Lesen Sie hier die Predigt Heiligabend 2015

Die folgende Predigt soll als ein Gespräch mit den Menschen an der Krippe gestaltet
werden.
Es ist möglich, dies mit mehreren Personen durchzuführen: Prediger/in, Maria,
Josef, Hirt, Weiser.
Es kann auch ein Gespräch mit den Krippenfiguren sein, diese sollten dann jeweils
einzeln sichtbar auf die Kanzel oder den Altar gestellt werden.
Die Predigt ist keine explizite Friedenspredigt oder politische Predigt.
Im Zentrum steht die Frage, wie wir erkennen, was wirklich wichtig ist.
Maria, Josef, die Hirten und Weisen können Vorbilder sein, wie wir Gotteswillen
erkennen und diesen mutig gegen Widerstände in die Welt tragen, so zeigen sie uns
bist heute einen Weg zum Frieden für uns und die Welt.
Prediger/in: Liebe Gemeinde
Was macht sie aus, die Menschen, die den Weg zur Krippe fanden: Maria, Josef, die
Hirten und die Weisen aus dem Morgenlande? Sie haben mit Gottes Hilfe das getan,
was wichtig und richtig war, als sie gefordert waren und als Gott sie brauchte. Das
ist das menschliche Wunder in all dem wundersamen der Weihnachtsgeschichte:
Das Richtige zur rechten Zeit tun.
Wir alle wissen, wie schwer das ist…
Weil das so schwer ist, haben wir in an diesem Abend Helfer an unserer Seite.
Helfer, die immer da sind, aber in dieser Heiligen Nacht uns besonders nah sind.
Ich möchte mich mit den Menschen dieser Nacht unterhalten, mit Maria, Josef, den
Hirten und den Weisen aus dem Morgenlande. Ich werde sie fragen: „ Wie habt ihr
euren Weg erkannt? Wie konntet ihr das tun, was ihr tatet? Was können wir für uns
in diese Heilige Nacht mitnehmen?
Maria, wie war das bei dir?“
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Maria: “Zuerst konnte ich es nicht fassen, dass ich schwanger bin. Ich verstand mich
und die Welt nicht mehr. Wie soll ich das Josef, meinen Eltern und überhaupt allen
beibringen. Ich bin doch noch so jung und nicht verheiratet. Ich hatte Angst vor
dem Skandal, am liebsten hätte ich mich nur versteckt.
Aber Gott ließ mich das Leben spüren, als wenn ich eine Stimme von Gott hörte, die
mich umgab: ` Du kannst das, ich bin bei dir, fürchte dich nicht! Das Kind braucht
dich und die ganze Welt zugleich. Ich brauche dich Maria! Es ist auch mein Kind!`
Irgendwann wusste ich ganz sicher, ich habe jetzt nichts anderes, nichts Wichtigeres
zu tun, als diesem Kind Leben zu schenken! Diese Gewissheit war wie ein Wunder.
Ich spürte ganz viel Kraft und die Gespräche mit Elisabeth halfen. So konnte ich
schließlich das Kind zur Welt bringen, auch wenn alles schwer blieb, mir kaum einer
geholfen hat, außer meinem geliebten Josef – natürlich! Aber eigentlich war das gar
nicht so natürlich.“
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Prediger/in: „Ich danke dir Maria!
Kannst du mir bitte noch sagen, was das für uns heute bedeuten könnte?
Maria: „Ich glaube, das wisst ihr alle! Habt Mut, fürchtet euch nicht, sondern
vertraut. Habt Mut zu Kindern. Bringt eure Kinder zur Welt und sorgt für sie!
Begleitet Kinder in diese wundersame Welt, in ihnen will Gott zur Welt kommen.
Nichts Wichtigeres habt ihr zu tun!“
Prediger/in: „Danke, Maria.
Ah, da ist ja Josef: Wie war das denn bei dir?“
Josef:“ Ganz ehrlich?! Ich wollte Maria verlassen! Ich war so gekränkt in meinem
vermeintlichen Mannesstolz, meiner Ehre: Sie schwanger, aber nicht von mir!
Außerdem hatte ich ganz andere Pläne, da wollte ich kein Kind! Ich war schon weg
von Maria. Aber irgendwie hörte auch ich etwas bei mir, wie eine Stimme, wie ein
klarer Traum. Für mich war es die Stimme Gottes, wie ein Traum, aber gewiss. Ich
spürte in mir, es ist nicht richtig, was ich gerade tue.
Alle gaben mir zwar Recht, meine Freunde sagten:“ Verlass diese…!“ Ich möchte
ihre Worte hier nicht wiedergeben.
Auch meine Eltern redeten mir ein:“ Denk an dein Leben! Du hast Maria gegenüber
keine Verpflichtungen!“ Aber ich spürte tief in mir, ich liebe Maria, auch wenn ich es
selbst nicht verstand und es gegen alle Konventionen sprach. Maria braucht mich,
gerade jetzt! Wie sollte sie das schaffen - allein! Ich liebte mein Kind schon, wollte
es nicht verlassen.
Ich blieb! Es war das Beste, das ich jemals im Leben tat! Ich hab geholfen, dass
Leben zur Welt kam, unser Jesus. Ich hatte nun verstanden, was zu tun war. Auch
als wir fliehen mussten, als Ausländer in Ägypten lebten und was noch alles kam….
Es war gut so und ich hab durchgehalten!“
Prediger/in: “Josef, willst du uns etwas für heute sagen?“
Josef:„ Ja! Tut das, was wirklich wichtig ist! Lasst euch nicht ablenken, nicht falsche
Werte einreden, nicht von Konventionen bestimmen, steht für das Leben ein,
immer! Und noch was:“ Kämpft für eure Ehen und Familien!“
Prediger/in: “Ich danke dir Josef!
Da sind ja auch die Hirten!
Warum habt ihr damals eigentlich eure Herde verlassen und seit zu diesem Stall
gelaufen?“
Hirten:“ Verstanden wir es selbst nicht. So was hatten wir noch nie gemacht und es
gab auch riesigen Ärger! Ich habe den Jobverloren, da ich in der Nacht die
Verantwortung hatte und der Chef nichts kapierte. Er meinte, ich sei unzuverlässig!
Aber ich habe in dieser Nacht gespürt, wenn du jetzt diesem Ruf nicht folgst, so
bereust du das dein ganzes Leben. Erklären kann ich es nicht, das spürt man, tief im
Bauch! Wir als Hirten wurden gerufen! Wir, von denen man sagte: Wer nichts wird wird Hirt! Wir, die wir als „zwielichtige Gestalten“ gelten, als Nichtsnutze am Rande
der ach so tollen Gesellschaft.
Aber wir waren zuerst da! Wir haben gesehen, wie neues Leben kam. Wir haben
gesehen, wie Gott in die Welt kam. Von dem Kind und seinen jungen Eltern strahlte
so viel Liebe, soviel Mut und Hoffnung aus, da krieg ich noch heute eine Gänsehaut,
wenn ich das erzähle. Mir war völlig klar – hier habe ich Gott gesehen und er selbst
war es, der uns auf den Weg gebracht hat! Seit diesem Tag trage ich eine
unerschütterliche Hoffnung in meinem Herzen: Gott ist bei mir! Er nimmt mich an,
wie ich bin. Er vergibt mir und zeigt mir immer wieder Möglichkeiten, wie das Leben
weiter gehen kann. Und als zweites: Der Wille Gottes kann auf Erden sichtbar
werden und die Botschaft, die wir gehört haben, kann in Erfüllung gehen: Fürchtet
euch nicht! Friede auf Erden und wirklich allen Menschen ein Wohlgefallen, alle
sollen würdig leben können!! Es wird Gerechtigkeit geben, auch für uns, den
Menschen am Rande. Ich will meinen Teil dazu beitragen und ich habe es getan! Das
Kind hat mir den Glauben daran geschenkt!“
Prediger/in: “Danke, so beeindruckende Worte hätte ich von ihnen, als einfachen
Hirten gar nicht erwartet“
Hirte:“ So kann man sich in einem Menschen täuschen! Ich möchte euch noch was
mitgeben! Verliert nicht die Hoffnung! Ich habe sie gesehen! Frieden kann wirklich
kommen, wenn jede nur ihren Teil dazu beiträgt und jeder zunächst mal seine
Vorurteile überwindet, so wie du das uns Hirten gegenüber tun solltest! Gott wird
durch uns schon Frieden schaffen! Erkennt die Zeit, erhebt eure Häupter und macht
euch auf den Weg!“
Prediger/in: “Ich danke dir für diese Klarheit!
Oh, da kommt ja noch einer, einer von den Weisen aus dem Morgenlande.
Sie glaubten damals doch gewiss, sie sind an dem falschen Ort angelangt!“
Weiser: „ Ja, über 1000 KM zu Fuß durch die Wüste und dann stehen wir vor einem
Stall. All unsere Erwartungen brachen zusammen, all unser Wissen galt nichts. Der
neue König, den wir ersehnten, der musste doch mächtig sein, mit starken Waffen
und Reichtum. Etwas anderes kannten wir nicht, hatten wir auf unseren weiten
Reisen auch nie gesehen!
Aber unser Zeichen, der Stern, war doch da. So versuchten wir festzuhalten an der
Verheißung dieses Lichtes. Wir knieten lange vor diesem Kind, mussten sehr ruhig
werden, lange nachdenken und beten. Ganz allmählich veränderte sich etwas in
unseren Herzen. Will Gott etwa so zu den Menschen kommen? So herrschen und
die Menschen verändern, indem er ihre Herzen gewinnt, so wie das Kind begann
unsere Herzen zu gewinnen? Langsam, ganz langsam verstanden wir. Aber es war
schwer, seine Meinung, seine Vorurteile, gar das Weltbild zu verändern; das was
man immer für richtig, für unabänderlich gehalten hat. Doch da strömte ein neues
Denken in uns hinein:
- Mit Gewalt wird nichts zum Guten geändert.
- Reichtum, Macht und Ansehen, gelten nichts bei Gott.
- In jedem Kind, in jedem Menschen kann uns Gott selbst begegnen. Alle auf
Erden sind gleich würdig, auch wir, die wir hier knien, mit anderen Religionen,
anderen Hautfarben, Sitten und Gebräuchen.
- Sogar die Tiere erzählten uns, dass sie dazu gehören.
Jetzt dämmerte uns: das ist tatsächlich ein neuer König! Ein König, der wirklich
anders ist, der etwas fremdes zu den Menschen bringt: Liebe, Nächstenliebe,
Respekt voreinander und eine Absage an alle Gewalt, Hochmut und Machtgelüste!
Wir haben verstanden in dieser Nacht. Dieses Kind hat mich nie mehr losgelassen,
hat mein Leben bestimmt! Ich habe diesen Glauben, dieses Vertrauen
mitgenommen in mein Herz und in mein Land“
Prediger/in: „Danke, von Herzen und willst auch du uns noch was für heute sagen?
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Weiser:„ Ja, da wäre so viel, zu viel für eine Nacht! Aber lasst euch doch berühren,
wie wir damals. Haltet erst mal inne, werdet ruhig und betet. Ihr werdet durch den
Gott im Kind erkennen, wie ihr von ihm schon erkannt seid: Ihr habt es mit in der
Hand, ob ihr als Gottes Hände auf Erden, den Mächtigen, eurem Egoismus oder dem
Leben dienen wollt; ob ihr die wunderbare Schöpfung Gottes mit all ihren Kreaturen
erhalten wollt; ob ihr den Krieg überwinden lernt; mehr für bedürftige Menschen
als für Waffen investiert; allen Kindern Zuwendung und Bildung ermöglicht; eure
alten Eltern nicht vergesst. Ach, es gäbe so vieles, ich denke ihr wisst es. Müht euch,
es zu tun! Wie wir, die wir damals nicht zu Herodes gegangen sind. Die rechte Zeit
ergreifen und erkennen, was wirklich gilt und wichtig ist!“
Prediger/in: “Danke!“
So könnten sie vielleicht sprechen, die Menschen von der Krippe
und uns am Ende mit den Engeln zurufen:
„Fürchtet euch nicht!“
„ Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein
Wohlgefallen!! „
Gesegnete und frohe Weihnachten.
Amen!!