rbb Praxis - Das Gesundheitsmagazin

Schluss mit Rückenschmerzen
rbb PRAXIS Live-Chat
Ratlos mit Rückenschmerzen? In der rbb Praxis dreht sich am 18.11.2015 alles
um das Rückgrat – und Sie können uns Ihre Fragen stellen. Unsere Experten beantworten diese
live im Studio. Also schreiben Sie uns schon jetzt und Sie bekommen in der nächsten Woche eine
Antwort von den Orthopäden und Unfallchirurgen Dr. Detlef Kaleth, Prof. Karsten Dreinhöfer
sowie dem Neurochirurgen Prof. Peter Vajkoczy.
Schreiben Sie uns eine E-Mail an:
[email protected]
rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin
am 11.11.2015, 20.15 - 21.00 Uhr
Die Themen
 Stimme weg – was nun?
 Arthrose in den Fingern
 Depressionen – nicht nur die Seele leidet
 Der Pflegefall – was macht ein gutes Pflegeheim aus?
Stimme weg – was nun?
Die Stimme ist ihr Kapital. Als Hörfunkautorin ist Sylvia Conradt auf sie angewiesen. Ein
Schock - als ihre Stimme plötzlich weg ist und sie nur noch flüstern und krächzen kann.
Die Ursache: eine Lähmung der linken Stimmlippe. Monatelange Logopädiesitzungen
helfen nicht. Der Ausweg: eine Operation, eine Unterfütterung ihrer Stimmlippe mit
Silikon. Unmittelbar nach dem kleinen Eingriff, könne sie wieder ganz normal reden,
versprechen ihr die Ärzte.
Hörfunksprecher, Schauspieler, Lehrer oder Moderator: In allen sprechenden Berufen ist
die Stimme das Hauptarbeitswerkzeug. Fällt sie aus, gibt es ein Problem. Experten
sprechen von Dysphonie. Dieser Begriff umschreibt Einschränkungen der Stimmbildung
im Kehlkopf, die dazu führen, dass der Stimmklang sich verändert und/oder die
Belastbarkeit der Stimme abnimmt.
Unser Stimmapparat erzeugt Töne, indem er die Stimmlippen in Schwingungen versetzt.
Diese beiden mit Schleimhaut überzogenen Bänder liegen waagerecht im Kehlkopf.
Sollen sie einen Ton erzeugen, spannen sie sich an und stellen sich eng. Drückt dann ein
aufsteigender Luftstrom dagegen, geraten die Stimmbänder in Schwingung, die Luft
vibriert zwischen Kehlkopf und Mundhöhle. Ein Ton entsteht. Die Tonhöhe verändert
sich je nach Länge und Stärke der Anspannung.
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Eine Nervenlähmung führt zur Stimmstörung
Eine Stimmstörung entsteht, wenn sich die Schwingungen der Stimmlippen verändern.
Das fein abgestimmte Zusammenspiel zwischen Atmung, Stimmlippen, Nerven und
Muskeln im Kehlkopf ist dann gestört. Gründe gibt es mehrere: Eine Erkältung mit
folgender Heiserkeit ist der häufigste Grund für Stimmstörungen oder Heiserkeit. Weiter
kann eine Überlastung zu einer Stimmstörung führen. Wenn jemand in sprechenden
Berufen beispielsweise über lange Zeit zu viel oder zu laut spricht, verbraucht das Kraft.
Die Stimmlippen werden so gereizt. Sie sind gerötet und schwellen an. Hält dieser
Zustand an, können sie nicht mehr so gut schwingen. Wer dazu noch falsch atmet und im
Schulter- und Halsbereich verkrampft ist, belastet den Stimmapparat zusätzlich.
Nicht selten steckt aber auch eine Nervenlähmung des Nervus recurrens dahinter. Der
Kehlkopfnerv (auch Stimmbandnerv genannt) tritt an beiden Seiten des Kehlkopfes auf
und versorgt dessen innere Muskeln und auch die beiden Stimmbänder. Wird er
geschädigt, kommt es zu einer Kehlkopf-Lähmung mit einer Schwächung und
Bewegungsstörung der inneren Kehlkopfmuskeln. Gleichzeitig schließen dann auch die
Stimmlippen nicht mehr fest, der Stimmklang verhaucht, wird leise und heiser.
Experten unterscheiden eine einseitige Lähmung (sogenannte Rekurrensparese), dabei
kommt es durch einen unvollständigen Schluss der Stimmlippen zu Heiserkeit und einer
leisen, verhauchten, nicht steigerungsfähigen Stimme. Bei beidseitiger Rekurrensparese
ist die verbleibende Stimmritze beim Ein- und Ausatmen äußerst schmal. Häufige Folge
sind Atemnot und Atemgeräusche bei der Ein- und Ausatmung. Die Patienten
schnarchen nachts oft sehr laut, teilweise haben sie gefährliche Atemaussetzer.
Viele Ursachen führen zur Stimmstörung
Die Nervenschädigung kann Folge eines operativen Eingriffs zum Beispiel an der
Schilddrüse sein. Aber auch Tumorerkrankungen des Kehlkopfes, der Speiseröhre,
Schilddrüse und Lunge oder Verletzungen im Halsbereich und Entzündungen können
eine Stimmlippenlähmung auslösen. Wie bei der Patientin im Beitrag kann auch eine
vergrößerte benachbarte Struktur auf den Nerv drücken und ihn in seiner Funktion
beeinträchtigen.
Um festzustellen, warum die Stimme versagt, sollten Betroffene sich beim Hals-NasenOhrenarzt vorstellen. Neben der Krankengeschichte, die dem Arzt oft schon
wegweisende Hinweise liefert, bringt die HNO-ärztliche Spiegeluntersuchung mit einer
Endoskopie des Kehlkopfs weitere Indizien. In bestimmten Fällen bringen auch
apparative Untersuchungen wie Computertomographie, Magnetresonanztomographie
oder Nervenfunktionstests wie beispielsweise die Elektromyographie zusätzliche
Informationen, etwa über die Art der Nervenschädigung.
Die Stimmlippen können unterspritzt werden
Vielen Patienten mit einer einseitigen Stimmlippenlähmung und daraus folgenden
Stimmbildungs- und Sprechschwierigkeiten profitieren von der Logopädie. Bleibt der
Erfolg aus, kann ein kleiner operativer Eingriff helfen. Bei der sogenannten
Stimmlippenaugmentation wird die Stimmlippe mit Substanzen wie körpereigenem
Fettgewebe, einem Titanplättchen oder einer Silikonpaste unterfüttert. Der Eingriff ist in
örtlicher Betäubung möglich als auch in einer kurzen Vollnarkose. Korrespondiert das
Implantat danach gut mit der anderen Stimmlippe, lassen sich wieder Töne erzeugen.
Nach der Operation kann der Patient gleich wieder sprechen, er sollte aber seine
Stimme noch schonen. Bisher übernimmt die Kasse die Kosten für die
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Stimmlippenaugmentation von rund 2.000 Euro nur in Ausnahmefällen. Der
Kostenübernahme geht eine intensive Prüfung voraus.
Experte im Beitrag:
Prof. Dr. Markus M. Hess
Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Phoniatrie und Pädaudiologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
E-Mail: [email protected]
Tel.: 040 - 7410 - 528 65
Klinik im Beitrag
DEUTSCHE STIMMKLINIK
Gelände des UKE
Martinistraße 64
20251 Hamburg
Tel.: 040 - 513 13 007
E-Mail: [email protected]
www.stimmklinik.de
Stimmstörungen behandelt auch:
Charite Berlin Campus Mitte
Klinik für Audiologie und Phoniatrie
Luisenstr. 13, 10117 Berlin
Tel.: 030 - 450 555 125 oder 030 - 450 555 450
www.charite.de
Arthrose in den Fingern
Millionen von Menschen in Deutschland leiden an Arthrose, einem bisher unheilbaren
Knorpelverschleiß in den Gelenken. Während Arthrosen in den großen Gelenken wie
Hüftgelenk und Knie im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, wurden Arthrosen in den
Fingergelenken lange - auch von Orthopäden - für nicht so wichtig befunden und den
Betroffenen blieb nichts anderes, als mit ihren Schmerzen zu leben. Inzwischen gibt es
Behandlungskonzepte für Fingerarthrosen und auch die prothetische Versorgung
geschädigter Fingergelenke hat Fortschritte gemacht. Die rbb Praxis informiert und
zeigt auch gelenkschonende Übungen und Hilfsmittel.
In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Frauen und Männer unter Beschwerden einer
Arthrose, Tendenz steigend. Zwei Millionen Menschen haben sogar täglich aufgrund
ihrer Arthrose Schmerzen in ihren Gelenken. Arthrose ist ein Altersphänomen: Ab dem
60. Lebensjahr sind gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer betroffen, vor
dem 30. Lebensjahr nur 1,6 Prozent.
Vor allem Hüft- und Kniegelenk standen bisher im Fokus der Aufmerksamkeit. Doch auch
die Hände können betroffen sein. Bei nahezu jedem dritten Arthrosepatienten
schmerzen auch die Gelenke im Daumen oder den Fingern. Vor allem Frauen in den
mittleren Lebensjahren sind von der sogenannten Polyarthrose der Fingergelenke
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betroffen. Polyarthrose bedeutet, dass mehrere Fingergelenke einer Hand gleichzeitig
befallen sind.
Ursachen bisher unbekannt
Doch wie entsteht eine Fingergelenksarthrose, die wie alle anderen Arthrosen mit einem
Abbau von Gelenkknorpel einhergeht? Typischerweise ist die Fingergelenksarthrose
nicht belastungsabhängig. Sie ist also nicht das Ergebnis eines Gelenkverschleißes, der
durch Arbeit am Computer oder Fließband, Hobbys wie Stricken oder Basteln oder
körperliche Aktivität ausgelöst wird. Die Ursache ist bisher unbekannt. Ein Grund kann
eine vorausgegangene Verletzung am Fingergelenk sein. Auch die Vererbung scheint
eine Rolle zu spielen. Da die Fingergelenksarthrose verstärkt in den Wechseljahren
auftritt, vermuten Experten zudem hormonelle Ursachen.
Äußerlich ist die Degeneration zunächst meist nicht zu erkennen. Sie führt aber dazu,
dass die Fingergelenke zunehmend versteifen und die Hände verkrampfen. Bleibt die
Fingergelenksarthrose über längere Zeit unbehandelt, können daraus auch schnell
Deformationen erwachsen. Auch die Kraft und die Sensibilität in den Händen nehmen
mit der Zeit deutlich ab. Folge ist, dass Betroffenen einfache handwerkliche Tätigkeiten
wie das Blumen- oder Brotschneiden schwerfallen oder sie diese gar nicht mehr ausüben
können. Sie haben Schwierigkeiten, den Schlüssel im Schloss oder einen Verschluss von
der Flasche zu drehen.
Eine Arthrose verläuft in Wellen
Die Arthrose verläuft nie gleichmäßig, sondern hat einen wellenförmigen Verlauf: Aktive
Phasen wechseln sich mit Ruhephasen ab. Die Gelenke können sich in der aktiven Phase
stark entzünden. Die Fingerarthrose geht dann mit einer Schwellung, Überwärmung und
einem Gelenkerguss einher. Fachleute sprechen von einer „aktivierten Arthrose“.
Manchmal gehen dann die Beschwerden nach Tagen oder erst nach Wochen von allein
zurück. Viele Betroffene gehen erstmals zum Arzt, wenn sie die Entzündung in Form
einer „aktivierten Arthrose“ bei sich bemerken.
Doch auch ohne die zeitweiligen Entzündungen dauert es bei vielen Patienten einige
Zeit, bis eine eindeutige Diagnose der Fingerarthrose gestellt ist. Denn nicht wenige
Ärzte verwechseln die Arthrose zum Beispiel auch mit der rheumatoiden Arthritis. Die
beiden Erkrankungen lassen sich wie folgt unterscheiden: Bei der Fingerarthrose findet
man meist einen gutartigen Verlauf, der gut therapierbar ist. Es finden sich (bis auf die
Zeiträume der aktivierten Arthrose) keine Entzündungszeichen im Blut. Die rheumatoide
Arthritis betrifft hingegen nicht nur das Gelenk, sondern auch das gesamte umliegende
Bindegewebe. Sie geht mit schmerzhaften, entzündlichen Verbiegungen und
Zerstörungen der Fingergelenke, Sehnen, Bänder und Gelenkkapsel einher.
Entzündungsmarker im Blut sind meist auffindbar. Anders als die Fingerarthrose befällt
die rheumatoide Arthritis vor allem das Handgelenk und die Grundgelenke der Finger.
Klarheit bringt eine Röntgenuntersuchung. Sie zeigt bei der Fingergelenksarthrose
zunächst einen durch den Gelenkserguss erweiterten Gelenkspalt. Später ist dieser bei
der Fingerarthrose verschmälert, der Knorpel bereits abgebaut. Das Röntgenbild zeigt
zudem Knochenanbauten (Osteophyten) im Gelenkspalt sowie ein verformtes
Daumengrundgelenk. Langfristig verknöchert nicht selten auch das
Daumensattelgrundgelenk – was irgendwann auch von außen sichtbar ist.
Die Behandlung zielt auf Beweglichkeit
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Wenn die Diagnose feststeht, darf die Therapie nicht lange auf sich warten lassen. Ziel
der Behandlung ist immer, die Fingergelenke beweglich zu halten. Das erreichen die
Ärzte und Therapeuten durch Gelenk schonende Übungen, die teils in der Ergotherapie
und teils zuhause durchgeführt werden. Wichtig ist für die Patienten, die Finger
regelmäßig sanft zu bewegen und so wieder zu mehr Kraft zu kommen. Möglich ist das
zum Beispiel mithilfe eines Softballs, der mit der Hand mehrmals hintereinander
zusammengedrückt wird. Auch Wassergymnastik empfinden Patienten als angenehm. In
der Ergotherapie kann der schmerzende Knorpel zusätzlich mithilfe der sogenannten
Traktion ein wenig entlastet werden. Dabei dehnt die Therapeutin die Gelenkkapsel. Bei
akuten Schmerzsituationen können entzündungshemmende Medikamente
schmerzlindernd wirken.
Helfen diese konservativen Maßnahmen nicht, führen Handchirurgen auch Operationen
durch – und ersetzen dabei betroffene Fingergelenke durch Prothesen. Der Einsatz eines
künstlichen Gelenks im Finger ist in Deutschland keine Standardoperation. Der Eingriff
dauert in Vollnarkose etwa eine halbe Stunde – und erfordert höchste Konzentration.
Denn die Hand soll einerseits zupackend bleiben. Andererseits ist sie auch sehr
verletzlich. Operiert wird daher auch in absoluter Blutleere. Das ermöglicht es dem
Operateur, alle Strukturen zu schützen und sicherzugehen, dass keine Verletzungen
beispielsweise der Nerven, Sehnen oder Blutgefäße passieren. Während des Eingriffs
wird die entzündlich veränderte Gelenkschleimhaut samt des arthrotischen
Fingergelenks entfernt und durch ein künstliches Gelenk ersetzt. Meist sind die
Prothesen aus Silikon. Es gibt aber auch künstliche Gelenke aus Keramik oder aus Metall.
Sinnvoll ist eine Prothese nur, wenn das Gelenk noch nicht komplett eingesteift ist, die
Kapsel noch nicht geschrumpft und die Sehnen noch nicht verkürzt sind.
Spiegeltherapie
Zur Schmerzbehandlung nach der Operation wird auch die sogenannte Spiegeltherapie
eingesetzt. Die Behandlung – die über mehrere Wochen in der Physiotherapie
durchgeführt wird – basiert auf der Annahme, dass das Gehirn lernt, was es sieht. Dabei
wird ein Spiegel so in der Körpermitte des Patienten platziert, dass dieser das
Spiegelbild der nicht operierten Hand so sieht, als sei es die betroffene. Bewegt der
Patient die gesunde Hand, wird dem Gehirn durch den Spiegel vorgegaukelt, dass die
operierte Hand nun in der Lage sei, schmerzfrei zu agieren, obwohl sie völlig reglos da
liegt. Das kann tatsächlich die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflussen. Denn mit
dieser optischen Illusion werden jene Zentren im Gehirn aktiviert, welche die Schmerzen
auslösen.
Förderung der Durchblutung
Die Betroffenen können ihre schmerzhaften Fingergelenke aber auch mit ein paar
„Wellnessbädern“ verwöhnen. So ist zum Beispiel ein warmes Kieselbad eine seit langem
bewährte Methode, übrigens auch bei Rheumatikern. Die Wärmebehandlung durch den
warmen Kies führt dazu, dass das Blut besser zirkuliert. Die Gelenke lassen sich wieder
besser bewegen. Ähnlich positive Wirkungen sind von Paraffin- und Beifußbädern
bekannt. Generell senkt die Wärmetherapie die Spannung in der betroffenen Region. Sie
erweitern die Gefäße, sorgen so reflektorisch für eine bessere Beweglichkeit und
entspannen das Gewebe. Das Paraffinbad ist schnell zu Hause zubereitet: Besorgen Sie
sich in der Apotheke oder Drogerie 700g festes und 300g flüssiges Paraffin. Erwärmen
Sie beides gemeinsam in einem Topf im Wasserbad auf ungefähr 40 Grad. Testen Sie die
Temperatur. Fühlt das Paraffin sich angenehm warm an, kann die Hand eingetaucht und
wieder herausgezogen werden, immer im Wechsel.
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Nicht wenige Patienten profitieren vor allem bei starken Schmerzen auch von
Kälteanwendungen. Sie reduzieren auf reflektorischem Weg das Schmerzempfinden und
verstärken die lokale Durchblutung. Starke Kälte wie beispielsweise eines Cool Packs
sollte immer nur kurz angewendet werden. Bei längerer Anwendung dürfen nur milde
Kälteträger wie zum Beispiel Raps verwendet werden. Raps hat schon bei
Zimmertemperatur eine ausgleichende Wirkung und ist damit besonders verträglich.
Experten im Studio und im Beitrag:
Dr. med Martin Lautenbach
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Handchirurgie, orthopädische
Rheumatologie, Sportmedizin und Physikalische Therapie
und
Dr. Nina Schwab
Fachärztin für Handchirurgie
Krankenhaus Waldfriede e.V.
Argentinische Allee 40
14163 Berlin-Zehlendorf
Tel.: 030 – 818 100
Sabine Grössel
Joanna Jourdan
HLO Handtherapie
Praxis für Ergotherapie
Heiko Lorenzen & Mitarbeiter
Argentinische Allee 40
14163 Berlin
Tel.: 030 - 847 22 404
E-Mail: [email protected]
Broschüre der Rheuma-Liga: "Gelenkschutz im Alltag - gewusst wie!"
https://www.rheumaliga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Broschueren_k
urz/broschuere_gelenkschutz_kurz.pdf
Depressionen - nicht nur die Seele leidet
Eine Depression zieht auch den Körper der Erkrankten in Mitleidenschaft.
So sehen sich Betroffene oft nicht in der Lage, sich ausreichend um eine gesunde
Ernährung und sportliche Bewegung zu kümmern. Übergewicht und Diabetes können die
Folgen sein. Und auch das Herz leidet, wenn die Seele krank ist.
Die Depression zählt mittlerweile zu den häufigsten psychischen Erkrankungen:
Insgesamt leiden in Deutschland fast fünf Millionen Menschen jedes Jahr an einer
behandlungsbedürftigen Depression. Jeder fünfte Bundesbürger erkrankt mindestens
einmal im Leben an einer depressiven Phase. Über die Hälfte aller Depressionen bleibt
trotz Arztbesuch unerkannt.
Vielleicht liegt das auch daran, dass sie sich nicht immer typisch äußert: Die Depression
geht mit vielen zusätzlichen körperlichen Symptomen einher. Nicht selten stehen sie
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auch im Vordergrund. Typische körperliche Beschwerden sind Spannungs- und
Druckgefühle, Schmerzen im Kopf oder der Herzgegend, Nacken- und
Rückenschmerzen, Probleme im Magen-Darmtrakt mit Erbrechen, Verstopfung oder
Durchfall, Atemstörungen, Schluckstörungen und starke Menstruationsproblemen. Diese
Beschwerden können im Rahmen einer Depression noch unangenehmer, ja unerträglich
werden. Einige Symptome wie zum Beispiel Rückenschmerzen gelten auch als Auslöser
für das Auftreten einer Depression.
Depressive sind künftige Herzkranke
Bei vielen Patienten mit Depression führt seelischer Stress außerdem zu Bluthochdruck
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die schützende Funktion des vegetativen Systems ist
bei Depressionen gestört. Patienten mit Depressionen haben ein 60 bis 70 Prozent
höheres Risiko für eine koronare Herzkrankheit und einen akuten Herzinfarkt.
Die Wissenschaft hat mehrere Erklärungsansätze, warum zum Beispiel auch bei
Herzgesunden Depressionen aufs Herz schlagen: Depressive Menschen ernähren sich
schlechter. Sie bewegen sich weniger und rauchen mehr als nicht-depressive. In der
Folge haben sie häufig weitere klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren. Bei
Depressiven ist so zum Beispiel das relative Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken, im
Vergleich zu Nicht-Depressiven um 37 Prozent erhöht. Depressive haben eine
schlechtere Medikamenten-Compliance; das heißt, sie nehmen ihre Arzneien
unregelmäßig ein.
Das Nervensystem ist im Ungleichgewicht
Hinzu kommen drei zentrale psychobiologische Mechanismen, die bei depressiven
Herzgesunden im Vergleich zu nicht-depressiven auffallen: Das autonome Nervensystem
ist im Ungleichgewicht, die Herzfrequenz ist erhöht. Der Flucht- und Stressnerv
Sympathikus des vegetativen Nervensystems ist übererregt, der beruhigende
Gegenspieler Parasympathikus herunterreguliert. Überschießende Stressantworten des
endokrinen Systems, besonders der Hypophysen-Nebennieren-Achse, führen zu
dauerhaft erhöhten Kortisolkonzentrationen.
Eine Depression lässt sich mit Medikamenten behandelt. Um zudem aber auch die
körperliche Gesundheit beispielsweise des Herzens oder der Gefäße so lange wie
möglich aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, die Depressionen frühzeitig zu erkennen und
umfassend zu behandeln. Dann sind Seele und körperliche Gesundheit zu retten, in
jedem Alter.
Expertin im Studio:
Prof. Dr. Isabella Heuser
Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Benjamin Franklin
Eschenallee 3
14050 Berlin
Tel.: 030 - 450 - 50
http://www.charite.de
Experte im Beitrag:
Dr. med. Frank Zimmermann-Viehoff
Klinikum Ernst von Bergmann gemeinnützige GmbH
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Akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität Berlin (Charité)
Charlottenstraße 72
14467 Potsdam
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Tel.: 0331 - 241-7502
Lenkdrachen vs. Rückenschmerzen
Herbstzeit ist Drachenzeit. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Drachen steigen zu lassen.
Das Prinzip ist immer das gleiche und ganz einfach: Der Drachen wird so in den Wind
gestellt, dass durch die anströmende Luft ein aerodynamischer Auftrieb entsteht und
das Drachensegel nach oben steigt. Für die meisten zählt jedoch nicht die Physik
sondern das Erlebnis!
Bewegung in der Natur und an frischer Luft – für viele gibt es nichts Schöneres, als nach
einem Tag im Büro rauszugehen und einen Drachen steigen zu lassen. Lässt man den
Drachen stetig hin und her fliegen, kommen die regelmäßigen Bewegungen für viele
einer Meditation gleich. Bei Wind dagegen braucht man viel Kraft.
Das Drachensteigen fordert die Muskulatur, vor allem in den Ober- und Unterarmen,
aber auch der Rücken wird beansprucht. Letztlich werden nahezu alle Muskelgruppen
bewegt, gedehnt und entspannt.
Der Blick in den Himmel tut sein Übriges: Vorbeiziehende Schönwetterwolken, Fetzen
blauen Himmels oder auch mal dunkle Regenwolken – die himmlische Weite entspannt
Geist und Seele. Wer kostenlos Drachen ausprobieren will, der ist jeden ersten Sonntag
im Monat im Volkspark Potsdam richtig. Hier kann man verschiedene Drachenmodelle
testen. Denn wer einen Drachen ohne Beratung im Internet kauft, lässt sich leicht von
der Optik beeinflussen und kommt dann vielleicht mit dem Modell nicht gut zurecht.
Deshalb besser: vorher ausprobieren.
Serie: Der Pflegefall - 3. Folge: Pflegeheime
Wenn Pflege zuhause nicht oder nicht mehr möglich ist, heißt es umzuziehen. Viele
Menschen entscheiden sich in dieser Situation für ein Pflegeheim. Für die Aufnahme in
ein Pflegeheim kann die Einstufung in eine Pflegestufe eine Voraussetzung sein. Worauf
bei der Wahl eines Pflegeheims zu achten ist, beginnt bereits mit dem Heimmietvertrag.
Checklisten
Jeder, der für sich oder für einen Angehörigen einen Heimplatz sucht, kann sich
zunächst überlegen und aufschreiben, wo und wie er am liebsten wohnen und
gegebenenfalls betreut werden möchte. Nach dieser ersten Orientierung können
konkrete Wünsche mit Hilfe vorgefertigter Check- Listen notiert werden. Hilfreich ist
dabei z.B. ein guter Wegweiser, wie ihn das Bundesministerium f. Familie, Senioren,
Familie und Jugend herausgegeben hat: „Auf der Suche nach der passenden Wohn- und
Betreuungsform“. Im Internet bietet u.a. „Die weiße Liste“ Checklisten an, um sich einen
Überblick zu verschaffen.
Auch wenn es schnell gehen muss, einen Heimplatz zu finden, sollte der Heimvertrag in
Bezug auf Kündigungsfristen, Vertragspartner sowie Eindeutigkeit in Leistungen
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(Mahlzeiten, Pflege oder auch Reha-Angebote) und Entgelt in Ruhe geprüft werden. Falls
es möglich sein sollte, empfiehlt sich ein Probewohnen in einem Senioren- oder
Pflegeheim. Kompetenz und Freundlichkeit von Leitung und Personal, Qualität der
Mahlzeiten, Zimmereinrichtung, Freizeitangebote und allgemeine Atmosphäre können
so am besten in Bezug auf die eigenen Wünsche eingeschätzt werden.
Kosten
Die erste Frage gilt meistens den Kosten. Die Rund-um-Versorgung in einem Seniorenoder Pflegeheim ist nicht ganz billig, die Beträge variieren unter anderem je nach
Bundesland, Standort, Ausstattung. Während die Pflegesätze der
Krankenversicherungen bundesweit einheitlich sind, unterscheiden sich die Kosten für
das Wohnen und die Rundumversorgung sehr stark. Die Zuschläge für ein Einzelzimmer
fallen moderat aus (angefangen bei ca. 30,00 Euro monatlich).
Die sogenannten Hotelkosten für Kost, Logis und Service liegen auf dem Land in
Brandenburg zum Teil unter 1.000,- Euro, in der Stadt Berlin bis über 1.500,- Euro. Zu
diesen durchschnittlichen Fixkosten kommen die Kosten für die eigentliche Pflege. Die
Höhe hängt von dem Pflegeaufwand ab. Diese Kosten sind nicht immer abgedeckt durch
die Leistungen der Pflegekasse, es können auch private Zuzahlungen nötig werden.
Für die eigentliche Zimmermiete sowie die Verpflegung gibt es keine Zuschüsse von der
gesetzlichen Pflegeversicherung. Auch die Investitionskosten müssen zusätzlich anteilig
von den Bewohnern selbst getragen werden. Sie sind von Pflegeeinrichtung zu
Pflegeeinrichtung ganz unterschiedlich. Damit werden die Pflegebedürftigen an den
Herstellungs-, Anschaffungs-, Abnutzungs- und Abschreibungskosten von Gebäuden und
technischen Anlagen usw. beteiligt. Sie richten sich nach dem Zustand und dem Alter
der Pflegeeinrichtung, sind jedoch in der Regel ein beachtlicher und nicht zu
unterschätzender monatlicher Betrag.
Wer steuerpflichtig ist, kann unter gewissen Voraussetzungen die Kosten, die selbst
getragen werden müssen, absetzen, Dies gilt auch für Kinder, die sich an den
Pflegekosten ihrer Eltern beteiligen. Das zuständige Finanzamt oder ein Steuerberater
können hierzu nähere Informationen geben.
Biografie-Bögen
Damit sind Informationen zu persönlichen Vorlieben des Pflegebedürftigen und
möglicherweise an Demenz Leidenden gemeint, die den Mitarbeitern eines Pflegeheims
eine individuelle Betreuung ermöglichen. Angehörige können in einem Biografie-Bogen
zum Beispiel festhalten, welches das Lieblingsessen ist oder Anzahl und Namen der
Enkelkinder, ob der Pflegebedürftige es lieber ruhig mag oder gerne Musik hört.
Die Vorlieben zu kennen, kann bei der Auswahl eines Zimmers helfen. Möchte der
Heimbewohner lieber aus dem Fenster in die Natur schauen oder das Leben auf der
Straße beobachten? Die Lebensqualität in einem Heim erhöht sich, wenn die Vorlieben
der Bewohner berücksichtigt werden können.
Alarmsignale für schlechte Pflege
In manchen Pflegeeinrichtungen kann es z.B. wegen Personalmangel dazu kommen,
dass Patienten vernachlässigt und nicht ausreichend umsorgt werden. Angehörige
sollten bei Besuchen genau hinsehen und auf Alarmsignale achten. Das können zum
Beispiel Gewichtsverlust, Müdigkeit als Anzeichen für zu wenig Flüssigkeitszufuhr oder
Druckgeschwüre bei Bettlägerigen sein. Sollte es derartige Auffälligkeiten geben, sollte
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mit der Pflegeleitung Kontakt aufgenommen werden, um Verbesserungen zu erreichen.
Das aktuelle Pflegestärkungsgesetz ermöglicht es, den Schlüssel für die Anzahl der
Betreuungskräfte pro Pflegeeinrichtung anzuheben. Letztlich hat die Leitung eines
Heims den meisten Einfluss auf die Zufriedenheit der Bewohner und des Personals.
Kostenlose Beratung für die Intervention und Beschwerden gibt die Deutsche Stiftung
Patientenschutz. Sie ist für alle Beteiligten eine Anlaufstelle, um über diese Probleme
zu sprechen. Tel.: in Berlin (030 - 2844 4840).
Neue Lebenssituation
Der Umzug in ein Pflegeheim ist eine große Herausforderung für alte Menschen und
auch ihre Angehörigen. Manche Menschen benötigen dabei professionelle
Unterstützung. Neue Sichtweisen können helfen, sich von jahrelangen Gewohnheiten zu
trennen. Zum Aufarbeiten alter Konflikte und Erlernen neuer Denk- oder
Verhaltensweisen, kann eine Verhaltenstherapie hilfreich sein. Die Gespräche mit
Psychologen können in den Räumen der Pflegeeinrichtung (wie bei der Caritas)
stattfinden und von der Krankenkasse übernommen oder mitfinanziert werden. Die
Psychotherapeutische Ambulanz der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie
(DGVT) hilft dabei.
Alten- oder Seniorenheime und auch Pflegeheime sind Orte zum Leben und zum
Sterben. Manche Pflegeheimleitungen tabuisieren das auch nicht und schicken ihre
Mitarbeiter auf Fortbildungskurse, um mit der Pflege Sterbender vertraut zu werden.
Denn von einem Pflegeheim kann man in der Regel nicht in ein Hospiz umziehen.
Alternative Wohnmöglichkeiten im Alter
In den letzten Jahren sind viele Wohnprojekte für diejenigen entwickelt worden, die
nicht mehr in ihrer alten Umgebung oder bei der Familie wohnen können. Für diese
Wohnformen gilt seit dem 1.10.2009 das Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz
(WBVG), das alle Verträge erfasst, in denen die Überlassung von Wohnraum mit Pflegeund Betreuungsleistungen verknüpft ist. Es dient dem Verbraucherschutz.
Pflegebedürftige in ambulant betreuten Wohnformen erhalten eine zusätzliche Leistung
von 205,- Euro pro Monat unabhängig von der Pflegestufe. Für den Bezug von
Leistungen aus der Pflegeversicherung für eine ambulante Pflege, ob privat oder über
einen Pflegedienst, ist es nicht erforderlich, dass der Betreute in seinem eigenen
Haushalt lebt oder wohnt.
Bei Betreutem Wohnen handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für unterschiedlich
organisierte Kombinationen von Wohnung, Betreuung und Pflege. Durch ein
gemeinsames Wohnen unter einem Dach ist ein hohes Maß an sozialer Integration
gewährleistet.
Demenz- und Pflege-Wohngemeinschaften. Sie unterliegen ebenfalls dem Wohn- und
Betreuungsvertragsgesetz und eignen sich für Menschen, die einen erhöhten
Betreuungs- und Pflegebedarf haben und in eine Gruppe integriert werden möchten. In
der familienähnlichen Lebensstruktur gibt es – neben einer professionell geführten
Pflege – Einflussmöglichkeiten von Angehörigen.
Gemeinschaftliches Wohnen heißt in der Regel, in selbstinitiierten Wohnprojekten den
Lebensabend zu verbringen (z.B. Mehrgenerationshäuser). Diese Rechtsform
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unterscheidet sich vom sogenannten Betreuten Wohnen. Besondere Merkmale sind: ein
selbstbestimmter Alltag und das Angebot der nachbarschaftlichen Hilfe.
Expertin im Beitrag:
Petra Gutsch
Pflegedienstleiterin im St. Albertus
Degenerstraße 22
13053 Berlin
Tel.: 030 - 9799 70
Infos im www
Das Heimverzeichnis zur ersten Suche: www.heimverzeichnis.de
ist auch auf der europäischen Interlinks-Datenbank für integrierte Pflege zu finden
Beispiele für Berechnung des Eigenanteils, persönliche Checklisten: www.weisse-liste.de
Pflegeheimfinder der Betriebskrankenkassen mit Preisvergleich:
www.bkk-pflegefinder.de
kostenfreie Beratung für alle: www.stiftung-patientenschutz.de
(für Mitglieder u.a. auch Prüfung von Heim- und Hospiz oder Krankenhausverträgen)
Hinweise auf Veranstaltungen und viele Tipps z.B. zur Aktivierung (bundesweit):
www.altenpflege-online.net
Buchtipps
„Auf der Suche nach der passenden Wohn- und Betreuungsform“
Wegweiser für ältere Menschen (detaillierte Checklisten und Glossar)
Herausgeber Bundesministerium für Familie, Senioren, Familie u. Jugend, 2010
Bestellung über Publikationsversand der Bundesregierung:
Tel.: 030 - 1827 227 21 (kostenlos)
Ratgeber Elternunterhalt: Pflege und Heim – Wann müssen Kinder zahlen? Steuertipps
Michael Küsgens, Verlag: Koch Media; Akademische Arbeitsgemeinschaft, Juli 2014
ISBN-13: 9-783-86817-603-2; EUR: 14,95
Informationsbroschüren, die bei den Pflegestützpunkten ausliegen oder kostenpflichtig
bei den Verbraucherschutzzentralen zu bestellen sind.
RBB
„rbb Praxis“
Masurenallee 8 –14
14057 Berlin
www.rbb-praxis.de
Redaktion:
Programm-Assistenz:
Moderation:
Infotext:
Stand der Information:
Juliane Rossius
Christine Salminger
Raiko Thal
Beate Wagner
11.11.2015
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