08.08.2015 RÜ T I BEI RIG G ISBERG : Baumpatenschaft Die Tanne lebt weiter Die 300-jährige Weisstanne hat schon einiges erlebt. Durch die Patenschaft werden ihr weitere 20 Jahre zugesichert SUZIE MISCHLER-WEBER «1950, als ich noch ein kleiner Junge war, führte der Weg meiner ersten Wanderung just durch diesen Wald», beginnt Viktor Burri, Architekt aus Uetendorf und Götti der Weisstanne, seine Schilderung. Er stellte auf seinen Wanderungen fest, dass nicht alle Wälder gleich bewirtschaftet werden. An einigen Orten wird so viel als möglich gerodet. Hingegen hier im Naturpark Gantrisch empfindet Burri das nicht. In der Architektur wird heute berücksichtigt, dass eine schnell wachsende Tanne von heute nicht mehr soviel trägt wie vor 50 oder 100 Jahren. Die Spannung zwischen Ökologie und Ökonomie bewegte Burri unter anderem zu dieser Patenschaft, und er verdeutlichte: «Für mich ist dieser Baum eine Waldmarke.» Mit der finanziellen Unterstützung von 3500 Franken sichert Burri seinem neuen Schützling weitere 20 Jahre zu. Bis 2035 ist die Weisstanne nun aus der wirtschaftlichen Nutzung ausgeschlossen. Ein mächtiger Baum Einen Kilometer vom Gurnigelbad, 20 m über dem alten Alois Christen, Präsident Gemeindeverband Obergurnigel, und Viktor Burri (r.), Götti der Weisstanne (Bild: mis) Badweg, steht diese 300-jährige Weisstanne. Ein mächtiger Baum von 42 m Höhe mit einem Durchmesser von 138 cm. An seiner Rinde befinden sich zahlreiche Flechten, unter anderem auch die Schwefelflechten, und Moosarten. «Berühren Sie diese Tanne mit der Hand, es ist ein echter Kraftbaum» versichert Alois Christen aus Uetendorf, Präsident Gemeindeverband Obergurnigel. Das Waldstück, in dem das Patenkind steht, gehörte einst dem Kanton Bern. «1865 schenkte der Kanton mit einem so genannten Kantonnements-Vertrag den damals acht Holzgemeinden Uebeschi, Thierachern, Forst, Längenbühl, Gurzelen, Uetendorf, Seftigen und Kienersrüti rund 255 ha Wald. Dies entspricht 200 m2 pro Einwohner im Verbandsgebiet», berichtet Christen. Aus den acht Holzgemeinden wurde später der heutige Gemeindeverband Obergurnigel. Sicht auf Thun «Der alte Badweg führte vom ehemaligen Grand Hotel Gurnigelbad zur Betelegg», erzählt Markus Dummermuth aus Seftigen, Revierförster, von der Geschichte des Badweges. Ende des 19. Jahrhunderts war das Grand Hotel Gurnigelbad mit 600 Betten das grösste Hotel der Schweiz mit eigener Kirche. Auf dem Grad über der Seftigschwand standen ein Restaurationsbetrieb und ein Aussichtsturm mit Sicht in Richtung Thun, über die beiden Seen und die Schneeberge.
© Copyright 2024 ExpyDoc