Stadtsanierung und Wohnungsbau Forum Westkreuz Dokumentation des Studierendenworkshops 2015 Impressum Herausgeberin Landeshauptstadt München Referat für Stadtplanung und Bauordnung Stadtsanierung und Wohnungsbau Blumenstraße 31 80331 München www.muenchen.de/plan Projektbetreuung Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk, Stadtbaurätin Volker Rasp, Carole Rausch, Referat für Stadtplanung und Bauordnung Imke Mumm, TU München Konzeption, Redaktion und Gestaltung Carole Rausch S. 10-17: Texte der Studentengruppen (teilweise angepasst) Bildnachweis Landeshauptstadt München S. 10-17: Grafiken der Studentengruppen Druck WENZEL druck • kopie • media Klosterhofstraße 2, 80331 München Die Broschüre wurde gedruckt auf Papier aus zertifiziertem Holz, aus kontrollierten Quellen und aus Recyclingmaterial. 1. Auflage München, November 2015 Gefördert von Bund, Freistaat Bayern und Landeshaupstadt München im Städtebauförderungsprogramm Leben findet Innenstadt - Programm Aktive Zentren. 2 Vorwort Liebe Studentinnen und Studenten, liebe Leserinnen und Leser, der Erhalt und die Entwicklung von Nahversorgungsstandorten zu attraktiven, lebendigen und zeitgemäßen Zentren ist ein wichtiges Ziel des Bund-LänderStädtebauförderungsprogramms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ und ein besonderes Anliegen der Münchner Stadtentwicklung. Zentren bilden Kristallisationspunkte des urbanen Lebens, sind wichtige Identifikations- und Kommunikationsräume, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern alltäglich auf unterschiedlichste Art und Weise genutzt werden – ob als Treffpunkt, als Durchgangsraum, zum Spielen oder Einkaufen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil sowohl des individuellen, wie auch des kollektiven Stadtbildes. Anhand des konkreten Beispiels des Forum Westkreuz haben sich die Studentinnen und Studenten mit der Frage beschäftigt, wie Stadtgestalt entsteht und wie sie sich fortlaufend weiter entwickelt. Erbaut in den 1980er Jahren, werden im Forum unterschiedliche Nutzungen wie Wohnen, Einzelhandel, Dienstleistung und stadtkulturelle Einrichtungen verknüpft – so weit so gut. Doch finden sich in der Erdgeschosszone vermehrt Leerstände, minderwertige Nutzungen und eine hohe Fluktuation – ein Hinweis auf veränderte Bedarfe, die ein Handeln erfordern. Schon 1960 hat Kevin Lynch in seiner Arbeit „Das Bild der Stadt“ bemerkt: „Die Stadt ist nicht nur ein Objekt, das von Millionen Menschen, die hinsichtlich ihres Standes und ihres Charakters grundverschieden voneinander sind, wahrgenommen (...) wird – sie ist auch das Produkt vieler Baumeister, die ihre Struktur ständig ändern (...). Während die Stadt in ihren Hauptzügen im Großen Ganzen für einige Zeit stabil bleibt, ändert sie sich doch ständig in Einzelheiten. Über ihr Wachstum und ihre Form kann nur eine Teilkontrolle ausgeübt werden. Es gibt kein Endresultat – nur eine dauernde Aufeinanderfolge von Phasen.“ Doch nicht nur die „Baumeister“ verändern die Stadt. Die Stadtentwicklung und damit auch die Stadttransformation wird durch verschiedene Akteure beeinflusst – Politik, Verwaltung, private Marktakteure, Bürger und die Zivilgesellschaft. Diese gilt es in den Prozess einzubinden und zu beteiligen, um so bestehende Qualitäten zu stärken und defizitäre räumliche Situationen zu ergänzen, zu verändern oder umzuformen. Welchen Beitrag können die verschiedenen Akteure leisten, als "Investition" in ein kollektives Stadtbild, in die Stadtgestalt als Mehrwert der Gesellschaft? Während des zweitägigen Workshops haben die Studierenden sich intensiv mit dem Ort beschäftigt, haben sich den Raum „erarbeitet“ und sind mit lokalen Akteuren (Nutzern, Eigentümern) ins Gespräch gekommen. So haben sie die Praxis im Umgang mit bestehenden Stadtstrukturen kennen gelernt, wurden mit unterschiedlichen Betroffenheiten konfrontiert und haben gute und wertvolle Ideen für das Forum Westkreuz entwickelt. Auch wenn nicht alles 1:1 umsetzbar ist, so sind die Arbeiten, die in dieser Dokumentation zusammengefasst sind, doch wichtige Denkanstöße für alle beteiligten Akteure in Hinblick auf die nächste Entwicklungsphase des Forums. Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk Stadtbaurätin 3 1 2 3 4 5 6 Zentraler Grünzug Grünband Limesstraße Ladenzentrum Wiesentfelser Straße Paul-Ottmann-Zentrum Forum Westkreuz 5 6 1 3 4 2 Das Sanierungsgebiet in Zahlen knapp 350 ha 520-540 m über NN Gesamtfläche Gebäudebestand: davon Gesamtwohnfläche: Einwohner: Anteil > 65-Jährige: Anteil < 18-Jährige: Anteil Bevölkerung mit Migrationshintergrund: ca. 24.000 23,2% (LHM: 16,7%) 15,3% (LHM: 14,5%) Wohnflächenverbrauch: 31,5 m2/EW (LHM: 40 m2/EW) Sinus-Milieus Bürgerliche Mitte: Traditionsverwurzelte: Konservative: Modal Split MIV: ÖV: Fahrrad: zu Fuß: Pkw pro 1.000 EW: (Stand 2009) 4 893.447 m2 757.000 m2 Fläche: Höhe über NN: 39,4% (LHM: 37,7%) 28,6% (LHM: 12,3%) 21,4% (LHM: 15,4%) 17,6% (LHM: 5,9%) Baualter:1958-1978: nach 1995: 66% der Wohnfläche 6,2% der Wohnfläche Geschäftsflächen: davon Einzelhandel: davon Leerstand: 45.938 m2 37.653 m2 753 m2 48% (LHM: 37%) 19% (LHM: 21%) 7% (LHM: 14%) 26% (LHM: 28%) 396 Pkw (LHM: 531) EZH < 100 m2: EZH > 800 m2: 54,90% 8,6% Dichte Einfamilienhausgebiete: GFZ 0,2-0,55 Geschosswohnungsbau: GFZ 0,7-1,0 Block Forum Westkreuz: GFZ 1,9 Öffentliche Grünflächen: (Empfehlung LHM: 17 m2/EW) 165.560 m2 7 m2/EW Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz Sanierungsgebiet Neuaubing-Westkreuz: Handlungsschwerpunkte und Ziele Um städtebauliche Missstände zu beheben und den Stadtteil zukunftsfähig zu entwickeln, wurde Neuaubing-Westkreuz am 9. April 2014 vom Stadtrat als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt. Das knapp 350 Hektar große Gebiet mit rund 23.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt am westlichen Stadtrand, zwischen dem energetisch innovativen Neubaugebiet Freiham und Pasing, das sich in den letzten Jahren stark entwickelt hat. Grundlage für die förmliche Festlegung als Sanierungsgebiet ist das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept ISEK, mit einer Untersuchung unterschiedlichster Handlungsfelder: Stadtgestalt, lokale Ökonomie, Wohnen, Mobilität, Freiflächen, Denkmalschutz, Bildung, Soziales, Kultur und Energie. Um die lokale Expertise zu nutzen und eine Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu gewährleisten, fand im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen eine frühzeitige Öffentlichkeitsphase statt. Ausgehend von Defiziten und Potenzialen im Bestand wurden Leitlinien entwickelt und sowohl räumliche wie auch thematische Handlungsschwerpunkte mit konkreten Maßnahmen für die integrierte Stadtteilentwicklung definiert. Ziele der Sanierung Ein Schwerpunkt der Sanierung liegt auf der Verbindung, Vernetzung und den öffentlichen Grünflächen. Der zentrale Grünzug zwischen Neuaubing und dem Westkreuz soll von Norden nach Süden durchgängig mit Wegen durchzogen und als zusammenhängender Grünraum hergestellt werden. Das Grünband an der Schnittstelle zum Neubaugebiet Freiham soll als Erholungsraum für beide Stadtteile fungieren und zum Treffpunkt und Kommunikationsraum werden. Im Sanierungsgebiet liegen das Quartierszentrum Limesstraße, sowie die Nahbereichszentren Ladenzentrum an der Wiesentfelser Straße, Paul-OttmannZentrum und Forum Westkreuz. Alle vier Nahversorgungsstandorte liegen entlang der Ost-West-Achse Wiesentfelser Straße – Altenburgstraße – Radolfzeller Straße – Aubinger Straße, die in Bezug auf die Nahmobilität (Fahrradroute in die Innenstadt sowie Verlängerung der Tram von Pasing nach Freiham) gestärkt werden soll. In der Limesstraße soll durch eine einheitliche und einladende Gestaltung der Vorbereiche zu den Geschäften und durch ein Gestaltungskonzept der Außenauftritt des Einzelhandels verbessert und die Attraktivität des Quartierszentrums gestärkt werden. Das Ladenzentrum an der Wiesentfelser Straße soll durch einen Ersatzneubau eine deutliche Aufwertung und Attraktivitätssteigerung erfahren, zudem ist zwischen Ladenzentrum, Mittelschule und Kirche die Schaffung eines Quartiersplatzes als Identifikationsort geplant. Auch das bestehende PaulOttmann-Zentrum soll durch einen Neubau ersetzt und durch einen attraktiven öffentlich zugänglichen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität ergänzt werden. Derzeit weist das Forum Westkreuz eine hohe Fluktuation im Geschäftsbesatz und zahlreiche Leerstände auf. Durch seine städtebauliche Konfiguration ist das Forum sehr introvertiert und schlecht an seine Umgebung angebunden. Zudem sind die Freiflächen unübersichtlich und wenig attraktiv. Potenziale werden einerseits in der Nutzungsmischung Einzelhandel-Dienstleistung-Wohnen sowie dem integrierten Bürgersaal gesehen, andererseits in der Lage direkt am S-Bahnhof Westkreuz. Südlich an das Forum grenzt eine Brachfläche an, die weiteres Entwicklungspotenzial bietet. Ziel der Sanierung ist die Stärkung des Standortes als Nahbereichszentrum sowie die Aufwertung der Freiflächen zur besseren Orientierung und Übersichtlichkeit. Forum Westkreuz Ganz im Osten des Sanierungsgebietes liegt das Forum Westkreuz, ein Ladenzentrum aus den 80er Jahren. Entstanden ist die Siedlung am Westkreuz Aubin g er Stra Neuaubing-Westkreuz soll sich zu einem nachhaltigen und energiebewussten Stadtteil entwickeln. Die energetische Sanierung des Bestandes, dessen sozialgerechte Umsetzung und die Stärkung der Nahmobilität stehen dabei im Fokus. Ein wichtiges Sanierungsziel und Schwerpunkt des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms „Aktive Stadtund Ortsteilzentren“ ist der Ausbau und Erhalt einer flächendeckenden und attraktiven Nahversorgung. zwischen 1964 und 1984 im Rahmen des „Gesamtplans zur Behebung der Wohnungsnot in München“. Die Bebauung ist gekennzeichnet durch Zeilen- und Punktwohnhäuser mit vier bis zehn Geschossen, die locker in großzügige Grünflächen platziert wurden. Als städtebauliche Dominante im Zentrum der Siedlung fungiert das Ramses-Hochhaus, ein 55 Meter hohes gestaffeltes Wohnhochhaus mit 343 Eigentumswohnungen und einem Schwimmbad mit Sonnenterrasse auf dem Dach. Den östlichen Eingang in die Siedlung bildet das Forum Westkreuz, ein gestaffeltes, verwinkeltes Bauwerk aus den 80er Jahren, das sich um einen inneren Platz legt und von einem achtgeschossigen Hotel markiert wird. Fr ie dr ich ße sh af en er St ra ße Luftbild des Forums Westkreuz 5 Lokale Ökonomie: Aktuelle Trends und Instrumente Rosa Kraus und Daniel Genée, Stadtteilmanagement Neuaubing-Westkreuz Das Forum am Westkreuz hat im Zentrenkonzept der Landeshauptstadt München den Rang eines „Nahbereichszentrums“. Die Landeshauptstadt München unterstützt mit diesem Konzept gezielt eine dezentrale, wohnortnahe Entwicklung der Zentren. Dazu wurden alle Geschäftsstandorte in Kategorien eingeteilt: Stadtzentrum –Stadtteilzentren – Quartierszentren – Nahbereichszentren – integrierte Streulage – nicht integrierte Streulage. Je höher in der Kategorie, umso mehr wird das Zentrum vor Ansiedlungen geschützt, die Kunden abziehen könnten. Das Forum ist als Nahbereichszentrum in erster Linie für die Versorgung der umliegenden Bewohnerschaft von Bedeutung. Die fußläufige Erreichbarkeit von Geschäften des täglichen Bedarfes stellt für viele Menschen ein wichtiges Qualitätsmerkmal dar. Auch aufgrund des vielfach zitierten demografischen Wandels ist für die Zukunft eine wohnortnahe Grundversorgung wichtig. Das trifft erst recht auf das Forum mit dem benachbarten Seniorenwohnheim zu. Neben der reinen Versorgung sind Zentren aber auch Orte, an denen die Menschen arbeiten, Dienstleistungen nutzen, sich treffen oder im Café beziehungsweise auf einer Bank sitzend das städtische Leben beobachten. Diese wichtige Rolle für das Zusammenleben im Stadtteil funktioniert aber nur mit anziehenden Angeboten in den Erdgeschosszonen und attraktiven Aufenthaltsmöglichkeiten. Viele Bürgerinnen und Bürger sind der Meinung, dass das Forum in den letzten Jahren erheblich an Qualität verloren hat: Wichtige Nahversorger (beispielsweise ein Drogeriemarkt) wurden geschlossen und auch die Freiflächen sind „in die Jahre gekommen“. Diese Entwicklung lässt sich auch in anderen Geschäftszentren beobachten: Ladenflächen, wie sie vor 30, 40 Jahren entstanden sind, entsprechen häufig nicht mehr den Ansprüchen des modernen Einzelhandels. Dieser wird zunehmend geprägt von Filialen größerer Unternehmen, die oft 800 Quadratmeter oder mehr für ihre Konzepte benötigen. Viele Ladenzentren, auch das Forum, können solche Flächen aber nicht anbieten. Eine weitere Herausforderung ist der Internet-Handel: Allein zwischen 2009 und 2014 hat sich der Online-Umsatz um 82 Prozent erhöht. Dieser Trend geht laut Marktanalysen überwiegend auf Kosten des kleinbetrieblichen Handels. Mit dem Verlust dieser Betriebe sind auch die Eigenheiten der Zentren bedroht, die für die Identifizierung der Bewohner mit „ihrem“ Viertel wichtig sind. Wir stehen damit vor Herausforderungen, die unsere Stadtviertel grundlegend verändern können: • • Wie kann es weiter zentrale Orte geben, an denen sich das Viertel trifft? Können die Eigenheiten dieser Orte durch städtebauliche Akzente gestärkt werden? Das Programm „Aktive Zentren Neuaubing-Westkreuz“ stößt mit fachlicher und finanzieller Förderung eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung des Forums und anderer Zentren an. Dazu gehören: • • • Aufwertung der Aufenthalts- und Freibereiche Unterstützung bei der Standortvermarktung (Gewerbeführer, gemeinsame Internetauftritte, Events usw.) Flächenmanagement zur Vermeidung von Leerständen und Versorgungslücken Ziel dieser Maßnahmen ist auch eine bessere Bindung der Kaufkraft der Anwohner, die derzeit in hohem Maße in andere Stadtteile abfließt. Die Stärkung des Forums ist über das Programm „Aktive Zentren NeuaubingWestkreuz“ in einen größeren Kontext eingebettet. Dazu gehören Maßnahmen aus folgenden Handlungsbereichen: • • • • Aufwertung des öffentlichen Raumes Instandsetzung und Modernisierung von prägenden Gebäuden (einschließlich energetische Sanierung) Beseitigung funtkionaler Defizite und städtebaulicher Mängel Öffentlichkeitsarbeit und Erfahrungsaustausch (Vernetzung der lokalen Akteure, wie beispielsweise der Gewerbetreibenden) Kreative Ideen tragen dazu bei, den Ladenzentren auch im Zeitalter der Filialen einen eigenen Charakter zu geben. Das Stadtteilmanagement begrüßt es daher, dass Studentinnen und Studenten der Technischen Universität München einen wertvollen Beitrag zur Lösung dieser Herausforderungen gebracht haben. Stadtteilmanager Daniel Genée im Gespräch mit den Studierenden 6 Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz Westlicher Zugang zum Forum Verwaister Spielplatz Trading-down-Effekt, untergenutzte Erdgeschosszone Nördliche Außenfassade mit Vorbereich Friedrichshafener Straße mit Brachfläche im Süden des Forums 7 Studentenworkshop am 24. und 25. Februar 2015 Die in dieser Dokumentation vorgestellten Entwürfe für das Forum Westkreuz sind das Ergebnis eines zweitägigen Workshops mit Stadtbaurätin Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk im Rahmen der Lehrveranstaltung „Stadtplanung und Stadtgestalt in der Praxis“ der Technischen Universität München im Wintersemester 2014/2015. Aufgabe Acht Studierende der TU München beschäftigten sich mit dem Forum Westkreuz, dem Ladenzentrum aus den 80er Jahren am östlichen Rand des Sanierungsgebietes NeuaubingWestkreuz. Über eine Bestandsanalyse und -bewertung sollten Ziele und Maßnahmen für die Stärkung des Standortes und Vorschläge für seine städtebauliche, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung erarbeitet werden. Grundlage für die Bearbeitung waren das Integrierte Stadtteilentwick- lungskonzept mit folgenden Sanierungszielen für das Forum: • • • • • • Besprechung der Analyse und der ersten Entwurfsgedanken mit Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk „Was ist für mich Stadtentwicklung?" Mit dieser Frage führte Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk in die Veranstaltung und in die übergeordneten Themen der Stadtgestalt und Stadtplanung ein. Als Vorübung sollten die Studentinnen und Studenten eine Postkarte zu dieser Fragestellung gestalten. „Stadtentwicklung ist wie eine Medizin. Das bedeutet, die Stadt oder ein Teil der Stadt kann im Laufe der Zeit krank werden. Das heißt, sie funktioniert für die Nutzer nicht mehr so, wie sie es sollte. Dies kann verschiedene einzelne oder auch mehrfache Gründe haben. Für Stadtentwickler ist es deshalb wichtig, wie für einen Arzt zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen, woher die Krankheit kommt und wie genau sie sich äußert. Je nach Krankheitsbild muss dann genau darauf abgestimmte Medizin verabreicht, also treffsichere Maßnahmen getroffen werden. Wichtig ist außerdem der Wille des Patienten, wieder gesund zu werden. Das heißt im Fall der Stadtentwicklung, dass die Nutzer die Genesung auch unterstützen müssen.“ (Susanne Schöpf) 8 Sicherung und Stärkung der Nahversorgungsfunktion Entwicklung einer einheitlichen und attraktiven Außendarstellung Umgestaltung der Flächen am S-Bahnhof Westkreuz und im Forum zur besseren Übersichtlichkeit und Orientierung Etablierung eines Leerstands- und Flächenmanagements Entwicklung der ungenutzten Grünfläche an der Friedrichshafener Straße zur Stärkung der OstWest-Verbindung Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit und Verknüpfung des Einzelhandelszentrums Stockacher Straße mit dem Forum Westkreuz durch Schaffung einer gesicherten, möglichst barrierefreien Fußgängerverbindung Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz Ablauf und Arbeitsprozess Zwei Wochen vor dem eigentlichen Workshop haben die Studentinnen und Studenten bei einem Rundgang durch das Sanierungsgebiet erste Eindrücke sammeln und einen Einblick in die jeweiligen Problemlagen gewinnen können. Nach einer Einführung zum Thema Stadtsanierung und Städtebauförderung durch das Referat für Stadtplanung und Bauordnung führte der Rundgang schwerpunktmäßig zu den Nahversorgungszentren Limesstraße, Wiesentfelser Straße, Paul-Ottmann-Zentrum und Forum Westkreuz. Am 24. und 25. Februar 2015 fand der zweitägige Workshop mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk im Stadtteilladen in der Friedrichshafener Straße statt. Als Einstieg in die Arbeit vor Ort und in die konkrete Problemlage am Forum Westkreuz gab Daniel Genée, Stadtteilmanager des Sanierungsgebietes Neuaubing-Westkreuz, einen Impulsvortrag zur lokalen Ökonomie, aktuellen Trends im Einzelhandel und deren Auswirkungen auf die Stadtteilentwicklung. Am ersten Workshop-Tag ging es darum, den Ort zu begreifen. Nach einer Bestandsaufnahme sollten Stärken, Schwächen, Potenziale und Defizite analysiert und Ziele definiert werden. Die Studierenden haben intensiv in Kleingruppen mit jeweils zwei Personen gearbeitet. Teilweise sind sie mit Nutzern und lokalen Akteuren ins Gespräch getreten, um Meinungen einzufangen, Bedarfe zu ermitteln und ihre Konzeptideen zu spiegeln. Am Ende des ersten Tages fand eine Zwischenpräsentation und Diskussion mit Charlotte Gabler, einer Vertreterin der Eigentümer des Forums Westkreuz, Daniel Genée, dem Stadtteilmanager, und Vertretern des Referats für Stadtplanung und Bauordnung statt. Den Auftakt des zweiten Tages bildete eine Tischkritik mit der Stadtbaurätin. Die hier gesetzten Schwerpunkte wurden im Laufe des Tages weiter ausgearbeitet und planerisch aufbereitet. Die Studierenden entwickelten unterschiedliche Lösungsansätze. Allen Arbeiten gemein ist jedoch der Erhalt der robusten baulichen Grundstruktur des Forums, in der ein Potenzial gesehen wurde, mit Veränderungen in der Umgebung und in der Nutzung umzugehen. Spaziergang durch das Sanierungsgebiet Analyse des Entwurfsortes Forum Westkreuz Am 9. März 2015 fand die Schlusspräsentation der Arbeiten im Plan Treff des Referats für Stadtplanung und Bauordnung statt. Diskussionsrunde „Diese vier Gemälde drücken für mich auf eine gewisse Weise den Prozess der Stadtplanung aus. Dabei steht die Büchse der Pandora für die Idee, den Wunsch nach Veränderung oder Verbesserung, ohne jedoch die wirklichen Folgen und das Ausmaß vorhersehen zu können. Die Freiheit für das Volk bezieht sich auf den Prozess, der einem Kampf, einer Revolution gleich kommt. Einem Kampf mit sich selber, aber auch unter den Befürwortern und den Widersachern. Das Floß der Medusa steht für den schwierigen Weg, den man dazu beschreiten muss, und das letzte Bild, die Stadtszenerie, für den Idealzustand und die Verbesserung, die uns vor unserem geistigen Auge vorantreibt.“ (Philipp Gergintschew) 9 Gruppe 1: Interkulturelles Zentrum Potentiale und Defizite Defne Toy und Qian Sun Das Forum Westkreuz ist über die S-Bahn und den Bus gut erschlossen. Durch die Lage des südlichen S-BahnAusgangs werden die Fahrgäste durch das Innere des Forums geleitet. Die kompakte und verwinkelte bauliche Struktur mit gestaffelten Baukörpern umschließt den Freiraum in der Mitte und bietet sich an als Zentrum und Treffpunkt. Der Platz ist über verschiedene Zugänge erreichbar, die unterschiedliche Einblicke gewähren. Im Erdgeschoss befinden sich zahlreiche Läden, unter anderem ein türkischer Supermarkt und asiatische Restaurants. Der Stadtteil hat einen hohen Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund. Diese multikulturelle Bevölkerungsstruktur und die sich dadurch ergebende Vielfalt kann als Potential genutzt werden. Durch eine stärkere Funktionsmischung sowohl im Freiraum, als auch im Gebäudebestand kann die Attraktivität des Forums deutlich gesteigert werden. Der Höhensprung zwischen dem Forum und der Aubinger Straße bildet ei- Analyse und erste Ideen 10 ne starke Barriere. Einige Durchgänge zum Forum sind zudem eng, dunkel und kaum wahrnehmbar. Die oberirdischen Stellplätze im Westen behindern die Orientierung und Erkennbarkeit dieses Zugangs. Das Forum weist Angebotslücken im Bereich Drogerie auf. Neben dem Mangel an attraktiven Freiraumangeboten für Kinder sind auch die Aufenthaltsmöglichkeiten für die ältere Bevölkerung begrenzt. Der Bürgersaal hat eine wichtige Funktion als gesellschaftlicher Treffpunkt im Viertel, ist aber aufgrund seiner Lage räumlich wenig präsent. Über eine Untersuchung der Frequentierung des Platzes durch unterschiedliche Nutzergruppen wurde festgestellt, dass das Forum außerhalb der Geschäftszeiten wenig genutzt und dadurch als Angstraum wahrgenommen wird. Die Lage des Pavillons in der Mitte des Forums, der wie eine Barriere wirkt, verstärkt diesen Eindruck. Ziele und Maßnahmen Aufbauend auf der multikulturellen Bevölkerungsstruktur ist es das Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz Konzeptplan Ziel, am Forum Westkreuz ein „interkulturelles Zentrum“ zu schaffen. Dadurch kann der Ort eine eigene Identität erhalten, die ihn von den weiteren Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung abhebt. So soll für die „bunte Einwohnerschaft" ein Stück Heimat geschaffen werden. Im Gegensatz zu den großen Playern und Einzelhandelsketten in der Umgebung, soll das Forum eine lebendige Mischung an kleinteiligem Einzelhandel und Dienstleistungen sowie ein vielfältiges gastronomisches Angebot bieten. Der zentrale Pavillon wird zu einem Ausstellungsraum und einer Bibliothek umgenutzt und in Zusammenarbeit mit dem Bürgersaal bespielt. Die südlich angrenzende Brachfläche wird entwickelt und bietet Platz für zusätzlichen Wohnraum, Büros, einen Park, Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, ein Kino und Werkstätten. Identität und Lebendigkeit des interkulturellen Zentrums 11 Gruppe 2: „WX - Westkreuz" Analyse Die zentrale Freifläche des Forums ist schwer zu durchwegen, der Platz bietet wenige Sichtbeziehungen zu den Ladeneinheiten oder zur S-Bahnstation und keine Qualitäten, die zum Verweilen einladen. Er ist durch seine starre Konzeption mit den amorphen Hochbeeten sehr unflexibel in der Nutzung. Zudem ist die Barrierefreiheit nicht überall gegeben. Philipp Gergintschew und Zhegi Wang Durchwegung Trotz seiner guten Lage im Quartier, leidet der Platz unter der schlechten fußläufigen Erschließung: vielbefahrene Straßen, enge, uneinsehbare Durchgänge durch das Gebäude und durch parkende Autos verstellte Fußgängerbereiche. Die südlich angrenzende Brachfläche stellt sich dem Gedanken des Stadtteilzentrums entgegen, da sie ihn in ein peripher anmutendes Umfeld einbettet, anstatt seinen urbanen Charakter zu fördern und zu unterstreichen. Sie bietet aber auch ein Potential für eine Nachverdichtung mit Gewerbe oder Wohnen, um dem Quartier ein urbaneres Wesen zu verleihen. Das Nahbereichszentrum ist optimal im Quartier gelegen. Es kann als Verbindungsglied gesehen werden zwischen der Wohnbebauung im Süden und Westen, den großgewerblichen Einkaufsstrukturen im Norden und im Osten und der angrenzenden Bahnstation. Das Forum ist gut erschlossen sowohl im Viertel selber, als auch gesamtstädtisch durch den öffentlichen Nahverkehr wie S-Bahn, Bus und die geplante Trambahntrasse. So kann das Forum als „Tor" für das Viertel gesehen werden. Die Platzsituation oder vielmehr ihr bauliches Gefüge bietet großes Potential. Viele Ladeneinheiten gruppieren sich um das Areal und vermitteln so eine urbane Dichte und Abgeschlossenheit. Barrierewirkung, fehlende Verbindung Brachfläche im Süden Forum als „Tor" zum Viertel Idee Zwei Pole, über ein Wegekonzept verbunden 12 Zwei Pole, das Forum Westkreuz und das Ramses-Hochhaus, werden über ein neues Wegekonzept mit im Boden Räumliche Geschlossenheit Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz Konzeptplan eingelassenen Lichtquellen und farbigem Bodenbelag verbunden. So wird die Ost-West-Verbindung gestärkt. Maßnahmen (Ost nach West) Um eine bessere fußläufige Vernetzung herzustellen, wird der südliche S-Bahnzugang offen gestaltet und durch einen Aufgang nach Osten ergänzt. Die Rampe zur Aubinger Straße im Bereich des Bürgersaals wird zugunsten einer privaten Freifläche aufgegeben. Der zentrale Platzbereich im Forum, einer der beiden Pole des neuen Wegekonzeptes, wird von den Hochbeeten und sonstigen freistehenden Baukörpern freigeräumt und neu gestaltet. Wichtig sind hierbei vor allem die Barrierefreiheit, freie Ausblicke, die Durchwegung und die vielseitige Bespielbarkeit. Die Erdgeschosszone des Bestandsbaukörpers entlang der Friedrichshafener Straße wird aufgrund der neuen städtebaulichen Situation umstrukturiert. Über Flächenzusammenlegungen werden neue Nutzungen ermöglicht: das „Public", ein neuer zentraler Stadtteiltreff als Anlaufpunkt für Beratung, Veränderung und Gemeinschaft, das „WX.Museum", eine Plattform, die jedem die Möglichkeit bietet, das auszustellen, was er der Welt zeigen möch- te, und die Stadtteilküche, ein Ort, um gemeinsam zu kochen, zu essen, das Kochen zu lehren und zu lernen. Mittig zwischen den beiden Polen werden neue Baukörper, ein Stadtteilkraftwerk und eine Kindertagesstätte ergänzt, um die Wegeverbindung städtebaulich zu fassen. Der See am Ramses-Hochhaus wird in das neue Wegesystem mit einbezogen und soll so zusätzliche Qualitäten bieten. Der bestehende breite Durchgang zur Aubinger Straße wird durch einen farbigen Bodenbelag aufgewertet und gestärkt; der kleinere Durchgang wird zu einem privaten Durchgang umgebaut. Auf der südlich angrenzenden Brachfläche sorgt ein Neubau für einen Abschluss und bietet zusätzliche größere Verkaufsflächen. Ost-West-Wegeverbindung bei Nacht 13 Gruppe 3: Forum am Westkreuz Stärken und Schwächen Stephanie Fabich und Susanne Schöpf Zu den funktionalen Stärken zählen der direkte Anschluss des Gebiets an das Münchner S-Bahn- und Busnetz. Die Situation des ÖPNVs wird sich in den kommenden Jahren durch die Erweiterung der Tramlinie 19 von Pasing nach Freiham deutlich verbessern. Des Weiteren ist die Versorgung des Gebiets durch Waren des täglichen Bedarfs als positiv hervorzuheben. Dazu zählt auch die medizinische Versorgung, welche im Forum am Westkreuz direkt vorhanden ist. Eine wichtige Funktion nimmt der Bürgersaal ein, welcher als Treffpunkt für das ganze Gebiet dienen kann. Die Vernetzung des Gebiets, vor allem mit den Einkaufsmöglichkeiten nördlich der Aubinger Straße, ist ungenügend. Der Innenbereich des Forums Konzeptplan 14 ist zwar autofrei, die Parkierungsflächen stülpen sich jedoch weit in den Hof. Durch diese visuelle Präsenz des Pkw im Forum wird das Konzept des autofreien Hofs untergraben. Unangenehm fallen die Nutzungen des Wettbüros sowie der Videothek auf. Funktional besteht hier die Gefahr eines Trading-down-Effekts, der durch diese Nutzungen in Gang gesetzt werden könnte. Schließlich wurden gestalterische Schwächen identifiziert. Die Zugänge von der Aubinger Straße ins Ladenzentrum sind schwer zu identifizieren. Besonders im Sommer sind die Zugänge wegen dichtem Baumbewuchs der Straßenkante schwer zu finden. Die Passagen, welche in den Hof des Ladenzentrums führen, sind dunkel und unübersichtlich gestaltet. Diese Räume können als Angsträume empfunden werden. Angsträume ergeben sich auch durch ungepflegte Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz und unattraktive Freiräume, wie zum Beispiel die Böschung zur Aubinger Straße und die Restflächen an der Bahn. Die Platzfläche stellt eine weitere Schwäche dar; durch unübersichtliche und überladene Freiraumgestaltung entstehen uneinsehbare Winkel. Die Bepflanzung der Hochbeete auf Augenhöhe verhindert einen freien Blick über den Hof. Dadurch wird auch dieser bei Dunkelheit zum Angstraum. Bei der Ortsbegehung fiel außerdem ein Trampelpfad quer über die Brachfläche südlich des Forums auf. Dies macht deutlich, dass hier ein Defizit an befestigten Wegen besteht. Die Wiese ist durch die fehlende Gestaltung und Möblierung eine bisher verschwendete Qualität. Wiese lag, ist nun ein Park mit Kinderspielplatz angelegt und dient dem ganzen Quartier. Neuordnen der Nutzungen Die Lage des Bürgersaals am nordöstlichen Rand des Forums ist wenig attraktiv. Der Saal vermittelt einen vernachlässigten Eindruck und wird seiner potenziellen Funktion als Treffpunkt nicht gerecht. Des Weiteren besteht im Gebiet Bedarf für eine Kinderbetreuungseinrichtung. Der bestehende Bürgersaal wird abgebrochen und durch ein neues Gebäude im „Westkreuzpark" ersetzt. Der Neubau wird als Solitär ausgeführt, der auch eine kleine Kindertagesstätte beherbergt. Handlungsfelder, Maßnahmen Aus der Betrachtung der Stärken und Schwächen ergeben sich vier integriert zu betrachtende Handlungsfelder, in deren Rahmen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vorgeschlagen werden. Qualifizieren der übergeordneten Grünverbindung Nördlich des Westkreuzes entlang der Bahngleise liegt auf der östlichen Seite eine Schrebergartenanlage. Diese grüne Schneise wird am Forum Westkreuz unterbrochen. Weiter südlich schließt ein weiterer Grünzug an, der sich bis ins Würmtal zieht. Im Bereich des Westkreuzes soll diese Verbindung aufgenommen und durch den „Westkreuzpark" qualitätsvoll geschlossen werden. Wo vorher eine ungepflegte Grünverbindungen Neue Wegeverbindungen Der Bürgersaal dient als moderner Mehrzweckraum für Veranstaltungen, Versammlungen, Ausstellungen oder als Bewegungsfläche für die Kinderbetreuungseinrichtung. Der Platz im Inneren des Forums wird von der bisherigen Möblierung und Bepflanzung befreit und bekommt so einen urbaneren Charakter. Es entsteht ein großzügiger, multifunktionaler Platz. Wichtige Sichtbeziehungen werden ermöglicht, die Orientierung verbessert, das Sicherheitsgefühl gesteigert. Nutzen der Tram als Katalysator für die Standortentwicklung Dieses Handlungsfeld bietet wohl das größte Potenzial für das Forum Westkreuz. Die geplante Tram von Pasing nach Freiham soll voraussichtlich in der Aubinger Straße verlaufen, wo auch eine Haltestelle vorgesehen ist. Ziel ist es, die Umgestaltung des Straßenraums aktiv für die Entwicklung und Neugestaltung des Erscheinungsbildes des Forums zu nutzen. Ein Membrandach wird das neue Kennzeichen. Es taucht im Bereich des Hauptzugangs auf und überspannt die gesamte Fahrbahn. So wird eine Eingangssituation geschaffen, welche von der gegenüberliegenden Straßenseite in das Forum hineinleitet. Das Thema des Membrandachs tritt außerdem bei der Tramhaltestelle und beim Zugang zur S-Bahn und zum Parkhaus im Hof des Forums wieder auf. Nordöstlich des Forums kann durch den Rückbau des Bürgersaals eine großzügige Treppe errichtet werden. Diese ist mit Sitzstufen abwechslungsreich gestaltet und bietet den direkten Zugang von der Tramstation zum S-Bahneingang und zum Forum. Die vorhandene Böschung entlang der Aubinger Straße wird entfernt und durch eine bauliche Kante ersetzt. Zum einen entsteht so eine Art Stadtbalkon, mit Blick auf die geschäftige Aubinger Straße und die Tram. Zum anderen bietet die Neupflanzung von Bäumen mit hoher Baumkrone und lichtem Blätterdach Sichtschutz für die Wohnungen, ohne dabei den Blick von der Aubinger Straße auf das Forum Westkreuz zu verstellen. Der freie Blick auf die Fassade und den Stadtbalkon rückt das Forum in den Fokus der Vorbeifahrenden. Aubinger Straße mit Stadtbalkon und Tram Aufwerten der Räume durch neue Wege und Nutzungen Durch die Tramlinie und eine Haltestelle im Bereich des Forums können sich in Zukunft neue Wegebeziehungen etablieren. Die Nutzerströme von und zu der Tramhaltestelle müssen für die Entwicklung des Standorts bestmöglich geleitet werden. Durch eine gerichtete, lineare Pflasterung wird der Fußgänger in seiner Bewegungsrichtung gelenkt, ohne starre Wege vorzugeben. Die Gefahr des Trading-down-Effekts wird durch die vorgeschlagenen Maßnahmen verringert. 15 Gruppe 4: Forum Westkreuz - Neuer Treffpunkt an der S-Bahn Stärken und Schwächen Johannes Wittmann und Sofie Langenscheidt Idee 16 Der zentrale Freiraum des Forums bietet keine Aufenthaltsqualität, wirkt durch seine hochwertige, aber veraltete Außenraumgestaltung mit Hochbeeten sowie durch den freistehenden Pavillon und den Tiefgaragenzugang unübersichtlich und wird, vor allem bei Dunkelheit, zu einem Angstraum. Die Geschäfte sind nicht einsehbar, der S-Bahnzugang wird nicht als solcher wahrgenommen. Die bestehende Freifläche ist unflexibel in ihrer Nutzung und kann nicht an unterschiedliche Bespielungen oder jahreszeitliche Gestaltungen angepasst werden. Zudem bietet sie keine großzügigen Freischankflächen nach Süden an. Die Barrierefreiheit ist nur eingeschränkt gegeben. Die Erdgeschossfassaden im Forum wirken mit ihren Vordächern, dunklen Fensterrahmen und zugeklebten Fenstern wenig einladend. Die Geschäftsflächen sind teilweise sehr klein und daher schlecht vermietbar. Trotz seiner Lage direkt an der S-BahnHaltestelle ist das Forum derzeit kein lebendiger Ort, kein Treffpunkt. Der Ort ist schlecht angebunden zu dem Bereich östlich der S-Bahn, sowie zur nördlichen Seite der vielbefahrenen Aubinger Straße. Von der Aubinger Straße aus ist das Forum schwer wahrnehmbar und nicht in seiner Funktion erkennbar. Der Zugang von dieser Seite über den Höhensprung und die dunklen, schmalen Durchgänge ist teilweise schwierig. Trotz hohem Flächenund Standortpotential liegt die südlich angrenzende Fläche brach, eine bauliche Fassung nach Süden fehlt. Das Forum Westkreuz ist durch die direkte S-Bahn-Anbindung und die Bushaltestelle (in Zukunft auch Tramhaltestelle) gut erschlossen. Durch die direkte Nähe zu großflächigen Einkaufsmöglichkeiten (REWE-Center, Aldi nördlich der Aubinger Straße und dm, Lidl östlich der Bahn) können Synergieeffekte genutzt werden. Die geschützte Hofsituation, abseits der vielbefahrenen Straße, sowie die ringförmige Gebäudekonfiguration bietet ein großes Potential für eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität der Freiflächen. Es entstehen interessante fließende Räume, geschlossen zur befahrenen Straße, offener zur S-Bahn. Das Forum ist zudem gut an die angrenzenden Wohngebiete angebunden. Durch die angrenzende Brachfläche im Süden bieten sich Erweiterungsmöglichkeiten für das Forum. Durch die kleinteiligen Geschäftsflächen hebt sich das Forum gezwungenermaßen von den Einkaufsmöglichkeiten in der Nachbarschaft ab, was auch als Potential genutzt werden kann. Ziele und Maßnahmen Das Erscheinungsbild des Forums wird komplett erneuert: Der Innenhof wird freigeräumt, die Freiraumgestaltung modernisiert, der Pavillon rückgebaut, der Tiefgaragenzugang verlegt und der S-Bahn-Zugang geöffnet. Die Durchgänge und Passagen durch die Bestandsgebäude sollen erweitert, hervorgehoben und durch ein Leitsystem stärker definiert werden. Das angrenzende Wohngebiet im Südwesten wird nachverdichtet, die Brachfläche im Süden baulich entwickelt. Im Zentrum der ehemaligen Brachfläche entsteht ein „grüner Platz" (spielen, erholen) als Kontrast und Gegenstück zum „städtischen Platz" (einkaufen, essen, sonnen) im Zentrum des Forums. Zudem wird der Bürgersaal erweitert, die Geschäftsflächen neu geordnet und teilweise zusammengelegt. Ziel ist es, Offenheit und klare Blickbeziehungen sowie eine verbesserte Aufenhaltsqualität und Einkaufsfreude zu schaffen. Gebäude- und Freiraumkonzept Die verschattenden Vordächer im Erdgeschossbereich des Forums werden entfernt, um die Schaufenster und Eingänge zu den Geschäften besser sichtbar zu machen. Die Fassaden erhalten einen neuen weiß-hellgrauen Anstrich, die Loggien und Fensterleibungen werden in einem dunkleren Grau abgesetzt, die Fensterrahmen in einem dezenten anthrazit gestrichen. Die Balkon- und Terrassengeländer werden erneuert und durch Glasbrüstungen, die auch Windschutz bieten, ersetzt. Als Kontrast zum schlichten Fassadenkonzept, werden die derzeit schlecht wahrnehmbaren Durchgänge im Erdgeschoss in intensiven Farben hervorgehoben und neu gestaltet. Zwischen Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz Konzeptplan den seitlichen Schaufensterbereichen wird der Fußgänger durch eine farbige Pflasterung, die sich vor und hinter den Durchgängen auflöst, in den Hof geleitet. An der Decke befinden sich farbig leuchtende Paneele. Im südlichen Bestandsgebäude entlang der Friedrichshafener Straße entsteht ein zusätzlicher Durchgang nach Süden zum neu entwickelten „grünen Platz". Flexible Freiraummöblierung Der zentrale „städtische Platz" wird nach dem Rückbau der Hochbeete durch ein mobiles, variables umbaubares Stadtmöbel (analog dem „Enzi Twin") in spielerischer Weise neu gestaltet. Auch die Bepflanzung und weitere Möblierung bleibt mobil und flexibel. Die Platzfläche wird einheitlich und durchgehend in einem hellen Sandstein gepflastert. Nur die neu gestalteten Durchgänge und Passagen sind farblich abgesetzt. So können die Platzflächen je nach Jahreszeit und Event flexibel genutzt und bespielt werden. Auch die Anpassung an künftige Bedarfe und das temporäre Aufstellen von Markt- oder Infoständen wird dadurch ermöglicht. Das Forum erhält eine neue, zeitgemäße Identität. Farbliche Gestaltung der Durchgänge 17 Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz Ausblick Charlotte Gabler, Zweite relbaG Vermögensverwaltung GmbH, Beirätin der Eigentümergemeinschaft Als Eigentümer zahlreicher Gewerbeflächen im Forum Westkreuz haben wir seit einiger Zeit erkannt, dass die Anlage in die Jahre gekommen ist und eine Aufwertung zur Werterhaltung und -steigerung erforderlich ist. Zunächst ging es uns als Eigentümer in erster Linie um die Beschilderung und ein Leitsystem zur Verbesserung der Orientierung. Im Zuge der förmlichen Festlegung von Neuaubing und dem Westkreuz als städtebauliches Sanierungsgebiet haben wir jedoch festgestellt, dass zahlreiche weitere Themen angegangen werden müssen, um unsere Anlage als Gesamtheit attraktiver zu gestalten. Durch die Studentenarbeiten der Technischen Universität München wurde klar, dass eine Gesamtbetrachtung erforderlich ist: Gebäude, Freiraum und Nutzungen bedingen sich gegenseitig und müssen daher miteinander bedacht werden. Derzeit lassen wir in Zusammenarbeit mit der Münchner Gesellschaft für Stadt- 18 erneuerung (MGS) und dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Stadt München eine Vorplanung in Form eines Rahmenkonzeptes für die Freiflächenund Fassadengestaltung des Forums erarbeiten. Anschließend soll eine schrittweise Umsetzung der einzelnen Maßnahmen im kommunalen Förderprogramm „aktiv.gestalten“ erfolgen. Des Weiteren möchten wir künftig eng mit dem Stadteilmanagement bezüglich des Flächen- und Leerstandsmanagements zusammenarbeiten. Wir freuen uns, die Potenziale des Forums Westkreuz künftig gezielt nutzen zu können und durch die bevorstehende Sanierung die Stärkung des Standortes als Nahbereichszentrum und die Entwicklung einer einheitlichen und attraktiven Außendarstellung zu erreichen. Herzlichen Dank an die Studentinnen und Studenten der Technischen Universität München für ihre zahlreichen und sehr kreativen Vorschläge. Charlotte Gabler in der Diskussion mit den Studentinnen und Studenten www.muenchen.de/plan
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