Coburger Tageblatt, 8. März 2016 Die Coburger „Rosenkavalier“-Neuinszenierung fasziniert auch durch sorgsam durchgestaltete Massenszenen wie hier im 1. Akt. Foto: Andrea Kremper Traumhaft schöner „Rosenkavalier“ LANDESTHEATER Nach 15 Jahren kommt die „Komödie für Musik“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal in Coburg wieder auf die Bühne. Musikalisch wie szenisch zieht die Neuproduktion das Premieren-Publikum in Bann. schen Geschicke des Landestheaters leitet und in seiner sechsten Spielzeit den „Rosenkavalier“ auf das Programm geCoburg — Das Verfließen der Zeit setzt hat – 15 Jahre nach der letzaufhalten, die Zeit anhalten – ten Coburger Inszenierung. davon träumt der Mensch im„Rosenkavalier“-Premieren mer wieder. Davon träumt auch sind Festtage für jedes Theater – die Marschallin im „Rosenkavafür ein Haus von der Größe des lier“, nachdem sie aus den stürLandestheaters ganz besonders. mischen Umarmungen ihres Und wenn die Inszenierung jungen Liebhabers Octavian überzeugt, wird aus dem Prewieder in der Gegenwart ermieren-Abend ein Feier-Abend wacht. Und sie weiß doch, wie im allerbesten Wortsinn. Das vergeblich dieser Traum ist: Betsy Horne als Marschallin Publikum im Landestheater je„Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding“. Schräg gegenüber findet sich das denfalls ist sich einig: „Bravo“ Lässt sich die Vergänglichkeit Portraitbild von Bodo Busse, der schallt es den Interpreten und mit Fotos aufhalten? Draußen seit Herbst 2010 die künstleri- dem Produktionsteam am Ende vielstimmig entgegen. Musikauuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu lisch wie szenisch setzt dieser Der „Rosenkavalier“ in Coburg neue Coburger „Rosenkavalier“ unüberhörbar und unübersehbar Maßstäbe für das LandesGastspiel Im November 1918 Inszenierungen Fünf Mal theater. Regisseur Jakob Petersdirigierte Komponist Richard „Rosenkavalier“ verzeichnet Messer hat mit seinem BühnenStrauss die 25. Aufführung des die Chronik des Coburger bildner Markus Meyer und sei„Rosenkavalier“ in Coburg. Das Theaters einschließlich der nem Kostümbildner Sven BindNeuinszenierung durch Jakob Werk war im Mai 1911 und damit seil eine zeitlose aktuelle Lösung Peters-Messer. Nach der Erstnur wenige Monate nach der gefunden, die diese „Komödie aufführung 1911 folgte die erste Uraufführung in Dresden auf für Musik“ in ihrem dramaturProduktion unter der Bezeichdie Bühne des „Herzoglichen gischen Kern präzis erfasst und nung Landestheater 1970, kurz Hoftheaters“ gekommen. zugleich mit neuen Akzenten vor der Generalsanierung. 1988 versieht. Markus Meyer und eröffnete Intendant Erno Weil Vorahnung Er schrieb: „Es Sven Bindseil haben eine Ausseine Amtszeit mit dem „Rowird das letzte Mal gewesen stattung entworfen, die gesenkavalier“. Die bislang letzte sein, dass ich als Gast eines reschickt eingesetzte SchwarzProduktion folgte im April 2001 gierenden deutschen BundesWeiß-Kontraste mit jenem Silin der Regie des wenig später fürsten in dessen Schloss geberglanz verbinden, der den scheidenden Intendanten Norwohnt habe.“ Zwölf Tage spä„Rosenkavalier“ auszeichnet. bert Kleine Borgmann. ter dankte der Herzog ab. VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED JOCHEN BERGER im Gang vor dem ersten Rang des Coburger Landestheaters hängt die Ahnengalerie der Intendanten. Darunter auch das Konterfei von Oscar Benda, der zu Zeiten des Hoftheaters gleich mehrfach Prinzipal im Musentempel am Schlossplatz war – auch im Jahr 1911, als „Der Rosenkavalier“ nur wenige Monate nach der Uraufführung in Dresden seine Coburger Erstaufführung erlebte. Jakob Peters-Messer verknüpft eine ausgefeilte Personenregie mit präzis durchchoreographierten Massenszenen, in denen Chor und Statisterie des Landestheaters eine Fülle von kleinen Rollen höchst lebendig gestalten. Für die zentralen Szenen findet Peters-Messer immer wieder schlüssige und einleuchtende Lösungen – auch für die Überreichung der silbernen Rose, die hoch zu Ross erfolgt und ironische Distanz mit zarter Poesie verbindet. Dichte Klangwoben Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig beeindruckt als jederzeit souveräner RichardStrauss-Interpret, der auch in den dichtesten Klangwoben stets den Überblick behält und die Solisten nie zum Forcieren zwingt. Sängerisch beeindruckt dieser Coburger „Rosenkavalier“ bis in die kleinen Nebenrollen hinein. Das gilt für Betsy Horne als Feldmarschallin mit ihrer fein differenzierten Aus- 1919 drucksfülle ebenso wie für Verena Usemann mit schattierungsreichem Mezzosopran als Octavian. Ein fulminantes Rollen-Debüt als Baron Ochs auf Lerchenau gelingt Michael Lion mit seinem wandlungsfähigen Bass und seinem lebendigen Spiel. Zudem beweist Anna Gütter, dass sich die gern unterschätzte Partie der Sophie, die eigentlich dem Baron Ochs versprochen ist, sehr wohl lebendig und differenziert gestalten lässt. In der Partie des Faninal beeindruckt Peter Schöne als Gast mit lyrischem Bariton. Garant für präzisen instrumentalen Wohlklang ist das Philharmonische Orchester, das unter Roland Kluttigs Leitung schwelgerische Fülle demonstriert, aber auch viele filigrane Verästelungen der raffiniert orchestrierten Partitur hörbar werden lässt. Auch dafür gibt es am Ende verdiente Bravo-Rufe. Der neue Coburger „Rosenkavalier“ ist allemal einen Besuch wert. Bildergalerie Viele weitere Fotos und die komplette Besetzungsliste finden Sie bei uns online wurde aus dem vormaligen „Herzoglichen Hoftheater“ offiziell das LandesCoburg.inFranken.de theater Coburg. uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
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