SCHONEN SCHADET. AUCH IM ALTER. Neue Forschung zur Rehabilitation Eine intensive Neurorehabilitation nutzt Schlaganfall-Patienten aller Altersstufen in etwa gleichem Umfang. Der Erfolg einer Rehabilitation hängt nicht vom Alter ab, sondern davon, wie oft und wie lange trainiert wird. Das hat Professor Stefan Knecht aus Meerbusch in einer klinischen Studie nachweisen können. Die Berliner Fürst-Donnersmarck-Stiftung verlieh ihm dafür ihren Forschungspreis. Daten aus dem Qualitätssicherungsprojekt Schlaganfall Nordwestdeutschland zeigen, dass selbst in Regionen, die der Schlaganfall-Versorgung eine hohe Priorität geben, nur etwa vier von zehn Patienten nach Schlaganfall eine neurologische Rehabilitationsmaßnahme durchlaufen (Dtsch Arztebl Int 2013; 110(7):101-7). Bei älteren Patienten ist das Risiko, dass sie keine oder nur eine wenig intensive, geriatrische Rehabilitation erhalten, deutlich höher.„Begründetwird das oft damit, dass eine intensive neurologische Rehabilitation bei älteren Menschen weniger gut anschlägt oder sogar schadet", erläutert Professor Stefan Knecht von der Mauritius Therapieklinik in Meerbusch. Doch stimmt das wirklich? Knecht und seine Kollegen haben sich das anhand von über 2.000 Patienten , die in Meerbusch zwischen 2008 und 2012 eine Schlaganfall-Rehabilitation durchlaufen haben, etwas genauer angesehen. Für ihre Arbeit haben sie im November den Forschungspreis der Fürst-Donnersmarck-Stiftung erhalten (J Neurol Neurosurg Psychiatry 2015; 0:1-5). Um die Daten vergleichbar zu machen, wurde jeweils ein Zeitraum von vier Wochen stationärer neurologischer Rehabilitation betrachtet. Kriterium für den Erfolg der Rehabilitation war der Barthel-Index, ein Maß für die funktionelle Leistungsfähigkeit der Patienten. Bekannt ist, dass ältere Menschen Rehabilitationseinrichtungen im Mittel mit einem schlechteren Barthel-Index verlassen als jüngere. Das muss aber nicht zwangsläufig heißen, dass die Rehabilitation nichts bringt. Es kann auch einfach daran liegen, dass die Funktionsfähigkeit schon zu Beginn schlechter war. Genau das konnten die Rehabilitationsexperten jetzt nachweisen: Sowohl bei unter 65jährigen Patienten als auch bei Patienten zwischen 65 und 80 Jahren als auch bei über 80jährigen Patienten verbesserte sich der Barthel-Index durch die täglich mehrstündigen Rehabilitationsmaßnahmen um 14 bis 15 Punkte. „Von der neurologischen Rehabilitation profitieren also Schlaganfall-Patienten in allen Altersstufen gleichermaßen", so Knecht. Und noch etwas anderes zeigen die Daten aus der Meerbusch-Kohorte: Je mehr Stunden die Patienten pro Tag trainieren, umso höher sind die Erfolgsraten. Dieser signifikante Zusammenhang ist statistisch komplett unabhängig vom Alter. Die Konsequenzen aus diesen Daten liegen für Knecht auf der Hand: Alle Schlaganfall-Patienten sollten eine möglichst intensive neurologische Rehabilitation erhalten, um die Potenziale voll auszuschöpfen: „Wer es mit der Schlaganfall-Versorgung ernst meint, muss die ganze Versorgungskette im Blick haben, nicht nur die Akuttherapie. Auch viele Neurologen müssen noch lernen, dass die Schlaganfall-Versorgung nicht mit der Stroke Unit endet." Fazit:Eine intensive neurologische Rehabilitation nach einem Schlaganfall verbessert die funktionelle Leistungsfähigkeit. Ältere und auch sehr alte Menschen profitieren in praktisch identischem Umfang wie jüngere Patienten. Prädiktiv für den Erfolg der Rehabilitation ist nicht das Alter, sondern die Menge an Stunden, die pro Tag trainiert wird. Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Seite 1 von 2 Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Seite 2 von 2
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