II. Informationsblätter: Werkzeuge zum strategischen Lesen I

Z U D E N L E S E A U F G A B E N / W E R K Z E U G E Z U M ST R AT E G I S C H E N L E S E N
I. Hinweise für alle Leseaufgaben
Flüssiges Lesen und Textverstehen
Erst wenn ein Text flüssig (d. h. automatisiert, genau, ausreichend schnell und richtig sequenziert) gelesen
werden kann, können hierarchiehöhere Erarbeitungsaufgaben gestellt werden. Jeder Text sollte daher zu
Beginn halblaut, wiederholend und kontrolliert gelesen werden (Lautleseverfahren). Zur Definition, Diagnose
und Einübung von Leseflüssigkeit und Textverstehen/Lesestrategien siehe den Grundlagentext: „Grundlagen
der Leseförderung“.
Arbeit mit mitgebrachten Texten der Teilnehmenden
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Die hier vorhandenen Leseaufgaben dienen der ersten Übung/Demonstration. Ziel ist jedoch (v. a. bei
konzeptionell schriftlichen Textformen, wie Informationstexten, Anweisungen und Anleitungen) ihre Ergänzung um Texte aus dem Alltag der Teilnehmenden. Diese sind motivierend und besonders geeignet, um das
Festlegen persönlicher Leseziele und die Auswahl passender Lesestrategien einzuüben. Versuchen Sie,
vorab Texte aus dem Alltag der Teilnehmenden (z. B. von Ausbildern/Ausbilderinnen, sozialpädagogischen
Fachkräften) zu erhalten und lassen Sie die Teilnehmenden im Rahmen der Leseförderung immer wieder
eigene Texte mitbringen. Auch wenn diese didaktisch nicht perfekt sind, sollten Sie (evtl. in Anlehnung an
die Aufgabenstellungen zu den im Modul bereitgestellten Materialien) bearbeitet werden.
Umgang mit den Aufgabenstellungen bei der Einübung des strategischen Lesens:
Die Aufgabenstellungen finden sich ausformuliert in den Aufgabenblättern. Sie sind auf einem anderen Blatt
abgedruckt als die Lesetexte. Da die Auswahl/Anwendung von mentalen Werkzeugen des strategischen
Lesens möglichst autonom geschehen soll, können die Aufgabenstellungen unterschiedlich eingesetzt
werden:
• Sie können im Rahmen des reziproken Lernens dem Trainer/der Trainerin ausgehändigt werden.
• Sie können erst nach selbstständiger Bearbeitung des Textes durch die Teilnehmenden (mit Erlesen,
Besprechen der Leseziele und Auswahl passender Werkzeuge) an diese ausgeteilt werden, um noch
fehlende Schritte (z. B. die Beantwortung vorgegebener Fragen zum Text) auszuführen.
• Sie ermöglichen es jedem/jeder Einzelnen, die unterschiedlichen Erarbeitungsschritte bei Bedarf
nachzulesen.
Der Umgang mit den Aufgabenstellungen sollte flexibel an die Unterstützungsbedarfe der Gruppe angepasst
werden. Gleiches gilt auch für die Informationsblätter zu den zentralen Werkzeugen strategischen Lesens.
II. Informationsblätter: Werkzeuge zum
strategischen Lesen
Auf den nächsten sechs Seiten finden Sie Informationsblätter zu den Werkzeugen strategischen Lesens. Diese
können nach Bedarf an die Teilnehmenden weitergegeben und von diesen bei weiteren Übungen ggf. zur
Hand genommen werden.1)
1)
Diese Darstellung elementarer Lesestrategien bezieht sich auf: Prof. Dr. C. Rosebrock/Dr. A. Wetterauer: Das DVV-Rahmencurriculum Lesen:
Fortbildungskonzept. Modul 6: Förderung des strategischen Lesens.
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W E R K Z E U G E Z U M ST R AT E G I S C H E N L E S E N
Werkzeug 1: Vorhersagen1
Machen Sie eine Vorhersage, worum es in dem Text gehen könnte, wenn …
… Sie eine Überschrift entdecken.
… es ein Bild zum Text gibt.
! Auch wenn Sie schon einen Teil des Textes gelesen haben, können
Sie eine Vorhersage machen, wie der Text weitergeht.
Schritte:
Betrachten Sie vor dem Lesen nur die Überschrift und (falls es welche gibt) auch die Bilder: Was verraten sie
Ihnen? Was steht wahrscheinlich in dem Text? Was wissen Sie bereits über dieses Thema?
Weil in der Überschrift … steht, denke ich, dass es in diesem Text um … gehen wird.
Weil ich auf der Abbildung … sehe, vermute ich, dass …
Ich denke der nächste Abschnitt wird von … handeln, weil …
Ich weiß bereits … über das Thema und vermute deshalb, dass es in diesem
Text um … gehen wird.
Werkzeug 2: Klären
Klären Sie schwierige Stellen, wenn Sie …
… etwas nicht verstehen,
… dem Text nicht mehr folgen können,
… die Bedeutung eines Wortes nicht kennen.
Schritte:
• Suchen Sie bei unbekannten Wörtern nach Teilen, die Sie kennen. Lässt sich
die Bedeutung des gesamten Wortes aus seinen einzelnen Teilen erkennen?
• Kennen Sie andere Wörter mit einem der Wortteile (Wortfamilie)?
• Lesen Sie den Satz direkt vor und nach der schwierigen Stelle noch einmal.
• Suchen Sie nach Ersatzwörtern, die an der Stelle Sinn machen.
• Schlagen Sie das unbekannte Wort im Wörterbuch oder Lexikon nach.
• Tauschen Sie sich mit Ihrem Lesepartner/Ihrer Lesepartnerin und/oder der Lehrkraft
über die schwierige Stelle aus.
• Ich verstehe nicht genau, was … bedeutet.
• Ich habe eine Frage zu …
1)
Diese Darstellung elementarer Lesestrategien bezieht sich auf: Prof. Dr. C. Rosebrock/Dr. A. Wetterauer: Das DVV-Rahmencurriculum Lesen:
Fortbildungskonzept. Modul 6: Förderung des strategischen Lesens.
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W E R K Z E U G E Z U M ST R AT E G I S C H E N L E S E N
Werkzeug 3: Fragen
Verwenden Sie Fragen,
… um einen Überblick über die im Text enthaltenen Informationen zu bekommen,
… um sich selbst klar zu machen, was Sie vom Text wissen möchten.
Schritte:
• Überlegen Sie, warum Sie den Text lesen. Welche Fragen haben Sie an den Text?
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• Wer/Was ist/macht … ?
• Wann ist…? Wo ist … ?
• Wozu … ? Wie … ?
• Gibt es Informationen im Text, nach denen Sie Ihre(n) Lesepartner/-in fragen können?
• Finden Sie Fragen, deren Antworten direkt im Text stehen (Informationsfragen) und solche,
deren Antwort man sich überlegen muss (Nachdenkfragen).
Werkzeug 4: Zusammenfassen
Verwenden Sie Zusammenfassungen, um …
… die Hauptaussage (= die wichtigsten Informationen) in einem Text/einem Abschnitt
zu erkennen und festzuhalten,
… zu überprüfen, ob sie die Aussage des Textes/eines Abschnittes verstanden haben.
W-Fragen:
• Was ist in diesem Textteil wichtig?
• Welche Informationen sind unwichtig und können weggelassen werden?
• Welche Informationen kann man in einem Begriff zusammenfassen?
Hilfreiche Satzanfänge:
•
•
•
•
In diesem Text geht es um …
Die wichtigste Aussage des Abschnittes ist …
Der Abschnitt erklärt/berichtet/fragt …
Hier steht, wer/wie/was/wo/warum/wie …
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W E R K Z E U G E Z U M ST R AT E G I S C H E N L E S E N
Das richtige Werkzeug aussuchen
• um sich klar zu machen,
wovon der Text insgesamt
handeln wird
• wenn Sie eine Stelle im Text
nicht verstehen
• wenn Sie die Bedeutung
eines Wortes nicht verstehen
• wenn man durch Bilder/
Überschriften etwas zum
Inhalt vermuten kann
Klären
Fragen
Zusammenfassen
• um zu klären, was Sie
vom Text wissen möchten
• um die Hauptaussage zu
erkennen und festzuhalten
• um vorhandene Informationen
zu erheben
• um zu überprüfen, ob man
die Aussage eines Textes
verstanden hat
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Vorhersagen
W E R K Z E U G E Z U M ST R AT E G I S C H E N L E S E N
Wie wendet man das Werkzeug an?
• Teile des unbekannten
Wortes betrachten
• Betrachten Sie die Bilder/
Überschriften im Text.
Was glauben Sie: wovon
handelt der Text?
• andere Wörter mit einem der
Wortteile suchen (Wortfamilie)
• Abschnitt noch einmal lesen
• Ersatzwörter suchen, die auch
passen würden
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• Was wissen Sie schon
zu diesem Thema?
• im Wörterbuch/Lexikon/
Internet nachschauen
Vorhersagen
Klären
Fragen
Zusammenfassen
• Welche Fragen
haben Sie an
einzelnen Textstellen
(was, wer, wie,
wo, wieso, wann, ...)?
• Finden Sie Fragen, deren
Antworten direkt im Text stehen
oder solche, deren Antworten
man sich überlegen muss.
• Austausch mit anderen
• Unterstreichen Sie
Schlüsselwörter – das sind
Wörter, die mehrmals vorkommen
und von denen der Text handelt.
• Überlegen Sie: Was ist wichtig?
Was ist unwichtig und kann
weggelassen werden?
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