Michael Fromm: „Führen – Annäherung an einen Begriff“ Wir Deutschen tun uns besonders schwer, wenn es um den Begriff „Führen“ geht. Das ist nicht verwunderlich angesichts der deutschen Geschichte. Denn bei „Führung“ denken wir unweigerlich an Adolf Hitler - den „Führer“, wie er sich nennen ließ, der ganz Deutschland und halb Europa in die größte Katastrophe seiner Geschichte gestoßen hat. Bei „Führung“ assoziieren wir oft Befehl und Gehorsam, Feldwebel und Blockwart, cholerische Vorgesetzte oder tyrannische Patriarchen in maroden Familienunternehmen. Solche Führung wollen wir nicht. Das ist gut so, und damit befinden wir uns in bester liberaler Tradition. Schon seit der französischen Revolution betrachten manche Philosophen Führung an sich als etwas Undemokratisches. Sie wurde damals als missbrauchtes Privileg der Aristokratie angesehen. Revolutionäre argumentierten, dass Demokratie Gleichheit für alle bedeute – jene Gleichheit, die heute in allen westlichen Demokratien als Grundrecht in den Verfassungen steht; Führung passe dazu nicht. Solche generelle Skepsis – so verständlich sie ist – geht aber von einem verzerrten Verständnis von Führung aus. Seit Jahrtausenden, in der europäischen Antike ebenso wie in alten Hochkulturen, haben Philosophen und Politik-Berater darauf hingewiesen, dass Führung im echten, wohl verstandenen Sinne etwas anderes ist. Hitler war ein Diktator, kein Führer. Befehl und Gehorsam erzeugen eine Hierarchie, keine Führung. Und ein cholerischer „Vorgesetzter“ bekleidet einen Management-Posten, hat vielleicht auch Management-Methoden gelernt – ob er aber Führungsqualitäten besitzt, ist eine ganz andere Frage. Um klar zu stellen, worum es geht, wollen wir deshalb zunächst einige Blicke in die Geschichte und Philosophie des Führungsbegriffs werfen. Old Leadership, New Leadership Als die ersten Fabriken entstanden und eine neue Form des Zusammenarbeitens von Menschen sich ausprägen musste, suchte man nach Strukturen, mit denen das alles organisiert werden konnte. Man wurde auch fündig – beim Militär. Dort gab es Befehl und Gehorsam, hierarchische Ebenen, Einschränkung des freien Willens, absolute Gefolgschaft. 1 Führung mit Hilfe eines massiven Drucks „von oben“ wurde zum Vorbild und prägte über lange Zeit die Situation in der Arbeitswelt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsache entstanden die Gewerkschaften, die allerdings ihr damals zu Recht bestehendes „Rollenverständnis“ mit wenigen Ausnahmen bis in die heutigen Tage hinein leben – was zum aktuellen Mitgliederschwund und möglicherweise sogar zum Weg in die Bedeutungslosigkeit führt. Denn die Situation der „abhängig Beschäftigten“ hat sich mittlerweile massiv geändert. Sie sind vor allem gebildeter und selbstbewusster geworden. Trotz dieser Veränderungen gibt es das hier geschilderte Führungsprinzip – wir nennen es „Attila der Hunne“ – heute noch immer; es kommt zwar meist in einem modernen Gewande und wesentlich subtiler daher als vor 200 Jahren. An dem Prinzip jedoch ändert das nichts. Sein Kernsatz lautet von jeher und bis zum heutigen Tage: „Folge mir, sonst gibt´s was auf die Mütze!“ Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, entwickelte sich in den Industrie- und den neuen Dienstleistungsunternehmen ein zweites, ein neues Führungsmodell - Der „Mentor“ wurde geboren. Er forderte nicht mehr bedingungslose Gefolgschaft, sondern sagte: „Ich bin Dein Vorgesetzter – was kann ich Dir beibringen, was willst Du von mir lernen?“ Wissen ist Macht – das wurde zum neuen Slogan; aber es ging immer noch um Macht. Dieses Führungsmodell ist auch heute noch sehr beliebt: Der fachlich Beste wird zum „Vorgesetzten“ ernannt. Allerdings kommt er dann oft aus der Rolle des „ersten Sachbearbeiters“ nicht heraus. Er hat Probleme damit zu delegieren und leidet wegen allzu häufiger Rückdelegation und der Sucht nach Kontrolle unter chronischem Zeitdruck. Der moderne Manager mit seiner Sechzigoder Siebzig-Stunden-Woche ist nicht selten der Prototyp dieses Führungsmodells – wir nennen es „Socrates“. Der Kernsatz lautet: „Folge mir, dann kannst Du etwas lernen!“ Der kanadische Unternehmensberater Lance Secretan bezeichnet beide Führungsmodelle als „Old Story Leadership“ und zeigt in seinem wunderbaren Buch „Inspirieren statt motivieren“ (J. Kamphausen-Verlag) beispielhaft auf, an welchen Vorbildern sich die Manager der neuen Generation orientieren können – an Mutter Teresa, Mahatma Gandhi, Martin Luther King oder Nelson Mandela. Diese Menschen besaßen eine natürliche, menschliche Autorität. Sie konnten inspirieren und brauchten keine „Motivationsstrategien“. Secretan verweist darauf, dass Martin Luther King in seiner berühmten Washingtoner Rede gesagt hat: „I have a dream!“ Er sagte nicht: „I have a strategic plan.“ Und Mutter Teresa hat in ihrem Orden in Kalkutta kein neues Qualitätssicherungsprogramm propagiert. Sie brauchte keins. 5 2 Das ist der Kern und der große Vorteil der Idee von inspirierender Führerschaft. Führungskräfte, die in der Lage sind, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu inspirieren, argumentieren nicht mehr machtgestützt oder hierarchisch, sondern stellen eine ganz andere Frage: „Was kann ich tun, um dich, Mitarbeiter, zu unterstützen? Was kann ich tun, damit du dein volles Potential entfalten kannst?“ Eine solche Haltung führt nicht nur zu einer gezielten Personalentwicklung und damit zu höherer Motivation und Produktivität der Mitarbeiter, sondern in hohem Maße auch zu mehr innerer Befriedigung bei den Führungskräften. Dieses „New Story Leadership“ ist nicht mehr von Macht auf der einen und Angst auf der anderen Seite geprägt, sondern von wechselseitigem Vertrauen und von Anerkennung. Der Leitgedanke lautet: „Durch Wertschätzung zur Wertschöpfung“. Die Art der Führung, von der hier die Rede ist, basiert in erster Linie auf Vertrauen – wie es auch der deutsche Unternehmensberater Reinhard K. Sprenger in seinem Buch „Vertrauen führt“ (CampusVerlag) skizziert. Sie erfordert allerdings auch ein „Neues Denken“. Um es klar zu formulieren: Wir können uns nicht länger zu Kundenservice und Qualität bekennen und es gleichzeitig an Respekt, Vertrauen und Zuneigung gegenüber unseren Mitarbeitern, Kunden oder Zulieferern fehlen lassen – oder, das sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich hinzugefügt, an Ehrfurcht vor unserem empfindlichen Ökosystem. Ideale Führung – damals und heute Wir verwenden in diesem Buch einen Führungsbegriff, der in der Tradition von Autoren wie Secretan und Sprenger steht. Allerdings weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass dieser Begriff Erkenntnisse und Weisheiten aufnimmt, die weitaus älter sind Aufzeichnungen zu unserem Thema gab es schon vor mehr als 3000 Jahren. Ratschläge über die Eigenschaften einer guten Führungskraft aus jener Zeit lesen sich aus heutiger Sicht hochaktuell. Der indische Autor Manohar L. Chibber beispielsweise, Gastprofessor und Mitglied des akademischen Rates am Shri Sathya Sai Institute of Higher Learning, hat in seinem Buch mit dem schlichten Titel „Führung“ zusammengetragen, was die alte vedische Hochkultur Indiens an Führungsregeln formuliert hat. In der folgenden Liste ist originalgetreu vom „König“ die Rede. Wir empfehlen jedoch, die Regeln anders zu lesen: Ersetzen Sie einfach im Geiste das Wort „König“ je nach Geschmack durch „Vorstandsvorsitzender“, „CEO“, „Bereichsleiter“ oder „Projektleiter“. Sie werden Ihre Freude haben. Dies ist Chibbers Liste in Auszügen: 3 • Des Königs höchste Verpflichtung besteht den Göttern gegenüber. Als nächstes und gleich wichtiges folgt die Wahrheit; Wahrheit ist die höchste Zuflucht. Die ganze Welt ruht auf der Wahrheit. • Das Verhalten eines Königs sollte ohne jeden Tadel sein. Selbstbeherrschung, Demut, Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit sind wichtig für seinen Erfolg. Er sollte seine Leidenschaft unter vollkommener Kontrolle haben. • Seine erste Pflicht besteht gegenüber seinem Volk. Er sollte sich um das Volk kümmern, ohne selbstgefällige Gedanken. Seine eigenen Wünsche und Begehren muss er denen seines Volkes unterordnen. Er sollte sein Volk behüten, wie eine Mutter ihr Kind behütet. • Ein König muss sich mit Leuten von gleichem Charakter, deren Eigenschaften edel und vortrefflich sind, umgeben. Der einzige Unterschied zwischen ihm und seinen Amtsträgern ist der weiße Schirm, der sein höheres Amt anzeigt. • Achte auf den Zustand des Königreichs. Alte und schäbige Anlagen sind ein Zeichen von Vernachlässigung. Verbessere die Zustände, um ein gutes Ansehen zu gewinnen. • Nichts, nicht einmal die geringste Handlung, kann von einem einzelnen Menschen vollbracht werden. Er braucht Unterstützung. • Hege keine Bosheit in Deinem Herzen – absolut keine. • Dharma (rechtes Handeln) ist das Losungswort eines Königs. Nichts ist mächtiger! In dem Ausmaß, wie du Dharma vernachlässigst, wird der Zerfall einsetzen. Erstaunlich, nicht wahr? Passt das alles nicht unglaublich gut in die jetzige Zeit – von der altertümlichen Sprache einmal abgesehen? Fällt Ihnen nicht bei der einen oder anderen Passage sofort eine aktuelle Begebenheit ein? Chibber definiert im Nachgang zu den historischen Anmerkungen seinen Maßstab für „gute Führung“ wie folgt: „Der Maßstab, um gute Führung messen zu können, ist die Dauerhaftigkeit und die Vorbildlichkeit einer Kultur, welche eine Führungskraft hinterlässt, lange nachdem sie die Bühne verlassen hat. Es ist diese Art von Führungskraft, welche die Welt braucht, wenn wir in eine neue Ära von Frieden und Wohlstand aufbrechen wollen.“ Eine andere alte Quelle zum Thema Führung finden wir in den Ordensregeln des Heiligen Benedikt. Dort lesen wir in Kapitel zwei, das die „Eigenschaften des Abtes“ beschreibt, folgende Aussagen: 4 „Er sollte wissen, wie schwer und mühevoll die Aufgabe ist, die er übernommen hat: Seelen zu leiten und der Eigenart vieler zu dienen; bei dem einen soll er es mit liebenswürdiger Güte, bei dem anderen mit Tadel, beim dritten mit eindringlichem Zureden versuchen. [...] Vor allem darf er nicht über das Heil der ihm anvertrauten Seelen hinwegsehen oder es gering schätzen und seine Hauptsorge den vergänglichen, irdischen und hinfälligen Dingen zuwenden. Vielmehr soll er stets daran denken, dass er die Leitung von Seelen übernommen hat, für die er einst Rechenschaft ablegen muss. [...] Wenn er so immer in Furcht vor der Untersuchung lebt, die er als Hirt über die ihm anvertraute Herde zu gegenwärtigen hat, dann wird ihn die Verantwortung, die er für andere trägt, veranlassen, auf sich selbst Acht zu geben. Und indem er durch seine Mahnungen anderen zu Besserung verhilft, läutert er sich selbst von seinen eigenen Fehlern.“ Diese Aussagen sind auch schon mehr als 1500 Jahre alt; doch auch sie scheinen uns heute hochaktuell zu sein. Führung statt Management Nähern wir uns, nach diesem Ausflug in die Vorzeit, wieder der modernen Wirtschaftsgeschichte. Mit dem Aufkommen des Begriffs „Management“ im zwanzigsten Jahrhundert entstand eine Kontroverse über das richtige Konzept für die Leitung eines Unternehmens, die bis heute anhält. Führung oder Management, lautet die Frage. Peter Drucker und Warren Bennis – zwei der bekanntesten amerikanischen ManagementGurus – haben den Unterschied in aller Kürze auf den Punkt gebracht: „Management ist, wenn man die Dinge richtig macht; Führung ist, wenn man die richtigen Dinge macht.“ Reinhard K. Sprenger formuliert es ausführlicher: „Ein Manager ist zunächst nichts weiter als das Resultat der Organisationsstruktur, wobei der hierarchisch-technische Aspekt betont wird. Seine Autorität ist eine Positions-Autorität. Diese wiederum ist an ein Amt gebunden, dass er „von oben“’ erhält. Dadurch wird er legalisiert. Ein Leader hingegen kann, aber muss nicht Resultat der Organisationsstruktur sein. Ein Leader führt vor allem Menschen. Seine Führungsleistung trägt etwas bei, was für die Empfänger von Führung vorteilhaft ist. Oder das fehlen würde, wäre sie nicht mehr da. Im Gegenzug wird er legitimiert.“ Das führt Sprenger zu dem entscheidenden Punkt: Die echte Führungskraft erhält ihre eigentliche Legitimation von niemand anderem als von den Menschen, die sie führt; im Unternehmen also: von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Von deren „Wahl“, deren Zustimmung, deren Begeisterung sind alle Leader abhängig – zumindest dann, wenn sie mehr sein wollen, als bloße 5 „Vorgesetzte“. Dies wusste eine andere historische Figur vor 2000 Jahren ebenfalls. Jesus von Nazareth fragte die zwölf Apostel stets nach ihrer Bereitschaft, ihm zu folgen. „Seid ihr bei mir?“ soll er den Überlieferungen nach immer wieder gefragt haben. Auf Neudeutsch würden wir heute sagen: Er hat das Commitment seiner Jünger überprüft. Anders gesagt: Führung in der eigentlichen Bedeutung des Begriffs bedeutet immer, dass es Menschen gibt, die dem, der führt, folgen – und zwar freiwillig, ungeachtet formaler Hierarchien. Es gibt Menschen, die „Ja“ sagen und die den Führenden als solchen anerkennen. Erst dadurch legitimieren sie ihn als wirklichen Leader. Wer ernsthaft glaubt, führen zu können, ohne dass ihm die Menschen wirklich folgen, der führt nicht, sondern geht allenfalls spazieren. Wie kommt diese Gefolgschaft zustande? Am ehesten durch gegenseitigen Respekt, wechselseitige Anerkennung und – durch Vertrauen. Vertrauen aber heißt mehr, als viele vermuten. „Vertrauen“ heißt auch „sich anvertrauen“. Oder: „sich trauen“, also „etwas wagen“. Ohne Vertrauen in die Führungskraft sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaum bereit, ein Risiko einzugehen – dazu ist die Angst viel zu groß. Das aber bedeutet: In Zeiten des Umbruchs wie heute wird nur ein Leader, kein bloßer Manager, effiziente Veränderungen durch-„führen“ können. Denn ohne Risiko gibt es keine Veränderung. Ohne Veränderung gibt es nur Stillstand. Und Stillstand bedeutete Rückschritt – am Ende steht im schlimmsten Fall die Insolvenz und damit der Verlust des Arbeitsplatzes für viele. Für uns meistens nur eine Meldung im Wirtschaftsteil unserer Zeitung – für die Betroffenen oft eine existenzielle Bedrohung. Doch das muss nicht so sein. Der Inhaber des größten deutschen Sportbekleidungs-Herstellers Trigema, Wolfgang Grupp, ist einer jener Unternehmer, die nicht allein nach „Shareholder Value“ agieren. In der schon erwähnten Fernsehdiskussion des Nachrichtensenders „n-tv“ betonte er: „Ich bin genauso abhängig von meinen Mitarbeitern wie meine Mitarbeiter von mir.“ Wer dies begriffen hat, sucht auch nach Geschäftsmodellen, die nachhaltig Arbeitsplätze schaffen. Führen mit Inspiration Wenn wir diese Beispiele und Grundsätze zusammenfassen, dann können wir jetzt zwei Eckpunkte für das formulieren, was wir unter „Inspirierender Führung“ verstehen. Erstens: Sie wird ihr Augenmerk nicht in erster Linie auf Zahlen, Technik, Umsatz und Gewinne lenken – sondern auf die menschlichen Beziehungen zu Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten. Das könnte zum Beispiel heißen, dass der „Manager der Zukunft“ sich den zitierten Leitsatz von Chibber zu Herzen nimmt und den Erfolg seiner eigenen Arbeit an der Unternehmenskultur misst, die er 6 schafft. Sein Ziel wäre dann ein Unternehmen, in dem beides stimmt: die Zahlen genau so wie das Klima. Zweitens: Diese Führungskraft wird alles daran setzen, um in turbulenten Zeiten, wie wir sie heute erleben, Orientierung zu finden – um Wege zu finden, die auch in Zukunft nachhaltigen Erfolg für das Unternehmen und seine Mitarbeiter versprechen. Sie wird diesen Weg mutig und möglichst festen Schrittes voran gehen – und auf diese Weise wird sie Mitarbeiter inspirieren, ihnen Orientierung geben, sie im wahrsten Sinne des Wortes führen. Das Anliegen dieses Artikels ist es nicht, betriebswirtschaftliche Modelle und strategische Konzepte aufzuzeigen. Patentrezepte gegen Zukunftsprobleme gibt es nicht, kann und wird es nicht geben. Ich beabsichtige etwas anderes: Wir wollen möglichst viele Menschen auf allen Ebenen unserer Wirtschaft und Gesellschaft dazu ermutigen, ihr eigenes Potenzial voll zu entfalten. Wir wollen sie ermutigen, in ihrem ganz persönlichen Bereich genauer hinzuschauen, genauer nachzuspüren – und dann aus ihrem Wissen, aus ihrem Empfinden heraus neue Ideen zu entwickeln, die ihr Unternehmen, ihren Bereich, ihr Umfeld voranbringen. Wirklich nachhaltige Veränderungen der Gesellschaft werden sich nur aus der Summe unendlich vieler kleiner Schritte und Ideen ergeben. Sie zweifeln? Ich schlage hier nichts Unmögliches vor. Die „Führungskraft der Zukunft“ muss kein Übermensch sein und soll es auch nicht werden. Im Gegenteil: Die Führungskraft der Zukunft soll und muss endlich wieder Mensch sein – keine Bilanz-Maschine mit 80Stunden-Woche. Zur Beruhigung aller sei gesagt: Eine inspirierende Führungskraft, ist ein Mensch wie jeder andere. Sie ist nicht perfekt, und sie ist kein Halbgott in Nadelstreifen. Sie kommt nicht darum herum, Bilanz zu lesen und Zahlen zu analysieren und das Handwerkszeug der Betriebsführung zu beherrschen. Und sie macht Fehler, keine Frage. Sicherlich wird sie auch ab und zu denselben Fehler zwei Mal machen. Aber sie hat den Managern herkömmlichen Typs, die sich an äußeren Parametern festhalten und dennoch keine Orientierung finden, etwas Entscheidendes voraus: Sie folgt neben ihrem faktischen Wissen einer inneren Klarheit und Stärke, die jeder zahlengestützten Orientierung weit überlegen ist. Sie hat ein Gespür für ökologisch und ökonomisch nachhaltig vertretbare Wege und geht sie. 7 Sie ist willens und in der Lage, Veränderungen herbeizuführen, und gründet ihr Verhalten auf einer Eigenschaft, die die Basis aller Aktivitäten der Führungskraft des 21. Jahrhunderts ist. Die erfolgreiche Führungskraft des 21. Jahrhunderts wird ein ganzheitlicher, ein spiritueller Manager sein – oder sie wird nicht mehr erfolgreich sein. Das alte, mechanistische Denken, an dem wir gerade in den Unternehmen, aber auch in der Politik so lange festgehalten haben, ist nicht mehr zeitgemäß und hat uns genau in die Krise geführt, in der wir uns aktuell befinden. Eine „Neue Führung“ braucht ein „Neues Denken“ – die Zeit hierfür ist reif. 8
© Copyright 2024 ExpyDoc