Schluss mit Rückenschmerzen rbb PRAXIS Live-Chat Ratlos mit Rückenschmerzen? In der rbb Praxis dreht sich am 18.11.2015 alles um das Rückgrat – und Sie können uns Ihre Fragen stellen. Unsere Experten beantworten diese live im Studio. Also schreiben Sie uns schon jetzt und Sie bekommen in der nächsten Woche eine Antwort von den Orthopäden und Unfallchirurgen Dr. Detlef Kaleth, Prof. Karsten Dreinhöfer sowie dem Neurochirurgen Prof. Peter Vajkoczy. Schreiben Sie uns eine E-Mail an: [email protected] rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 11.11.2015, 20.15 - 21.00 Uhr Die Themen Stimme weg – was nun? Arthrose in den Fingern Depressionen – nicht nur die Seele leidet Der Pflegefall – was macht ein gutes Pflegeheim aus? Stimme weg – was nun? Die Stimme ist ihr Kapital. Als Hörfunkautorin ist Sylvia Conradt auf sie angewiesen. Ein Schock - als ihre Stimme plötzlich weg ist und sie nur noch flüstern und krächzen kann. Die Ursache: eine Lähmung der linken Stimmlippe. Monatelange Logopädiesitzungen helfen nicht. Der Ausweg: eine Operation, eine Unterfütterung ihrer Stimmlippe mit Silikon. Unmittelbar nach dem kleinen Eingriff, könne sie wieder ganz normal reden, versprechen ihr die Ärzte. Hörfunksprecher, Schauspieler, Lehrer oder Moderator: In allen sprechenden Berufen ist die Stimme das Hauptarbeitswerkzeug. Fällt sie aus, gibt es ein Problem. Experten sprechen von Dysphonie. Dieser Begriff umschreibt Einschränkungen der Stimmbildung im Kehlkopf, die dazu führen, dass der Stimmklang sich verändert und/oder die Belastbarkeit der Stimme abnimmt. Unser Stimmapparat erzeugt Töne, indem er die Stimmlippen in Schwingungen versetzt. Diese beiden mit Schleimhaut überzogenen Bänder liegen waagerecht im Kehlkopf. Sollen sie einen Ton erzeugen, spannen sie sich an und stellen sich eng. Drückt dann ein aufsteigender Luftstrom dagegen, geraten die Stimmbänder in Schwingung, die Luft vibriert zwischen Kehlkopf und Mundhöhle. Ein Ton entsteht. Die Tonhöhe verändert sich je nach Länge und Stärke der Anspannung. 1 Eine Nervenlähmung führt zur Stimmstörung Eine Stimmstörung entsteht, wenn sich die Schwingungen der Stimmlippen verändern. Das fein abgestimmte Zusammenspiel zwischen Atmung, Stimmlippen, Nerven und Muskeln im Kehlkopf ist dann gestört. Gründe gibt es mehrere: Eine Erkältung mit folgender Heiserkeit ist der häufigste Grund für Stimmstörungen oder Heiserkeit. Weiter kann eine Überlastung zu einer Stimmstörung führen. Wenn jemand in sprechenden Berufen beispielsweise über lange Zeit zu viel oder zu laut spricht, verbraucht das Kraft. Die Stimmlippen werden so gereizt. Sie sind gerötet und schwellen an. Hält dieser Zustand an, können sie nicht mehr so gut schwingen. Wer dazu noch falsch atmet und im Schulter- und Halsbereich verkrampft ist, belastet den Stimmapparat zusätzlich. Nicht selten steckt aber auch eine Nervenlähmung des Nervus recurrens dahinter. Der Kehlkopfnerv (auch Stimmbandnerv genannt) tritt an beiden Seiten des Kehlkopfes auf und versorgt dessen innere Muskeln und auch die beiden Stimmbänder. Wird er geschädigt, kommt es zu einer Kehlkopf-Lähmung mit einer Schwächung und Bewegungsstörung der inneren Kehlkopfmuskeln. Gleichzeitig schließen dann auch die Stimmlippen nicht mehr fest, der Stimmklang verhaucht, wird leise und heiser. Experten unterscheiden eine einseitige Lähmung (sogenannte Rekurrensparese), dabei kommt es durch einen unvollständigen Schluss der Stimmlippen zu Heiserkeit und einer leisen, verhauchten, nicht steigerungsfähigen Stimme. Bei beidseitiger Rekurrensparese ist die verbleibende Stimmritze beim Ein- und Ausatmen äußerst schmal. Häufige Folge sind Atemnot und Atemgeräusche bei der Ein- und Ausatmung. Die Patienten schnarchen nachts oft sehr laut, teilweise haben sie gefährliche Atemaussetzer. Viele Ursachen führen zur Stimmstörung Die Nervenschädigung kann Folge eines operativen Eingriffs zum Beispiel an der Schilddrüse sein. Aber auch Tumorerkrankungen des Kehlkopfes, der Speiseröhre, Schilddrüse und Lunge oder Verletzungen im Halsbereich und Entzündungen können eine Stimmlippenlähmung auslösen. Wie bei der Patientin im Beitrag kann auch eine vergrößerte benachbarte Struktur auf den Nerv drücken und ihn in seiner Funktion beeinträchtigen. Um festzustellen, warum die Stimme versagt, sollten Betroffene sich beim Hals-NasenOhrenarzt vorstellen. Neben der Krankengeschichte, die dem Arzt oft schon wegweisende Hinweise liefert, bringt die HNO-ärztliche Spiegeluntersuchung mit einer Endoskopie des Kehlkopfs weitere Indizien. In bestimmten Fällen bringen auch apparative Untersuchungen wie Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder Nervenfunktionstests wie beispielsweise die Elektromyographie zusätzliche Informationen, etwa über die Art der Nervenschädigung. Die Stimmlippen können unterspritzt werden Vielen Patienten mit einer einseitigen Stimmlippenlähmung und daraus folgenden Stimmbildungs- und Sprechschwierigkeiten profitieren von der Logopädie. Bleibt der Erfolg aus, kann ein kleiner operativer Eingriff helfen. Bei der sogenannten Stimmlippenaugmentation wird die Stimmlippe mit Substanzen wie körpereigenem Fettgewebe, einem Titanplättchen oder einer Silikonpaste unterfüttert. Der Eingriff ist in örtlicher Betäubung möglich als auch in einer kurzen Vollnarkose. Korrespondiert das Implantat danach gut mit der anderen Stimmlippe, lassen sich wieder Töne erzeugen. Nach der Operation kann der Patient gleich wieder sprechen, er sollte aber seine Stimme noch schonen. Bisher übernimmt die Kasse die Kosten für die 2 Stimmlippenaugmentation von rund 2.000 Euro nur in Ausnahmefällen. Der Kostenübernahme geht eine intensive Prüfung voraus. Experte im Beitrag: Prof. Dr. Markus M. Hess Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Phoniatrie und Pädaudiologie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52 20246 Hamburg E-Mail: [email protected] Tel.: 040 - 7410 - 528 65 Klinik im Beitrag DEUTSCHE STIMMKLINIK Gelände des UKE Martinistraße 64 20251 Hamburg Tel.: 040 - 513 13 007 E-Mail: [email protected] www.stimmklinik.de Stimmstörungen behandelt auch: Charite Berlin Campus Mitte Klinik für Audiologie und Phoniatrie Luisenstr. 13, 10117 Berlin Tel.: 030 - 450 555 125 oder 030 - 450 555 450 www.charite.de Arthrose in den Fingern Millionen von Menschen in Deutschland leiden an Arthrose, einem bisher unheilbaren Knorpelverschleiß in den Gelenken. Während Arthrosen in den großen Gelenken wie Hüftgelenk und Knie im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, wurden Arthrosen in den Fingergelenken lange - auch von Orthopäden - für nicht so wichtig befunden und den Betroffenen blieb nichts anderes, als mit ihren Schmerzen zu leben. Inzwischen gibt es Behandlungskonzepte für Fingerarthrosen und auch die prothetische Versorgung geschädigter Fingergelenke hat Fortschritte gemacht. Die rbb Praxis informiert und zeigt auch gelenkschonende Übungen und Hilfsmittel. In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Frauen und Männer unter Beschwerden einer Arthrose, Tendenz steigend. Zwei Millionen Menschen haben sogar täglich aufgrund ihrer Arthrose Schmerzen in ihren Gelenken. Arthrose ist ein Altersphänomen: Ab dem 60. Lebensjahr sind gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer betroffen, vor dem 30. Lebensjahr nur 1,6 Prozent. Vor allem Hüft- und Kniegelenk standen bisher im Fokus der Aufmerksamkeit. Doch auch die Hände können betroffen sein. Bei nahezu jedem dritten Arthrosepatienten schmerzen auch die Gelenke im Daumen oder den Fingern. Vor allem Frauen in den mittleren Lebensjahren sind von der sogenannten Polyarthrose der Fingergelenke 3 betroffen. Polyarthrose bedeutet, dass mehrere Fingergelenke einer Hand gleichzeitig befallen sind. Ursachen bisher unbekannt Doch wie entsteht eine Fingergelenksarthrose, die wie alle anderen Arthrosen mit einem Abbau von Gelenkknorpel einhergeht? Typischerweise ist die Fingergelenksarthrose nicht belastungsabhängig. Sie ist also nicht das Ergebnis eines Gelenkverschleißes, der durch Arbeit am Computer oder Fließband, Hobbys wie Stricken oder Basteln oder körperliche Aktivität ausgelöst wird. Die Ursache ist bisher unbekannt. Ein Grund kann eine vorausgegangene Verletzung am Fingergelenk sein. Auch die Vererbung scheint eine Rolle zu spielen. Da die Fingergelenksarthrose verstärkt in den Wechseljahren auftritt, vermuten Experten zudem hormonelle Ursachen. Äußerlich ist die Degeneration zunächst meist nicht zu erkennen. Sie führt aber dazu, dass die Fingergelenke zunehmend versteifen und die Hände verkrampfen. Bleibt die Fingergelenksarthrose über längere Zeit unbehandelt, können daraus auch schnell Deformationen erwachsen. Auch die Kraft und die Sensibilität in den Händen nehmen mit der Zeit deutlich ab. Folge ist, dass Betroffenen einfache handwerkliche Tätigkeiten wie das Blumen- oder Brotschneiden schwerfallen oder sie diese gar nicht mehr ausüben können. Sie haben Schwierigkeiten, den Schlüssel im Schloss oder einen Verschluss von der Flasche zu drehen. Eine Arthrose verläuft in Wellen Die Arthrose verläuft nie gleichmäßig, sondern hat einen wellenförmigen Verlauf: Aktive Phasen wechseln sich mit Ruhephasen ab. Die Gelenke können sich in der aktiven Phase stark entzünden. Die Fingerarthrose geht dann mit einer Schwellung, Überwärmung und einem Gelenkerguss einher. Fachleute sprechen von einer „aktivierten Arthrose“. Manchmal gehen dann die Beschwerden nach Tagen oder erst nach Wochen von allein zurück. Viele Betroffene gehen erstmals zum Arzt, wenn sie die Entzündung in Form einer „aktivierten Arthrose“ bei sich bemerken. Doch auch ohne die zeitweiligen Entzündungen dauert es bei vielen Patienten einige Zeit, bis eine eindeutige Diagnose der Fingerarthrose gestellt ist. Denn nicht wenige Ärzte verwechseln die Arthrose zum Beispiel auch mit der rheumatoiden Arthritis. Die beiden Erkrankungen lassen sich wie folgt unterscheiden: Bei der Fingerarthrose findet man meist einen gutartigen Verlauf, der gut therapierbar ist. Es finden sich (bis auf die Zeiträume der aktivierten Arthrose) keine Entzündungszeichen im Blut. Die rheumatoide Arthritis betrifft hingegen nicht nur das Gelenk, sondern auch das gesamte umliegende Bindegewebe. Sie geht mit schmerzhaften, entzündlichen Verbiegungen und Zerstörungen der Fingergelenke, Sehnen, Bänder und Gelenkkapsel einher. Entzündungsmarker im Blut sind meist auffindbar. Anders als die Fingerarthrose befällt die rheumatoide Arthritis vor allem das Handgelenk und die Grundgelenke der Finger. Klarheit bringt eine Röntgenuntersuchung. Sie zeigt bei der Fingergelenksarthrose zunächst einen durch den Gelenkserguss erweiterten Gelenkspalt. Später ist dieser bei der Fingerarthrose verschmälert, der Knorpel bereits abgebaut. Das Röntgenbild zeigt zudem Knochenanbauten (Osteophyten) im Gelenkspalt sowie ein verformtes Daumengrundgelenk. Langfristig verknöchert nicht selten auch das Daumensattelgrundgelenk – was irgendwann auch von außen sichtbar ist. Die Behandlung zielt auf Beweglichkeit 4 Wenn die Diagnose feststeht, darf die Therapie nicht lange auf sich warten lassen. Ziel der Behandlung ist immer, die Fingergelenke beweglich zu halten. Das erreichen die Ärzte und Therapeuten durch Gelenk schonende Übungen, die teils in der Ergotherapie und teils zuhause durchgeführt werden. Wichtig ist für die Patienten, die Finger regelmäßig sanft zu bewegen und so wieder zu mehr Kraft zu kommen. Möglich ist das zum Beispiel mithilfe eines Softballs, der mit der Hand mehrmals hintereinander zusammengedrückt wird. Auch Wassergymnastik empfinden Patienten als angenehm. In der Ergotherapie kann der schmerzende Knorpel zusätzlich mithilfe der sogenannten Traktion ein wenig entlastet werden. Dabei dehnt die Therapeutin die Gelenkkapsel. Bei akuten Schmerzsituationen können entzündungshemmende Medikamente schmerzlindernd wirken. Helfen diese konservativen Maßnahmen nicht, führen Handchirurgen auch Operationen durch – und ersetzen dabei betroffene Fingergelenke durch Prothesen. Der Einsatz eines künstlichen Gelenks im Finger ist in Deutschland keine Standardoperation. Der Eingriff dauert in Vollnarkose etwa eine halbe Stunde – und erfordert höchste Konzentration. Denn die Hand soll einerseits zupackend bleiben. Andererseits ist sie auch sehr verletzlich. Operiert wird daher auch in absoluter Blutleere. Das ermöglicht es dem Operateur, alle Strukturen zu schützen und sicherzugehen, dass keine Verletzungen beispielsweise der Nerven, Sehnen oder Blutgefäße passieren. Während des Eingriffs wird die entzündlich veränderte Gelenkschleimhaut samt des arthrotischen Fingergelenks entfernt und durch ein künstliches Gelenk ersetzt. Meist sind die Prothesen aus Silikon. Es gibt aber auch künstliche Gelenke aus Keramik oder aus Metall. Sinnvoll ist eine Prothese nur, wenn das Gelenk noch nicht komplett eingesteift ist, die Kapsel noch nicht geschrumpft und die Sehnen noch nicht verkürzt sind. Spiegeltherapie Zur Schmerzbehandlung nach der Operation wird auch die sogenannte Spiegeltherapie eingesetzt. Die Behandlung – die über mehrere Wochen in der Physiotherapie durchgeführt wird – basiert auf der Annahme, dass das Gehirn lernt, was es sieht. Dabei wird ein Spiegel so in der Körpermitte des Patienten platziert, dass dieser das Spiegelbild der nicht operierten Hand so sieht, als sei es die betroffene. Bewegt der Patient die gesunde Hand, wird dem Gehirn durch den Spiegel vorgegaukelt, dass die operierte Hand nun in der Lage sei, schmerzfrei zu agieren, obwohl sie völlig reglos da liegt. Das kann tatsächlich die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflussen. Denn mit dieser optischen Illusion werden jene Zentren im Gehirn aktiviert, welche die Schmerzen auslösen. Förderung der Durchblutung Die Betroffenen können ihre schmerzhaften Fingergelenke aber auch mit ein paar „Wellnessbädern“ verwöhnen. So ist zum Beispiel ein warmes Kieselbad eine seit langem bewährte Methode, übrigens auch bei Rheumatikern. Die Wärmebehandlung durch den warmen Kies führt dazu, dass das Blut besser zirkuliert. Die Gelenke lassen sich wieder besser bewegen. Ähnlich positive Wirkungen sind von Paraffin- und Beifußbädern bekannt. Generell senkt die Wärmetherapie die Spannung in der betroffenen Region. Sie erweitern die Gefäße, sorgen so reflektorisch für eine bessere Beweglichkeit und entspannen das Gewebe. Das Paraffinbad ist schnell zu Hause zubereitet: Besorgen Sie sich in der Apotheke oder Drogerie 700g festes und 300g flüssiges Paraffin. Erwärmen Sie beides gemeinsam in einem Topf im Wasserbad auf ungefähr 40 Grad. Testen Sie die Temperatur. Fühlt das Paraffin sich angenehm warm an, kann die Hand eingetaucht und wieder herausgezogen werden, immer im Wechsel. 5 Nicht wenige Patienten profitieren vor allem bei starken Schmerzen auch von Kälteanwendungen. Sie reduzieren auf reflektorischem Weg das Schmerzempfinden und verstärken die lokale Durchblutung. Starke Kälte wie beispielsweise eines Cool Packs sollte immer nur kurz angewendet werden. Bei längerer Anwendung dürfen nur milde Kälteträger wie zum Beispiel Raps verwendet werden. Raps hat schon bei Zimmertemperatur eine ausgleichende Wirkung und ist damit besonders verträglich. Experten im Studio und im Beitrag: Dr. med Martin Lautenbach Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Handchirurgie, orthopädische Rheumatologie, Sportmedizin und Physikalische Therapie und Dr. Nina Schwab Fachärztin für Handchirurgie Krankenhaus Waldfriede e.V. Argentinische Allee 40 14163 Berlin-Zehlendorf Tel.: 030 – 818 100 Sabine Grössel Joanna Jourdan HLO Handtherapie Praxis für Ergotherapie Heiko Lorenzen & Mitarbeiter Argentinische Allee 40 14163 Berlin Tel.: 030 - 847 22 404 E-Mail: [email protected] Broschüre der Rheuma-Liga: "Gelenkschutz im Alltag - gewusst wie!" https://www.rheumaliga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Broschueren_k urz/broschuere_gelenkschutz_kurz.pdf Depressionen - nicht nur die Seele leidet Eine Depression zieht auch den Körper der Erkrankten in Mitleidenschaft. So sehen sich Betroffene oft nicht in der Lage, sich ausreichend um eine gesunde Ernährung und sportliche Bewegung zu kümmern. Übergewicht und Diabetes können die Folgen sein. Und auch das Herz leidet, wenn die Seele krank ist. Die Depression zählt mittlerweile zu den häufigsten psychischen Erkrankungen: Insgesamt leiden in Deutschland fast fünf Millionen Menschen jedes Jahr an einer behandlungsbedürftigen Depression. Jeder fünfte Bundesbürger erkrankt mindestens einmal im Leben an einer depressiven Phase. Über die Hälfte aller Depressionen bleibt trotz Arztbesuch unerkannt. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie sich nicht immer typisch äußert: Die Depression geht mit vielen zusätzlichen körperlichen Symptomen einher. Nicht selten stehen sie 6 auch im Vordergrund. Typische körperliche Beschwerden sind Spannungs- und Druckgefühle, Schmerzen im Kopf oder der Herzgegend, Nacken- und Rückenschmerzen, Probleme im Magen-Darmtrakt mit Erbrechen, Verstopfung oder Durchfall, Atemstörungen, Schluckstörungen und starke Menstruationsproblemen. Diese Beschwerden können im Rahmen einer Depression noch unangenehmer, ja unerträglich werden. Einige Symptome wie zum Beispiel Rückenschmerzen gelten auch als Auslöser für das Auftreten einer Depression. Depressive sind künftige Herzkranke Bei vielen Patienten mit Depression führt seelischer Stress außerdem zu Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die schützende Funktion des vegetativen Systems ist bei Depressionen gestört. Patienten mit Depressionen haben ein 60 bis 70 Prozent höheres Risiko für eine koronare Herzkrankheit und einen akuten Herzinfarkt. Die Wissenschaft hat mehrere Erklärungsansätze, warum zum Beispiel auch bei Herzgesunden Depressionen aufs Herz schlagen: Depressive Menschen ernähren sich schlechter. Sie bewegen sich weniger und rauchen mehr als nicht-depressive. In der Folge haben sie häufig weitere klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren. Bei Depressiven ist so zum Beispiel das relative Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken, im Vergleich zu Nicht-Depressiven um 37 Prozent erhöht. Depressive haben eine schlechtere Medikamenten-Compliance; das heißt, sie nehmen ihre Arzneien unregelmäßig ein. Das Nervensystem ist im Ungleichgewicht Hinzu kommen drei zentrale psychobiologische Mechanismen, die bei depressiven Herzgesunden im Vergleich zu nicht-depressiven auffallen: Das autonome Nervensystem ist im Ungleichgewicht, die Herzfrequenz ist erhöht. Der Flucht- und Stressnerv Sympathikus des vegetativen Nervensystems ist übererregt, der beruhigende Gegenspieler Parasympathikus herunterreguliert. Überschießende Stressantworten des endokrinen Systems, besonders der Hypophysen-Nebennieren-Achse, führen zu dauerhaft erhöhten Kortisolkonzentrationen. Eine Depression lässt sich mit Medikamenten behandelt. Um zudem aber auch die körperliche Gesundheit beispielsweise des Herzens oder der Gefäße so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, die Depressionen frühzeitig zu erkennen und umfassend zu behandeln. Dann sind Seele und körperliche Gesundheit zu retten, in jedem Alter. Expertin im Studio: Prof. Dr. Isabella Heuser Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie Charité – Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin Eschenallee 3 14050 Berlin Tel.: 030 - 450 - 50 http://www.charite.de Experte im Beitrag: Dr. med. Frank Zimmermann-Viehoff Klinikum Ernst von Bergmann gemeinnützige GmbH 7 Akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität Berlin (Charité) Charlottenstraße 72 14467 Potsdam Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Tel.: 0331 - 241-7502 Lenkdrachen vs. Rückenschmerzen Herbstzeit ist Drachenzeit. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Drachen steigen zu lassen. Das Prinzip ist immer das gleiche und ganz einfach: Der Drachen wird so in den Wind gestellt, dass durch die anströmende Luft ein aerodynamischer Auftrieb entsteht und das Drachensegel nach oben steigt. Für die meisten zählt jedoch nicht die Physik sondern das Erlebnis! Bewegung in der Natur und an frischer Luft – für viele gibt es nichts Schöneres, als nach einem Tag im Büro rauszugehen und einen Drachen steigen zu lassen. Lässt man den Drachen stetig hin und her fliegen, kommen die regelmäßigen Bewegungen für viele einer Meditation gleich. Bei Wind dagegen braucht man viel Kraft. Das Drachensteigen fordert die Muskulatur, vor allem in den Ober- und Unterarmen, aber auch der Rücken wird beansprucht. Letztlich werden nahezu alle Muskelgruppen bewegt, gedehnt und entspannt. Der Blick in den Himmel tut sein Übriges: Vorbeiziehende Schönwetterwolken, Fetzen blauen Himmels oder auch mal dunkle Regenwolken – die himmlische Weite entspannt Geist und Seele. Wer kostenlos Drachen ausprobieren will, der ist jeden ersten Sonntag im Monat im Volkspark Potsdam richtig. Hier kann man verschiedene Drachenmodelle testen. Denn wer einen Drachen ohne Beratung im Internet kauft, lässt sich leicht von der Optik beeinflussen und kommt dann vielleicht mit dem Modell nicht gut zurecht. Deshalb besser: vorher ausprobieren. Serie: Der Pflegefall - 3. Folge: Pflegeheime Wenn Pflege zuhause nicht oder nicht mehr möglich ist, heißt es umzuziehen. Viele Menschen entscheiden sich in dieser Situation für ein Pflegeheim. Für die Aufnahme in ein Pflegeheim kann die Einstufung in eine Pflegestufe eine Voraussetzung sein. Worauf bei der Wahl eines Pflegeheims zu achten ist, beginnt bereits mit dem Heimmietvertrag. Checklisten Jeder, der für sich oder für einen Angehörigen einen Heimplatz sucht, kann sich zunächst überlegen und aufschreiben, wo und wie er am liebsten wohnen und gegebenenfalls betreut werden möchte. Nach dieser ersten Orientierung können konkrete Wünsche mit Hilfe vorgefertigter Check- Listen notiert werden. Hilfreich ist dabei z.B. ein guter Wegweiser, wie ihn das Bundesministerium f. Familie, Senioren, Familie und Jugend herausgegeben hat: „Auf der Suche nach der passenden Wohn- und Betreuungsform“. Im Internet bietet u.a. „Die weiße Liste“ Checklisten an, um sich einen Überblick zu verschaffen. Auch wenn es schnell gehen muss, einen Heimplatz zu finden, sollte der Heimvertrag in Bezug auf Kündigungsfristen, Vertragspartner sowie Eindeutigkeit in Leistungen 8 (Mahlzeiten, Pflege oder auch Reha-Angebote) und Entgelt in Ruhe geprüft werden. Falls es möglich sein sollte, empfiehlt sich ein Probewohnen in einem Senioren- oder Pflegeheim. Kompetenz und Freundlichkeit von Leitung und Personal, Qualität der Mahlzeiten, Zimmereinrichtung, Freizeitangebote und allgemeine Atmosphäre können so am besten in Bezug auf die eigenen Wünsche eingeschätzt werden. Kosten Die erste Frage gilt meistens den Kosten. Die Rund-um-Versorgung in einem Seniorenoder Pflegeheim ist nicht ganz billig, die Beträge variieren unter anderem je nach Bundesland, Standort, Ausstattung. Während die Pflegesätze der Krankenversicherungen bundesweit einheitlich sind, unterscheiden sich die Kosten für das Wohnen und die Rundumversorgung sehr stark. Die Zuschläge für ein Einzelzimmer fallen moderat aus (angefangen bei ca. 30,00 Euro monatlich). Die sogenannten Hotelkosten für Kost, Logis und Service liegen auf dem Land in Brandenburg zum Teil unter 1.000,- Euro, in der Stadt Berlin bis über 1.500,- Euro. Zu diesen durchschnittlichen Fixkosten kommen die Kosten für die eigentliche Pflege. Die Höhe hängt von dem Pflegeaufwand ab. Diese Kosten sind nicht immer abgedeckt durch die Leistungen der Pflegekasse, es können auch private Zuzahlungen nötig werden. Für die eigentliche Zimmermiete sowie die Verpflegung gibt es keine Zuschüsse von der gesetzlichen Pflegeversicherung. Auch die Investitionskosten müssen zusätzlich anteilig von den Bewohnern selbst getragen werden. Sie sind von Pflegeeinrichtung zu Pflegeeinrichtung ganz unterschiedlich. Damit werden die Pflegebedürftigen an den Herstellungs-, Anschaffungs-, Abnutzungs- und Abschreibungskosten von Gebäuden und technischen Anlagen usw. beteiligt. Sie richten sich nach dem Zustand und dem Alter der Pflegeeinrichtung, sind jedoch in der Regel ein beachtlicher und nicht zu unterschätzender monatlicher Betrag. Wer steuerpflichtig ist, kann unter gewissen Voraussetzungen die Kosten, die selbst getragen werden müssen, absetzen, Dies gilt auch für Kinder, die sich an den Pflegekosten ihrer Eltern beteiligen. Das zuständige Finanzamt oder ein Steuerberater können hierzu nähere Informationen geben. Biografie-Bögen Damit sind Informationen zu persönlichen Vorlieben des Pflegebedürftigen und möglicherweise an Demenz Leidenden gemeint, die den Mitarbeitern eines Pflegeheims eine individuelle Betreuung ermöglichen. Angehörige können in einem Biografie-Bogen zum Beispiel festhalten, welches das Lieblingsessen ist oder Anzahl und Namen der Enkelkinder, ob der Pflegebedürftige es lieber ruhig mag oder gerne Musik hört. Die Vorlieben zu kennen, kann bei der Auswahl eines Zimmers helfen. Möchte der Heimbewohner lieber aus dem Fenster in die Natur schauen oder das Leben auf der Straße beobachten? Die Lebensqualität in einem Heim erhöht sich, wenn die Vorlieben der Bewohner berücksichtigt werden können. Alarmsignale für schlechte Pflege In manchen Pflegeeinrichtungen kann es z.B. wegen Personalmangel dazu kommen, dass Patienten vernachlässigt und nicht ausreichend umsorgt werden. Angehörige sollten bei Besuchen genau hinsehen und auf Alarmsignale achten. Das können zum Beispiel Gewichtsverlust, Müdigkeit als Anzeichen für zu wenig Flüssigkeitszufuhr oder Druckgeschwüre bei Bettlägerigen sein. Sollte es derartige Auffälligkeiten geben, sollte 9 mit der Pflegeleitung Kontakt aufgenommen werden, um Verbesserungen zu erreichen. Das aktuelle Pflegestärkungsgesetz ermöglicht es, den Schlüssel für die Anzahl der Betreuungskräfte pro Pflegeeinrichtung anzuheben. Letztlich hat die Leitung eines Heims den meisten Einfluss auf die Zufriedenheit der Bewohner und des Personals. Kostenlose Beratung für die Intervention und Beschwerden gibt die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Sie ist für alle Beteiligten eine Anlaufstelle, um über diese Probleme zu sprechen. Tel.: in Berlin (030 - 2844 4840). Neue Lebenssituation Der Umzug in ein Pflegeheim ist eine große Herausforderung für alte Menschen und auch ihre Angehörigen. Manche Menschen benötigen dabei professionelle Unterstützung. Neue Sichtweisen können helfen, sich von jahrelangen Gewohnheiten zu trennen. Zum Aufarbeiten alter Konflikte und Erlernen neuer Denk- oder Verhaltensweisen, kann eine Verhaltenstherapie hilfreich sein. Die Gespräche mit Psychologen können in den Räumen der Pflegeeinrichtung (wie bei der Caritas) stattfinden und von der Krankenkasse übernommen oder mitfinanziert werden. Die Psychotherapeutische Ambulanz der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) hilft dabei. Alten- oder Seniorenheime und auch Pflegeheime sind Orte zum Leben und zum Sterben. Manche Pflegeheimleitungen tabuisieren das auch nicht und schicken ihre Mitarbeiter auf Fortbildungskurse, um mit der Pflege Sterbender vertraut zu werden. Denn von einem Pflegeheim kann man in der Regel nicht in ein Hospiz umziehen. Alternative Wohnmöglichkeiten im Alter In den letzten Jahren sind viele Wohnprojekte für diejenigen entwickelt worden, die nicht mehr in ihrer alten Umgebung oder bei der Familie wohnen können. Für diese Wohnformen gilt seit dem 1.10.2009 das Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz (WBVG), das alle Verträge erfasst, in denen die Überlassung von Wohnraum mit Pflegeund Betreuungsleistungen verknüpft ist. Es dient dem Verbraucherschutz. Pflegebedürftige in ambulant betreuten Wohnformen erhalten eine zusätzliche Leistung von 205,- Euro pro Monat unabhängig von der Pflegestufe. Für den Bezug von Leistungen aus der Pflegeversicherung für eine ambulante Pflege, ob privat oder über einen Pflegedienst, ist es nicht erforderlich, dass der Betreute in seinem eigenen Haushalt lebt oder wohnt. Bei Betreutem Wohnen handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für unterschiedlich organisierte Kombinationen von Wohnung, Betreuung und Pflege. Durch ein gemeinsames Wohnen unter einem Dach ist ein hohes Maß an sozialer Integration gewährleistet. Demenz- und Pflege-Wohngemeinschaften. Sie unterliegen ebenfalls dem Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz und eignen sich für Menschen, die einen erhöhten Betreuungs- und Pflegebedarf haben und in eine Gruppe integriert werden möchten. In der familienähnlichen Lebensstruktur gibt es – neben einer professionell geführten Pflege – Einflussmöglichkeiten von Angehörigen. Gemeinschaftliches Wohnen heißt in der Regel, in selbstinitiierten Wohnprojekten den Lebensabend zu verbringen (z.B. Mehrgenerationshäuser). Diese Rechtsform 10 unterscheidet sich vom sogenannten Betreuten Wohnen. Besondere Merkmale sind: ein selbstbestimmter Alltag und das Angebot der nachbarschaftlichen Hilfe. Expertin im Beitrag: Petra Gutsch Pflegedienstleiterin im St. Albertus Degenerstraße 22 13053 Berlin Tel.: 030 - 9799 70 Infos im www Das Heimverzeichnis zur ersten Suche: www.heimverzeichnis.de ist auch auf der europäischen Interlinks-Datenbank für integrierte Pflege zu finden Beispiele für Berechnung des Eigenanteils, persönliche Checklisten: www.weisse-liste.de Pflegeheimfinder der Betriebskrankenkassen mit Preisvergleich: www.bkk-pflegefinder.de kostenfreie Beratung für alle: www.stiftung-patientenschutz.de (für Mitglieder u.a. auch Prüfung von Heim- und Hospiz oder Krankenhausverträgen) Hinweise auf Veranstaltungen und viele Tipps z.B. zur Aktivierung (bundesweit): www.altenpflege-online.net Buchtipps „Auf der Suche nach der passenden Wohn- und Betreuungsform“ Wegweiser für ältere Menschen (detaillierte Checklisten und Glossar) Herausgeber Bundesministerium für Familie, Senioren, Familie u. Jugend, 2010 Bestellung über Publikationsversand der Bundesregierung: Tel.: 030 - 1827 227 21 (kostenlos) Ratgeber Elternunterhalt: Pflege und Heim – Wann müssen Kinder zahlen? Steuertipps Michael Küsgens, Verlag: Koch Media; Akademische Arbeitsgemeinschaft, Juli 2014 ISBN-13: 9-783-86817-603-2; EUR: 14,95 Informationsbroschüren, die bei den Pflegestützpunkten ausliegen oder kostenpflichtig bei den Verbraucherschutzzentralen zu bestellen sind. RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Programm-Assistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Juliane Rossius Christine Salminger Raiko Thal Beate Wagner 11.11.2015 11
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