auch späte therapie bringt neue chancen

AUCH SPÄTE THERAPIE BRINGT NEUE CHANCEN
Neurologische Rehabilitation
Untersuchungen zeigen, dass eine neurologische
Rehabilitation sogar Jahre nach einem Akutereignis wirkt und
zu nachhaltigen Erfolgen führen kann.
„Intensiv-Reha-Programme im Rahmen der Heilverfahren der
Krankenkassen könnten gerade für ältere Patienten erhebliche
Chancen auf Teilhabe bieten", stellt die
Landesarbeitsgemeinschaft NeuroRehabilitation
Nordrhein-Westfalen in einer aktuellen Pressemitteilung fest.
In einer Studie der Neurologischen Klinik der Universität
Eine Intensiv-Reha wie hier im Zentrum der
München unter Leitung von Prof. Dr. med. Andreas Bender
Rehabilitation Pforzheim kann
Schlaganfall-Patienten auch lange nach dem
konnten Wissenschaftler jetzt nachweisen, dass Patienten mit
Ereignis noch Fortschritte in ihrer Rehabilitation
erworbenen Hirnschädigungen auch noch Jahre nach einem
bringen.
Akutereignis von einer Rehabilitation profitieren. Im konkreten
Fall wurden 53 neurologische Patienten rund vier Jahre nach ihrer Hirnschädigung in eine
ver-gleichende klinische Untersuchung eingebunden. Die eine Hälfte erhielt am Therapiezentrum
Burgau (Bayern) vier Wochen lang ein intensives ambulantes Therapieprogramm mit werktäglich sechs
Stunden teilhabe-orientierter Neuro-Rehabilitation. Die Kontrollgruppe bekam lediglich eine ambulante
Regelversorgung. Im Ergebnis attestierten die Wissenschaftler der Therapie-Gruppe schon nach vier
Wochen einen deutlich größeren Zuwachs an Alltagsselbstständigkeit. Nach zwölf Monaten konnten sie
zudem Langzeiteffekte wie eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität, der Teilhabe und einen
geringeren Pflegebedarf feststellen.
Neue Chancen für neurologische Patienten
„Diese Ergebnisse stehen im absoluten Gegensatz zur Versorgungsrealität in Deutschland", so Prof. Dr.
Dr. Paul W. Schönle, Vorsitzender des Bundesverbands NeuroRehabilitation e.V., „Offensichtlich gibt es
bei neurologischen Patienten mit erworbenen Hirnschädigungen ein bisher ungenutztes
Langzeit-Rehabilitationspotenzial." Die Münchener Wissenschaftler sehen in den Ergebnissen vor allem
Chancen auf eine langfristig verbesserte Teilhabe und Selbstständigkeit der Patienten. Darum plädieren
sie für eine Änderung der Versorgungsstruktur mit regelmäßigen Intervallen von Intensiv-Reha im
Nachgang zur klassischen neurologi-schen Rehabilitation. Diese würden zum Teil die heute
kostenintensiven Heil- und Hilfsmittelverordnungen ersetzen und könnten langfristig dazu beitragen,
Kosten der Sozialversicherungen zu sparen.
Strukturen sind da - Entscheidungen fehlen
Den daraus abgeleiteten Forderungen, auch gesetzliche Grundlagen für eine solche „Spät-Reha" zu
schaffen, kann Prof. Schönle aber nur bedingt folgen. „Wir brauchen keine neuen Gesetze, sondern
müssen lediglich geltendes Recht umsetzen und bestehende Strukturen besser nutzen", so der
erfahrene Neurologe. „De facto findet das Heilverfahren in der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht
mehr statt. Der rechtliche Anspruch darauf besteht aber weiter und ist mit den jetzt vorliegenden
Erkenntnissen eine Chance gerade für ältere neurologische Patienten", so Prof. Schönle weiter. „Es wird
dringend Zeit für eine Reanimation". Seiner Ansicht nach werden die Heilverfahren in der Gesetzlichen
Krankenversicherung nur deshalb so wenig bewilligt, weil das Geld an anderer Stelle gebraucht wird.
„Demografiebedingt steigen seit über zehn Jahren die Fallzahlen bei der Anschluss-Reha, die
annähernd zu 100 Prozent genehmigt wird. Bei gleichzeitig kaum gestiegenem Reha-Budget heißt das:
Es muss an anderer Stelle gespart werden – nämlich bei den Heilverfahren", so Prof. Schönle.
Gemeinsam wollen sich der Bundesverband NeuroRehabilitation BNR e.V. und die
Landesarbeitsgemeinschaft NeuroRehabilitation NRW jetzt dafür einsetzen, dem Anspruch auf
Heilverfahren vor dem Hintergrund der positiven Forschungsergebnisse wieder mehr Gewicht zu geben.
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
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Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2016
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