Campus kompakt Umstellung von Feucht- auf Trockengranulation zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit . Hochschule Albstadt- Korrespondenz: Prof. Dr. Ingrid Müller, Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Fakultät Life Sciences, Studiengang Pharmatechnik, Anton-Günther-Str. 51, 72488 Sigmaringen; e-mail: [email protected] Zusammenfassung Um Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit zu erhöhen, werden Prozesse in der Pharmaindustrie optimiert. So veranschaulicht dieser Artikel, welche Vorteile die Übertragung eines Feuchtgranulierprozesses auf einen Trockengranulierprozess mit sich bringt. Einleitung In Zeiten steigender Energiekosten und zunehmendem Umweltbewusstseins ist auch die Pharmaindustrie gefordert, Energie einzusparen und dem Umweltschutz Rechnung zu tragen. Eine Möglichkeit bietet hier die Umstellung eines Feuchtgranulierverfahrens auf ein Trockengranulierungsverfahren. Die Vorteile hierfür sind vielfältig. Bei der Trockengranulation mittels Walzenkompaktierung können auch hydrolyseempfindliche Substanzen eingesetzt werden. Es entfällt der Trocknungsschritt, der sonst einen erheblichen Aufwand bezüglich Zeit und Kosten darstellt. Außerdem ist keine Lösungsmittelbevorratung, keine Lösemittelrückgewinnung und -entsorgung erforderlich. [1] Zielsetzung und Vorgaben Ziel der dargestellten Arbeit war es, einen Feuchtgranulationsprozess auf einen Trockengranulierprozess umzustellen und das gewonnene Granulat zu Tabletten mit vorgegebenen Spezifikationen zu verpressen. Die Rezeptur war wie folgt gegeben und sollte möglichst nicht verändert werden: Ibuprofen 90, Natrium-CMC quervernetzt, Aerosil 200, Stärke 1500 zur Direkttablettierung und Stearinsäure mikronisiert. Zudem sollten die Tablettiereigenschaften des hergestellten Granulats wie die Klebeneigung an den Stempeln der Tablettenpresse reduziert sowie das Deckeln und Brechen der Tablettenkerne beim Coating bzw. Verpacken zusätzlich beseitigt werden. 224 Material und Methoden Zur Trockengranulierung kam der Walzenkompaktierer Pharmapaktor L 200/50 P (siehe Abbildung 1) der Firma Hosokawa Bepex zum Einsatz. In diesen wird das eingewogene, im Rhönradmischer (RRM Elte 650 von J. Engelsmann) gemischte und gesiebte Rohstoffgut über den Fülltrichter eingegeben. Eine Förderschnecke transportiert dann die Pulvermischung in Richtung zweier entgegengesetzt laufender gleich großer Walzen, durch deren mechanischen Druck das Gut verdichtet wird – die sog. Schülpen entstehen. Mit der Siebmaschine von Erweka (FGS mit Antriebsmotor AR 400 E) wurden die Komprimate anschließend zerkleinert und auf die gewünschte Korngröße gesiebt. Nach einer Analyse des Granulats erfolgte die Verarbeitung zu Tabletten auf der RundläuferTablettenpresse PH 108 der Firma Korsch. Ergebnisse Verfahrensparameter Walzenkompaktierung Um eine optimale Schülpe zu erzielen, wurden bei den Versuchsläufen am Walzenkompaktor die Verfahrensparameter Vorspannkraft, Walzendrehzahl, Schneckendrehzahl und daraus resultierende Presskraft variiert. Die Vorspannkraft muss gering gehalten werden, um eine akzeptable Presskraft zu erreichen, mit welcher gute Schülpen produziert werden können. Folgende Ergebnisse erwiesen sich als optimal: Vorspannkraft 9 kN, Walzendrehzahl 8 U/min, Schneckendrehzahl 28 U/min, Presskraft 14 kN. Gumpinger et. al. . Umstellung von Feucht- auf Trockengranulation TechnoPharm 2, Nr. 3, 224–225 (2012) © ECV . Editio Cantor Verlag, Aulendorf (Germany) Nur für den privaten oder firmeninternen Gebrauch / For private or internal corporate use only Brigitte Gumpinger, Elke Weber, Martina Kleiner und Prof. Ingrid Müller Sigmaringen, Sigmaringen Fazit Abb. 1: Pharmapaktor, Hosokawa Bepex (Quelle alle Bilder: HS Albstadt Sigmaringen). Rezepturparameter Walzenkompaktierung Anfangs wurden alle Rezepturbestandteile zusammen kompaktiert. Dies stellte sich als ungünstig heraus, da das Granulat schlechte Fließeigenschaften aufwies. Als Konsequenz wurde die mikronisierte Stearinsäure nicht mit in die Pulvermischung gegeben, sondern nach dem Kompaktieren dem erhaltenen Granulat als äußere Phase zugefügt. Dadurch verbesserten sich die Fließeigenschaften erheblich und das Granulat konnte auf der Rundläuferpresse zu Tabletten von definierter Qualität verpresst werden. TechnoPharm 2, Nr. 3, 224–225 (2012) © ECV . Editio Cantor Verlag, Aulendorf (Germany) Sowohl das durch Walzenkompaktierung hergestellte Granulat als auch die daraus gepressten Tabletten wurden gemäß den Vorgaben des Europäischen Arzneibuchs analysiert und erfüllten die vorgegebenen Spezifikationen. Somit konnte aus pharmazeutisch-technologischer Sicht eine Verfahrensumstellung von Feucht- auf Trockengranulierung für die vorgegebene Rezeptur erfolgen. Danksagung Wir bedanken uns bei den Studierenden des Studiengangs Pharmatechnik, die diese Ergebnisse im Rahmen einer Projektarbeit erzielt haben: Gabriel Engelhard, Ana Kovacevic, Markus Leuprecht, Arsim Ljatifi, Annemarie Müller und Christian Soppa. Unser ganz besonderer Dank gilt Herrn Dipl.-Ing. (FH) Antonio Torre von der Firma Mepha Holding AG in Aesch, Schweiz, für die große Unterstützung. Fachliteratur [1] Voigt, Rudolf; Pharmazeutische Technologie für Studium und Beruf; 10. überarbeitete Auflage; Deutscher Apotheker Verlag; Stuttgart; 2006. Gumpinger et. al. . Umstellung von Feucht- auf Trockengranulation 225 Nur für den privaten oder firmeninternen Gebrauch / For private or internal corporate use only Abb. 2: Stempelwerkzeug, Durchmesser 9 mm, drageegewölbt.
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