Mamma-Plus-Vertrag Vertrag zur Integrierten Versorgung nach § 140 ff. SGB V zur erweiterten invasiven Mammadiagnostik Mamma Plus Neuruppin Autor: Bernd Christensen Mamma-Plus-Vertrag Vertrag zur Integrierten Versorgung nach § 140 ff. SGB V zur erweiterten invasiven Mammadiagnostik Mamma Plus Neuruppin Autor: Bernd Christensen Management Summary Um die operativen Eingriffe bei der Diagnostik von Brustkrebs zu reduzieren, kooperieren seit 2006 in Brandenburg die BARMER GEK mit zwei Frauenarztpraxen und den Ruppiner Kliniken im Rahmen eines Integrierten Versorgungsvertrags nach § 140 ff. SGB V. Beteiligt sind zudem 22 gynäkologische Praxen. Die Alternative zur operativen Diagnostik ist eine Abklärungskonferenz, in der sich mehrere Ärzte fächerübergreifend beraten. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse werden fachkundig bewertet; der Befund wird sicher eingeordnet. Die Ärzte verständigen sich auf geeignete Untersuchungen und Behandlungen. Der Patient erhält eine zuverlässige, sichere Diagnose und muss seltener operiert werden. Bisher nahmen 1.738 Frauen an dem Projekt teil. Lediglich bei 15 Frauen musste operativ diagnostiziert werden – bei letztlich gutartigem Befund. Als externe Qualitätskontrolle dient das Krebsregister in Brandenburg. Die Statistiken zeigen die Effizienz und Wirksamkeit des Projekts. Umsetzung Brustbefunde verunsichern Frauen und Gynäkologen gleichermaßen. Oft sind Krebsgeschwüre (Karzinome) trotz unauffälliger Röntgen- oder Ultraschallbilder nicht ganz auszuschließen. Da alle Untersuchungsmethoden Schwächen aufweisen, werden unklare Befunde operativ abgeklärt. Tatsächlich aber sind Operationen oft unnötig und immer gesundheitlich wie ökonomisch nachteilig. Mamma Karzinome lassen sich auch durch kombinierte, zielgerichtete Untersuchungsmethoden nachweisen – so wie sie im Mamma-Plus-Vertrag angewendet werden. Der Mamma-Plus-Vertrag schließt die Lücke zwischen der ambulanten Betreuung in der Einzelpraxis und der spezialisierten Klinik. Das ist gerade in der schwach besiedelten Region Nordwestbrandenburg wichtig. Teilnehmen können alle niedergelassenen Frauenärzte. Die teilnehmenden Ärzte verpflichten sich, diagnostizierte Geschwülste innerhalb des Mamma-Plus-Vertrags zu behandeln. Sie untersuchen den Patienten körperlich und führen die Mammographie durch (bildgebendes Verfahren mit Röntgenstrahlen). Die Ergebnisse erhalten die Ruppiner Kliniken. Dort definiert ein Radiologe unklare Befunde. Bei Ultraschallbefunden werden Gewebeproben entnommen; ein zweiter Radiologe begutachtet mammographische Befunde. Zwei Tage später werden die Befunde vorgestellt und in einer fachübergreifenden Konferenz bewertet. 2 Mamma-Plus-Vertrag · Vertrag zur Integrierten Ver sorgung nach § 140 ff. SGB V zur erweiterten invasi ven Mammadiagnostik Mamma Plus Neuruppin Kann ein bösartiges Karzinom noch immer nicht ausgeschlossen werden, folgt weitere Diagnostik mit Kernspintomographien, erneuten Ultraschalluntersuchungen oder Gewebeproben mit Spezialgeräten. Erst wenn diese Untersuchungen auch keine Klarheit bringen, empfiehlt die Konferenz eine Operation. Der behandelnde Arzt erfährt das Ergebnis, er informiert seine Patientin und koordiniert die weitere Behandlung. Abbildung 1 Ablauf Mamma-Plus • Klinische Untersuchung + Mammographie/ Sonographie (Ultraschall/Röntgen) • Beratung durch Radiologen ü Hilfe bei unklaren Befunden ü Empfehlung zur weiteren Abklärung • Bei Ultraschallbefunden: ggf. Gewebeprobe des Tumors (Stanzbiopsie) • Bei Röntgenbefunden: Zweitbewertung durch Radiologen • Besprechung der Befunde auf Konferenz zwei Tage später ü Weitere Behandlung wird festgelegt ü Einstufung als gutartig oder weitere Abklärung ü Bei weiterer Abklärung: Verschiedene Maßnahmen bis hin zu operativer Abklärung • Information der Patientin durch niedergelassenen Arzt oder direkt • Koordination von weiterem Vorgehen Quelle: Eigene Darstellung. Ein Mehrwert ergibt sich für die Patientinnen, die Krankenkassen und die Kliniken: • Die Patientinnen werden wohnortnah versorgt und müssen außerdem nicht unnötig operiert werden. • Indem operative Abklärungen vermieden werden, reduzieren die Krankenkassen ihre Kosten erheblich. • Die Kliniken sind inzwischen zertifizierte Brustkrebszentren und konnten innovative Diagnostikmethoden etablieren. Das Brustkrebszentrum Neuruppin-Nordbrandenburg koordiniert und organisiert das Projekt. Hier werden unter anderem die Behandlungen geplant und die Konferenzen durchgeführt. Nächste Schritte Das Programm wird mit den meisten Krankenkassen fortgesetzt. Weitere sollen eingebunden werden. Das Projekt soll stärker publik gemacht werden, um der Bevölkerung die wirksame Alternative näherzubringen und somit mehr Patienten zu generieren. Ansprechpartner Bernd Christensen Chefarzt Ruppiner Kliniken Fehrbelliner Straße 38 16816 Neuruppin Telefon: 03391 – 3947210 E-Mail: [email protected] 3
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