Heeresentwicklung – heute! - Förderkreis Deutsches Heer eV

Nr. 4 · September 2015
20. Jahrgang
InfoBrief
Publikationsorgan des Förderkreises
Deutsches Heer e.V. (FKH)
Heeresentwicklung – heute!
Innovationspreis
für GDELS-G
Foto: KD Busch/compamedia GmbH
indem es sich als erstes produzierendes
Unternehmen in Kontinentaleuropa
nach dem „British Standard, BS 11000
– Collaborative Working“ zertifizieren ließ. Hierbei handelt es sich um
einen Ansatz zur Gestaltung nachhaltiger Geschäftsbeziehungen entlang
der Wertschöpfungskette, welcher
eine gesteigerte Leistungsfähigkeit der
Partner durch optimiertes Kostenmanagement, Ressourcennutzung und
Innovationsmanagement zum Ziel hat.
Inhalt
• Heeresentwicklung – heute!
Generalmajor Wolfgang Köpke,
Amtschef, Amt für Heeresentwicklung
Meine Meinung
Deutsche Verteidigungspolitik –
Zweibahnstraße mit Erklärungsbedarf
Aus dem Heer
•Internationale Ausbildungskoopera­tionen des Deutschen Heeres
Aus der Industrie
•Taktische Kommunikation in
Deutschland – Quo vadis?
• Mit Sicherheit gut geschützt
Aus dem FKH
• Symposium im AHEntwg
• Veranstaltungen 2015
• Veranstaltungen 2016
Generalmajor Wolfgang Köpke, Amtschef des Amtes für Heeresentwicklung
Quelle: Amt für Heeresentwicklung
Die General Dynamics European Land
Systems-Germany GmbH ist Ende Juni
auf dem Deutschen Mittelstands-Summit in Essen als eines der innovativ­
sten Unternehmen im deutschen Mittelstand ausgezeichnet worden. „Top
100“-Mentor Ranga Yogeshwar ehrte
das Kaiserslauterer Unternehmen mit
dem seit über 20 Jahren verliehenen
„Top 100“-Siegel. Das prämierte Technologieunternehmen aus Kaiserslautern setzt auf die enge Zusammenarbeit mit potenziellen Kunden und
Wettbewerbern in Netzwerken. 2013
setzte GDELS-G einen neuen Standard,
HEE R
Ziel der Heeresentwicklung ist
es, die für den
Auftrag
des
Heeres benötigten Fähigkeiten
bereitzustellen.
Dabei gilt es zu
berücksichtigen,
dass das Deutsche Heer seinen
Auftrag nur im engen Zusammenwirken
mit den anderen, vorrangig militärischen
Organisationsbereichen der Bundeswehr
und multinationalen Partnern erfüllen
kann und wird. Dementsprechend ist
auch die Weiterentwicklung des Deutschen Heeres ausgerichtet – sie leistet
eben auch immer einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Streitkräfte bzw. der
Bundeswehr insgesamt. Aber: Die Kernkompetenz für Landoperationen liegt
unverändert beim Deutschen Heer. Das
Heer ist der Träger von Landoperationen. Kein anderer Bereich kann diese
Kompetenz stellen oder übernehmen.
Da über den Erfolg einer Mission immer
auch die Fähigkeit entscheiden wird, auf
dem Boden und damit im „Operationsraum Land“ angemessen und erfolgreich
reagieren, ihn mithin schließlich beherrschen zu können, bleibt Wesen und Kern
des Heeres die Befähigung zum Kampf mit
dem Erzielen von Wirkung. Daher muss
das Heer reaktionsfähig, robust, verlässlich
und flexibel, führungsfähig und interoperabel sowie durchhaltefähig aufgestellt
und ausgestattet sein.
Im Einsatz werden Heereskräfte immer
nach dem Prinzip „Operation verbundener Kräfte“ (OpvbuKr) eingesetzt und
geführt. Das Deutsche Heer bringt dabei
seine Fähigkeiten durch das lage- und
zielgerechte Zusammenwirken seiner
Truppengattungen zur Wirkung – das
ist Stärke und auch Charakteristikum des
Heeres als System. Und genau diesem Systemgedanken folgt die ganzheitliche und
truppengattungsübergreifende Weiterentwicklung im Amt für Heeresentwick-
lung (AHEntwg). Die Fähigkeitsdomänen
Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung (FAWU) und deren Zusammenwirken stellen die Ganzheitlichkeit sicher.
Strukturen, Prozesse und Methoden des
AHEntwg sind konsequent an diesem konzeptionellen Gerüst ausgerichtet.
Fokus Landes- als
Bündnisverteidigung
Die aktuelle sicherheitspolitische Lage
hat natürlich Auswirkungen auch auf die
Heeresentwicklung. Der Aktionsplan der
NATO, erlassen in Wales im September
2014 mit der Konkretisierung im Februar 2015, dient der Erhöhung der Reaktionsfähigkeit. Ziel ist es, auf die neuen
Herausforderungen sowohl schnell als
auch robust, flexibel und durchsetzungsfähig reagieren zu können.
Der streitkräftegemeinsame NRF-Verband
in höchster Bereitschaft, die NATO Very
High Readiness Joint Task Force (VJTF),
stellt in diesem Zusammenhang die
„Speerspitze“ dar und hat sein Leistungsvermögen als Interim-VJTF während der
Übung Noble Jump 2015 bereits in beeindruckender Weise demonstriert.
Bei weitergehender Analyse – diese ist
zwingend geboten, aber noch nicht abgeschlossen – geht es bei diesem Paradigmenwechsel aber um deutlich mehr als
nur eine gut ausgestattete und ausgebildete Speerspitze. Um den politischen
Entscheidungsträgern auch weiterhin
den erforderlichen Handlungsspielraum
zu ermöglichen, muss das Deutsche Heer
über ein umfassendes Fähigkeitsprofil verfügen. Nur so kann es flexibel genug auf
Herausforderungen reagieren. Hierzu hat
der Inspekteur des Heeres (InspH), Generalleutnant Jörg Vollmer, bereits aufgezeigt, dass für die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) einsatzfähige Verbände
bereitzuhalten sind.
FKH im Internet
www.fkhev.de
InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
Dementsprechend gilt es nun, das gesamte Heer zu betrachten und die derzeitigen
Planungen hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit
im Einsatzprofil LV/BV sowie die Einleitung möglicher qualitativer und quantitativer Maßnahmen zu prüfen.
Dazu sind zunächst einige grundsätzliche
Fähigkeitsforderungen zu definieren.
Quelle: Bundeswehr/Dana Kazda
Reaktionsfähigkeit
Kräftebeiträge des Heeres müssen hoch
professionell und schnell verfügbar sein
– personell, organisatorisch, ausgerüstet
und ausgebildet. Das Heer muss in der
Lage sein, im gesamten Aufgabenspektrum und in allen Intensitäten auf den
Punkt genau Wirkung zu erzielen. Denn
letztlich wird die Entscheidung immer auf
dem Boden herbeigeführt. Dies bedeutet
strukturell verfügbares und ausgebildetes
Personal, das mitsamt seiner Ausrüstung
auch rasch verlegbar ist. Die Streitkräfte
müssen daher künftig noch besser befähigt sein, eigene Kontingente reaktions-
können. Der „sui generis“ Auftrag von
Landstreitkräften – das Bestehen gegen
andere Landstreitkräfte – muss daher
auch bei der Ausstattung wieder mehr in
den Vordergrund rücken. Dieser Auftrag
verlangt ein Heer, das über vielfältige, im
Eskalationspotenzial differenzierte Fähigkeiten vor allem zur Wirkungsüberlegenheit in der Operationsführung verfügt,
um Durchsetzungsfähigkeit und Schutz
unserer Soldatinnen und Soldaten zu
garantieren.
Im Bereich Wirkung kommt es daher
darauf an, Forderungen an Abstandsfähigkeit, Skalierbarkeit, Präzision und
Nachtkampffähigkeit umzusetzen. Um
die erforderliche Durchsetzungsfähigkeit
zu gewährleisten, sind vor allem duellfähige Komponenten als Teil des Systemverbundes zur Führung von Operationen
nach dem Prinzip „OpvbuKr“ gefordert.
Mechanisierte Kräfte stellen diese Fähigkeit bereit und bieten darüber hinaus den
Vorteil eines hohen Abschreckungspoten-
Deutsche Schützenpanzer Marder während der Übung Noble Jump 2015
schnell, ggf. in streitkräftegemeinsamer
Anstrengung, an ihren Einsatzort zu verbringen. Basis hierfür sind gut ausgestattete Einheiten und Verbände, nicht
nur mit dem entsprechenden Großgerät,
sondern auch mit sogenanntem Peripheriegerät (z.B. Funkgeräte, Nachtsichtgeräte, Material zur Unterbringung usw.).
Gleichzeitig ist sowohl die bodengebundene als auch die luftbewegliche Mobilität von Heereskräften im Einsatzgebiet
zu erhöhen.
Robustheit
Die Fähigkeit und der Wille zum Kampf
bleiben unverändert die Grundlage für
das Bestehen in allen Konflikten. Die Konzeption der Bundeswehr definiert daher
die Befähigung zum Kampf als höchsten
Anspruch an Personal, Material und Ausbildung sowie als Maßstab für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Das Deutsche Heer muss sich hierzu in allen Konflikten gegen jeden Gegner durchsetzen
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zials, allein durch ihre Präsenz. Insgesamt
muss die Durchhaltefähigkeit durch entsprechende Schutz- und Unterstützungssysteme sowie eine „robuste“ Logistik
verstärkt werden.
Verlässlichkeit und Flexibilität
Komplexe Herausforderungen lassen häufig keine einfachen Lösungen zu. Zukünftige Einsätze werden uns noch mehr Flexibilität abverlangen. Der Einsatz von Hightech
(unbemannte Systeme usw.) und „archaischen“ Fähigkeiten (Boots on the Ground/
Infanterist), aber ebenso Vertrauensaufbau
zur Bevölkerung im Einsatzraum (to win
the hearts and minds), werden vor allem
in asymmetrischen Konflikten nebeneinander erforderlich sein. Das Deutsche Heer
muss jederzeit mit den jeweils geforderten
Fähigkeiten verfügbar sein. Darauf müssen
sich unsere politische Führung und unsere
Verbündeten verlassen können. Aber auch
die Truppe. Das bedeutet: Für das, was
von uns verlangt wird, stehen auch die
entsprechenden Mittel zur Verfügung. Nur
durch die Verfügbarkeit modernen Geräts,
erstklassige Ausbildung und konsequente Anwendung des bewährten Prinzips
„Führen mit Auftrag“ können wir auch
zukünftig unser Heer in die Lage versetzen,
seinen Beitrag zur Auftragserfüllung der
Bundeswehr professionell zu leisten.
Führungsfähigkeit und Interoperabilität
Da der Einsatz des Deutschen Heeres nie
losgelöst von Partnern und anderen Organisationsbereichen erfolgt, kommt der
Forderung nach Führungsfähigkeit und
Interoperabilität eine besondere Rolle
zu. Es gilt, Beiträge anderer Nationen
im gesamten Aufgabenspektrum flexibel und synergetisch zu integrieren. Der
gemeinsame Einsatz in allen Operationsarten und Intensitäten bis hinunter auf
die niedrigste taktische Ebene kann dabei
notwendig sein. Wer Multinationalität
im Einsatz erfolgreich praktizieren will,
bereitet sich bereits im Grundbetrieb, vor
allem durch entsprechende Organisation,
Ausrüstung und Verfahren sowie in Ausbildung und Übungen, tunlichst darauf
vor. Das Deutsche Heer intensiviert seit
Jahren seine Beiträge in bi- und multinationalen Kooperationen. Die Unterstellung der 11. Niederländischen Luftbeweglichen Brigade unter das Kommando der
Division Schnelle Kräfte und die konkreter
werdenden Planungen zu einem möglichen Deutsch-Niederländischen Panzerbataillon sind hier nur die prominentesten Beispiele. Dieser Weg ist konsequent
weiter zu beschreiten. Das Framework
Nations Concept (FNC) verlangt, dass das
Deutsche Heer als Rahmennation Beiträge
anderer Nationen im gesamten Aufgabenspektrum quasi bruchfrei integrieren
kann. Dies gilt insbesondere für das durch
das Heer im Rahmen des FNC gemeldete Cluster „Joint Fire Support“. Hier
ist der Einsatz multinationaler Wirkmittel
ebenso konzeptionelle Bedingung wie
die Bereitstellung von Fähigkeiten zur
Koordination durch das Deutsche Heer.
Modernste Führungsinformationssysteme bis hinunter zur Gruppe sowie zentrale Ausbildungseinrichtungen wie das
Gefechtsübungszentrum des Heeres, in
denen Kohäsion vor dem Einsatz auch
über nationale Grenzen hinweg hergestellt werden kann, sind dafür unabdingbar.
Rolle des AHEntwg
Die durch das AHEntwg vorzunehmende Weiterentwicklung des Heeres erfolgt
im Auftrag des InspH und im Rahmen
InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
Meine Meinung
Quelle: Wilfried Lorenz MdB
Deutsche Verteidigungspolitik –
Zweibahnstraße mit
Erklärungsbedarf
Wilfried Lorenz MdB (CDU),
Mitglied im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages
Politiker müssten mehr darüber informieren, was sie machen. Das höre ich
oft. Deshalb will ich dies hier gerne tun.
Beginnen möchte ich mit einem Dank
an diejenigen, die mir zu Anfang der
Legislaturperiode beherzt und kon­
struktiv beigesprungen sind, als es um
die Erhöhung der Mittel für Materialerhaltung der Bundeswehr ging. Das war
ein Schwimmen gegen den Strom, das
sich für die Streitkräfte gelohnt hat.
Die Erhöhung des Verteidigungsbudgets
und das Ziel der Vollausstattung unserer Soldatinnen und Soldaten mit dem
besten Material sind keine Tabuthemen
mehr. Mittlerweile streite ich nicht nur
für eine weitere Aufstockung der Gelder, sondern auch für eine Flexibilisierung der Haushaltsführung. Weg von
der Kameralistik, hin zur Deckung des
Bedarfs der Truppe, der vom Einsatz her
zu denken ist. Dieser wird sich angesichts
langer Unterfinanzierung der Bundeswehr, ausgebliebener Investitionen und
überalteter Waffensysteme sowie der
grundlegend veränderten strategischen
Lage bereits kurzfristig erheblich steigern müssen und in wesentlich kürzeren
Abständen als in der Vergangenheit zu
priorisieren sein.
Warum nicht Mittel für Wartung und
Instandsetzung verwenden, die bei
Beschaffungen nicht ausgegeben werden können? Neue Hauptwaffensysteme
werden um Jahre verspätet geliefert.
Alte Systeme müssen länger in Betrieb
bleiben und verursachen besonders bei
Materialerhaltung hohe Kosten. Nicht
abgeflossene Mittel der Beschaffung
könnten projektbezogen und für einige
Jahre befristet in einem Modellverfahren
für die Materialerhaltung bereitgestellt
werden. Das würde auch die Behauptung
widerlegen, die Bundeswahr habe zu
viel Geld und könne es nicht ausgeben.
Überdies unterläge ein solches Verfahren
der Kontrolle des Haushaltsauschusses
und würde transparente Mittelabflüsse
sicherstellen. Übertragbar auf mehrere
Jahre und zunächst befristet, um zu zeigen, dass dieses Verfahren uns in die
Lage versetzt, besser auf Bedarfe und
aktuelle – vor allem politische und technische – Entwicklungen zu reagieren.
Aus der Bundeswehr selbst erhalte ich
zunehmend Anregungen, wo bei Material und Ersatzteilen konkreter Handlungsbedarf ist. Keine Spur von „Fettschicht“ oder „Trägheit“ des Apparates.
Eher Aufatmen und Erleichterung darüber, dass es nun um Gestalten statt
Mangel verwalten geht. Dieser offene
und konstruktive Austausch ist es, den
ich gemeinsam mit meinen Kollegen im
Verteidigungsausschuss suche und pflege. Melden macht nicht nur frei, sondern
schon jetzt vieles besser. Nicht in wenigen Tagen, aber deutlich schneller als
viele glauben mögen.
Auch mit der wehrtechnischen Industrie gelang ein Dialog, der mittlerweile die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Verteidigung in eine
für beide Seiten wesentlich zielführendere Lastenteilung hat münden lassen.
Den Beitrag hierzu leisten Politiker nicht
– wie landläufig angenommen – mit
dem Weinglas, sondern mit intensiven
Gesprächen darüber, wie man am besten und am schnellsten zu tragfähigen
Lösungen gelangt. Alles, was wir hier
betreiben, geht weit über Status QuoAnalyse hinaus. Die Kehrtwende im Denken und Handeln ist vollzogen.
Wem das noch nicht genug ist: Das
Unterhaltssicherungsgesetz, das Benachteiligungen von Reservedienstleistenden
ausgleichen und damit deren Dienst in
der Bundeswehr attraktiver gestalten
soll, ist verabschiedet. Auch daran habe
ich gemeinsam mit dem Verband der
Reservisten der Bundeswehr mitgewirkt.
Sicher: Viel wird im Rahmen der Umsetzung des Gesetzes noch zu klären sein.
Aber ist es nicht ein Erfolg, dass Reservistinnen und Reservisten nun gleiche Vergütung für gleiche Arbeit erhalten? Dass
Wertschätzung und Anerkennung für
diesen freiwilligen Dienst Niederschlag
in einem Gesetz finden?
Die Sicherheits- und Verteidigungspolitik Deutschlands ist keine Einbahnstraße.
Haben wir den Mut, ihr Zustandekommen als Zweibahnstraße gerade zwischen Politik und Bundeswehr sowie
Politik und wehrtechnischer Industrie
anzugehen. Erklären wir einander, wo
der Bedarf ist, was geht und was nicht.
Jeder und jede im eigenen Bereich. Von
der Technik über die Bewaffnung bis hin
zur Strategie. Viele sind bereits dabei,
sich in diesen Prozess einzubringen.
Wenn man zu Recht viel von Politikern
erwartet, sollte man sie nicht nur an
Worten, sondern auch an Taten messen: Der Verteidigungsetat erhöht sich
auf über 34 Milliarden Euro, und wir
werden nicht nur in mehr gepanzerte
Fahrzeuge, neue Flugzeuge und Schiffe, sondern auch in mehr Ersatzteile
investieren. Außerdem wird die Zahl der
Berufssoldaten und damit der für Einsätze benötigten Spezialisten um 5.000
auf 50.000 steigen. Glauben Sie es ruhig:
Sackgasse für Anregungen und Ideen
war gestern. Die Sicherheit unseres Landes ist viel zu wichtig, als dass wir uns
Halbheiten leisten können.
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InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
der Prozesslandschaft der Bundeswehr,
der Verfahrensregeln der Integrierten
Planung (IPP) sowie des novellierten Customer Product Management (CPM nov).
Die sich daraus ableitenden Geschäftsprozesse – Zukunftsentwicklung, Fähigkeitsmanagement und Planungsumsetzung
– stellen die planmäßige, geordnete und
begründete Entwicklung von Fähigkeiten
im Kurz-, Mittel- und Langfristzeitraum
sicher.
Das AHEntwg leistet nach den Vorgaben
des Kommandos Heer (Kdo H) die zentrale Weiterentwicklungsarbeit für das Heer
und hat somit entscheidenden Anteil am
Zusammenspiel von Nutzer, Bedarfsträger, Bedarfsdecker und wehrtechnischer
Industrie. Die Bündelung aller übergreifenden und truppengattungsspezifischen
Weiterentwicklungsexpertise ermöglicht
es dem AHEntwg, nicht nur Vorgaben
umzusetzen, sondern auch und gerade
initiativ Ansätze für die Heeresentwicklung zu erarbeiten. Die umfassende Beratung des InspH bzw. des Kdo H in allen
Fragen der Nutzung und Weiterentwicklung des Heeres zählt dabei ebenso zu
unseren Aufgaben
Weiterentwicklung entlang der
Fähigkeitsdomänen
Wesentliche Leistung des Amtes ist die
Bündelung aller Aktivitäten zur Fähigkeitsentwicklung der Truppengattungen
sowie Spezialfähigkeiten des Heeres und
deren Harmonisierung und Priorisierung im Verbund der Fähigkeitsdomänen (FAWU). Die Abteilung I des Amtes
übernimmt dabei die übergreifende
Steuerungsfunktion und stellt die Integration der Heeresentwicklung in den IPP
sicher. Dazu werden Sollfunktionalitäten
mit bereits initiierten bzw. geplanten
Maßnahmen unter Einbeziehung von
Erkenntnissen der Zukunftsanalyse abgeglichen. Die so identifizierten Defizite
sind nach eingehender Priorisierung die
Grundlage dafür, notwendige Maßnahmen zur Fähigkeitsanpassung einzuleiten.
Führung
Hier gilt es jetzt, den Blick mehr in den
Bereich der mobilen und verlegefähigen
Führungsunterstützung für das Heer und
die Landstreitkräfte insgesamt zu richten.
Im Bereich der Führung benötigen wir
hochmobile, verlegefähige und durchhaltefähige Hauptquartiere und Gefechtsstände, die den Anforderungen an eine
moderne und vernetzte Operationsführung genügen. Hierzu bedarf es dringend
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der raschen Modernisierung der derzeit
noch in der Nutzung befindlichen Kommunikations- und Informationssysteme.
Ohne das gesamte IT-System in seiner
Gänze zu vernachlässigen, gilt es insbesondere, die aktuell laufenden Maßnahmen
zur Weiterentwicklung und Beschaffung
im Bereich der Informationsverarbeitung und Informationsübertragung (z.B.
Mobile Taktische Kommunikation (MoTaKo), Führungsfähigkeit der Kampftruppen im Verbund IdZES, Boxer, Puma und
FüInfoSys) für die Plattformen und Soldaten sowie für die Gefechtsstände des
Heeres (z.B. GERMAN MISSION NETWORK
(GMN) auf Brigadeebene) voranzutreiben.
Aufklärung
Nach wie vor gilt es, die Entwicklungen
und Erfahrungen aus unseren Einsätzen in
der Weiterentwicklung des Militärischen
Nachrichtenwesens zu berücksichtigen.
Insgesamt ist die Fähigkeit zur taktischen
Lageaufklärung weiter zu stärken. Unser
Augenmerk muss sich auch wieder vermehrt auf das konventionelle Potenzial regulärer Streitkräfte eines möglichen
Gegners bzw. relevanter Konfliktparteien richten. Damit treten Themen wie
Militärischer Erkennungsdienst oder das
großräumige Überwachen von Räumen
und – neben dem unveränderten Fokus
auf C-IED – die Zielortung und das Aufklären von Minensperren wieder verstärkt in
unser Blickfeld.
Wirkung
Die Kernkompetenz des Heeres – der
Kampf – ist auch und gerade unter den
veränderten Rahmenbedingungen der
Zukunft aufrecht zu erhalten und weiter zu entwickeln. Hierzu müssen angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen
Entwicklungen weniger priorisierte
bzw. aufgegebene Fähigkeiten wieder
in den Vordergrund rücken. Sperrfähigkeit, begleitender Flugabwehrschutz im
Nah- und Nächstbereich, einschließlich
Fliegerabwehr, und vor allem die Durchsetzungsfähigkeit von gepanzerten
Kräften gewinnen ihre Relevanz für ein
erfolgreiches Bestehen im Einsatz zurück.
Neben der Duellfähigkeit muss, als zweite Säule der Wirkungsüberlegenheit und
damit auch der Durchsetzungsfähigkeit,
die abstandsfähige Feuerüberlegenheit
durch Feuerunterstützung mit Indirektem Feuer, entsprechende Berücksichtigung finden. Hier kommt der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) mit ihren teilstreitkraftübergreifenden Koordinierungs- und
Einsatzelementen auf taktischer Ebene
eine besondere Bedeutung zu. Ihre Projekte müssen priorisiert realisiert werden.
In diesem Zusammenhang sind z.B. die
Untersuchungen zu einem duellfähigen,
landgestützten „Main Ground Combat
System“ (MGCS) sowie einem „Common
Indirect Fire System“ (CIFS) im Zuge der
Zukunftsentwicklung konsequent fortzusetzen.
Unterstützung
In der Domäne Unterstützung stehen
Überlegungen zur zukünftigen Landund Luftmobilität in allen Einsatzprofilen
sowie zum Schutz der Truppe im Vordergrund. Im Rahmen der Landes- und
Bündnisverteidigung sind deutlich größere Umfänge an Heereskräften zu unterstützen als in Stabilisierungsoperationen.
Hinzu kommen größere Einsatzräume
und ein anderes Bedrohungsumfeld. Hier
gilt es, vor allem mit der Streitkräftebasis
(SKB), aber auch mit der Industrie Lösungsansätze zu entwickeln. Ferner betrachten
wir in dieser Domäne die Möglichkeiten
des Einsatzes unbemannter Transportsysteme und moderner Schutzsysteme. Kurzfristig kommt es insbesondere darauf an,
die unzureichende Ausrüstungslage der
Heereslogistik, aber auch die Mobilität
des Heeres beim Übergang über Gewässer, zu verbessern.
Ausblick
Der angesprochene Paradigmenwechsel
erfordert jetzt ein Umdenken. Fortan gilt
es wieder, das Deutsche Heer für das
gesamte Spektrum möglicher Einsätze zu
befähigen, die LV/BV dabei in besonderer
Weise berücksichtigend. Und das bedeutet unter anderem, so rasch wie möglich –
immer mit Blick auf das Mach- und Finanzierbare – die Strukturen des Heeres um
die durchschnittlich fehlenden 30 Prozent
des Materials zu ergänzen.
Die Reaktionsfähigkeit des Deutschen
Heeres den neuen Rahmenbedingungen
entsprechend anzupassen, umfasst natürlich deutlich mehr, als beispielsweise nur
die VJTF in der geforderten Weise zu
stellen. Der Anspruch, „Jeder Soldat im
Heer verfügt über und beherrscht die
Ausrüstung, die er zur Erfüllung seines
Auftrages sowohl im Grundbetrieb als
auch im Einsatz benötigt!“, ist vor diesem
Hintergrund keinesfalls überzogen. Die
Umsetzung dieses Anspruches wird Zeit
beanspruchen, so dass das Heer seinen
Auftrag zunächst unter Rückgriff auf die
derzeit verfügbaren Ressourcen erfüllen
muss und auch wird.
InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
Aus dem Heer
Internationale Ausbildungskooperationen
des Deutschen Heeres
Oberstleutnant i. G. Dipl.-Kfm. Matthias Knabe,
Referatsleiter Internationale Ausbildungsangelegenheiten, Kommando Heer
Anspruch der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist eine Rahmennation, an die
sich Nationen mit geringerer wirtschaftlicher und militärischer Stärke anlehnen
können.
Quelle: Bundeswehr/Wilke
Kein militärischer Einsatz erfolgt im nationalen Alleingang. Das Deutsche Heer
führt Ausbildungen und Übungen mit
befreundeten Streitkräften durch, um
im Einsatz zusammenwirken zu können.
Ausbildung kurdischer Peschmerga im Nordirak
Sicherheits- und militärpolitischer
Rahmen
Die multinationale Zusammenarbeit bildet den Rahmen für bilaterale/internationale Kooperation. Multinationalität
kann Handlungsoptionen erweitern,
die Durchhaltefähigkeit eigener Kräfte
erhöhen und Kosten reduzieren. Vor
diesem Hintergrund werden unter dem
Begriff „Smart Defence“ Initiativen wie
die Connected Forces Initiative, Pooling
& Sharing oder das Framework Nations
Concept entwickelt.
Das Deutsche Heer versteht sich als Treiber internationaler Zusammenarbeit.
Mit Übernahme von Führungsverantwortung folgt das Deutsche Heer dem
Die europäischen Partnernationen an
den Randlagen der Bündnisgebiete sehen
sich durch die krisenhafte Entwicklung in
Osteuropa und die Flüchtlingssituation
in Südeuropa Bedrohungen ausgesetzt.
Bündnisverteidigung und Abschreckung
rücken wieder in das gemeinschaftliche
Bewusstsein. Es wird NATO-Präsenz verlangt, die seit dem NATO-Gipfel in Wales
2014 konkret geplant wird. Neben der
„Speerspitze“ als schnelle Einsatztruppe
beinhalten diese Planungen gemeinsame Übungen sowie temporäre Statio-
Ein Teil dieser Kooperation erfolgt beispielsweise über die militärische Ausbildungshilfe, mit der vor allem Führungspersonal fremder Streitkräfte in deutschen Führungs- und Einsatzgrundsätzen
geschult werden. In Anlehnung an die
Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung sowie im Hinblick auf die
zunehmenden Flüchtlingsströme über
das Mittelmeer ist eine Intensivierung
von Ausbildungshilfen zur Fähigkeitsentwicklung vor allem afrikanischer Streitkräfte zu erwarten.
Deutsches Heer in internationaler
Zusammenarbeit
Die Interessen des Deutschen Heeres
in der internationalen Zusammenarbeit
leiten sich aus den sicherheits- und verteidigungspolitischen Richtlinien ab. Das
wesentliche Interesse besteht in einem
quantitativen und qualitativen Wertzuwachs. Dieser kann sich durch höhere
Einsatzbereitschaft, Fähigkeitszuwächse
bzw. den Erhalt von Fähigkeiten bei
zeitgleicher Einsparung von Ressourcen
sowie eine bessere Ausbildungsqualität
ausdrücken. Die Effektivität in Einsätzen wird durch die Qualität eingesetzter
Kräfte und deren Fähigkeiten bestimmt.
Je ausgeprägter deren Modularität und
Interoperabilität ist, desto leichter ist
Quelle: TSL/FSHT/Dirk Taufenbach
Die Verbesserung der Befähigung fremder Streitkräfte, z.B. auch durch Ausbildung in ihrem Heimatland, zur eigenverantwortlichen Aufrechterhaltung der
Sicherheit kann dazu beitragen, dass ein
Einsatz internationaler und damit auch
deutscher Kräfte gar nicht erforderlich
wird. Das Deutsche Heer engagiert sich
daher durch Beratung und Ausbildung
vor Ort oder durch Ausbildungsvorhaben im Rahmen rüstungswirtschaftlicher
Zusammenarbeit.
nierung rotierender Präsenzkräfte, die
vor Ort auch Ausbildungsunterstützung
leisten.
Militärische Ausbildungshilfe am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme in Aachen
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InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
Quelle: Bundeswehr/Tim Krüger
deren Einbindung in multinationale Einsatzstrukturen. Ausbildungskooperationen zielen daher auf ein gemeinsames
operatives Verständnis sowie die Harmonisierung von Einsatzgrundsätzen und
Verfahren ab.
Da die Einbindung internationaler Partner grundsätzlich zu einer quantitativen Entlastung eigener Kräfte im Ein-
Französische Kadetten während der
Offizierausbildung im niedersächsischen
Munster
satz führt, werden Partnernationen mit
Unterstützung des Deutschen Heeres zur
Durchführung gemeinsamer Einsätze
befähigt.
Herausforderungen und
Chancen aktueller Ausbildungskooperationen
Neben den für 2015 projektierten 130
Maßnahmen zur militärischen Ausbildungshilfe für 34 Nationen, Ausbildungsunterstützungen zur Fähigkeitsentwicklung im Rahmen der Rüstungskooperation sowie den Ausbildungsmissionen
wird die internationale Ausbildungskooperation des Deutschen Heeres von
einer priorisierten Zusammenarbeit mit
ausgewählten europäischen Streitkräften geprägt.
Besonders intensiv verläuft die Ausbildungskooperation mit den Niederlanden. Die Landstreitkräfte beider Nationen verschmelzen derzeit in nie da
gewesener Tiefe. So wurde die 11. Niederländische luftbewegliche Brigade
der deutschen Division Schnelle Kräfte
unterstellt und der Divisionsstab mit Personal aus beiden Nationen besetzt. Im
nächsten Schritt wird ein deutsches Panzerbataillon, in das gegebenenfalls eine
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niederländische Kompanie integriert
wird, voraussichtlich der 43. Niederländischen mechanisierten Brigade zugeordnet, die wiederum der deutschen
1. Panzerdivision unterstellt wird. Damit
werden integrierte Strukturen geschaffen, die eine gemeinsame Ausbildung
mit einheitlichen Einsatzgrundsätzen für
zukünftige Einsätze ermöglicht.
Ein Leuchtturmprojekt der deutsch-niederländischen Ausbildungskooperation ist das Projekt „Griffin Strike“, eine
gemeinsame Ausbildung mit Übungsanteilen für Joint Fire Support Teams. In der
streitkräftegemeinsamen taktischen Feuerunterstützung werden Kampfflugzeuge, -hubschrauber und Drohnen, Artillerie- und Mörsersysteme sowie gegebenenfalls Schiffsartillerie koordiniert
zum Einsatz gebracht. Nach deutschniederländischem Start nimmt jetzt auch
Belgien an dieser Ausbildung teil, und
weitere 20 Nationen haben Interesse
an einer Beobachtung mit Option einer
späteren Beteiligung angezeigt.
Während des NATO-Gipfels 2014 wurde
die Übertragung koordinierender Verantwortung zur Fähigkeitsentwicklung an Rahmennationen beschlossen.
Deutschland hat als Rahmennation
„Joint Fires“ den Aufbau eines multinationalen Ausbildungs- und Übungszentrums Joint Fires angezeigt, in das die mit
dem Projekt „Griffin Strike“ erlangten
Erfahrungen integriert werden können.
In der Ausbildungskooperation mit
Österreich sind neben Projekten der
Kampfmittelabwehr, der Ausbildung
luftgestützter Kräfte und einer Beteiligung an dem deutsch-niederländischen
Joint Fires Projekt die Entwicklungen in
der Gebirgs- und Winterkampfausbildung hervorzuheben. Hier ist es gelungen, gemeinsame Einsatzvorschriften
zu entwickeln, eine Voraussetzung für
kooperative Ausbildung. Auf dieser
Grundlage wurden Lehrgänge entwickelt, die mit dem Einsatz gemeinsamer
Ressourcen und mit Ausbildern beider
Nationen für deutsch-österreichische
Ausbildungsgruppen durchgeführt werden. Ziel ist es, diesen Erfolg multinational auszuweiten. Zu diesem Zweck
wurde einer dieser Lehrgänge für eine
Integration in die von Österreich initiierte und von Deutschland und weiteren
Nationen unterstützte Mountain Training Initiative im Rahmen des EU Pooling & Sharing Projekts gemeldet.
Eine langfristige Partnerschaft verbindet das deutsche mit dem französischen
Heer. Im Bereich der gemeinsamen Führerausbildung besteht u.a. seit einigen
Jahren für bis zu je fünf französische und
deutsche Offizieranwärter die Möglichkeit, die militärische und akademische
Offizierausbildung im jeweils anderen
Land zu absolvieren. Die ersten Teilnehmer haben ihre Ausbildung beendet und
werden in ihren Heimatländern u.a. als
Zugführer eingesetzt. Diese gemeinsame Führerausbildung fördert Vertrauen, Kameradschaft und Verständnis für
die Verhältnisse in befreundeten Streitkräften, eine Grundvoraussetzung für
Interoperabilität und den gemeinsamen
Einsatz in integrierten Stäben.
Mit Polen wurden im letzten halben Jahr
neben einer Ausweitung gemeinsamer
Übungstätigkeit ebenfalls wechselseitige
Unterstellungen von Truppenteilen und
Ausbildungskooperationen in verschiedenen Handlungsfeldern vereinbart. Im
Wesentlichen werden Möglichkeiten für
eine wechselseitige Offizierausbildung,
ähnlich der mit Frankreich, und truppengattungsspezifische Ausbildungspartnerschaften der Panzer-, Artillerie-, Gebirgsjäger- und Aufklärungstruppen untersucht. Diese intensive Zusammenarbeit
erfolgt vor dem Hintergrund der sicherheitspolitischen Lage in Osteuropa und
genießt hohe politische Aufmerksamkeit.
So zeichneten die Verteidigungsminister
beider Länder eine Absichtserklärung,
der die Intensivierung der Heereskooperation folgt. Zur Umsetzung der Projekte wurde eine mit Vertretern beider
Heeresstäbe besetzte Army Cooperation
Group gebildet, ein Format, das auch mit
anderen Kooperationspartnern erfolgreich zur Umsetzung und Weiterentwicklung der Heereskooperationen eingesetzt wird.
Außerhalb von NATO und EU kooperiert
das Deutsche Heer vornehmlich mit dem
Ziel des Fähigkeitsgewinns. Da die Bundesrepublik Deutschland und viele ihrer
Bündnispartner nicht über alle Klimazonen verfügen oder dort keine Ausbildungseinrichtungen betreiben, werden
etwa für die Ausbildung im heißen und
feuchten Klima alternative Ausbildungsorte im brasilianischen Amazonasgebiet
untersucht. Im Gegenzug unterstützt die
Bundeswehr u.a. die brasilianische Ausbildung am Kampfpanzer Leopard.
Eine Ausbildungskooperation wird mit
Israel vorbereitet, bei der die Teilnahme
eines deutschen Infanteriezuges an einer
Ausbildung am Urban Warfare Training
Center in Tze‘elim in der Wüste Negev
InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
erfolgt. Vor dem Hintergrund zunehmender Konflikte in bebauten und
bewohnten Räumen gehört der Einsatz
in urbanen Gebieten zum Fähigkeitsspektrum von Landstreitkräften. Das israelische Heer stellt Ausbildungsinfrastruktur zur Verfügung, die es in Deutschland
erst mit der Fertigstellung der urbanen
Ausbildungsanlage im Gefechtsübungszentrum des Heeres geben wird.
gemeinsam Spezialkräfte ausbilden
und dazu unterschiedliche Ressourcen,
z.B. Flugstunden, Ausbilder, Nachtsichtgeräte beisteuern. Eine ähnliche
Perspektive besitzt die gemeinsame
deutsch-österreichische Ausbildung im
Gebirgs- und Winterkampf. Multinationale Ausbildungs- und Übungszentren,
in denen die beteiligten Nationen mit
einem gemeinsamen Ressourceneinsatz sowie gemeinsamen Einsatz- und
Ausbildungsgrundlagen militärisches
Fachpersonal aus- und fortbilden, sind
jedoch noch selten.
Insgesamt lassen Aufgabenvielfalt und
-komplexität, InteroperabilitätserforderQuellen: Bundeswehr
Zur Begleitung der Ausbildungsmissionen der Bundeswehr sowie ihrer Erfolgssicherung werden Möglichkeiten für
nachhaltige Ausbildungsunterstützungen untersucht. Derzeit ist das Deut-
Effizienzsteigerung zeigt. Neben diesen
positiven Auswirkungen sind jedoch Herausforderungen zu berücksichtigen. Die
Struktur des Deutschen Heeres ist auf den
nationalen Ausbildungsbedarf ausgelegt.
Schulen und Ausbildungszentren können
Lehrgangsteilnehmer aus anderen Streitkräften nur im Rahmen freier Kapazitäten
aufnehmen. Um dennoch internationale
Partner mit ausbilden zu können, werden diese Einrichtungen mit Fachpersonal
und weiteren Ressourcen aus der Truppe
unterstützt. Dazu werden Lösungsansätze untersucht. Sie sollen Strukturen des
Heeres besser auf die internationale Ausbildungskooperation anpassen bzw. diese
Einweisung in die Ausbildungsmöglichkeiten am
israelischen Urban Warfare Training Center in Tze’elim
sche Heer in Ausbildungsmissionen in
Afghanistan, Mali und im Nordirak tätig.
Mit den Kräften vor Ort ist eine umfassende Führerausbildung kaum möglich,
die jedoch Grundlage für eine eigenverantwortliche Ausbildung und Aufrechterhaltung der Sicherheitslage ist.
Deshalb werden diese Einsätze durch
Ausbildungsunterstützung in Deutschland ergänzt.
Nach Reduzierung der Bundeswehrkräfte, wie in Afghanistan, oder vollständiger Beendigung der Einsätze
gewinnen die Themen Ausbildungsunterstützung, -hilfe und -beratung zunehmende Bedeutung. Vorstellbar wären
langfristige Beraterteams vor Ort oder
eine Unterstützung an Schulen und Ausbildungszentren des Deutschen Heeres
sowie Ausbildungspatenschaften zwischen Truppengattungen mit gegebenenfalls gemeinsamen Übungen.
Durch Ausbildungskooperationen kann
erheblicher Nutzen erzielt werden, der
sich vor allem durch Fähigkeits- und Interoperabilitätsgewinne, Entlastung und
Sniper-Ausbildung am International Special
Training Center in Pfullendorf
Strukturen gemeinsam mit den europäischen Partnern schaffen.
Perspektiven für Ausbildungskooperation europäischer Landstreitkräfte
Die Entlastung in der Ausbildung
ohne Fähigkeitsverlust ist ein Ziel, das
sich durch Bündelung von Ressourcen
in gemeinsamen Ausbildungs- und
Übungszentren erreichen lässt. Dieser
Ansatz hat sich bei der Zusammenarbeit
des Ausbildungsstützpunktes Gebirgsund Winterkampf in Mittenwald und
des österreichischen Gebirgskampfzentrums in Saalfelden bei Lehrgängen für
Spezialisten schon bewährt. Auch die
Center of Excellence der NATO enthalten in der Regel einen Ausbildungsanteil und am VN-Ausbildungszentrum im
bayerischen Hammelburg läuft seit vielen Jahren erfolgreiche Ausbildung mit
multinationaler Beteiligung. Ein weiteres Projekt ist das International Special
Training Center in Pfullendorf, in dem
derzeit neun Nationen auf Grundlage einer vertraglichen Vereinbarung
nisse, Kostendruck und nationale Interessen für den Erhalt von Fähigkeitsbreiten bei nur noch selektiven Tiefen,
intensivierte Ausbildungskooperationen
europäischer Streitkräfte zweckmäßig
und sinnvoll erscheinen. Die regionale
Nähe, ähnliche Kulturen und Organisationen der Streitkräfte sowie Vertrauen
und Solidarität unter den europäischen
Partnern sollten diesen Prozess vereinfachen. Eine Lastenteilung durch die Bündelung von Ressourcen in multinationalen Ausbildungs- und Übungszentren
verstärkt zwar wechselseitige Abhängigkeiten und stellt vermeintlich hohe
Ansprüche an die Einschränkung staatlicher Souveränität, kann im Bereich
der Ausbildung jedoch als hinnehmbar
bewertet werden. Mehr noch stoßen sie
in Europa bestenfalls eine neue politische Debatte um den möglichen Einsatz
militärischer Fähigkeiten sowie die dazu
erforderlichen Strukturen, Investitionen und Entscheidungsprozesse an. Die
internationale Ausbildungskooperation
kann hierbei eine Vorbildfunktion wahrnehmen.
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InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
Meine meinung - Aus der Industrie
(Fotos und Grafiken: Rohde & Schwarz)
Taktische Kommunikation in Deutschland –
Quo vadis?
Hartmut Jäschke ist Senior Vice President
Sales & Projects der Secure Communications Division der Rohde & Schwarz
GmbH & Co. KG.
Seit Mitte dieses Jahres verantworte ich
den Fachvertrieb und die Projektrealisierung des Geschäftsbereiches Sichere Funkkommunikation bei Rohde &
Schwarz. Mit weltweiter Ausrichtung
und einem Volumen von etwa 250
Mio. Euro jährlich ist dies eine bedeutende wie traditionelle Säule dieses zu
100 Prozent in Privatbesitz befindlichen
deutschen Mittelständlers.
Bevor ich mich im Detail mit der Taktischen Kommunikation in Deutschland
auseinandersetze, möchte ich einen
Trend beleuchten, der für das Thema
relevant ist.
Trend: Die rasante Entwicklung der
Computer-, Informations- und Kommunikationstechnologie. Sie ist uns allen
gegenwärtig und hat unser Leben in
allen Bereichen nachhaltig verändert.
Diese Entwicklung basiert im Wesentlichen auf stetig steigenden Rechnerleistungen, wachsenden Speicherkapazitäten einhergehend mit Miniaturisierung.
Hardwarekomponenten und Funktionen werden immer weiter integriert,
die Transferkapazitäten von Netzen
steigen in Potenzen, und die eigentlichen Fähigkeiten kommen zunehmend
als Software mit immer neuen Updates.
Begleitet wird dies von stetig sinkenden Preisen für die gesamte Infrastruktur und immer kürzeren Lebenszyklen
von Hard- und Software. Nicht nur
die Verarbeitung hat sich rasant ent-
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wickelt, sondern auch die anfallende
Datenmenge, die erzeugt, transportiert und verarbeitet wird. Selbst, wenn
es sich im Privatgebrauch nicht selten
um „Katzenvideos“ handelt. Das alles
funktioniert gut und ist nicht mehr
wegzudenken.
Zurück zur Taktischen Kommunikation
in Deutschland und damit zum deutschen Heer als Träger von Landoperationen einschließlich der Befähigung
zum Kampf.
Mit den neuen Hauptwaffensystemen
Boxer und Puma stehen dem deutschen Heer schon jetzt oder in sehr
naher Zukunft modernste Plattformen
zur Verfügung. Aktuelle bis modernste
Technologien etwa aus den Bereichen
Optronik, Antrieb und Schutz stellen
die Technologieführerschaft deutscher
Unternehmen im Bereich der Landsystemtechnik unter Beweis. Der größte
Nutzen der neuen Systeme für die Bundeswehr wird dabei die Wirkfähigkeit
Dieser Bedarf wurde von vorausschauenden Planern bereits vor mehr als
10 Jahren klar erkannt. Und zwar im
gesamten Bündnis. Software Defined
Radio (SDR) war damals noch ein Buzzword, eine Schlagzeile, ein fernes Versprechen. Heute ist SDR der Garant
für die gleichzeitige Übermittlung von
Sprache und Daten, für innovative breitbandige Netzwerkwellenformen, die
Brücke zur Interoperabilität mit Koalitionskräften, den Schutz vor Störungen
und Gegenmaßnahmen und schließlich
für Verschlüsselung der neuesten Generation. Um zum obigen Trend zurückzuschauen: Heute geht zusammen, was
lange getrennt war, weil es nicht anders
möglich war. Auch in der taktischen
Kommunikation von Streitkräften.
Die deutsche Ausprägung dieser Vision
war das seinerzeit visionäre Projekt
„Streitkräftegemeinsame Verbundfähige Funkausstattung“ (SVFuA). Oft belächelt und nicht selten kritisiert passt
Sichere Kommunikation mit entsprechender Verschlüsselung ist ein Kernelement der
Führungsfähigkeit im Einsatz.
im Verbund sein, sowohl Joint als auch
Combined. Dazu bedarf es einer vernetzten Operationsführung, die Wirkungsüberlegenheit durch Informationsüberlegenheit sicherstellt, natürlich
basierend auf moderner Informationsund Kommunikationstechnik.
es deutlich stärker als vielen bewusst
genau in die heutige Zeit. Ziel war es,
durch die Einführung eines modernen
Software Defined Radios eine neue
zukunftsfähige Funkgeräteplattform
und Architektur für die Bundeswehr
in ihrer gesamten Breite zu bilden.
InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
Zur Realisierung wurden folgende Entscheidungen getroffen:
• Der Kunde Bw hat das Kerngerät und
die Kryptologie freihändig an Rohde
& Schwarz als die einzig rein deutsche
Firma in diesem Bereich vergeben. Denn
egal, wie vernetzt man kommunizieren
will – Militärkommunikation ist nicht
Facebook. Einen Kern nationaler Autarkie und Sicherheit sollte man immer
bewahren.
• Zur Verteilung des Entwicklungsrisikos
auf breite Schultern wurden die technisch ebenfalls anspruchsvollen Radiomodule im Wettbewerb an deutsche
bzw. europäische Industrie vergeben.
Vor sechs Jahren wurde die durch die
Bundeswehr im Wesentlichen bezahlte
Entwicklung von SVFuA unter Vertrag
genommen. Heute ist unsere Entwicklung erfolgreich abgeschlossen. Die
Reife des Systems wurde bereits durch
mehrere Nutzertests bestätigt und die
Integrationsstudien in die wichtigsten
Fahrzeuge des deutschen Heeres zeigen
gute Resultate. SVFuA ist damit als System mit hohem Reifegrad Realität. Es
steht jetzt zur Beschaffung in Umfang
und Tiefe für eine Wirkfähigkeit im Verbund für Einsatz, zur Ausbildung und
in Bereitschaft zur Verfügung - genau
zeitgerecht für die deutschen Beiträge
im Rahmen internationaler Vereinbarungen wie NATO Response Forces und
konkret dem aktuellen Teil, der Very
High Readiness Joint Task Force.
Mit Genehmigung und Finanzierung
des momentan in Erstellung befindlichen Gesamtkonzepts Mobile Taktische
Kommunikation (MoTaKo) erfolgt die
Anbindung von SVFuA an den Soldaten
im Feld. Dies wird gewährleistet durch
die modulare, adaptierbare und integrative Auslegung von SVFuA sowie
die Zusammenarbeit verschiedener in
Deutschland mit der Bundeswehr aktiver Unternehmen mit unterschiedlichen Produktfamilien. Das zu ermöglichen ist Herausforderung und Notwendigkeit zugleich, denn eine sofortige
Vollausstattung aller Ebenen und Plattformen wird eine Illusion bleiben. Der
Mischbetrieb zusammen mit bewährten
aber alternden Systemen wird uns noch
lange begleiten. Als eines der ersten
Projekte weltweit beweist SVFuA aber,
dass die Portierung von solchen sogenannten Legacy Wellenformen für den
Mischbetrieb technisch und kommerziell realisierbar ist. Und mit Hilfe der
Software definierten Kryptologie ist es
möglich, den Einstufungsgrad unseres
Kommunikation mit der Rohde & Schwarz Wellenformfamilie
SVFuA flexibel zwischen offen, VS-NfD
und GEHEIM usw. zu verändern.
Die Schöpfer von SVFuA haben bezogen auf den eingangs beschriebenen
Trend viel erreicht. Durch den modularen Ansatz einer offenen Plattform
wird moderne Technologie heute realisiert und bietet gleichzeitig finanzierbare Einbindungsmöglichkeiten von
zukünftigen Komponenten, egal ob
Hard- oder Software. Die SDR Technologie ist jetzt in Deutschland zu einem
Zeitpunkt verfügbar und beschaffungsreif, an dem andere Nationen noch an
ihren nationalen Lösungen entwickeln.
Wählt man einen anderen Blickwinkel auf nationale Kernfähigkeiten und
Deutschland als Anlehnungsnation, kann
man auf der Basis von SVFuA auch eine
weitere Zukunftsperspektive insbesondere als Handlungsoption für die Politik
andenken: Mit Rohde & Schwarz als deutschem, aus Familienhand und München
geführtem Unternehmen, verfügt unser
Land über ein eigenes Kryptologieportfolio als nationale Kernfähigkeit. Zusätzlich wurde hier eine SDR Familie von
sicheren Kommunikationslösungen entwickelt, die aufgrund gemeinsamer Wellenformen voll interoperabel zu SVFuA
ist. Diese Familie besteht aus taktischen
Funkgeräten, einem Flugfunkgerät und
modernen, maßgeschneiderten Netzwerkwellenformen, die alle durch internationale Kundenaufträge hinterlegt
sind und an deren Weiterentwicklung
täglich weit über hundert Ingenieurinnen und Ingenieure an den Standorten
München und Stuttgart arbeiten. Tests
bei der zuständigen Wehrtechnischen
Dienststelle der Bundeswehr haben die
hervorragende Leistungsfähigkeit dieser
Familie bewiesen. Auch deshalb wird sich
SVFuA im Zusammenwirken mit MoTaKo
bewähren.
Unser harmonisiertes Konzept bietet der
Bundesrepublik Deutschland als Anlehnungsnation viele Vorteile: Angefangen
von der bündnisgemeinsamen Nutzung
von eigenen Wellenformen über die
sichere Ausleihe von Funkgeräten an
Koalitionspartner bis zur Implementierung von fremden Wellenformen auf
den eigenen Funkgeräten. Interoperabilität von bodengebundenen Truppen
über seegehende Einheiten bis zu fliegenden Plattformen ist nur so erreichbar. Und das auf Wunsch mit Expertise
und Service aus einer Hand.
Von daher bin ich überzeugt, dass
es jetzt für Einsätze wie Landes- und
Bündnisverteidigung und zur Wiederherstellung unserer nationalen Kerninformationsautonomie einer richtungsweisenden Entscheidung bedarf,
nämlich der Beschaffungsentscheidung
für SVFuA als Rückgrat der zukünftigen
mobilen taktischen Kommunikationsinfrastruktur des deutschen Heeres und
der Bundeswehr. Die innovations- wie
auf den ersten Blick risikovermeidende Weiternutzung einer Funkgerätegeneration, die ihren Zenit bereits vor
Jahren überschritten hat, wäre ähnlich
einschränkend wie das konsequente
Festhalten an einem Uralt-Handy der
ersten Generationen. Da hielt zwar
der Akku länger und die Schrift war so
schön groß, aber es kann halt im heutigen Vergleich fast nichts.
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InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
Aus der Industrie
Mit Sicherheit gut geschützt
Abbildungen: 3M Deutschland GmbH
David Cerny, Leiter Behördenkunden 3M Deutschland GmbH
David Cerny ist Leiter Behördenkunden bei
der 3M Deutschland GmbH und Experte
für militärische Schutzausrüstung.
Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen hat gleich zu Beginn der Legislaturperiode deutlich gemacht, dass
sie keine Kosten scheuen möchte, um
den Schutz der Soldaten im Einsatz
sicherzustellen: „Das Wichtigste ist der
Mensch und nicht die Frage der Materialkosten“, sagte sie Ende 2013 bei
einem Truppenbesuch im nordafghanischen Mazar-i-Scharif.
Auch zwei Jahre später gibt es im
Bereich Schutz noch weiteren Ausrüstungsbedarf, Dieser könnte durch
marktverfügbare und einsatzerprobte
Lösungen schnell und mit relativ niedrigem Kostenaufwand gedeckt werden.
Bei der Bundeswehr muss eine Persönliche Schutzausrüstung (PSA) höchste
Leistung und besten Schutz gewährleisten. Denn ein Soldat im Einsatz muss
maximale Leistung bringen, um zu
wirken. Er muss hellwach sein, schnell
reagieren und dabei klar kommunizieren. Das funktioniert nur, wenn die PSA
leicht, hochfunktionell und kompatibel
mit der sonstigen Ausrüstung ist. Gleichzeitig müssen die Streitkräfte bestens
geschützt sein. Kaum ein Beruf ist so
gefährlich, wie der eines Soldaten.
Mehr als 50.000 innovative
Produkte
3M steht weltweit für mehr als 50.000
innovative und qualitativ hochwertige
Produkte aus allen Lebens- und Arbeitsbereichen: von medizinischen Produkten, Lösungen zur Verkehrssicherheit,
Büroprodukten, hoch innovativen Klebstoffen bis hin zu persönlicher und mili-
10
tärischer Schutzausstattung. Seit Jahrzehnten unterstützt der Multitechnologiekonzern aus Neuss die Bundeswehr
und die NATO Streitkräfte – vor allem
im Bereich der „Commercial off the
Shelf (COTS)“-Anwendungen. Das sind
Produkte und Lösungen, die bereits
in der Industrie und auch in anderen
zivilen Bereichen Anwendung finden.
Ob Dichtungen für Militärfahrzeuge
oder Kampfflugzeuge, Lösungen zum
Reinigen der Waffen oder Klebebänder
jeglicher Art - 3M hat mehr als 10.000
Produkte mit Versorgungsnummer.
Aber auch im Bereich MOTS „Military
off the Shelf“ liefert das Unternehmen
relevante Lösungen für die Truppe. Insbesondere, wenn es um die persönliche
Schutzausstattung geht. Dazu gehören
ballistische Helmschalen oder ballistische Brillen. Als einer der führenden
Anbieter von Arbeits- und Personenschutzlösungen ist es das Ziel von 3M,
Menschen optimal zu schützen. Darüber hinaus forschen die Experten in
Neuss laufend an neuen, innovativen
Lösungen im militärischen Bereich – für
taktische Einsatzverbesserungen und
noch effektiveren Schutz der Soldaten.
Funktionelle Ausrüstung ist
entscheidend
Viele Einsätze heute unterscheiden sich
deutlich von früheren militärischen
Operationen. Zum einen gibt es weniger Soldaten, zum anderen wird es
immer wichtiger, dass die Streitkräfte
in der Lage sind, eine Vielzahl unterschiedlicher Einsatzszenarien schnell,
sicher und effektiv durchzuführen.
3M möchte die Soldaten dabei mit
hochwertigen Personenschutzlösungen
bestmöglich schützen und unterstützen. Denn eine gute und funktionelle Ausrüstung spielt im Einsatz eine
wesentliche Rolle und kann taktische
Vorteile bieten. Ein Beispiel ist der
taktisch elektroakustische Gehörschutz
– das 3M Peltor ComTac XPI Headset.
Hierbei handelt es sich um einen innovativen Gehörschutz, der besonders
in Kombination mit dem 3M Peltor
ComTac PTT Adapter sehr viele taktische Vorteile bietet. Von einem erhöhten Schutzniveau im Feuergefecht über
sehr gute Kommunikationsmöglichkeiten bis hin zu einer idealen Anpassung
an die heterogene Funkgeräteausstattung der Bundeswehr.
Professioneller Gehörschutz ist
unverzichtbar
Das Thema Gehörschutz ist bei der
Bundeswehr sehr wichtig. Sowohl bei
Übungen als auch im Einsatz sind Soldaten einem sehr hohen Lärmpegel
ausgesetzt. Der Grund: Selbst Handwaffen sind extrem laut. Schon ein einziger
Schuss kann 160 bis 170 Dezibel laut
sein und löst nicht selten ein Knalltrauma aus. Die Betroffenen, sei es der
Schütze selbst oder auch Soldaten, die
sich zum Zeitpunkt des Schusses in der
Nähe aufhalten, sind monatelang nicht
einsatzfähig. Jedes Jahr gibt es über
zweihundert solcher Fälle. Selbst wenn
es nicht zu einem Knalltrauma kommt,
schadet jeder Schuss dem Gehör. Denn
schon weit unter unserer Schmerzgrenze, die im Allgemeinen bei 120 Dezibel
liegt, beginnt die gesundheitsschädigende Wirkung von Lärm. Deshalb ist
professioneller Gehörschutz für Soldaten unerlässlich. Gleichzeitig ist es für
Soldaten lebenswichtig, untereinander
klar kommunizieren zu können und
Außengeräusche wahrzunehmen. Mittlerweile tragen die meisten Soldaten
bei der Bundeswehr den einsatzerprobten Impulsschall-Gehörschutz (3M ISGS).
Impulsschall-Gehörschutzstöpsel bieten
bei normalen Umgebungsgeräuschen
eine minimale Lärmdämpfung, so dass
eine normale Kommunikation problemlos möglich ist. Bei plötzlich auftretendem Impulslärm wie zum Beispiel einem Schuss, einer explodierenden Granate oder detonierenden IED
(Improvised Explosive Devices), wird das
Knallgeräusch von diesem speziellen
Ohrenstöpsel ausreichend gedämpft.
Hoher Schutz und optimale Kommunikationsmöglichkeiten unter
Lärm
Im Einsatz ist ein einfacher Gehörschutz
allerdings oft nicht ausreichend. Wirklich sicheren Schutz bietet nur ein doppelter Schutz. Hierbei werden Headset
und Ohrstöpsel kombiniert. Mit dem
InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
nötig, schnell und unkompliziert ganz
abschalten. Besonders wertvoll ist die
softwaregesteuerte Lautstärkenanpassung von Funksignalen. Sie ermöglicht
im sogenannten Ear-Plug-Mode eine
einwandfreie Funk-Kommunikation selbst bei hoher Lärmbelastung und
doppeltem Gehörschutz.
Das 3M Peltor ComTac XPI
Headset bietet besonders in
Kombination mit dem 3M Peltor
ComTac PTT Adapter sehr viele
taktische Vorteile.
Peltor ComTac XPI hat 3M ein Headset entwickelt, das einen solch hohen
Schutz mit optimalen Kommunikationsmöglichkeiten verbindet. Das neue
Headset ist eine Weiterentwicklung des
viel eingesetzten 3M Peltor ComTac
XP Headsets, das über zehn Jahre von
der NATO und auch der Bundeswehr
in Afghanistan eingesetzt wurde. Mit
sehr guten Einsatzerfahrungen. Schon
das Ursprungs-Modell bietet elektronische Begrenzer, die den Lärm auf 82
Dezibel beschränken. Gleichzeitig nehmen Außenmikrofone im Kopfhörer
Umgebungsgeräusche auf. Angeschlossene Funkgeräte machen außerdem die
Kommunikation nach außen oder auch
innerhalb eines militärischen Fahrzeugs
möglich. Das neue Modell bietet viele
zusätzliche Funktionen – von einem
sprachgeführten Menü, optimiertem
Korrosionsschutz, bis hin zu austauschbaren Mikrofon-Varianten. Außerdem
können Soldaten mit dem „SilentMode“ die Außenmikrofone, wenn
Hochfunktionelles modulares
System
Der modulare Aufbau des Systems
bietet eine besonders hohe Funktionalität für Schutz und Komfort. Denn
der Peltor ComTac XPI kann alleine,
unter einem Gefechtshelm oder unter
einer Stoßschutzkappe getragen werden - ohne Verlust der Gehörschutzzulassung. Möglich macht dies das flache
Kapseldesign des neuen Headsets. So
ist das Gehör in jeder Situation sicher
geschützt - ohne wertvollen Zeitverlust. Denn im Kampfeinsatz ist jede
Sekunde entscheidend. Die verschiedenen Adapterkabel für unterschiedliche
Bordverständigungsanlagen (SOTAS &
BV25) und militärische Handfunkgeräte machen einen schnellen unkomplizierten Wechsel zwischen
den verschiedenen Systemen
der Bundeswehr möglich.
Der
ComTac-PTT-Adapter
an der Weste der Soldaten
sorgt dafür, dass ein kurzes
Umstecken reicht, damit die
Soldaten wieder mit ihren Handfunkgeräten verbunden sind. So sind
die Streitkräfte in jeder Situation mit
einem Klick einsatz- und kampfbereit.
gäu, ist spezialisiert auf Produkte aus
technischer Hochleistungskeramik. Hier
werden unter anderem Körperschutzplatten für ballistische Schutzwesten
produziert. Denn für höheren Schutz,
zum Beispiel bei Beschuss mit Langwaffen, sind Einschübe in die Schutzwesten erforderlich. Diese bestehen in
der Regel aus Metall, Keramik oder
Verbundwerkstoffen. Bei ihrer Entwicklung kommen innovative Materialien
zum Einsatz. Dabei spielen Eigenschaften wie Härte, Elastizitätsmodul, Festigkeit, Schallgeschwindigkeit und Flächengewicht (Dichte) eine große Rolle.
3M Technical Ceramics fertigt Körperschutzplatten aus technischer Hochleistungskeramik an, die dem Anforderungsprofil von hohen Schutzklassen
gerecht werden. Eines dieser Materialien ist Borcarbid, welches in einem aufwendigen Verfahren hergestellt wird.
Bei sehr hohen Temperaturen wird eine
Bor-Sauerstoffverbindung mit Kohle zu
Borcarbid - auch ‚schwarzer Diamant‘
oder ‚schwarze Keramik‘ genannt. Der
Vorteil: Schwarze Keramik ist wesentlich leichter als weiße Keramik bei
gleichzeitig extremer Härte. Dadurch
sind diese Körperschutzplatten die
leichtesten Platten am Markt und kommen in hochwertigen Westen zum Einsatz. Das Werk in Bayern produziert
ballistische Keramiken aber nicht nur
als Körperschutz. Auch für Fahrzeuge,
Hubschrauber und Flugzeuge liefert
3M maßgeschneiderte Keramiklösungen – für einen größtmöglichen ballistischen Schutz.
Ballistischer Schutz mit
schwarzer Keramik
Zu der persönlichen Schutzausrüstung der Streitkräfte gehören auch ballistische Schutzwesten. Noch immer tragen viele
Soldaten ältere, sehr schwere
Schutzwesten. Dabei erfordern
militärische Einsätze höchsten
Schutz und möglichst leichte Westen. Nur so kann die
für die Sicherheit relevante
Bewegungsfreiheit der Soldaten gewährleistet werden. 3M
Technical Ceramics, eine Zweigniederlassung der 3M Deutschland GmbH (ehem. ESK) im AllDie 3M Körperschutzplatten aus
technischer Hoch­leistungskeramik
sind besonders leicht und
gleichzeitig extrem hart.
11
InfoBrief Heer · Ausgabe 4 · September 2015
Aus dem FKH
Symposium im AHEntwg
Zum Symposium „Aspekte der Weiterentwicklung des Heeres in allen Fähigkeitsdomänen“ konnten der Amtschef des Amtes für Heeresentwicklung
(AHEntwg), Generalmajor Wolfgang
Köpke, und der Präsident des FKH,
Generalleutnant a.D. Roland Kather, am
23. und 24. Juni in der Kölner KonradAdenauer-Kaserne mehr als 150 Teilnehmer begrüßen.
In einführenden Vorträgen stellte
zunächst Generalmajor Köpke die Kompetenzen des AHEntwg für die Weiterentwicklung des Heeres in den Fähigkeitsdomänen dar. Zu ausgewählten
Aspekten der Sicherheits- und Bedrohungslage trug Generalmajor Norbert
Stier, Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes, und zu aktuellen Bedrohungen in Einsätzen Generalleutnant
a.D. Ton van Loon vor.
In den Fähigkeitsdomänen Führung,
Aufklärung, Wirkung und Unterstützung wurden zunächst die grundsätzlichen Aspekte der Weiterentwicklung
in den Bereichen Technologie, Sicherheitspolitik, Einsatzumfeld, Gegner
und Trends aufgezeigt. Die Industrie
hatte Gelegenheit, ihre Produkte und
Lösungsvorschläge darzustellen. Breiten Raum nahm auch die Diskussion
über neue Technologien zur Deckung
des Energiebedarfs, zur Nutzung der
3D-Drucks, zu unbemannten Systemen
(Land und Luft) und zu neuen Werkstoffen ein.
Impressum
Herausgeber: Förderkreis Deutsches Heer e.V.,
Büro Bonn: Adenauerallee 15, 53111 Bonn,
Tel.: (0228) 261071, Fax (0228) 261078.
Büro Berlin: Unter den Linden 21,
10117 Berlin,
Tel.: (030) 20165623
E-Mail: [email protected],
Web: www.fkhev.de
Mit der Herausgabe beauftragt:
Mittler Report Verlag GmbH, Bonn
Ein Unternehmen der Gruppe Tamm Media
Chefredakteur: Dr. Peter Boßdorf
Redaktion: Dorothee Frank
Anschrift: Baunscheidtstraße 11, 53113 Bonn
Tel.: (0228) 3500883, Fax: (0228) 3500871.
E-Mail: [email protected]
Der Info-Brief Heer erscheint fünfmal im Jahr.
Abonnementpreis für Nichtmitglieder beim
Förderkreis Heer e.V. 20,– E p.a.
Bestellungen bei: Mittler Report Verlag GmbH,
Baunscheidtstraße 11, 53113 Bonn.
Copyright Mittler Report Verlag GmbH.
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Veranstaltungen 2015
30. SeptemberParlamentarischer Abend; 73./74. Präsidiumssitzung, Berlin
12.-14. OktoberAUSA Annual Meeting 2015 mit Empfang FKH am
13. Okt., Washington, USA
28./29. Oktober* Symposium „Wirksamkeit im Einsatz: Effektiv,
innovativ, skalierbar“, MBDA Deutschland GmbH,
Schrobenhausen
05. November
89. Info-Lunch, Berlin
25. November
Parlamentarischer Abend, Berlin
07. Dezember*
Kurzsymposium mit anschließendem Empfang, Koblenz
17. Dezember
90. Info-Lunch, Präsidiumssitzung, Berlin
Anmerkungen: Info-Lunch-Veranstaltungen finden in der Regel am Donnerstag um 12.30 Uhr und
Parlamentarische Abende am Mittwoch um 18.00 Uhr statt
* = Einladungen an alle Mitglieder (Aktueller Stand der Veranstaltungen unter www.fkhev.de )
Veranstaltungen 2016 (Vorbehaltlich der Billigung durch das Präsidium)
28. Januar 91. Info-Lunch, Berlin
9. - 14. Februar DEFEXPO, New Delhi, Indien
17. Februar Parlamentarischer Abend, Berlin
24. Februar Round Table Gespräch mit Betriebsräten der
wehrtechnischen Industrie, Berlin
5./6. oder 6./7. April* Symposium „Ausbildung“,
Ausbildungskommando Heer, Leipzig
14. April 92. Info-Lunch, 76. Präsidiumssitzung, Berlin
11. Mai Parlamentarischer Abend, Berlin
31. Mai - 5. Juni ILA , Berlin
8. Juni* Mitgliederversammlung 2016 , Berlin
8. Juni* Berlin-Empfang, Berlin
13. - 17. Juni EUROSATORY 2016, Paris
7. Juli 93. Info-Lunch, Berlin
14./15. September* Symposium „Forschung und Technologie“,
EMI, Freiburg
21. September Parlamentarischer Abend, Berlin
3. - 5. Oktober* AUSA Annual Meeting 2016, Washington USA
11./12. oder 12./13. Oktober*
Symposium „Kommunikation für Landstreitkräfte“
Firma Rohde & Schwarz, München
20. Oktober 94. Info-Lunch, Berlin
23. November Parlamentarischer Abend, Berlin
5. Dezember* Kurzsymposium mit anschließendem Empfang
15. Dezember 95. Info-Lunch, ggf. 77. Präsidiumssitzung, Berlin
Anmerkungen: Info-Lunch-Veranstaltungen finden in der Regel am Donnerstag um 12.30 Uhr und
Parlamentarische Abende am Mittwoch um 18.00 Uhr statt
* = Einladungen an alle Mitglieder (Aktueller Stand der Veranstaltungen unter www.fkhev.de )
12. Handelsblatt Konferenz
Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie
29. und 30 September, Pullman Berlin Schweizerhof
mehr unter www.defence-conference.com