen
auf der Bundesebene. Er
wies darauf hin, dass der
dbb dabei mehr als 400 000
Ruheständler betreue. Dr.
Hans Peter Klotzsche, BRH
Sachsen, referierte, wie
sich die Renten bis 2020
entwickeln, und erläuterte,
was die zukünftige Besteuerung bringt oder nimmt.
Er erklärte sich bereit, Vor-
träge für interessierte
Gruppen zu halten.
<<
Was wurde erreicht?
Rita Müller, Vorsitzende
der SBB-Seniorenvertretung, legte in ihrem Bericht
die Kontakte dar, die sie zu
verschiedenen Senioren­
themen geknüpft hat, und
kündigte an, die 2014 festgelegten drei Schwerpunkte weiterzuverfolgen: Das
Seniorenmitwirkungsgesetz in Sachsen voranzubringen, die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen besonders im ländlichen Raum zu fördern und
die rentenpolitischen Forderungen der Mitglieder zu
unterstützen.
Der BRH Sachsen stellte
den Antrag auf Unterstüt-
zung einer Veranstaltung
zum Thema „Rente und
deren Besteuerung“. Der
Antrag wurde mehrheitlich
angenommen. Die erste
Veranstaltung wird in
Dresden stattfinden und
bei Interesse dann jeweils
in den einzelnen Orts- und
Kreisverbänden wiederholt.
<<
Bitte melden!
Achtsam müssen wir alle
sein, wenn es um Verkehrsanbindungen oder
gegebenenfalls um deren
Einschränkungen im länd­
lichen Raum geht. Bitte
teilen Sie dem BRH-Sachsen entsprechende Vorhaben mit, damit wir uns bei
den zuständigen Politikern
für oder gegen die Projekte
einsetzen können.
> AiR | Januar/Februar 2016
Aktiv im Ruhestand
BRH Hamburg:
Besuch im Generalkonsulat von Südkorea
<
< Der stellvertretende BRH-Landesvorsitzende Adje Eggerts hatte im Vorfeld erfahren, dass Generalkonsul Seejeong Chang Briefmarkensammler insbesondere der Regionen ist, in denen er gearbeitet
hat oder noch arbeitet. So überreichte er dem Diplomaten zum Dank für den Besuch im Generalkonsulat eine Briefmarkenkollektion mit Motiven der vier von ihm betreuten Bundesländer.
Mit Blick auf den Ham­
burger Hafen unterstrich
Seejeong Chang die Wirtschaftskraft seiner Heimat.
So sei Korea die zweitgrößte Schiffbaunation der Erde.
<< Hauptversammlung der SBB-Seniorenvertretung
Am 3. Dezember 2015 fand die Hauptversammlung der
SBB-Seniorenvertretung in Dresden statt. Als Gäste
konnte Vorsitzende Rita Müller SBB-Chef Gerhard Pöschmann sowie den Vorsitzenden der dbb bundesseniorenvertretung (bsv) Wolfgang Speck begrüßen. Speck führte aus, dass die bsv darauf hinwirke, dass Senioren in der
Kfz-Versicherung wegen ihres Alters nicht weiterhin
stärker zur Kasse gebeten werden als jüngere Verkehrsteilnehmer. Ferner sprach Speck das Thema Rechtschutz
für Senioren auch bei Streitigkeiten im Pflegefall an und
informierte über die Vorbereitung eines Notfallordners,
der in diesem Jahr erscheinen soll. Rita Müller ging in ihrem Rechenschaftsbericht unter anderem auf die Jahrestagung der BAGSO vom 25. bis 26. November 2015 in
Berlin ein. Sie nutzte die Gelegenheit, dem neuen Vorsitzenden Franz Müntefering im Namen der SBB-Senioren
zu seiner Wahl zu gratulieren.
> AiR | Januar/Februar 2016
Weitere wirtschaftliche
Standbeine seien Bau und
Export von Kraftfahrzeugen, Elektronik und Haushaltsgeräten. Besonders
wichtig, betonte der Generalkonsul, seien ihm aber
auch die menschlichen
­Beziehungen zwischen
­Korea und Deutschland.
Diesen Worten ließ er T­ aten
folgen und lud die Hamburger BRH-Senioren zum Abschluss ihres Besuches zum
Abendessen in ein koreanisches Restaurant ein.
Hermann-J. Friederich,
­Landesgeschäftsführer
des BRH Hamburg
Picasa
Aus den Ländern
22
Das Generalkonsulat ist
­zuständig für die Länder
Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die Vertiefung
der wirtschaftlichen Be­
ziehungen dieser Bundesländer zur Republik Korea
bildet seine Hauptaufgabe. Gesprächspartner der
Ham­burger BRH-Senioren
war Generalkonsul See­
jeong Chang. Vor seinen
Einsätzen in verschiedenen
Städten und Ländern in
mehreren Erdteilen der
Welt hat er sein Studium
an der National-Univer­si­
tät in Seoul mit dem Hochexamen für den Diploma­
tischen Dienst abgeschlossen. Diese Qualifikation
und Erfahrung unterstreicht
die Bedeutung, die die Republik K
­ orea den norddeutschen Bundesländern
und der Hafenstadt Hamburg ­beimisst.
GK Korea Hamburg
Auf Einladung des Generalkonsuls See­jeong Chang besuchten Seniorinnen und Senioren des
BRH Hamburg wenige Tage vor Weihnachten die in der Hansestadt ansässige Vertretung der
Republik Korea (Südkorea) und erhielten einen Einblick in die Aufgabenfülle des Generalkonsulats.
<
< Ein starkes Team des BRH NRW traf sich mit dem dbb Ehrenvorsitzenden Werner Hagedorn (4. von rechts) am 10. Januar 2016
auf der dbb Jahrestagung in Köln: Carl Schlesinger, Günter
­Büchler, Ewald Prinz, Klaus Reimer, Udo Kock, Martin Endeler,
Gert Schott und Hans Burggraf (von links).
Aktiv im Ruhestand
Gewinnen Sie einen Einkaufstrolly!
Senden Sie einfach das Lösungswort bis zum 17.
Februar 2016 per E-Mail an [email protected],
per Fax an 030.40815599 oder per Post an dbb
beamtenbund und tarifunion, Redaktion AiR,
Friedrichstraße 169, 10117 Berlin.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Gewinner aus AiR magazin 12/2015 sind
­Ingeborg Böttger, Rudolstadt, und Wolfgang
Matzen, Heidgraben. Herzlichen Glückwunsch!
Das Lösungswort lautete „Aktentasche“.
Gewinnspiel
23
> AiR | Januar/Februar 2016
Satire
24
ORR i.R. Dr. Korbinian Zauderstein
Erster Vorsitzender des Vereins
Perfekte Pensionäre e.V. ,
Fliederweg 17 a,
50555 Hoppenstädt
Lieber Harry,
es tut mir sehr leid, erfahren zu müssen, dass du gewissermaßen „ausgebrannt“ bist. Auf Neudeutsch
„Burn out“. Und das in deinem Alter. Oder gerade deswegen? Was war der Auslöser? Oder wer? Etwa ich,
dein alter Freund und Kupferstecher? Das kann ich mir
eigentlich nicht denken. Aber eines Tages wirst du es
mich mit Sicherheit wissen lassen. Bis dahin aber
möchte ich dir von dem erzählen, was mich beschäftigt. Vielleicht lenkt es ja ein wenig von deinem Problem ab – auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie
und warum es sich entwickelt hat. Nun denn. Lass
mich mit Oscar Wilde beginnen, dem ich so einiges zu
verdanken habe, vor allem seinen Rat, dass man das
Leben als buntes Ganzes nehmen, aber sich nie an
Einzelheiten erinnern sollte, weil Einzelheiten immer
vulgär seien. Damit hat der Oscar zwar Recht, aber die
Realität sieht leider ganz anders aus. Nimm zum Beispiel die „Einzelheit“ Alzheimer. Wer hat nicht schon
mal gedacht, er habe Alzheimer, nur weil er die Autoschlüssel nicht findet? Und das ist nicht nur ein Problem des Alters. Je mehr man sich merken muss, desto
mehr vergisst man. Wichtiges und Unwichtiges. Das
hält sich die Waage. Aber das sind Kleinigkeiten. Freilich nicht für Außenstehende. Die von der Krankheit
Betroffenen empfinden das ganz anders. Dein Ausgebranntsein, lieber Harry, ist für dich schlimmer als für
mich. Denn ich gebe dir die Kohle, damit dein Ofen
wieder wärmt und deine Gedanken zum Glühen gebracht werden. In der Zwischenzeit, also bis ich den
Koks beschafft habe, rate ich dir zum Buch. Denn Bücher können bekanntlich den Geist davon abhalten,
sich wund zu kratzen. Glaube nun ja nicht, dass ich
mich hinter Büchern verschanze, um dem Leben aus
dem Weg zu gehen. Aber sie sind für mich Oasen, wo
ich wirklich abschalten kann. Auch auf die Gefahr hin,
Mark Twain in die Hände beziehungsweise in die Seiten zu fallen, wenn er so Weisheiten wie die folgende
von sich gibt: „Das Geld kann dir ausgehen, Freunde
lassen dich im Stich, Feinden wirst du gleichgültig,
aber deine Krankheit bleibt dir immer treu.“ Und jetzt
komm du mir nicht mit Burnout! Wichtig ist doch,
sich wegen seines Alters nicht verrückt zu machen,
nicht in eine Midlife-Crisis zu stürzen – dafür hat man
später noch Zeit. So sieht es jedenfalls Max Raabe.
Und recht hat er damit. Ich vermute ohnehin, dass
dein erkalteter Ofen was mit deinem Nichtmehrjungsein zu tun hat. Aber schämst du dich denn nicht? Ich
bin um etliches älter als du und weit davon entfernt,
das Feuer ausgehen zu lassen. Was ist bloß in dich gefahren? In letzter Zeit bist du immer mehr am Jammern und Klagen, dir fällt nichts mehr ein, das meiste
schiebst du auf mich ab, was eigentlich deine Aufgabe wäre. Du gibst den Reichsbedenkenträger und
> AiR | Januar/Februar 2016
sonnst dich auch noch in dieser selbst gewählten
­Position. Kürzlich sollst du in kleiner Runde geklagt
haben, dass die Kalendersprüche immer wahrer werden, wenn man älter wird. Ja und? Was ist denn daran
so schlimm? Reiß dich zusammen! Du hast doch Witz!
Halte dich an Theo Lingen, einen meiner Lieblingsschauspieler aus längst vergangenen Zeiten: „Ich bin
falsch, ich kann mit jedem.“ Oder betrachte heiter
deinen Geburtsjahrgang und verblüffe deine Um­
gebung mit einem Kalenderspruch (sic!) von Bernd
Zeller: „Ich führe ein Leben auf der Überholspur. Nur
eben sehr langsam. Und hinter mir hupen alle.“ Lass
sie hupen. An dir kommt außer mir eh niemand vorbei. Und das ist auch gut so. Aber ich brauche dich,
Harry. Ob du es nun glaubst oder nicht. Wenn es dich
nicht gäbe, hätte ich so gut wie nichts, worüber ich
mich aufregen könnte. Und Aufregung ist ein Lebenselexier für mich. Also vermassel mir nicht die Tour,
schipp die Kohle in deinen Ofen und mach dir und mir
Feuer unterm ... Na, du weißt schon wo!
In diesem Sinne.
Mach et jut
Korbi
cwb
© Cello Armstrong – Fotolia.com
RÜCKSPIEGEL
Aktiv im Ruhestand
dbb
2. Flüchtlings-Gipfel im Bundeskanzleramt:
Staat muss handlungsfähig bleiben
„Der Staat muss in Gestalt des
öffentlichen Dienstes selbst
handeln und darf seine Verpflichtungen nicht dauerhaft
ehrenamtlichen Helfern überlassen. Dazu bedarf es vor allem einer entsprechenden Personalstärke. Aktuell fehlen uns
allein in Sachen Flüchtlingsmanagement fast 180 000 Beschäftigte“, erläuterte Russ.
Hinzu komme, dass reguläre
Verwaltungsaufgaben im
Dienste der Bürger auch weiterhin kontinuierlich erfüllt
werden müssen, so der dbb
Vize. Die Gebietskörperschaf-
ten müssten zudem die notwendigen Finanzmittel zur
Erfüllung der ihnen übertragenen Aufgaben erhalten.
„In diesen nicht ganz einfachen
Zeiten ist es wichtiger, in die
Zukunft zu schauen als in der
Vergangenheit zu verharren“,
mahnte Russ. Gleichwohl betonte er, dass die jüngste von
Vorwürfen gezeichnete Debatte zwischen Kommunen und
Ländern einerseits und dem
Bund andererseits infolge der
letzten Innenministerkonferenz in Koblenz grenzwertig
gewesen seien: „Einfach den
Schuldigen bei den Beschäftigten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge zu suchen,
ist nicht nur unzulässig, sondern stößt die Kolleginnen und
Kollegen auch vor den Kopf, die
in Anbetracht der von der Politik zu spät erkannten Versäumnisse einen großartigen Job
machen. Sie leisten schon seit
vielen Monaten Überstunden
in erheblichem Maße. Und sie
sind weiterhin bereit, hohe
Leistung zu bringen – weit über
das normale Maß hinaus. Es
geht jeweils um ein komplexes
rechtsstaatliches Verfahren,
das später justitiabel ist; solche
Fälle erfordern grundsätzlich
große Sorgfalt und schlicht
Zeit, und zwar nicht zum
Selbstzweck, sondern im Interesse unseres Gemeinwesens.“
Russ begrüßte ausdrücklich die
„rückenstärkenden Worte“ von
Mitgliedern der Bundesregie-
rung, die die BAMF-Beschäftigten vor der unberechtigten
Kritik in Schutz genommen
hatten. Mit „Schwarze-PeterSpielen“ komme man nicht
weiter, so der dbb Vize.
Gegenüber dem WDR (Funkhaus Europa) wies der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und komba-Chef Ulrich
Silberbach am 10. Dezember
zudem darauf hin, dass man
für die nicht nur im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise dringend benötigte
Personalaufstockung im öffentlichen Dienst jetzt aber
auch einen langen Atem brauche, sofortige Entlastung lasse
sich dadurch nicht erreichen:
„Ausgebildete Fachleute wachsen auch in Deutschland nicht
auf den Bäumen, die müssen
gründlich, zum Teil sogar über
mehrere Jahre ausgebildet
werden.“
Öffentliche Arbeitgeber:
Arbeitgeber:
Öffentliche
©Gajus – Fotolia.com
Klare Aufstiegsperspektiven
Aufstiegsperspektiven schaffen
Klare
schaffen
Die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Astrid Hollmann hat vor einer sinkenden Attraktivität des
Die stellvertretende
dbb
Astrid
öffentlichen
Dienstes
alsBundesvorsitzende
Arbeitgeber gewarnt.
„Die freie Wirtschaft holt auf“, sagte sie im Interview mit
Hollmann
hat vor(Ausgabe
einer sinkenden
der
„Rheinpfalz“
vom 8. Attraktivität
Januar 2016).des
Dies gelte sowohl bei der finanziellen Sicherheit und der
öffentlichen Dienstes
als Arbeitgeber
gewarnt.
„Die
Vereinbarkeit
von Familie
und Beruf, als
auch bei
der Gleichberechtigung
von
und Männern.andererDiese
Ein Teil des Problems sei die
zu-Frauen
­Aufstiegsperspektiven
nehmend
Zahlbesonders
an befris­ gefordert
seits dürften
kein Gegensatz
freie Wirtschaft
auf“, sagte
imöffentliche
Interview mit
Entwicklung
sei holt
verheerend,
weilsieder
Dienst
geradehohe
jetzt
werde.
sein. Die Position von Frauen im
der „Rheinpfalz“ (Ausgabe vom 8. Januar 2016). Dies teten Arbeitsverhältnissen im
öffentlichen Dienst müsse ebenöffentlichen Dienst, gerade bei
Die sinkende Wettbewerbsfägelte
sowohl
bei
der
finanziellen
Sicherheit
und
der
falls verbessert werden, etwa
Nachwuchskräften.
„Junge
higkeit beim Werben um NachVereinbarkeit
von
Familie
und
Beruf,
als
auch
bei
der
bei der Bezahlung. „Da gibt es
L
­
eute,
die
etwa
eine
Familie
wuchs treffe den öffentlichen
nach wie vor geschlechtsspe­
gründen
wollen,
brauchen
fiDienst
angesichts
der
ohnehin
Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Diese
nanzielle und damit berufliche
zifische Unterschiede“, bemänenormen Arbeitsverdichtung
Entwicklung sei verheerend, weil der öffentliche
gelte Hollmann. Zwar sei die
Sicherheit“, sagte die stellverschwer. Wenn man sich vergeDienst gerade
jetzt
besonders gefordert werde.
tretende dbb BundesvorsitzenDifferenz in der Privatwirtschaft
genwärtige,
„was an
Mehrbesituation hinzukommt, dann
werden noch mehr Beschäftigte fehlen“, warnte Hollmann.
Und zwar für einen Staat, der
„schon heute nur noch auf
Sparflamme
funktioniert,
der
Ein
Teil des Problems
sei die
zudem
Bürger
nur
ein
Mindestnehmend hohe Zahl an befrismaß an
Leistungen bietet“.im
teten
Arbeitsverhältnissen
de. Wenn sie diese mittlerweile
eher in der Privatwirtschaft bekämen, „dürfen wir uns nicht
wundern, wenn die jungen
Menschen nicht mehr zu uns
kommen“. Auch die Vereinbarkeit von Familie
und Arbeit
öffentlichen
Dienst,
geradeeibei
nerseits
sowie
die
berufliche
Nachwuchskräften. „Junge
Entfaltung
inklusive
Leute,
die etwa
eineklarer
Familie
derzeit noch höher, liege aber
auch im öffentlichen Dienst
„immer noch bei acht Prozent“.
Nachholbedarf gebe es bei­
spiels­weise bei der Bewertung
von Berufen, in denen überdurchschnittlich
Frauen
gründen
wollen,viele
brauchen
fiarbeiten,
etwa
im
­
s
ozialen
nanzielle und damit berufliche
B­ereich.
Sicherheit“,
sagte die stellver-
©Gajus – Fotolia.com
lastung durch die FlüchtlingsDie sinkende
Wettbewerbsfäsituation
hinzukommt,
dann
higkeit beim
um Nachwerden
nochWerben
mehr Beschäftigwuchs
treffe
den öffentlichen
te
fehlen“,
warnte
Hollmann.
Dienst
angesichts
ohnehin
Und
zwar
für einender
Staat,
der
enormen
Arbeitsverdichtung
„schon heute nur noch auf
schwer. Wenn
man sich vergeSparflamme
funktioniert,
der
genwärtige,
„was
anMindestMehrbedem Bürger nur ein
lastung
die Flüchtlings­
maß
an durch
Leistungen
bietet“.
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
25
aktuell
Die Handlungsfähigkeit des Staates muss sichergestellt bleiben. Das hat dbb Vize Willi Russ am
10. Dezember 2015 anlässlich des 2. FlüchtlingsGipfels im Bundeskanzleramt mit Blick auf die
nachhaltige Bewältigung des Flüchtlingszustroms
in Deutschland klargestellt.
Pflegeberufe:
Krisenmanagement:
Politik
hat
Warnungen
Qualität
der
Ausbildung muss bewahrt werden
jahrelang
ignoriert
Die Qualität der Ausbildung
in
die Berufsausbildungen zur
kenntnisse bleibt.“ Positiv beauch „eine richtige Antwort
werte der dbb die vorgesehene
grundsätzliche Schulgeldfreiheit und Ausbildungsvergütung, so Silberbach. Beides
könne zur Stei­gerung der Atment:
Es gebe
neuen
traktivität
des keine
Pflegeberufs
Stellen,
derGesetzlich
öffentlichegeregelt
Dienst
beitragen.
müsse
„Wir brauchen
werdensparen.
sollen auch
die seit
im
gesamten
öffentlichen
Langem
geforderten
VorbeDienst
mehr als 180
000 neue
haltstätigkeiten.
Allerdings
Kolleginnen
und
vermüsse stärker
alsKollegen“,
im vorliegenlangte
der dbb
Vize.
den Entwurf
konkretisiert
werden, um welche Tätigkeiten es
Um
beihandelt.
den Behörden
in den
sich die
dabei
Auf Zustimvergangenen
Monaten
entstanmung des dbb ­stoße auch die
denen
„Millionen
Überstunden“
akademische
Öffnung
des Pfleabzubauen,
schlug Russ einen
geberufs: Durchlässigkeit
und
finanziellen
Ausgleich vor. „Wir
berufliche Entwicklungsmögfordern
deshalb
öffentlichen
lichkeiten
seien die
starke
Argumente bei der Berufswahl und
26
Jahreswirtschaftsbericht:
aktuell
Kranken-, Alten- und Kinderden Pflegeberufen darf nicht
krankenpflege zu einem Ausdarunter
leiden,
dass
künftig
Der dbb hat der Politik in Bund
und Ländern vorgebildungsgang zusammenfasdie Berufsausbildungen zur
worfen,
zu
spät
auf
die
sich
abzeichnende
Flüchtsen. Im Rahmen dieser
einheitKranken-, Alten- und Kinderlichen
Ausbildung
könnten
lingskrise
reagiert
haben.
„Die
Flüchtlingskrise
krankenpflege
zu einemzu
gene­sicher
Schnittstellen
und gleiralistischen
Ausbildungsgang
ist
keine Verwaltungskrise,
sondern
eine Krise
der
che Grundlagen in der theoregebündelt werden sollen. Das
politischen Führung“, sagtetischen
der Zweite
VorsitzenAusbildung
genutzt
hat der dbb in einer Stellungde
Willi
Russ
den
Zeitungen
der
FUNKE
werden, erklärte Mediender stellvernahme zum Entwurf eines Gedbb Bundesvorsitzengruppe
vom 28.tretende
Dezember
2015).
setzes zur (Ausgaben
Reform der Pflegebede
Ulrich
Silberbach vor der Anrufe (PflBRefG) unterstrichen
hörung. „Allerdings sehen wir
und auch bei einer Anhörung
Der dbb habe schon vor Jahren
hörden
säßen
deshalb
nicht
in
die Gefahr,
dass
aufgrund
der
auf Einladung des Bundesgedavor gewarnt, dass es an Perden
Amtszimmern,
sondern
in
Fülle
theoretischer
und
praktisundheits- sowie des Bundes­
sonal und technischer AusstatRegierungen
und
Parlamenten.
scher Lehrinhalte – unter Beifamilienministeriums zu dem
tung fehle: „Die Politik hat die- Gerade
Haushaltspolitiker
behaltung
der dreijährigenhätEntwurf am 11. Dezember
se Warnungen ignoriert.“ Die
ten
Wünsche nach
mehrmehr
PersoAusbildungszeit
– nicht
2015 in Berlin klargemacht.
Verantwortlichen
für die ange- nal
immer Raum
wiederfür
abgeblockt,
genügend
die derzeit
spannte
in den Beberichtete
Russ. Das Arguin den Einzelzweigen
des PfleMit dem Situation
Pflegeberufereformgeberufs vermittelten Spezialgesetz will der Gesetzgeber
Leiharbeit befristen und begrenzen
Der Zweite Vorsitzende und
Fachvorstand Tarifpolitik des
dbb, Willi Russ, machte deutlich, dass der öffentliche Dienst
nach einer Studie des IAB bei
der Befristung von Arbeitsverträgen eine größere Rolle spiele
als die Privatwirtschaft. Ausdrücklich unterstützte er die
Pläne des Arbeitsministeriums,
die Voraussetzungen für Leihund Zeitarbeit zu begrenzen.
Darüber hinaus betonte er, dass
die Integration der Flüchtlinge
nicht auf dem Rücken des durch
Einsparungen geschrumpften
öffentlichen Dienstes durchgeführt werden dürfe.
In seinem Statement hatte der
Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Dr. Rainer
Sontowski, darauf hingewie-
Jan Brenner
Die Spitze des dbb ist am 5. Januar 2016 in Berlin mit führenden Vertretern
der Bundesministerien für Wirtschaft und Energie, für Arbeit und Soziales
und dem der Finanzen zusammengetroffen, um sich unter anderem über
die wirtschaftliche Entwicklung dieses Jahres auszutauschen.
< Im Bild von links: Thomas Eigenthaler (dbb/DSTG), Thorben Albrecht
(BMWi), Willi Russ (dbb), Dr. Rainer Sontowski (BMWi) und Hans-Ulrich
Benra (dbb)
sen, dass Investitionen einen
Schwerpunkt im Jahreswirtschaftsbericht bildeten. Zusätzlich betonte er die Investitionserfordernisse aufgrund der
Flüchtlingslage. Sontowski
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
äußerte zudem, dass das Sparvolumen im öffentlichen Dienst
mehr als ausgeschöpft sei.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende und Fachvorstand
auf die demografischen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte, die die Pflege
in besonderem Maße betreffen“, so der dbb Vize. Allerdings
Arbeitgeber
auf,mit
Möglichkeiten
müsse sowohl
Blick auf die
zu
schaffen, wie von
Überstunden
Eingruppierung
Beschäfim
Einzelfall
und ausschließlich
tigten
mit Hochschulabschluss
auf
freiwilliger
finanziell
als auch
auf einBasis
ausreichendes
kompensiert
werden können.“
Angebot entsprechender
StuAllerdings
müssten
dieder
Mitardiengängen
die Frage
Gebeiter
zunächst die
Chance
begenfinanzierung
geklärt
werkommen,
Freizeitausgleich
nehden. „Bei allen
Fortschritten,
men
zuPflegewissenschaft
können. „Viele Kollegen
die die
in
müssen
einfach
mal raus aus
den letzten
Jahrzehnten
gedem
Job,
weil
sie schlicht
überbracht
hat,
dürfen
Differenzielastet
sind.
Diese
Überlastung
rungen
in der
Ausbildung
nicht
kann
man
mit Geldder
nicht
abbauzu einer
Spaltung
Belegen“,
sagte
Russ. mahnte Silberschaft
führen“,
bach.
Beamtenpolitik des dbb, HansUlrich Benra, betonte die Wichtigkeit des vom Arbeitsministerium angestoßenen Dialogprozess zum Arbeiten 4.0, an dem
auch der dbb maßgeblich beteiligt ist. Der stellvertretende
Bundesvorsitzende des dbb und
Vorsitzende der Deutschen
Steuer-Gewerkschaft (DSTG),
Thomas Eigenthaler, forderte
die rasche Umsetzung des sogenannten „BEPS-Aktionsplanes“ der G20-Industriestaaten,
um Steuerflucht über die Grenzen hinweg einzudämmen. Er
begrüßte grundsätzlich eine
weitere „Digitalisierung“ des
Besteuerungsverfahrens, zeigte
sich jedoch skeptisch hinsichtlich des Ziels der Bundesregierung, zukünftig rund die Hälfte
der Steuererklärungen vollautomatisch zu bearbeiten. Dies sei
ohne eine Steuervereinfachung
nicht machbar. Eigenthaler äußerte die Er wartung, dass der
öffentliche Dienst nicht mehr
als „Steinbruch“ für Einsparungen herhalten dürfe.
©Kenishirotie – Fotolia.com
©rico287 – Fotolia.com
dbb
dbb
Zahlen Daten Fakten 2016:
Dringender Personalbedarf
Die Informationsbroschüre
„Zahlen Daten Fakten“, die der
dbb jährlich aktualisiert herausgibt, erlaubt eine vorurteilsfreie
Orientierung über die wichtigsten Eckdaten des öffentlichen
Dienstes. Aufbauend auf den
jeweils neuesten Zahlen des
Statistischen Bundesamtes und
der Statistischen Landesämter,
auf Informationen der Bundesministerien und auf eigenen
Berechnungen liefert „Zahlen
Daten Fakten“ fundiertes Basiswissen und eignet sich als
schnelles Nachschlagewerk,
das bewusst auf eine Kommentierung verzichtet.
Die Zahlen sprechen für sich
und weisen auf Probleme hin,
die gelöst werden müssen, um
den öffentlichen Dienst auch
künftig funktionsfähig zu halten. Die Ausgabe 2016 zeigt
deutlich, dass Deutschland
nicht mehr ausreichend für
die Bewältigung besonderer
Situationen gerüstet ist. Nach
ak tuellen Schätzungen des
dbb fehlen dem Staat mehr als
180 000 Beschäftigte, besonders in den Kommunalverwaltungen. Derzeit wird fieberhaft
neues Personal gesucht.
So ist zum Beispiel der Anteil
der Bundesbeamten im Alter
von 45 bis 54 Jahren vom Jahr
2000 bis 2014 um 14,4 Prozent
von 22,1 Prozent auf 36,5 Prozent gestiegen. Der Anteil der
Beamtinnen und Beamten im
Alter von 55 bis 59 Jahren stieg
im gleichen Betrachtungszeit-
raum um 3,3 Prozent von 10,6
auf 13,9 Prozent. In den kommenden Jahren wird eine Pensionierungswelle auf den öffentlichen Dienst zukommen,
die Lücken im Personalbestand
schaffen wird. Der Arbeitsmarkt kann den Bedarf kaum
decken, weil qualifiziertes Personal zunächst ausgebildet
werden muss. Die Gewinnung
motivierten Nachwuchses für
den öffentlichen Dienst wird
daher eine der dringlichsten
Aufgaben für die kommenden
Jahre bleiben.
Dabei spricht wenig gegen
und vieles für Neueinstellungen, denn im europäischen
Vergleich steht Deutschland
schlank da, was sowohl die
Arbeitnehmerentgelte in Prozent des Bruttoinlandsproduktes als auch die Personalausgaben in Prozent des deutschen
Gesamthaushaltes betrifft:
Zahlen Daten Fak
ten
Die Personalausgaben sind von 1997
bis 2014 von 11,9
Prozent beinahe
stetig auf 9,9 Prozent gesunken und
werden bis 2019
voraussichtlich
weiter sinken –
ein Zeichen für
die restriktive
PersonalpolitikZahle
im
nDatenFakten_2016
.indd 1
öffentlichen Dienst. Im Europavergleich gibt die Bundesrepublik mit Abstand am wenigsten
für das Personal im öffentlichen
Sektor aus: Unter den Entgeltausgaben von 7,6 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts stehen
lediglich die Tschechische Republik mit 7,4 Prozent und die
Slowakei mit 7,1 Prozent. Zum
Vergleich geben Spitzenreiter
Dänemark 18,3 Prozent und
Finnland 14,5 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts für
Arbeitnehmerentgelte aus.
2016
27
Daraus ergeben sich im di- 16.12.15
rekten Vergleich finanzielle
Spielräume, die genutzt werden sollten, wenn Deutschland auch in Zukunft einen
reaktionsfähigen öffentlichen
Dienst bereithalten will, auf
den sich Bürgerinnen, Bürger
und Wirtschaft verlassen
können.
Zahlen Daten Fakten 2016
kann über die Homepage des
dbb unter www.dbb.de als PDF
heruntergeladen werden.
Altersstruktur der Beamtinnen und Beamten des Bundes
(inklusive Richterinnen und Richter) im Vergleich der Jahre 2000 und 2014
2000
Altersgruppe
Anzahl
2014
Prozent
Anzahl
Prozent
unter 25 Jahre
8 965
6,8
2 580
2,0
25 bis 34 Jahre
31 405
23,7
16 355
12,9
35 bis 44 Jahre
41 078
31,0
33 175
26,3
45 bis 54 Jahre
29 353
22,1
46 055
36,5
55 bis 59 Jahre
14 038
10,6
17 515
13,9
7 745
5,8
10 620
8,4
132 584
100
126 300
100
ab 60 Jahre
Summe
Quelle: destatis, 2015
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
13:34
spezial
Der öffentliche Dienst in Deutschland hat ein Personalproblem:
Während die zu bewältigenden Aufgaben nicht zuletzt mit Blick auf
die Flüchtlingssituation stetig anwachsen, ist der Personalbestand
seit 1991 fast kontinuierlich geschrumpft. Zusammen mit fehlendem Nachwuchs bringt sich der öffentliche Sektor in Deutschland
immer weiter an den Rand des Funktionsversagens. Das lässt sich
nicht nur an der wachsenden Zahl an Klagen aus der Praxis ablesen,
sondern auch an statistischem Zahlenmaterial.
©Ezio Gutzemberg – Fotolia.com
dbb
Die Briten und Europa:
Droht 2016 der „Brexit“?
spezial
28
Großbritanniens Drohung mit dem EU-Austritt ist fast so alt wie die britische EU-Mitgliedschaft selbst. Wer auch immer in Downing Street No. 10 zu
Hause war, immer wurde eine Sonderrolle für Großbritannien in der Europäischen Union eingefordert. Doch nun wird es ernst: Premierminister David
Cameron hatte vor den letzten Unterhauswahlen ein Referendum angekündigt, schon in diesem Jahr könnten die Briten tatsächlich an die Wahlurnen
gerufen werden. Zuvor will Cameron die europäischen Partner zu weitgehenden Zugeständnissen bewegen.
Auch wenn das Datum für das
Referendum noch nicht endgültig feststeht, die genaue Fragestellung ist bereits bekannt:
„Sollte das Vereinigte Königreich ein Mitglied der Europäischen Union bleiben oder die
Europäische Union verlassen?“
Selbst über diese simple Formulierung hatte es lange innenpolitische Debatten gegeben.
Ursprünglich hätten die Europabefürworter mit einem einfachen „Ja“ antworten können.
Deutlich komplizierter dürfte
die europäische Debatte über
die britischen Forderungen
werden, die Cameron den Europäern vorgelegt hat. Diese
sollen die britischen Bedenken
gegenüber einer EU-Mitgliedschaft entschärfen. Unter vier
großen Schlagworten hat Cameron Vorschläge vorgelegt:
wirtschaftspolitische Steuerung, Wettbewerbsfähigkeit,
Souveränität und Immigration.
<
Wirtschaftspolitische
Steuerung
Hinter dem Begriff wirtschaftspolitische Steuerung
verbirgt sich das britische Interesse, auch künftig nicht an
der gemeinsamen Währung
beteiligt zu sein und auch keine negativen Auswirkungen
jedweder Art im Zusammenhang mit dem Euro befürchten
zu müssen. So soll unter anderem sichergestellt werden,
dass kein Land ohne den Euro
für Rettungsmaßnahmen mit
Bezug auf die Gemeinschaftswährung in Haftung genommen werden kann. Zudem
dürfe kein Land zur Teilnahme
an einer europäischen Bankenunion verpflichtet werden.
In diesem Bereich dürfte der
Europäischen Union eine Einigung besonders leichtfallen,
da die Forderungen weitestgehend dem Status quo entsprechen.
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
<
Wettbewerbsfähigkeit
Ähnlich offene Türen rennen
die Briten auch in der Frage
der Wettbewerbsfähigkeit
ein. Im Kern fordern sie die
Europäische Kommission auf,
ihren eingeschlagenen Weg
fortzuführen. Dazu gehören
der Abbau von überflüssigen
bürokratischen Hürden und
die Schaffung eines echten
digitalen Binnenmarkts. Bei
dieser Forderung weiß Cameron einen Großteil der europäischen Regierungen hinter
sich.
<
Souveränität
Deutlich problematischer werden die Gespräche hingegen
beim Thema Souveränität.
Schon in den Verträgen von
Rom hatten die Unterzeichner
ihren „festen Willen, die Grundlagen für einen immer engeren
Zusammenschluss der europäi-
schen Völker zu schaffen“
erklärt. Großbritannien will
künftig nicht mehr an diese
Verpflichtung gebunden sein.
Zudem soll die Rolle der Parlamente der Mitgliedstaaten gestärkt werden, die künftig von
sich aus europäische Gesetzgebung stoppen können sollen.
Auch in Fragen von Justiz und
Innerem will sich Großbritannien, trotz immer größerer
gemeinsamer europäischer
Sicherheitsherausforderungen, seine Souveränität garantieren lassen. Bis auf den
letzten Punkt ist eine uneingeschränkte europäische Zustimmung zu diesen Forderungen
kaum denkbar.
<
Immigration
Die kontroversesten Diskussionen wird es aber vermutlich
über Camerons Vorschläge bezüglich der Rechte von EU-Arbeitnehmern geben. Er schlägt
vor, dass jeder EU-Bürger mindestens vier Jahre in Großbritannien gearbeitet haben
muss, bevor er Sozialleistungen in Anspruch nehmen kann.
Zudem soll es auch nicht mehr
möglich sein, Kindergeld für
Kinder außerhalb des Landes,
in dem jemand erwerbstätig
ist, zu beziehen. Vereinzelt hat
Cameron für diese Vorschläge
Unterstützung erhalten,
gleichzeitig gibt es aber große
Zweifel, ob diese Vorschläge
europarechtskonform sind.
Große, bislang undenkbare
Vertragsänderungen wären
vermutlich notwendig.
Der ambitionierte Zeitplan
der Briten sieht eine europäische Einigung zu diesen Fragen
bereits in diesem Februar vor.
Cameron scheint zuversichtlich, mit seinen Positionen eine
schweigende Mehrheit der europäischen Regierungen auf
seiner Seite zu haben. Doch
selbst wenn Europa zu diesen
historischen Zugeständnissen
bereit sein sollte: Das letzte
Wort werden so oder so die
britischen Wähler haben.
Schon im Sommer könnte
es soweit sein.
sy
In eigener Sache:
Signalwirkung …
Die Gewerkschaften werden
bereits am 18. Februar mit ihrer Forderung an die Öffentlichkeit gehen, nachdem die
Kolleginnen und Kollegen in
den Fachgewerkschaften des
dbb auf einer Vielzahl von
Branchentagen die Gelegenheit hatten, die besonderen
Probleme ihrer Berufsgruppen
zu diskutieren und die Forderungsfindung durch ihre Argumente mitzugestalten. Neben
einer spürbaren Lohnerhöhung
will der dbb auch eine unbefristete Übernahme aller Auszubildenden erreichen, weil die
Befristung von Stellen im öffentlichen Dienst inzwischen
ein Ausmaß erreicht hat, das
die Kontinuität des Verwaltungshandelns gefährdet.
Alles das ist den Verhandlungsführern von Bund und
Kommunen bekannt, sodass
sie am 21. März in Potsdam
weder überrascht noch überfordert sein können. Sie wären
gut beraten, angesichts der
weiterhin großen Herausforderungen ebenso wie die Gewerkschaften einen zügigen
Abschluss mit einem für beide
Seiten guten Ergebnis anzu-
streben. Die erste Runde ohne
Arbeitgeberangebot verstreichen zu lassen, würde dem
entgegenlaufen und weder
bei den Beschäftigten noch
bei den B
­ ürgerinnen und Bürgern auf Verständnis stoßen,
die sich darauf verlassen, dass
der öffentliche Dienst seine
Aufgaben effektiv, kontinu­
ierlich und rund um die Uhr
erbringt. sm
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
aktuell
© stockasso - Fotolia.com
… wird der Einkommensrunde
2016 für die Beschäftigten von
Bund und Kommunen zukommen, die am 21. März in Potsdam beginnt. Ihr Ablauf und vor
allem ihr Ergebnis werden erweisen, ob die Kolleginnen und
Kollegen, die seit Jahren in allen
Verwaltungsbereichen aufgrund kurzsichtiger Sparpolitik
Überlast fahren, von den öffentlichen Arbeitgebern die Wertschätzung erhalten werden, die
ihnen zukommt. In besonderer
Weise trifft dies auch auf diejenigen Tarifbeschäftigten und
Beamten zu, die seit Monaten
an Behörden, Schulen und Ämtern mit der Bewältigung des
Flüchtlingszustroms beschäftigt
sind und dort über alle Belastungsgrenzen hinaus arbeiten.
29
dbb
57. dbb Jahrestagung in Köln:
fokus
30
Ganz im Zeichen der enormen Anstrengungen des öffentlichen Dienstes, die Aufgaben im Zusammenhang mit dem anhaltenden Strom von Schutz, Sicherheit und ein besseres Leben suchenden Menschen
nach Deutschland zu meistern, stand die 57. Jahrestagung des dbb vom 10. bis 12. Januar 2016 in Köln.
Mehr als 700 Teilnehmer aus den Reihen des dbb und Gäste aus Deutschland und Europa sowie zahlreiche Medienvertreter waren der Einladung gefolgt.
Zum Auftakt der Jahrestagung
begrüßte der Zweite Vorsitzende des dbb, Willi Russ, in
Vertretung des erkrankten
Bundesvorsitzenden Klaus
Dauderstädt die Teilnehmer.
Solidarität mit Schutzbedürftigen habe in Deutschland zu
Recht Verfassungsrang und sei
„immer auch ein Grundgedanke allen gewerkschaftlichen
Handelns“, betonte Russ.
<
Russ: Handlungsfähige
Verwaltung unerlässlich
Zugleich mahnte er angesichts
der riesigen Herausforderungen an den öffentlichen Dienst
im Zusammenhang mit der
Flüchtlingsbewegung: „Wer
eine politische Entscheidung
trifft, muss in der Verwaltung
auch die Voraussetzungen für
die Umsetzungen schaffen.“
Ohne das besondere Engagement der Kolleginnen und Kollegen beispielsweise im Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (BAMF), bei der
Polizei in Bund und Ländern,
in den Kommunen, Kitas und
< Willi Russ
Schulen, im öffentlichen Gesundheitsdienst oder der Justiz
wäre die Situation nicht zu bewältigen, sagte der dbb Vize
und verwies auf die Dauerbelastung der Mitarbeiter bis an
die Grenze physischer und psychischer Leistungsfähigkeit.
Hinzu komme, dass immer häufiger Entscheidungen herbeigeführt würden, die mit rechtsstaatlichen Verfahren nur
schwer vereinbar seien. „Aus
der Sicht einer gewerkschaftlichen Spitzenorganisation des
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
öffentlichen Dienstes möchte
ich klarstellen, dass verbindliche Regeln nicht der Beschleunigung von Verfahren zum
Opfer fallen dürfen“, so Russ.
Um für personelle Entlastung
zu sorgen, seien Verwaltungsverfahren zu straffen, Schnittstellen für den Datenaustausch
zu definieren und Zuständigkeiten zu bündeln, „zum Beispiel mit einer einheitlichen
Flüchtlings- und Integrationsverwaltung, die für Unter-
bringung, Versorgung und Integration zuständig ist“. Die
gesamtgesellschaftliche „Herkulesaufgabe“ mache auch
deutlich, „wie sich der seit Jahren von der Politik herbeigeführte Personalmangel in einer
aktuellen Krisensituation auswirkt“. Es gebe in der Verwaltung keine Reserven und die
Altersstruktur biete für die Zukunft keine Perspektive. „Die
Politik ist nun gefordert, Prioritäten zu setzen und wieder
stärker für eine aufgabengerechte Personalausstattung zu
sorgen“, sagte Russ. Die bislang
bewilligten neuen Stellen seien
zu begrüßen, aber die Beschäftigten müssen erst einmal gefunden, ausgewählt, ausgebildet oder in die konkrete
Aufgabe eingearbeitet werden.
„Das löst nicht die aktuelle Herausforderung“, machte Russ
klar und kritisierte zudem den
großen Anteil befristeter Stellen. Wenig hilfreich sei auch,
Schuldige für organisatorische
Missstände vorrangig bei den
Beschäftigten zu suchen. Die
Gebietskörperschaften müssten langfristig die notwendi-
Marco Urban (8)
Herausforderung für die Demokratie –
Politik contra Bürger?
dbb
Zur bevorstehenden Einkommensrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen
verwies Russ, der Verhandlungsführer des dbb sein wird,
auf die anhaltende konjunkturelle Erholung, den Anstieg der
Inflationsrate und die stabile
Arbeitsmarktlage in Deutschland. Der dbb werde in den
nächsten Wochen auf „Branchentagen“ an der Basis mit
den Mitgliedern über ihre Vorstellungen diskutieren, bevor
am 18. Februar die Gesamtforderungen für alle Statusgruppen präsentiert werden. Dabei
werde es auch um strukturelle
Forderungen – etwa die Absenkung des viel zu hohen Anteils
befristeter Arbeitsverhältnisse
von über 15 Prozent im öffentlichen Sektor – gehen, von dem
vor allem Arbeitnehmer unter
35 Jahren betroffen seien.
„Der öffentliche Dienst macht
im Rahmen seiner ihm gegebenen Möglichkeiten einen verdammt guten Job“, so Russ’
Fazit. „Den wollen wir auch im
Rahmen der diesjährigen Einkommensrunde entsprechend
gewürdigt sehen.“
<
de Maizière: Auf öffentlichen Dienst ist Verlass
Auch Bundesinnenminister
Thomas de Maizière brachte in
seiner Rede auf der Tagung
Dank für die Menschen innerhalb und außerhalb des öffentlichen Dienstes dafür zum
Ausdruck, dass sie im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise „solidarisch und beherzt
Verantwortung übernommen
haben und manches Mal über
sich hinausgewachsen sind“.
Die aktuelle Lage beweise: „Auf
den öffentlichen Dienst ist Verlass. Dafür gibt es hunderte
gute Beispiele in ganz Deutschland.“ Die Flüchtlingskrise habe
gezeigt, wie notwendig ein
guter öffentlicher Dienst ist.
Mit Blick auf die sexuellen
Übergriffe und Straftaten der
< Thomas de Maizière
Silvesternacht in Köln sagte
de Maizière, derartige Exzesse
habe es in dieser Dimension
und möglicherweise auch in
der Organisiertheit in Deutschland bisher nicht gegeben. Sie
seien inakzeptabel und müssten konsequent mit den Mitteln des Rechtsstaates verfolgt
werden. De Maizière vertrat
die Auffassung, dass neben der
Anwendung des geltenden
Rechts auch gesetzliche Verschärfungen notwendig seien.
Die Geschehnisse müssten
konsequent aufgeklärt, „nichts
darf unter den Teppich gekehrt
werden“. Es sei auch im Interesse der Flüchtlinge, aufzuklären, wer kriminell ist und wer
nicht, sagte der Minister.
Als wichtigen Schritt bezeichnete de Maizière das auf den
Weg gebrachte Digitalisierungsprojekt samt Gesetzentwurf, das die Verfahrensdauer
verkürzt und klar regelt. Die
gleichfalls notwendige Sicherung der europäischen Außengrenzen und eine faire Verteilung der Schutzbedürftigen
könnten nur in europäischer
Solidarität und Verantwortung
gelingen. Zur Wahrheit gehöre
auch: „Ohne erhebliche Anstrengungen aller Beteiligten,
auch und insbesondere der
Flüchtlinge, ohne beträchtliche
Mehrausgaben wird es nicht
gehen. Diese bewegen sich im
zweistelligen Milliardenbereich. Aber den Anspruch an
die schwarze Null sollten wir
halten.“
Erforderlich seien „Flexibilität
und Pragmatismus“. So könne
es für eine begrenzte Zeit nötig
sein, Anforderungen an die berufliche Qualifikation – etwa
bei Lehrkräften – abzusenken.
Berufliche Fertigkeiten der ins
Land Kommenden sollten am
besten direkt im Betrieb oder
in der Ausbildungsstätte „im
Echtbetrieb“ überprüft werden. Es sei Zeit und Gelegenheit, die Lage als Chance zu
Modernisierung und Flexibilisierung zu begreifen. Ausdrücklich dankte de Maizière
den Mitarbeitern der Sicherheitsbehörden und Polizeien
von Bund und Ländern für ihre
„hervorragende Arbeit“. Bei
dieser Belastung sei es wichtig,
die Sicherheitsbehörden „deutlich zu stärken. Durch gute Gesetze, durch gute Ausstattung
und mit mehr Personal.“
„Wenn man will, dass der Staat
seine Aufgabe ordentlich erledigt, dann braucht er Personal
und Ausstattung“, betonte der
Minister und verwies auf den
Zuwachs von 1,5 Milliarden
Euro im Etat des Bundesinnenministeriums. Damit seien aber
die Probleme nicht vom Tisch.
„Viele Beschäftigte arbeiten
bereits heute mehr als in der
Dienstvorschrift steht. Auf Dauer können wir nicht auf den hohen Einsatz mit zig Überstunden und unter hohem Druck
bauen.“ Um dringend benötigte Ressourcen zu erschließen,
müsse auch Personal umgeschichtet werden. De Maizière
versicherte, er werde in nächster Zeit mit den gewerkschaftlichen Spitzenorganisationen zu
einem Spitzengespräch über die
Probleme in den Verwaltungen
und für die Beschäftigten im
öffentlichen Dienst zusammenkommen.
<
Patzelt: Offenen
Meinungsstreit dulden
Eine große Diskrepanz zwischen den Erwartungen vieler
Bürgerinnen und Bürger und
der politisch Verantwortlichen
konstatierte Prof. Dr. Werner
Patzelt von der TU Dresden in
seinem Vortrag. Der Politikwissenschaftler, der zuletzt wegen
seiner in den Medien verbreiteten politischen Bewertung der
Pegida-Demonstrationen bekannt geworden war, referierte
< Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte in ihrem Grußwort auf dem Begrüßungsabend mit Blick auf das Tagungsmotto:
„Wir müssen von der Zuständigkeitskultur zur Lösungskultur wechseln.
Dann werden wir auch wieder mehr Interesse der Bürger an der Demokratie bekommen.“
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
31
fokus
gen Finanzmittel für die Erfüllung der ihnen übertragenen
Aufgaben erhalten.
dbb
zum Titelthema der Tagung.
Ein nennenswerter Teil der Bürger sympathisiere damit, was
Parteien wie die AfD und die
Anhänger von Pegida zum Ausdruck bringen. Dies sei, so Patzelt, unter anderem auf eine
„Repräsentationslücke“ im
rechten Parteienspektrum zurückzuführen. Patzelt sprach
von einer „Sozialdemokratisierung“ der Union, die sehr zum
Vorteil der Mitte der CDU sei.
„Von vielen, die bislang in der
CDU ihre politische Heimat finden, wird dies aber bedauert“,
sagte der Experte. Er sehe einen Konflikt zwischen dem,
was die Bundesregierung sagt,
und den Sichtweisen eines
Teils der Bevölkerung, der doch
eine Obergrenze der Flüchtlingszahlen will.
fokus
32
Statt hinzublicken, wer bei den
Demos von Pegida und AfD auf
die Straße geht und was diese
Menschen bewegt, „war man
sich schnell einig: ausgrenzen,
als dumm und ignorant bezeichnen“. Dies werde sich
auch in den Stimmergebnissen
bei den anstehenden Wahlen
bemerkbar machen und die Regierungsbildung erschweren,
zeigte sich Patzelt überzeugt.
In der Flüchtlingskrise übernehme die Zivilgesellschaft
eine Rolle, die nicht hoch genug zu würdigen sei, aber die
Frage nach der staatlichen
Verantwortung müsse auch
gestellt werden.
Eine „unzulängliche Rolle“ spielen laut Patzelts Einschätzung
die Massenmedien mit ihrem
„anwaltschaftlichen Journalismus“. So habe es das Bemühen
gegeben, die AfD „zunächst in
die rechte Ecke und dann in die
Bedeutungslosigkeit abzuschieben“. Der Staat müsse Anwalt eines offenen Meinungsstreits sein, nicht Anwalt einer
bestimmten politischen Ausrichtung. „Öffentliche Zustimmung lässt sich nicht erzwingen – redliche, pluralistische,
breit aufgestellte Diskussion“
sei erforderlich und ein legitimes Mittel dafür wäre der
Wahlkampf. „Wenn dabei
genug, um zwischen Ganoven
und Rechtschaffenden zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang kritisierte Bosbach
auch die selektive Wahrnehmung der Medien, die zum Protestverhalten vieler Menschen
beigetragen habe: „Die Wahrheit ist politisch korrekt“, sagte
er und wandte sich gegen die
Tabuisierung von Problemen.
Daher müssten auch innerhalb
der Parteien unterschiedliche
Meinungen offen und nach
außen diskutiert werden.
< Norbert Walter-Borjans
heikle Themen herausgehalten
werden, entzieht man dem
Bürger ein wirkungsvolles Mittel der Meinungsäußerung.“
Das führe zur Gründung von
Protest-Parteien und „die Nebenwirkungen können schädlich sein“, sagte Patzelt.
<
Diskussion: Wähler abholen, nicht abstempeln
In einer Diskussionsrunde unter
der Leitung von ZDF-Moderatorin Dunja Hayali analysierten
im Anschluss Wolfgang Bosbach (CDU), Mitglied des Innenausschusses des Deutschen
Bundestages, und Prof. Patzelt
insbesondere die Rolle von Politik und Medien in der Flüchtlingskrise. Das im Impulsvortrag von Patzelt geforderte
plebiszitäre Element in der Gesetzgebung lehnte Bosbach ab:
„Der Wunsch nach Volksbegehren ist so alt wie die Bundesrepublik selbst“, sagte er. Das
Problem daran sei die Redukti-
on der Antwort auf „Ja“ oder
„Nein“, die Abwägungsprozesse vermissen lasse. Weiter sei
direkte Demokratie kein Rezept
gegen Politikverdrossenheit,
„weil die Menschen nicht politikverdrossen, sondern parteiund politikerverdrossen sind.
Die Diskrepanz zwischen Wählern und Gewählten wird immer größer.“ Mit Blick auf die
Flüchtlingsproblematik hänge
damit zusammen, dass sowohl
in den Parlamenten als auch in
den Medien die Tatsache zu
kurz gekommen sei, dass
Deutschland eben nicht über
unbegrenzte Integrationskraft
verfüge.
Zur AfD als Protestpartei stellte Bosbach klar: „Die Wähler
denken nicht, dass die AfD die
Probleme löst, sondern dass sie
den etablierten Parteien Feuer
unter dem Hintern macht.“ Es
sei falsch, die Bevölkerung unter den Generalverdacht zu
stellen, sie sei nicht klug
< Prof. Dr. Werner Patzelt, Wolfgang Bosbach und Dunja Hayali (von links)
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
Im Zusammenhang mit der
Bewältigung des Flüchtlingszustroms lobte Bosbach das
über jedes normale Maß hinausgehende Engagement des
öffentlichen Dienstes und seiner Beschäftigten: „Wenn die
Probleme am größten werden,
werden die schönsten Eigenschaften von uns Menschen
sichtbar.“
Für Patzelt verlangt ein gangbarer Mittelweg in der politischen und medialen Diskussion
„intellektuelle Wachheit und
politischen Mut“. Die Medien
müssten sich den Vorwurf gefallen lassen, Beihilfe zur Verschleierungstaktik vieler Politiker geleistet zu haben. Jeder
sei bemüht gewesen, kein Öl
ins Feuer zu gießen, um nicht
in eine politische Ecke gestellt
zu werden. Die Ereignisse der
Silvesternacht in Köln und
anderen Städten seien damit
sogar eine Chance für die Meinungsbildung, ohne politischen Scharfmachern das Wort
reden zu müssen. „Wenn wir
dbb
In Ostdeutschland, insbesondere in Dresden, polarisiere das
Thema allerdings so stark, „dass
kein objektiver Diskurs möglich
ist. Gerade in diesem Umfeld
löst das Verscheuchen der Wähler keine Probleme.“ Vielmehr
treibe der „Ausgrenzungs- und
Beschimpfungsmodus“ immer
mehr Menschen in die innere
Kündigung gegenüber der Politik. Wirklich ausgegrenzt gehörten aber keine Bürgerinnen und
Bürger, sondern Rassisten und
Scharfmacher.
<
Güllner: Diktatur der
Minoritäten
Den programmatischen
Schlusspunkt des ersten Tages
setzte Forsa-Chef Prof. Manfred Güllner, der vor einer zunehmenden Entfremdung
zwischen Politik und Bürgern
warnte. Die „Partei der Nichtwähler“ sei weitaus größer als
die allenthalben thematisierte
Abwanderung insbesondere
von den Unionsparteien in
Richtung der Rechten, sagte
Güllner in seinem Vortrag.
Man könne anhand der vorliegenden Daten nicht davon ausgehen, dass die „neue Rechte“,
vertreten von Parteien wie
AfD, NPD und Republikanern,
eine größere Anziehungskraft
als je zuvor auf die Wählerinnen und Wähler ausübe, führte
Güllner aus. Hätten die Rechten etwa Ende der 1960eroder der 1980er-Jahre zwischen 6 und 5,4 Prozent der
Wählerstimmen erhalten, erreichten AfD, NPD und Republikaner bei der letzten Bundes-
tagswahl insgesamt „nur“ 3,9
Prozent, bei der vergangenen
Europawahl „nur“ 3,7 Prozent.
Sehe man sich die Wählerbewegungen genauer an, könne
kein Vakuum am rechten Rand
der Unionsparteien belegt
werden: „Von den UnionsAbwanderern würden einige
wenige andere Parteien, mehrheitlich im Übrigen die SPD,
wählen, die ganz deutliche
Überzahl jedoch gibt an, ihr
Wahlrecht gar nicht mehr
wahrnehmen zu wollen“, so
der Forsa-Geschäftsführer. Einer Million weniger Stimmen
für die Unionsparteien standen
bei den vergangenen Landtagswahlen in Summe 48 000
mehr Stimmen für die AfD gegenüber – „der rechnerische
Rest ist aller Wahrscheinlichkeit gar nicht wählen gegangen“, so Güllners Schlussfolgerung. „Das Potenzial der AfD ist
weitgehend ausgeschöpft.“
Problematisch sieht der ForsaChef vor diesem Hintergrund
kein etwaiges „Vakuum rechts
der Union“, sondern vielmehr
die „deutlich nachlassende Bindekraft der Volksparteien“, die
ihren Ausdruck in erheblich
schwächeren Wahlergebnissen
und Vertrauenswerten für CDU
und SPD, für die große Koalition fänden. Auch die schlechten
Wahlbeteiligungswerte auf regionaler und kommunaler Ebene wie etwa bei Bürgermeisterdirektwahlen seien Ausweis
für einen nachlassenden Glauben der Wähler an die Sinnhaftigkeit des Wahlrechts. „Die
Konzentration auf die reinen
Wahlergebnisse verstellt die
Sicht auf die Tatsache, dass
immer mehr Menschen nicht
zur Wahl gehen. Das aber ist
mittlerweile ein handfestes
Legitimationsproblem: Wenn
jemand sagt, ich bin euer
Oberbürgermeister, dann
stimmt das bei einer Wahlbeteiligung von 20 Prozent faktisch nicht mehr“, machte Güllner deutlich. Bedenklich sei
zudem, dass die Wahlbeteiligung insbesondere in sozial
schwachen Räumen noch
schlechter sei als andernorts.
„Experimente mit dem Wahlrecht“ lehnte der Forsa-Chef
mit Blick auf wenig erfolgreiche Reformen in Bremen, Hamburg und Hessen zur Verbesserung der Wahlbeteiligung ab.
Vielmehr, so Güllners Plädoyer,
müssten die Ursachen der
Frustration bei der großen Zahl
von Nichtwählern erkannt und
behoben werden. „Das ist keine Apathie aus Zufriedenheit.
Die Menschen empfinden, dass
die großen Parteien kein Ohr
mehr für sie haben bei all dem
lauten Streit untereinander“,
zudem orientiere sich Politik
zu sehr an den auch von den
Medien häufig und pointiert
transportieren Meinungen von
Minoritäten – diese „Diktatur
der Minoritäten“ sei es, die die
Menschen in die Aufkündigung
ihrer Beteiligung am politischen Prozess treibe. „Sie
fühlen sich unverstanden.“
können diesen Ton nicht mehr
ertragen. Sie schalten ab.“
<
Friedrich: Vertrauensvorschuss wird erwidert
Über erfolgreiche Anstrengungen Baden-Württembergs bei
der Aufnahme, Unterbringung
und Integration informierte der
Minister für Bundesrat, Europa
und internationale Angelegenheiten des Landes, Peter Friedrich, zum Auftakt des zweiten
Konferenztages. „Das Recht auf
Asyl ist Grundrecht und nicht
verhandelbar“, sagte Friedrich
eingangs. Baden-Württemberg
habe in mehrfacher Weise auf
die vielfältigen Herausforderungen reagiert. „Wir haben in
den zurückliegenden Monaten
bis zu 1 500 Menschen täglich
aufnehmen und unterbringen
müssen. Ein schnelles Reagieren
war mit üblichen Strukturen
33
fokus
Menschen abholen wollen, denen eine politische Plattform
fehlt, brauchen wir eine Politik,
die vermeintliche Tabuthemen
besetzt, um kommunikative
Nischen zu vermeiden, in denen sich extreme Positionen
bilden können.“ Defizite attestierte Patzelt gerade der Opposition, die die Regierung und
ihre Politik vor sich hergetrieben und dabei Fehler übersehen habe, die sie eigentlich
aufdecken sollte.
< Prof. Manfred Güllner
Lohnend sei ein Blick nach
Skandinavien, wo die Wahlbeteiligung konstant bei über 80
Prozent liege, empfahl Güllner:
„Grund dafür ist wahrscheinlich die stärkere Konsensorientierung des politischen Systems und auch der Medien
dort. Auch die deutschen Wählerinnen und Wähler sind für
Kontroverse und kritische Diskussion – aber sie wollen am
Ende einen Konsens sehen.“
Die politische Diskussion und
Berichterstattung hierzulande
werde zudem zu sehr von
„Häme“ dominiert, so Güllner.
„Aber die meisten Menschen
nicht möglich.“ Deshalb seien
diese verändert und alle staatlichen Ebenen in eine Lenkungsgruppe eingebunden worden
– unter anderem Ministerien,
Bundeswehr, Feuerwehr.
Heute stünden rund 40 000
Plätze zur Erstaufnahme in Baden-Württemberg zur Verfügung. „Wir haben die Bearbeitungszeiten stark verkürzt und
versuchen, Abläufe optimal
abzustimmen. Zu den Zielen
– etwa eines entsprechenden
Pilotprojektes in Heidelberg –
gehört, Kommunen und Landkreisen nur Flüchtlinge mit
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
dbb
Bleibeperspektive zuzuweisen.
Auch die Information über
Möglichkeiten der freiwilligen
Ausreise sei verbessert wor­
den. 5 300 Menschen hätten
zwischen Januar und Novem­
ber des vergangenen Jahres
davon Gebrauch gemacht.
fokus
34
„Der öffentliche Dienst hat be­
wiesen, dass er effizient und
effektiv reagieren kann. Aber
die große Herausforderung
liegt eigentlich noch vor uns:
Wie werden die Menschen, die
dauerhaft bei uns bleiben, in­
tegriert? Das bedarf gemein­
samer Anstrengungen der ge­
samten Gesellschaft“, sagte
Friedrich. Dies betreffe nicht
nur den Arbeitsmarkt, wo er
für berufsbegleitende „duale
Integration“ plädiere. In Ba­
den­Württemberg sei ein An­
erkennungsgesetz für Berufs­
abschlüsse geschaffen worden,
Praktika seien ein gangbarer
Weg, Menschen ohne Ausbil­
dung müssten schnellstmög­
lich qualifiziert werden. In
über 2 000 Vorbereitungsklas­
sen würden Kinder auf den
Schulbesuch vorbereitet, auch
bei der Ganztagsbetreuung
und im Bereich der sozialen
Arbeit unternehme man in Ba­
den­Württemberg große An­
strengungen. Allerdings fehle,
um etwa Stellen beim Kita­
Ausbau zu besetzen, schlicht­
weg das geeignete Personal.
Schwierigkeiten gebe es auch
dabei, genug bezahlbaren
Wohnraum bereitzustellen.
„Wir wollen aber keine Ghet­
toisierung“, machte der Minis­
ter deutlich.
„Der Vertrauensvorschuss
durch Willkommenskultur wird
von den ins Land Kommenden
vielfach erwidert“, stellte Fried­
rich fest. „Aber wie eine Gesell­
schaft funktioniert, lernt man
nicht abstrakt, sondern durch
das Miteinander im Alltag.“
Deshalb plädiere er dafür, „wei­
terhin den Mut aufzubringen,
offen miteinander umzugehen
und damit einen Beitrag zur
Integration zu leisten“.
<
Diskussion: Von Regis­
trierung zu Integration
Die konkreten Herausforderun­
gen für die öffentliche Verwal­
tung beim Umgang mit der
Flüchtlingssituation waren
auch das Thema der abschlie­
ßenden Diskussionsrunde. Auf
dem Podium: Dr. Eva Lohse,
Präsidentin des Deutschen
Städtetages, Detlef Scheele,
Vorstand der Bundesagentur
für Arbeit, Peter Friedrich, ba­
den­württembergischer Euro­
pa­Minister und der dbb Vize
Ulrich Silberbach. Die Modera­
tion hatte erneut Dunja Hayali
übernommen. Im Fokus der De­
batte standen insbesondere die
Kommunen, die durch die Be­
treuung der Flüchtlinge vor Ort
besonders gefordert sind. Loh­
se warnte, dass die Belastungs­
grenze vieler Städte und Ge­
meinden bereits überschritten
sei. Sie betonte in diesem Zu­
sammenhang die Verantwor­
tungsgemeinschaft mit den
Ländern und dem Bund, von
denen sie ein auch finanziell
stärkeres Engagement erwarte.
„Wir geben gerade Geld aus,
< dbb Vize Ulrich Silberbach, Peter Friedrich, Detlef Scheele, Dr. Eva Lohse
und Moderatorin Dunja Hayali (von links)
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
das wir nicht haben“, sagte
Lohse mit Blick auf die Kosten
etwa durch die Unterbringung.
Auch Silberbach sieht die
Hauptlast bei den Kommunen.
„Von den 200 000 fehlenden
Stellen im öffentlichen Dienst
entfallen mindestens 120 000
auf den kommunalen Bereich“,
so der dbb Vize. Für die erfor­
derliche Personalgewinnung sei
eine größere Wertschätzung
der Beschäftigten erforderlich.
Diese gelte für die Bezahlung,
„aber auch für die öffentliche
Anerkennung. Wenn sich nach
den furchtbaren Vorkommnis­
sen der Silvesternacht nun
die Politik hinstellt und die Kol­
leginnen und Kollegen im öf­
fentlichen Dienst mit Schelte
überzieht, dann finde ich das
absolut unangebracht. Die Poli­
tik hat den Stellenabbau im öf­
fentlichen Dienst über Jahre vo­
rangetrieben und wundert sich
nun, dass in diesen Zeiten be­
sonderer Belastung nicht mehr
alles reibungslos funktioniert.“
Zweifel an der Tauglichkeit der
derzeit diskutierten politischen
Maßnahmen meldete der ba­
den­württembergische Euro­
pa­Minister Friedrich an. Als
Beispiel nannte er die Diskus­
sion über die Ausweitung der
Wohnortauflagen. Eine Ein­
schränkung der Freizügigkeit
sei sicher kaum das geeignete
Mittel, zumal „wir andererseits
ja auch Mobilität bei der Inte­
gration erwarten“, so Friedrich.
„Generell habe ich die Sorge,
dass wir derzeit schneller neue
Gesetze produzieren, als die
Verwaltung in der Lage ist, die­
se umzusetzen. So lösen wir
keine Missstände – schon gar
nicht von heute auf morgen.“
Bezüglich der Integration der
Flüchtlinge in den Arbeits­
markt betonte Scheele, dass
die Bundesagentur für Arbeit
(BA) erst nach Abschluss der
Asylverfahren tätig werden
könne. Daher erwarte er eine
stärkere Belastung der BA ab
dem zweiten Quartal 2016.
Die erfolgreiche Integration
sei „ein langer Weg“, grund­
sätzlich sei er aber optimis­
tisch. Zwar fehle etwa 80 Pro­
zent der Flüchtlinge vorerst die
formale Qualifikation für den
deutschen Arbeitsmarkt. Ge­
linge aber der Dreiklang aus
paralleler Kompetenzfeststel­
lung, Spracherwerb und beruf­
licher Eingliederung, sei zu­
künftig die Integration von
450 000 zusätzlichen Kräften
in den Arbeitsmarkt aus seiner
Sicht realistisch.
Willi Russ würdigte in seinem
Schlusswort den Beitrag, den
die dbb Jahrestagung 2016 zur
vielschichtigen Debatte um
die Rolle von Politik und Bür­
gern, insbesondere bei der
Bewältigung der Flüchtlings­
krise, leisten konnte. „Wir ha­
ben dazu zahlreiche Ein­ und
Überblicke aus Bund, Ländern,
Kommunen, aber auch aus der
Wissenschaft bekommen und
ein Forum für den Dialog gebo­
ten“, so Russ. Er lud Teilnehmer
und Gäste für Januar 2017 zur
58. dbb Jahrestagung nach
Köln ein.
dbb
Friedhelm Windmüller
Branchentage zur Einkommensrunde 2016:
Mitglieder diskutierten
fokus
38
„Die Kolleginnen und Kollegen
beim Bund und in den Kommunen haben eine spürbare Verbesserung ihrer Arbeits- und
Einkommenssituation mehr als
verdient“, stellte Willi Russ,
Zweiter Vorsitzender und Verhandlungsführer des dbb in
der bevorstehenden Einkommensrunde, zum Start der bundesweiten Branchentage klar.
„Das gilt für die mit der Bewältigung des Flüchtlingszustroms
beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Behörden, Schulen und Ämtern. Dort
wird seit Monaten über alle Belastungsgrenzen hinaus gearbeitet. Das gilt aber auch für
die Kolleginnen und Kollegen
aller anderen Berufsgruppen
des öffentlichen Dienstes.
Denn die Personaleinsparungen der vergangenen 20 Jahre
haben die Arbeitsbelastung
überall schmerzlich erhöht.“
<<
Straßenwärter: Sicherheit und Anerkennung
Zum ersten Branchentag versammelte sich die Belegschaft
der Straßenmeisterei von Deizisau (Baden-Württemberg)
am 14. Januar 2016. Mit dem
Bundesvorsitzenden der Fachgewerkschaft der Straßenund Verkehrsbeschäftigten
(VDStra.), Siegfried Damm, der
auch stellvertretender Vorsitzender der dbb Bundestarifkommission ist, und dem
VDStra.-Landesvorsitzenden in
Baden-Württemberg, Robert
Wendling, diskutierten die Be-
schäftigten berufsspezifische
Inhalte, die in die Forderungsfindung des dbb einfließen
­sollen. Damm stellte sich der
Diskussion, nachdem er die tarifpolitischen Rahmenbedingungen vorgestellt hatte. Die
Beschäftigten der Straßenmeisterei nahmen anschließend kein Blatt vor den Mund.
Neben der Forderung nach einer spürbaren ­linearen Erhöhung sind die Arbeitsver­dich­
tung und die Unfallgefährdung
vor Ort ein ganz großes Thema.
Damm zeigte Verständnis für
die Klagen der Beschäftigten,
„denn schließlich veraltet unser Straßennetz, einschließlich
der Autobahnen und wird aktuell von der Politik mit der
Ausnahme einiger Prestigeobjekte auf Verschleiß gefahren.
Damit die gewohnte Mobilität
erhalten bleibt, muss deutlich
mehr geflickt und kontrolliert
werden als früher, zumal aufgrund des erheblichen Personalabbaus wichtige Aufgaben
zur Verkehrssicherheit auf der
Strecke geblieben sind. Die
­Arbeitsverdichtung ist also
­vorprogrammiert.“
Gut begründete Argumente
und konstruktive Forderungen
nach Verbesserungen ihrer Arbeits- und Einkommenssituation hatten auch die Teilnehmer
des zweiten Branchentages der
Straßenwärter am 19. Januar in
die Straßenmeisterei im sächsischen Freiberg mitgebracht.
Auch hier standen die Auswirkungen zunehmender Arbeits-
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
<
Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen des öffentlichen Dienstes
nutzten die dbb Branchentage zum offenen Gedankenaustausch, wie
hier mit VDStra.-Chef Siegfried Damm in Freiberg ...
verdichtung bei geringer Personalausstattung ganz oben auf
der Liste der Probleme. Die
Straßenwärter aus Sachsen
zeigten sich zugleich unzufrieden und enttäuscht, dass die
Gleichstellung Ihrer Arbeits­
bedingungen an den Westen
auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung noch nicht
­umgesetzt ist.
Britta Ibald
Im Vorfeld der Forderungsfindung zur Einkommensrunde 2016 für die Beschäftigten von Bund
und Kommunen haben die in den dbb Fachgewerkschaften organisierten Kolleginnen und Kollegen
das Wort. In einer Vielzahl von Branchentagen erhalten sie Gelegenheit, die besonderen Probleme
ihrer Berufsgruppen zu diskutieren und das Forderungspaket durch ihre Argumente mitzugestalten.
<
... mit dbb Vize Willi Russ in
Dresden ...
„Ihr habt heute mit euren
­Vorschlägen und Anregungen
gezeigt, dass wir auch in der
Einkommensrunde 2016 auf
eine engagierte Basis vertrauen können“, fasste Damm die
Ergebnisse des Freiberger Branchentages zusammen. „Ich
werde mich dafür einsetzen,
dass eure Anliegen im dbb
­Forderungspaket Berücksich­
tigung finden.“
<<
Bundeswehr: starke
Truppe für die Truppe
„Die Truppe braucht eine starke
Truppe im Hintergrund, die ihr
als leistungsfähiger ziviler Partner zur Seite steht“, betonte
Herbert Schug, Bundesvorsitzender des Verbands der Arbeitnehmer der Bundeswehr (VAB),
auf dem Branchentag der Bundeswehrbeschäftigten am 18.
Januar in Dresden. Die rund
75 000 zivilen Fachkräfte – davon rund 25 000 Beamte und
50 000 Arbeitnehmer – spielten
als Dienstleister in den Bereichen Personal, Ausrüstung,
­Informationstechnologie und
Nutzung, Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen sowie Rechtspflege und Militärseelsorge eine wesentliche
Rolle für die Armee. „Tagtäglich
sorgen Kollegen dafür, dass die
Soldaten sich voll und ganz auf
ihren Dienst konzentrieren können.“ Insbesondere in den vergangenen Monaten habe die
Bundeswehrverwaltung zahlreiche Aufgaben im Zusammenhang mit der Bewältigung
der Flüchtlingssituation geschultert: ­„Zusätzliche Transport-, Verpflegungs- und Unterbringungsherausforderungen
­wurden ebenso wie Unterstützungsabordnungen zum Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge mit großer Hilfs­
bereitschaft und Motivation
angenommen – obwohl wir
­wegen des stetigen Personal­
abbaus im Zuge der Umstrukturierung schon zu wenige sind,
um allein unseren originären
Auftrag zu erfüllen“, machte
der VAB-Chef deutlich. Die Beschäftigten erwarteten zumindest einen spürbaren Einkommenszuwachs als Zeichen der
Wertschätzung, sagte Schug.
„Auch die Ost-West-Angleichung der Jahressonderzahlung
ist nach mehr als einem Vierteljahrhundert deutscher Einheit
jetzt endlich einmal fällig.“
Willi Russ betonte in Dresden,
dass sich die deutlich gestiegene Arbeitsbelastung der Beschäftigten im öffentlichen
Dienst „im Gehalt widerspie-
Anne Oschatz
<<
Sozialversicherung:
Mammutaufgabe
In Hamburg trafen sich am
18. Januar Beschäftigte aus
dem Bereich der gesetzlichen
Sozialversicherung. „Eine solidarische Gesellschaft braucht
<
... und der Bundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS), Siglinde Hasse (dritte von links), in Hamburg.
eine starke Sozialversicherung“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der dbb Bundestarifkommission, Siglinde
Hasse. „Deshalb werden wir
in der Einkommensrunde für
bessere Arbeitsbedingungen
kämpfen, um auch in Zukunft
genügend qualifiziertes Personal für diesen Bereich werben
zu können.“
Als Beispiel für notwendige
Verbesserungen nannte Hasse
die Bundesagentur für Arbeit
(BA): „In den vergangenen Jahren wurde das ehemalige Ar-
beitsamt immer wieder umorganisiert, was die eigentliche
Sacharbeit erschwert hat.
Gleichzeitig hat sich der ge­
sellschaftliche Umgang verschlechtert, sodass es immer
häufiger sogar zu körperlichen
Übergriffen auf die Beschäftigten gekommen ist – teilweise
mit tödlichen Folgen. Und ganz
aktuell erwartet uns mit der
Integration der vielen Flüchtlinge und Einwanderer eine
weitere Mammutaufgabe. Da
ist es doch das Mindeste, die
Leistung der Beschäftigten
wertzuschätzen, auch in Form
von Teilhabe an der guten wirtschaftlichen Entwicklung. Außerdem muss die unsägliche
Befristungspraxis endlich ein
Ende haben. Mit 14,2 Prozent
liegt der Anteil der befristet
Beschäftigten bei der BA viel
zu hoch, sogar über der Quote
im gesamten öffentlichen
Dienst. Das zu ändern sollte
auch im Interesse der Arbeitgeber sein, denn nur so werden
wir dauerhaft ausreichend Personal gewinnen können.“
Der Bereich der gesetzlichen
Sozialversicherung umfasst
etwa die Unfall-, Renten- und
Arbeitslosenversicherung. Zu
den Trägern gehört neben der
BA beispielsweise die Deutsche
Rentenversicherung. Zwar gelten bei den Trägern oft eigene
Tarifverträge, diese sind aber
in der Regel eng an den Tarifvertrag für den öffentlichen
Dienst (TVöD) für Bund und
Kommunen angelehnt. 39
fokus
geln“ müsse. „Wir werden verhindern, dass der öffentliche
Dienst von der Lohnentwicklung in der Privatwirtschaft abgekoppelt wird.“ Neben einer
spürbaren Lohnerhöhung will
der dbb den Arbeitgeber Staat
attraktiver für den Berufsnachwuchs machen und eine unbefristete Übernahme aller Auszubildenden durchsetzen. „Die
Befristung von Stellen im öffentlichen Dienst hat ein unerträgliches Ausmaß erreicht“,
sagte Russ, damit müsse
Schluss sein, wenn der öffent­
liche Dienst qualifizierte und
motivierte junge Menschen
für sich gewinnen wolle.
dbb
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
dbb
Digitale Stadtentwicklung:
Lebensader Internet
Das Netz gewinnt zunehmend Bedeutung als wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Motor. Wie gut eine Stadt oder Kommune dasteht, hängt immer
stärker mit dem Stand des Netzausbaus zusammen. In Deutschland haben
bisher nur wenige Städte die Nase vorn, was Bürgerfreundlichkeit und politische Partizipationsmöglichkeiten betrifft.
finale
40
Köln, Hamburg und München
sind die hervorstechendsten
digitalen Hauptstädte Deutschlands. Zu diesem Ergebnis ist
eine Untersuchung gekommen,
die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zusammen mit
dem Geographischen Institut
der Universität Bonn im Jahr
2015 durchgeführt hat. Die
Ergebnisse: Digitale Angebote
sind schon heute wichtiger
Standortfaktor, unzureichender
oder fehlender Breitbandausbau hemmt die Entwicklung
der Kommunen und digitale
Städte sind wirtschaftlich besser aufgestellt als Städte mit
schlechter Netzanbindung.
Anhand von 20 Kriterien, die
die Bereiche Verwaltung und
Politik, Kommunikation, Infrastruktur und Energie abdeckten, wurde untersucht, wie
digital die 25 bevölkerungsreichsten Städte Deutschlands
sind. Alfred Höhn, Leiter des
Bereichs Öffentlicher Sektor in
Deutschland bei PwC, fasst das
so zusammen: „Eine entwickelte digitale Infrastruktur ist für
die Kommunen schon heute ein
zentraler Standortfaktor. Ihre
Attraktivität für Bewohner, Arbeitnehmer und Unternehmen
hängt entscheidend von ihrem
Digitalisierungsfortschritt ab.“
Die besten zehn Städte wiesen
durchschnittlich deutlich bes-
sere Kennzahlen auf als die
Städte auf den übrigen Plätzen.
Das gelte beispielsweise für das
Gewerbesteueraufkommen,
das von 2009 bis 2013 in gut
vernetzten Städten um 30 Prozent gestiegen sei, in schlechter vernetzten dagegen nur um
21 Prozent. Ebenso lasse sich
das an den Beschäftigtenzahlen und dem Anteil an Hochqualifizierten ablesen, der in
der Spitzengruppe mit 20,2
Prozent deutlich höher sei als
in anderen Städten mit durchschnittlich 14,7 Prozent. Die Bevölkerung der Städte auf den
Plätzen eins bis zehn sei durchschnittlich um 3,9 Prozent und
damit fast doppelt so stark gewachsen wie in den anderen
Städten.
<
Keine klaren Konzepte
Insgesamt wurden im Rahmen
der Untersuchung mehr als
200 Städte und Landkreise zur
Bedeutung und zum Stand der
Digitalisierung befragt. Dabei
gaben 70 Prozent an, die Digitalisierung spiele eine große
oder sehr große Rolle in der
Entwicklungsstrategie ihrer
Kommune. „Obwohl Städte
und Gemeinden die Digitalisierung als wichtige Zukunftsaufgabe erkannt haben, werden
heute vor allem solche Onlinedienste angeboten, die vergleichsweise leicht zu etablieren sind“, sagt Felix Hasse,
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
PwC-Experte für die Digitalisierung von Kommunen.
An vielen Orten in Deutschland
sei es zum Beispiel möglich,
online einen Termin für das
Bürgeramt zu vereinbaren oder
per Handy ein Busticket zu
kaufen. Auch eine Präsenz in
den sozialen Medien sei inzwischen bei den großen Städten
weitgehend Standard. Seltener
zu haben seien dagegen komplexere Serviceleistungen:
„Nur in neun der 25 untersuchten Städte können Bürger zum
Beispiel einen Anwohnerparkausweis online beantragen.
Onlinegewerbeanmeldungen,
die etwa in den Vereinigten
Staaten seit Jahren zum Standard zählen, bietet nur Bremen
an“, so Hasse. „Vor allem die
Chance, Bürger online an kommunalen Entscheidungen teilhaben zu lassen, bleibt vielfach
ungenutzt.“
Für 64 Prozent der befragten
Kommunen ist die angespannte Haushaltslage ein wesentlicher Hemmschuh für die Digitalisierung. Ohne dass heute
zusätzliches und qualifiziertes
Personal eingestellt wird, kann
die Digitalisierung in den Kommunen kaum vorangetrieben
werden – auch wenn auf lange
Sicht Einsparungen zu erwarten sind. Weil die notwendigen
finanziellen Mittel fehlen,
kommt auch der Ausbau der
technischen Infrastruktur nicht
voran. Als Hindernis für eine
erfolgreiche Digitalisierung der
Kommunen geben die Befragten außerdem unklare rechtliche Rahmenbedingungen an.
Nur unzureichend sind etwa
die Folgen vollkommen neuer
Prozessabläufe berücksichtigt,
die sich durch eine Digitalisierung der Verwaltung ergeben.
Auch wichtige Fragen des Datenschutzes sind ungeklärt. In
der digitalen Agenda der Bundesregierung ist allerdings eine
Verbesserung in Aussicht
gestellt.
Besonders der Ausbau des
Breitbandnetzes ist ein zentrales Problem – ein Punkt, in
dem Deutschland im europäischen Vergleich seit Jahren zurückliegt. Besonders die baltischen und skandinavischen
Länder sind in Sachen Netzausbau und Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen viel
weiter. Lediglich Köln und
Bonn halten zum Beispiel für
95 Prozent der Haushalte ein
Breitbandnetz mit einer Geschwindigkeit von mindestens
50 Mbit/s vor und setzen sich
damit schon jetzt vom sogenannten Ausbaukorridor der
Bundesregierung ab, an dem
sich zwar viele Städte orientieren, den Experten aber als nicht
ausreichende Zielvorgabe gilt.
Einen großen Anteil daran hat
der regionale Telekommunikationsdienstleister NetCologne
mit dem konsequenten Ausbau
der Infrastruktur. Das Unternehmen wurde am 31. Oktober
1994 von der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke Köln AG
(GEW, heute Rheinenergie), der
©rcfotostock – Fotolia.com
dbb
<
Verwaltungsvorgänge
neu denken
„Es besteht die Gefahr, dass
sich der digitale Graben zwischen den fortschrittlichen
Kommunen und denjenigen
weiter vertieft, die die Digitalisierung nicht systematisch in
Angriff nehmen“, warnt Prof.
Claus Wiegandt vom Geographischen Institut der Universität Bonn, der Co-Autor der Studie ist. Noch fehle den meisten
Kommunen ein klares Konzept,
um das Thema Digitalisierung
anzugehen. Meist werde Digitalisierung als Querschnittthema, nicht aber als eigenständi-
ger Sachbereich verstanden.
20 der 25 im Detail untersuchten Städte verfügten weder
über einen Digitalisierungsbeauftragten noch über eine
entsprechende Strategie.
„Um bestehende Verwaltungsvorgänge effizienter zu machen, genügt es nicht, dass
man einen Termin im Bürgeramt online vereinbaren kann.
Digitalisierung muss als Organisationsaufgabe verstanden
und Verwaltungsvorgänge aus
Sicht des Bürgers völlig neu gedacht werden. Ziel sollte es dabei sei, den Gang zur Behörde
vollständig digital zu ersetzen“,
sagt Felix Hasse.
<
Köln ist Spitzenreiter
Dass Köln heute als Medienmetropole die digitalste unter
den deutschen Städten ist,
hängt mit dem konsequenten
Ausbau der digitalen Infrastruktur und deren ebenso
konsequenter Nutzung zusammen. Nicht nur Medienunternehmen profitieren von der
guten Anbindung, sondern
auch Bürgerinnen und Bürger.
Beispiel digitales Rathaus: Die
„Digitale Willkommenskultur“
zeigt zum Beispiel die Auskunftsbereitschaft der Kommune. Im Idealfall müssen
Bürger zur Klärung von Fragen
nicht mehr selbst ins Bürgerbüro kommen, sondern erhalten online eine Rückmeldung.
Zur Ermittlung der digitalen
Willkommenskultur hat PwC
eine identische Informationsanfrage per E-Mail an die untersuchten Städte gestellt. Dabei wurden die bürokratische
Abwicklung sowie die Angebo-
te bei einem Neuzuzug in die
jeweilige Stadt erfragt. Die gesandte E-Mail wurde von der
Stadt Köln mit 14 Minuten Reaktionszeit als erste und damit
schnellste Stadt der 25 untersuchten Städte ausführlich
beantwortet.
Darüber hinaus genießen die
Bewohner der Domstadt ein
hohes Maß an digitaler Partizipation. Das Onlineratsinformationssystem der Stadt bildet demokratische Strukturen
und Entscheidungen der Kommune durch ein EDV-gestütztes Informations- und Dokumentenmanagementsystem
ab und stellt diese online zur
Verfügung. Es bietet zum Beispiel die Möglichkeit, den Sitzungskalender einzusehen und
für die jeweilige Sitzung die
Punkte Einladung, Tagesordnung und das Beschlussprotokoll als PDF herunterzuladen
oder den Sitzungskalender
nach Monat und Jahr zu durchsuchen. Unter einem für jede
Sitzung angelegten separaten
Reiter mit dem Namen „Anwesenheit“ ist es den Bürgerinnen
und Bürgern zudem möglich,
die Anwesenheit der stimmberechtigten Mitglieder sowie
die Parteizugehörigkeit einzusehen. Ebenso können Bürgerinnen und Bürger Informationen über das Gremium des
entsprechenden Ausschusses,
die bereits in diesem Zusam-
menhang stattgefundenen Sitzungen sowie die Niederschriften der Sitzungen abrufen.
Mit dem Onlinebürgerhaushalt
bietet die Stadt ein Instrument
der kommunalen Bürgerbeteiligung und ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern eine teilweise
Mitbestimmung über die Verwendung der Haushaltsmittel.
Das entsprechende Beteiligungsportal ist nutzerfreundlich und bezirksübergreifend
gestaltet. Nutzer können dort
nicht nur Vorschläge zur Verwenung von Mitteln machen, sondern ebenso andere Vorschläge
bewerten. Im Anschluss wird
eine Bestenliste erstellt. Nach
Prüfung und Stellungnahme
durch die Verwaltung werden
die besten Vorschläge den politischen Gremien zum Beschluss
vorgelegt. Der Rat entscheidet
durch den Beschluss des Haushaltsplans, welche der Vorschläge letztlich umgesetzt
werden – ein Prozess, bei dem
er sich wiederum über das Ratsinformationssystem auf die Finger schauen lässt. Wer in Köln
also Transparenz statt Klüngel
leben möchte, kann das jederzeit tun. So kann Köln für den
Bürgerhaushalt 2015 (Abstimmungsrunde vom 17. November bis 7. Dezember 2014) 3 958
Teilnehmer, 664 Vorschläge
1 940 Kommentare der Vorschläge sowie 19 888 Bewerbr
tungen vorweisen.
< Digitale Partizipation in Köln
Ratsinformationssystem:
https://ratsinformation.stadt-koeln.de/infobi.asp
Bürgerhaushalt:
https://buergerhaushalt.stadt-koeln.de/2015/
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
41
finale
Stadtsparkasse Köln (heute
Sparkasse KölnBonn) und den
Kölner Verkehrs-Betrieben in
Köln gegründet. Seit 2004 ist
die Holdinggesellschaft GEW
Köln zu 100 Prozent Gesellschafter des Unternehmens.
Zusätzlich zum Eigenausbau
führt NetCologne auch eine
Reihe von Kooperationsausbauprojekten in der Region
durch. Durch Partnerschaften
mit Städten, Kommunen und
Energieversorgern wird das
Glasfasernetz ständig erweitert. Dabei übernehmen die
Kooperationspartner den Ausbau der Infrastruktur, NetCologne installiert im Anschluss die
aktive Technik. Zu den Ausbaugebieten gehören Windeck,
Siegburg, Burscheid, Betzdorf
und Niederkassel. Zudem wurden Projekte in Wesseling,
Frechen, Pulheim, Kerpen und
Hürth gestartet. Insgesamt
umfassen die Projekte ein
Potenzial von knapp 75 000
Haushalten und Gewerbebetrieben.
dbb
die andere meinung:
Einkommensrunde 2016 – wessen Krise?
Jüngst kündigte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in seiner
Rede bei der 57. Jahrestagung des dbb ein Plus von 1,5 Milliarden Euro in seinem Etat an. Was zunächst für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst gut
klingt, ist es bei genauem Hinsehen nicht: Ausbau von Sicherheitsbehörden,
erhöhte Zulagen für Dienst zu ungünstigen Zeiten, ein Stellenpool für besondere Lagen, Zuverdienstgrenzen für Ruheständler, die weiter arbeiten wollen,
werden an- oder gar aufgehoben ... Das sind die falschen Instrumente.
fokus
42
Auf der anderen Seite sagte de
Maizière, man müsse an Befristungen festhalten, und er
hoffe überdies, die im Februar
kommende Einkommensrunde
werde ohne Erzwingungsstreiks und Schlichtung zügig
über die Bühne gehen.
Wenn der Innenminister betont,
niemand
hätte die
derzeitige
Situation
bezüglich
anhaltend
hoher Flüchtlingszahlen
voraussehen können,
kann man ihm bestenfalls
mit einem Kopfschütteln zustimmen. Trotzdem ist an der
Stelle auch lauter Widerspruch
angebracht. Zurecht sagte Willi Russ bei der Jahrestagung,
die Verwaltung sei auf Kante
genäht und: „Es gibt keine Reserven, und die Altersstruktur
bietet für die Zukunft keine
Perspektive.“
normalen
Zeiten kaum noch gewährleistet ist, darf man sich nicht
wundern, wenn einem der Laden in einer Ausnahmesituation wie der derzeitigen bald um
die Ohren fliegt.
Wer in Berlin sich ummelden
möchte, wartet Monate auf
einen Termin. Schlanker Staat
at its best ... Die Überlastung
der Beschäftigten beim BAMF
oder auch die Überlastung der
Polizeien sind Teile des Gesamtbildes. Verweise auf
Überalterung und marode
Infrastruktur komplettieren
diese Aufzählung nicht.
Was hat das mit der kommenden Tarifrunde für den öffentlichen Dienst in Bund und Kommunen zu tun? Das liegt auf
der Hand. Nötig sind: Erstens
eine deutliche Einkommenserhöhung, zweitens ein Ende der
Befristungen für Ausgelernte
und drittens ein Beschäftigungsaufbauprogramm, das
seinen Namen verdient.
Da liegt auch der Widerspruch.
Wenn Bundesregierung nach
Bundesregierung den öffentli-
Erstens: Auf der einen Seite
steht die zeitliche Mehrbelastung, die Beamte und Beschäf-
chen Dienst auf ein Maß zusammenstreicht, mit dem die
Arbeitsfähigkeit mancher
Dienststellen und Behörden
schon in
tigte mitbekommen. Es gibt
Arbeitsschutzgesetze, geregelte Arbeits- und Ruhezeiten,
Überstundenregelungen. Der
Arbeitstag hat nur soundso
viele Stunden. Auf der
©XtravaganT – Fotolia.com
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
anderen Seite steht
die persönliche, die psychische Überlastung, und die hat
mit der empfundenen Wertschätzung für die geleistete
Arbeit zu tun. Nach Jahren des
Verzichts und der Arbeitsverdichtung sollte sich diese
Wertschätzung auch spürbar
im Geldbeutel niederschlagen
und nicht im Appell an eine
„friedliche“ Tarifrunde, wenn
der oberste Dienstherr schon
im Vorfeld durch die Blume ankündigt, dass viel aber nicht zu
holen sein wird. Das ist ein falsches Zeichen.
Der zweite Punkt hat damit zu
tun. Ein Ende der Befristungen
muss her. Wer gute Personalpolitik machen will, der muss
auch eine Perspektive für den
Einstieg ins Berufsleben bieten
und sich als guter Arbeitgeber
darstellen. Befristungen nach
Ausbildungsende helfen da
nicht weiter. In der Wirtschaft
mag es schwankende Auftragslagen oder Ähnliches geben, dass Befristungen rechtfertigt, aber im öffentlichen
Dienst gibt es keine Auftragslage, sondern einen Katalog
klar definierter Aufgaben, die
nicht weniger, sondern eher
noch mehr werden.
Der öffentliche Dienst braucht
drittens mehr Beschäftigte.
Das zeigt die aktuelle Situation. Und die findet man nur,
wenn man sich als attraktiver Arbeitgeber
darstellt, der
nach einer guten Ausbildung
einen sicheren
Einstieg ins Berufsleben zu einer vernünftigen Bezahlung
bietet. Es wäre
schön, würde angesichts des Lamentierens
über die Arbeitsbelastung
wegen der hohen Flüchtlingszahlen einmal das Pferd vom
Kopf her aufgezäumt, denn
eine „Flüchtlingskrise“ ist das
in dem Sinne nicht, sondern
unter anderem die Krise eines
öffentlichen Dienstes, der über
Jahre systematisch demontiert
wurde.
Jörg Meyer
< Der Autor ...
... Jahrgang 1972, ist Redakteur bei der in Berlin erscheinenden Tageszeitung
„neues deutschland“. Sein
Fachgebiet sind Gewerkschaftsthemen. Er betreut
und erstellt die freitags im
„nd“ erscheinende Seite
„Betrieb und Gewerkschaft“.
Folgen Sie Jörg Meyer auf
Twitter: @doogle13
dbb
Wir machen das!
Der dbb hat bei seiner Jahrestagung 2016 sehr konkrete Forderungen aufgestellt, um die Arbeit mit
Flüchtlingen zu verbessern. Darüber, und welche Themen 2016 noch wichtig werden, sprach das
dbb magazin mit der dbb Führungsspitze: Klaus Dauderstädt, Willi Russ und Hans-Ulrich Benra.
<
dbb magazin
Herr Dauderstädt, es gab große Schwierigkeiten mit der Registrierung, Versorgung und
Integration von Asylsuchenden – und teilweise gibt es sie
immer noch. Ist es falsch, so
viele Flüchtlinge aufzunehmen?
<
dbb magazin
Haben Sie konkrete Beispiele?
<
Dauderstädt
Seit einer gefühlten Ewigkeit
warnen wir davor, dass der öffentliche Gesundheitsdienst
dem Anstieg der Flüchtlingszahlen. Rechtsanspruch auf
Kita-Platz, aber keine zusätzlichen Erzieher. Kontrolle des
Mindestlohns, aber keine zusätzlichen Zöllner ... wenn ich
alle betroffenen Bereiche nennen würde, säßen wir morgen
noch hier.
drei Jahre. Muss ich noch
mehr sagen?
<
Schon verstanden. Sie haben
gerade noch die fehlende
Rechtssicherheit erwähnt.
Was meinen Sie damit?
<
<
Das ist primär eine politische
Entscheidung, die der dbb zur
Kenntnis zu nehmen hat. Das
Recht auf Asyl ist in der Verfassung verankert. Außerdem ist
Solidarität mit Schutzbedürftigen immer auch ein Grundgedanke allen gewerkschaftlichen Handelns. Fakt ist aber:
Wer eine politische Entscheidung trifft, der muss auch in
der Verwaltung die Voraussetzungen für deren Umsetzung
schaffen. Und da ist in den vergangenen Monaten einiges
schiefgelaufen. Auf diese
Herausforderungen war der
öffentliche Dienst schlecht
vorbereitet.
<
dbb magazin
Was meinen Sie genau?
<
Klaus Dombrowsky (3)
aktuell
44
Dauderstädt
Dauderstädt
Es fehlt oft schlicht an Ressourcen und daraus resultierend an Rechtssicherheit. Und
mit den Ressourcen meine ich
nicht nur Immobilien oder
Geld. Damit meine ich in erster Linie geeignetes Personal.
Leider ist das eingetreten, was
in den letzten Jahren schon so
oft passiert ist: Erst werden
neue Aufgaben beschlossen
und erst dann macht man sich
Gedanken, wer die überhaupt
schultern soll.
< Bundesvorsitzender Klaus Dauderstädt
total unterbesetzt ist. Die Stellen reichen nicht und selbst die
vorhandenen bekommen wir
kaum besetzt, weil die Ärzte
bei fast jedem anderen Arbeitgeber besser verdienen. Die
Aufgaben dort waren vorher
schon kaum zu schaffen, und
jetzt muss noch eine Million
Flüchtlinge versorgt werden.
Wie soll das funktionieren? Genauso beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge oder
bei der Bundespolizei. Aber wie
gesagt, das ist keine neue Entwicklung, das gab es schon vor
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
<
dbb magazin
Aber es wurden doch neue
Stellen geschaffen. Insbesondere in den von Ihnen genannten Bereichen, etwa beim Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge und der Bundespolizei.
<
Dauderstädt
Zu wenige und zu spät, ein
Tropfen auf dem heißen
Stein. Die Ausbildung eines
Bundespolizisten dauert
dbb magazin
Dauderstädt
Durch die fehlenden Ressourcen sind die Beschäftigten total überlastet. Das
bleibt übrigens auf Dauer
auch gesundheitlich nicht
ohne Folgen. Hinzu kommt
das Risiko, dass rechtsstaatliche Standards nicht eingehalten werden. Der Wunsch
nach schneller und unkomplizierter Hilfe ist natürlich
nachvollziehbar. Die vielen
freiwilligen Helfer, deren Einsatz ich bewundernswert
finde, können da zum Beispiel auch relativ frei agieren. Ein Beschäftigter im öffentlichen Dienst kann das
nicht. Der macht sich im
Zweifel strafbar, wenn er seinem gesetzlichen Auftrag
nicht korrekt nachkommt.
Dabei möchte er genauso
gerne schnell helfen. Da
kann man sich noch so oft
über die angebliche Schwerfälligkeit der Behörden
echauffieren: Wir brauchen
geordnete und transparente
Verfahren, die im Fall der
Fälle einer gerichtlichen
Überprüfung standhalten.
Alles andere ist einfach unfair den Beteiligten gegenüber, Flüchtlingen und Beschäftigten gleichermaßen.
<
dbb magazin
Sie zeichnen ein düsteres Bild.
Ist die Lage so dramatisch?
dbb
<
aktuell
46
Dauderstädt
Die wahre Größe der Herausforderungen wird sich sogar
erst in Zukunft zeigen. Denn es
wird eine langfristige Aufgabe.
Auch wenn die Fernsehkameras eines Tages wieder weg
sind und die Aufmerksamkeit
sich auf andere Dinge richtet,
wird der öffentliche Dienst
noch lange mit der Aufarbeitung beschäftigt sein. Aber es
gibt tatsächlich keinen Grund,
schwarz zu malen. Es gehört zu
unseren Aufgaben als dbb, den
Finger in die Wunde zu legen.
Es erfüllt mich aber auch mit
unglaublichem Stolz zu sehen,
wie die Kolleginnen und Kollegen sich in den vergangenen
Monaten ins Zeug gelegt haben. Da wurde bis zum Umfallen gearbeitet, um Menschen
in Not zu helfen. Das war ganz,
ganz stark. Und da wir im öffentlichen Dienst ja daran gewöhnt sind, auch mit schwierigen Rahmenbedingungen
umzugehen, traue ich mich,
zuversichtlich zu sagen: Wir
machen das.
<
<
dbb magazin
Oft wird über die sogenannten
„Tarif-Rituale“ geschimpft. Das
hört sich dann in etwa so an:
„Die Gewerkschaften fordern
X, die Arbeitgeber bieten nix
und am Ende trifft man sich in
der Mitte. Der Dumme ist der
Bürger, der unter den Streiks
leidet. Das muss doch anders
gehen.“
<
Russ
<
Da spielen viele Faktoren mit
rein. Wirtschaftswachstum,
Steuereinnahmen, allgemeine
Lohnentwicklung, Inflationsrate und viele mehr. Am Ende
steht ein Ideal als Forderung.
<
dbb magazin
Wir leben aber nicht in einer
idealen Welt.
<
Wer so redet, macht es sich
aber auch sehr, sehr einfach.
Zunächst sollte man festhalten, dass das keine „Tarif-Ritua-
Russ
Russ
Deshalb steht am Ende von
Verhandlungen immer ein
Kompromiss. Dabei kommen
17,49 Prozent.
<
dbb magazin
Bitte?
<
Russ
Nein, das ist natürlich Quatsch.
Die Forderung wird vor allen
Einkommensrunden von unseren Gremien beschlossen,
so auch dieses Mal. Jetzt
schon über Prozentzahlen
zu spekulieren, verbietet sich
einfach.
dbb magazin
Bei den Einkommensrunden
kämpft der dbb gemeinsam
mit ver.di. Wie läuft die Kooperation denn so? Und vor
allem: Wie lange wird sie noch
Bestand haben? Stichwort
„Tarifeinheitsgesetz“.
<
dbb magazin
Russ
Russ
Ja, das hört man immer wieder
mal. Ist aber totaler Unsinn,
das ärgert mich wirklich. Glauben Sie mir: Alle Politiker –
besonders die, mit denen wir
verhandeln – sind bestens informiert, was in den Medien
berichtet wird. Und da macht
es sehr wohl einen Unterschied, ob wir an einem Tag
3 000 oder 30 000 auf die Straße bringen. Da haben unsere
Verhandlungspartner ein sehr
feines Gespür. Für die Auswirkungen unserer Streiks auf das
öffentliche Leben ebenso.
<
Sie haben bereits angesprochen, dass die Bezahlung bei
der Personalgewinnung eine
große Hürde ist. Im Frühjahr
steht eine Einkommensrunde
für Bund und Kommunen an.
Herr Russ, mit welcher Forderung werden Sie in die Gespräche gehen?
<
<
< Zweiter Vorsitzender Willi Russ
le“ sind. Ich gebe Ihnen Brief
und Siegel, dass in der freien
Wirtschaft jede Verhandlung
nach dem gleichen Muster geführt wird. So laufen Verteilungskämpfe nun mal. Und
was unsere Forderung angeht:
Glauben Sie wirklich, wir überlegen uns ein gutes Ergebnis
und nehmen es dann einfach
mal zwei, um auf unsere Forderung zu kommen?
weitere Faktoren zum Tragen.
Welche Laufzeit hat der Tarifvertrag? Gibt es eine soziale
Komponente? Wurden zusätzlich nicht-monetäre Aspekte
wie die Arbeitszeit verhandelt,
die aber eingepreist werden
müssen? Und ganz wichtig:
Wie viel Druck konnten wir als
Gewerkschaft auf der Straße
erzeugen?
<
<
dbb magazin
Wie funktioniert es denn?
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
dbb magazin
Streiks werden aber gerne als
Folklore von gestern abgetan.
Russ
Das Gesetz wird derzeit vom
Bundesverfassungsgericht geprüft. Und wir sind nach wie
vor davon überzeugt, dass es
diese Prüfung nicht bestehen
wird. Ich hoffe, dass wir in
diesem Punkt bald Klarheit
haben. Die laufenden Kooperationen mit anderen Gewerkschaften sind davon meiner
Meinung nach aber ohnehin
nicht betroffen. Das funktioniert sehr ordentlich, auch
wenn es natürlich hier und da
immer mal wieder kleinere
Unstimmigkeiten gibt. Das
ist aber bei eigenständigen
Organisationen vollkommen
normal.
<
dbb magazin
Nochmal zurück zur Einkommensrunde: Die wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamtinnen
und Beamten ist eine immer
wiederkehrende dbb Forderung in allen Einkommensrunden. Im kommenden Jahr
doch sicherlich auch, Herr
Benra?
dbb
<
Benra
Benra
Selbstverständlich.
Selbstverständlich.
<
<
dbb magazin
dbb magazin
Haben Sie die Befürchtung,
Haben Sie die Befürchtung,
dass es Probleme bei der Umdass es Probleme bei der Umsetzung geben könnte? Immersetzung geben könnte? Immerhin wurde die Besoldung der
hin wurde die Besoldung der
Bundesbeamten erst im NoBundesbeamten erst im November 2015 in einigen Punkvember 2015 in einigen Punkten verbessert.
ten verbessert.
<
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Benra
Benra
Moment. Die Verbesserungen,
Moment. Die Verbesserungen,
die Sie mit dem 7. Besoldungsdie Sie mit dem 7. Besoldungsänderungsgesetz ansprechen,
änderungsgesetz ansprechen,
waren eine Reaktion auf die
waren eine Reaktion auf die
besonderen Herausforderunbesonderen Herausforderungen durch die gestiegenen
gen durch die gestiegenen
Flüchtlingszahlen. BeispielsFlüchtlingszahlen. Beispielsweise eine Erhöhung der Zulaweise eine Erhöhung der Zulage für Dienst zu ungünstigen
ge für Dienst zu ungünstigen
Zeiten, also an Feiertagen,
Zeiten, also an Feiertagen,
während der Nacht und an
während der Nacht und an
Wochenenden. Oder die ErhöWochenenden. Oder die Erhöhung der Reisebeihilfen an abhung der Reisebeihilfen an abgeordnete Beschäftigte, um
geordnete Beschäftigte, um
wenigstens eine wöchentliche
wenigstens eine wöchentliche
Heimfahrt zur Familie zu erHeimfahrt zur Familie zu ermöglichen. BAMF-Beschäftigte
möglichen. BAMF-Beschäftigte
erhalten für die nächsten drei
erhalten für die nächsten drei
Jahre eine Stellenzulage. Wer
Jahre eine Stellenzulage. Wer
seinen Ruhestandseintritt hinseinen Ruhestandseintritt hinausschiebt, erhält bei Weiterausschiebt, erhält bei Weiterbeschäftigung ebenfalls einen
beschäftigung ebenfalls einen
Zuschlag. Für diese VerbesseZuschlag. Für diese Verbesserungen haben wir gekämpft,
rungen haben wir gekämpft,
damit die außergewöhnliche
damit die außergewöhnliche
Leistung der Kolleginnen und
Leistung der Kolleginnen und
Kollegen wenigstens ansatzKollegen wenigstens ansatzweise gewürdigt wird. Mit der
weise gewürdigt wird. Mit der
„normalen“ Besoldungserhö„normalen“ Besoldungserhöhung hatte das nichts zu tun.
hung hatte das nichts zu tun.
Und wir werden nicht zulassen,
Und wir werden nicht zulassen,
dass hier aufgerechnet wird.
dass hier aufgerechnet wird.
<
<
dbb magazin
dbb magazin
Neben der Einkommensrunde
Neben der Einkommensrunde
erwartet uns 2016 noch ein,
erwartet uns 2016 noch ein,
wenn man so will, doppeltes
wenn man so will, doppeltes
Superwahljahr. Neben LandSuperwahljahr. Neben Landtagswahlen in fünf Ländern
tagswahlen in fünf Ländern
finden beim Bund sowie in siefinden beim Bund sowie in sieben Ländern – nämlich Bayern,
ben Ländern – nämlich Bayern,
Berlin, Bremen, Hessen, NieBerlin, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westdersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen – Personalfalen und Sachsen – Personalratswahlen statt. Sie waren
ratswahlen statt. Sie waren
selbst lange Zeit Personalratsselbst lange Zeit Personalrats-
vorsitzender im Bundesinnenvorsitzender im Bundesinnenministerium, Herr Benra. Welministerium, Herr Benra. Welche Bedeutung für den dbb
che Bedeutung für den dbb
messen Sie den anstehenden
messen Sie den anstehenden
Wahlen zu?
Wahlen zu?
<
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Benra
Benra
Das ist gewerkschaftliches
Das ist gewerkschaftliches
Kerngeschäft, gar keine Frage.
Kerngeschäft, gar keine Frage.
Für den dbb ist es essenziell,
Für den dbb ist es essenziell,
dass die Kandidatinnen und
dass die Kandidatinnen und
Kandidaten aus unseren MitKandidaten aus unseren Mitgliedsgewerkschaften wieder
gliedsgewerkschaften wieder
ein gutes Ergebnis erzielen,
ein gutes Ergebnis erzielen,
wenn möglich sogar gestärkt
wenn möglich sogar gestärkt
aus den Wahlen hervorgehen.
aus den Wahlen hervorgehen.
Wie könnten wir unsere Arbeit
Wie könnten wir unsere Arbeit
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Benra
Benra
Zum einen gibt es natürlich
Zum einen gibt es natürlich
logistische und materielle
logistische und materielle
Unterstützung während des
Unterstützung während des
Wahlkampfes. Dazu haben wir
Wahlkampfes. Dazu haben wir
beispielsweise eine Sonderseibeispielsweise eine Sonderseite auf dbb.de eingerichtet, wo
te auf dbb.de eingerichtet, wo
alle relevanten Infos gebündelt
alle relevanten Infos gebündelt
sind. Darüber hinaus gibt es
sind. Darüber hinaus gibt es
zahlreiche Hilfestellungen zwizahlreiche Hilfestellungen zwischen den Wahlen. Seien es
schen den Wahlen. Seien es
Veranstaltungen und SchulunVeranstaltungen und Schulungen zum Personalvertretungsgen zum Personalvertretungsrecht, unser Onlineforum für
recht, unser Onlineforum für
den Austausch zwischen den
den Austausch zwischen den
Praktikern oder etwa unsere
Praktikern oder etwa unsere
Initiative zur Bündelung der
Initiative zur Bündelung der
gung 2015 gesprochen haben:
gung 2015 gesprochen haben:
Sie haben für eine Rückkehr zu
Sie haben für eine Rückkehr zu
einer bundesweit einheitlichen
einer bundesweit einheitlichen
Besoldung geworben, Herr
Besoldung geworben, Herr
Dauderstädt. Wie ist der Stand
Dauderstädt. Wie ist der Stand
der Dinge?
der Dinge?
<
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Dauderstädt
Dauderstädt
Leider hat sich meine Prognose
Leider hat sich meine Prognose
bestätigt: Das ist ein dickes
bestätigt: Das ist ein dickes
Brett, das da zu bohren ist.
Brett, das da zu bohren ist.
2016 jährt sich die Verabschie2016 jährt sich die Verabschiedung der Föderalismusreform I
dung der Föderalismusreform I
zum zehnten Mal. Nach feiern
zum zehnten Mal. Nach feiern
ist bei uns aber niemandem
ist bei uns aber niemandem
zumute. Vielmehr werden wir
zumute. Vielmehr werden wir
dieses Jubiläum zum Anlass
dieses Jubiläum zum Anlass
nehmen, um eine kritische Binehmen, um eine kritische Bilanz zu ziehen. Und ich kann
lanz zu ziehen. Und ich kann
schon jetzt sagen: Im Beamschon jetzt sagen: Im Beamtenrecht wird sie größtenteils
tenrecht wird sie größtenteils
verheerend ausfallen. Die Beverheerend ausfallen. Die Besoldung driftet immer weiter
soldung driftet immer weiter
auseinander. Langsam aber
auseinander. Langsam aber
sicher hat auch das Bild des
sicher hat auch das Bild des
Flickenteppichs dafür ausgeFlickenteppichs dafür ausgedient, denn selbst die Flicken
dient, denn selbst die Flicken
fallen auseinander.
fallen auseinander.
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dbb magazin
dbb magazin
Also keine Hoffnung auf
Also keine Hoffnung auf
Besserung in Sicht?
Besserung in Sicht?
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< Stellvertretender Bundesvorsitzender Hans-Ulrich Benra
< Stellvertretender Bundesvorsitzender Hans-Ulrich Benra
als Dachverband im Berliner
als Dachverband im Berliner
Politikbetrieb erledigen, wenn
Politikbetrieb erledigen, wenn
sich die Kolleginnen und Kollesich die Kolleginnen und Kollegen mit ihrer praktischen Argen mit ihrer praktischen Arbeit vor Ort überall in Deutschbeit vor Ort überall in Deutschland nicht um die alltäglichen
land nicht um die alltäglichen
Sorgen und Nöte kümmern
Sorgen und Nöte kümmern
würden? Das garantiert einen
würden? Das garantiert einen
direkten Draht zwischen den
direkten Draht zwischen den
Beschäftigten, den MitgliedsBeschäftigten, den Mitgliedsgewerkschaften und dem dbb.
gewerkschaften und dem dbb.
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dbb magazin
dbb magazin
Was tut der dbb denn genau,
Was tut der dbb denn genau,
um die Mitgliedsgewerkschafum die Mitgliedsgewerkschaften zu unterstützen?
ten zu unterstützen?
gewerkschaftsübergreifenden
gewerkschaftsübergreifenden
Interessen bei den Job-CenterInteressen bei den Job-CenterPersonalräten. Aber ich sage
Personalräten. Aber ich sage
auch: Obwohl wir schon viel
auch: Obwohl wir schon viel
tun, können und wollen wir
tun, können und wollen wir
diese Angebote weiter ausdiese Angebote weiter ausbauen.
bauen.
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dbb magazin
dbb magazin
Das andere Superwahljahr,
Das andere Superwahljahr,
mit Wahlen in Baden-Würtmit Wahlen in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und
temberg, Sachsen-Anhalt und
Rheinland-Pfalz, MecklenburgRheinland-Pfalz, MecklenburgVorpommern und Berlin, erinVorpommern und Berlin, erinnert an ein Thema, über das
nert an ein Thema, über das
wir schon nach der Jahrestawir schon nach der Jahresta-
Dauderstädt
Dauderstädt
Das habe ich nicht gesagt.
Das habe ich nicht gesagt.
Schauen Sie, die FöderalismusSchauen Sie, die Föderalismusreform 2006 hatte eine Vorreform 2006 hatte eine Vorlaufzeit von vielen Jahren.
laufzeit von vielen Jahren.
Und es ist ja nicht nur das BeUnd es ist ja nicht nur das Beamtenrecht betroffen, sondern
amtenrecht betroffen, sondern
viele weitere Bereiche. Aber
viele weitere Bereiche. Aber
2019 müssen die Finanzbezie2019 müssen die Finanzbeziehungen zwischen Bund und
hungen zwischen Bund und
den Ländern ohnehin erneut
den Ländern ohnehin erneut
überarbeitet werden, denn der
überarbeitet werden, denn der
Länderfinanzausgleich läuft
Länderfinanzausgleich läuft
ebenso aus wie der Solidarpakt
ebenso aus wie der Solidarpakt
II. Da wird viel in Bewegung
II. Da wird viel in Bewegung
geraten, besonders unter dem
geraten, besonders unter dem
Druck der Schuldenbremse.
Druck der Schuldenbremse.
Daher gilt es für uns als dbb,
Daher gilt es für uns als dbb,
bereits jetzt in die Gespräche
bereits jetzt in die Gespräche
einzusteigen und uns klar zu
einzusteigen und uns klar zu
positionieren. Und genau das
positionieren. Und genau das
tun wir. Denn meine feste
tun wir. Denn meine feste
Überzeugung ist: Ein einheitÜberzeugung ist: Ein einheitlich geregeltes Beamtentum
lich geregeltes Beamtentum
ist nicht nur gut für unsere
ist nicht nur gut für unsere
Mitglieder, es ist auch gut für
Mitglieder, es ist auch gut für
Deutschland.
Deutschland.
Die Fragen stellte Michael Eufinger.
Die Fragen stellte Michael Eufinger.
> AiR | dbb seiten | Januar/Februar 2016
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aktuell
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