Der Investiturstreit

Johannes Laudage,
Matthias S-chrQr (Hrsg.)
Der Investiturstreit
Quellen und Materialien
(Lateinisch - Deutsch)
Nr. 70: Das Wormser Konkordat yom 23. September 1122
Nr. 69: Oer Furstenspruch von Wurzburg
(September/Oktober 1121)
Hoc est consilium in quod convenerunt principes de controvers.ia inte~
domnum inperatorem et regoum: (1) Domnus inperator. apostolIc: .sedl
obediat. Et de calumpnia, quam adversus eum habet eclesIa, ex CO~SilIOat
auxilio principum inter ipsum et domnum papam compona~r, et SItfrrma
et stabilis pax, ita quod domnus inperator que sua et que regol sunt. habeat,
eclesie et unusquisque sua quiete et pacifice possidean~. [...] S~ a~tem
domnus imperator hoc consilium preterierit, principes Slcut ad IOVlcem
fidem dederunt, ita eam observerent.
Nr. 70: Oas Wormser Konkordat vom 23. September 1122
PRIVILEGIUM IMPERATORIS
In nomine sanct<r et individu<r Trinitatis. Ego Heinricus Dei grat~a
Romanorum imperator augustus pro amore Dei et.s~ct<r Roman<r <rc.clesl~
et domini pap<rCalixti et pro remedio anim<rme<rdlmltto Deo ~t sanC:IsDel
apostolis Petro et Paulo sanct<rque catholic<r <rcclesi<ro~mem I?Vestlturam
per anulum et baculum, et concedo in omnibus <rc:cleslls,qu<r10 re~o vel
imperio mea sunt, canonicam fieri electionen: e~ lI?era~ co~secr~tIOnem.
(2) Possessiones et regalia beati Petri, q~<ra p~n.clpIO?U1USdlscordl<rusque
ad hodiernam diem sive tempore patns mel Slve etIam mea ablata sunt,
qu<rhabeo, eidem sanct<rRoman<r ecclesi<rr~stituo, ~u<raut.em non ha~eo,
ut restituantur fideliter iuvabo. (3) PossessIOnes etlam all~m omnlU~
<rcclesiarumet principum et aliorum tam cleric~ru~. quam lalcorum, qu<r10
werra ista amiss<rsunt, consilio principum VellUStICla,qu<rhabeo, reddam,
qu<r non habeo, ut reddantur fideliter iuvabo. (4) Et d~ ver~. pacem
domino pap<rCalixto sanct<rque Roman<r <rcclesi<ret ommbus ~U110 ~:me
ipsius sunt vel fuerunt. (5) Et in quibus s~n~a R~mana. <rccl:sla a~lUm
postulaverit, fideliter iuvabo et, de quibus mlhl fecent quenmo~~am, ~e~ltam
sibi faciam iusticiam. H<rcomnia acta sunt consensu et consilIo pnncI~um
quorum nomina subscripta sunt: Adelbertus414archiepiscopus MogontlOus,
F.415Coloniensis archiepiscopus, H,416 Ratisbonensis episcopus, 0.417
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Adalbert yon Mainz (t 1137).
Friedrich yon K61n (t 1131).
Hartwig von Regensburg (t 1126).
Otto von Bamberg (t 1139).
Nr. 69: Oer Furstenspruch von Wurzburg
(SefE)tember/Oktober 1121)
Das ist der BescWuB, auf den sich die Fiirsten im Streit zwischen dem
Herrn Kaiser und dem Reich verstiindigt haben: (1) Der Herr Kaiser moge
dem Apostolischen Stuhl gehorchen. Und iiber die boswillige Anklage, die
die Kirche gegen ihn vorbringt, so11rnit Rat und Beistand der Fiirsten zwischen ihm und dem Herro Papst ein Vergleich gescWossen werden, und
der Friede solI so sieher und unverbriicWieh sein, daB der Herr Kaiser das
erhalte, was ihrn und dem Reich' gehort, und die Kirche und jede andere
das Seinige ruhig und friedlich besitze. [...] Wenn aber der Herr Kaiser diesen RatscWag auBer aeht lassen sol1te, dann werden die Ftirsten dennoch
den Treueid so einhalten, wie sie ihn einander geschworen haben.
Nr~70: Oas Wormser Konkordat vom 23. September 1122
DAS PRIVILEG DES KAISERS
1m Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. leh, Heinrich, yon
Gottes Gnaden erhabener Kaiser der Romer, iiberlasse Gott, Gottes heiligen Aposteln Petrus und Paulus und der heiligen katholischen Kirche
- aus Liebe zu Gott, zur heiligen romischen Kirche und zum Herrn Papst
Calixt sowie zum Heil meiner Seele - jede Investitur mit Ring und Stab,
und ich gestehe zu, daB in allen Kirchen, die in meinem Konig- oder Kaiserreieh liegen, eine kanonische Wahl und eine freie Weihe stattfinden.
Die Besitzungen und Regalien des seligen Petrus, die yom Beginn dieses
Streites bis auf den heutigen Tag - sei es zur Zeit meines Vaters oder sei
es auch zu meiner Zeit - abhanden gekommen sind, erstatte ich der heiligen romischen Kirche zuriick, sofern ich sie (in meiner Gewalt) habe;
sofern ich diese aber nicht besitze, werde ich getreulich helfen, daB sie
zuruckerstattet werden. Auch die Besitzungen aller anderen Kirchen, die
yon F'tirsten und die yon sonstigen Personen, die yon Klerikern ebenso wie
die yon Laien, werde ich auf den Rat der F'tirsten und aus Gerechtigkeit
zuriickgeben, sofern sie in diesem Streit verloren gegangen sind und ich sie
'" (in meiner Hand) habe; sofern ich sie nicht besitze, werde ich getreulich
helfen, daB sie zuriickgegeben werden. Und ich gebe wahren Frieden dem'
Herro Papst Calixt, der heiligen romischen Kirche und allen, die auf seiner
.Seite sind oder gewesen sind. Und in all den Angelegenheiten, in denen
di~ heilige romische Kirche Beistand fordern wird, werde ich getreulich
Nr. 70: Das Wormser Konkordat vom 23. September 1122
Bauenbergensis episcopus, B.418Spirensis episcopus, H.419Augustensis,
G.420Traiectensis, 0.421Constanciensis, E.422abbasWldensis, Heinricus423
dux, Fridericus424 dux, S.425dux, Pertolfus426 dux, marchio Teipoldvs427,
marchio Engelbertus428, Godefridus429 Palatinus, Ott0430 Palatinus comes,
Beringarius431 comes. + Ego Fridericvs Coloniensis archiepiscopus et
archicancellarius recognovi.
PRIVILEGIUM PONTIFICIS
(1)Ego Calixtus episcopus servus servorum Dei tibi dilecto filio H.432Dei
gratia Romanorum imperatori augusta concedo electiones episcoporum
et abbatum Teutonici regni, qui ad regnum pertinent, in praesentia tua
fieri, absque simonia et aliqua violentia; (2) ut si qua inter partes discordia
emerserit, metropolitani et comprovincialium consilio vel iudicio saniori
parti assensum et auxilium praebeas. (3) Electus autem regalia per sceptrum
ate recipiat et, quae ex his iure tibi debet, faciat. (4) Ex aliis vero partibus
imperii consecratus infra sex menses regalia per sceptrum a te recipiat et,
quae ex his iure tibi debet, faciat; exceptis omnibus, quae ad Romanam
ecclesiam pertinere noscuntur. (5) De quibus vero mihi querimoniam
feceris et auxilium postulaveris, secundum officii mei debitum auxilium tibi
praestabo. (6) Do tibi veram pacem et omnibus, qui in parte tua sunt vel
fuerunt tempore huius discordiae.
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Bruno von Speyer Ct 1123).
Hermann von Augsburg Ct 1133).
Godebald von Utrecht Ct 1127).
Ulrich von Konstanz Ct 1127).
Erlolf von Fulda Ct 1122).
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Heinrich der Schwarze, Herzog von Bayem Ct 1126).
Friedrich II., Herzog von Schwab en Ct 1147).
Simon I., Herzog von Oberlothringen (t 1139).
Berthold m. von Zahringen Ct 1122).
Diepold m. von Vohburg, Markgrafim bayeris0en Nordgau (t 1146) ...
Engelbert von Sponheim, Markgraf von Istnen und Herzog von Karnten
Ct 1141).
Gottfried von Calw (t urn 1133).
Otto von Wittelsbach, bayerischer Pfalzgraf (t 1156).
Berengar I., Graf von Sulzach (t 1125).
Heinrich V. Ct 1125).
helfen, und ich werde ihr im Hinblick auf die Dinge, iiber die sie bei mir
Klage fiihren wird, die ihr zustehende Gerechtigkeit verschaffen.
All dies wurde ausgehandelt mit der Zustimmung und dem Rat der
F"tirsten, deren Namen unterhalb aufgeschrieben sind: Adalbert, Erzbischof von Mainz, F.(riedrich), Erzbischof von Koln, H(artwig), Bischof
von Regensburg, O.(tto), Bischof von Bamberg, B.(runo), Bischof von
Speyer, H(ermann) von Augsburg, G.(odebald) von Utrecht, U.(lrich) von
Ko.nstanz, E.(rlolf), Abt von Fulda, Heinrich, Herzog, Friedrich, Herzog,
S.(lmon), Herzog, Berthold, Herzog, Markgraf Diepold, Markgraf Engelbert, Gottfried, Pfalzgraf, Otto, Pfalzgraf, Berengar, Gra[ + leh Friedrich,
Erzbischof von Koln und Erzkanzler, habe wiedererkannt.
DAS PRIVILEG DES PAPSTES
leh, Bischof Calixt, Knecht der Knechte Gortes, konzediere Dir, geli~bter Sohn H(einrich), von Gottes Gnaden erhabener Kaiser der Romer,
daB die Wahlen der Bischofe und Abte des deutschen Reiches in Deiner
Gegenwart startfinden, sofem diese zum Reich gehoren, und zwar ohne
Simonie und irgendwelche Gewalt, damit Du, wenn unter den Parteien
irgendwelche Zwietracht entstehen sollte, gemaB dem Rat und Urteil des
Metropoliten und der Konprovinzialen dem gesiinderen Teil Hilfe und
Beistand gewahrst. Der Gewahlte aber solI von Dir durch das Zepter die
Regalien entgegennehmen, und er solI das leisten, was er Dir wegen dieser
(Regalien) rechtmaBig schuldet. In den anderen Gebieten des Kaiserreiches solI der Geweihte innerhalb von sechs Monaten von Dir die Regalien
durch das Zepter empfangen und das leisten, was er Dir wegen dieser
(Regalien) rechtmaBig schuldet; dabei bleiben jedoch ausgenommen alle
(Gebiete?), die offensichtlich zur romischen Kirche gehOren. 1m Hinblick
auf die Dinge aber, deretwegen Du bei mir Klage fiihren und Beistand fordem wirst, werde ich Dir - gemaB der Schuldigkeit meines Amtes - Hilfe
gewahren. Ich gebe Dir wahren Frieden und allen, die zur Zeit dieses Zwistes auf Deiner Seite sind oder gewesen sind.