Moderne Werkstoffauswahl für Kessel und Rohrleitung (Dr. Bader)

Moderne Werkstoffauswahl für Kessel und
Rohrleitung
Herausforderung bei der Reparatur von Altmaterial
Dr. Mirko Bader
Agenda
 Einführung (Welche Themen treten in den Vordergrund?)
 Korrosion:
- Hochtemperaturkorrosion (rauchgasseitig)
- Hochtemperaturkorrosion (dampfseitig)
 Design Unterschiede für eine ZÜ-Endstufe
 Austausch einer ZÜ-Endstufe
 Thermo-mechanische Ermüdung
 Materialaustausch P91 versus P92 für BoP oder doch Nickelbasis?
 Zusammenfassung
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3. EAS-Instandhaltungsworkshop - Dr. M. Bader 23.-27. November 2015
Einführung (Welche Themen treten in den Vordergrund?)
 Schäden durch Korrosion
1. Nasskorrosion (Stillstandkorrosion,
normaler Betrieb und Sondermaßnahmen)
2. Hochtemperaturkorrosion im
Dampferzeuger (Mitverbrennung, …)
3. Spannungsrisskorrosion
4. Dehnungsinduzierte Risskorrosion
 Schäden durch
Anrissbildung von Innen
1. Thermisch induziert (Thermoshock)
2. Thermo-mechanisch-Ermüdung
 Materialwechsel bei einer
Komponentenerneuerung
prüfen
1. Verfügbarkeit
2. Bessere Kennwerte
3. Kostenreduzierung
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Hochtemperaturkorrosion
Anwendungsfall im Kraftwerk
Rauchgas
VTT – Biomasse Kessel
Rauchgasseitige
Korrosion
Dampf
Dampfseitige
Korrosion
[M. Spiegel, 2012]
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Hochtemperaturkorrosion (Fokus rauchgasseitig)
Einflussfaktoren auf die HT-Korrosion
Schematische Darstellung der Erscheinungsformen von Hochtemperaturkorrosion
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[VDM Report 25; 1999]
Chlor-induzierte Hochtemperaturkorrosion
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HT-Korrosion + Chlor
(auch Chlor-induzierte aktive Korrosion)
Einfluss von Legierungselementen:
•
Cr nur bedingt
•
Mo positiv
•
Mn positiv
(Manganchloride sind thermisch sehr stabil )
•
Al positiv
[ Source : Zevenhoven & Kilpinen: Control of Pollutants in Flue Gases and Fuel Gases. Helsinki University of Technology, 17.6.2001, ENE-47.153]
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HT-Korrosion + Schwefel
Zwei Punkte machen die Korrosion durch
Schwefel so aggressiv:
-
Hohe Diffusionsgeschwindigkeiten des
Schwefels, auch durch die gebildete
Sulfidschicht (hohe Fehlstellendichte)
-
Bildung von niedrigschmelzenden
Verbindungen oder sich die Sulfide
schnell verflüchtigen
Schmelzpunkte einiger Sulfide und Metall/Sulfid-Eutektika. Lediglich die kongruent
schmelzenden Sulfide sind aufgeführt. Die anderen Sulfidarten wandeln im festen Zustand um.
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Hochtemperaturkorrosion
Innere Oxidationsschicht = Topotaktische Schicht
Äußere Oxidationsschicht = Epitaktische Schicht
Betriebssituation
Ausgangssituation
Gemischt mit Verbrennungsresten
Rauchgasseite
Dampfseite
Rauchgasseite
Pfeile geben die Wachstumsrichtungen der inneren und äußeren Oxidationsschicht an
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Hochtemperaturkorrosion (Dampfseitig)
[VGB, 2007]
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Hochtemperaturkorrosion (Dampfseitig)
Die Ausdehungskoeffizienten differieren:
Die Oxidschichten
werden bei hohen
Temperaturen gebildet.
Bei zu großer
Schichtdicke platzen
diese dann lokal bei
Abkühlung ab.
[Knödler, Straub: Oxidation von Stählen bei 650°C; 2008]
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Hochtemperaturkorrosion
Hochtemperaturkorrosion / Verzunderung:
Stabilität und Homogenität der Oxidschutzschicht
Fe3O4
Fe3O4
Fe3O4
Fe3O4
Cr2O3
(Fe,Cr)3O4
<17% Cr
Nur Spinell-Oxid-Bildung
Cr2O3
(Fe,Cr)3O4
17%-20% Cr
Spinell – Oxide mit örtlicher
Bildung von Cr2O3
(bevorzugt an den Korngrenzen)
Cr2O3
(Fe,Cr)3O4
20%-22% Cr oder
ASTM-Korngröße > 6
Spinell – Oxide mit stabiler
Bildung von Cr2O3 durch
erhöhte Diffusion über die
Korngrenzen
>22% Cr
gleichmäßige Cr2O3-Schicht
Erhöhung des Chromangebots an der Oberfläche durch erhöhte Diffusionsgeschwindigkeiten
 Mehr Korngrenzen durch Shotblasting (Kornfeinung)
Nach [Husemann in Anlehnung an N. Otsuka, H. Fujikawa, Corrosion – Vol. 47. No. 4, NACE 1991]
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Hochtemperaturkorrosion (Dampfseitig)
Ablagerung von Magnetitabplatzungen
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[VGB, Lüdenbach, 2011]
Hochtemperaturkorrosion (Dampfseitig)
Eines hochlegierten
Stahls
Eines niedriglegierten
Stahls
[Dong, Larsen, 2008]
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Design Unterschiede einer ZÜ-Endstufe
Anfang der 1990-ziger Jahre:
Temperaturzuschlag (35K)
Strahlung
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Um 2005:
Temperaturzuschlag (35K+10K)
Strahlung + Schieflage
Austausch einer ZÜ-Endstufe
 Bisher X20CrMoV12-1
 Variante a) P91
Grundlage: gute Verfügbarkeit, begrenzte Restlaufzeit, Berücksichtigung der
schlechteren Verzunderungswerte
 Variante b) VM12
Grundlage: Ähnliche Güte, nur ein Lieferant (V&M), 1:1 Austausch denkbar
 Variante c) 18%Cr-Güte (Austenit)
z.B. Super304H, DMV304HCu, TP347HFG, teurer aber resistenter bei
heißen Strähnen
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Austausch einer ZÜ-Endstufe
 Detailbetrachtung zum Austausch mit einem 9%-Chromstahl (P91)
Eine rechnerische Betrachtung ist zu empfehlen, um die
Lebensdauer gesichert mit der Restlaufzeit zu vergleichen
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Thermo-mechanische Ermüdung
Kriechen dominiert (interkristallin)
 TMF ist eine Interaktion aus Kriechen und
Ermüdung
 Weitere Einflüsse wie Korrosion und
thermische Alterung sind zu
berücksichtigen
Der bekannte Status
Kriechen + Ermüdung
Der zusätzliche Mode
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[S. Holdsworth, „Creep-Fatigue Damage in Power Plants Steels“]
Thermo-mechanische Ermüdung
Neu errichtete Kraftwerke
-
Neumaterial
Kein Kriechen, keine Alterung
Von Beginn an zyklische
Fahrweise
-
P92
P91
T23 / T24
Existierende Kraftwerke (20-40 Jahre alt)
-
Gealtertes Material
Kriechschädigung in
verschiedenen Stadien
Verstärkte zyklische Fahrweise
-
P91
10CrMo9-10 (P22)
13CrMo4-5 (T12)
Genutzt als Werkstoffe für BoP, Sammler und als
Gussvariante als Ventil- und Turbinengehäuse
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Austenite für BoP (Beispiel)
 Anwendungsfälle vornehmlich in Anlagen der chemischen Industrie
 z.B. - 1.4910 X3CrNiMoBN17-13-3
 Weltweite Lieferung - Thema: Grobkorn und Verunreinigungen
 Technische Fragestellung: Welche Korngröße ist zulässig?
Keine Festlegung zur Korngröße aber:
Kleines Korn technologisch für kleine Rohre
leicht darstellbar,
Bei dickwandigen Rohren problematisch!
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P91 versus P92 für BoP oder doch Nickelbasis?
 Vergleich der Zeitstandfestigkeit
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Wanddickenvergleich für einen Austrittssammler
Berechnungsdruck:
Berechnungstemperatur:
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215bar
562°C
Austausch von ferritischen Bauteilen durch
Nickelbasislegierungen?
Höhere Wärmeausdehnung und geringere Wärmeleitung bei Verwendung von
Nickelbasiswerkstoffen führen bei gleichen T-Gradienten und gleichen
Wandstärken zu höheren Belastungen (Spannung).
Der positive Effekt der Wanddickenreduzierung durch Einsatz von
Nickelbasiswerkstoffen wird dadurch reduziert
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Zusammenfassung
 Schaden durch Korrosionsmechanismen haben zugenommen.
 Korrosion kann in vielen Fällen nur begrenzt durch ein Veränderung der
Werkstoffwahl vermieden werden.
 Verwendung von Austeniten im ZÜ-Bereich an seenahen Standorten
erfordert eine richtige Überwachung der Wasserchemie und Vermeidung
falscher Handlingstechnologien
 Werkstoffwechsel an dickwandigen Bauteilen mit Auslegungstemperaturen
>500°C mit dem Ziel der Wandstärkenreduzierung sind wirtschaftlich oft
sinnvoll:
 Wechsel von 14MoV6-3, 10CrMo9-10 auf P91 oder P92
 Der Wechsel auf Nickelbasisgüten führt zu einer weiteren
Wanddickenreduzierung, birgt aber weitere verdeckte Kostenrisiken.
 Momentan eher weniger zu empfehlen.
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