Agora Energiewende | Aktionsplan Lastmanagement Weitere Verzerrungen entstehen, wenn Opportunitätskosten nicht adäquat über Preise abgebildet werden. Ein möglicher Grund dafür ist eine unzureichende Synchronisation der Handelsabläufe auf verschiedenen Teilmärkten, die die Nutzung von Arbitragemöglichkeiten erschwert. Verzerrte Preissignale können dazu führen, dass der Bedarf nach Flexibilität in den verschiedenen Marktsegmenten nicht ausreichend sichtbar wird. Das führt nicht nur zu einer unzureichenden Erschließung flexibler Lasten, sondern erschwert auch die Refinanzierung bestehender Kapazitäten. Eine mögliche Konsequenz daraus ist ein suboptimaler und damit unnötig teurer Flexibilitätsmix. Verzerrte Preissignale können also den Wettbewerb an den Märkten schwächen. Dieser Effekt wird verstärkt, wenn andere Elemente des Markt- und Regulierungsdesigns als explizite oder implizite Markteintrittsbarrieren für flexible Verbraucher und andere Flexibilitätsoptionen wirken. Explizite Markteintrittsbarrieren sind häufig an die technischen Eigenschaften von Marktteilnehmern geknüpft. Sie kommen in der Regel im regulierten Bereich des Stromsystems vor, in dem beispielsweise die Erbringung von Systemdienstleistungen an technische Voraussetzungen geknüpft ist. Sie können mehr oder weniger optimal gestaltet, aber nicht vollständig abgeschafft werden. Implizite Markteintrittsbarrieren können sich dagegen aus Ausschreibungs- und Produktdesigns ergeben. Wenn beispielsweise ein Produkt einen unnötig langen Erbringungszeitraum abdeckt, ergeben sich daraus höhere Anforderung an die Verfügbarkeit der Anbieter und an die Stabilität der Bereitstellung, als für den originären Zweck nötig sind. Dies erhöht für alle potenziellen Anbieter die Kosten der Regelleistungsvorhaltung und kann dementsprechend zu Hemmnissen führen. Zudem sind die Zusatzkosten für flexible Lasten in der Regel höher als für konventionelle Anbieter. Implizite Markteintrittsbarrieren können so den Wettbewerb verzerren und den Anbieterkreis unnötig verkleinern. Das Ziel sollte es deshalb sein, die Hemmnisse so weit wie möglich abzubauen. Wenn alle unnötigen Hemmnisse im Markt- und Regulierungsdesign beseitigt sind, kann der Strommarkt ein Level-Playing-Field bilden, auf dem sich 38 die kostengünstigsten Marktteilnehmer wie zum Beispiel flexible Verbraucher durchsetzen. 3.2.2 Übersicht relevanter Hemmnisse für flexible Lasten Verschiedene Bereiche des derzeitigen Markt- und Regulierungsdesigns wurden ursprünglich für ein überwiegend thermisch geprägtes System entwickelt. Es bestehen deshalb mehrere Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung des Marktdesigns, die den Flexibilitätsanforderungen eines Systems mit steigenden Anteilen Erneuerbarer Energien besser gerecht werden und die Marktteilnahme flexibler Verbraucher ermöglicht. Im Folgenden geben wir eine kurze Übersicht über Hemmnisse, die besonders relevant für die Flexibilisierung der Nachfrageseite sind. Dabei zeigen wir auch auf, wie sie auf die oben genannten Einsatzgebiete flexibler Lasten wirken. →→Bilanzkreismanagement Im Rahmen des Bilanzkreismanagements sorgen die verantwortlichen Marktteilnehmer für einen Ausgleich von Erzeugung und Last. In diesem Zuge tätigen sie Ausgleichsgeschäfte und schaffen eine Nachfrage nach Flexibilität. Diese Flexibilität kann auch von Verbrauchern bereitgestellt werden, die so den Ausgleich von Angebot und Nachfrage erleichtern. Die wirtschaftlichen Anreize für aktives Bilanzkreismanagement sind derzeit jedoch zu schwach, da sie nicht alle Kosten internalisieren, die auf unausgeglichene Bilanzkreise zurückzuführen sind. Zudem ist die aktuelle Anreizstruktur nicht in allen Bereichen effizient gestaltet. Somit können auch die Anreize für den Abschluss flexibler Vertriebsverträge zu gering sein, die für die Nutzung flexibler Lasten notwendig sind. Wirkung des Hemmnisses auf den Strommarkt: Durch die zu geringen Anreize werden die Bilanzkreisverantwortlichen nicht ausreichend am Strommarkt aktiv beziehungsweise schließen zu wenige Absicherungsgeschäfte zum Beispiel mit flexiblen Verbrauchern ab. Der tatsächliche Bedarf nach Flexibilität wird nicht in den Preisen sichtbar, als Folge werden zu wenig nachfrageseitige Flexibilitätsoptionen über den Strommarkt angereizt.
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