2 Liberale Ansätze

Analyseebenen und Großtheorien – warum sie wichtig sind r 11
Kategorien
Inhalte
wesentliche Akteure
Staaten, internationales System
Menschenbild
egoistisch, auf Macht aus, kämpferisch
Staatenbild
auf Macht fixiert, einheitlicher Akteur, folgt
allein nationalen Interessen
Sicht auf das internationale System
Anarchie, Stabilität nur über Mächtegleichgewicht
Bedingungen für Frieden und
Kooperation
Machtkonzentration, Fähigkeit zur Verteidigung
Prozesse und Handlungen in den
internationalen Beziehungen
Machtkonkurrenz, Sicherheitsdilemma, Bündnispolitik, Herstellen eines Machtgleichgewichts
Vorstellungen über Veränderbarkeit
des internationalen Systems
kaum veränderbar und wenn, dann nur
langsam
wesentliche Theoretiker
Thukydides, Machiavelli, Hobbes, Morgenthau,
Waltz u. a.
Realistische Grundannahmen: Realismus/Neorealismus
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Liberale Ansätze
Der Liberalismus steht in ständiger „Konkurrenz“ zum Realismus (von manchen wird er daher auch, durchaus abwertend, als Idealismus bezeichnet).
Der Liberalismus geht davon aus, dass der Mensch von Natur aus gut und
vernünftig ist und dass Menschen in der Lage sind, die Gesellschaft und
deren materielle Grundlagen auf der Basis moralischen Handelns zu verbessern. Wenn etwas schlecht läuft, dann wegen der Umstände und aufgrund
von Missverständnissen. Die Umstände können in ungerechten und unangemessenen Institutionen (z. B. Korruption und Ausbeutung) bestehen, die
Missverständnisse auf einem Mangel an Kommunikation und Vertrauen beruhen. Zwar kann man nach der Theorie des Liberalismus nicht alle Probleme
der Welt auf einmal lösen, aber man kann die Welt durch Reformen und gemeinsames Handeln schrittweise verbessern. Die beste Gewähr, Missstände
wie Krieg und Hunger auf Dauer zu beseitigen und damit Frieden und Wohlstand für alle auf der Welt zu schaffen, ist, die Freiheit des Individuums zu
sichern. Diese wiederum drückt sich am besten in Demokratie als Staatsund Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung aus.
12 r Analyseebenen und Großtheorien – warum sie wichtig sind
Wichtige Vertreter des Liberalismus
Immanuel Kant (1724 –1804): deutscher Philosoph der Aufklärung und einer der bedeutendsten Philosophen des Abendlandes; für internationale Beziehungen wichtiges politisches Werk: „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“ (1795).
Karl Wolfgang Deutsch (1912 –1992): amerikanischer Politikwissenschaftler deutschtschechischer Abstammung; Mitbegründer der Integrationstheorie und der Theorie der
Sicherheitsgemeinschaften; Hauptwerk zu den internationalen Beziehungen: „The Analysis of International Relations“ (1968; dt.: „Die Analyse internationaler Beziehungen. Konzeption und Probleme der Friedensforschung“).
Joseph Samuel Nye, jr. (* 1937): US-amerikanischer Politikwissenschaftler, Begründer des
neoliberalen Institutionalismus (Interdependenztheorie); Hauptwerke: „Power and Interdependence: World Politics in Transition (1977; zusammen mit Robert Owen Keohane),
„Understanding International Conflicts: An Introduction to Theory and History“ (2002),
„Soft Power: The Means to Success in World Politics“ (2004); Berater der US-Regierung
und ehemaliger Mitarbeiter im US-Außenministerium, stellvertretender Verteidigungsminister der Regierung Clinton.
Robert Owen Keohane (* 1941): US-amerikanischer Politikwissenschaftler, Begründer des
neoliberalen Institutionalismus (Interdependenztheorie); Hauptwerk: „Power and Interdependence: World Politics in Transition (1977), „After Hegemony: Cooperation and
Discord in the World Political Economy“ (1984), „Power and Governance in a Partially
Globalized World“ (2002).
Wenn Menschen frei sind und miteinander frei handeln können, dann bilden
sich zwischen ihnen Abhängigkeiten und Vertrauen. Egoismus und Eigeninteresse sind aus dieser Sicht heraus nichts Schlechtes, sondern sogar vernünftige
Voraussetzungen für dauerhafte Kooperationen. Und wer dauerhaft miteinander Handel treibt, der kann durch
Kriege nur verlieren. Je intensiver die
Beziehungen zwischen den Akteuren
im internationalen System sind, desto
sicherer ist es. Man kann von einem
Spinngewebe von Assoziationen und
Individuen sprechen. Die internationalen Organisationen stellen dabei die
Hauptfäden zwischen den Staaten dar.
Der Schwerpunkt der Beziehungen
liegt auf den Aspekten Wirtschafts- Das Friedenssymbol „Knotted Gun“ vor dem
kooperation und kollektive Sicherheit. UN-Hauptquartier in New York