Forum Westkreuz

Stadtsanierung und Wohnungsbau
Forum Westkreuz
Dokumentation des Studierendenworkshops 2015
Impressum
Herausgeberin
Landeshauptstadt München
Referat für Stadtplanung und Bauordnung
Stadtsanierung und Wohnungsbau
Blumenstraße 31
80331 München
www.muenchen.de/plan
Projektbetreuung
Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk, Stadtbaurätin
Volker Rasp, Carole Rausch, Referat für
Stadtplanung und Bauordnung
Imke Mumm, TU München
Konzeption, Redaktion und Gestaltung
Carole Rausch
S. 10-17: Texte der Studentengruppen
(teilweise angepasst)
Bildnachweis
Landeshauptstadt München
S. 10-17: Grafiken der Studentengruppen
Druck
WENZEL druck • kopie • media
Klosterhofstraße 2, 80331 München
Die Broschüre wurde gedruckt auf Papier
aus zertifiziertem Holz, aus kontrollierten
Quellen und aus Recyclingmaterial.
1. Auflage
München, November 2015
Gefördert von Bund, Freistaat Bayern und
Landeshaupstadt München im Städtebauförderungsprogramm
Leben findet Innenstadt - Programm Aktive Zentren.
2
Vorwort
Liebe Studentinnen und Studenten,
liebe Leserinnen und Leser,
der Erhalt und die Entwicklung von Nahversorgungsstandorten zu attraktiven,
lebendigen und zeitgemäßen Zentren
ist ein wichtiges Ziel des Bund-LänderStädtebauförderungsprogramms „Aktive
Stadt- und Ortsteilzentren“ und ein besonderes Anliegen der Münchner Stadtentwicklung.
Zentren bilden Kristallisationspunkte des
urbanen Lebens, sind wichtige Identifikations- und Kommunikationsräume, die
von den Bewohnerinnen und Bewohnern alltäglich auf unterschiedlichste Art
und Weise genutzt werden – ob als Treffpunkt, als Durchgangsraum, zum Spielen
oder Einkaufen. Sie sind ein wichtiger
Bestandteil sowohl des individuellen,
wie auch des kollektiven Stadtbildes.
Anhand des konkreten Beispiels des
Forum Westkreuz haben sich die Studentinnen und Studenten mit der Frage
beschäftigt, wie Stadtgestalt entsteht
und wie sie sich fortlaufend weiter entwickelt. Erbaut in den 1980er Jahren,
werden im Forum unterschiedliche
Nutzungen wie Wohnen, Einzelhandel,
Dienstleistung und stadtkulturelle Einrichtungen verknüpft – so weit so gut.
Doch finden sich in der Erdgeschosszone vermehrt Leerstände, minderwertige
Nutzungen und eine hohe Fluktuation –
ein Hinweis auf veränderte Bedarfe, die
ein Handeln erfordern.
Schon 1960 hat Kevin Lynch in seiner Arbeit „Das Bild der Stadt“ bemerkt:
„Die Stadt ist nicht nur ein Objekt, das
von Millionen Menschen, die hinsichtlich ihres Standes und ihres Charakters
grundverschieden voneinander sind,
wahrgenommen (...) wird – sie ist auch
das Produkt vieler Baumeister, die ihre
Struktur ständig ändern (...). Während die
Stadt in ihren Hauptzügen im Großen
Ganzen für einige Zeit stabil bleibt, ändert sie sich doch ständig in Einzelheiten.
Über ihr Wachstum und ihre Form kann
nur eine Teilkontrolle ausgeübt werden.
Es gibt kein Endresultat – nur eine dauernde Aufeinanderfolge von Phasen.“
Doch nicht nur die „Baumeister“ verändern die Stadt. Die Stadtentwicklung und
damit auch die Stadttransformation wird
durch verschiedene Akteure beeinflusst
– Politik, Verwaltung, private Marktakteure, Bürger und die Zivilgesellschaft. Diese gilt es in den Prozess einzubinden und
zu beteiligen, um so bestehende Qualitäten zu stärken und defizitäre räumliche
Situationen zu ergänzen, zu verändern
oder umzuformen. Welchen Beitrag können die verschiedenen Akteure leisten,
als "Investition" in ein kollektives Stadtbild, in die Stadtgestalt als Mehrwert der
Gesellschaft?
Während des zweitägigen Workshops
haben die Studierenden sich intensiv
mit dem Ort beschäftigt, haben sich den
Raum „erarbeitet“ und sind mit lokalen
Akteuren (Nutzern, Eigentümern) ins
Gespräch gekommen. So haben sie die
Praxis im Umgang mit bestehenden
Stadtstrukturen kennen gelernt, wurden
mit unterschiedlichen Betroffenheiten
konfrontiert und haben gute und wertvolle Ideen für das Forum Westkreuz
entwickelt. Auch wenn nicht alles 1:1
umsetzbar ist, so sind die Arbeiten, die
in dieser Dokumentation zusammengefasst sind, doch wichtige Denkanstöße
für alle beteiligten Akteure in Hinblick
auf die nächste Entwicklungsphase des
Forums.
Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk
Stadtbaurätin
3
1
2
3
4
5
6
Zentraler Grünzug
Grünband
Limesstraße
Ladenzentrum Wiesentfelser Straße
Paul-Ottmann-Zentrum
Forum Westkreuz
5
6
1
3
4
2
Das Sanierungsgebiet in Zahlen
knapp 350 ha
520-540 m über NN
Gesamtfläche Gebäudebestand: davon Gesamtwohnfläche:
Einwohner:
Anteil > 65-Jährige:
Anteil < 18-Jährige:
Anteil Bevölkerung mit
Migrationshintergrund:
ca. 24.000
23,2% (LHM: 16,7%)
15,3% (LHM: 14,5%)
Wohnflächenverbrauch:
31,5 m2/EW
(LHM: 40 m2/EW)
Sinus-Milieus
Bürgerliche Mitte: Traditionsverwurzelte: Konservative: Modal Split
MIV: ÖV: Fahrrad: zu Fuß: Pkw pro 1.000 EW:
(Stand 2009)
4
893.447 m2
757.000 m2
Fläche:
Höhe über NN:
39,4% (LHM: 37,7%)
28,6% (LHM: 12,3%)
21,4% (LHM: 15,4%)
17,6% (LHM: 5,9%)
Baualter:1958-1978:
nach 1995: 66% der Wohnfläche
6,2% der Wohnfläche
Geschäftsflächen:
davon Einzelhandel: davon Leerstand: 45.938 m2
37.653 m2
753 m2
48% (LHM: 37%)
19% (LHM: 21%)
7% (LHM: 14%)
26% (LHM: 28%)
396 Pkw (LHM: 531)
EZH < 100 m2:
EZH > 800 m2:
54,90%
8,6%
Dichte Einfamilienhausgebiete: GFZ 0,2-0,55
Geschosswohnungsbau: GFZ 0,7-1,0
Block Forum Westkreuz: GFZ 1,9
Öffentliche Grünflächen: (Empfehlung LHM: 17 m2/EW)
165.560 m2
7 m2/EW
Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz
Sanierungsgebiet Neuaubing-Westkreuz: Handlungsschwerpunkte und Ziele
Um städtebauliche Missstände zu beheben und den Stadtteil zukunftsfähig zu
entwickeln, wurde Neuaubing-Westkreuz
am 9. April 2014 vom Stadtrat als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt. Das
knapp 350 Hektar große Gebiet mit rund
23.000 Einwohnerinnen und Einwohnern
liegt am westlichen Stadtrand, zwischen
dem energetisch innovativen Neubaugebiet Freiham und Pasing, das sich in
den letzten Jahren stark entwickelt hat.
Grundlage für die förmliche Festlegung
als Sanierungsgebiet ist das Integrierte
Stadtteilentwicklungskonzept ISEK, mit
einer Untersuchung unterschiedlichster
Handlungsfelder: Stadtgestalt, lokale
Ökonomie, Wohnen, Mobilität, Freiflächen, Denkmalschutz, Bildung, Soziales,
Kultur und Energie. Um die lokale Expertise zu nutzen und eine Beteiligung
der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu
gewährleisten, fand im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen eine frühzeitige Öffentlichkeitsphase statt. Ausgehend von Defiziten und Potenzialen im
Bestand wurden Leitlinien entwickelt und
sowohl räumliche wie auch thematische
Handlungsschwerpunkte mit konkreten
Maßnahmen für die integrierte Stadtteilentwicklung definiert.
Ziele der Sanierung
Ein Schwerpunkt der Sanierung liegt
auf der Verbindung, Vernetzung und den
öffentlichen Grünflächen. Der zentrale
Grünzug zwischen Neuaubing und dem
Westkreuz soll von Norden nach Süden
durchgängig mit Wegen durchzogen
und als zusammenhängender Grünraum
hergestellt werden. Das Grünband an der
Schnittstelle zum Neubaugebiet Freiham
soll als Erholungsraum für beide Stadtteile fungieren und zum Treffpunkt und
Kommunikationsraum werden.
Im Sanierungsgebiet liegen das Quartierszentrum Limesstraße, sowie die
Nahbereichszentren Ladenzentrum an
der Wiesentfelser Straße, Paul-OttmannZentrum und Forum Westkreuz. Alle vier
Nahversorgungsstandorte liegen entlang
der Ost-West-Achse Wiesentfelser
Straße – Altenburgstraße – Radolfzeller
Straße – Aubinger Straße, die in Bezug
auf die Nahmobilität (Fahrradroute in die
Innenstadt sowie Verlängerung der Tram
von Pasing nach Freiham) gestärkt werden soll.
In der Limesstraße soll durch eine einheitliche und einladende Gestaltung der
Vorbereiche zu den Geschäften und
durch ein Gestaltungskonzept der Außenauftritt des Einzelhandels verbessert und
die Attraktivität des Quartierszentrums
gestärkt werden. Das Ladenzentrum an
der Wiesentfelser Straße soll durch einen
Ersatzneubau eine deutliche Aufwertung
und Attraktivitätssteigerung erfahren,
zudem ist zwischen Ladenzentrum, Mittelschule und Kirche die Schaffung eines
Quartiersplatzes als Identifikationsort
geplant. Auch das bestehende PaulOttmann-Zentrum soll durch einen Neubau ersetzt und durch einen attraktiven
öffentlich zugänglichen Platz mit hoher
Aufenthaltsqualität ergänzt werden.
Derzeit weist das Forum Westkreuz eine
hohe Fluktuation im Geschäftsbesatz
und zahlreiche Leerstände auf. Durch
seine städtebauliche Konfiguration ist
das Forum sehr introvertiert und schlecht
an seine Umgebung angebunden. Zudem sind die Freiflächen unübersichtlich
und wenig attraktiv. Potenziale werden
einerseits in der Nutzungsmischung
Einzelhandel-Dienstleistung-Wohnen
sowie dem integrierten Bürgersaal gesehen, andererseits in der Lage direkt
am S-Bahnhof Westkreuz. Südlich an das
Forum grenzt eine Brachfläche an, die
weiteres Entwicklungspotenzial bietet.
Ziel der Sanierung ist die Stärkung des
Standortes als Nahbereichszentrum sowie die Aufwertung der Freiflächen zur
besseren Orientierung und Übersichtlichkeit.
Forum Westkreuz
Ganz im Osten des Sanierungsgebietes
liegt das Forum Westkreuz, ein Ladenzentrum aus den 80er Jahren. Entstanden ist die Siedlung am Westkreuz
Aubin
g
er Stra
Neuaubing-Westkreuz soll sich zu einem
nachhaltigen und energiebewussten
Stadtteil entwickeln. Die energetische
Sanierung des Bestandes, dessen sozialgerechte Umsetzung und die Stärkung
der Nahmobilität stehen dabei im Fokus.
Ein wichtiges Sanierungsziel und
Schwerpunkt des Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramms „Aktive Stadtund Ortsteilzentren“ ist der Ausbau
und Erhalt einer flächendeckenden und
attraktiven Nahversorgung.
zwischen 1964 und 1984 im Rahmen
des „Gesamtplans zur Behebung der
Wohnungsnot in München“. Die Bebauung ist gekennzeichnet durch Zeilen- und
Punktwohnhäuser mit vier bis zehn Geschossen, die locker in großzügige Grünflächen platziert wurden. Als städtebauliche Dominante im Zentrum der Siedlung
fungiert das Ramses-Hochhaus, ein
55 Meter hohes gestaffeltes Wohnhochhaus mit 343 Eigentumswohnungen und
einem Schwimmbad mit Sonnenterrasse
auf dem Dach. Den östlichen Eingang in
die Siedlung bildet das Forum Westkreuz,
ein gestaffeltes, verwinkeltes Bauwerk
aus den 80er Jahren, das sich um einen
inneren Platz legt und von einem achtgeschossigen Hotel markiert wird.
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Luftbild des Forums Westkreuz
5
Lokale Ökonomie: Aktuelle Trends und Instrumente
Rosa Kraus und Daniel Genée, Stadtteilmanagement Neuaubing-Westkreuz
Das Forum am Westkreuz hat im Zentrenkonzept der Landeshauptstadt
München den Rang eines „Nahbereichszentrums“. Die Landeshauptstadt München unterstützt mit diesem Konzept
gezielt eine dezentrale, wohnortnahe
Entwicklung der Zentren. Dazu wurden
alle Geschäftsstandorte in Kategorien
eingeteilt: Stadtzentrum –Stadtteilzentren – Quartierszentren – Nahbereichszentren – integrierte Streulage – nicht
integrierte Streulage. Je höher in der
Kategorie, umso mehr wird das Zentrum
vor Ansiedlungen geschützt, die Kunden
abziehen könnten.
Das Forum ist als Nahbereichszentrum
in erster Linie für die Versorgung der
umliegenden Bewohnerschaft von Bedeutung. Die fußläufige Erreichbarkeit
von Geschäften des täglichen Bedarfes
stellt für viele Menschen ein wichtiges
Qualitätsmerkmal dar. Auch aufgrund
des vielfach zitierten demografischen
Wandels ist für die Zukunft eine wohnortnahe Grundversorgung wichtig. Das
trifft erst recht auf das Forum mit dem
benachbarten Seniorenwohnheim zu.
Neben der reinen Versorgung sind Zentren aber auch Orte, an denen die Menschen arbeiten, Dienstleistungen nutzen,
sich treffen oder im Café beziehungsweise auf einer Bank sitzend das städtische
Leben beobachten. Diese wichtige Rolle
für das Zusammenleben im Stadtteil
funktioniert aber nur mit anziehenden
Angeboten in den Erdgeschosszonen
und attraktiven Aufenthaltsmöglichkeiten.
Viele Bürgerinnen und Bürger sind der
Meinung, dass das Forum in den letzten
Jahren erheblich an Qualität verloren hat:
Wichtige Nahversorger (beispielsweise
ein Drogeriemarkt) wurden geschlossen
und auch die Freiflächen sind „in die Jahre gekommen“. Diese Entwicklung lässt
sich auch in anderen Geschäftszentren
beobachten: Ladenflächen, wie sie vor
30, 40 Jahren entstanden sind, entsprechen häufig nicht mehr den Ansprüchen
des modernen Einzelhandels. Dieser
wird zunehmend geprägt von Filialen
größerer Unternehmen, die oft 800 Quadratmeter oder mehr für ihre Konzepte
benötigen. Viele Ladenzentren, auch
das Forum, können solche Flächen aber
nicht anbieten. Eine weitere Herausforderung ist der Internet-Handel: Allein
zwischen 2009 und 2014 hat sich der
Online-Umsatz um 82 Prozent erhöht.
Dieser Trend geht laut Marktanalysen
überwiegend auf Kosten des kleinbetrieblichen Handels.
Mit dem Verlust dieser Betriebe sind
auch die Eigenheiten der Zentren bedroht, die für die Identifizierung der Bewohner mit „ihrem“ Viertel wichtig sind.
Wir stehen damit vor Herausforderungen, die unsere Stadtviertel grundlegend
verändern können:
•
•
Wie kann es weiter zentrale Orte
geben, an denen sich das Viertel
trifft?
Können die Eigenheiten dieser Orte
durch städtebauliche Akzente gestärkt werden?
Das Programm „Aktive Zentren Neuaubing-Westkreuz“ stößt mit fachlicher
und finanzieller Förderung eine Reihe
von Maßnahmen zur Stärkung des
Forums und anderer Zentren an. Dazu
gehören:
•
•
•
Aufwertung der Aufenthalts- und
Freibereiche
Unterstützung bei der Standortvermarktung (Gewerbeführer, gemeinsame Internetauftritte, Events usw.)
Flächenmanagement zur Vermeidung von Leerständen und Versorgungslücken
Ziel dieser Maßnahmen ist auch eine
bessere Bindung der Kaufkraft der Anwohner, die derzeit in hohem Maße in
andere Stadtteile abfließt.
Die Stärkung des Forums ist über das
Programm „Aktive Zentren NeuaubingWestkreuz“ in einen größeren Kontext
eingebettet. Dazu gehören Maßnahmen
aus folgenden Handlungsbereichen:
•
•
•
•
Aufwertung des öffentlichen Raumes
Instandsetzung und Modernisierung
von prägenden Gebäuden (einschließlich energetische Sanierung)
Beseitigung funtkionaler Defizite
und städtebaulicher Mängel
Öffentlichkeitsarbeit und Erfahrungsaustausch (Vernetzung der
lokalen Akteure, wie beispielsweise
der Gewerbetreibenden)
Kreative Ideen tragen dazu bei, den Ladenzentren auch im Zeitalter der Filialen
einen eigenen Charakter zu geben. Das
Stadtteilmanagement begrüßt es daher,
dass Studentinnen und Studenten der
Technischen Universität München einen
wertvollen Beitrag zur Lösung dieser
Herausforderungen gebracht haben.
Stadtteilmanager Daniel Genée im Gespräch mit den Studierenden
6
Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz
Westlicher Zugang zum Forum
Verwaister Spielplatz
Trading-down-Effekt, untergenutzte Erdgeschosszone
Nördliche Außenfassade mit Vorbereich
Friedrichshafener Straße mit Brachfläche im Süden des Forums
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Studentenworkshop am 24. und 25. Februar 2015
Die in dieser Dokumentation vorgestellten Entwürfe für das Forum Westkreuz sind das Ergebnis eines zweitägigen Workshops mit Stadtbaurätin
Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk im Rahmen
der Lehrveranstaltung „Stadtplanung
und Stadtgestalt in der Praxis“ der
Technischen Universität München im
Wintersemester 2014/2015.
Aufgabe
Acht Studierende der TU München
beschäftigten sich mit dem Forum
Westkreuz, dem Ladenzentrum aus
den 80er Jahren am östlichen Rand
des Sanierungsgebietes NeuaubingWestkreuz. Über eine Bestandsanalyse und -bewertung sollten Ziele und
Maßnahmen für die Stärkung des
Standortes und Vorschläge für seine
städtebauliche, soziale, kulturelle und
wirtschaftliche Entwicklung erarbeitet
werden. Grundlage für die Bearbeitung
waren das Integrierte Stadtteilentwick-
lungskonzept mit folgenden Sanierungszielen für das Forum:
•
•
•
•
•
•
Besprechung der Analyse und der ersten Entwurfsgedanken mit Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk
„Was ist für mich Stadtentwicklung?"
Mit dieser Frage führte Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk in die Veranstaltung und in die übergeordneten Themen der Stadtgestalt und Stadtplanung ein. Als Vorübung sollten die Studentinnen und Studenten eine Postkarte zu dieser Fragestellung
gestalten.
„Stadtentwicklung ist wie eine Medizin. Das bedeutet, die
Stadt oder ein Teil der Stadt kann im Laufe der Zeit krank
werden. Das heißt, sie funktioniert für die Nutzer nicht mehr
so, wie sie es sollte. Dies kann verschiedene einzelne oder
auch mehrfache Gründe haben. Für Stadtentwickler ist es
deshalb wichtig, wie für einen Arzt zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen, woher die Krankheit kommt und wie
genau sie sich äußert. Je nach Krankheitsbild muss dann
genau darauf abgestimmte Medizin verabreicht, also treffsichere Maßnahmen getroffen werden. Wichtig ist außerdem
der Wille des Patienten, wieder gesund zu werden. Das
heißt im Fall der Stadtentwicklung, dass die Nutzer die Genesung auch unterstützen müssen.“ (Susanne Schöpf)
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Sicherung und Stärkung der Nahversorgungsfunktion
Entwicklung einer einheitlichen
und attraktiven Außendarstellung
Umgestaltung der Flächen am
S-Bahnhof Westkreuz und im
Forum zur besseren Übersichtlichkeit und Orientierung
Etablierung eines Leerstands- und
Flächenmanagements
Entwicklung der ungenutzten
Grünfläche an der Friedrichshafener Straße zur Stärkung der OstWest-Verbindung
Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit und Verknüpfung des
Einzelhandelszentrums Stockacher
Straße mit dem Forum Westkreuz
durch Schaffung einer gesicherten, möglichst barrierefreien Fußgängerverbindung
Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz
Ablauf und Arbeitsprozess
Zwei Wochen vor dem eigentlichen
Workshop haben die Studentinnen und
Studenten bei einem Rundgang durch
das Sanierungsgebiet erste Eindrücke
sammeln und einen Einblick in die
jeweiligen Problemlagen gewinnen
können. Nach einer Einführung zum
Thema Stadtsanierung und Städtebauförderung durch das Referat für
Stadtplanung und Bauordnung führte
der Rundgang schwerpunktmäßig zu
den Nahversorgungszentren Limesstraße, Wiesentfelser Straße, Paul-Ottmann-Zentrum und Forum Westkreuz.
Am 24. und 25. Februar 2015 fand der
zweitägige Workshop mit Stadtbaurätin
Elisabeth Merk im Stadtteilladen in
der Friedrichshafener Straße statt. Als
Einstieg in die Arbeit vor Ort und in die
konkrete Problemlage am Forum Westkreuz gab Daniel Genée, Stadtteilmanager des Sanierungsgebietes Neuaubing-Westkreuz, einen Impulsvortrag
zur lokalen Ökonomie, aktuellen Trends
im Einzelhandel und deren Auswirkungen auf die Stadtteilentwicklung.
Am ersten Workshop-Tag ging es darum, den Ort zu begreifen. Nach einer
Bestandsaufnahme sollten Stärken,
Schwächen, Potenziale und Defizite
analysiert und Ziele definiert werden.
Die Studierenden haben intensiv in
Kleingruppen mit jeweils zwei Personen gearbeitet. Teilweise sind sie
mit Nutzern und lokalen Akteuren ins
Gespräch getreten, um Meinungen
einzufangen, Bedarfe zu ermitteln und
ihre Konzeptideen zu spiegeln. Am
Ende des ersten Tages fand eine Zwischenpräsentation und Diskussion mit
Charlotte Gabler, einer Vertreterin der
Eigentümer des Forums Westkreuz,
Daniel Genée, dem Stadtteilmanager,
und Vertretern des Referats für Stadtplanung und Bauordnung statt.
Den Auftakt des zweiten Tages bildete
eine Tischkritik mit der Stadtbaurätin.
Die hier gesetzten Schwerpunkte
wurden im Laufe des Tages weiter ausgearbeitet und planerisch aufbereitet.
Die Studierenden entwickelten unterschiedliche Lösungsansätze. Allen
Arbeiten gemein ist jedoch der Erhalt
der robusten baulichen Grundstruktur
des Forums, in der ein Potenzial gesehen wurde, mit Veränderungen in der
Umgebung und in der Nutzung umzugehen.
Spaziergang durch das Sanierungsgebiet
Analyse des Entwurfsortes Forum Westkreuz
Am 9. März 2015 fand die Schlusspräsentation der Arbeiten im Plan Treff
des Referats für Stadtplanung und Bauordnung statt.
Diskussionsrunde
„Diese vier Gemälde drücken für mich
auf eine gewisse Weise den Prozess
der Stadtplanung aus. Dabei steht die
Büchse der Pandora für die Idee, den
Wunsch nach Veränderung oder Verbesserung, ohne jedoch die wirklichen
Folgen und das Ausmaß vorhersehen
zu können. Die Freiheit für das Volk bezieht sich auf den Prozess, der einem
Kampf, einer Revolution gleich kommt.
Einem Kampf mit sich selber, aber
auch unter den Befürwortern und den
Widersachern. Das Floß der Medusa
steht für den schwierigen Weg, den
man dazu beschreiten muss, und das
letzte Bild, die Stadtszenerie, für den
Idealzustand und die Verbesserung, die
uns vor unserem geistigen Auge vorantreibt.“ (Philipp Gergintschew)
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Gruppe 1: Interkulturelles Zentrum
Potentiale und Defizite
Defne Toy und Qian Sun
Das Forum Westkreuz ist über die
S-Bahn und den Bus gut erschlossen.
Durch die Lage des südlichen S-BahnAusgangs werden die Fahrgäste durch
das Innere des Forums geleitet. Die
kompakte und verwinkelte bauliche
Struktur mit gestaffelten Baukörpern umschließt den Freiraum in der Mitte und
bietet sich an als Zentrum und Treffpunkt. Der Platz ist über verschiedene
Zugänge erreichbar, die unterschiedliche
Einblicke gewähren. Im Erdgeschoss
befinden sich zahlreiche Läden, unter
anderem ein türkischer Supermarkt und
asiatische Restaurants. Der Stadtteil hat
einen hohen Anteil an Bewohnern mit
Migrationshintergrund. Diese multikulturelle Bevölkerungsstruktur und die
sich dadurch ergebende Vielfalt kann
als Potential genutzt werden. Durch eine stärkere Funktionsmischung sowohl
im Freiraum, als auch im Gebäudebestand kann die Attraktivität des Forums
deutlich gesteigert werden.
Der Höhensprung zwischen dem Forum und der Aubinger Straße bildet ei-
Analyse und erste Ideen
10
ne starke Barriere. Einige Durchgänge
zum Forum sind zudem eng, dunkel
und kaum wahrnehmbar. Die oberirdischen Stellplätze im Westen behindern
die Orientierung und Erkennbarkeit
dieses Zugangs. Das Forum weist
Angebotslücken im Bereich Drogerie
auf. Neben dem Mangel an attraktiven
Freiraumangeboten für Kinder sind
auch die Aufenthaltsmöglichkeiten für
die ältere Bevölkerung begrenzt. Der
Bürgersaal hat eine wichtige Funktion
als gesellschaftlicher Treffpunkt im
Viertel, ist aber aufgrund seiner Lage
räumlich wenig präsent. Über eine
Untersuchung der Frequentierung des
Platzes durch unterschiedliche Nutzergruppen wurde festgestellt, dass das
Forum außerhalb der Geschäftszeiten
wenig genutzt und dadurch als Angstraum wahrgenommen wird. Die Lage
des Pavillons in der Mitte des Forums,
der wie eine Barriere wirkt, verstärkt
diesen Eindruck.
Ziele und Maßnahmen
Aufbauend auf der multikulturellen
Bevölkerungsstruktur ist es das
Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz
Konzeptplan
Ziel, am Forum Westkreuz ein „interkulturelles Zentrum“ zu schaffen.
Dadurch kann der Ort eine eigene
Identität erhalten, die ihn von den
weiteren Einkaufsmöglichkeiten in
der Umgebung abhebt. So soll für die
„bunte Einwohnerschaft" ein Stück
Heimat geschaffen werden. Im Gegensatz zu den großen Playern und Einzelhandelsketten in der Umgebung, soll
das Forum eine lebendige Mischung
an kleinteiligem Einzelhandel und
Dienstleistungen sowie ein vielfältiges
gastronomisches Angebot bieten.
Der zentrale Pavillon wird zu einem
Ausstellungsraum und einer Bibliothek
umgenutzt und in Zusammenarbeit mit
dem Bürgersaal bespielt. Die südlich
angrenzende Brachfläche wird entwickelt und bietet Platz für zusätzlichen
Wohnraum, Büros, einen Park, Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, ein
Kino und Werkstätten.
Identität und Lebendigkeit des interkulturellen Zentrums
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Gruppe 2: „WX - Westkreuz"
Analyse
Die zentrale Freifläche des Forums ist
schwer zu durchwegen, der Platz bietet wenige Sichtbeziehungen zu den
Ladeneinheiten oder zur S-Bahnstation
und keine Qualitäten, die zum Verweilen einladen. Er ist durch seine starre
Konzeption mit den amorphen Hochbeeten sehr unflexibel in der Nutzung.
Zudem ist die Barrierefreiheit nicht
überall gegeben.
Philipp Gergintschew und Zhegi Wang
Durchwegung
Trotz seiner guten Lage im Quartier,
leidet der Platz unter der schlechten
fußläufigen Erschließung: vielbefahrene Straßen, enge, uneinsehbare
Durchgänge durch das Gebäude und
durch parkende Autos verstellte Fußgängerbereiche.
Die südlich angrenzende Brachfläche
stellt sich dem Gedanken des Stadtteilzentrums entgegen, da sie ihn in ein
peripher anmutendes Umfeld einbettet, anstatt seinen urbanen Charakter
zu fördern und zu unterstreichen. Sie
bietet aber auch ein Potential für eine
Nachverdichtung mit Gewerbe oder
Wohnen, um dem Quartier ein urbaneres Wesen zu verleihen.
Das Nahbereichszentrum ist optimal
im Quartier gelegen. Es kann als Verbindungsglied gesehen werden zwischen der Wohnbebauung im Süden
und Westen, den großgewerblichen
Einkaufsstrukturen im Norden und im
Osten und der angrenzenden Bahnstation. Das Forum ist gut erschlossen
sowohl im Viertel selber, als auch gesamtstädtisch durch den öffentlichen
Nahverkehr wie S-Bahn, Bus und die
geplante Trambahntrasse. So kann das
Forum als „Tor" für das Viertel gesehen
werden.
Die Platzsituation oder vielmehr ihr
bauliches Gefüge bietet großes Potential. Viele Ladeneinheiten gruppieren
sich um das Areal und vermitteln so
eine urbane Dichte und Abgeschlossenheit.
Barrierewirkung, fehlende Verbindung
Brachfläche im Süden
Forum als „Tor" zum Viertel
Idee
Zwei Pole, über ein Wegekonzept verbunden
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Zwei Pole, das Forum Westkreuz und
das Ramses-Hochhaus, werden über
ein neues Wegekonzept mit im Boden
Räumliche Geschlossenheit
Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz
Konzeptplan
eingelassenen Lichtquellen und farbigem Bodenbelag verbunden. So wird
die Ost-West-Verbindung gestärkt.
Maßnahmen (Ost nach West)
Um eine bessere fußläufige Vernetzung herzustellen, wird der südliche
S-Bahnzugang offen gestaltet und
durch einen Aufgang nach Osten
ergänzt. Die Rampe zur Aubinger Straße im Bereich des Bürgersaals wird
zugunsten einer privaten Freifläche
aufgegeben. Der zentrale Platzbereich
im Forum, einer der beiden Pole des
neuen Wegekonzeptes, wird von den
Hochbeeten und sonstigen freistehenden Baukörpern freigeräumt und
neu gestaltet. Wichtig sind hierbei vor
allem die Barrierefreiheit, freie Ausblicke, die Durchwegung und die vielseitige Bespielbarkeit.
Die Erdgeschosszone des Bestandsbaukörpers entlang der Friedrichshafener Straße wird aufgrund der neuen
städtebaulichen Situation umstrukturiert. Über Flächenzusammenlegungen
werden neue Nutzungen ermöglicht:
das „Public", ein neuer zentraler Stadtteiltreff als Anlaufpunkt für Beratung,
Veränderung und Gemeinschaft, das
„WX.Museum", eine Plattform, die jedem die Möglichkeit bietet, das auszustellen, was er der Welt zeigen möch-
te, und die Stadtteilküche, ein Ort, um
gemeinsam zu kochen, zu essen, das
Kochen zu lehren und zu lernen.
Mittig zwischen den beiden Polen
werden neue Baukörper, ein Stadtteilkraftwerk und eine Kindertagesstätte
ergänzt, um die Wegeverbindung
städtebaulich zu fassen. Der See am
Ramses-Hochhaus wird in das neue
Wegesystem mit einbezogen und soll
so zusätzliche Qualitäten bieten.
Der bestehende breite Durchgang zur
Aubinger Straße wird durch einen farbigen Bodenbelag aufgewertet und gestärkt; der kleinere Durchgang wird zu
einem privaten Durchgang umgebaut.
Auf der südlich angrenzenden Brachfläche sorgt ein Neubau für einen Abschluss und bietet zusätzliche größere
Verkaufsflächen.
Ost-West-Wegeverbindung bei Nacht
13
Gruppe 3: Forum am Westkreuz
Stärken und Schwächen
Stephanie Fabich und Susanne Schöpf
Zu den funktionalen Stärken zählen der
direkte Anschluss des Gebiets an das
Münchner S-Bahn- und Busnetz. Die
Situation des ÖPNVs wird sich in den
kommenden Jahren durch die Erweiterung der Tramlinie 19 von Pasing nach
Freiham deutlich verbessern. Des Weiteren ist die Versorgung des Gebiets
durch Waren des täglichen Bedarfs
als positiv hervorzuheben. Dazu zählt
auch die medizinische Versorgung,
welche im Forum am Westkreuz direkt
vorhanden ist. Eine wichtige Funktion
nimmt der Bürgersaal ein, welcher als
Treffpunkt für das ganze Gebiet dienen
kann.
Die Vernetzung des Gebiets, vor allem
mit den Einkaufsmöglichkeiten nördlich der Aubinger Straße, ist ungenügend. Der Innenbereich des Forums
Konzeptplan
14
ist zwar autofrei, die Parkierungsflächen stülpen sich jedoch weit in den
Hof. Durch diese visuelle Präsenz
des Pkw im Forum wird das Konzept
des autofreien Hofs untergraben.
Unangenehm fallen die Nutzungen
des Wettbüros sowie der Videothek
auf. Funktional besteht hier die Gefahr
eines Trading-down-Effekts, der durch
diese Nutzungen in Gang gesetzt
werden könnte. Schließlich wurden
gestalterische Schwächen identifiziert.
Die Zugänge von der Aubinger Straße
ins Ladenzentrum sind schwer zu identifizieren. Besonders im Sommer sind
die Zugänge wegen dichtem Baumbewuchs der Straßenkante schwer zu
finden. Die Passagen, welche in den
Hof des Ladenzentrums führen, sind
dunkel und unübersichtlich gestaltet.
Diese Räume können als Angsträume
empfunden werden. Angsträume
ergeben sich auch durch ungepflegte
Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz
und unattraktive Freiräume, wie zum
Beispiel die Böschung zur Aubinger
Straße und die Restflächen an der
Bahn. Die Platzfläche stellt eine weitere Schwäche dar; durch unübersichtliche und überladene Freiraumgestaltung entstehen uneinsehbare Winkel.
Die Bepflanzung der Hochbeete auf
Augenhöhe verhindert einen freien
Blick über den Hof. Dadurch wird auch
dieser bei Dunkelheit zum Angstraum.
Bei der Ortsbegehung fiel außerdem
ein Trampelpfad quer über die Brachfläche südlich des Forums auf. Dies
macht deutlich, dass hier ein Defizit an
befestigten Wegen besteht. Die Wiese
ist durch die fehlende Gestaltung und
Möblierung eine bisher verschwendete
Qualität.
Wiese lag, ist nun ein Park mit Kinderspielplatz angelegt und dient dem
ganzen Quartier.
Neuordnen der Nutzungen
Die Lage des Bürgersaals am nordöstlichen Rand des Forums ist wenig
attraktiv. Der Saal vermittelt einen vernachlässigten Eindruck und wird seiner
potenziellen Funktion als Treffpunkt
nicht gerecht. Des Weiteren besteht
im Gebiet Bedarf für eine Kinderbetreuungseinrichtung. Der bestehende
Bürgersaal wird abgebrochen und
durch ein neues Gebäude im „Westkreuzpark" ersetzt. Der Neubau wird
als Solitär ausgeführt, der auch eine
kleine Kindertagesstätte beherbergt.
Handlungsfelder, Maßnahmen
Aus der Betrachtung der Stärken und
Schwächen ergeben sich vier integriert
zu betrachtende Handlungsfelder, in
deren Rahmen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vorgeschlagen
werden.
Qualifizieren der übergeordneten
Grünverbindung
Nördlich des Westkreuzes entlang der
Bahngleise liegt auf der östlichen Seite
eine Schrebergartenanlage. Diese grüne Schneise wird am Forum Westkreuz
unterbrochen. Weiter südlich schließt
ein weiterer Grünzug an, der sich bis
ins Würmtal zieht. Im Bereich des
Westkreuzes soll diese Verbindung
aufgenommen und durch den „Westkreuzpark" qualitätsvoll geschlossen
werden. Wo vorher eine ungepflegte
Grünverbindungen
Neue Wegeverbindungen
Der Bürgersaal dient als moderner
Mehrzweckraum für Veranstaltungen,
Versammlungen, Ausstellungen oder
als Bewegungsfläche für die Kinderbetreuungseinrichtung. Der Platz im
Inneren des Forums wird von der bisherigen Möblierung und Bepflanzung
befreit und bekommt so einen urbaneren Charakter. Es entsteht ein großzügiger, multifunktionaler Platz. Wichtige
Sichtbeziehungen werden ermöglicht,
die Orientierung verbessert, das Sicherheitsgefühl gesteigert.
Nutzen der Tram als Katalysator für
die Standortentwicklung
Dieses Handlungsfeld bietet wohl das
größte Potenzial für das Forum Westkreuz. Die geplante Tram von Pasing
nach Freiham soll voraussichtlich in der
Aubinger Straße verlaufen, wo auch
eine Haltestelle vorgesehen ist. Ziel
ist es, die Umgestaltung des Straßenraums aktiv für die Entwicklung und
Neugestaltung des Erscheinungsbildes
des Forums zu nutzen. Ein Membrandach wird das neue Kennzeichen. Es
taucht im Bereich des Hauptzugangs
auf und überspannt die gesamte
Fahrbahn. So wird eine Eingangssituation geschaffen, welche von der
gegenüberliegenden Straßenseite in
das Forum hineinleitet. Das Thema des
Membrandachs tritt außerdem bei der
Tramhaltestelle und beim Zugang zur
S-Bahn und zum Parkhaus im Hof des
Forums wieder auf.
Nordöstlich des Forums kann durch
den Rückbau des Bürgersaals eine
großzügige Treppe errichtet werden.
Diese ist mit Sitzstufen abwechslungsreich gestaltet und bietet den
direkten Zugang von der Tramstation
zum S-Bahneingang und zum Forum.
Die vorhandene Böschung entlang
der Aubinger Straße wird entfernt und
durch eine bauliche Kante ersetzt. Zum
einen entsteht so eine Art Stadtbalkon,
mit Blick auf die geschäftige Aubinger
Straße und die Tram. Zum anderen bietet die Neupflanzung von Bäumen mit
hoher Baumkrone und lichtem Blätterdach Sichtschutz für die Wohnungen,
ohne dabei den Blick von der Aubinger
Straße auf das Forum Westkreuz zu
verstellen. Der freie Blick auf die Fassade und den Stadtbalkon rückt das Forum in den Fokus der Vorbeifahrenden.
Aubinger Straße mit Stadtbalkon und Tram
Aufwerten der Räume durch neue
Wege und Nutzungen
Durch die Tramlinie und eine Haltestelle im Bereich des Forums können sich
in Zukunft neue Wegebeziehungen
etablieren. Die Nutzerströme von und
zu der Tramhaltestelle müssen für
die Entwicklung des Standorts bestmöglich geleitet werden. Durch eine
gerichtete, lineare Pflasterung wird
der Fußgänger in seiner Bewegungsrichtung gelenkt, ohne starre Wege
vorzugeben.
Die Gefahr des Trading-down-Effekts
wird durch die vorgeschlagenen Maßnahmen verringert.
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Gruppe 4: Forum Westkreuz - Neuer Treffpunkt an der S-Bahn
Stärken und Schwächen
Johannes Wittmann und Sofie Langenscheidt
Idee
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Der zentrale Freiraum des Forums
bietet keine Aufenthaltsqualität, wirkt
durch seine hochwertige, aber veraltete Außenraumgestaltung mit Hochbeeten sowie durch den freistehenden
Pavillon und den Tiefgaragenzugang
unübersichtlich und wird, vor allem bei
Dunkelheit, zu einem Angstraum. Die
Geschäfte sind nicht einsehbar, der
S-Bahnzugang wird nicht als solcher
wahrgenommen. Die bestehende Freifläche ist unflexibel in ihrer Nutzung
und kann nicht an unterschiedliche
Bespielungen oder jahreszeitliche
Gestaltungen angepasst werden.
Zudem bietet sie keine großzügigen
Freischankflächen nach Süden an. Die
Barrierefreiheit ist nur eingeschränkt
gegeben. Die Erdgeschossfassaden
im Forum wirken mit ihren Vordächern,
dunklen Fensterrahmen und zugeklebten Fenstern wenig einladend. Die
Geschäftsflächen sind teilweise sehr
klein und daher schlecht vermietbar.
Trotz seiner Lage direkt an der S-BahnHaltestelle ist das Forum derzeit kein
lebendiger Ort, kein Treffpunkt. Der
Ort ist schlecht angebunden zu dem
Bereich östlich der S-Bahn, sowie zur
nördlichen Seite der vielbefahrenen
Aubinger Straße. Von der Aubinger
Straße aus ist das Forum schwer wahrnehmbar und nicht in seiner Funktion
erkennbar. Der Zugang von dieser
Seite über den Höhensprung und die
dunklen, schmalen Durchgänge ist teilweise schwierig. Trotz hohem Flächenund Standortpotential liegt die südlich
angrenzende Fläche brach, eine bauliche Fassung nach Süden fehlt.
Das Forum Westkreuz ist durch die
direkte S-Bahn-Anbindung und die
Bushaltestelle (in Zukunft auch Tramhaltestelle) gut erschlossen. Durch
die direkte Nähe zu großflächigen
Einkaufsmöglichkeiten (REWE-Center,
Aldi nördlich der Aubinger Straße und
dm, Lidl östlich der Bahn) können
Synergieeffekte genutzt werden. Die
geschützte Hofsituation, abseits der
vielbefahrenen Straße, sowie die ringförmige Gebäudekonfiguration bietet
ein großes Potential für eine Erhöhung
der Aufenthaltsqualität der Freiflächen.
Es entstehen interessante fließende
Räume, geschlossen zur befahrenen
Straße, offener zur S-Bahn. Das Forum
ist zudem gut an die angrenzenden
Wohngebiete angebunden. Durch die
angrenzende Brachfläche im Süden
bieten sich Erweiterungsmöglichkeiten
für das Forum. Durch die kleinteiligen
Geschäftsflächen hebt sich das Forum
gezwungenermaßen von den Einkaufsmöglichkeiten in der Nachbarschaft ab,
was auch als Potential genutzt werden
kann.
Ziele und Maßnahmen
Das Erscheinungsbild des Forums wird
komplett erneuert: Der Innenhof wird
freigeräumt, die Freiraumgestaltung
modernisiert, der Pavillon rückgebaut,
der Tiefgaragenzugang verlegt und der
S-Bahn-Zugang geöffnet. Die Durchgänge und Passagen durch die Bestandsgebäude sollen erweitert, hervorgehoben und durch ein Leitsystem
stärker definiert werden. Das angrenzende Wohngebiet im Südwesten wird
nachverdichtet, die Brachfläche im
Süden baulich entwickelt. Im Zentrum
der ehemaligen Brachfläche entsteht
ein „grüner Platz" (spielen, erholen)
als Kontrast und Gegenstück zum
„städtischen Platz" (einkaufen, essen,
sonnen) im Zentrum des Forums. Zudem wird der Bürgersaal erweitert, die
Geschäftsflächen neu geordnet und
teilweise zusammengelegt. Ziel ist es,
Offenheit und klare Blickbeziehungen
sowie eine verbesserte Aufenhaltsqualität und Einkaufsfreude zu schaffen.
Gebäude- und Freiraumkonzept
Die verschattenden Vordächer im Erdgeschossbereich des Forums werden
entfernt, um die Schaufenster und Eingänge zu den Geschäften besser sichtbar zu machen. Die Fassaden erhalten
einen neuen weiß-hellgrauen Anstrich,
die Loggien und Fensterleibungen
werden in einem dunkleren Grau abgesetzt, die Fensterrahmen in einem
dezenten anthrazit gestrichen. Die
Balkon- und Terrassengeländer werden
erneuert und durch Glasbrüstungen,
die auch Windschutz bieten, ersetzt.
Als Kontrast zum schlichten Fassadenkonzept, werden die derzeit schlecht
wahrnehmbaren Durchgänge im Erdgeschoss in intensiven Farben hervorgehoben und neu gestaltet. Zwischen
Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz
Konzeptplan
den seitlichen Schaufensterbereichen
wird der Fußgänger durch eine farbige
Pflasterung, die sich vor und hinter
den Durchgängen auflöst, in den Hof
geleitet. An der Decke befinden sich
farbig leuchtende Paneele. Im südlichen Bestandsgebäude entlang der
Friedrichshafener Straße entsteht ein
zusätzlicher Durchgang nach Süden
zum neu entwickelten „grünen Platz".
Flexible Freiraummöblierung
Der zentrale „städtische Platz" wird
nach dem Rückbau der Hochbeete
durch ein mobiles, variables umbaubares Stadtmöbel (analog dem „Enzi
Twin") in spielerischer Weise neu
gestaltet. Auch die Bepflanzung und
weitere Möblierung bleibt mobil und
flexibel. Die Platzfläche wird einheitlich und durchgehend in einem hellen
Sandstein gepflastert. Nur die neu
gestalteten Durchgänge und Passagen
sind farblich abgesetzt.
So können die Platzflächen je nach Jahreszeit und Event flexibel genutzt und
bespielt werden. Auch die Anpassung
an künftige Bedarfe und das temporäre
Aufstellen von Markt- oder Infoständen
wird dadurch ermöglicht. Das Forum
erhält eine neue, zeitgemäße Identität.
Farbliche Gestaltung der Durchgänge
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Stadtsanierung und Wohnungsbau | Forum Westkreuz
Ausblick
Charlotte Gabler, Zweite relbaG Vermögensverwaltung GmbH, Beirätin der Eigentümergemeinschaft
Als Eigentümer zahlreicher Gewerbeflächen im Forum Westkreuz haben wir
seit einiger Zeit erkannt, dass die Anlage
in die Jahre gekommen ist und eine
Aufwertung zur Werterhaltung und -steigerung erforderlich ist.
Zunächst ging es uns als Eigentümer in
erster Linie um die Beschilderung und
ein Leitsystem zur Verbesserung der
Orientierung. Im Zuge der förmlichen
Festlegung von Neuaubing und dem
Westkreuz als städtebauliches Sanierungsgebiet haben wir jedoch festgestellt, dass zahlreiche weitere Themen
angegangen werden müssen, um unsere Anlage als Gesamtheit attraktiver zu
gestalten. Durch die Studentenarbeiten
der Technischen Universität München
wurde klar, dass eine Gesamtbetrachtung erforderlich ist: Gebäude, Freiraum
und Nutzungen bedingen sich gegenseitig und müssen daher miteinander
bedacht werden.
Derzeit lassen wir in Zusammenarbeit
mit der Münchner Gesellschaft für Stadt-
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erneuerung (MGS) und dem Referat für
Stadtplanung und Bauordnung der Stadt
München eine Vorplanung in Form eines
Rahmenkonzeptes für die Freiflächenund Fassadengestaltung des Forums
erarbeiten. Anschließend soll eine
schrittweise Umsetzung der einzelnen
Maßnahmen im kommunalen Förderprogramm „aktiv.gestalten“ erfolgen. Des
Weiteren möchten wir künftig eng mit
dem Stadteilmanagement bezüglich des
Flächen- und Leerstandsmanagements
zusammenarbeiten.
Wir freuen uns, die Potenziale des Forums Westkreuz künftig gezielt nutzen
zu können und durch die bevorstehende
Sanierung die Stärkung des Standortes
als Nahbereichszentrum und die Entwicklung einer einheitlichen und attraktiven Außendarstellung zu erreichen.
Herzlichen Dank an die Studentinnen
und Studenten der Technischen Universität München für ihre zahlreichen und
sehr kreativen Vorschläge.
Charlotte Gabler in der Diskussion mit den
Studentinnen und Studenten
www.muenchen.de/plan