Neuer Photovoltaik-Dachgarten nutzt Gebäudedächer dreifach

Presseaussendung
Neuer Photovoltaik-Dachgarten nutzt Gebäudedächer
dreifach: Freiraum + Grünraum + PV-Strom.
Wien, 20.08.2015: Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima und BOKU-Rektor Martin
Gerzabek gratulieren multidisziplinärem Forschungsteam zur erfolgreichen
Entwicklung des ersten PV-Dachgartens. Nach knapp dreijähriger Projektentwicklung
durch zehn Partner wurde heute auf der BOKU Wien erstmals das Ergebnis aus dem
Forschungsprojekt präsentiert: Die intensiv begrünte Dachterrasse schafft
angenehmes Wohlfühlambiente, die Photovoltaik-Pergola mit halbtransparenten
Glas-Glas-Modulen spendet Schatten und erzeugt Grünstrom. Das Projekt unterstützt
eine nachhaltige Stadtentwicklung, erste Umsetzungsprojekte werden gesucht.
Erneuerbare Energie produzieren, zunehmende Flächenversiegelung kompensieren, Mikroklima
verbessern, CO2 und Regenwasser speichern oder die Lebensdauer der Dachhaut verlängern –
all dies und noch viel mehr sollte ein kombiniertes System am Dach leisten, so die
Ausgangssituation für das Projekt. „So sind wir auf die Idee gekommen, vormals
konkurrierende Dachnutzungen erstmals zu kombinieren: Freiraum, Grünraum, PV-Strom. Alles
auf einem Dach“, so Susanne Lins, Leiterin des Projektes. Ein multidisziplinäres
Forschungsteam entwickelte das Systemkonzept, welches heute am Versuchsstandort auf der
BOKU-Dachterrasse präsentiert wurde. Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima gratulierte zum
Forschungserfolg: „Mehr Freiraum, Begrünung und Erneuerbare Energie sind wichtige Ziele bei
der Gestaltung unserer Stadt. Als Stadt Wien unterstützen wir daher solch innovative Projekte
und ich freue mich, dass öffentliche Gebäude hier immer wieder eine Vorreiterrolle
einnehmen.“
Wohlfühlzone für Mensch & Natur
Obwohl die aus Holz konstruierte Versuchsanlage auf der BOKU noch nicht der finalen
architektonischen Ausführung entspricht – wie die Lösung funktioniert wird dort bereits
spürbar: Die vormals wenig genutzte Terrasse wurde zum attraktiven Aufenthalts- und
Besprechungsort mit drei bis fünf Grad gefühltem Temperaturunterschied.1 Neben Studenten
tummeln sich neuerdings zahlreiche Insekten, der BOKU-Kühlschrank ist voll mit selbst
gemachtem Basilikum-Pesto. „Für die BOKU Wien ist das Projekt PV-Dachgarten ein großer
Gewinn. Nicht nur wegen der neuen Aufenthaltsqualität auf der Dachterrasse“, so Rektor
Martin Gerzabek. „Im Rahmen des Forschungsprojektes hat sich das Institut für
Ingenieurbiologie und Landschaftsbau und das Institut für Konstruktiven Ingenieurbau sowie
diverse Diplomarbeiten mit verschiedenen Aspekten – auf architektonischer und
vegetationstechnischer Ebene – auseinandergesetzt.“ Beim Testgarten auf der BOKU wird allein
durch die Photovoltaik jährlich 5 Tonnen CO2 eingespart. Darin unberücksichtigt ist noch das
CO2-Bindevermögen der Pflanzen und Erde – Begrünung fungiert zudem als Feinstaub-Filter.
1
Lt. Messungen von April – Juli 2015 am BOKU-Versuchsgarten: Die gefühlte Temperatur ist an den unteren und oberen Spitzen um
drei bis fünf Grad abgeschwächt.
1
Neue Aufenthaltsfläche für Gebäudenutzer
Die finale Ausführung des PV-Dachgartens besteht aus einem Gründachaufbau, einer in Holz
oder Stahl gefertigten Pergola und einer Überdachung mit Photovoltaik Glas-Glas-Modulen.
Eine PV-Dachgarten Einheit misst etwa 56 m² und ist beliebig multiplizierbar. Sie liefert jährlich
etwa 5.500 kWh Grünstrom, damit können ein bis zwei Haushalte versorgt werden. Die Kosten
inklusive Begrünung, Stahlträgerkonstruktion und Photovoltaik-System belaufen sich aktuell
auf etwa € 79.500,-. Der PV-Dachgarten liegt mit € 1.400,- pro Quadratmeter in etwa im
Kostenrahmen eines Wintergartens2 – liefert zum selben Preis jedoch bereits Grünstrom und
begrüntes Wohlfühl-Ambiente. „Auch wenn in der Errichtung Zusatzkosten anfallen, langfristig
gesehen bringt der PV-Dachgarten gleichzeitig Einsparungen“, so Susanne Lins. „Die
Photovoltaik liefert Strom für das Gebäude und die Begrünung wirkt wie eine Klimaanlage für
das oberste Geschoß, das im Sommer ohnehin häufig von Überhitzung betroffen ist. Der
Gründach-Aufbau wirkt als Schutzpanzer für die Dachhaut und verlängert deren Lebensdauer.
Dadurch, dass Regenwasser gespeichert wird, gelangt eine geringere Menge in den Kanal,
wodurch das Abwassersystem entlastet werden kann. Und nicht zuletzt, sind glücklichere
Mieter auch loyalere Mieter – die Wohlfühl-Oase am Dach wird man nicht so schnell verlassen.“
Nun werden vom Projektteam erste Umsetzungsprojekte gesucht.
Projektpartner
tatwort Nachhaltige Projekte zeichnete für das Projektmanagement sowie für
Stakeholderbefragungen und Recherchen zu regulativen Rahmenbedingungen, Kosten-ErtragsAnalysen sowie der Entwicklung eines Planungshandbuches verantwortlich. Das Institut für
Ingenieurbiologie und Landschaftsbau der BOKU Wien (IBLB) entwickelte den
Gründachaufbau mit Bewässerungssystem sowie ein passendes Pflanzensortiment, gemeinsam
mit Begrünungsexperte Fricke und Bewässerungsexperte Raintime. Ertex Solar bestückte
die Versuchsanlagen der BOKU mit semitransparenten Glas-Glas-PV-Modulen und entwickelte
gemeinsam mit Ideee das Lichtkonzept. Das architektonische Konzept der PhotovoltaikPergola wurde vom Institut für Konstruktiven Ingenieurbau, AG Ressourcenorientiertes
Bauen der BOKU Wien (IKI), in Zusammenarbeit mit Treberspurg und Partner,
entwickelt. Ebenfalls vom IKI kamen Entwürfe für Mustergrundrisse mit unterschiedlichen
Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Ruhezonen, Gemeinschaftsgärten, Privatgärten, Urban Gardening,
etc.) für häufige Gebäudetypologien. ATB Becker entwickelte die technischen
Konstruktionspläne in einer Kooperation mit Alukönigstahl und der voestalpine Krems, die
ein neuartiges Stahlprofil, das Gewicht und Kosten einspart, konzipierte. CES clean energy
solutions definierte die Haustechnik. Wien Süd und BUWOG lieferten nützlichen Praxis-Input
für die Entwicklung aus Sicht des Bauträgers und stellten Bauprojekte für Simulationen bereit.
Pressekontakt
tatwort Nachhaltige Projekte | Victoria Hala
e-mail: [email protected] | Telefon: +43 1 409 55 81-216
Das Projekt PV-Dachgarten wurde durch das BMVIT und BMWFW im Rahmen des Programmes COIN durch die
Forschungsförderungsgesellschaft gefördert.
2 http://www.expert-wintergarten.at/87-wintergartenkosten (2015-08-12)
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