Kinder lernen aus den Folgen ihres Verhaltens Mehr als 80 Mütter und Väter fanden sich zum diesjährigen Elternabend der Primarschule Langnau im Singsaal des Schulhauses ein. In ihrem Vortrag vermittelte Elternbildnerin Silvia Erni, Ruswil, wertvolle Orientierungshilfen zur Begleitung der Kinder und Jugendlichen. Das Gewähren und Fördern der Eigenständigkeit, die elterliche Wertschätzung sowie Fordern und Grenzen setzen, bezeichnete die Referentin als die drei wichtigsten Grundlagen für eine entwicklungsfördernde Erziehungsarbeit. „Erfahrungen lassen sich nicht vererben“, das Zitat von Kurt Tucholski, weise darauf hin, dass jede und jeder diese selber machen müsse. Dazu sei ein gewisser Freiraum nötig, in dem sich die Kinder und Jugendlichen entfalten könnten. „Konflikte nicht unterbrechen – Versuche und Irrtum zulassen (learning by doing)“ – waren zwei von den Eltern genannte Punkte, welche diese Aussage bestätigten. Es sei wichtig, dem Kind zu zeigen, dass es geliebt werde. Zuhören, Verständnis aufbringen, Zeit nehmen, loben sind einige von weiteren Möglichkeiten, um ihm die Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Natürliche und logische Konsequenzen „Fordern und Grenzen setzen“ stehe für das Setzen einer Limitierung, von der die Eltern überzeugt sein müssten. Es gelte, im entscheidenden Moment auch „Nein“ sagen zu können. Werde eine Vereinbarung nicht eingehalten, ergäben sich Konsequenzen. Natürliche Konsequenzen würden durch ein bestimmtes Verhalten ausgelöst und träten unvermittelt auf. Sie ermöglichten dem Kind wichtige Lernerfahrungen ohne Zutun der Eltern. Die Referentin führte entsprechende Beispiele an. Unachtsamer Umgang mit dem Spielzeug führt dazu, dass dieses Schaden leidet – war eines davon. Es ergeben sich auch logische Konsequenzen, abgeleitet aus den im Vorfeld getätigten Regeln und Vereinbarungen, die immer wieder neu überdacht werden müssen. Sie stehen in direktem Zusammenhang mit dem unerwünschten Verhalten des Kindes, sind zeitlich absehbar und werden von den Eltern, die sich dabei auch in ihrer Präsenz gefordert sehen, ausgesprochen:“Bis du die Hausaufgaben erledigt hast, wird nichts anderes unternommen.“ Das Handhaben logischer Konsequenzen sei anspruchsvoll und bei Kindern unter fünf Jahren kaum geeignet, erwähnte Silvia Erni. Logische Konsequenzen sollten einen Lernprozess beinhalten und nicht in erster Linie als Urteilsprozess abgehandelt werden. Strafen stellten eine Zwangsmassnahme, meist in Form eines Eingriffs in die persönliche Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit dar, seien ein Ausspielen von Macht. Das Augenmerk sei auf die Vergangenheit gerichtet. Beim Lernprozess hingegen übernehmen die Erwachsenen die Rolle des Erziehers, sind an der Auflösung der Situation interessiert, richten den Fokus auf die Zukunft, zeigen sich verständnisvoll und mitfühlend, bewahren Respekt vor dem Kind und akzeptieren es - nicht aber sein Verhalten. Silvia Erni wünschte abschliessend den Langnauer Eltern, Lehrern und Kindern eine gut funktionierende Erziehungspartnerschaft. Emil Stöckli
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