Referat Carmen Meyer, Geschäftsleiterin cfd – die feministische

Medienkonferenz 24. November 2015
«Willkommen zu Hause»: Wanderausstellung zum Thema häusliche Gewalt
Rede Carmen Meyer, Geschäftsleiterin cfd – die feministische Friedensorganisation
Die Ausstellung gastiert im Rahmen der Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an
Frauen in Bern und Thun. Die Kampagne ist eine internationale Kampagne, die
jährlich zwischen dem 25. November (Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen 
morgen) und dem 10. Dezember (Internationaler Tag der Menschenrechte)
stattfindet. Mit diesen Daten soll deutlich gemacht werden, dass Frauenrechte
Menschenrechte sind. Gewalt gegen Frauen ist eine Menschenrechtsverletzung. Die
internationale Kampagne wurde 1991 ins Leben gerufen. In über 150 Ländern wird
sie von mehr als 4'000 Organisationen unterstützt. 2008 lancierte der cfd die
Kampagne in der Deutschschweiz und Liechtenstein. Seither tragen Frauen- und
Friedensorganisationen, Gewerkschaften, Beratungsstellen, Opferhilfestellen,
Interventionsstellen und Kirchgemeinden mit einem vielfältigen Programm zu den „16
Tagen gegen Gewalt an Frauen“ bei. Die Kampagne ist über die letzten Jahre
gewachsen und hat sich etabliert: Über 50 Partnerorganisationen beteiligen sich mit
über 70 Veranstaltungen in der ganzen Deutschschweiz und in Liechtenstein.
Das Ziel der Kampagne ist, für Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren, auch weniger
sichtbare Diskriminierungen von Frauen aufzuzeigen und das Angebot von
Beratungsstellen bekannter zu machen. Keine Frau soll aufgrund ihres Geschlechts
Gewalt oder Diskriminierung erfahren.
Der diesjährige Slogan heisst: „Home sweet home“ – häusliche Gewalt ist nie
privat! Der Kampagnenfokus liegt dieses Jahr auf häuslicher Gewalt, der
verbreitetsten Form von Gewalt an Frauen.
Weltweit erlebt jede dritte Frau mindestens einmal im Leben häusliche oder sexuelle
Gewalt. Häusliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen kommt in allen sozialen
Schichten vor. Sie hat laut der Weltgesundheitsorganisation das Ausmass einer
Pandemie angenommen! Der cfd legt in seinen Interventionen einen Schwerpunkt
auf die Bekämpfung von häuslicher Gewalt und von Gewalt gegen Frauen. Im
internationalen Teil der Ausstellung werden einige der cfd-Ausland-Projekte sowie
Geschichten von Projektteilnehmerinnen vorgestellt. Der cfd unterstützt
beispielsweise Frauenhäuser in Marokko (El Amane und El Khir) und ein innovatives
Präventionsprojekt mit jungen Frauen „CURE“ in Bosnien.
Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen häuslicher Gewalt und struktureller
Gewalt. Diesen will der cfd sichtbar machen und arbeitet daher auf individueller wie
auch auf struktureller Ebene. Ungleiche Machtverhältnisse innerhalb von
Beziehungen sind ein hoher Risikofaktor für Häusliche Gewalt. Wenn Frauen keinen
gleichberechtigten Zugang zur Schule und Bildung erhalten, keine Möglichkeit haben
Einkommen oder eigenes Vermögen zu erwirtschaften, und wenn sie in ihrer Mobilität
und Autonomie beschränkt werden, sind dies Faktoren, die häusliche Gewalt
begünstigen.
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Dass das Thema Häusliche Gewalt grösstenteils immer noch ein Tabu in unserer
Gesellschaft ist, zeigt wie wichtig die Kampagne ist. Die Kampagne will häusliche
Gewalt enttabuisieren und öffentlich machen. Häusliche Gewalt ist nie privat – sie
geht jede und jeden von uns an. Dies sollen auch die Berufslernenden aus der
Ausstellung mitnehmen.
Der cfd begrüsst die Stossrichtung, die der Bundesrat am 7. Oktober gegeben hat,
indem er das Zivil- und Strafgesetz zugunsten der Opfer von Häuslicher Gewalt
verschärft und sich für die Ratifizierung der Istanbul Konvention ausgesprochen hat.
Jetzt gilt es, weiter hinzusehen und kritisch zu verfolgen, wie sich das Parlament des
Themas Häusliche Gewalt annimmt. Denn Häusliche Gewalt und Gewalt gegen
Frauen ist noch lange nicht vom Tisch.
Die Kampagne und die Ausstellung wollen ermutigen, bei Häuslicher Gewalt hin- und
nicht wegzuschauen und darüber zu reden. Und sie zeigen auf, welche konkreten
Handlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote existieren. Der cfd freut sich
ausserordentlich über diese einmalige Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen.