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„Heillos“
von Hanna Hirschberger
VORSPRUCH
Der Friede Gottes sei mit euch allen.
Herzlich willkommen zu unserer Fürbittenandacht mit dem Thema „heillos“.
Uns scheint das Heil abhandengekommen zu sein, die Welt ist heillos. Probleme wohin man
schaut, Menschen ohne Orientierung. Da ist es gut, wenn wir von Herzen singen können „Es
ist das Heil uns kommen her.“
LIED
EG: 342: Es ist das Heil uns kommen her
oder:
EG 356: Es ist in keinem andern Heil
PSALM: 85
Herr, erweise uns deine Gnade und gib uns dein Heil!
Könnte ich doch hören,
was Gott der Herr redet,
dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen,
damit sie nicht in Torheit geraten.
Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten,
dass in unserem Lande Ehre wohne;
dass Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
dass Treue auf der Erde wachse
und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;
dass uns auch der Herr Gutes tue,
und unser Land seine Frucht gebe;
dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe
und seinen Schritten folge.
Herr, erweise uns deine Gnade und gib uns dein Heil!
Ps 85,8; 9-14
oder:
PSALM 98 (EG 739)
Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten
und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil kundwerden;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen frohlocken,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn;
denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker, wie es recht ist.
Ps 98,1-9
EHR SEI DEM VATER
GEBET
Wir glauben an einen Gott, der Leben will für alle.
Wir halten uns an Jesus, der für die da ist, die ihn brauchen.
Wir bitten um den Geist, der unsere Bereitschaft stärkt, füreinander da zu sein.
Menschen schützen, ihnen Sicherheit und Heimat bieten,
Wunden heilen, aber auch Finger in Wunden legen,
darum bitten wir um Jesu willen,
der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt in Zeit und Ewigkeit.
oder:
Liebender Gott, du hast uns dazu berufen, eins zu sein,
in Einheit und Einmütigkeit zu leben;
und doch sind wir getrennt
Hautfarbe von Hautfarbe,
Glaube von Glaube,
reich von arm.
Reiße die Mauern nieder,
die wir zwischen uns aufgebaut haben,
befreie uns von Stolz und Selbstsucht.
Durch die Macht deines Geistes
bring uns dein Heil.
#1843
LIED
EG 268: Strahlen brechen viele aus einem Licht
oder:
EG: 628 Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen
HINFÜHRUNG
In einer Welt des Aufruhrs, in der nichts mehr ist, wie es war, da bedankt sich Jesaja bei seinem Gott, dass er ihn im Zorn gestraft hat. Und dafür, dass Gott seinen Zorn gewendet und
Jesaja wieder gnädig gewesen ist. Auch heute fühlen sich Menschen hilflos und sind durch
die politische Situation von Flüchtlingsströmen die nach Europa kommen verunsichert.
LESUNG
Das Danklied der Erlösten
Zu der Zeit wirst du sagen:
Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat
und du mich tröstest.
Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.
Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.
Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund
unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!
Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen!
Jauchze und rühme, du Tochter Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir!
(Jes 12, 1-6)
STILLE
BESINNUNG
Die Welt scheint heillos durcheinander zu sein, alles gerät ins Wanken. Flüchtlingsströme
wälzen sich gen Westen. Waren es im vergangenen Jahr vor allem die Bootsflüchtlinge, die
in Lampedusa oder ab diesem Frühjahr in Griechenland strandeten, so erreichen uns jetzt
vor allem syrische Flüchtlinge auf dem Landweg über Ungarn und Österreich. Zu tausenden
mit Zug, zu Fuß, ihre Habseligkeiten auf dem Rücken und kleine Kinder an der Hand und
immer wieder die schrecklichen Bilder von Ertrunkenen, die von gewissenlosen Schleppern
in seeuntüchtigen Booten auf dem Meer ihrem Schicksal überlassen werden. Finden diese
Menschen ihr Heil oder gehen sie heillos unter? Gibt es in unserer Welt und unserem persönlichen Umfeld noch das Heil, die Sicherheit und das Mitgefühl?
Noch sind die Menschen hilfsbereit, empfangen die syrischen Flüchtlinge mit offenen Armen
und versuchen ihnen die Eingewöhnung in fremder Umgebung zu erleichtern. Wir hoffen, es
bleibt so. Denn es gibt auch die andere Erfahrung: verstörenden Bilder von brennenden
Flüchtlingsunterkünften, Gott sei Dank ist noch niemand zu Schaden gekommen. Aber die
neuen alten Rechten treiben ihr Unwesen, versuchen ihre Stadt, ihr Dorf, unser Land frei
von Flüchtlingen und Asylsuchenden zu halten. Das erinnert fatal an Parolen wie: „Unsere
Stadt ist judenfrei“, das hatten wir doch alles schon mal. Das darf nie wieder vorkommen.
Dass Menschen in einem anderen Land Schutz und Heimat suchen, ist so alt wie die
Menschheitsgeschichte. Auch Jesus war ein Flüchtling. Der kleine Jesus muss mit seinen Eltern fliehen, weil er sonst von Herodes umgebracht worden wäre. Ein wehrloses Kind, das
von seinem Vater Joseph mit seiner Mutter in Ägypten in Sicherheit gebracht wird. Erst Jahre später kann die Familie zurückkehren.
Eine wunderbare Erinnerung für alle Christen, mit Flüchtlingen behutsam umzugehen. Ihnen
Schutz vor Verfolgung zu bieten, statt sie einfach weiterzuschicken ins nächste Land. Weil
man in seiner Ruhe nicht gestört werden will und man die Umstände einer Integration
scheut. Sondern die Hilfsbedürftigen aufzunehmen und ihnen Heimat und Asyl gewähren.
Das war und ist eine zentrale Aufgabe von Kirchen und Christen seit 2000 Jahren, sich der
Menschen anzunehmen, die vor Krieg und großer Not fliehen. Nach einem Rückgang 1993
durch die Verschärfung des Asylrechts gibt es zurzeit einen rasanten Anstieg, Trotzdem ist
das Boot nicht voll, wie einige behaupten. Die Geschichte zeigt, dass gerade die Länder, die
bereit waren Menschen in großer Zahl aufzunehmen, ein enormes Entwicklungspotential
hatten. Das war bei den Hugenotten so, die von Hessen und Preußen aufgenommen wurden
oder bei den Salzburger Protestanten. Das erlebten die Juden, die um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. vor den Pogromen im Osten nach Preußen flohen oder auch bei der Integration von 12 Millionen Vertriebenen , die nach dem 2. Weltkrieg in der Bundesrepublik eine
neue Heimat fanden und das Land prosperierte. Heute ist es die Aufgabe von Christen, den
Verfolgten Schutz und Frieden zu geben, auch wenn sie eine andere Religion haben. Die
hatte Jesus übrigens auch, als er nach Ägypten fliehen musste. Wie es sein kann eine andere
Religion zu haben, haben die ersten Christen, die zu Märtyrern im römischen Reich wurden,
ebenso erfahren wie die christlichen Minderheiten, die heute in über 50 Ländern der Erde
verfolgt, misshandelt und getötet werden, zuvorderst in Nordkorea, in Somalia, dem Irak
und Syrien. Sie alle müssen um ihr Leben fürchten.
Vor diesem Hintergrund hören wir das „Danklied der Erlösten“, wie es Jesaja überliefert. Da
dankt ein Mensch seinem Gott. Vorher hat er seinen Zorn gespürt. Nun kann er trotzdem zu
Gott sagen, „ich danke dir…, dass dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest.“
Zorn auszuhalten, tut zunächst weh. Wieder dankbar zu werden, das kann oft nur im Rückblick geschehen. Doch wer dies selbst in seinem Leben erfahren hat, wird gern dazu beitragen, dass auch andere einmal dankbar auf ihren Weg zurückschauen können und offen
werden für eine gute Zukunft.
Überlegen Sie mal, wieviel Menschen kennen Sie, deren Vorfahren Fremde waren, worauf
noch die französisch, italienisch oder polnisch klingenden Namen hindeuten. Viele kamen
als Gastarbeiter in die Bergwerke oder zu den großen Bauprojekten, lebten sich ein, heirateten, bekamen Kinder und sind längst Einheimische geworden. Sie und die „neuen“ Fremden
als Mitmenschen anzuerkennen, die unter Gottes Schutz und Gnade stehen, lässt uns alle
gemeinsam dankbar werden für das Heil, das Gott uns in heilloser Zeit schenken will.
LIED
EG 640 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen
oder:
EG 639: Damit aus Fremden Freunde werde
oder:
EG 635 Jeder Teil dieser Erde (Kanon)
FÜRBITTEN
Gott, unsere Welt ist verwirrt.
Du willst ihr Heil.
So führe sie an dein Ziel.
Bewahre uns vor falscher Hoffnung
und wecke in uns Zuversicht.
Unser Gott,
halte die Ängstlichen,
löse die Verbitterten,
bewahre die Fröhlichen,
ermutige die Tüchtigen,
vergib den Schuldigen.
Den Ohnmächtigen begegne in deiner Demut,
den Mächtigen in deiner Macht.
Den Sterbenden öffne die Augen für deine Herrlichkeit,
den Trauernden zeige das Leben.
Alle Friedlosen birg bei dir.
Und so, Gott, baue deine Gemeinde
in dieser verwirrten Welt.
#162
oder:
Herr, unser Gott,
Flucht ist kein Verbrechen, trotzdem erleben viele Flüchtlinge an den Außengrenzen der EU,
dass sie wie Verbrecher behandelt werden.
Über Internierung, Inhaftierung oder Leben in der Obdachlosigkeit sind wir informiert, aber
tun wenig dagegen.
Wir machen uns mitschuldig an den vielen Toten im Mittelmeer, die die Überfahrt nicht
überleben.
Hilf uns, mit dieser Schuld zu leben.
Hilf den Flüchtlingen den Glauben an eine bessere Zukunft und an dich nicht zu verlieren.
Wir bitten dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott, du kennst unsere Fehler und hast uns doch angenommen.
Wir bitten dich um Hilfe, weil wir oft versagen.
Wir bitten Dich für die politisch Verantwortlichen, in Europa, dem Bund, Land und den
Kommunen, lass sie Lösungen finden die menschlich und weitsichtig sind.
Hilf uns, dass wir gegen Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung vorgehen und beherzt für
unsere neuen Schwestern und Brüder einstehen.
Wir bitten dich, erhöre uns
Herr, unser Gott,
du willst, dass Menschen fair miteinander umgehen.
Du erwartest dass die kulturellen und religiösen unterschiede friedlich gelebt werden können.
Schenke uns die Fähigkeit einander anzunehmen.
Wir bitten dich für alle, die statt Zusammenhalt und Gemeinschaft
Hass predigen und zu Gewalt gegeneinander aufrufen.
Lass sie durch positive Gegenerfahrungen zu neuen Eisichten gelangen.
Wir bitten dich, erhöre uns.
Herr, unser Gott.
Wir bitten dich für die syrischen Flüchtlinge, dass sie bei uns Schutz und Versorgung bekommen.
Viele unserer Aufnahmestellen sind überfüllt und die Ausweichquartiere entsprechen oft
nicht einer menschenwürdigen Unterbringung.
Hilf den Ankommenden die Situation zu ertragen und an eine bessere Zukunft zu glauben.
Gib den Helfern Kraft, Stärke und Ausdauer, ihre Aufgabe mit Freude und Freundlichkeit zu
bewältigen.
Wir bitten dich, erhöre uns
VATER UNSER
LIED
EG 636: We shall overcome
oder:
EG 266: Der Tag, mein Gott ist nun vergangen
SEGEN