Sprachkompetenz feststellen – Deutsch fördern

REPORTAGE
Sprachkompetenz
feststellen –
Deutsch fördern
Volkshochschule Bonn richtet Zentrum ein
„Die Sprache ist
die Basis für jeden
beruflichen Einund Aufstieg“ , so
Dr. Ingrid Schöll,
Direktorin
der VHS Bonn.
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Auf Initiative der IHK Bonn/Rhein-Sieg richtet die
Volkshochschule Bonn ein Zentrum ein, in dem
Einwanderer ihre deutsche Sprachkompetenz
feststellen lassen können. Im Haus der Bildung
am Bonner Mülheimer Platz – dem neuen Standort der VHS Bonn – erfahren sie nach einem standardisierten und unabhängigen Test, wie gut ihr
Deutsch ist. Der Test eignet sich für alle Berufe, unabhängig von bereits bestehenden Deutschkenntnissen. Er prüft das Leseverstehen, die Grammatikkenntnisse, den Wortschatz, die Textproduktion
und die mündliche Ausdrucksfähigkeit.
„Für die Integration in den Arbeitsmarkt ist das
Erlernen der deutschen Sprache eine der wichtigsten Voraussetzungen“, sagt Jürgen Hindenberg,
Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Dr. Ingrid
Schöll, Direktorin der VHS Bonn, ist der gleichen
Ansicht: „Die Sprache ist die Basis für jeden beruflichen Ein- und Aufstieg. Daher
freuen wir uns über Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter oder Auszubildenden die
Sprachkompetenzfeststellung durch die Volkshochschulen nutzen.“
Das Sprachniveau wird
nach dem Gemeinsamen
Europäischen Referenzrahmen bewertet. Darin
gibt es sechs Stufen: Von
A1 (Anfänger) bis C2 (Experte). Für Unternehmen,
die Einwanderer einstellen möchten, ist diese Differenzierung entscheidend. Eine Pflegekraft beispielsweise, die in einem Krankenhaus den Gesundheitszustand eines Patienten dokumentiert,
sollte das Niveau C1 erreichen.
Auch Auszubildende müssen die deutsche
Sprache gut beherrschen. Jürgen Hindenberg: „Wer
in Deutschland nach einer Dualen Ausbildung die
Prüfung bestehen möchte, muss mindestens das
Niveau B2 erreichen.
Er muss FachdiskusFlüchtlinge
sionen in seinem Spebe
schäftigen
zialgebiet verstehen
können und sich in
normalen Gesprächen
klar und detailliert
auf Deutsch ausdrücken können.“
Diesem Anspruch
stehen drei unterschiedliche Zuwanderergruppen gegenüber:
„„Menschen ohne Grundbildung/formale Bildung: Sie haben in ihrem Heimatland nie eine
Schule besucht und können selbst in ihrer
Muttersprache weder lesen noch schreiben.
„„Menschen mit Grundbildung: Sie können sich
in ihrer Muttersprache mündlich und schriftlich gut verständigen und haben mathematische Grundlagen.
„„Menschen mit hohem Bildungsniveau: Sie beherrschen bereits Englisch oder eine andere Fremdsprache, haben einen qualifizierten
Schul- oder gar Hochschulabschluss.
Claudia Rodemann, Volkshochschule Bonn,
Fachbereichsleitung Deutsch, Tel.: 0228 77 52 17,
E-Mail: [email protected]
Jürgen Hindenberg, IHK-Geschäftsführer
Berufsbildung und Fachkräftesicherung
Tel.: 0228 2284-146, E-Mail: [email protected]
Die Wirtschaft November 2015
„Wir benötigen in Deutschland ein dreigliedriges
Sprachkurs-System, um die unterschiedlichen Gruppen jeweils angemessen zu fördern. Vom Analphabeten bis zum Hochschulabsolventen“, sind sich Ingrid Schöll und
Jürgen Hindenberg einig. Das
neue Zentrum zur Feststellung der Sprachkompetenz
sei ein erster Schritt dahin.
Ursula Katthöfer,
freie Journalistin,
Bonn