Medienmitteilung vom 25. Juni 2015 Forscher fordern früheres Eingreifen gegen Hepatitis C Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Sterblichkeit und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. Ihr Befund: Mit einem früheren Eingreifen und der Durchführung von Screenings liesse sich die Mortalität um 90 Prozent senken und die langfristige Entwicklung der Gesundheitskosten positiv beeinflussen. In der Schweiz sind schätzungsweise 80‘000 Patienten, also etwa jede 100. Person, mit Hepatitis C infiziert. Die Infektionskrankheit wird durch das Blut übertragen – durch unsaubere Spritzen, infizierte Tätowierungsinstrumente oder durch verseuchte Akupunktur-Nadeln. Die im Volksmund «Gelbsucht» genannte Krankheit kann zu einer Leberentzündung führen, die sich durch eine Gelbfärbung der Haut oder durch einen Gelbstich im Weiss der Augen zeigt. Rund die Hälfte dieser Menschen weiss nichts von ihrer Krankheit, da diese jahrelang ohne Symptome verläuft, auch wenn bereits Leberschäden vorhanden sind. Deshalb wird die Hepatitis C immer wieder zu spät erkannt, wenn ein lebensbedrohlicher Verlauf der Krankheit unabwendbar ist. Teure Spätfolgen Zwar nimmt die Zahl der jährlichen Neuansteckungen in der Schweiz kontinuierlich ab, weil Bluttransfusionen, Tätowierungen und Akupunkturnadeln hierzulande heute grundsätzlich sicher sind. Zudem sinkt die Zahl der Drogenkonsumenten, die sich Drogen intravenös verabreichen und sie verwenden vermehrt Einwegspritzen. Die Spätfolgen der Krankheit treten aber erst 20 bis 30 Jahre nach der Ansteckung ein. Da die Zahl der Neuansteckungen 2003 ihren Höhepunkt erreichte, werden Mortalität und Kosten bei schweren Hepatitis C-Fällen bis 2030 zunehmen. Rund 75 Prozent dieser Patienten sind zwischen 1945 und 1965 geboren. Die jüngsten, hoch wirksamen und besser verträglichen Medikamente gegen Hepatitis C sind sehr teuer – eine Behandlung kostet derzeit 60‘000– 120‘000 Franken. Heute übernehmen die Krankenversicherer die Behandlung erst dann, wenn die Patienten bereits eine fortgeschrittene Lebervernarbung aufweisen. Frühzeitiges Eingreifen senkt Sterblichkeit und Kosten Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Mortalität und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. Studienleiter und Leberspezialist Prof. Beat Müllhaupt vom Schweizer Zentrum für Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Gallenwege (Swiss HPB-Center) am UniversitätsSpital Zürich (USZ), plädiert auf Grund der Resultate für ein früheres medikamentöses Eingreifen und die Durchführung von Screenings, statt der heute in der Schweiz praktizierten konservativen Behandlungsund Teststrategien. «Mit einer frühzeitigen Hepatitis C-Therapie kann die Sterblichkeit um 90 Prozent gesenkt und die langfristige Entwicklung der Krankheitskosten positiv beeinflusst werden», sagt Beat Müllhaupt. Der Grund: Frühe Behandlungen können so die schweren Hepatitis-Folgeschäden und die entsprechenden Folgekosten reduzieren. Prof. Beat Müllhaupt findet es schade, dass die Preisdiskussion um die neuste Generation der Hepatitis C-Medikamente diese gewünschte Behandlung blockiert: «Ich wünsche mir, dass Politik, Industrie und Krankenkassen Lösungen erarbeiten, die den betroffenen Patienten zu Gute kommen.» UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation Rämistrasse 100, 8091 Zürich, Tel. +41 (0)44 255 86 20, [email protected] Ansprechpartner für Fragen: Prof. Beat Müllhaupt, UniversitätsSpital Zürich Tel.: 044 255 25 53; E-Mail: [email protected] Studie: Modeling the Health and Economic Burden of Hepatitis C Virus in Switzerland Beat Müllhaupt, Philip Bruggmann, Florian Bihl, Sarah Blach, Daniel Lavanchy, Homie Razavi, David Semela, Francesco Negro Research Article | published 24 Jun 2015 | PLOS ONE 10.1371/journal.pone.0125214 Bildmaterial: Vier Szenarien mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Anzahl Todesfälle im Zusammenhang mit Hepatitis C: Keine Behandlung (rot), die Weiterführung des Status Quo (grau), sowie zwei Varianten mit unterschiedlich offensiver Behandlung (grün und blau). UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation Rämistrasse 100, 8091 Zürich, Tel. +41 (0)44 255 86 20, [email protected] 2
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