Referat Prof. Dr. François Höpflinger

Kooperation Alter
Kantonale Tagung vom 26. Juni 2015, Rorschach
François Höpflinger
Demographische Herausforderungen
in den Gemeinden
www.hoepflinger.com
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Zahlenmässige Entwicklung der älteren
Wohnbevölkerung im Kanton St. Gallen 2015-2035
Kanton St.Gallen
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Altersquotient 2013: Personen im Alter von 65 oder
mehr Jahren je 100 Personen im Alter von 20-64 Jahren
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Anteil der 65-74-Jährigen, die ihre Gesundheit als gut bis
sehr gut einschätzen, 1979 und 2012
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Sozio-kulturelle Verjüngung älterer Generationen –
als Gegentrend zur demographischen Alterung
Funktional gesunde Lebenserwartung
im Alter 65 (2012)
Anteil an Personen, die es für sich persönlich wichtig finden, neue Ideen zu haben,
kreativ zu sein (2012)
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Alltagsbezogen pflegebedürftig im Alter: Schweiz
(%-Werte)
Online nach Alter 2003 und 2015
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Relatives Risiko für Pflegebedürftigkeit
im Alter nach diagnostizierter Erkrankung
Wert von 1 = kein erhöhtes Risiko, Beispiel: Demenz: Personen mit Demenz
haben ein 17.3 mal höheres Risiko pflegebedürftig zu werden als ältere Personen
ohne Demenz
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Zahl an demenzerkrankten älteren Menschen im
Kanton St. Gallen 2015-2035 (bei gleich bleibenden
Prävalenzraten)
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Trenderwartungen bezüglich
Pflegebedürftigkeit/Demenz
Pflege durch Angehörige: Trenderwartungen
Pflegebedürftigkeit tritt später ein, aber gleichzeitig höhere Häufigkeit
älterer Personen mit leichten bis mittelschweren Beschwerden (wegen
Übergewicht, Diabetes, Hör- und Seheinschränkungen, Rückenproblemen usw.)
Pflegeleistungen durch Partner/Partnerin bleiben auf der gleichen
Höhe, aber da häufig beide Personen alt sind, benötigen sie
zumeist professionelle Unterstützung. Neue Generationen von
Paaren sind eher bereit, Hilfe und Pflege an Fachpersonen
abzugeben und Entlastung anzunehmen.
Konsequenz: stärkerer Anstieg an ambulanter Pflege als an stationärer
Pflege. Weiter steigendes Alter bei Eintritt in Pflegeeinrichtung und
verkürzter Aufenthalt/erhöhter Bedarf nach palliativer Care.
Altersbezogenes Risiko schwerer demenzieller Einschränkungen sinkt
leicht und gut gebildete Generationen können demenzielle
Einschränkungen länger kompensieren.
Konsequenz: Mehr Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz,
betreut zu Hause oder in betreuten Wohnformen.
Hilfe/Pflege durch Töchter/Söhne eher abnehmend, weil mehr
Töchter erwerbstätig sind, Kinder häufiger auswärts wohnen und
mehr alte Menschen keine Nachkommen haben.
Freunde/Nachbarn sind oft gute Bezugspersonen für Hilfeleistungen, nicht aber für Pflegeleistungen.
Modell von ‘Pflegefamilien’ kann – bei guter Begleitung – in
ausgewählten Einzelfällen funktionieren (z.B. für Übergangspflege, ev. in Form von ‘Bed&Breakfest-Pflege).
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«Erwachsene Kinder sollten ihre Eltern bei sich aufnehmen, wenn
diese nicht mehr in der Lage sind, alleine zu leben»
%-Anteil, die dieser Aussage voll/eher zustimmen (2013)
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Durchschnittliches Alter pflegender Angehöriger
(Swiss Age-Care Studie)
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Beteiligung an Freiwilligenarbeit in der Schweiz
1997 und 2013
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Freiwilligenarbeit morgen
Freiwilligenarbeit funktioniert immer häufiger nur noch, wenn Freiwillige
gut betreut/geschätzt und gezielt eingesetzt werden. Immer weniger
Menschen – auch Senioren – wollen ‘fremdbestimmte Freiwilligenarbeit’
leisten.
Zukünftig dürfte Rekrutierung, Anleitung, Betreuung und Weiterbildung
von Freiwilligen – auch aufgrund der steigenden Zahl an aktiven
Pensionierten – eine zentrale kommunale Aufgabe darstellen.
Ohne Ressourcen der Pensionierten wird zukünftig vieles nicht
funktionieren, aber der Einsatz pensionierter (wie auch erwerbstätiger)
Menschen funktioniert immer weniger ohne fachliche und politische
Unterstützung.
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Fehlende Infrastruktur nach Gemeindegrösse in der
Wahrnehmung 60-jähriger und älterer Befragter 2013
Zentrale Spannungsfelder in vielen kleinen bis
mittelgrossen Gemeinden
Wünsche an Alterspolitik der Gemeinde kann variieren zwischen
‘Alteingesessener Wohnbevölkerung’ und ‘Neuzuzügern’: Die einen
wollen primär kommunale Lösungen (und dominieren oft die
Gemeindepolitik), die anderen sind eher für regionale Lösungen
(bzw. interessieren sich teilweise wenig für Gemeindepolitik).
Auch in ländlichen Regionen/Gemeinden gibt es einen ‘Graben’
zwischen ländlich und städtisch orientierten Bewohnern. Dies gilt vor
allem in ‘peri-urbanen Gemeinden (ländliche Gemeinde mit viel
Berufspendlern).
In kleinen Gemeinden führen Abbau von Infrastrukturen zu einem
verstärkten Hilfebedarf alter Menschen.
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Betreutes/begleitetes Wohnen
(Wohnen mit Service)
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Persönlich positive Einstellung zu Alterswohnung
nach Alter und funktionaler Gesundheit 2003 und 2013
Für alte Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen stehen
Formen betreuten/ begleiteten Wohnens vermehrt im Zentrum:
Kombination von hindernisfreier Wohnform und Anbindung an gute
Dienstleistungen.
Das Konzept des betreuten Wohnens/Service-Wohnen erfährt in zwei
Richtungen eine Ausdehnung:
a) Ausdehnung auf stärker pflegebedürftige Menschen (pflegerisch
orientiertes betreutes Wohnen), etwa auch für älter werdende
Suchtpatienten, demenzerkrankte Menschen
b) Wohnen mit Serviceleistungen für alle Lebensalter
(wellness-orientiertes Service-Wohnen)
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Zwei kostengünstige Strategien
um Bedarf/Trends zu erfassen
Trenderwartungen
Verstärkte Auflösung der Zweiteilung ‘ambulant-stationär’. Hin zu
Alters- und Pflegezentren, die hindernisfreies Alterswohnen,
betreutes Wohnen und Pflegewohngruppen kombinieren.
Generell: standardisierte Befragungen ergeben wenig/verzerrte
Auskunft zu tatsächlichem Bedarf, sondern sie zeigen primär
Ansprüche auf.
In diversen Gemeinden bewährt:
Hauptproblem der Zukunft: Rekrutierung von genügend
Pflegefachpersonen.
Jährliche/halbjährliche Alterskonferenzen (mit allen Fachpersonen, die
mit alten Menschen direkt und indirekt konfrontiert sind).
Gemeinden, die gezielt die Pflege von Pflegenden (Angehörigen,
Pflegefachpersonen, Freiwillige) fördern, werden im
Konkurrenzkampf um knappe Ressourcen im Vorteil sein.
Gemeinde- bzw. Quartierbegehungen: Senioren und Fachleute
begehen gemeinsam ein Quartier und beschreiben positive und
negative Aspekte des Quartiers für alte (und ev. junge) Menschen.
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Heute typisch: Vielfalt an Akteuren
Thema ‘Vernetzung’ – hin zu einer vernetzten
Alterspolitik
Zwei Richtungen der Vernetzung: innerhalb einer (grösseren)
Gemeinde bis innerhalb einer spezifischen Region (Häufig:
Intransparenz der vielfältigen Angebote)
Häufig noch mangelhaft: Vernetzung zwischen sozialen und
gesundheitlich-pflegerischen Angeboten (sowie zwischen
öffentlichen und privaten Initiativen).
Eine gut vernetzte kommunale Alterspolitik stärkt (idealerweise)
sowohl Gemeindetraditionen als auch neue Altersangebote.
Vernetzung kann gezielt als Strategie benützt werden um
kommunale Traditionen und lokale Besonderheiten mit Innovationen
zu verbinden.
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Internet-Links zum Thema
www.programmsocius.ch (Unterstützung
vernetzter Altersarbeit)
www.alterspolitik.ch (KAP Kommunale
Alterspolitik, inkl. Tools/Werkzeugkasten)
www.lea-label.ch (Zertifikat für alters- und
generationen-gerechte Wohnungen)
www.wohnenimalter.ch (Altersgerechtes Bauen
aus architektonischer Sicht)
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