Für ein Screening sind sie nicht geeignet

medArt basel `14
Tumormarker
Für ein Screening sind sie nicht geeignet
Nicht alle, aber viele Malignome haben Tumormarker. Ein Screening mit solchen Tumormarkern ergab in grossen
Populationsstudien jedoch keinen Benefit, auch nicht beim Ovarialkarzinom. Eine Frühdiagnose bei diesem
Tumor gelingt nur durch die Identifizierung von Patientinnen mit hereditärem Risiko und durch ein „Daran denken“ auch bei leichten unspezifischen Bauchbeschwerden.
umormarker sind Substanzen,
die bei bestimmten Tumoren im
Blut, Urin, Stuhl oder Tumorgewebe nachgewiesen werden.
Z.Zt. sind über 20 solcher Tumormarker bekannt, aber einen „universalen“
Tumormarker gibt es nicht. Auch findet sich nicht bei jedem Karzinom ein
Tumormarker.
T
Limitierungen von Tumormarkern
„Fast jeder Mensch hat kleine Mengen von
Tumormarkern im Blut“, sagte Prof. Viola
Heinzelmann-Schwarz, Universitätsspital in Basel. Erhöhte Werte finden sich
nur bei einem ausgedehnten Tumorbefall
und manche Patienten mit einem Tumor,
der üblicherweise mit einem bestimmten Tumormarker assoziiert ist, zeigen nie
erhöhte Werte dieses Tumormarkers.
Die häufigsten und bekanntesten Tumormarker bei gynäkologischen Tumoren
sind das CA15-3, die Östrogen-/Gestagen-Rezeptoren und das HER2/neu beim
Mammakarzinom, das Beta-hCG beim
Choriokarzinom, das CA19-9 beim muzinösen und das CA125 beim nicht-muzinösen Ovarialkarzinom. „Um das individuelle
Risiko für einen bestimmten Tumor beurteilen zu können, werden in zunehmendem
Masse auch Protein- und Gensignaturen
bestimmt“, so Heinzelmann-Schwarz.
Kein Benefit in Populationsstudie
Voraussetzung für den Einsatz eines Markers zum Screening ist eine hohe Sensitivität und Spezifität. Der Benefit eines
Tumorscreenings wurde im Rahmen einer
grossen populationsbasierten randomisierten Studie, an der 78 000 Frauen und
76 000 Männer teilnahmen, untersucht
und zwar für das Prostata-, Bronchial-,
kolorektale und Ovarialkarzinom. „Die
Ergebnisse waren sehr enttäuschend, denn
es zeigte sich insgesamt kein Benefit“, so
Heinzelmann-Schwarz. Beim ProstataKarzinom wurden durch ein jährliches
Screening mit PSA und rektaler Untersuchung zwar 12% mehr Karzinome entdeckt, aber die Mortalität konnte dadurch
nicht verringert werden. Auch beim Bronchial-Karzinom hatten Patienten mit
einer jährlichen Röntgen-Thorax-Untersuchung nach vier Jahren keinen Überlebensvorteil. Und beim Ovarialkarzinom
erhöhte das Screening mit CA125 und
transvaginalem Ultraschall zwar die Rate
an diagnostizierten Tumoren, aber dies
verringerte nicht die Mortalität. Nur beim
kolorektalen Karzinom konnte durch ein
jährliches Screening mit einer Sigmoidoskopie die Inzidenz und das Mortalitätsrisiko innerhalb von zwölf Jahren um 26%
reduziert werden.
Was tun beim Ovarialkarzinom?
Somit ist beim Ovarialkarzinom die jährliche Bestimmung des CA125 und die jährliche Durchführung eines transvaginalen
Ultraschalls ineffektiv, und zwar sowohl allgemein als auch bei der Hochrisiko-Population. Sinnvoller ist es, Risiko-Patienten
zu identifizieren, genau auf Beschwerden
zu achten und bei CA125-Bestimmungen
keinen Cut-off (35 U7ml) zu verwenden,
Prof. Dr. med.
Viola HeinzelmannSchwarz
sondern auf individuelle Abweichungen zu
reagieren. „Es sind häufig ganz leichte und
unspezifische Symptome, die auf ein Ovarialkarzinom hinweisen“, so HeinzelmannSchwarz. Dazu gehörten eine Zunahme
an Blähungen, Veränderungen des Stuhlund Miktionsverhaltens, unspezifische
Bauchschmerzen und eine Zunahme des
Bauchumfangs. Bei Nachweis eines Adnexbefundes könne ein Risk of malignancy
index (RMI) berechnet werden, in den der
Menopausen-Status, der Ultraschallbefund
und der absolute CA125-Wert eingehen.
Der negativ prädiktive Wert bei diesem
RMI liegt bei 98%. Auch in der Nachsorge
von Patientinnen mit einem Ovarial-Karzinom ist eine Routinebestimmung von
CA125 nicht sinnvoll, da es keinen Einfluss
auf das Überleben hat, aber zu mehr Chemotherapien führt.