KONZEPTION DER KINDERKRIPPE SONNENSCHEIN DIELHEIM KLEINE KRABBLER ENTFALTEN SICH IN SONNIGER WOHLFÜHLATMOSPHÄRE! 1 I NHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis ............................................................................................... 2 1.1 Vorwort des Trägers ..................................................................................... 4 1.2 Vorwort der Erzieherinnen ........................................................................... 6 2 Rahmenbedingungen ...................................................................................... 7 2.1 Anschrift ....................................................................................................... 7 2.2 Träger ........................................................................................................... 7 2.3 Öffnungszeiten ............................................................................................. 7 2.4 Beiträge ........................................................................................................ 8 2.5 Gruppenzahlen ............................................................................................. 9 2.6 Räumlichkeiten............................................................................................. 9 2.7 Personal ....................................................................................................... 9 2.8 Ferien ......................................................................................................... 10 2.9 Weitere Schließungstage ............................................................................ 10 2.10 Kleidung ................................................................................................... 11 2.11 Essen ........................................................................................................ 11 2.12 Regelung im Krankheitsfall ....................................................................... 12 2.13 Gesetzliche Grundlagen............................................................................ 12 2.14 Rechtsgrundlagen ..................................................................................... 13 2.15 Kinderrechte............................................................................................. 14 2.16 Anmelde- und Aufnahmekriterien ............................................................ 15 2.17 Tagesablauf .............................................................................................. 16 3 Pädagogischer Ansatz .................................................................................... 17 3.1 Einflüsse von Emmi Pikler ........................................................................... 18 3.2 Einflüsse aus der Naturpädagogik .............................................................. 18 2 3.3 Einflüsse aus dem Jahreskreislauf............................................................... 19 3.4 Einflüsse aus dem Situationsansatz ............................................................ 19 4 Pädagogische Umsetzung .............................................................................. 20 4.1 Zeit und Raum für die individuelle Entwicklung .......................................... 20 4.2 Ordnung und Struktur ................................................................................ 21 4.3 Selbstständigkeit, Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein ........................ 21 4.4 Sprachliche Bildung und Förderung ............................................................ 22 4.5 Sauberkeitserziehung ................................................................................. 23 4.6 Freie Bewegungsentwicklung ..................................................................... 24 4.7 Sitzkreis, Kinderkonferenz und Partizipation .............................................. 25 5 Aus der Sicht eines Kindes ............................................................................. 26 6 Elternarbeit ................................................................................................... 27 6.1 Erziehungspartnerschaften mit Eltern ........................................................ 27 6.2 Eingewöhnung neuer Kinder ...................................................................... 28 6.3 Beschwerdemanagement ........................................................................... 30 7 Qualitätssicherung und Weiterentwicklung .................................................. 30 8 Öffentlichkeitsarbeit ..................................................................................... 31 9 Kooperation mit anderen Institutionen ......................................................... 32 3 1.1 V ORWORT DES T RÄGERS Liebe Eltern, die Kinderbetreuung ist eine Aufgabe, die in Dielheim seit mehr als 100 Jahre Tradition, aber in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ist vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen sicherlich gerechtfertigt und hat dazu geführt, dass die Gemeinde Dielheim als alleiniger Träger von Kinderbetreuungseinrichtungen in der Kommune hohe Investitionen sowohl im sächlichen als auch personellen Bereich getätigt hat. Deshalb freut es mich, dass wir den Kindern in unserer Gemeinde ein vielfältiges Kinderbetreuungsangebot von der Krippe bis hin zur Ganztagsschule zur Verfügung stellen können. Hierzu gehört auch die Kinderkrippe Sonnenschein, die 2008 aus dem „Kindergarten Am Leimbach“ hervorgegangen ist. Mit seinen 3 Gruppen mit verlängerter Öffnungszeit stellt sie ein bedarfsgerechtes, von vielen Familien nachgefragtes Angebot zur Verfügung. Wie die grundlegenden pädagogischen Ansätze verwirklicht werden, haben die Mitarbeiterinnen in der vorliegenden Konzeption dargestellt. Diese Konzeption bietet eine wertvolle Grundlage für eine gute Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen, Eltern und Träger zum Wohle der Kinder. Sie soll Sie neugierig machen und Einblick in die Arbeit der Kindertageseinrichtung geben. Unsere Einrichtung gibt den Eltern die Möglichkeit, sie in der Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen und es ihnen in Zeiten veränderter Familienstrukturen und ökonomischer Zwänge zu ermöglichen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Ich wünsche mir, dass die Eltern unseren Erzieherinnen Vertrauen schenken. 4 Den Erzieherinnen wünsche ich die Kraft und Motivation, sich den täglichen Herausforderungen zu stellen, aber auch Freude bei der Arbeit mit den Kindern. Den Kindern wünsche ich eine frohe und glückliche Krippenzeit, an die sie sich später gerne erinnern werden. Ihr Hans-Dieter Weis, Bürgermeister 5 1.2 V ORWORT DER E RZIEHERINNEN Liebe Leserinnen und Leser, dies ist die aktuelle Fassung der Konzeption unserer Kinderkrippe Sonnenschein. Mit ihr möchten wir Ihnen gerne in verständlicher Weise und schriftlicher Form die pädagogische Arbeit in unserer Einrichtung vorstellen. Frei nach Vinzenz Paul „Wir sind niemals am Ziel, sondern immer auf dem Weg“ soll die vorliegende Konzeption allerdings kein Dogma sein. Neueste pädagogische Erkenntnisse werden wie bisher auch weiterhin in unsere Arbeit mit einfließen. Der Schwerpunkt der Erziehung in der Kinderkrippe Sonnenschein liegt daher auch nach wie vor in der Familie. Sie ist gestern wie heute noch immer der wichtigste Ort für ein Kind. Für eine erstklassige Weiterentwicklung geben wir als Kinderkrippe Ihrem Kind einen zusätzlichen Erfahrungsraum, in dem die individuellen Fähigkeiten und Anlagen entwickelt sowie gefördert werden. Außerdem bieten wir den Eltern Unterstützung bei der Erziehung und schaffen Freiräume, um Familie und Erwerbstätigkeit miteinander zu vereinen. Auf eine gemeinsame Zusammenarbeit freut sich das Sonnenscheinteam! 6 2 R AHMENBEDINGUNGEN 2.1 A NSCHRIFT Kinderkrippe Sonnenschein Schulstraße 9 69234 Dielheim Tel. 06222 73470 E-Mail [email protected] 2.2 T RÄGER Gemeinde Dielheim Hauptstraße 37 69234 Dielheim 2.3 Ö FFNUNGSZEITEN 7.30 Uhr – 15.00 Uhr Hierbei bieten wir folgende Betreuungszeiten an: 7.30 Uhr – 13.00 Uhr 8.00 Uhr – 13.00 Uhr 7.30 Uhr – 15.00 Uhr Die Kinder sollten bis spätestens 9.00 Uhr (Frühstücksbeginn) in die Kinderkrippe gebracht werden. 7 2.4 B EITRÄGE Betreuung von 7.30 Uhr – 15.00 Uhr: 1. Kind 304,00 Euro 2. Kind 273,00 Euro 3. Kind beitragsfrei Betreuung von 8.00 Uhr – 13.00 Uhr 1. Kind 211,00 Euro 2. Kind 190,00 Euro 3. Kind beitragsfrei Sollte eine zusätzliche Betreuung von 7.30 Uhr – 8.00 Uhr gewünscht werden, erhöht sich der Betrag um 9,00 € pro Monat. Der Krippenbeitrag ist auf elf Monate umgelegt und wird im Ferienmonat August nicht abgebucht. Hygieneartikel wie z.B. Windeln und Feuchttücher sind im Beitrag inbegriffen. 8 2.5 G RUPPENZAHLEN Die Einrichtung verfügt über drei Gruppen. In jeder Gruppe können bis zu zehn Kinder im Alter von zwölf bis 36 Monaten aufgenommen werden. 2.6 R ÄUMLICHKEITEN Den Kindern stehen drei Gruppenräume, drei Schlafräume, zwei Bäder, ein Bewegungsraum, ein Ballbad-Kletterraum, sowie ein Hof zur Verfügung. Die Räume sind hell, farbenfroh und freundlich gestaltet. Möbel und Spielmaterial in den Gruppenräumen sind dem Alter der Kinder angepasst. Der Hygienebereich entspricht mit Töpfchen, kleinen Toiletten, Waschbecken, Kinderduschgelegenheit und Wickelkommode den Bedürfnissen von Kindern unter drei Jahren. 2.7 P ERSONAL Die Gruppen sind entsprechend den Vorgaben des Landes Baden-Württemberg mit Fachkräften in ausreichender Zahl besetzt. 9 2.8 F ERIEN Die Schließungstage der Kinderkrippe orientieren sich an den Schließungstagen der gemeindeeigenen Kindergärten sowie an den Ferienzeiten der Leimbachtalschule. Die Ferien werden immer im 4. Quartal für das kommende Jahr bekannt gegeben. In den Sommerferien wird eine zweiwöchige Ferienbetreuung angeboten. Jahreswechsel 2 Wochen Fasching 2 Tage Pfingsten 1 Woche Sommer 4 Wochen 2.9 W EITERE S CHLIEßUNGSTAGE Die Erzieherinnen nehmen an vier Nachmittagen pro Jahr an Fortbildungen teil. An diesen Tagen ist die Kinderkrippe ab 13.00 Uhr geschlossen. Um den Eltern entgegenzukommen, die zu diesen Zeiten Probleme mit der Unterbringung ihren Kindern haben, bieten wir eine Notgruppe an. 10 2.10 K LEIDUNG Die Kinder sollten jederzeit so gekleidet sein, dass für sie ein Aufenthalt im Freien möglich ist. Für den Wechsel der Schlafkleidung, sowie für das Vorhandensein von Ersatzkleidung in der Krippe sind die Eltern selbstständig verantwortlich. 2.11 E SSEN Für das Frühstück sowie das Getränk sind die Eltern zuständig. Wir bitten dem Kind ein gesundes und abwechslungsreiches Frühstück mitzugeben und die Getränke in bruchsichere und wieder verschließbare Flaschen zu füllen. Das Mittagessen (speziell für Krippenkinder zubereitet) wird jeden Tag frisch geliefert. Die Essenskosten betragen pro Tag 2,45 Euro. Am Monatsende bekommen die Eltern schriftlich mitgeteilt, an wie vielen Tagen ihr Kind anwesend war und mitgegessen hat. Den daraus resultierenden Betrag bucht die Gemeinde anschließend ab. Essenlieferant: Kidsmeal Catering Richard-Wagnerstr. 6 69259 Wilhelmsfeld 11 2.12 R EGELUNG IM K RANKHEITSFALL Wenn ein Kind krank ist, bitten wir die Eltern dies der Kinderkrippe mitzuteilen. Das Mittagessen kann bis 8.00 Uhr bei der Leitung oder Erzieherin des Kindes abbestellt werden. Sollte sich ein Kind kränklich verhalten, Ausschlag oder verklebte Augen aufweisen, sich erbrechen, Durchfall oder auch Fieber haben, bitten wir die Eltern ihr Kind nicht in die Einrichtung zu bringen. Nur so ist es möglich die Ansteckungsgefahr für andere Kinder möglichst gering zu halten. Das Gesundheitsamt empfiehlt, Kinder nach Abklingen von Fieber und Durchfall weitere 48 Stunden zu Hause zu lassen. Sollten Symptome erst während des Aufenthaltes des Kindes in der Einrichtung auftreten, behalten wir uns vor, die Eltern anzurufen und zu bitten das Kind abzuholen. 2.13 G ESETZLICHE G RUNDLAGEN Die Kinderkrippe Sonnenschein unterliegt den gesetzlichen Bestimmungen des Kindertagesbetreuungsgesetzes des Landes Baden-Württemberg. Unser pädagogischer Ansatz unterliegt dem Orientierungsplan für Bildung und Erziehung. 12 2.14 R ECHTSGRUNDLAGEN § 45 SGB VIII Erlaubnis für den Betrieb der Einrichtung § 22, 22a SGB VIII Grundsätze der Förderung und des Förderauftrages, Kooperation und Qualitätssicherung § 8,8a,9SGB VIII Beteiligung, Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung, Grundrichtung der Erziehung und Gleichberechtigung von Junge und Mädchen § 78a SGB VIII Vereinbarung über Leistungsangebote, Entgelte und Qualitätsentwicklung § 1,2,5,9 KiTaG Betriebsformen und Gruppenarten, Integration, Mitwirkung von Elternbeirat, Orientierungsplan für Bildung und Erziehung, Einhaltung der Infektionsschutzgebung 13 2.15 K INDERRECHTE ▪ ARTIKEL 2/ UN-KRK Der Staat ist verpflichtet, Kinder und Jugendliche vor jeder Form von Diskriminierung zu schützen. Alle Menschen sind von Geburt an gleich zu behandeln. ▪ A R T I K E L 3 / U N - K R K Das Kindeswohl ist in jedem Fall vorrangig zu beachten. Es verlangt, dass bei allen Gesetzgebungs-, Verwaltungs- und sonstigen Maßnahmen öffentlicher Einrichtungen das Wohlergehen des Kindes vordringlich zu berücksichtigen ist. ▪ A R T I K E L 6 / U N - K R K jedes Kind hat ein Recht auf Leben, Überleben und Entwicklung. ▪ A R T I K E L 2 8 / U N - K R K Kinder haben ein Recht auf Bildung. ▪ A R T I K E L 1 2 / U N - K R K Die Meinung des Kindes muss entsprechend seinem Alter und seiner Reife berücksichtigt werden. Sie haben das Recht unmittelbar oder durch einen Vertreter, gehört zu werden. ▪ Kinder sind in jedem Falle zu schützen vor Medien, Gewaltanwendung und Misshandlung. So auch vor sexuellen Übergriffen, Ausbeutung, Missbrauch und Entführung. Ebenso vor Suchtstoffen. ▪ Kinder haben ein Recht auf Entwicklung, Förderung und Gesundheitsvorsorge sowie auf Bildung und kulturelle Entfaltung. ▪ Das Beteiligungsrecht besagt, dass das Kind ein Recht auf Meinungsäußerung und Information sowie den Kind gerechten Zugang zu Medien hat. 14 2.16 A NMELDE - UND A UFNAHMEKRITERIEN Nach einem Bedarfs- und Anmeldegespräch erhält jede Familie ein Anmeldeheft, welches folgende Formulare enthält: ▪ Kindergartensatzung ▪ Gebührenordnung ▪ Anmeldebogen ▪ Abbuchungsermächtigung ▪ Angaben zur gesundheitlichen Verlaufshistorie ▪ Bescheinigung über die ärztliche Untersuchung nach § 4 des Kindertagesbetreuungsgesetzes mit Infoblatt ▪ Erklärung, dass über den Zeitraum von sechs Wochen weder das Kind, noch ein Mitglied der gesamten Familie eine übertragbare Krankheit hatte, die meldepflichtig ist ▪ Bestätigung über die Abläufe zum Thema Aufsichtspflicht ▪ Merkblatt zum Infektionsschutz § 34 Abs. 5 S.2 Infektionsschutzgesetz (IFSG) ▪ Einverständniserklärung zur Thematik „Veröffentlichung von Fotos“ ▪ Datenschutzrechtliche Informationen 15 2.17 T AGESABLAUF Tagesablauf Uhrzeit Schmetterlingsgruppe. Sonnenblumengruppe Aktivität Tagesablauf Krabbelraupen gruppe Uhrzeit Aktivität 7.30 Uhr - 9.00 Uhr Bringzeit 7.30 Uhr - 9.00 Uhr Bringzeit 9.00 Uhr - 9.30 Uhr Frühstück 9.00 Uhr - 9.30 Uhr Frühstück 9.30 Uhr - 9.45 Uhr Spielkreis 9.30 Uhr - 9.45 Uhr hygienischer Bereich 9.45 Uhr - 10.00 Uhr hygienischer Bereich 9.45 Uhr - 11.15 Uhr Freispiel/Freiluftaufenthalt 10.00 Uhr - 11.30 Uhr Freispiel/Freiluftaufenthalt 11.15 Uhr - 11.30 Uhr hygienischer Bereich 11.30 Uhr - 11.45 Uhr hygienischer Bereich 11.30 Uhr - 11.45 Uhr Spielkreis 11.45 Uhr - 12.15 Uhr Mittagessen/Ausziehen 11.45 Uhr - 12.15 Uhr Mittagessen/Ausziehen Zu Bett gehen Zu Bett gehen 12.15 Uhr - 12.30 Uhr für Abholkinder hyg. Bereich 12.15 Uhr - 12.30 Uhr für Abholkinder hyg. Bereich 12.30 Uhr - 13.00 Uhr Abholzeit 12.30 Uhr - 13.00 Uhr Abholzeit 14.00 Uhr - 14.30 Uhr Aufstehen/Anziehen/hyg. Bereich 14.00 Uhr - 14.30 Uhr Aufstehen/Anziehen/hyg. Bereich 14.30 Uhr - 14.50 Uhr Abholzeit/15.00 Uhr geschlossen 14.30 Uhr - 14.50 Uhr Abholzeit/15.00 Uhr geschlossen 16 3 P ÄDAGOGISCHER A NSATZ In unserem pädagogischen Konzept sind verschiedene der heutigen Zeit und den Bedürfnissen der Kinder entsprechende Erziehungsstile und Ansätze vereint. Kindgerechtes Arbeiten heißt für uns, das Kind da abzuholen, wo es steht, seine Bedürfnisse, Neigungen und Interessen wahrzunehmen und mit Offenheit zu begegnen. Wir orientieren uns in der täglichen Arbeit an den praktischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen von Emmi Pikler, der Naturpädagogik, dem Jahreskreislauf und dem Situationsansatz. Aus den jeweiligen Ansätzen haben wir Erzieherinnen herausgefiltert, was im Rahmen unserer Einrichtung umsetzbar und für die Entwicklung der Kinder von Bedeutung ist. 17 3.1 E INFLÜSSE VON E MMI P IKLER Der Name Emmi Pikler steht für eine achtsame Haltung dem Kind gegenüber vom ersten Lebenstag an. Jedes Kind hat sein eigenes Zeitmaß der Entwicklung. Seine Autonomie, Individualität und Persönlichkeit kann sich entfalten, wenn es sich selbständig entwickeln darf. Daher umfassen die vier Prinzipien der Pikler-Pädagogik: ▪ Respekt vor der Eigeninitiative des Kindes und die Unterstützung seiner selbstständigen Tätigkeit, ▪ Unterstützung einer stabilen persönlichen Beziehung des Kindes zu relativ wenigen, aber vertrauten Bezugspersonen, ▪ Bestreben, dass sich jedes Kind angenommen und anerkannt fühlt, ▪ Förderung des optimalen körperlichen Wohlbefindens und der Gesundheit des Kindes. 3.2 E INFLÜSSE AUS DER N ATURPÄDAGOGIK Die Naturpädagogik spricht alle Sinne an (Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Sehen, Gleichgewicht und Bewegung). Es bedeutet, dass das Kind durch direktes Erleben, Experimentieren und Beobachten wertvolle Entdeckungen und Erfahrungen macht. 18 3.3 E INFLÜSSE AUS DEM J AHRESKREISLAUF Immer an den jahreszeitlichen Themen orientiert, können sich die Kinder an vielen verschiedenen Tätigkeiten ausprobieren. 3.4 E INFLÜSSE AUS DEM S ITUATIONSANSATZ Der Situationsansatz verfolgt das Ziel Kinder darin zu unterstützen ihre Lebenswelt zu verstehen und selbstbestimmt, kompetent und verantwortungsvoll zu gestalten. Es werden alltägliche Situationen und Themen aufgegriffen, sogenannte Schlüsselsituationen, die dann mit den pädagogischen Fachkräften unterstützt und begleitet werden. Im freien Spiel wählt das Kind nach eigenem Interesse eine Beschäftigung und gegebenenfalls seine Spielpartner aus. Die Erzieherinnen halten sich beobachtend zurück, geben im Bedarfsfall Anregungen. 19 4 P ÄDAGOGISCHE U MSETZUNG Die Neugier des Kindes ist die Basis für unsere pädagogische Arbeit. Wir lassen uns auf das Kind ein, damit es seine Welt entdecken, erforschen und begreifen kann. Dadurch geben wir ihm die Möglichkeit seine Neugier und Kreativität auszuleben. 4.1 Z EIT UND R AUM FÜR DIE INDIVIDUELLE E NTWICKLUNG Schon Säuglinge nehmen ihre Umwelt intensiv wahr. Für eine gesunde Entwicklung sind sie auf vielfältige Reize wie Farben, Gerüche, Formen, Geschmäcker oder Geräusche angewiesen. Äußere Reize stimulieren Säuglinge und Kleinkinder sich zu bewegen, Räume zu erforschen sowie grob- und feinmotorische Fertigkeiten zu entwickeln und anzutrainieren. Für diese individuelle Entwicklung benötigen Kinder Zeit und Raum. Durch unsere großzügigen Räumlichkeiten können sie ihren Bewegungsdrang vielfältig ausleben. Besonders für die Förderung ihres Körpergefühls bietet sich unser großes Bällebad an. Unser Bewegungsraum ist komplett auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet und gibt ihnen die Möglichkeit ihren Körper zu erfahren sowie ihre individuellen Grenzen zu entdecken. Bei schlechtem Wetter lässt sich dieser auch zu einem "Toberaum" umgestalten. 20 4.2 O RDNUNG UND S TRUKTUR Unser klarer und gleichbleibender Tagesablauf vermittelt den Kindern Sicherheit und Geborgenheit. Diese Werte sind für Kinder von großer Bedeutung, da sie ihnen ein sicheres Umfeld bieten. Wir ermöglichen ihnen die Orientierung durch klar strukturierte Gruppenräume, möglichst stabile Gruppenstrukturen und einen deutlich gegliederten Tagesablauf mit festen Ritualen, Regeln und wechselnden Aktivitäten. Je nach Situation begleiten und unterstützen wir die Kinder bei anspruchsvollen Problemen. 4.3 S ELBSTSTÄNDIGKEIT , S ELBSTSICHERHEIT UND S ELBSTBEWUSSTSEIN Wir begleiten die Kinder auf ihrem Weg zur Selbständigkeit und wollen durch Stabilität, Beständigkeit und Sicherheit einen Ort des Wohlfühlens und der Geborgenheit bieten. Die Kinder erhalten verschiedenste Möglichkeiten, um selbst zu agieren und etwas auszuprobieren (z.B. An- und Ausziehen, Streit schlichten, Toilettengang, usw.). Bei Bedarf unterstützt die Erzieherin die Kinder auf entwicklungsfördernde Art und Weise. Wir möchten den Kindern eine Atmosphäre bieten, in der sie sich zu eigenständigen Persönlichkeiten entfalten können. Der Schwerpunkt hierbei ist die Kinder in ihrem Tun zu loben und sie zu ermutigen. Gefühle wie Stolz und Freude über etwas vermitteln den Kindern eine Wertschätzung ihres Ich. Dies stärkt ihr Selbstwertgefühl und lässt sie in ihrer individuellen Entwicklung ankommen. 21 4.4 S PRACHLICHE B ILDUNG UND F ÖRDERUNG In unserer Krippe unterstützen wir den Spracherwerb und die Sprachentwicklung der Kinder durch das Benennen und Erklären der Dinge, die gerade stattfinden. Wir sind in einem ständigen Dialog mit den Kindern und beobachten ihre Kommunikation. 22 4.5 S AUBERKEITSERZIEHUNG Um wirklich selbstständig sauber zu werden, brauchen Kinder eine liebevolle Unterstützung, ein paar Regeln und vor allem das Angebot eines Toilettengangs. Wir besitzen in unserer Einrichtung Töpfchen für die jüngeren und kleine Toiletten für die älteren Kinder. Wenn ein Kind erstes Interesse an der Toilette zeigt, gehen wir diesem Bedürfnis nach und unterstützen es in Absprache mit den Eltern. Wir ermutigen das Kind sich zu äußern, wenn es zur Toilette muss und leiten es bis zum dritten Lebensjahr an den Toilettengang (mit An- und Ausziehen/ Hände waschen) selbstständig durchzuführen. 23 4.6 F REIE B EWEGUNGSENTWICKLUNG „Bewegung ist Leben - Leben ist Bewegung“. Dieser Satz sagt etwas über die elementare Bedeutung von Bewegung aus. Bevor ein Kind sprechen lernt, ist Bewegung eine seiner Sprachen. Durch körperliche Betätigung erfährt es etwas über sich und über seine Umwelt. Für diese individuelle Entwicklung benötigt ein Kind Zeit und Raum. Folgende Bewegungsmöglichkeiten bieten wir daher den Kindern in unserer Einrichtung an: ▪ ausreichend Platz zum Krabbeln, Laufen, Rennen, Gehen, Hüpfen, Tanzen… ▪ verschiedene Schaukelmöglichkeiten ▪ Kletterwand ▪ Bällebad ▪ Spaziergänge ▪ Bewegungsraum ▪ Außenspielbereich Zusätzlich bieten wir im Morgenkreis Tänze und Bewegungsspiele an. 24 4.7 S ITZKREIS , K INDERKONFERENZ UND P ARTIZIPATION Der Sitzkreis ist eine Kinderkonferenz der gesamten Gruppe und hat seinen festen Platz im Tagesablauf. Es geht dabei um das Recht der Kinder darauf, ihre Meinung frei äußern zu dürfen und dass diese Meinung angemessen und entsprechend ihres Alter und ihrer Reife berücksichtigt wird. Das bedeutet für uns, dass die Kinder an Entscheidungsprozessen, die ihr eigenes Leben und das der Gemeinschaft betreffen, beteiligt werden und man gemeinsam Lösungen für Probleme zum Beispiel in Kinderkonferenzen sucht. Wir trauen unseren Kindern etwas zu, nehmen sie ernst und begegnen ihnen mit Achtung, Respekt und Wertschätzung. Im Sitzkreis werden altersgerechte und themenbezogene Angebote gemacht. Es werden unter anderem Lieder gesungen, Finger- und Bewegungsspiele durchgeführt oder Bilderbücher betrachtet. Die Kinder üben das Zuhören, sich einzubringen und zurückzunehmen, sich an Regeln zu halten und Entscheidungen zu treffen. Für uns ist der Sitzkreis ein wichtiges Angebot, um alle Kinder in der Gruppe zu erreichen, gemeinsam mit allen Kindern zu arbeiten, Kinder gezielt zu beobachten und die Gruppe zu festigen und zu stärken. Zusätzlich möchten wir jedem einzelnen Kind die Erfahrung ermöglichen, sich selbst bewusst wahrzunehmen und seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Die Kinder sollen spüren, dass sie für das, was in der Krippe tagtäglich geschieht, mitverantwortlich sind. 25 5 A US DER S ICHT EINES K INDES Schenk mir viel Liebe und Aufmerksamkeit, denn die brauche ich um mich positiv zu entwickeln. Zeigt mir liebevoll, ruhig und direkt, welches Verhalten ihr von mir erwartet. Seid dabei konsequent, denn ihr wisst am Besten was gut für mich ist. Ein klares“ Ja „ oder „ Nein „ unterstützen mich dabei, mich in der großen Welt zurecht zu finden. Gebt mir die Chance mitzuhelfen. Dadurch habe ich Erfolgserlebnisse, welche mein Selbstbewusstsein stärken. Versucht nicht alles mit mir auszudiskutieren. Manche Dinge im Leben sind einfach so, wie sie sind. 26 6 E LTERNARBEIT 6.1 E RZIEHUNGSPARTNERSCHAFTEN MIT E LTERN Da die meisten Kinder in der Krippe noch nicht sprechen können, ist uns ein intensiver Austausch mit den Eltern wichtig. In täglichen Tür- und Angelgesprächen geben wir ihnen gerne eine kurze Rückmeldung über den Tag. Bei längerem Gesprächsbedarf stehen wir gerne für einen separaten Termin zur Verfügung. Außerhalb dessen bieten wir zweimal jährlich Entwicklungsgespräche an. Diese Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben. Jeden Herbst findet ein Elternabend für die gesamte Elternschaft der Einrichtung statt. An diesem Abend nimmt auch ein Vertreter des Trägers teil. Außerdem wird an diesem Abend der Elternbeirat für das laufende Krippenjahr gewählt. Der Elternbeirat trifft sich mindestens zweimal jährlich zu einer gemeinsamen Sitzung mit den Erzieherinnen. Wichtige Aushänge, wie zum Beispiel anstehende Termine, Ferien, Notgruppenbetreuung oder aktuelle Krankheiten, hängen im Eingangsbereich aus. Weiteres Infomaterial findet man an der Info-Wand im Treppenhaus. Je nach Bedarf oder Wunsch der Eltern bieten wir einen Elternabend zu pädagogischen Themen an, eventuell auch mit Referenten. Ansonsten findet vor Weihnachten und Ostern jeweils ein Bastelabend statt, an dem man sich während des gemeinsamen Bastelns auch mit anderen Eltern austauschen kann. 27 6.2 E INGEWÖHNUNG NEUER K INDER Zuerst laden wir die Eltern, deren Kinder neu in die Kinderkrippe kommen, zu einem Elternabend ein. An diesem Abend lernen die Eltern die Einrichtung, die Gruppen und die zukünftigen Erzieherinnen ihres Kindes kennen. Damit möchten wir ihnen Gelegenheit geben ihre Fragen zu klären, sowie einen ersten Eindruck von uns und unserer Einrichtung gewinnen zu können. Auch wir erfahren hierbei im Gespräch Informatives über die neuen Kinder. Die Eltern können sich schon im Vorfeld emotional mit der bevorstehenden Trennung auseinandersetzen. Die Eltern werden mit dem Gedanken vertraut gemacht sich verabschieden zu müssen, auch mit der Konsequenz, dass ihr Kind eventuell weint. Es wird vermittelt, dass ein Verabschiedungsprozess ganz normal und nichts Negatives ist. Hierbei ist es wichtig, dass sich das Kind wieder von den Erzieherinnen beruhigen lässt und ins Spiel findet. Wir gewöhnen die Kinder nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell ein: Am ersten Tag begleitet ein Elternteil für circa eine Stunde das Kind in die Krippe und verbleibt auch dort. Die Eltern stehen dem Kind als „sicherer Hafen“ zur Verfügung. Gleichzeitig sollten sie sich aber möglichst passiv verhalten, um dem Kind die Gelegenheit zur Kontaktaufnahme mit der Erzieherin und den anderen Kindern zu geben. Der zweite Tag verläuft meist gleichermaßen, wobei die Erzieherin direkter auf das Kind zugeht und versucht Kontakt aufzunehmen. Der erste Trennungsversuch erfolgt individuell in Absprache mit den Eltern. Manchmal fällt das Loslassen den Eltern fast noch schwerer als dem Kind. Trennungserfahrungen sind für die Entwicklung eines Kindes hin zur Selbstständigkeit wichtig. Es gewinnt Vertrauen in sich, aber auch in die Eltern. Die Erfahrung, dass die Eltern immer wiederkommen, lässt es die Angst 28 verlieren verlassen zu werden. Ein kurzer, bestimmter und herzlicher Abschied fällt dem Kind meist leichter, als ein langsamer Abschied, bei dem der schmerzliche Moment der Trennung hinausgezögert wird. Die Dauer der ersten Trennungszeit beträgt meist in etwa 15 Minuten, danach gehen Eltern und Kind gemeinsam wieder nach Hause. Täglich werden von nun an die Trennungszeiten unter Beachtung der Reaktionen des Kindes langsam ausgedehnt. Wie lange die Eingewöhnungszeit dauert ist individuell verschieden. Sie ist dann abgeschlossen, wenn das Kind die Erzieherin als sichere Basis akzeptiert und sich von ihr trösten lässt. 29 6.3 B ESCHWERDEMANAGEMENT Bei Problemen kann man sich jederzeit vertrauensvoll an die Erzieherinnen der jeweiligen Gruppe wenden. Sollte darüber hinaus noch Gesprächsbedarf bestehen, wendet man sich mit seinem Anliegen an die Leiterin der Einrichtung oder an den Elternbeirat. Findet sich hier kein gemeinsamer Konsens, steht der Träger für weitere Gespräche zur Verfügung. 7 Q UALITÄTSSICHERUNG UND W EITERENTWICKLUNG In den letzten Jahren hat sich das Bild der Familie in der Gesellschaft stark gewandelt. Daher ist es uns wichtig, unsere Arbeit stets an die gesellschaftliche Entwicklung anzupassen und zu reflektieren. Dies wird dadurch begünstigt, dass jedes Teammitglied verschiedene Fähigkeiten, Vorstellungen und Erfahrungen mit einbringt. Um die Qualität unserer Arbeit zu sichern und weiterzuentwickeln, führen wir folgende Maßnahmen durch: ▪ Regelmäßige Elterngespräche ▪ Elternabende und Elternbeiratssitzungen ▪ Vierzehntägige Teamsitzungen ▪ Zwei Planungstage pro Jahr ▪ Individuelle Planung, z.B. Projekte in den einzelnen Gruppen ▪ Speziell für die Leiterinnen: - Gespräche mit dem Träger 30 - Sitzungen aller Leiterinnen - Leiterinnentagungen des Landesjugendamtes - Qualitätszirkel ▪ Mitarbeitergespräche ▪ viermal jährlich nachmittägliche Arbeitsgemeinschaften ▪ Fortbildungen der Erzieherinnen im Rahmen des Haushaltsetats ▪ Alle zwei Jahre Teilnahme an ganztägigem Erste-Hilfe-Kurs ▪ Jährliche Unterweisung bei der örtlichen Feuerwehr ▪ Beobachtung und Dokumentation der Kinder ▪ Öffentlichkeitsarbeit ▪ Beschwerdemanagement 8 Ö FFENTLICHKEITSARBEIT Um unsere Arbeit der Dielheimer Bevölkerung transparent zu machen, berichten wir im Mitteilungsblatt über unsere Aktivitäten und Projekte. Außerdem befindet sich ein Schaukasten vor unserem Gebäude, in dem Informationen oder aktuelle Themen aushängen. Im Rathaus sowie in unserer Krippe ist ein Flyer mit Informationen über unsere Einrichtung für interessierte Eltern erhältlich. 31 9 K OOPERATION MIT ANDEREN I NSTITUTIONEN Um eine optimale Entwicklung der Kinder zu erreichen, arbeiten wir mit folgenden Institutionen zusammen: ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ ▪ Ergotherapeuten Logopäden Frühförderstelle Jugendamt bei Kindeswohlgefährdung mit einer insoweit erfahrenen Fachkraft Gesundheitsamt Rhein-Neckar KVJS = Kommunaler Verband für Jugend und Soziales Gemeindeeigene Kindertagesstätten Musikschule 32 Ein Kind ist wie ein Schmetterling im Sonnenschein, manche fliegen höher als andere, aber alle fliegen so gut sie eben können. Sie sollten nicht um die Wette fliegen, denn jeder ist anders und einzigartig! - 33
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