Amt für Stadtentwicklung Städtebauliche Rahmenplanung zur ehemaligen Mangin-Kaserne Juni 2015 Basisinformationen zum Gelände und zum Planungsprozess Ausgangssituation Größe Das Gelände der ehemaligen Kaserne zwischen der Kirnacher Straße, Richthofenstraße, dem Sägebach an der Waldstraße und der Pontarlierstraße weist eine Größe von ca. 7,65 ha (76.500 qm) auf. Geschichte Villingen hat drei ehemalige Kasernenareale o (Alte) Richthofenkaserne (1914 -1917), später "Lyautey-Kaserne" o Boelcke-Kaserne (1936) (später "Welvert-Kaserne") o Neue Richthofenkaserne (wesentlich 1936 und Nachkriegszeit) (später "ManginKaserne") Villingen hatte militärstrategische Bedeutung hinsichtlich der Grenznähe zu Frankreich (Versailler Vertrag 1919) Teile des Geländes wurde im Zweiten Weltkrieg als Stalag (KriegsgefangenenMannschafts-Stammlager) genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Areale durch die "Französische Armee" genutzt und waren quasi "exterritorial" (keine Mitsprache und kein kommunales Planungsrecht hinsichtlich der Bebauung und Nutzung). Eigentümerin Derzeit ist der Bund, vertreten durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Eigentümerin und Rechtsnachfolgerin der französischen Streitkräfte Die Stadt hat erklärt, das Erstzugriffsrecht ausüben zu wollen. Damit kann die Stadt die Fläche zum Verkehrswert erwerben, ohne am Bieterverfahren teilnehmen zu müssen. Bausubstanz Alle Gebäude weisen "Sanierungsbedarfe" bis "erhebliche Sanierungsbedarfe" auf. Sanierungsaspekte der Gebäude, die gem. Rahmenplanung nachgenutzt werden könnten und sollen sind Ausstattungsdefizite (Heizung, Sanitär) sowie energetische Maßnahmen (Fenster, Dämmung). Einige Gebäude sind einsturzgefährdet. Bauentwicklung / Baualter der Gebäude Zu unterscheiden sind im Wesentlichen drei Bebauungsphasen der Mangin-Kaserne: o Phase 1 (im Ersten Weltkrieg noch zum Ensemble der Alten Richthofenkaserne / Lyautey gehörig): Offizierskasino (1914-1917) o Phase 2 (Remilitarisierung, Kriegsvorbereitung Zweiter Weltkrieg, als Neue Richthofenkaserne / Mangin): Kompaniegebäude (1935) Werkstatt (1935) Pferdeunterkünfte (1935) o Phase 3 (Nachkriegszeit, Französische Armee) 1 Amt für Stadtentwicklung Städtebauliche Rahmenplanung zur ehemaligen Mangin-Kaserne Juni 2015 Maison de France (1955), Anbau (1970) Hallen (1956-1965) Kantine (1968) Ausbildungszentrum (1953) div. Funktionsgebäude Denkmalschutz Auf Grundlage der durchgeführten Inventarisation stellte das Regierungspräsidium Freiburg die Denkmaleigenschaft für den Bereich der Mangin-Kaserne fest. Es handelt sich um ein Kulturdenkmal im Sinne einer Sachgesamtheit gemäß § 2 DSchG und wird als "Sachgesamtheit Richthofenkaserne, später Lyautey- und Manginkaserne" in die Liste der Kulturdenkmale der Stadt Villingen-Schwenningen übernommen. Auf dem Gelände der Mangin werden dieser Sachgesamtheit folgende Einzelgebäude zugeordnet: o Waffenmeisterei o Krankenstall o Offiziersheim o Maison de France (mit Postgebäude, Hotel, Kino). Altlasten und Schadstoffe Das Gelände wird hinsichtlich Altlasten aus militärischer Hinterlassenschaften untersucht; nach derzeitiger Einschätzung ist das Gelände nicht übermäßig belastet – "Hotspots" sind zu erwarten im nördlichen Teilbereich (ehem. Werkstattbereiche und Betankungsanlagen) sowie im Bereich der ehemaligen Schießanlage. Die BImA hat eine Altlastenuntersuchung sowie eine Schadstoffuntersuchung für die Gebäude beauftragt, Ergebnisse liegen bislang nicht vor. Sofern Altlastenbeseitigungen erforderlich sind, werden die hierfür anfallenden Kosten im Rahmen der Veräußerungspreise entsprechend berücksichtigt. Grünbestand Im Oktober 2014 fand eine Begehung des Geländes durch das STB sowie das STE statt, um den vorhandene Baumbestand aufzunehmen und grob zu bewerten. Auf dem Gelände der Mangin stehen 215 Bäume, davon sind ca. 80% Fichten. 15 – 20 Bäume sind als erhaltenswert einzustufen. Ein Großteil des Grünbestandes kann sinnvoll in die städtebauliche Planung integriert werden. Artenschutz Im zweiten Quartal 2015 wird eine gutachterliche Untersuchung zu tierökologischen Untersuchungen für Fledermäuse, Vögel, Biotoptypen und Baumbestandsaufnahme bzw. Bewertung mit abschließender artenschutzrechtlicher Prüfung durchgeführt. Erschließung Es ist davon auszugehen, dass alle Leitungen (Zuwasser, Abwasser, Strom, Energie) neu zu verlegen sein werden. Hinsichtlich der verkehrlichen Erschließung ist es wichtig, das Wohngebiet rund um den Goetheplatz nicht zu belasten; auch ist durch die höhergelegte Richthofenstraße hier eine Zufahrt nur im südlichen Teilabschnitt denkbar; das Erschließungskonzept kann ggf. eine neue Zufahrt von der Kirnacher Straße aus denken, sowie mehrere Teilerschließungen und keine zentrale Haupterschließung Die Unterführung der Richthofenstraße zur ehemaligen Kaserne "Lyautey" soll aufrechterhalten werden. 2 Amt für Stadtentwicklung Städtebauliche Rahmenplanung zur ehemaligen Mangin-Kaserne Juni 2015 Rahmenplanerische Überlegungen zur Neuordnung des Geländes: Verwaltungskonzentration Hierzu wird Bezug genommen auf die Ergebnisse des Arbeitskreises des Gemeinderates "Räumliche Neuordnung der Verwaltung", der in seiner Sitzung am 01.07.2014 die Eignungsprüfung des Mangin-Geländes für eine Verwaltungskonzentration empfohlen hat. Im Vorentwurf der Rahmenplanung werden mögliche Standortbereiche innerhalb des Geländes – unter Einbeziehung von Bestandsgebäuden bzw. als reine Neubaumaßnahmen – gezeigt (Quartier Exerzierplatz). Öffentliche Nutzungen und Dienstleistungen Hierbei handelt es sich zunächst um Angebotsstrukturen insbesondere auch unter Einbeziehung von Sonderbauten bzw. von Einzeldenkmalen (Quartier Kirnacher Straße / Quartier Maison de France). Jugend- und Kreativquartier In diesem Zusammenhang wird Bezug genommen auf die in der Stadt geführte Diskussion zur Schaffung jugendkultureller Angebote und Einrichtungen. Das hierzu vorliegende "Gutachten zu Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in VillingenSchwenningen; Kompetenzzentrum Soziale Dienste, Prof. Dr. Andreas Polutta, Oktober 2014" führt das Mangin-Gelände als möglichen Betrachtungsraum an: " Das Gelände wurde hier deshalb als Vorschlag ins Feld geführt, weil es von der Struktur und den dort (möglicherweise) nutzbaren Gebäuden her denkbar erscheint, dass hier Räume zur Gestaltung und kreativen Um-Nutzung in Frage kommen könnten…Es geht nicht in erster Linie um genau dieses oder jenes Areal oder ein konkretes Gebäude. Aber es wäre zu bedenken, ob in jenen Bereichen, die z.B. eher an eine gewerbliche oder städtische Nutzung als an eine Wohnnutzung angrenzen, Freiraum für junge Menschen gelassen werden. Für diesen Zweck geht es gerade nicht darum, bestehende Gebäude 'auf Hochglanz' zu sanieren. Möglicherweise kommen sogar Gebäude in Betracht, die die Größe und Voraussetzungen einer Versammlungsstätte erfüllen…" (S. 6/7) Im Vorentwurf der Rahmenplanung werden zunächst mögliche Standortbereiche innerhalb des Geländes gezeigt, wobei auch die Möglichkeit entsprechender Zwischennutzungen als Nutzungsstrategie aufgezeigt wird (Quartier Exerzierplatz). Wohnen Bei dem Nutzungsbaustein "Wohnen" wird auf eine Neubebauung abgestellt. Im Plangebiet soll vorrangig Wohnungsbau entstehen, der die Sicherung von kosten- und mietpreisgünstigem Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung in zentraler Lage im Stbz. Villingen gewährleisten soll. Träger der Wohnbaumaßnahmen soll das "Bündnis für faires Wohnen" sein, das sich aus städtischen Wohnungsbaugesellschaften und genossenschaften bildet. Im Vorentwurf der Rahmenplanung werden mögliche Standortbereiche innerhalb des Geländes gezeigt, wobei ein Schwerpunkt im nördlichen Teilbereich der Mangin (Quartier Sägebach) liegt, aber auch zur Arrondierung des Goetheplatzes ein (weiterer) möglicher Standort gesehen wird (Quartier Goetheplatz). Grün- und Parkflächen Ausgehend von den örtlichen Fuß- und Radwegeverbindungen sowie den Grünbereichen der angrenzenden Bereiche verfolgt die Rahmenplanung auf dem Mangin-Gelände eine gliedernde und gestaltende Grünzonierung. Hierbei sind in unmittelbarer Zuordnung zu den angedachten Wohnbereichen großzügige Freiflächen denkbar; aber im Quartier 3 Amt für Stadtentwicklung Städtebauliche Rahmenplanung zur ehemaligen Mangin-Kaserne Juni 2015 Kirnacher Straße wird ein bestehendes Grünband – das sich nach Westen auf das Lyautey- Gelände erstrecken kann – vorgeschlagen, in dem auch die Einzeldenkmale als Solitärbauten zur Geltung kommen. Erschließungsaspekte Neue Nutzungen werden erneute Ziel- und Quellverkehre erzeugen. Vor diesem Hintergrund ist die Zuordnung der verschiedenen Nutzungen als auch ihre Erschließung zu überlegen. Der jetzige Zufahrtsbereich an der Pontarlierstraße (Goetheplatz) soll nicht wesentlich belastet werden. Insofern wird auch über weitere neue Erschließungen zum Gelände nachgedacht, z.B. von der Kirnacher Straße oder südlicher Bereich Richthofenstraße sowie nördlicher Bereich Pontarlierstraße nachgedacht. Zum Teil sind dies dann Erschließungen für bestimmte Teilquartiere des Gesamtgeländes. Die unter der Richthofenstraße bestehende Verbindung zur Lyautey soll erhalten bleiben. Zeitliche Umsetzung und weiteres Vorgehen Im Herbst 2015 soll die zweite Stufe der Bürgerbeteiligung stattfinden (Perspektivwerkstatt). Die Rahmenplanung soll bis Ende des Jahres fertiggestellt und durch Gemeinderat beschlossen werden. Auf Basis der Rahmenplanung - also der künftigen Nutzung des Gebietes – wird die Wertermittlung des Grundstücks stattfinden; nach Abschluss der Wertermittlung hat die Stadt ein Jahr Zeit, den notariellen Kaufvertrag mit der BImA abzuschließen (sonst verfällt das Erstzugriffsrecht). Derzeit besteht kein Planungsrecht, d.h., es muss ein Bebauungsplan erstellt werden. 4
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