Das Infomagazin der djo-Deutsche Jugend in Europa Foto © Joerg Farys Nr. 3 Dezember 2015 Erinnerungskultur Gedenken und Erinnern in der djo-Deutsche Jugend in Europa Inhalt Inhalt 3 Vorwort Bundesverband 4 Politik und Jugend im Dialog — zur Situation junger Geflüchteter in Deutschland 7 TaLeiCa — Eine djo-Tanzfortbildung 8 Deutsch-Türkische Partnerbörse für den Jugendaustausch 10 Zukunftswerkstatt Integration 2015 Schwerpunktthema: Erinnerungskultur 12 Anforderungen an Erinnerungsarbeit in der Einwanderungsgesellschaft 13 djo-Bildergalerie 14 70 Jahre Vertreibung und Erinnerungen an die neue „Heimat“ 16 Zeitreise mit der Sudetendeutschen Jugend 18 Auf den Spuren der Wolgadeutschen 20 Dikh angle! – Nach vorne schauen! 20 1915—2015 BAMF-Integrationsprojekte 21 Reise durch Realität und Fiktion: Mara im Wunderland 22 Meinung selber machen — Schon seit einem Jahr Mitgliedsorganisationen 24 Kinderspaß in der „Kreativ-Akademie 2015“ 25 Mit KOMCIWAN-Kids in Aktion 26 Junges Engagement b(r)au(ch)t Brücken — Interkulturelle Öffnung der Jugendverbandsarbeit in Sachsen 28 „JEBB!!! — Junges Engagement Baut Brücken“ ist fast am Ziel! 29 Jeder ist seines Glückes Schmied!? 30 Projekt „Perspektive Kulturvielfalt“ in Duderstadt 31 Grand Prix der Folklore — 26. Internationales Folkloretanzfest für das Land Mecklenburg-Vorpommern 32 Konflikte weltweit verstehen — ein Workshop von RODNIK e.V. 33 Nachruf: Barbara Schoch Meldungen Anzeigen Jahresplanung / Impressum Inhalt Liebe Freundinnen und Freunde, „Herzlich willkommen! Was Unsere Herausforderung als Jugendverband ist es, gemeinsame können wir als DJO tun?“ und individuelle Erinnerungsbedürfnisse aufzugreifen und Mög- heißt es in einer Überschrift lichkeiten zu schaffen, sich mit Geschichte, auch mit der eigenen im PFEIL aus dem Jahr 1988 Familienbiografie, kritisch auseinanderzusetzen. Unsere Aufgabe (Sonderausgabe Aussiedler) ist es, zuzuhören, gemeinsam zu diskutieren und zu verstehen, und „Freunde — rückt zu- dass wir aus Geschichte lernen können und welche Rolle wir selbst sammen“. in der Zivilgesellschaft spielen. Im Jahr 2015, in dem so viele Am Ende diesen Jahres erschüttern uns Verbrechen, die sich in un- geflüchtete Menschen allei- sere eigene und kollektive Erinnerung einbrennen werden: Die ter- ne oder mit ihren Familien roristischen Anschläge des „IS“ in Paris richten sich gegen Werte, aus Krisen- und Kriegsgebieten nach Deutschland kommen, bli- für die wir uns täglich in unserer Arbeit einsetzen. Gegen Vielfalt cken wir zum Jahresende wieder auf die Anfänge der djo-Deutsche und ein friedliches Zusammenleben. Es ist nun unsere Aufgabe, Jugend in Europa, der damaligen Deutschen Jugend des Ostens. gemeinsam gegen Misstrauen und Angst vorzugehen, zuzuhören Als Verband junger Heimatvertriebener und Geflüchteter gegrün- aber auch Stellung zu beziehen. det, gehörte die Auseinandersetzung mit den Themen Flucht, Vertreibung und Heimat, schon immer zu den großen Themen. Das Während viele Menschen in dieser Zeit angstvoll in die Zukunft gemeinsame Erinnern, Erhalten von Traditionen, Bräuchen und blicken, besinnen wir uns auf die eine wichtige Frage, die uns die Geschichten ist in der djo-Deutsche Jugend in Europa seit fast 65 letzten 65 Jahre der djo-Verbandsgeschichte begleitete: Was kön- Jahren stark verankert. Nach der interkulturellen Öffnung im Jahr nen wir tun? Viele Projekte und Aktionen sind in 2015 aus dieser 2001 und der Aufnahme von Migrantenjugendselbstorganisatio- Frage entwachsen und ich freue mich mit Euch auf die Weiterar- nen (MJSO) kamen neue Narrative, Geschichten und Traditionen beit im neuen Jahr! dazu, die unseren Verband bereichert und noch vielfältiger gemacht haben. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen Frohe Weihnachten und ein guten Rutsch in das neue Jahr. Aber nicht nur die steigenden Zahlen Asylsuchender in diesem Jahr lassen uns auf unsere eigene Geschichte zurückblicken. Im Jahr 2015 begingen wir gemeinsam den 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers in Oświęcim (Auschwitz) und gedenken einem der grausamsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Und auch der Genozid an den Armenier_innen, Aramäer_innen, Assyrer_innen, Chaldäer_innen und Pontos-Griech_innen in Kleinasien und Mesopotamien jährt sich zum 100. Mal und wir kämpfen gemeinsam für eine Aufarbeitung und Anerkennung dieses Verbrechens. Vorwort Hetav Tek Nr. 3 Dezember 2015 Bundesverband Politik und Jugend im Dialog – zur Situation junger Geflüchteter in Deutschland Wir schaffen was! Am 30. September fand in der Landesvertretung NRW in Berlin das djo-DialogForum zur Situation junger Geflüchteter in Deutschland statt. 4 Während Politiker_innen im Bundestag über die Einordnung so- NRW präsentiert eine Dokumentation über Straßentheateraktionen genannter sicherer Drittstaaten auf dem Balkan verhandeln, sind zum Thema Flucht im öffentlichen Raum anlässlich der Ruhrgames. die Mitglieder der Band „Roma Büro Freiburg“ bereits beim Sound- Die Gruppe „grenzenlos“ aus Lindau hat eine lange Anfahrt hinter check. Die mitreißende Probe zieht die Aufmerksamkeit diverser sich. Verglichen mit den Strapazen ihrer Flucht nach Deutschland, Besuchergruppen auf sich. Özlem Etdöger von KOMCIWAN Bremen verspricht die erste Berlinreise ein positives Erlebnis für die jungen ist mit der Fotoauswahl ihres Projektes für die Ausstellung beschäf- Geflüchteten zu werden. Im Gepäck haben sie eine Fotoausstellung tigt. Ihr Verein ermöglicht geflüchteten Kindern regelmäßige Aus- über ihr Leben in Deutschland. Die letzten Erläuterungen zu den zeiten vom Heimalltag bei Sport und Spiel. Der djo-Landesverband eindrücklichen Bildern werden noch handschriftlich ergänzt, dann Nr. 3 Dezember 2015 Bundesverband bleibt etwas Zeit für Sightseeing. Ein Filmteam überprüft derweil Kamera und Tontechnik. Die jugendliche Crew wird einen Beitrag für den lokalen Fernsehsender BerlinImpuls drehen und schwankt zwischen Routine und Aufregung. Medienpädagoge Volker Hoffmann bleibt hingegen ruhig — er weiß um die Kompetenzen seines Teams. Als Teilnehmende des Medienprojektes meinungsmacher.in des Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V., haben sie bereits erste Dreherfahrungen gesammelt, deren Ergebnisse auch Teil der Ausstellung sind. „Man konnte mit diesen Politikern ganz normal reden. Das hätte ich nicht gedacht. Aber ob ich hierbleiben darf und eine Ausbildung machen — darauf konnte mir niemand eine Antwort geben“. Junger Geflüchteter aus Berlin Ausschnitt aus dem Padlet der Diskussionstische Das Moderationsteam trifft ein. Zehn junge Leute aus djo-Mitglied- Hetav Tek, Bundesvorsitzende der djo-Deutsche Jugend in Euro- sorganisationen und anderen ehrenamtlichen Zusammenhängen pa, findet in ihrer Begrüßung klare Worte in der aktuellen Debat- haben sich intensiv auf die Dialogveranstaltung vorbereitet. Die te: Schutzsuchende aus Ländern in denen Krieg, Verfolgung und meisten lernten sich bei einem zweitägigen Moderationsworkshop Diskriminierung herrschen, haben das Recht auf Sicherheit und des djo-Bundesverbands im September kennen. Fragetechniken, Versorgung. Es sei unverantwortlich, über „falsche“ und „richtige“ Dialog-Gestaltung, Präsentationsübungen und Konfliktmanagement Geflüchtete zu diskutieren. Volker Meier, Leiter der Vertretung des standen ebenso auf dem Programm wie Methoden zur Seminarge- Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund, bekräftigt in seinem Gruß- staltung und Veranstaltungskonzeption. Trainer Robert Behrendt wort die Wichtigkeit des Kinder- und Jugendschutzes für junge Ge- versammelt noch einmal alle für ein konzentriertes Briefing. Höchs- flüchtete. Dass es bis dahin noch ein weiter Weg in Deutschland ist, te Priorität: Während der Gesprächsrunden eine konstruktive und wird im anschließenden Impulsreferat von Volker Maria Hügel von faire Atmosphäre gestalten. Die Landesvertretung füllt sich. Bundesweit sind Mitglieder aus vielen unterschiedlichen djo-Gruppen angereist. Ein großes Hallo, Wiedersehen und Kennenlernen. Wer noch nicht so viel deutsch versteht, erhält Unterstützung durch Sprachmittler_innen. In der Ausstellung finden erste Begegnungen zwischen Menschen aus der djo-Deutsche Jugend in Europa, aus NGO´s und der Politik statt. Musiker Leonard Moise (Roma Büro Freiburg) sorgt für atmosphärische Klangerlebnisse. Eine kleine Aufregung verursacht ein plötzlicher Stau im Berliner Tiergartentunnel. Viele Gäste der Veranstaltung, darunter auch Teile des djo-Vorstands, stecken für eine Weile fest. Im Foyer der Landesvertretung ertönen derweil HipHop-Beats. Kinder und Jugendliche des Magdeburger djo-Projekts „BreakChance“, begleitet von Alexander Wassilenko, zeigen ihr tänzerisches Talent und reißen das Publikum nicht nur „Das Thema schien für alle Teilnehmenden äußerst wichtig zu sein, seien es Politiker_innen, Vertreter_in der Jugendorganisationen oder die Geflüchtete selbst. Mich hat bewegt, wie freundlich und angenehm die Stimmung bei so einem komplexen Thema war und wie viel Verständnis die Beteiligten gezeigt haben“. Moderatorin eines Dialogtisches rhythmisch mit. Heute noch bejubelt, morgen vielleicht abgeschoben — bittere Realität für einige Mitglieder der hochmotivierten Gruppe. 5 Nr. 3 Dezember 2015 Bundesverband der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchen- * Filme Roma Büro Freiburg unter www.roma-buero-freiburg.eu der e.V. deutlich. Er schafft es, einen umfassenden und zugleich • Roma Invasion 4: Ein Heimatfilm nach den Motiven der Fabel: verständlichen Einblick in die rechtliche Situation minderjähriger, „Die Grille und die Ameise und die Politik: Schuld und Schulden“ unbegleiteter Geflüchteter zu geben. Viel Diskussionsstoff für die • „Zwei Probleme — eine Lösung“ als Impuls für Alternativen in der folgenden Dialogrunden. Kathrin Moosdorf, Landesgeschäftsfüh- Flüchtlings- und Sozialpolitik. Überall in Europa verbreitern sich rerin des Deutschen Kinderschutzbundes Bremen, führt durch den Entleerungsräume. Flüchtlinge, Roma und die Jugend des Südens Abend und leitet die mit Spannung erwarteten Dialogrunden ein. könnten sich hier eine selbstbestimmtere Zukunft und Heimat An zehn Thementischen kommen die 150 Gäste der Veranstaltung schaffen und diese Räume revitalisieren. in wechselnden Konstellationen schnell ins Gespräch, debattieren Problemlagen, formulieren Lösungsvorschläge und Forderungen ** Mehr Informationen, Fotos, Filme und Forderungen an die Politik. Nach einer Stunde intensiven Austausches werden unter www.djo.de die zentralen Statements aus den Dialogen vom Moderationsteam präsentiert und visualisiert. Genug Anknüpfungspunkte für weitere intensive Gespräche am Buffet. Ein Konzert und Filmprogramm zum Abschluss der Veranstaltung zeigen das vielseitige kreative Potential junger Menschen, die als Geflüchtete gekommen sind und ihre Perspektiven und Talente selbstbestimmt sichtbar machen. Während die Band des Roma Büro Freiburg mit Eigenkompositionen, Rap und Balkan-Beats begeistert, laufen im Filmprogramm gleich zwei Kurzfilme der Gruppe*. Die Mitwirkenden des afghanisch-libanesisch-deutschen Filmprojekts „heim.suchungen“ vom djo-Bundesverband sind mit einem Trailer des Films „Der Teufelsweg“** vertreten. In einem Filminterview von Antonia Goldhammer berichtet ein junger Iraker der Gruppe AJM Bayern von seinen ersten Erfahrungen in Deutschland und seinem ehrenamtlichen Engagement. Ein facettenreicher Abend geht zu Ende. Katrin Gödeke Referentin für Kulturelle Jugendbildung djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. 6 Nr. 3 Dezember 2015 Bundesverband TaLeiCa – Eine djo-Tanzfortbildung Eine Tanzfortbildung für engagierte djo-Mitglieder, die genauso vielfältig ist wie der Verband selbst — das war der Plan, der gemeinsam beim KulturForum 2015 gefasst wurde. Und im September war es soweit: In Kooperation mit dem djo-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern fand der erste Teil der TaLeiCa zum Thema „Volkstanz zwischen Tradition und Moderne“ statt. Am letzten Tag gab es neue kreative Herausforderungen: In Kleingruppen wurden zu einem musikalischen Thema eigene Choreographien erarbeitet. Die vielseitige tänzerische Prägung der Darsteller_innen führte zu einem sehenswerten folkloristischen Stilmix. Angefüllt mit Ideen und neuem Bewegungsmaterial hieß es schließlich Abschied nehmen — doch ein Wiedersehen steht für einige bereits fest: Mitte November folgt die nächste TaLeiCa-Fortbildung: Tanztheater mit der Tänzerin und Choreographin Be van Vark steht auf dem Programm. Katrin Gödeke Referentin für Kulturelle Jugendbildung Draußen wehte eine frische Ostseebrise — Joachim Lauenroth durchgeführt, der im großzügigen Tanzsaal der Jugendherber- jede Übungsreihe praktisch und theore- ge Ribnitz-Dammgarten wurde geschwitzt. tisch erfahrbar machte und neuen Input Tanzbegeisterte zwischen 14 und 74 Jahren zum Themenfeld „Achtsames Leiten“ gab. gingen immer wieder an ihre Grenzen und Ob Bauchtanzgruppe, Folkloreensemble darüber hinaus — jede spürte spätestens am oder kreativer Kindertanz – alle lernten zweiten Tag neue Muskelgruppen im eige- hier etwas Neues über die Arbeit mit ih- nen Körper. rer Zielgruppe. Wie bereite ich Kinder auf djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. Folklore-Tanzschritte vor? Wo im Raum Die Teilnehmerinnen der ersten TaLeiCa beginne ich wirkungsvoll eine Choreogra- kamen aus verschiedenen Tanzrichtungen, phie? Was für ein Training macht fit, flink von traditionell zu modern, und flexibel? Der Kopf raucht, die Beine und leiten ehren- oder hauptamtlich Kinder- und Ju- dampfen. gendtanzgruppen in ganz Deutschland. Ziel war es, das eigene Bewegungsrepertoire zu Am Abend begann ein spontanes Tanz- erweitern, neue Tanzstile kennenzulernen, crossover. Hamburgerinnen animierten Kenntnisse zur Anleitung von Tanzgruppen zum Matrosenpolka, alle wagten erste zu vertiefen und sich mit anderen Tanzbe- Flamencoschritte, reihten sich in eine geisterten auszutauschen. pommersche Quadrille ein oder probier- Unterstützt von Aktion Mensch ten den russischen Kasatschok. Wer die und dem Tanzverband Mecklenburg- Die Fortbildung wurde von dem erfahre- Bewegung im Freien suchte, konnte einen Vorpommern nen Tanzpädagogen und Choreographen Spaziergange zum Bodden genießen. 7 Bundesverband Nr. 3 Dezember 2015 Deutsch-Türkische Partnerbörse für den Jugendaustausch Die Deutsch-Türkische Partnerbörse für den Jugendaustausch fand auf Beschluss des Deutsch-Türkischen Fachausschusses im Jahr 2015 bereits zum zweiten Mal statt. Ziel war es, einen Rahmen zur Weiterentwicklung der bilateralen internationalen Jugendarbeit zwischen Deutschland und der Türkei zu bieten. Gemeinsames Reflektieren und Diskutieren zu und über Themen der für Europäische und Internationale Jugendpolitik des Bundesminis- Jugendarbeit, konkrete Planung in den Projektschmieden, Spracha- teriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Şükran nimationen und das gemeinsame Entdecken Berlin-Kreuzbergs: Auf Yalcın vom Ministerium für Jugend und Sport der Republik Türkei viele unterschiedliche Wege konnten sich die Teilnehmer_innen der und Robert Werner, Geschäftsführer der djo-Deutsche Jugend in Eu- diesjährigen Deutsch-Türkischen Partnerbörse für den Jugendaus- ropa, Bundesverband e.V. tausch kennenlernen und mehr über Organisationstrukturen und die Arbeit ihrer potentiellen Partnerorganisationen erfahren. Das inhaltliche Programm begann am Samstag mit drei Impulsreferaten zu (ehrenamtlichen) Jugendverbandsstrukturen in Deutsch- 8 Die intensiven gemeinsamen vier Tage starteten am Freitag den land und der Türkei. Jochen Rummenhöller, Referent für Internatio- 11.09.2015: Nach einer historischen Schiffahrt auf der Spree fan- nale Aufgaben des Deutschen Bundesjugendrings gab Einblicke in den sich die Teilnehmer_innen in der Alten Feuerwache in Berlin- die Organisationsebenen der Jugendverbandsstrukturen und Struk- Kreuzberg zur offiziellen Begrüßung ein. Hetav Tek eröffnete in ihrer turen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Meltem Kultu Funktion als stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Deutschen vom Ministerium für Jugend und Sport der Republik Türkei berich- Bundesjugendrings die Deutsch-Türkische Partnerbörse für den Ju- tete über die Arbeitsweise und Strukturen in der Türkei, dem 2011 gendaustausch und begrüßte die Teilnehmer_innen aus Deutsch- gegründeten Ministerium für Sport und Jugend und den entstan- land und der Türkei. Ihr folgten Frau Nicola Sommer, Referatsleiterin denen Jugendzentren. Es wurde deutlich, dass sich die Strukturen Bundesverband Nr. 3 Dezember 2015 Darunter unter anderem: Job Shadowing im Bereich der Politischen Jugendbildung, Projekte im Bereich der Kulturellen Jugendbildung wie „Say welcome to refugees! Think global — act local!“ und „Große Welt — kleine Welten“ sowie Jugendbegegnungen im Mädchenfußball und Basketball. Trotz den teilweise unterschiedlichen Ansätzen und Arbeitsstrukturen wurde deutlich sichtbar, dass die Teilnehmer_ innen der Partnerbörse eine Ebene gefunden haben, auf der sie mit viel Engagement und Begeisterung zusammen arbeiten und zukünftige Projekte planen können. Wir freuen uns auf die ersten Berichte der neuen Partnerschaften! Die Ausschreibung und das Programm wurden gemeinsam von der djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. und dem Ministerium für Jugend und Sport der Republik Türkei gestaltet, um zielgerichtet und gleichberechtigt gemeinsame Interessengebiete und Bedürfnisse der Teilnehmenden beider Länder abzudecken. Die Deutsch-Türkische Partnerbörse für den Jugendaustausch fand in Kooperation mit den Deutschen Bundesjugendring (DBJR) und der Deutschen Sportjugend (dsj) statt. Sie wurde vom Bundesminsterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. in Deutschland und der Türkei stark unterscheiden. Frau Christiane Sarah Gräf Rheinholz-Assoli von der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit Projektleiterin der Bundesrepublik Deutschland e.V. (IJAB e.V.) machte diese Unter- djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e.V. schiede in einer Kontrastrierung noch einmal deutlich und gab zusätzliche Hintergrundinformationen zu Entwicklung und Ansätzen der Jugendarbeit in diesen beiden Ländern. In den Arbeitsgruppen Politische Bildung, Soziale Gerechtigkeit, Kulturelle Jugendarbeit und Sport konnten die Teilnehmer_innen dann selbst das Wort ergreifen, die eigene Organisation vorstellen und über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den jeweiligen Bereichen der Jugendarbeit diskutieren. Der Sonntag war dann den Projektschmieden gewidmet. Mit der Unterstützung erfahrener Seminarleiter_innen konnten erste Projektskizzen entworfen und bereits konkrete Projektideen bearbeitet werden. Wie man spielerisch und fast wie von selbst Vokabeln einer fremden Sprache erlernt, trotz Sprachbarrieren miteinander in Kontakt kommt und eventuelle erste Berührungsängste überwindet, zeigte die türkischsprachige Trainerin Diba Tuncer gemeinsam mit der Sprachmittlerin Sarah Kössler. Die Teilnehmer_innen lernten so durch eigene Erfahrung eine Methode kennen, die sie selbst in Projekten und Maßnahmen im Internationalen Jugendaustausch anwenden können. Am Montag, dem letzten gemeinsamen Tag, trafen die Teilnehmer_ innen noch einmal in ihren Arbeitsgruppen zusammen, um die Präsentation ihrer Ideen zu planen. Es wurden Stellwände und Plakate beklebt, Kurzvorträge durchgesprochen und sogar ein Deutsch-Türkisches Pantomime-Stück zum Thema „Internationaler Jugendaus- Mehr Informationen zur Deutsch-Türkischen Partnerbörse für tausch im Sport“ eingeübt. In Paaren oder Kleingruppen präsen- den Jugendaustausch und den Projektschmieden gibt es in der tierten die Teilnehmer_innen sich dann gegenseitig die Ergebnisse Veranstaltungsdokumentation unter www.djo.de aus ihren Arbeitsgruppen sowie die ersten konkreten Projektideen. 9 Bundesverband Nr. 3 Dezember 2015 Zukunftswerkstatt Integration 2015 Vom 03.09.15 bis 06.09.15 kamen 26 Multiplikator_innen der Integrationsarbeit aus djo-Landesverbänden und Migrantenjugendselbstorganisationen zur Zukunftswerkstatt Integration im djo-Jugenddorf Ahlbeck zusammen und entwickelten gemeinsam Konzepte für neue Integrationsprojekte. Sprachanimation in der Zeltstadt, herkunfts- und hauptamtlichen sprachliche Peer-Beratung für neuzugewan- aus djo-Mitgliedsorganisationen zurzeit kommenden Wochen beim Bundesamt für derte Jugendliche oder Qualifizierung von verstärkt vor der Herausforderung, die Parti- Migration und Flüchtlinge und der Stiftung jungen Ehrenamtlichen zu Bildungspat_in- zipation neu zugewanderter Jugendlicher zu Aktion Mensch beantragt. nen — im Mittelpunkt stand die Frage, wie unterstützen. Multiplikator_innen die Jugendverbandsarbeit neuzugewander- Die Zukunftswerkstatt Integration wurde te Jugendliche — insbesondere diejenigen, Die Multiplikator_innen haben auch die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlin- die von Flucht und Vertreibung betroffen verschiedenen Fördermöglichkeiten der Ju- ge mit den Mitteln des Bundesministeriums sind — dabei unterstützen kann, in Deutsch- gend- und Integrationsarbeit unter die Lupe des Innern gefördert und vom djo-Bundes- land Fuß zu fassen und eine neue Heimat genommen: BAMF-Integrationsförderung, verband gemeinsam mit dem Jugendbund zu finden. Förderprogramm Kinder- und Jugendhilfe djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband der Stiftung Aktion Mensch und Asyl-, Migra- Berlin e.V. durchgeführt. Die Stiftung Aktion Die Frage, wie die Erstorientierung von tions- und Integrations-Fonds (AMIF). Denn Mensch unterstützte uns durch ein Gastre- jungen Neuzuwander_innen und die Will- erfolgreiche Jugendverbandsarbeit an der ferat und Projektberatung. Dafür herzlichen kommenskultur mit Mitteln der Jugend- Schnittstelle zur Integrations- und Flücht- Dank! verbandsarbeit verbessert werden können, lingsarbeit benötig neben einem hohen En- war ein immer wiederkehrendes Thema der gagement auch finanzielle Ressourcen. Tagung. Denn angesichts der aktuell stei- 10 dorf Ahlbeck entwickelt und werden in den Johanna Bontzol Bundesintegrationsreferentin genden Zuwandererzahlen aus Syrien, dem Das Ergebnis der Antragswerkstatt kann djo-Deutsche Jugend in Europa, Irak, der Russischen Föderation, Serbien, sich sehen lassen! Insgesamt zwölf Projek- Bundesverband e.V. Mazedonien u.a. stehen die ehrenamtlichen tideen wurden in den vier Tagen im Jugend- Bundesverband Nr. 3 Dezember 2015 Das Netzwerktreffen Integration & Kultur — die nächste bundesweite gemeinsame Fachtagung für Multiplikator_innen aus den Bereichen Integration und Kultur — findet vom 03.03.16 bis 05.03.16 statt. Hierzu möchten wir alle Multiplikator_innen aus Bundesgruppen und Landesverbänden der djo-Deutsche Jugend in Europa herzlich einladen. Weitere Informationen: www.djo.de, [email protected] Während der Zukunftswerkstatt fand die djo-Galerie der Integrationsprojekte statt. Dabei wurden auch Projekte präsentiert, die sich die Verbesserung der Partizipation von jungen Geflüchteten zum Ziel gesetzt haben. Break Grenzen! B’shayno. Willkommen. Zeitraum: 01.09.2014 – 30.04.2015 Zeitraum: 01.11.2015 – 31.10.2018 Ort: Magdeburg Ort: Gütersloh und Umgebung, später landesweit Förderer: Stiftung Aktion Mensch Förderer: Stiftung Aktion Mensch (Förderaktion „Miteinander gestalten“) (Kinder- und Jugendhilfe) Im Projekt „Break Grenzen“ wurde eine Nachwuchstanzgrup- B’SHAYNO ist ein Patenschaftsprojekt bei dem vorwiegend Ju- pe für Kinder und Jugendliche mit und ohne Fluchtgeschichte gendliche mit eigenem Migrationshintergrund Patenschaften aufgebaut, die sich mit der „Break Grenzen Crew“ in Magdeburg für geflüchtete Jugendliche aus dem Irak und Syrien überneh- und weit darüber hinaus einen Namen gemacht haben. Ziel des men. Die Jugendlichen begleiten junge Geflüchtete zu frei- Projekts war es, mit der Methode des Breakings Werte wie Anti- zeitpädagogischen Angeboten, zu Gemeinden und Kirchen, rassismus, Gewaltfreiheit und Pluralismus zu vermitteln und den unterstützen in der Schule und geben Ihnen so die Möglich- Hip-Hop-Grundsatz Peace, Love, Unity and Having Fun zu verin- keit am gesellschaftlichen Leben in Deutschland teilzuneh- nerlichen. Die Break-Grenzen-Crew trainiert auch über das Pro- men. Im Projekt werden auch kultur- und medienpädagogische jektende hinaus mehrmals in der Woche. Zukünftig ist geplant, Kleinprojekte angeboten, bei denen Jugendliche mit und ohne die Teilnehmer_innen zu Multiplikator_innen auszubilden, damit Fluchterfahrung gemeinsam Theaterstücke, Filme, Fotoalben sie selbst in Schulen Breaking-Workshops anbieten. Das Projekt oder ähnliches entwickeln. Die künstlerisch-kreativen Metho- „Break Grenzen“ verlief sehr erfolgreich und wurde beim freistil- den erleichtern durch die nonverbalen Ausdrucksmöglichkeiten Jugendengagementwettbewerb Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. den interkulturellen Austausch über Sprachgrenzen hinweg. Projektträger: Projektträger: djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. djo-Deutsche Jugend in Europa, Projektwebsite: www.breakgrenzen.jimdo.com Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Assyrischer Jugendverband Mitteleuropa (AJM) e.V. 11 Nr. 3 Dezember 2015 Schwerpunktthema: Erinnerungskultur Anforderungen an Erinnerungsarbeit in der Einwanderungsgesellschaft In 2015 fand in einem längeren Prozess im Deutschen Bundesjugendring (DBJR) eine Auseinandersetzung und Positionierung zu Erinnerungsarbeit, -kultur und -politik in der Einwanderungsgesellschaft statt. Ein Kommentar von Robert Werner, der die djo-Deutsche Jugend von Europa in der Arbeitsgruppe des DBJR vertreten hat: Das Jahr 2015 ist für unsere in der djo-Deutsche Jugend in Europa heitsdeutsche Erinnerungskultur einbetten, wenn diese an familiäre bzw. zusammengeschlossenen Bundesgruppen und Landesverbände ein kollektive Erinnerung anknüpft. Daraus ergeben sich zwei zentrale For- Jahr des Gedenkens und Erinnerns. Für unsere landsmannschaftlich derungen an die Erinnerungsarbeit in der Einwanderungsgesellschaft: geprägten Gruppen jährte sich zum 70. Mal die Erinnerung an Flucht und Vertreibung aus Osteuropa. Wir gedachten mit Amaro Drom den 70. Erinnerungsarbeit muss sich öffnen für die Erzählungen der Einwanderer Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, ein Lager in dem auch 20.000 und ihre eigenen Narrative überdenken. Dazu gehören die Erzählungen Roma und Romnija ermordet wurden. Auf unserem Bundesjungendtag vom Zuzug nach Deutschland (oftmals verbunden mit wirtschaftlicher würdigten wir gemeinsam den 100. Jahrestag des Völkermords an den Not oder Flucht) und der nach dem Ankommen stattfindenden Integrati- Armenier_innen, Assyrer_innen, Chaldäer_innen, Pontos-Griech_innen onsleistung. Eine Erinnerungsarbeit mit migrantischer Perspektive muss und Jesid_innen und im kommenden Jahr wird sich die Deportation der sich aber auch räumlich erweitern und geschichtliche Ereignisse in den Russlanddeutschen unter Stalin zum 75. Mal jähren. Es sind auch diese Blick nehmen, die außerhalb der bundesrepublikanischen Agenda für leidvollen Erfahrungen der Verfolgung und erzwungenen Migration, die zugezogene Menschen von Bedeutung sind. uns als Verband verbinden und die zu der im Verband gelebten Solidarität sicherlich ein gutes Stück beitragen. Erinnerungsarbeit muss ihre Methodik ändern. Insbesondere in der Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und seiner Folgen wird klar, dass Daneben eint unseren Verband aber auch die Erfahrung, eigene Ge- Erinnerung nicht mehr nur über den familiären Bezug gewährleistet schichten zu erzählen und Erinnerungen zu bewahren, mit denen nur werden kann. Vielmehr ist die Bundesrepublik Deutschland als Nachfol- wenige Menschen in Deutschland etwas anfangen können. Es war im- gestaat des Deutschen Reichs verantwortlich dafür, die Auseinanderset- mer schwierig, Anerkennung zu erhalten für das Leiden, das mit diesen zung und das Gedenken an den Holocaust aktiv zu betreiben und darin Jahrestagen verbunden ist. Die Erinnerung an individuelles Leid verbun- alle (!) ihre Bürger_innen mit einzubeziehen. den mit der schmerzhaften Vertreibung Deutscher nach dem zweiten Weltkrieg macht sich leicht der Relativierung deutscher Schuld anderen In einer Einwanderungsgesellschaft ist die migrantische Perspektive ein Gruppen gegenüber angreifbar. Roma und Romnija mussten Jahrzehnte natürlicher Teil der Gesamterzählung. Erinnerungsarbeit kann nicht da- für die Anerkennung als gleichberechtigte Opfergruppe im Holocaust von ausgehen, dass ihre Zielgruppen bereits seit hunderten Jahren in kämpfen und die Assyrer_innen oftmals ihr Erinnerungsbedürfnis au- Deutschland verwurzelt sind und muss sich dementsprechend anpassen. ßenpolitischen Interessen gegenüber Ankara unterordnen. Hier offenbaren sich Defizite der deutschen Erinnerungskultur, der es schwer fällt Letztendlich muss man feststellen, dass der Wandel in der Erinnerungs- vermeintlich fremde Erinnerungsbedürfnisse aufzunehmen und sich da- arbeit auch einen großen Einfluss darauf haben wird, wie wir unser mit den Herausforderungen einer Einwanderungsgesellschaft zu stellen. Land, unsere Bürger und unsere Gemeinschaft wahrnehmen und von ihr erzählen. Wichtig ist, dass die Erfahrungen und die sehr heterogenen Dabei ist die Bundesrepublik spätestens seit dem Zuzug der damaligen Perspektiven der Zugezogenen als echter Teil der Erinnerungskultur in Gastarbeiter_innen in den 60er Jahren — möglicherweise aber auch Deutschland wahrgenommen und nicht als eine parallel laufende Bin- schon viel länger — ein Einwanderungsland. Die Perspektiven der zu- destrichperspektive der Migrant_innen abgetan werden. Damit verbun- gezogenen Menschen werden aber noch immer nur selten mitgedacht. den ist also auch die Arbeit an dem Selbstverständnis Deutschlands. Nur Zugewanderte stellen das gesellschaftliche Erinnern in der Bundesre- so wird es möglich sein eine Repräsentation aller Teile unserer Gesell- publik in zwei Punkten vor Herausforderungen: Zum einen haben sie schaft zu erreichen und neue Gruppen anzusprechen. aufgrund ihrer Herkunft und aufgrund der Erfahrung der Migration an- 12 dere Schwerpunkte in ihrer kollektiven Erinnerung als die Mehrheits- Robert Werner / Bundesgeschäftsführer gesellschaft. Zum anderen lassen sie sich nicht einfach so in die mehr- djo-Deutsche Jugen in Europa, Bundesverband e.V. Schwerpunktthema: Erinnerungskultur Nr. 3 Dezember 2015 4. 1. 5. 3. 1. Pfeil 02/1962 Wegweiser in Berlin 2. Pfeil 06/1958: „Vor des Zeltes Dreieckstür hocken Holde (Stücker vier), um der Nachbarin, der lieben, 6. die’s beim Sport zu toll getrieben, und nun krank liegt auf der Matten, Stippvisite abzustatten.“ 3. Pfeil 04/1962: „Malerische Trachten aus den Siebenbürger Land: Unser Bild zeigt ein Kind und ein junges Mädchen in Trachten aus Jaad bei Bistritz.“ 4. Pfeil 06/1958: „Völlig verworrene Lage“ 5. Pfeil 05/1966: Titelbild 6.–7. Pfeil 07/1970: Bundesjugendspiele in Berlin 8. Pfeil 10/1962: „Gesang und Musik im schönen Verein, erhalten dem Leben den Jugendschein. (Schiller)“ 9. Pfeil 06/1970: „Jugend engagiert sich in der DJO“ 9. 8. 7. 2. 7. 13 Nr. 3 Dezember 2015 Schwerpunktthema: Erinnerungskultur 70 Jahre Vertreibung und Erinnerungen an die neue „Heimat“ Fügen wir es zusammen: 70 Jahre nach der Vertreibung, 70 Jahre nach Ende eines brutalen Krieges mit Hunderttausenden von Opfern, 70 Jahre nach dem Zusammenbruch von 12 Jahren totalitärer Naziherrschaft, 70 Jahre nach einer nie dagewesenen Zerstörung von Deutschland und Europa — diese Dinge gehören zusammen, wenn man über 70 Jahre Flucht und Vertreibung redet. Ich bin 1944 geboren und habe weder Krieg noch Vertreibung wahrnehmen können. Aber ich habe als Vierjähriger die Flucht über das Flüsschen Ilse von der russisch besetzen Zone in den Westen mitgemacht, habe das Schicksal meines bei der Vertreibung aus dem Sudetenland seiner Prothesen beraubten Großvaters erlebt, der sich mit selbstgeschnittenen Lederstücken auf den Knien bewegte, und habe das Leben in einem Flüchtlingslager mitbekommen, umgeben von amerikanischen Besatzungskräften, die mit ihren Kettenfahrzeugen einerseits zum Leidwesen der Bauern die Felder niederwalzten, anderseits durch ihre Freundlichkeit und Entgegenkommen die Kinder und auch junge Frauen beglückten. Mit sechs Jahren durfte ich bei den Ausflügen der Egerländer Gmoi dabei sein, mit 10 Jahren nahm ich an den Fahrten der Sudetendeutschen Jugend teil, mit 14 Jahren war ich Jugendleiter einer Jungengruppe der Deutschen Jugend des Ostens und fuhr zu ersten Mal zu einer Woche auf den Heiligenhof, wo ich die damaligen Bundesvorsitzenden der DJO, Ossi Böse, und der Sudetendeutschen Jugend, Erich Kukuk kennen und schätzen lernte. Diese Hochachtung sollte nicht mehr abbrechen. Aus den Erzählungen der Alten und der Arbeit in der Jugendgruppe formten sich bei mir in immer klareren Konturen die Bilder 14 Pfeil 01/1965: „Bis auf den heutigen Tag treffen sie in der Bundesrepublik ein, Umsiedler jener Schicksalsjahre meiner Familie und aus den deutschen Ostprovinzen. Sie lebten bis jetzt unter dem sowjetpolnischen meiner Verwandten und Bekannten aus mei- Regime. So wie diese Familie hier sind sie glücklich, wenn sie endlich bei uns ankommen.“ ner Heimat, für die 1945 eine Welt zusam- Schwerpunktthema: Erinnerungskultur Nr. 3 Dezember 2015 men gebrochen war, die wohl niemals wieder ment die Namenserweiterung für die Deutsche so werden würde wie damals, wobei die Hoff- Jugend des Ostens in DJO-Deutsche Jugend in nung auf Rückkehr bei allen noch lebendig war. Europa. Wer hätte damals geglaubt, dass es dieses Europa einmal geben würde! Ich war in eine neue „Heimat“ gekommen, jemand, der dazu gekommen war, ein Vertriebe- Unsere Flucht und Vertreibung wurden „auf- ner und Flüchtling, der sich nun einrichten und gerechnet“ mit der Judenverfolgung und dem seinen Weg suchen musste. Wer weiß, ob ich in Krieg, den die Naziregierung in Europa und der meiner alten Heimat jemals ein Gymnasium Welt entfesselt hatte. Erst jetzt wird den Men- und die Universität hätte besuchen können. schen in Deutschland bewusst, dass es weder Diese Frage habe ich mir oft gestellt und da- eine „Kollektivschuld“ noch eine „Sühneleis- mit meiner Entwurzelung auch etwas Positives tung“ durch eine Gruppe der Menschen für die abgerungen. deutschen Untaten geben kann. 70 Jahre nach der Vertreibung werden die Berichte der letz- Die Tätigkeit im Jugendverband bestätigte mir, ten Zeitzeugen, die als Kinder oder Jugendliche dass ich mit meiner Situation nicht allein war die Jahre 1945 und 1946 erlebt haben, wahr- und dass viele junge Menschen nun diesen Weg genommen und immer mehr junge Menschen gehen mussten. Wir waren eine „Schicksals“- interessieren sich für die Geschichte ihrer Gemeinschaft, die die Ausgrenzung und immer Großeltern. Das ist gut so, denn das Verbrechen wieder erlebte Diskriminierung in Schule und der Vertreibung verjährt nicht, wie der Genozid Gesellschaft durch Stolz und Selbstbewusst- an den Armeniern von 1915, der Holocaust an sein ersetzte. Der Jugendverband bestärkte den Juden 1938 bis 45 und das Massaker von uns darin, dass wir dazu aufgerufen waren, die Srebrenica von 1985 nicht verjähren. Sie sind Leistung und Kultur unserer Eltern aus ihrer Teil der kollektiven Erinnerung und ständige Heimat im Osten zu erhalten und der einhei- Mahnung für die nächsten Generationen, dass mischen deutschen Bevölkerung bekannt zu Rassismus und Völkermord keine Mittel der Po- machen. Es war nicht weit her mit dem Wissen litik werden dürfen. Pfeil 01/1980: „NRW. Internationale Woche“ unserer einheimischen Freunde und Bekannten, ja selbst unserer Lehrer, über Ostpreußen, In diesem Sinne ist es für mich eine Genugtu- Schlesien, Pommern und dem Sudetenland. ung, dass Bayern und nun auch die Bundesre- Unsere Erzählungen öffneten ihnen die Augen publik Deutschland einen Gedenktag an Flucht Pfeil 03/1979: und wir gewannen Anerkennung und wuchsen und Vertreibung eingerichtet haben, der jähr- „Bundeszentrale Fachtagung „Arbeit mit hinein in die neue „Heimat“. lich das Schicksal der deutschen Vertriebenen Kindern für Kinder““ und der Flüchtlinge weltweit aufgreift: ErinneIn diesen Jahren war es für die meisten Ver- rung und Mahnung. triebenen und Flüchtlinge klar, dass sie einmal zurückkehren würden. Wohl wusste keiner, wie Ich hatte das Glück, siebzig Jahre in Frieden das unter den gegebenen politischen Verhält- und Freiheit zu leben. Ich wünsche mir dies nissen gehen sollte, aber die Hoffnung ist be- auch für meine Kinder, Enkel und Urenkel! Und kanntlich eine starke Quelle des Glaubens. Als es macht mich traurig und wütend, wenn heute dann die bundesdeutsche Politik sich mit den Menschen in Deutschland und Europa andere bestehenden politischen Verhältnissen arran- Menschen ausgrenzen, sich einem neuen Na- gierte, war dies für viele Vertriebene ein Dolch- tionalismus hingeben und nicht sehen wollen, stoß ins Herz. dass sie Erben einer Jahrzehnte währenden Friedenspolitik sind, die bei allen sozialen und Mir wurde bald klar, dass es eine Möglichkeit wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten die Grund- zur „Rückkehr“ für Einzelne nur unter einer Be- lage für eine europäische Zusammenarbeit ge- dingung geben konnte: durch die Schaffung schaffen haben, die es so noch nie gegeben hat. eines geeinten Europas, in dem die Grenzen keine Rolle mehr spielten und das Grundrecht Dr. Dieter Hüttner der Freizügigkeit verwirklicht wird. Deswegen Bundesvorsitzender der DJO-Deutsche betrieb ich seinerzeit (1974), inzwischen als Jugend in Europa 1975 bis 1984 Landesvorsitzender der DJO in Bayern, vehe- Pfeil 07/1988: „Viel Spaß beim Zeltlager in Gaisthal.“ 15 Schwerpunktthema: Erinnerungskultur Nr. 3 Dezember 2015 Zeitreise mit der Sudetendeutschen Jugend In den letzten zehn Jahren habe ich einen Großteil meiner Freizeit mit der Sudetendeutschen Jugend oder der djoDeutsche Jugend in Europa verbracht. Das war fantastisch. Oft habe ich an Wochenenden Menschen aus aller Welt und mit allen möglichen Hintergründen kennenlernen dürfen. Aber ehrlich gesagt musste ich Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen recht oft erklären warum ich das mache. Warum setzt man sich für viele Stunden in den Zug um in irgendei- nicht willkommen, die Einheimischen mussten ihren kleinen Besitz nen Teil Deutschlands zu fahren, um in Gremien zu sitzen und mit mit den Flüchtlingen teilen. Manche haben Mitleid, andere glauben, Leuten zu diskutieren die man vorher noch nie gesehen hat? War- die Vertriebenen wären selbst schuld. In der Schule ist das Kind ein um habe ich so viel Zeit vor dem Laptop verbracht, um Berichte zu Außenseiter, hängt im Stoff hinterher, spricht einen anderen Dialekt. schreiben, Poster zu gestalten, Abrechnungen zu machen? In der Zeit Daheim ist es eng, zu viele in einer winzigen Wohnung oder einer hätte ich sicher auch schneller fertig studieren können. Und nie hat- Baracke im Lager. Und wenn man ein Stück Heimat findet, fragen die te ich das Gefühl auf etwas zu verzichten, im Gegenteil. Kaum etwas Eltern: „Wozu? Wir gehen wieder zurück nach Hause!“. Aber irgend- hat mir je so viel zurückgegeben wie die Arbeit in den Verbänden. wann kennt man dieses Zuhause nur noch aus den Erzählungen und will nicht mehr daran glauben. Und da ist es einfach wunderbar, an- Das 60-Jährige Jubiläum des djo-Landesverbands Bayern 2011 gab dere zu kennen, denen es genauso geht. In den Gruppenstunden ist mir eine schöne Gelegenheit das zu erklären. Denn wann immer sich man nicht mehr Außenseiter, in der Trachtengruppe sieht man mal der Landesverband trifft, bietet sich ein buntes Bild: Karpatendeut- genauso schick aus wie die anderen, im Zeltlager erlebt man Aben- sche sitzen neben Kurden, Sudetendeutsche plaudern mit Spätaus- teuer. Zusammen geht fast alles leichter. Man kann sich gar nicht siedlern, Georgier singen, Schlesier tanzen, Russen spielen Theater mehr vorstellen ohne seine Freunde zu sein, die Freunde aus der und alle verstehen sich blendend, und das ganze (mittlerweile) seit djo. Aus den geflüchteten Kindern werden Erwachsene, sie verdie- fast 65 Jahren. Aber was verbindet die SDJ damals mit der djo-Deut- nen Geld, gründen Familien, sie gehören dazu. Aber die Geschichte sche Jugend in Europa heute? Um das herauszufinden machen wir ist noch lange nicht vorbei. eine kleine Zeitreise: 1981: So ein Kind von Spätaussiedlern in Bayern hat es schwer. Al- 16 1951: Ein sudetendeutsches Flüchtlingskind in Bayern hat es les ist fremd. In der Schule ist das Kind ein Außenseiter und spricht schwer. Es hat entsetzliche Dinge erlebt. Alles ist fremd. Man ist eine andere Sprache. Daheim ist es eng, die ganze Familie in einem Schwerpunktthema: Erinnerungskultur Nr. 3 Dezember 2015 Zimmer im Übergangswohnheim. Und dann soll man plötzlich ein hineingeboren zu werden, in Frieden leben, zur Schule und auf die Deutscher werden, wo man doch Deutschland nur aus den Nach- Universität gehen zu dürfen. Meine Großeltern haben es aufgebaut, richten kannte. Und da ist es einfach wunderbar, andere zu kennen, die Generation meiner Eltern weitergeführt. Aus dem Privileg die- denen es genauso geht. Das Kind bekommt Nachhilfe, lernt Deutsch, ses Leben führen zu dürfen erwächst Verantwortung. Und ich bin kommt mal aus dem Wohnheim raus. Man kann sich gar nicht mehr froh und stolz zu sehen, wie viel Hilfe geleistet wird, wie viele als vorstellen ohne seine Freunde zu sein, die Freunde aus der djo. In Ehrenamtliche Helfer in die Erstaufnahmelager und Unterkünfte der Schule läuft es jetzt auch besser, viele studieren oder lernen gehen und mit den Kindern basteln. Wie Wintermützen gestrickt einen Beruf. Aus den Aussiedlern werden Mitglieder der Gesellschaft, werden und Kleider gesammelt, Deutschstunden gegeben und In- sie gehören dazu. Aber die Geschichte ist noch lange nicht vorbei. itiativen gestartet werden. Und ich sehe Leute aus der SdJ und der djo-Deutsche Jugend in Europa mittendrin. 2001: Ein Kind, das wegen seiner Religion oder seiner Volkszugehörigkeit fliehen musste, hat es schwer. Es hat entsetzliche Dinge Katharina Ortlepp erlebt. Alles ist fremd. In der Schule ist es ein Außenseiter, hängt im SdJ — Jugend für Mitteleuropa Stoff hinterher, versteht die Sprache nicht. Das Kind fragt sich, was es in diesem Bayern soll. Und da ist es einfach wunderbar, andere zu kennen, denen es genauso geht. Auch andere, die hier in Bayern leben, wurden vertrieben, sie wissen wie das ist, man muss es nicht Wir, die Sudetendeutsche Jugend, sind nicht Opfer der Ver- erklären. Sie wissen, wie schwierig es ist, hier anzukommen, aber sie treibung — vielmehr sind wir die Erben einer faszinierenden können dem Kind auch dabei helfen, sie wissen wie es geht. In den und leidvollen Vergangenheit, die die Bürger der Böhmi- Gruppenstunden ist man nicht mehr Außenseiter. Man kann sich gar schen Länder trennt und vereint. Die Schuld an diesem Leid nicht mehr vorstellen ohne seine Freunde zu sein, die Freunde aus ist nicht einseitig und nicht kollektiv. Der unsägliche Natio- der djo. Sie trauen sich anzukommen, sie gehören dazu. nalismus des 19. Jahrhunderts und dessen schreckliche Pervertierung im 20. Jahrhundert entzweite die Bewohner eines 2011: So eine Landesvorsitzende der Sudetendeutschen Jugend in einzigartigen Kulturraumes entlang willkürlicher Trennlini- Bayern hat es gut. Sie kann sich von der Oma mit schlesischen Rou- en, die anhand kultureller und schließlich sogar vermeint- laden bekochen lassen und einfach mal so nach Tschechien fahren, lich genetischer Unterschiede gezogen wurden. Gegenseiti- sie hat nie einen Krieg erlebt, sie hat Freunde aus allen Ecken der ge Schuldzuweisungen oder Aufrechnen von Unrecht helfen Welt und kann sagen: hier bin ich daheim. Aber die Geschichte ist hier nicht weiter. noch lange nicht vorbei. Die SdJ von heute ist weder Erlebnis- noch Bekenntnisgene2015: Ich habe es immer noch gut. Und nie ist es mir so sehr be- ration. Wir sind die Erbengeneration, der es obliegt, das mit- wusst geworden wie jetzt. Menschen stehen an unseren Grenzen, teleuropäische Erbe nicht zu bewahren und zu verwalten, kommen in unser Land, leben in alten Kasernen, Containern, Zelten. sondern zu gestalten. Hierbei lernen wir insbesondere von Sie haben einen weiten Weg hinter sich. Sie sind vor Dingen geflo- der Erlebnisgeneration. Der 2013 verstorbene Résistance- hen die so schrecklich sind, dass sie ich meiner Vorstellungskraft Kämpfer und Mitautor der Internationalen Deklaration der entziehen. Sie haben Leiden und Strapazen auf sich genommen, ihr Menschenrechte, Stéphane Hessel, ruft die Jugend von heu- Leben riskiert, um einen Platz in Sicherheit und Freiheit zu finden. te dazu auf, sich zu empören — immer dann, wenn irgendwo Einen Ort, an dem sie sich ein Leben und eine Zukunft aufbauen kön- Menschenrechte verletzt werden. Menschenrechte — das ist nen. Und selbst völlig losgelöst von unserer Geschichte in Deutsch- ein Thema, mit dem wir uns als Erben beschäftigen müssen. land, unabhängig von meiner Familiengeschichte weiß ich, dass ich Als Erben wissen wir, zu welchem Irrsinn die Verletzung ele- helfen muss. Sie sind hier, sie brauchen Hilfe, wir können sie geben, mentarer Menschenrechte geführt hat – und wir müssen uns ich kann sie geben. Ich als Mensch habe eine Verpflichtung dazu. heute mehr denn je dafür einsetzen, wie von Hessel gefor- Schon allein das sollte reichen. dert — empören — dass heute diese Rechte gewahrt werden. Immer und überall. Nur dann gestalten wir das Erbe, nur Aber wenn ich mich erinnere, wenn ich mir bewusst mache was das dann haben wir aus der Geschichte die richtigen Schlüsse heutige Deutschland zu dem gemacht hat was es ist, fühle ich mich gezogen. doppelt und dreifach verpflichtet. Was trennt und unterscheidet mich von den Flüchtlingen? Eigentlich fast gar nichts. Ich könnte sie Aus der Erklärung der Sudetendeutsche Jugend – sein. Die Generation meiner Großeltern waren sie. Meine Freunde Jugend für Mitteleuropa 2013 waren sie. Was unsere Großeltern uns von Flucht und Vertreibung erzählt haben wird plötzlich so real. Ich hatte nur das Glück auf der „richtigen“ Seite und in die richtige Zeit geboren zu sein. Und es war Glück. Ich habe es mir durch nichts verdient in ein reiches Land 17 Schwerpunktthema: Erinnerungskultur Nr. 3 Dezember 2015 Auf den Spuren der Wolgadeutschen Russlanddeutsche leben unter uns — in Deutschland und in Russland. Den meisten begegnen wir jedoch ohne Wissen über ihre Geschichte und Kultur. Dies wollten der Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. und der Jugendring der Russlanddeutschen ändern. kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum. arbeit aus Berlin und Balakowo erkundete Im Landeskundemuseum in Engels veran- im Rahmen des ersten Teils der deutsch- schaulicht die Dauerausstellung „Deutsche Das Zentrum der deutschen Kultur in Engels russischen Fortbildung „Herkunft, Identität Geschichte an der Wolga im 18.–20. Jahr- wurde im Jahr 1989 gegründet. Es setzt sich und Sprache“ die Wolgaregion auf der Suche hundert“ historische und kulturelle Hinter- für die Erhaltung der kulturellen Identität nach Anregungen für Jugendprojekte zur Ge- gründe der Wolgadeutschen. Für eine Ein- und Gemeinschaft der Russlanddeutschen schichte und Kultur der Russlanddeutschen. führung empfiehlt es sich Prof. Dr. Arkadij ein. Im Kulturzentrum gibt es eine große Beim zweiten Teil der Fortbildung wurde German von der Abteilung für Geschichte Bandbreite an Aktivitäten der Kultur- und die Spurensuche in Deutschland fortgesetzt. der Russlanddeutschen der Universität Sa- Spracharbeit für verschiedene Altersgrup- Unser Fazit: Wer jungen Menschen die Ge- ratow einzuladen. pen. Ob Theater, Tanz, Musik oder Gesang schichte und Kultur der Russlanddeutschen an der Wolga vermitteln möchte, findet im Wolgadeutsches Kulturerbe deutsch-russischen Jugendaustausch geeignete Ansätze und Methoden. 1924 wurde die Stadt Pokrowsk zur Hauptstadt der autonomen Wolgarepublik und im Ideen für die Erkundung der Geschichte und Jahr 1931 in Engels umbenannt. Aufgrund Kultur der Russlanddeutschen in Saratow des Verdachts auf Kollaboration und Spiona- und der Nachbarstadt Engels: ge zu Gunsten des deutschen Kriegsgegners 250 Jahre deutsche Geschichte und der daraus folgenden Deportation der Wolgadeutschen hatte die Republik nur bis 1941 Bestand. Das Staatsarchiv der Wolga- 18 Tradition und Moderne in Engels Eine Gruppe von Fachkräften der Jugend- Außer einigen Bauernhäusern entlang ei- deutschen in Engels eignet sich als idealer ner staubigen Straße gab es für die ersten Lernort für regionale Spurensucheprojekte. deutschen Siedler nicht viel. Mit der Zeit Denkbar sind Nachforschungen beispiels- entwickelten die Wolgadeutschen Pokrowsk, weise zu Alltagsbräuchen, zur Mundart oder das heutige Engels, zu einem blühenden zu Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Schwerpunktthema: Erinnerungskultur Nr. 3 Dezember 2015 — die Arbeit der verschiedenen Kulturgruppen und deren Darbietungen zeigen die traditionelle und heutige Kultur der Wolgadeutschen. Die im Zentrum Aktiven sind an persönlicher Begegnung und fachlichem Austausch sehr interessiert. Das Plakat „Auf den Spuren der Wolgadeutschen“ trägt diese und weitere Ideen für verschiedene Städte in der Wolgaregion zusammen. Wir möchten damit andere Fachkräfte der Jugendarbeit motivieren, deutsch-russische Spurensucheprojekte an der Wolga durchzuführen. Plakatbestellung: [email protected] Der Geschichte der Russlanddeutschen eine Heimat geben Experimentieren als handlungsorientierte Methoden wecken Neugierde unterschiedlicher Besuchergruppen und regen zur Reflexion an. Dieser deutschlandweit einma- Auch in Deutschland gibt es einen span- lige Lernort bietet für deutsch-russische nenden Ort, um das kulturelle Erbe der Jugendprojekte vielfältige Möglichkeiten, Russlanddeutschen zu entdecken. In der zu denen nicht nur thematische Führungen, Stadt Detmold in Nordrhein-Westfalen be- sondern auch Begegnungen mit Zeitzeugen, findet sich das aus einer privaten Initiative Filmvorführungen und aktive Quellenarbeit entstandene Museum für russlanddeutsche gehören. Kulturgeschichte. Dieses zeichnet in einer Dauerausstellung den besonderen Weg der Museum für russlanddeutsche Russlanddeutschen nach und erklärt auf Kulturgeschichte spannende Art und Weise ihre Kultur und Geschichte, die in dieser Form bisher nicht Ansprechpartnerin: in anderen Museen in Deutschland berück- Frau Dr. Katharina Neufeld sichtigt wird. Georgstraße 24, 32756 Detmold www.russlanddeutsche.de Seit seiner Gründung im Jahre 1996 und Die Fortbildung „Herkunft, Identität insbesondere nach der Neueröffnung im Johanna Bontzol und Sprache“ wurde vom Jugend- Jahre 2011 hat das Museum durch seine Teilnehmerin der Fortbildung bund Regenbogen, moderne und engagierte geschichtspädago- Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. und dem gische Arbeit einen besonderen Ruf erwor- Landesverband Berlin e.V. Jugendring der Russlanddeutschen in ben. Bildnerisches Gestalten und mediales djo-Deutscher den Jahren 2014 und 2015 durchgeführt und von der Stiftung DeutschRussischer Jugendaustausch — einer Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Freien und Hansestadt Hamburg, der Robert Bosch Stiftung und des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft gefördert. Dafür vielen Dank! 19 Schwerpunktthema: Erinnerungskultur Nr. 3 Dezember 2015 Dikh angle! – Nach vorne schauen! Junge Roma und Sinti reisten zum Gedenktag 2. August nach Berlin Im Rahmen des Projektes „Dikhen amen! Seht shops intensiv mit der Verfolgungsgeschich- Roma zur Zwangsarbeit nach Deutschland uns!“ reisten junge Roma und Sinti vom 31. Juli te der Roma und Sinti und mit heutigen deportiert wurden, wurden in der Nacht bis zum 2. August 2015 aus ganz Deutschland Diskriminierungserfahrungen auseinander- vom 2. auf den 3. August 1944 fast 3000 nach Berlin, um sich mit der Verfolgung und gesetzt. Die Jugendlichen reflektierten ihre Sinti und Roma im Konzentrationslager Ermordung von Sinti und Roma im National- eigene Familiengeschichte und stellten Auschwitz ermordet. Dies traf vor allem sozialismus auseinanderzusetzen und um an Verbindungen zu ihrer Lebenswirklichkeit Kinder, alte Menschen, kranke Menschen den verschiedenen Gedenkveranstaltungen her. Damals wie heute bildet der Rassismus und Frauen. Jedes Jahr finden deshalb viele zum 2. August teilzunehmen. Dazu gehörte u. gegen Roma und Sinti die Grundlage für verschiedene Gedenkveranstaltungen an A. ein Stadtrundgang zum Thema „Verfolgung ihre Stigmatisierung, Marginalisierung und diesem Tag statt. und Ermordung von Sinti und Roma im Nati- ihren sozialen Ausschluss in Deutschland onalsozialismus“, der vom Rroma Informations und fast allen europäischen Staaten. Die Anita Burchardt Centrum organisiert und von Jugendlichen Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Referentin für Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt wurde. Am 2. August besuchten Geschichte und das Gefühl der Verbunden- Amaro Drom e.V. die Jugendlichen die Ausstellung „Transmitting heit mit Anderen soll die Jugendlichen stär- Trauma“ in der Galerie Kai Dikhas und die Ge- ken und ihnen dabei helfen nach vorne zu denkveranstaltung „Phagedo Dschi — Zerrisse- schauen. nes Herz“ am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas. Der 2. August ist der Gedenktag für den Porrajmos — den Massenmord an den Roma Neben den Veranstaltungsbesuchen haben und Sinti im Nationalsozialismus. Nachdem sich die Jugendlichen in mehreren Work- alle als arbeitsfähig eingestuften Sinti und 1915–2015 Wie gedenkt man einem Völkermord, wenn dieser noch nicht anerkannt wurde — 100 Jahre später? Ein Kommentar von Sanharib Simsek, Vorsitzender des Assyrischen Jugendverband Mitteleuropa (AJM) e.V. Die meisten Assyrer werden früher oder später In der Identitätsfindung eines jeden Assyrers naher Zukunft in der angestammten Heimat mit dem Völkermord von 1915 konfrontiert, und vermutlich auch eines jeden Armeniers gar nicht mehr präsent sein werden. dem die Armenier und Pontus-Griechen eben- und Pontus-Griechen, spielt die Auseinander- falls zum Opfer fielen. Bis heute ist dieser vom setzung mit dem Völkermord von 1915 eine Als Assyrer gedenkt man weltweit des Völker- türkischen Staat nicht anerkannt. Meist aus dem zentrale Rolle. Doch die wesentliche Frage, mords vor 100 Jahren auf verschiedenste Art politischem Interesse, um den Nahost-Partner, die man sich stellt, würde wohl lauten: „Würde und Weise. Jedoch gibt es kaum eine Veran- die Türkei, nicht zu verstimmen. Auch von einem ich ohne den Völkermord heute in Deutsch- staltung, die nicht die aktuelle Lage und den Großteil der Weltgemeinschaft wird das Verbre- land leben?“. Völkermord der vom „IS“ verübt wird mit ein- chen nicht anerkannt. 20 bezieht. Vermutlich waren die Überlebenden Schon diese Frage lässt die Brücke von einem aus dem Jahr 1915 von Verzweiflung geprägt. Dieses ist auch die deutsche Realität. Zwar erkennt Völkermord, der vor 100 Jahren stattfand, zu Man wusste nicht weiter und fühlte sich allein. man hier die Massaker an, die im Zuge des den Gräueln der heutigen Zeit im Nahen Osten Also lebte man in der Hoffnung, dass der Mor- 1. Weltkrieg verübt wurden, doch die Anerkennung schlagen. Der „Islamische Staat (IS)“ verübt ein gen besseres bringen wird. 100 Jahre später des Völkermords blieb bis dato aus. Auch wenn der Menschheitsverbrechen nach dem anderen, ist dieses Gefühl nicht abgeklungen. Bundespräsident sowie der Bundestagspräsident vertreibt viele aus ihrer Heimat und begeht und parteiübergreifende Redner am 24. April die- einen Völkermord — gerichtet an die Minder- sen Jahres im Bundestag ganz deutlich von einem heiten der Region, die auch, hervorgehend aus Völkermord sprachen, blieb bis heute die entspre- der tragischen Historie, eine Minderheit der chende Bundestagsresolution aus. Region geworden sind und möglicherweise in Im Gedenken an die Opfer von Völkermord und Vertreibung. BAMF-Integrationsprojekte Nr. 3 Dezember 2015 Reise durch Realität und Fiktion: Mara im Wunderland Ein Kleinprojekt von Jugendlichen aus Kamenz und Bautzen im Rahmen von „Jugendverbandsarbeit für Alle“ Mit dem Projekt „Jugendverbandsarbeit für alle“ erhalten jugendli- darunter Kasachstan, Deutschland, Schweden uvm. ergänzten das che Migrant_innen im Landkreis Bautzen die Möglichkeit, ihre Ideen Abendprogramm. in Form von Kleinprojekten umzusetzen. Engagierte Jugendliche aus Kamenz und Bautzen begaben sich also auf den Weg der Kleinpro- Das erste Kleinprojekt von Jugendlichen hat gezeigt: Unsere jugend- jektumsetzung und entwickelten den Film „Mara im Wunderland“. lichen Migrant_innen sind aktiv, engagiert und einfallsreich! Der djo-Landesverband Sachsen ist froh, die Jugendlichen weiterhin in Am 2. Oktober 2015 führte der djo-Landesverband Sachsen zusam- ihrem Engagement mit Hilfe des Integrationsprojektes „Jugendver- men mit seinem Projektpartner Haus der Begegnung e.V. eine Prä- bandsarbeit für alle“ unterstützen zu können und ist gespannt auf sentation des Kurzfilms durch. An diesem Tag waren die Räumlich- die kommenden Kleinprojekte 2016! Mehr Infos unter: keiten im Haus der Begegnung e.V. in Kamenz für alle interessierten www.djo-sachsen.de Gäste offen und so haben an der Veranstaltung etwa 30 Kinder und Olena Vasyuk / Projektkoordinatorin Jugendliche sowie Erwachsene mit Begeisterung teilgenommen. djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Sachsen e.V. Das Kleinprojekt wurde von vier Jugendlichen aus Kamenz und Bautzen initiiert und zusammen mit ihren Freunden im Rahmen von „Jugendverbandsarbeit für alle“ realisiert. Die Filmidee entstand im Laufe eines Projektentwicklungsseminars. In weiteren Treffen ließ die Jugendgruppe ihrer Fantasie freien Lauf und aus dieser Zusammenarbeit entstand ein fertiges Szenarium. Nun konnte die Geschichte über ein Mädchen namens Mara gedreht werden. Die Jugendlichen verteilten die Aufgaben (Regie, Kamera, Schauspiel) und gingen mit Kostümen und professioneller Technik ausgestattet motiviert und eifrig an die Arbeit. Innerhalb der drei Drehtage ließen sie die Filmfiguren lebendig werden: Hauptfigur Mara ist ein junges Mädchen, das in der Schule keine Freunde hat und von anderen Mitschülern gemobbt wird. Eines Tages, nach dem Schulunterricht, flieht Mara von ihren „Verfolgern“ und stürzt. Sie verliert das Bewusstsein und gerät in ihrem Traum in eine Wunderwelt. Nach vielen Ereignissen, die sie dort erlebt – Begegnungen mit Kindern, ihren Mitschülern, die von einem bösen Wissenschaftler in Tiere verwandelt wurden, dem Kampf mit diesem Wissenschaftler und dem Sieg über ihn — kehrt Mara in die Realität zurück. Diese sieht aber anders aus als zuvor: Das Mädchen kann nicht glauben, wie sich ihr Leben auf einmal verändert hat… Nachdem das gedrehte Material bearbeitet und der Film fertiggestellt war, präsentierten die Jugendlichen das Ergebnis ihren Eltern und Freunden. Der Kurzfilm bildete die Grundlage für diese Veranstaltung, aber zusätzlich haben sich die Jugendlichen noch weitere Programmpunkte ausgedacht: Ein Clown-Sketch, lustige Das Projekt „Jugendverbandsarbeit Spiele, selbst einstudierte Tänze, Musizieren am Akkordeon, aber für alle“ wird gefördert von: auch ein Kuchenbasar mit Kuchen aus verschiedensten Ländern, 21 BAMF-Integrationsprojekte Nr. 3 Dezember 2015 Meinung selber machen – Schon seit einem Jahr Die Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren, die sich seit Oktober 2014 regelmäßig treffen und die kulturelle Vielfalt in und um Berlin gemeinsam kennenlernen und mitgestalten, sind inzwischen ein richtiges Team geworden. Sie alle sind Teil des medienpädagogischen Projektes meinungsmacher.in, welches zum Ziel hat, das öffentliche Bild junger Migrant.innen in Berlin zu verbessern. Mindestens einmal monatlich finden Treffen statt, bei denen Aktionen geplant und Kontakte geknüpft werden können. Träger ist der Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. Im vergangenen Jahr haben die meinungsmacher.innen schon eini- „Mir gefällt besonders gut, dass wir so gemischt sind. Es gibt viele Kulturen und auch Altersklassen. Außerdem habe ich bei meinungsmacher.in neue Freund.innen gefunden“, sagt die 13-jährige Alicia Bastron aus Berlin Prenzlauer Berg und fügt hinzu: „Wir beschäftigen uns mit wichtigen Themen und haben Spaß dabei. Lernen ist so interessanter als in der Schule“. ges erreicht: Bei einem dreitägigen Mediencamp in den Osterferien 2015 beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Frage „Was ist eigentlich Deutsch sein? Und was ist Deutsch an mir?“. Im verbandseigenen Freizeit- und Gästehaus am Wald im brandenburgischen Neuendorf entdeckten sie in Theater- und Porträt-Workshops neue Seiten an sich. Die zweite große Reise der meinungsmacher.innen ging in das djoJugenddorf am Müggelsee. Bei dieser Akademie zum Thema „Was ist Heimat“ wurden die Jugendlichen zu Reporter.innen. Gemeinsam mit den Journalistinnen Eva und Theresa, die schon für flux.fm und Radio Fritz gearbeitet haben, produzierten sie eigene Film- und Radiobeiträge zum Thema Heimat. Den thematischen Input lieferten Expert.innen von KOMCIWAN Berlin und von Typisch Deutsch e.V. Dem 13-jährigen Timur Tazov aus Kreuzberg haben die Fahrten mit den meinungsmacher.innen bisher am meisten Spaß gemacht: „Da waren wir im Sommer zum Beispiel zusammen baden“. 22 BAMF-Integrationsprojekte Nr. 3 Dezember 2015 Auch das Dialogforum des djo-Bundesverbandes zum Thema Flücht- Neben großen Projekten wie dem Camp oder der Akademie gibt es lingspolitik in der Landesvertretung von Nordrhein-Westfahlen war bei den meinungsmacher.innen immer wieder kleinere Aktionen wie ein voller Erfolg für die meinungsmacher.innen. Dort hatten sie die Stände auf Sommerfesten oder Videoworkshops. Momentan planen Chance, Gelerntes anzuwenden und so ihren eigenen Dokumenta- die Jugendlichen ihre Weihnachtsfeier und freuen sich außerdem tionsfilm zu erstellen. Darüber hinaus konnten sie an Diskussionen auf das Camp in den Osterferien und die Sommerakademie 2016. zum Thema teilnehmen und ihren Horizont erweitern. Timur Tazov ist zufrieden mit meinungsmacher.in: „Ich würde nichts ändern. Ich wünsche mir nur, dass noch mehr coole Leute dazu kommen“. Das wünschen sich Maria Degenstein, Torsten Fischer und Leon „Ich finde gut, dass man bei meinungsmacher.in immer seine Meinung sagen darf — auch, wenn sie von der Meinung der Anderen abweicht.“ Timur Tazov, 13, aus Berlin Kreuzberg Das jüngste Projekt der meinungsmacher.innen war die Heimat.tour. Nachdem sie am Beispiel Moabit gelernt hatten, wie eine solche Tour aussehen könnte, waren die Jugendlichen selbst an der Reihe. Meinungsmacher.innen aus den Berliner Stadtteilen Prenzlauer Berg und Karlshorst planten „Stadtrallyes“ für ihre jeweiligen Heimatbezirke und stellten den anderen meinungsmacher.innen spielerisch ihre Lieblingsorte vor. Außerdem erzählte ihnen Maya Villadsen, die für zwei Wochen auf der griechischen Insel Lesbos gemeinsam mit anderen Aktivist.innen Geflüchteten bei ihrer Ankunft in Europa geholfen hatte, von ihren Erlebnissen. Kesselhut vom meinungsmacher.in-Team auch. Neue meinungsmacher.innen sind immer herzlich willkommen. Leon Kesselhut und Rebekka Eick FSJler_innen Jugendbund djo-Deutscher Regenbogen, Landesverband Berlin e.V. Vorbilder gesucht! Die meinungsmacher.innen sind auf der Suche nach Vorbildern. Sie freuen sich über Expert.innen für Identität, Migration und Gerechtigkeit, die Lust haben, ihre Erfahrungen mit ihnen zu teilen. Vorschläge nimmt die Projektleiterin Maria Degenstein unter [email protected] gerne entgegen. Weitere Informationen zu meinungsmacher.in gibt es auf www.meinungsmacher.in und auf Facebook. meinungsmacher.in ist ein Projekt des Jugendbund djoDeutscher Regenbogen, LV Berlin e.V. und wird gefördert vom: „Ich habe hier gelernt, was Heimat wirklich bedeutet und habe jetzt mehr Verständnis für Flüchtlinge“. Enrico Molinski, 15, aus Berlin Buch 23 Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 Kinderspaß in der „Kreativ-Akademie 2015“ Für fünf Tage wurde das Gruppenhaus des Diözesanzentrums der DPSG Osnabrück zur Kulisse einer kreativen Werkstatt für Kinder aus Rheine, Wettringen und Hörstel. Vom 13.—17. Juli konnte man inmitten von Wald und Wiesen laute Kinderstimmen und Gelächter hören sowie umfangreiches Rahmenprogramm mit Gruppenspielen und anderen Aktivitäten erleben. Das bereits im zweiten Jahr in Folge statt- Fotograf, Musiker, Tänzer. Einblicke in diese Auch wenn das kreative Sommerferienlager gefundene Tagesferienlager „Kreativ-Aka- Berufe bekamen die Kinder im Rahmen kre- eine lehrreiche Freizeitgestaltung ermög- demie“ wurde vom Rheinenser Kinder- und ativer Workshops, bei denen sie ihre Fertig- lichte, kam der Spaß bei den Kindern nicht Jugendclub „Modellierton“ e.V. für Kinder keiten erweitern und in aktiver Teamarbeit zu kurz. Es gab genügend Zeit, das natur- aus russischsprachigen Familien ins Le- eigene Ideen umsetzen konnten. So ent- belassene Gelände zu erkunden und sich ben gerufen. Das Projekt wird durch den standen in der Comic-Werkstatt spannende auszutoben, zu malen und zu basteln sowie Deutschen Bundesjugendring (DBJR) im Interpretationen einiger Kindermärchen, die aktiv neue Freundschaften zu knüpfen. Ge- Rahmen der Initiative „Kultur macht stark beim Abschluss des Feriencamps den stol- richte aus der russischen Küche sorgten für — Jugendgruppe erleben“ gefördert. Durch zen Eltern präsentiert wurden. die notwendige Energiezufuhr. zusätzliche außerschulische Maßnahmen Solche kleinen Erfolgserlebnisse wirken Es werden bereits wieder die ersten Anmel- kultureller Bildung finanziert werden, die sich positiv auf das Selbstwertegefühl der dungen für die „Kreativ-Akademie 2016“ von lokalen Bündnissen vor Ort geplant Kinder aus und regen sie an, Neues auszu- entgegen genommen. Viele Kids wollen und durchgeführt werden. Die Zielgruppe probieren. Nicht nur die Förderung der Krea- auch im nächsten Jahr dabei sein — weil es sind bildungsbenachteiligte Kinder und Ju- tivität gehörte zu den Zielen der Maßnahme. einfach so viel Spaß gemacht hat. gendliche. Auch sollte den Kindern auf spielerische Art dieses Förderprogramm des BMBF sollen und Weise ihre Herkunft und daraus resul- 24 Kontakt und Anmeldung: Das diesjährige Feriencamp, an dem Kinder tierende kulturelle Identität näher gebracht von fünf bis elf Jahren teilgenommen ha- werden. Dies erfolgte durch den Gebrauch ben, stand unter dem Motto „Was will ich der russischen Sprache, landestypischer Frau Irina Gottfried / „Modellierton“ e.V. werden?“. Schwerpunkt lag dabei auf krea- Bräuche sowie Spiele, die ihre Eltern vor 0170 / 825 56 60 tiven Berufen wie Schauspieler, Regisseur, vielen Jahren selbst gespielt haben. Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 Mit KOMCIWAN-Kids in Aktion Der kurdische Kinder- und Jugendverband KOMCIWAN e.V. hat sich im Herbst dieses Jahres besonders für geflüchtete Kinder eingesetzt. Dazu gehörten nicht nur gemeinsame Aktionen, Erlebnisse und Feste, sondern auch eine kindgerechte Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht. Am 28.09. fuhren Bremer und Hamburger KOMCIWAN-Kids gemeinsam nach Osnabrück, um die dort lebenden geflüchteten Kinder zu besuchen und gemeinsam mit ihnen den Tag zu verbringen. Mit verschiedenen Angeboten im Bereich der Erlebnispädagogik hatten die Kinder die Möglichkeit, auch ohne dieselbe Sprache zu sprechen, miteinander zu kommunizieren. Anschließend wurde gemeinsam am Lagerfeuer gekocht. Diese Aktion hat viele positive Eindrücke hinterlassen und soll auch für künftige Projekte mit Kindern eine Motivation sein, die Inklusion für geflüchtete Kinder zu fördern. „Eigentlich ist es doch egal, ob sie Flüchtlinge sind. Sie sind doch nur Menschen wie wir alle“ „Aber warum gibt es denn Krieg? Wenn es Frieden im Land geben würde, müssten sie nicht weg gehen von Zuhause“ Kinderfest für Geflüchtete nen der Kindertagesstätte Evîn (dt. Liebe) Osnabrück haben sich Bremer und Hambur- Am 26.09.2015 veranstalteten KOMCIWAN- wurde parallel Sozialberatung angeboten. ger KOMCIWAN-Kids zum Thema „Flucht Berlin e.V. und der KKH e.V. ein Kinderfest Am Ende des Festes, nachdem gespielt und und Flüchtlinge“ versammelt. Zu Anfang für geflüchtete Familien und Kinder im Kur- auch zu kurdischer Musik getanzt wurde, schrieben sie ihre Assoziationen zum be- distanhaus in Berlin-Neukölln. Besonders bekamen die Kinder Geschenktüten. Auch sagten Thema auf. Mit Kurzfilmen, in denen an diesem Kinderfest war die Begegnung für das kulinarische Wohl der Gäste war ge- das Thema „Flüchtlingspolitik“ kindgerecht von Familien, die wegen Krieg und Chaos sorgt. Die enorme Spendenbereitschaft von aufbereitet wurde, konnten die Kinder ei- in ihrer Heimat nach Berlin geflohen sind, Mitarbeiter_innen und Mitgliedern des KKH nen Einblick in die Thematik erlangen. Ihre mit Familien, die schon länger hier leben. e.V. / KOMKAR Berlin, Kita Hêlîn und Kita Fragen wurden aufgegriffen und es entstand KOMCIWAN e.V. und der KKH e.V. hießen die Evîn, unseren Komciwan Mitgliedern, Frida eine lebendige Diskussion. Abgerundet wur- hier angekommenen Menschen, die Famili- Akın und der Einsatz ihrer Spendenboxen, de der Tag durch bewegende Standbilder, die en und Kinder, willkommen und boten ihnen hat dieses schöne Kinderfest möglich ge- die Kinder in Gruppen erarbeitet haben. Ins- Unterstützung an. Ziel war es vor allem ei- macht. gesamt war es ein erfolgreicher Tag, an dem nen Ort der Begegnung zu schaffen. Die Kin- sich Kinder, wie auch Erwachsene mit dem der spielten gemeinsam und nutzten voller Kurdischer Kinder- und Jugendverband Thema „Flucht und Flüchtlinge“ auseinan- Freude das breite Angebot, dass die Jugend- KOMCIWAN e.V. dersetzen konnten. lichen von KOMCIWAN und die Erzieher_in- Eine Woche vor dem geplanten Ausflug nach für sie vorbereitet hatten. Für Ihre Eltern 25 Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 Junges Engagement b(r)au(ch)t Brücken – Interkulturelle Öffnung der Jugendverbandsarbeit in Sachsen Eine Tagung vom djo-Landesverband Sachsen Die Partizipation jugendlicher Migrant_innen sowie die interkultu- Herausforderungen nur gesamtgesellschaftlich lösbar seien. Viele relle Öffnung der Jugendverbandsarbeit stehen in Sachsen noch am Jugendverbände würden aktuell gern Geflüchtete unterstützen, sei- Anfang. Daher veranstaltete der djo-Landesverband Sachsen in Ko- en aber unsicher über das Wie. Julia Bohne aus dem Vorstand des operation mit dem Kinder- und Jugendring Sachsen (KJRS) und Aus- djo-Landesverbandes Sachsen stellte den Anwesenden zunächst länderrat Dresden e.V. unter der Schirmherrschaft der Sächsischen unsere Arbeit und die Entwicklung des noch jungen Verbandes vor. Staatsministerin für Gleichstellung und Integration am 12. Oktober Sie machte deutlich, dass der Bedarf an interkultureller Öffnung in 2015 in Dresden eine Tagung. Zahlreiche Teilnehmer_innen aus der Sachsen noch sehr hoch ist. Trotz des Rassismus, der sich seit der Jugendverbandsarbeit, Jugendarbeit und Entscheidungsträger_innen Entstehung von Pegida Bahnen breche, seien aber zahlreiche Ini- aus den Bereichen Migration und Integration kamen zusammen, um tiativen entstanden, die zeigen, dass viele Menschen in Sachsen in dringend notwendige Prozesse zu initiieren. einer offenen Gesellschaft leben wollen. Grußworte Ansätze zur interkulturellen Öffnung der Jugendverbandsarbeit Die persönliche Referentin der Integrationsministerin Doreen Haym 26 betonte, wie hoch der Bedarf der interkulturellen Öffnung und Inte- Den Eröffnungsvortrag hielt Ansgar Drücker, Geschäftsführer von gration aktuell sei. Seit Anfang 2015 sind in Sachsen 27.000 neue IDA e.V. Er plädierte einerseits für die interkulturelle Öffnung der Geflüchtete angekommen, gerade für diese gelte es, Teilhabemög- etablierten Jugendverbände, andererseits genauso für die Förde- lichkeiten zu schaffen. Die Ministerin betonte die Bedeutung der rung von MJSO als Organisationsmodell junger Migrant_innen in Jugendverbände, wenn es darum geht, ein respektvolles Zusammen- Deutschland. In Sachsen liegt die Zahl Zugewanderter bekannter- leben Zugewanderter und Einheimischer zu gestalten. Auch Wencke maßen unter dem Bundesdurchschnitt, trotzdem seien diese ihrer Trumpold, Geschäftsführerin des KJRS, betonte, dass die aktuellen Herkunft nach sehr heterogen. Gerade im Jugendbereich ist der Or- Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 ganisationsgrad gering. Oft sind es eher Migrantenselbstorganisa- haltlich wichtige Momente aufgreift, sollten Migrant_innen nicht tionen, die auch Jugendarbeit leisten. So gibt es in Sachsen bisher auf eine „andere Kultur“ festgelegt, sondern die Vielfalt der Kulturen kaum starke MJSO, dem djo-Landesverband Sachsen kommt hierbei gesamtgesellschaftlich gesehen werden. Die Migrationspädagogik eine Vorreiterrolle zu. Oftmals ist ein Konzept, wie Jugend(verbands) problematisiert die Unterscheidung nach Kultur, Ethnie oder Nation, arbeit in den Herkunftsländern nicht bekannt. Daher sei es an den da die Gefahr bestehe, dass Menschen darauf festgelegt werden. Das Jugendverbänden, sich zu öffnen. Dafür ist auch die Reflexion eige- Ziel einer migrationspädagogischen Öffnung ist es, Gerechtigkeit ner Selbstverständlichkeiten und der Wirkung auf Aussenstehende und die Ermöglichung der Handlungsfähigkeit aller herzustellen. wichtig, ohne dass das bedeutet, Eigenheiten abzulegen. Es sollte gefragt werden, ob strukturelle Ausschlussmechanismen existieren Im Anschluss an die Vorträge fanden verschiedene Workshops statt. und wie die Bereitschaft zur Öffunung innerhalb jedes Verbandes Themen waren: aussieht. Hemmnisse und Chancen für die Beteiligung Jugendlicher mit Fluchterfahrung • Schritte zur Öffnung der Verbandsarbeit unter den Bedingungen der Migrationsgesellschaft (pokubi) • Best Practice Beispiele — Selbstorganisation junger MigrantInnen Im Input von Markus Degenkolb, Leiter der Kinder- und Jugendar- (Jugendclub IUVENTUS Leipzig) beit sowie Geschäftsführer des Ausländerrat Dresden e.V., wurde klar, dass besonders geflüchtete Kinder und Jugendliche unter er- • Best Practice Beispiele — Jugendverbände (CVJM Glauchau) schwerten Umständen groß werden. Neben zum Teil traumatischen Erfahrungen in den Herkunftsländern und auf der Flucht, erleben Die Tagung bot Raum zur Reflexion, Wissenserweiterung und Vernet- sie – auch angekommen in Deutschland – noch vielfache Einschrän- zung von bereits bestehenden Angeboten und Fachkräften in Ver- kungen, etwa in rechtlicher und finanzieller Hinsicht. Das Wissen um bänden, die sich auf den Weg zur interkulturellen Öffnung begeben diese speziellen Lebenslagen im Hinblick auf Unterbringung, Schule wollen. Neue Ideen entstanden und Impulse konnten gesetzt wer- und Ausbildungsmöglichkeiten oder gesundheitliche Versorgung ist den. Viele Verbände in Sachsen sehen die interkulturelle Öffnung für Fachkräfte, die mit jungen Geflüchteten arbeiten, unabdingbar. noch als eine Herausforderung, teils sogar Überforderung. Natürlich Wünschenswert sei es, wenn öfter mehrsprachige Multiplikator_in- müssen hierfür Strukturen geschaffen und Ressourcen bereitgestellt nen in die Arbeit einbezogen würden, um Jugendliche besser zu er- werden. Denn interkulturelle Öffnung braucht Zeit und Räume für reichen. Wichtig sei vor allem die Haltung in dieser Arbeit, die am Information, Reflexion für Organisation. Auch wenn es in Sachsen besten gedeiht, wenn wir eigene Vorurteile reflektieren und den nicht immer den Anschein macht, war Deutschland schon immer jungen Menschen wertschätzend und mit ehrlichem Interesse be- eine Migrationsgesellschaft. Daher sollte das Thema Migration nicht gegnen. Jugendverbänden empfahl er, niedrigschwellig mit kultu- eines für Spezialist_innen oder bestimmte Gruppen sein, sondern rellen oder sportlichen Angeboten für geflüchtete Kinder und Ju- ein Querschnittsthema, das alle angeht. Zur interkulturellen Öffnung gendliche anzufangen. Wichtig sei es bei der Öffentlichkeitsarbeit gehören, so das Fazit der Tagung, weniger „Rezepte“ oder Methoden. auf Mehrsprachigkeit zu achten, noch wichtiger aber, nicht auf die Das wichtigste ist die Haltung der Ehren- und Hauptamtlichen in der Jugendlichen zu warten, sondern sie selbst aufzusuchen und sie Jugend(verbands)arbeit. Öffnung heißt neugierig und interessiert zu einzuladen. Gerade in der „peer to peer“ Ebene, die Jugendverbände sein, die eigenen Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen und den bieten, steckt ein großes Potential, welches dazu beitragen kann, als Mut zu haben, sich auf Neues einzulassen. Gesellschaft zusammen zu wachsen. Institutionelle und professionelle Lernherausforderungen in der Migrationsgesellschaft Judith Schweiger Jugendbildungsreferentin djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Sachsen e.V. In ihrem Vortrag stellte Anna Nikolenko von der Landesarbeitsgemeinschaft für politisch-kulturelle Bildung (pokubi) den Teilneh- Gefördert durch: menden die Sicht der Migrationspädagogik nach Paul Mecheril vor. Diese politische Perspektive reflektiert die (pädagogische) Praxis und fragt nach gesellschaftlichen Unterscheidungspraxen. Wodurch werden Menschen „anders“ gemacht, welche Bilder über „die Migrant_innen“ werden erzeugt? Welche Interessen der Mehrheitsgesellschaft stecken dahinter? In unserer alltäglichen Praxis müssen wir uns fragen, welche Bilder wir reproduzieren und ob wir so zu Ausschlussmechanismen beitragen. Auch den „interkulturellen Blick“ hinterfragt die migrationspädagogische Perspektive. Obwohl er in- Im Rahmen des Bundesprogramms: 27 Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 „JEBB!!! – Junges Engagement Baut Brücken“ ist fast am Ziel! Nach zwei erfolgreichen Projektrunden nähert sich das Jugendprogramm seinem Ende. eine Bildungsfahrt nach Sachsenhausen, einen Medienworkshop, einen PC-Kurs bis zum Fußballturnier mit Asylsuchenden. Das Ziel, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aktiv in die Gesellschaft einzubringen und zu Multiplikator_innen auszubilden, wurde erreicht. Einige Projekte laufen sogar weiter. Vor allem das Projekt Singasylum, das Einheimische aus dem Stadtteil Leuben in Dresden mit Asylsuchenden bei den wöchentlichen Chorproben zusammenbringt, wächst jeden Tag und das Projektteam wurde als Jugendiniative im September als neues Mitglied des Landesverbandes aufgenommen. Des Weiteren konnten dank der Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern die Bedarfe der Migrantenselbstorganisationen betrachtet und ein aktives Netzwerk 28 Der djo-Landesverband Sachsen organi- ren. Jeder Programmzyklus startete im März aufgebaut werden. Es wurden in zwei Jah- sierte vom Dezember 2013 bis November mit einem Starterseminar, wo sich die Teil- ren drei Ehrenamtseminare zu den Themen 2015 das Jugendprogramm „JEBB!!!-Junges nehmer_innen mit den Themen Öffentlich- Öffentlichkeitsarbeit in der Jugendarbeit, Engagement Baut Brücken“. Mit dem Pro- keitsarbeit, Projektmanagement und Finan- Teilnehmergewinnung gramm, welches in Zusammenarbeit mit den zen beschäftigten. Innerhalb eines halben durchgeführt. Vereinen Das Zusammenleben e.V. aus Frei- Jahres realisierten die Jugendlichen dann dienten dann als Impulse für die Diskussi- tal, Haus der Begegnung e.V. aus Kamenz, selbst ihre Projekte. In dieser Zeit wurden on im Rahmen der Tagung „Interkulturelle Leuchtturm-Majak e.V. aus Bautzen und Mit- sie bei allen inhaltlichen und organisatori- Öffnung in der Jugendverbandsarbeit“, die einander e.V. aus Weißwasser durchgeführt schen Fragen beraten und gecoacht. Im Ok- der djo-Landesverband Sachsen im Oktober wurde, hatten junge Leute die Möglichkeit, tober fand jeweils das Auswertungsseminar veranstaltete. sich mit ihren Ideen aktiv in die Gesellschaft statt, in dem die Projekte reflektiert wurden einzubringen und so zu Brückenbauern zwi- und die beteiligten Jugendlichen und junge Vor zwei Jahren wurde in Sachsen ein Pro- schen Kulturen zu werden. Die Jugendlichen Erwachsene Ideen für ihr weiteres Enga- zess gestartet, der noch einen langen Weg konnten ihre Ideen mit Hilfe von Kleinpro- gement sammeln konnten. Das Programm vor sich hat — diesen Weg wollen wir auf jekten realisieren und erhielten dafür die sprach insbesondere junge Menschen mit jeden Fall weitergehen. Unser Dank und Lob nötige fachliche und finanzielle Unterstüt- Zuwanderungs- und/oder Fluchterfahrung geht an alle beteiligten jugendlichen Pro- zung. Das Programm wurde von der Stiftung an und unterstützte vor allem Projektideen jektleiter_innen, die mit Begeisterung eine Aktion Mensch gefördert. mit einem interkulturellen Bezug. unglaubliche Arbeit geleistet haben. In zwei Projektzyklen konnten die Jugend- Insgesamt wurden in zwei Projektrunden Hana Vašátková lichen mit und ohne Migrationshintergrund 14 erfolgreiche Kleinprojekte durchgeführt. Projektleiterin in Dresden und im Landkreis Ostsachsen Das Projektspektrum war sehr breit und djo-Deutsche Jugend in Europa, ihre eigenen Projekte planen und realisie- bunt: Vom internationalen Kochkurs über Landesverband Sachsen e.V. und Kinderschutz Gewonnene Erfahrungen Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 Jeder ist seines Glückes Schmied!? oder mein Engagement für eine glückliche Gesellschaft Infolge einer deutsch-ukrainischen „Glücksformelsuche“ in Irpin, bei Kiew, schlossen die Teilnehmer_innen des deutsch-ukrainischen Theater- und Tanzworkshops einander ins Herz — und gleichzeitig auch die jeweiligen Länder und Kulturen… Vom 16. bis 26. September 2015 führte der Jugendaustausches, die Gastfreundschaft so anders; so wahnsinnig schön ist, hat mein djo-Landesverband Sachsen einen deutsch- der Ukraine und die Offenheit aller Teilneh- Herz genommen und mir gezeigt, wie weit der ukrainischen Jugendaustausch in der Ukra- mer_innen gegenüber neuen, spannenden Horizont ist“. ine durch. Zehn erlebnisreiche Tage ver- Erfahrungen. brachten 27 junge Menschen beider Länder Im Nachhinein sind sich alle einig: Der in der Stadt Irpin, bei Kiew, und beschäftig- Während der zahlreichen Gruppenarbei- deutsch-ukrainische Theater- und Tanz- ten sich mit den Fragen: Was heißt es für ten, Erfahrungsaustausche zu den Themen workshop, der im Rahmen des Programms mich glücklich zu sein? Wovon hängt mein „Soziales Engagement“ und „Freiwilligen- „MEET UP! Deutsch-Ukrainische Jugendbe- persönliches Glück ab? Wie kann ich selbst arbeit“, kreativen Theater- und Tanzwork- gegnungen“ durchgeführt und von der Stif- aktiv werden, um mein persönliches Glück shops, interessanten Erkundungen der tung „Erinnerung, Verantwortung Zukunft“ zu erreichen und gleichzeitig etwas zum Umgebung mit Besuchen von Non-Profitor- sowie vom Land Sachsen gefördert wurde, Gemeinwohl beizutragen? Die Ergebnisse ganisationen, Exkursionen in Irpin und im war ein voller Erfolg! der aktiven Zusammenarbeit in den krea- Herzen der Ukraine — der Hauptstadt Kiew tiven Workshops stellte die internationale — lernten die Jugendlichen sich und ihre Olena Vasyuk Jugendgruppe in einem kurzen Auftritts- Kulturen besser kennen. Eine Teilnehmerin Projektkoordinatorin programm mit Tanz, Theater und Gesang aus Dresden schrieb in ihr Reisetagebuch: djo-Deutsche Jugend in Europa, in einem Kinder- und Jugendzentrum der „[...] ich weiß nicht, wer ich vorher war — je- Landesverband Sachsen e.V. Stadt Irpin vor. doch werde ich als ein anderer Mensch aus der Ukraine heimkehren. Ein Land, das eigent- Der herzliche Empfang auf dem Flughafen lich nur 1.300 km von uns entfernt und doch in der Ukraine von der Partnerorganisation „Community Foundation of Irpin Region“ kündigte den Teilnehmer_innen aus Deutschland einen schönen Aufenthalt in Irpin an. Und sie irrten sich nicht – das intensive Programm der Jugendbegegnung hinterließ bei allen viele schöne Erinnerungen. So sagte eine Studentin aus Dresden: „Die Zeit in der Ukraine war sehr erlebnisreich und hat mir viel gegeben. Wir sind von einer anfangs fremden Gruppe zu einer vertrauten, festen Gemeinschaft zusammengerückt. Sinnbildlich gesprochen, sind wir gemeinsam zu neuen, unbekannten Ufern aufgebrochen und haben Brücken zwischen der deutschen und der ukrainischen Kultur geschlagen“. Man könnte fragen: Was hat dazu beigetragen, dass der Aufenthalt in der Ukraine ein solches Feedback hervorgerufen hat?! Eine Antwort auf diese Frage ist das abwechslungsreiche Programm des 29 Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 Projekt „Perspektive Kulturvielfalt“ in Duderstadt Die erste Woche ihrer Herbstferien verbrachten Jugendliche aus Laatzen (bei Hannover) im Jugendgästehaus der djo-Deutsche Jugend in Europa in Duderstadt. Die Projektwoche, gefördert durch Mittel aus dem BMBF-Programm „Kultur macht stark — Jugendgruppe erleben“, bot auch in diesem Jahr Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund die Gelegenheit, ihre Freizeit abwechslungsreich und spannend zu gestalten sowie neue Freizeitaktivitäten kennen zu lernen und auszuprobieren. So erhielten die Teilnehmer_innen neben vielen anderen Aktivitä- In der nun folgenden Nachbearbeitung wird der Film geschnitten ten ein erlebnispädagogisches Training durch erfahrene Fachkräf- und die lustigsten Outtakes in den Abspann eingearbeitet. Die fer- te. Viele Übungen und Aufgaben forderten dabei ein hohes Maß tige Version des Films sehen die Teilnehmenden auf einem nach- an Engagement und Teamarbeit. Der Slack-Line-Parcours und der folgenden Aktionstag, der noch in diesem Jahr stattfinden wird. Vehikelbau aktivierten die Jugendlichen zusätzlich körperlich, das Bogenschießen verlangte hohe Konzentration. Neben der anstrengenden Filmarbeit kam der Spaß während der Projektwoche natürlich nicht zu kurz. Beim Ausflug ins nahe gele- Ein besonderer Fokus lag in diesem Jahr auf der Erstellung eines gene Spaßbad „VitaMar“ konnten alle abschalten und sich im Wel- Kurzfilms, der der Jahreszeit entsprechend „halloweenig“-gruselig lenbad und auf den Rutschen vergnügen. Insgesamt blicken wir ausfallen sollte. Die Jugendlichen einigten sich auf eine Geschichte auf eine sehr erfolgreiche Woche zurück und sowohl Team als auch über einen Schüler, die für Gänsehaut sorgt. Nach der Auswahl der Teilnehmer_innen dürfen sich bereits jetzt auf die Fortsetzung des Geschichte wurden Rollen verteilt, ein Drehbuch verfasst und die Projekts in 2016 und 2017 freuen. benötigten Materialien besorgt, Requisiten angefertigt, Drehorte gefunden und innerhalb von wenigen Tagen auf hoch profes- Antje Sablotny sionellem Niveau alle vorgesehenen Szenen aufgenommen. Den Projektleiterin Teilnehmer_innen, die sich zu 80 % aus Migrant_innen und jungen djo-Deutsche Jugend in Europa, Geflüchteten zusammensetzten, gebührt ein riesiges Lob für die Landesverband Niedersachsen e.V. disziplinierte und engagierte Arbeit an dem gemeinsamen Produkt. 30 Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 Grand Prix der Folklore – 26. Internationales Folkloretanzfest für das Land MecklenburgVorpommern Tradition (er)leben — Lebensfreude pur Dass Brauchtumspflege nicht altbacken sein muss, sondern zu ei- Unter dem Dach der CIOFF, einer weltweiten Organisation, die sich nem interkulturellen Erlebnis werden kann, zeigte der „Grand Prix für die Förderung traditioneller Kunst und Folklore einsetzt, ist das der Folklore“, denn hier trafen sich Tänzerinnen und Tänzer aus Ribnitz-Damgartener Folkloretanzfest das einzige in Deutschland, aller Welt. Zeitgleich wetteiferten die Musiker beim „Spiel um die das tatsächlich nur für Kinderfolkloretanzgruppen stattfindet. Teufelsgeige“. Auf dem Fest lassen seit 1990 in jedem Jahr Jung und Alt Kulturtraditionen lebendig werden. Die Tanzgruppen und Mit der Veranstaltung wird internationales Brauchtum erlebbar Musiker kamen mit viel Gepäck, denn während ihrer Darbietungen gemacht, Berührungsängste werden abgebaut und neue Freund- trugen sie traditionelle Trachten und auch die Musikinstrumente schaften geschlossen. Neben dem Wertungsprogramm und dem beanspruchten viel Platz. Tanzmarathon war in diesem Jahr das Straßentanzen wieder ein besonderes Highlight. Kinder der Stadt und aus der Umgebung ha- Gastgeber im Juli war die Kindertanzgruppe des Mecklenburg- ben gemeinsam mit allen Folklorekindern Tänze aus den Heimaten Pommeraner Folkloreensemble „Richard Wossidlo“ gemeinsam mit der teilnehmenden Gruppen getanzt. dem Landesverband der djo-Deutsche Jugend in Europa. Hier sah man einmal mehr, dass man nicht die gleiche Sprache Erwartet wurden sechs Folkloreensembles aus Tschechien, Litau- sprechen muss um sich zu verstehen und dass es egal ist, ob je- en, Ukraine, Polen und Jakutien. Letztere reiste leider nicht an. Die mand aus einem anderen Land kommt und seine Kultur eine andere Kindertanzgruppe „Lubelacy“ zeigte Bräuche aus dem südlichen ist. Man hat gemeinsam Spaß und lernt voneinander. Polen von Lublin über Krakau bis zum Karpatenvorland. Neben dem „Kasatschock“ und dem anspruchsvollen Kosakentanz „Go- Katja Zühlsdorff pak“ brachten die Ukrainer die Bandura mit, eine Lautenzither mit djo-Deutsche Jugend in Europa, 62 Saiten. Das Ensemble „Pynimelis“ präsentierte Bräuche und Tra- Landesverband Mecklenburg Vorpommern ditionen aus Oberlitauen. Die Tänze der tschechischen Teilnehmer_ innen waren vor allem aus der Region Mähren und der temporeiche „Kolo“ war eine Spezialität der serbischen Gäste. 31 Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 Konflikte weltweit verstehen – ein Workshop von RODNIK e.V. „Konflikte weltweit verstehen“ war der erste Workshop des Deutsch-russischen Kultur- und Bildungszentrums RODNIK e.V., der innerhalb des entwicklungspolitischen Programms ENGAGEMENT GLOBAL des BMZ durchgeführt wurde. RONIK e.V. wurde im Jahr 2000 mit dem Ziel gegründet, das friedliche Zusammenleben verschiedener Nationalitäten und Generationen sowie die Chancengleichheit insbesondere von russischsprachigen Mitbürger_innen zu fördern. Die Gestaltung des interkulturellen Miteinanders in Fulda und Umgebung, neben der Pflege der unterschiedlichen traditionellen Kulturen aus russischsprachigen Gebieten 18 Erwachsene aus drei Bundesländern, Das zweite große Thema war, natürlich, der ehemaligen Sowjetunion, bilden die sich als Freiwillige in der Kinder- und „Flüchtlingsstrom nach Europa: Was kön- heute eine wichtige Aufgabe. Hierzu Jugendarbeit engagieren, trafen sich nen wir tun?“. Aufgrund der eigenen Er- arbeiten wir mit Migrantenvereinen Ende August im djo-Jugenddorf Ahlbeck fahrungen und Biografien wurden unter- aus anderen Kulturkreisen (kurdisch, für den Workshop „Konflikte weltweit schiedliche Konfliktsituationen in Form jüdisch, türkisch, pakistanisch usw.) verstehen“. Gemeinsam wurden aktuelle von Rollenspielen und mit Methoden aus sowie mit den Kommunen zusammen Themen zu Kriegs- und Fluchtursachen der Erlebnispädagogik dargestellt und ge- und wirken auch bei gemeinsamen diskutiert sowie die Einflüsse der Kriege meinsam bewältigt. Veranstaltungen mit. RODNIK e.V. ist Mitglied im Verband für interkultu- in Syrien, Irak, Ukraine und Afghanistan auf das Leben in Deutschland aufgezeigt. Das dritte Thema war „Friedensmacher_in- relle Kinder- und Jugendarbeit KRUGI nen. Was können wir tun?“. Die Seminarteil- bei der djo-Deutsche Jugend in Eu- Zehn Tage lang haben sich die Teillneh- nehmer_innen präsentierten ihre eigenen ropa, Bundesverband e.V. und in der mer_ innen mit folgenden Themen aus- Aktivitäten aus den Migrantenorganisatio- djo-Deutsche Jugend in Europa, Lan- einandergesetzt: „Was ist ein Konflikt? nen und diskutierten zukünftige Bildungs- desverband Hessen e.V. und somit der Kann man friedliche Lösungen bei Welt- maßnahmen im Bereich der Entwicklungs- anerkannter Träger der freien Jugend- Konflikten nennen?“. Historische Daten politik. hilfe. und Jubiläen dieses Jahres (25 Jahre Wiedervereinigung Deutschlands, 70 Jahre Im Rahmen des Projektes haben wir auch der Beendigung des 2. Weltkrieges und einige Tagesreisen und Exkursionen zum Aufteilung Europas) brachten uns zum ehemaligen Grenzgebiet Ahlbeck-Swine- Nachdenken über die Ursachen der inter- münde unternommen. Die Teilnehmer_in- nationalen Konflikte und was die Men- nen wurden durch die gemeinsamen Tage, schen aus der Geschichte lernen können. den Austausch und die intensiven Diskussi- Wir haben einige Beispiele der friedli- onen dazu ermutigt, sich durch ihre aktive chen und gewaltsamen Lösungen der Teilnahme am Vereinsleben entwicklungs- Konflikte und die Rolle der europäischen und friedenspolitisch zu engagieren. Gremien besprochen (wie z.B. die friedliche Auflösung der Tschechoslowakei im Larissa Timpel Gegensatz zur Waffengewalt im ehema- Verband für interkulturelle Kinder- ligen Jugoslawien). 32 und Jugendarbeit — KRUGI e.V. Gefördert durch: Mitgliedsorganisationen Nr. 3 Dezember 2015 Barbara Schoch • Schülerwettbewerb des Landes NRW „Begegnung mit Osteuropa“, Mitarbeit in der pädagogischen Arbeitsgruppe und bei der Bewertung von Schülerarbeiten • EFCO — European Folk Culture Organisation — Honory Member Reisen war für Bärbel immer eine große Freude. Sie hat nicht nur mehr als 60 Auslandsfahrten und Begegnungen mit der Klingenden Windrose organisiert, sondern war auch privat in Ländern wie Ägypten, Vietnam und Kambodscha, Thailand und Myanmar unterwegs. Immer interessierten sie die Situation der Menschen vor Ort und die Kultur dieser Länder. Eine besondere Persönlichkeit ist von uns Urplötzlich aus ihrem Wirkungskreis ge- 1966 gründete sie die „Klingende Wind- rissen verstarb am 23.10.2015 nach kur- rose“, eine Kulturgruppe, mit der sie viele zer schwerer Krankheit „unsere Bärbel“. Erfolge in der ganzen Welt feiern konnte, Sie war ein besonderer Mensch, der mit und die sie 2014 in jüngere Hände über- seiner Freundlichkeit, Geduld und Be- gab. Zu ihren richtungsweisenden Ideen geisterungsfähigkeit für viele Menschen gehörte sicherlich die Ausrichtung von in der DJO und in der Schule zum Vorbild bisher 21 „Internationalen Wochen der wurde. Sie hat es verstanden, das innere Begegnung“ und die Mitgründung der Feuer weiterzugeben, um andere Men- „European Folk Culture Organisation“ schen anzuspornen, das Beste aus sich (EFCO). Für ihr Engagement auf vielen herauszuholen. Feldern der Kulturarbeit wurde Barbara Schoch 1983 mit dem Bundesverdienst- Barbara Schoch, am 07.10.34 in Breslau kreuz geehrt. geboren, kam durch Flucht und Vertreibung durch viele Regionen Deutschlands, Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten dürfen bis es 1951 zur Familienzusammenfüh- nicht vergessen werden: gegangen. Mit ihr verlieren wir nicht nur eine wertvolle Partnerin im europäischen Konzert, sondern auch einen charakterlich starken Menschen. Wie sehr Bärbel geschätzt, verehrt und geliebt wurde, sahen wir, als sie 2014 ihren 80. Geburtstag mit der Familie und Freunden auf der Burg Czocha in Schlesien sowie mit der Spielschar „Klingende Windrose“ auf der Freusburg feierte. In ihrem Geist werden wir weiter arbeiten. Wir verneigen uns vor einer großen Frau. Ingrid Kinzel rung in Hagen kam. Geprägt durch dieses Schicksal wurde sie schnell aktiv in der • Mitglied im Kuratorium der Stiftung DJO, um seit 1953 Kinder- und Jugend- Gerhart-Hauptmann-Haus, dort auch gruppen die Kultur ihrer Heimat nahe- Leitung eines Singekreises zubringen. Später wurde dies erweitert durch die gesamtdeutsche und europäische Kultur. Von 1955—1991 war Bärbel Mitglied im • Landesbeirat für Vertriebenen-, Flüchtlingsund Spätaussiedlerfragen (1965—2005) • OKR — Ostdeutscher Kulturrat DJO-Landesvorstand, wo sie Funktionen mit den Schwerpunkten Kultur, Pädago- • 1995 Vorsitzende des Kuratoriums gik und internationale Arbeit innehatte. 33 Meldungen Nr. 3 Dezember 2015 Jugend 2014: Der Imagefilm Innerhalb des Projekts Jugend 2014 wurden fünf bundesweite MJSO im Aufbau bundesweiter Verbandsstrukturen unterstützt. Mit dem Projekt wurde von 2012 – 2014 ein entscheidender Impuls im Bereich der Interkulturellen Öffnung der Jugendverbandsarbeit gesetzt. Es ist gelungen die Förderung des Projekts zu Verstetigen und eine Regelförderung über den Kinder- und Jugendplan des Bundes für fünf am Projekt beteiligte Migrantenjugendselbstorganisationen (MJSO) zu erreichen. Dies ist ein wichtiges jugendpolitisches Signal für die MJSO und eine Bestätigung ihres Engagements und ihrer wachsenden Bedeutung für die Lösung wichtiger gesellschaftlicher Aufgaben. Als Ergebnis des Projekts entstand ein ImageFilm in dem die Arbeit der MJSO vorgestellt wird. Der Film ist unter www.djo.de und Youtube (Jugend 2014: Ein Projekt der djo-Deutsche Jugend in Europa) zu sehen. Ruhrgames 2015 Am 6. Juni diesen Jahres haben wir als djo-Landesverband NRW uns im Rahmen der Ruhrgames mit dem Thema Flucht und Migration beschäftigt und durch verschiedene Aktionsformen unsere Sicht auf die Thematik präsentiert. Mit dabei waren folgende Mitgliedsorganisationen und Kooperationspartner: AJM — Assyrischer Jugendverband Mitteleuropa e.V, Theater RIF Bergisch Gladbach und KSJD — Kurdistans Studenten und Jugend in Deutschland e.V. KSJD präsentierte in drei Etappen ein Theaterstück auf der Bühne, welches sich mit der Flucht über das Mittelmeer, Angriffe auf Flüchtlingsunterkünften und Rassismus beschäftigt. Anschließend gab es noch Folklore-Tanz und Gesang um die kulturelle Bereicherung durch Migration und Geflüchtete zu unterstreichen. Die Duisburger Gruppe von AJM bereitete zeitgleich ein Mosaik mit einem „Refugees Welcome“-Schriftzug auf einer großen Styroporfläche vor. Am Nebentisch konnten die Besucher die Fahnen der Herkunftsländer von Geflüchteten ausmalen und anschließend als Teil des Mosaiks anheften. Währenddessen präsentierten die Jugendlichen von Theater RIF ihre in einem Straßentheater verarbeitete Sicht auf die Geschehnisse. Mit teilweise provokantem Schauspiel gingen sie unter die Besucher und machten so auf die Probleme und Strapazen einer Flucht aufmerksam. An unserem djo-Stand konnten die Besucher ihr Wissen testen und an einem Quiz über Fakten und Zahlen zum Thema Flucht teilnehmen. Die Teilnehmer_innen erhielten alle eine Postkarte, auf die sie eine Botschaft an Geflüchtete schreiben konnten. Anschließend wurden alle Postkarten mit Hilfe von Helium-Luftballons in den Himmel befördert. Alles in einem war der Aktionstag ein voller Erfolg und wir haben viele tolle Eindrücke gesammelt. Mit noch mehr Motivation und Erfahrung wollen wir uns auch in Zukunft mit dem Thema beschäftigen. Ari Boyer Saeed F.C. Hansa Fußballcamp „Fußball und Mee(h)r“ Die djo-Deutsche Jugend in Europa Landesverband Mecklenburg Vorpommern organisierte in den Sommerferien 2015 wieder gemeinsam mit der F.C. Hansa Fußballschule ein bundesweites Fußballcamp. Kinder aus mehreren Bundesländern kamen zu einem Fußballcamp der besonderen Art an die Ostsee. Hier ging es nicht nur um das runde Leder und den F.C. Hansa, sondern in erster Linie um das Miteinander. Besonders freuen wir uns, dass das eigentliche Thema, die Integration, immer mehr Teilnehmer_innen mit den unterschiedlichsten Wurzeln begeistert. Eröffnet wurde das Camp von den F.C. Hansa Rostock Profis Tommy Gruppe und Christian Bickel. Katja Zühlsdorff 34 Nr. 3 Dezember 2015 Termine / Impressum Termine 1 1. 12.02.2016—13.02.2016 6 Arbeitskreis Positionen & Forderungen 11 in Berlin 5 9 2. 2 19.02.2016—21.02.2016 13 3 8 Bundesvorstandssitzung 12 10 in Berlin 3. 7 4 11 03.03.2016—05.03.2016 Netzwerktreffen Integration & Kultur 7. in Berlin 08.04.2016—10.04.2016 Bundesjugendtag 4. 18.03.2016 in Neuendorf / Berlin Geschäftsführertagung 8. 11. in Schweinfurt 27.04.2016—01.05.2016 01.09.2016—04.09.2016 Bundesvorstandsklausur Zukunftswerkstatt Integration in Russland in Ahlbeck 9. 12. 29.04.2016—01.05.2016 07.10.2016—09.10.2016 6. Projektschmiede „Aktion Mensch“ Bundesvorstandssitzung 27.03.2016—03.04.2016 in Himmighausen in Bahratal 10. 13. 07.08.2016—14.08.2016 09.12.2016—10.12.2016 Diversity Festival Netzwerktreffen MJSO in Russland in Berlin 5. 19.03.2016 Bundesbeirat in Schweinfurt Interkulturelle Woche Duderstadt Der PFEIL sowie auch unsere nationale und internationale Jugendarbeit werden gefördert vom: Impressum Das djo-Infomagazin „PFEIL“ erscheint im 64. Jahrgang Artikel, die mit Namen des Verfassers versehen oder gekennzeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers dar. Für unverlangt eingesendete Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden, eine Rücksendung ist nur bei ausreichendem Rückporto möglich. Kürzungen aus redaktionellen Gründen sind vorbehalten. Die nächste PFEIL-Ausgabe erscheint voraussichtlich im April 2016. Nachdruck mit Quellenangaben und Zusendungen von Belegexemplaren gestattet. Wir danken für die treue Leserschaft und für die journalistischen Beiträge. -Deutsche Jugend in Europa 36 Herausgeber djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e. V. Kuglerstraße 5, 10439 Berlin Tel.: 030 — 446 778-0 Fax: 030 — 446 778-11 E-mail: [email protected] www.djo.de Verantwortlich Robert Werner Redaktion Sarah Gräf Grafische Umsetzung Lina Khesina Erscheint im Eigenverlag der djo-Deutsche Jugend in Europa, Bundesverband e. V.
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