Eine Gemeinschaftspublikation der Delegation der Deutschen Wirtschaft und Germany Trade and Invest Nr. 9 (September) | 2015 NEWS Ukraine „In der Ukraine kann man wirklich etwas aufbauen…“ Die MAN Truck & Bus AG mit Sitz in München ist das größte Unternehmen innerhalb der MAN Gruppe und einer der führenden internationalen Anbieter von Nutzfahrzeugen und Transportlösungen. MAN Truck & Bus verfügt über Produktionsstätten in drei europäischen Ländern sowie in Russland, Südafrika, Indien und der Türkei. Über das ukrainische Geschäft haben wir uns mit dem Geschäftsführer von MAN Truck& Bus Ukraine LLC Michael Batz unterhalten. Sehr geehrter Herr Batz, Sie sind jetzt schon seit einigen Jahren in der Ukraine, waren vorher in anderen Märkten Osteuropas und Zentralasiens für MAN tätig. Wie sehen Sie den aktuellen Zustand des ukrainischen Marktes für Nutzfahrzeuge und wie stark wirkt sich die Krise auf das MAN-Geschäft hier im Land aus? In der Tat ist der Markt für schwere Nutzfahrzeuge erheblich eingebrochen. Michael Batz, Geschäftsführer von MAN Truck & Bus Ukraine LLC 2012 sowie 2013 bereits um jeweils ca. 15%, 2014 um sagenhafte 69% und zu Beginn dieses Jahres erneut um 30%. Wir als MAN haben uns in diesem Umfeld etwas besser als der Gesamtmarkt bewegt. Wir konnten unsere Marktposition von Nummer 4 im Jahre 2012 unter den westlichen Importeuren auf Nummer 2 verbessern und weiter festigen. INHALT „In der Ukraine kann man wirklich etwas aufbauen…“...............................1 Branche kompakt - Chemie-, chemische Industrie - Ukraine, 2015........3 Hoffnung bereitet die Zulassungsstatistik der letzten 5 Monate! Die Gesamtzulassungen sind zwar weiterhin rückläufig, die Zulassungen für westliche Nutzfahrzeughersteller sind jüngst aber gestiegen. Und das ist nicht nur auf den Rückgang von Nutzfahrzeugen russischer Bauart zurück zu führen, was mit der aktuellen politischen Situation leicht zu begründen wäre. Auch die Zulassungen für asiatische Hersteller, z.B. aus China oder Indien sind rückläufig. Daraus kann man mit vorsichtigem Optimismus einen Trend ableiten: weg von „nur billig beim Kaufpreis“ hin zu „günstig über die gesamte Lebensdauer“. Denken Sie z.B. mal nur an die Kraftstoffkosten, die –je nach Laufleistung- einen höheren Anschaffungspreis innerhalb weniger Jahre kompensieren. Ganz abgesehen von der Zuverlässigkeit unserer Fahrzeuge. Bisher schien es, dass Zeit hier keine Rolle spielen würde. Inzwischen beginnen unsere Kunden die Verluste von Ausfallzeiten durch häufige Reparaturen mit ins Kalkül zu ziehen. Ganz abgesehen vom Reputationsverlust für Spediteure bei verspäteter Anlieferung. Ich meine: Hier zahlt es sich schnell aus, auf ein Qualitätsprodukt zurück zu greifen. In welchen Geschäftsfeldern engagiert sich MAN Truck & Bus à2 in der Ukraine besonders? Outsourcing kennzeichnet den IT-Markt in der Ukraine.............................7 Vorankündigungen..................................................................................................9 Nun, wir müssen natürlich alle ß1 Marktfelder abdecken. Der Markt ist noch klein. Wir kümmern uns auch um Nischen-Branchen. Als Vollanbieter von leichten über mittelschwere bis hin zu schweren Nutzfahrzeugen, sowohl für den On-Road- als auch den Off-Road-Bereich, ebenso wie vom Verteilerverkehr bis hin zum Fernverkehr sind wir hierfür bestens aufgestellt. Jüngst ist es uns als erstem westlichem Hersteller sogar gelungen, eine öffentliche staatliche Ausschreibung zur Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen zu gewinnen, worauf wir natürlich sehr stolz sind. Insgesamt sollte man erwähnen, dass MAN nicht nur LKW baut sondern auch Busse sowie Motoren aller Größen und auch Turbinen. So hat MAN das WELTWEIT erste Diesel-Kraftwerk bereits 1904 errichtet, und das hier in Kiew! MAN verbindet also mit der Ukraine eine lange Zusammenarbeit. MAN Dieselmotoren im weltweit ersten Dieselkraftwerk in Kiew, 1904 Welche MAN Produkte werden in der Ukraine am besten verkauft? Gibt es starke regionale Unterschiede zwischen den Ländern, vor allem im Vergleich in Osteuropa? Traditionell stark vertreten ist in der Ukraine natürlich der Agrar-Bereich. Hierfür haben wir im Frühjahr ein Sondermodell für die Ukraine zusammengestellt. Mit Verzicht auf Schnickschnack aber dafür z.B. mit schwereren Achsen. Auf Wunsch auch mit Service-Vertrag und unserer eigenen Finanzierung aus der Konzern-Gruppe. Anlass für unser Sondermodell war unser 100ster Geburtstag als LKW-Hersteller. Wir haben es stückzahlmäßig beschränkt, damit es auch ein Sondermodell bleibt. Unsere Vertriebspartner hätten allerdings gerne mehr davon, denn dieses Modell verkauft sich salopp gesprochen „wie warme Semmeln“. Scheinbar haben wir den Bedarf genau getroffen. Die regionalen Unterschiede zwischen der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern, die z.B. bereits der EU angehören sind enorm. Als auffälligstes Beispiel kann man die Abgasnorm nennen. In der EU ist bereits seit letztem Jahr die „Euro VI-Norm“ für Neuzulassungen Pflicht; in der Ukraine haben wir derzeit noch „Euro IV“. Insgesamt müssen unsere Servicepartner aber alle Felder abdecken, da z.B. Nr. 9 (September) | 2015 MAN Motor mit Antriebsstrang auch jüngere Gebrauchtfahrzeuge aus „Kern-Europa“ mit neuester Technik in die Ukraine kommen. Von den Marken her kann man sagen, dass z.B. in den östlichen EU-Ländern Fahrzeuge (post-)sowietischer Bauart nahezu völlig aus dem Straßenbild verschwunden sind, wohingegen sie hier in Ukraine immer noch zum vertrauten Anblick gehören. Herr Batz, Sie haben schon einmal in Usbekistan, wenn wir uns nicht irren, eine Montagelinie für MAN aufgebaut. Was muss in der Ukraine geschehen, damit auch hier solche Projekte in Betracht gezogen werden können? Nun, das ist eine gute Frage. Zunächst einmal muss man sehen, dass Usbekistan von unseren bestehenden Werken doch ein paar tausend Kilometer weiter entfernt ist als die Ukraine. Des Weiteren ist das oft auch eine Frage der Abschottung von Märkten, sei es in wirtschaftspolitischer Sicht oder in puncto von Normen. Hier hat sich die Ukraine entschieden, Teil des europäischen Wirtschaftsraumes zu werden, was sicherlich gesamtwirtschaftlich die richtige Entscheidung war. Insofern kommt diese Begründung hier nicht in Betracht. Ein weiterer Grund für eine Montagelinie vor Ort könnten aber auch entsprechende Stückzahlen sein oder eben günstigere Produktionsmöglichkeiten für die Hersteller. Hierzu gehören aber natürlich nicht nur günstigere Lohnkosten sondern auch eine entsprechende Infrastruktur sowie zuverlässige politische Rahmenbedingungen. In unserer letzten Umfrage zur Konà3 junkturentwicklung und In2 MAN TGS-WW 18.440 (Sondermodell Ukraine) MAN TGX 18.520 Sattelzugmaschine mit Auflieger meine Entsendung in die Ukraine zu verlängern, obwohl meine Familie diesen Sommer planmäßig wieder zurück nach München gegangen ist. Und in einem nicht ganz perfektem Umfeld kann man immer noch etwas besser machen. Wenn bereits alles durchoptimiert ist, ist das ungleich schwieriger. Man sieht hier noch das Ergebnis seiner Arbeit. Besonders als Bayer gefällt mir, dass die ukrainische Küche der bayerischen in vielen Dingen ähnelt. Nur ist die ukrainische Küche noch deftiger! - Und es gibt auch sprachliche VERWANDSCHAFTEN! Ich finde immer wieder Ausdrücke in der ukrainischen Sprache, die auch im Bairischen verwendet werden, aber nicht im Hochdeutschen. MAN Lion’s Coach Bus vestitionsklima erwähnten ß2 deutsche Unternehmen unter anderem auch Bürokratie als ein Hemmnis für mehr Engagement. Wie sind da Ihre Erfahrungen in der Ukraine? Als ich aus Deutschland kam dachte ich, mich könnte in puncto Bürokratie nichts schockieren... Ich bin kein Verwaltungsfachmann aber ich glaube, dass sich die Ukraine in einer Zwischenphase befindet. Teils finden sich noch Relikte aus der Sowietzeit, teils sind Vorschriften westlichen Standards vorhanden. Manchmal widersprechen sich auch die Vorschriften und die Behörden wissen nicht, nach welcher sie entscheiden sollen. Da muss meines Erachtens noch mutiger „ausgeforstet“ werden. Nr. 9 (September) | 2015 Grundsätzlich ist ein „schwieriges“ Umfeld selten ein Hemmnis für die Wirtschaft. Ein „unplanbares“ Umfeld dagegen schon. MAN ist eine bayerische Firma, Sie persönlich kommen ebenso aus diesem Bundesland. Gibt es für Sie als Bayer etwas, was Ihnen in der Ukraine besonders gefällt? Vielleicht ist es die Tatsache, dass hier einfach die zwischenmenschlichen Beziehungen doch NOCH eine größßere Rolle spielen als in einem strikt durchorganisiertem Ablauf. Manchmal ist es hier sogar vorteilhaft, „Fünfe gerade sein zu lassen“, und am Ende kommt was Besseres für beide Seiten heraus. Vielleicht nicht unmittelbar aber auf alle Fälle mittel- und langfristig. – Jedenfalls war das einer der Gründe, die mich dazu bewogen haben, Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, damit es in der Ukraine schneller wieder bergauf geht, was würden Sie sich dann wünschen? Nun, als Allererstes – dafür muss man nicht lange überlegen - wünsche ich der Ukraine Frieden und stabile Verhältnisse. Als Zweites wünsche ich mir, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die Korruptionsbekämpfung nicht nur Sache der Regierung ist, sondern jeder Einzelne dazu betragen muss. Und als Drittes wünsche ich dem Land, dass die klugen Köpfe nicht abwandern. Die Ukraine braucht ihre besten Leute! Und hier kann man wirklich etwas aufbauen. Sehr geehrter Herr Batz, wir danken Ihnen für das Gespräch! 3 Text: Christian Overhoff, Germany Trade & Invest, Kiew/Bonn Verfasser: Christian Overhoff, Bonn (Mai 2015) Branche kompakt - Chemie-, chemische Industrie - Ukraine, 2015 Bonn (gtai) - Die Ukraine bleibt trotz offizieller Bestrebungen, bei chemischen Produkten die Abhängigkeit von ausländischen Zulieferungen zurückzufahren, auf absehbare Zeit Nettoimporteur. Im Zuge der Wirtschaftskrise brachen die Bezüge aus dem Ausland 2014 spürbar ein. Deutsche Anbieter im Sektor Chemie sind auf dem ukrainischen Markt relativ gut vertreten. Ihre Lieferungen machten zuletzt etwa 14% des gesamten Importaufkommens im Bereich Chemie aus. Marktentwicklung/-bedarf Das Marktvolumen der Ukraine für Chemieerzeugnisse brach 2014 um 25,4% im Jahresvergleich auf 7,7 Mrd. US$ ein. Der Rückgang betraf alle Segmente. Stärker als der Gesamtmarkt ging die Nachfrage nach Gummi und Erzeugnissen daraus zurück. Deutlich im Minus rangierten auch Pharmazeutika und andere eigentlich weniger konjunktursensible Produkte wie Seifen und Waschmittel sowie Körperpflegemittel und Kosmetika. Eingebrochen ist zudem im Zuge der allgemeinen Wirtschaftskrise der Absatz von Farben und Kunststoffen. Das Bruttoinlandsprodukt war 2014 um real 6,8% abgesackt. Vor allem die lokale Industrie litt unter der Krise. Aber auch Anbieter aus dem Ausland mussten ihre Lieferungen deutlich reduzieren. Auch auf dem Arzneimittelmarkt war die Wirtschaftskrise spürbar, obwohl die Men- schen laut Branchenexperten bei Medikamenten eigentlich am wenigsten sparen. Während die Medikamentenverkäufe über Apotheken 2014 nach Angaben des Fachblatts Aptjeka mengenmäßig um 12,3% einbrachen, fiel der Absatz in Wertgrößen (umgerechnet in US$) um 19,9% noch weit stärker. Der Markt für Seifen und Waschmittel, Körperpflegemittel und Kosmetika - der größte in der Sparte Haushaltschemie - erreichte 2014 ein Volumen von 739 Mio. US$ (-19,1% gegenüber 2013). Die Bedeutung lokal produzierter Erzeugnisse nahm in den vergangenen Jahren zu. Während 2011 noch 61% des im Land verkauften Waschpulvers aus ukrainischer Fertigung gestammt hatten, waren es ein Jahr später bereits 63%. Beobachtern zufolge setzen ausländische Anbieter aufgrund steigender Materialkosten und Marktvolumen in ausgewählten Chemiebranchen in der Ukraine (in Mio. US$; Veränderung in %) 1) Branche 2012 2013 2014 Chemiesektor insgesamt, darunter: 11.835 10.278 7.662,5 Veränderung 2014/13 -25,4 .Kunststoffe und -erzeugnisse 2) 4.364 4.934 4.085,5 -17,2 .Pharmaerzeugnisse 4.290 4.317 3.388,2 -21,5 844 914 739,7 -19,1 1.169 1.179 835,6 -29,1 413 290,6 (Produktion) k.A. k.A. .Seifen und Waschmittel, Körperpflegemittel und Kosmetika .Gummi und -erzeugnisse 3) .Farben und Lacke 1) rechnerisch: Produktion plus Import minus Export; auf Basis der offiziellen Devisenkurse; 2012: 1 US$ = 7,991 Griwna (UAH); 2013: 1 US$ = 7,993 UAH; 2014: 1 US$ = 11,8866 UAH 2) Statistik besteht bei Ex- und Import aus gesamter HS-Position 39 3) Statistik besteht bei Ex- und Import aus gesamter HS-Position 40 Quellen: Staatlicher Statistikdienst (DerzhStat); Berechnungen von Germany Trade & Invest Nr. 9 (September) | 2015 wachsender Preissensibilität der Verbraucher zunehmend auf inländisch hergestellte Ware. Produktion/Branchenstruktur Aufgrund der wegbrechenden Nachfrage senkten die ukrainischen Chemieproduzenten ihre Fertigung 2014 deutlich. DerzhStat zufolge verzeichneten sie ein Minus von 14,2% und trugen damit überproportional zum Rückgang im verarbeitenden Gewerbe von -10,7% bei. Zu den Sparten mit den stärksten Produktionsminderungen zählten chemische Grundstoffe und Erzeugnisse der Schwerchemie, darunter vor allem Kunststoffe in Primärform. Auch die Fertigung von Düngemitteln ging deutlich zurück. Als Schlüsselsektor der ukrainischen Chemiebranche gilt weiterhin die Herstellung von Ammoniak und stickstoffhaltigen Düngemitteln. Hier zeichneten sich 2014 gegenüber dem Vorjahr Rückgänge ab. Aufgrund des Konfliktes im Osten des Landes ist die Produktion in wichtigen Werken zeitweise heruntergefahren worden. Bei Ammoniak sank der Ausstoß um 29,5% auf knapp 3,0 Mio. t. Die Produktion von Harnstoff erreichte 997.000 t, ein Minus von 26,6% gegenüber dem Vorjahr. Ammoniumsulfat (ohne Tabletten oder Verpackungen von weniger als 10 kg) lag laut amtlicher Statistik bei 45.400 t (-30,8%) und der Ausstoß von Ammoniumnitrat (ohne Tabletten oder Verpackungen weniger als 10 kg) fiel um 26,6% auf 567.000 t. Nachdem 2013 die Umsätze der größten à5 Arzneimittelproduzenten der 4 Die größten Chemieunternehmen in der Ukraine (Umsätze in Mio. UAH; Veränderung in %) 1) Unternehmen Hafenanliegerbetrieb Odessa Azot Cherkassy 2) Azot Severodonetsk 2) Konzern Styrol 2) DniproAzot Rivneazot 2) SumyKhimProm Ukrplastik Umsatz Veränderung Wichtigste Erzeugnisse 2013 2013/12 Ammoniak, Harnstoff 4.904 -8,70 Ammoniumnitrat, Harnstoff, Ammoniak, 4.611 -17,67 Caprolactam, Ionenaustauscherharze Ammoniumnitrat, Harnstoff, Ammoniak, 4.385 -28,41 Essigsäure und andere organische Säuren Polystyrol und Copolymere, Ammoniak, 4.376 -32,72 Ammoniumnitrat, Stickstoff-Flüssigdünger, Lacke und Farben Ammoniak, Harnstoff, kaustische Soda, 2.741 -2,03 Salzsäure, Flüssigchlor Ammoniumnitrat, Ammoniak, Salpeter1.855 -21,87 säure, Adipinsäure, Ammoniumphosphate Superphosphat, Ammoniumphosphate, 1.416 -32,54 Schwefelsäure, Titandioxid und Farbpigmente, Additive für Zementmörtel Verpackungsmaterial 1.301 1,52 Internetadresse http://www.opz.odessa.net http://www.azot.cherkassy.net http://www.azot.lg.ua http://www.stirol.net http://www.azot.com.ua http://www.azot.rv.ua http://www.sumykhimprom.com.ua http://www.ukrplastic.com Krymskiy Sodoviy Zavod 1.228 -16,35 kalzinierte Soda http://www.cs.ua Rosawa 1.082 -0,95 Reifen http://rosava.com 1) offizieller Devisenkurs im Jahresdurchschnitt 2013: 1 Euro = 10,61 UAH ; 2) Teil der Group DF (Holding OstChem) Quelle: «TOP 100 Rating lutschich kompani Ukrainy» ß4 Ukraine noch spürbar zugenommen hatten, steht 2014 mit Blick auf die Medikamentenverkäufe über Apotheken in Wertgrößen (in Dollar gerechnet) ein Einbruch zu Buche. Zwar nahm der Absatz bewertet in Griwna um 18,9% zu - dem gegenüber stand 2014 allerdings eine Halbierung des Wertes der Griwna zum US-Dollar. In Packungen gerechnet verloren die ukrainischen Hersteller auf dem Heimatmarkt 6,9% an Absatz im Vergleich zum Vorjahr. Lokal hergestellte Präparate dominierten 2014 in Packungen betrachtet das Apothekensortiment zu 72% (2013: 63%). Das Gros der Umsätze erzielten laut Aptjeka - angesichts der starken Ausrichtung der ukrainischen Hersteller auf die Generika - ausländische Pharmaanbieter mit einem Anteil von 63%. Die Kunststofffertigung gewann in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung. So kann mittlerweile der Inlandsbedarf an Rohren aus Polyethylen (PE) oder Kunststoffprofilen aus Polyvinylchlorid (PVC) für Fenster und Türen überwiegend lokal gedeckt werden. Mit der nachlassenden Baukonjunktur gab die Produktion von Kunststoffen in Primärform um 30,7% auf 61.000 t nach. Die ukrainischen Hersteller von Farben und Lacken leiden unter der Schwäche wichtiger Abnehmerbranchen. So gab laut DerzhStat 2014 der Ausstoß von Farben auf der Basis von Lösungsmitteln um 14,9% auf etwa 72.000 t nach. Im Segment der wasserlöslichen Farben und Lacke produzierten die Hersteller 2014 mit 79.477 t etwa 7,5% weniger als im Vorjahr. In den verbrauchernahen Segmenten zeigte sich die Erzeugung 2014 größtenteils rückläufig. Der Ausstoß von Seifen und ähnlichen Waren nahm leicht um 1,9% auf 15.900 t ab; mit 261.700 t wurden zudem rund 5,1% weniger Putz- und Reinigungsmittel hergestellt. Die Fertigung von Parfüms und Toilettenwässern sank um 7,9% auf 796.500 l, während die Herstellung von Haarwaschmitteln um 2,6% auf 16,6 Mio. l stieg. Nennenswerte laufende Investitionsprojekte im Chemiesektor sind zurzeit nicht bekannt. Frühere Ausbaupläne, insbesondere im Osten des Landes, liegen wegen des Konfliktes mit Russland für unbestimmte Zeit auf Eis. Vor Ausbruch des Krieges und der darauf folgenden Wirtschaftskrise zielten Investitionsprojekte à6 in der Chemiebranche schwer- Wichtigste Pharmahersteller der Ukraine (Umsätze in Mio. UAH; Wachstum in %) *) Unternehmen Reinerlös 2013 Erlöswachstum 2013/12 Reingewinn 2013 Internetadresse Farmak 1.948 15,12 303 http://farmak.ua Darnytsya 1.170 25,93 200 http://www.darnitsa.ua Arterium 924 -1,99 -24 http://www.arterium.ua Kiewmedpreparat 692 0,88 47 http://www.kievmedpreparat.com Sdorovye 686 16,28 0 http://www.zt.com.ua *) Offizieller Devisenkurs im Jahresdurchschnitt 2013: 1 Euro = 10,61 UAH Quelle: «TOP 100 Rating» der besten Unternehmen der Ukraine, InvestGazeta Nr. 9 (September) | 2015 5 Einfuhr ausgewählter Chemieerzeugnisse in die Ukraine (in Mio. US$ cif) HS Produktgruppe 2012 2013 2014 *) davon aus Deutschland (2014) 28 Anorganische chemische Erzeugnisse etc. 273,4 329,7 303,5 13,5 29 Organische chemische Erzeugnisse 920,4 758,9 709,3 48,7 30 Pharmazeutische Erzeugnisse 3.307,9 3.099,9 2.472,8 445,7 31 Düngemittel 780,4 816,2 593,0 4,1 32 Gerbstoffauszüge 502,4 517,8 410,3 61,3 33 Ätherische Öle 857,5 926,8 709,6 113,3 34 Seifen; organische Oberflächenaktivstoffe 434,8 457,2 378,6 49,6 35 Eiweißstoffe 145,7 162,3 128,4 28,9 38 Verschiedene Erzeugnisse der chemischen Industrie 1.299,4 1.305,2 1.029,4 187,5 39 Kunststoffe und Polymerwerkstoffe 3.414,0 3.552,5 2.922,5 376,4 Summe 11.935,9 11.926,5 9.657,4 1.329,0 *) ohne Berücksichtigung des zeitweilig besetzten Territoriums der Autonomen Republik Krim und der Stadt Sewastopol Quelle: DerzhStat punktmäßig darauf ab, den Einß5 satz von Energieträgern und Rohstoffen deutlich zu reduzieren. Außenhandel Die ukrainischen Chemieimporte nahmen 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 19,0% auf gut 9,7 Mrd. US$ ab. Die stärksten Rückgänge verbuchten Düngemittel (-27,3%), ätherische Öle (-23,4%) und Arzneimittel mit minus 20,2%. Trotz der Regierungsziele, die Einfuhrsubstitution in Schlüsselbereichen voranzutreiben, dürfte das Land auf absehbare Zeit Nettoimporteur bleiben. Der Anteil deutscher Erzeugnisse an den Branchenbezügen lag 2014 bei 13,8%. Geschäftspraxis Die grundlegenden Aufgaben zur Zertifizierung ausländischer Erzeugnisse sind in die Staatliche Inspektion für Fragen zum Schutz der Verbraucherrechte (DerzhSpozhyvInspektziya, http://www.dssu.gov.ua) überführt worden. Bei zahlreichen Waren der Gruppe Farben und Lacke ist bei der Einfuhr in die Ukraine eine spezielle Dokumentation nötig. Für die Zertifizierung von Medikamenten ist der Staatliche Dienst für Medikamente (Derzliksluzba, http://www.diklz.gov.ua) zuständig. Insbesondere bei importierten Arzneimitteln fanden zuletzt häufig Eingriffe in Registrierungs- und Zulassungsverfahren statt. Mit einem am 15.1.15 verabschiedeten Gesetz hat die Ukraine die Lizensierung des Imports von aktiven pharmazeutischen Inhaltsstoffen (API) abgeschafft. Das Gesetz ist am 1.2.15 in Kraft getreten. Mitte März 2015 hat das Minister-Kabinett der Ukraine zudem eine Verordnung angenommen, mit der Änderungen in der Prozedur der staatlichen Arzneimittelregistrierung eingeführt werden. Die neue Verordnung sieht eine Abschaffung der wiederholten Umregistrierung von Arzneimitteln alle fünf Jahre vor. Zudem führt sie eine vereinfachte Prozedur ein für die Durchführung der Expertise eines registrierten Sachverständigengutachtens für originale Arzneimittel, die von der Europäischen Arzneimittel-Agentur bereits registriert worden sind. Kontaktadressen Bezeichnung AHK Ukraine Internetadresse http://ukraine.ahk.de Anmerkungen Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Ministerstvo ekonomichnoho rozvitku i torhivli http://me.kmu.gov.ua Ministerium für Wirtschaftsentwicklung und Handel Derzhavne ahentstvo rezervu http://www.gosrezerv.gov.ua Staatliche Agentur der Reserve Derzhavna mytna slushba http://www.customs.gov.ua Staatlicher Zolldienst Khim-Kurier http://www.him-kurier.ru Fachzeitschrift Khimiya Ukrainy Fachzeitschrift/Branchenportal KievBuild http://www.ukrchem.dp.ua http://www.ukrchem.dp.ua http://www.kievbuild.com.ua InterCharm Ukraina http://www.intercharm.kiev.ua Fachmesse; nächster Termin: 16. bis 18.9.15 in Kiew - http://www.xim-poisk.com Branchenportal - http://www.ukrmed.org.ua Branchenportal (Pharmasektor) Nr. 9 (September) | 2015 Fachmesse; nächster Termin: 2. bis 4.3.16 6 Outsourcing kennzeichnet den IT-Markt in der Ukraine Die Entwicklung des IT-Outsourcings in der Ukraine ist eine der bedeutendsten Errungenschaften des Landes in den letzten paar Jahren. Heutzutage gilt der IT-Markt als der am weitesten entwickelte Bereich im Vergleich zu anderen Marktsegmenten. Nach unterschiedlichen Schätzungen gibt es in der Ukraine ca. 4.000 IT-Unternehmen. 85% dieser Unternehmen sind kleine und mittelständische Unternehmen mit weniger als 80 Arbeitsplätzen. Der Großteil der Unternehmen ist in den großen Städten der Ukraine angesiedelt: Kiew (44,9%), Kharkiv (18,7%), Lwiw (9,3%), Dnipropetrovsk (8,2%) und Odessa (5,5%). Einer aktuellen Umfrage zufolge, die unter KMU im August 2015 durchgeführt wurde, haben 76,8% der CEOs der IT-Dienstleistungsanbieter einen Zuwachs in den vergangenen zwei Jahren verzeichnet, wobei lediglich 7,9% einen Rückgang bestätigt hätten. Zu den Dienstleistungen, die ukrainische Outsourcingfirmen anbieten, gehören inzwischen zunehmend auch Web-Entwicklungen. Danach folgen Design, Umsetzung des Layouts und Herstellung mobiler Anwendungen. Java war und bleibt in der Ukraine seit 2012 ein unbestrittener Leader unter Programmiersprachen, so die Erhebungen der Plattform http://dou.ua/. Auf sie entfallen 25% der geleisteten Arbeiten. An zweiter und dritter Stellen sind Programmiersprachen C # mit 17% und PHP mit 14% des Umfanges der geleisteten Arbeiten. Sonstige Technologien liegen dabei weit zurück. Mehr als 80% aller ukrainischen IT-Outsourcing-Unternehmen arbeiten für ausländische Märkte. Die meisten Outsource People Kyiv, October 23-24, 2015 Main ICT event in Eastern Europe Over 800 leading IT specialists http://outsource-people.com Nr. 9 (September) | 2015 Kunden ukrainischer Entwickler kommen dabei aus Europa, aus Nordamerika und Australien. Das Jahr 2015 war für ukrainische IT-Unternehmen durch zunehmende Komplexitätsstufen von IT-Projekten gekennzeichnet. Damit verbunden ist eine kontinuierliche und aktive Entwicklung von Fähigkeiten und berufliche Entwicklung der Programmierer. Errungenschaften des ukrainischen IT-Outsourcings 2011 gewann die Ukraine den ersten Platz in der Nominierung «Outsourcing-Destination of The Year» im Rahmen der «European Outsourcing Excellence Awards». 2012 belegte die Ukraine gemäß der Studie Exploring Ukraine IT-Outsourcing-Industrie- 2012 den 4. Platz in Bezug auf die reine Anzahl der zertifizierten IT-Spezialisten, nach den Vereinigten Staaten, Indien und der Russischen Föderation 2013 belegte die Ukraine den ersten Platz unter den Ländern Mittel- und Osteuropas in den Kategorien «best market value in IT-Outsourcing» und «the largest number of staff employed in IT». 2014 waren drei ukrainische Unternehmen in dem «Top 5 Rising Stars ‹Ranking The Global Outsourcing 100. Das sind Intetics, Miratech und Softengi. Entwicklung des ukrainischen IT-Outsourcings Für die Entwicklung von Outsourcing sowie um die Aufmerksamkeit für die IT-Branche in der Ukraine auf der nationalen und internationalen Ebene zu wecken, werden von ukrainischen Unternehmen mit Unterstützung des Staates IT-Cluster in den großen Städten entwickelt. Cluster ergreifen die Initiative, systemische Veränderungen in dem IT-Umfeld der Städte durchzuführen. In der Ukraine werden Projekte entwickelt, die auf die Erhöhung der Qualität der IT-Ausbildung gerichtet sind und die den Zugang für alle Interessenten zur Programmier-Karriere erleichtern würden. Bereits heute führen Clustermitglieder aktiven Dialog mit den Vertretern von Hochschulen, sie bringen ihre Wünsche zur Erneuerung von Bildungsprogrammen zum Ausdruck, nehmen aktiv an der Promotion von IT teil und beeinflussen die zukünftige Entwicklung der à8 7 IT-Branche und Outsourcing ß7 insbesondere. Conputerkentnisse beizubringen. So wurde z.B. auf Initiative des Lwiw IT-Clusters http://itcluster.lviv.ua/ wird im Herbst 2015 in Lwiw mit dem Bau eines zweiteiligen Hauses «IT-House» für 72 Apartments begonnen. Das Projekt wurde mit Unterstützung des Lwiwer Stadtrates für Fachleute im IT-Bereich entwickelt. Das IT Cluster http://www.litac.org/ in Lutsk hat mit Unterstützung des Stadtrates mit einer sozialen Werbekampagne gestartet: Offline-Werbung des Programmierer-Berufes. In der ganzen Stadt sehen Bewohner auf Plakaten und Citylights einen einfachen Aufruf: «So einfach kannst Du Programmierer werden». Mit Unterstützung des IT-Clusters IT-Cluster http://it-kharkiv.com.ua/ wurde in Kharkiv das Programm «Window of Opportunity» eröffnet. Das Programm: Das Programm hat den Zweck, Ukraiinern Das Dnipropetrovsker Tech-Cluster http:// it-dnipro.org/ arbeitet zur Zeit an dem Projekt «Kindergarten» - einem spezialisierten Kindergarten für Kinder von IT-Spezialisten. Im August 2015 wurde auch das IT-Cluster http://it-cluster.od.ua in Odessa bekannt gemacht, das sich anschickt, neue Projekte für die Entwicklung der IT-Branche in der Ukraine zu präsentieren. Jeden Monat finden in der Ukraine Branchenkonferenzen, Ausstellungen, Tagungen statt, wo sich Outsourcer zusammentreffen. Bei diesen Veranstaltungen erfolgt ein reger Gedankenaustausch- und Erfahrungsaustausch, es werden aktuelle IT-Trends erörtert. Die nächste große Ausstellung «Outsourse People» findet in Kiew im Oktober statt, sie wird etwa 40 führende Unternehmen zusammenbringen. PERSONALIEN Im Juli 2015 haben die beiden Partner Sven Henniger und Dr. Thomas Winkelmann die Beratungsgesellschaft Henniger Winkelmann Consulting (HWC) in Kiew gegründet. Damit bündeln beide Partner konsequent ihr Beratungs-Know-How in den Bereichen Outsourcing, Strategie und Restrukturierung, dass sie in den zurückliegenden 8 bzw. 23 Jahre in der Ukraine und Osteuropa gesammelt haben. Sven Henniger Partner Nr. 9 (September) | 2015 Dr. Thomas Winkelmann Partner 8 Vorankündigungen Unsere aktuellen Termine finden Sie immer in unserem Veranstaltungskalender auf unserer Homepage http://ukraine.ahk.de/ Thema/Veranstalter ECONET – das Energieeffizienz-Unternehmensnetzwerk in der Ukraine Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine Sitzung des Arbeitskreises Banken und Finanzdienstleistungen Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine Sitzung des Arbeitskreises Industrie Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine Chancen Ukraine Panel Discussion im Rahmen der Deutschen Wochen 2015 Datum Veranstaltungsort 17. Sept. 2015 14.00 Uhr Pushkinska 34, 01004 Kiew 24. Sept. 2015 16.00 Uhr Pushkinska 34, 01004 Kiew 5. Okt. 2015 8.00 Uhr Pushkinska 34, 01004 Kiew 6. Okt. 2015 15.00 Uhr President Hotel Kiev Hospytalna 12 6.-8. Okt. 2015 Gustav Stresemann Institut in Bad Godesberg http://www.ifa.de/kultur-undaussenpolitik/ifa-akademie/ ukraine-ent-schluesseln.html 13. Okt. 2015 10.00 Uhr Pushkinska 34, 01004 Kiew 15. Okt. 2015 8.30 Uhr Pushkinska 34, 01004 Kiew 23. Okt. 2015 11.00–17.30 Uhr Haus der Deutschen Wirtschaft Breite Straße 29, 10178 Berlin 5. Nov. 2015 8.00 Uhr Pushkinska 34, 01004 Kiew Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine Seminar «Ukraine ent-schlüsseln» ifa-Akademie Sitzung des Arbeitskreises Steuern und Rechnungslegung Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine Sitzung des Arbeitskreises Recht Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine Konferenz «Wirtschaftspartner Ukraine. Potenziale - Reformen - Zusammenarbeit» Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine, Ost-Ausschuss, DIHK, Botschaft der Ukraine in Deutschland Sitzung der Vorsitzenden der Arbeitskreise der Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine IMPRESSUM Herausgeber: Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine Germany Trade and Invest (gtai) Nr. 9 (September) | 2015 Kontakt: Yulianna Honcharova Öffentlichkeitsarbeit & Mitgliedermanagement Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine wul. Puschkinska 34 01004 Kiew, Ukraine Tel.: +38 044 4813399 E-Mail: [email protected], [email protected] http://ukraine.ahk.de Haftungsausschluss: Der Newsletter beruht auf Informationen nationaler und ausländischer Nachrichtenagenturen und Medien; zusätzlich auf Meldungen der Delegation und von GTAI. 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