Halbjahresbericht 2_2015

Deutscher Kinderschutzbund, Kreisverband Günzburg e.V.
DKSB, Krankenhausstr. 38, 89312 Günzburg
Halbjahresbericht II (2015) für das Patenschaftsmodell
(Patenschaften für Kinder psychisch erkrankter Eltern)
Zum Ausklang des Jahres 2015 möchte ich wieder alle Interessierte an
unserem Patenschaftsmodell daran teilhaben lassen, wie sich das
Projekt inzwischen entwickelt hat.
Krankenhausstr. 38
89312 Günzburg
Tel 08221 – 2785901
Fax 08221 – 2785905
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www.kinderschutzbund-guenzburg.de
Ansprechpartnerin:
Roswitha Holmer
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Die Evaluation, die bereits in vorangegangenen Berichten erwähnt
wurde, ist nun endlich so richtig angelaufen. Es war ein längerer Weg
des Abwägens, wie wir das Ganze denn nun konkret in Angriff nehmen,
ob wir z.B. extern jemanden damit beauftragen. Doch schließlich sind
wir aus verschiedenen Gründen zu dem Entschluss gekommen, die
Evaluation selbst durchzuführen. Unterstützt werden wir hierbei
weiterhin von der Forschungsabteilung des BKH Günzburg unter der
Leitung von Prof.Dr. Reinhold Kilian. Auch die Teilnahme an der
„qualitativen Forschungswerkstatt“ mit Dr. Silvia Krumm ist sehr
hilfreich. Jens Wagner, der gerade einschlägige Berufserfahrung im
Vorfeld seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger hier beim
Kinderschutzbund sammelt, führt die Interviews, sowohl mit den Paten als auch mit den
psychisch erkrankten Eltern durch. Da Herr Wagner unbekannt, und somit ein Stück weit
eine „neutrale Person“ ist, können die Leute recht offen und vorbehaltlos von ihren
Erfahrungen mit der Patenschaft berichten. Nachdem Herr Wagner sich dann auch der
mühsamen Arbeit des Transkribierens (Verschriftlichung der Interviews nach bestimmten
Regeln) gewidmet hatte, konnte ich nun inzwischen die Auswertung der bisherigen
Pateninterviews (einige wenige stehen noch aus) schon mal weitgehend fertig stellen.
Dabei ist wieder sehr deutlich geworden, wie wichtig die intensive Begleitung der
Patenschaften ist; alle Befragten haben sich dahingehend geäußert, dass sie die
Erreichbarkeit einer pädagogischen Fachkraft als sehr hilfreich, ja sogar als unerlässlich
empfinden. Genauso erleben die meisten von ihnen den Austausch mit anderen Paten (bei
den regelmäßigen Patentreffen) als sehr wichtig.
Es ist ebenfalls auffallend, dass die Paten alle von wichtigen Veränderungen bei ihrem
Patenkind berichten. Einige Patenschaften laufen ja nun bereits seit zweieinhalb Jahren; ein
Zeitraum, in dem bei regelmäßigem Kontakt Einiges an Wachstum und Reifung geschehen
kann. Berichtet wird z.B. von mehr Selbstbewusstsein bei den Patenkindern, von
wachsendem Vertrauen, vom „Gefühle-zeigen-können“, aber auch vom Lernen von Regeln
und von Verbesserung des Sozialverhaltens.
So empfinde ich während der intensiven Beschäftigung mit den Interviews es als wichtig,
auch die Auswertung so „hautnah“ mitzuerleben, weil sich so wichtige Aspekte mir selbst
noch viel intensiver einprägen - auch „Stolpersteine“, auf die zu achten ist. Diese werden
mir zwar auch in den regelmäßigen Hausbesuchen immer wieder deutlich, doch ist es
hilfreich, wenn alle Paten (oder alle Betroffenen Eltern) sich zu einem bestimmten Thema
äußern und sich dadurch dann die Möglichkeit bietet, sich„geballt“ und intensiv mit genau
diesem Thema auseinander zu setzen.
Spendenkonto Patenhilfe
Volksbank Günzburg
IBAN: DE14720690430006086039
BIC: GENODEF1GZ2
Nun habe ich Ihnen hoffentlich schon ein wenig „den Mund wässrig gemacht“, den
Evaluationsbericht zu lesen, der im Laufe des kommenden Jahres (nachdem die noch fehlenden
Pateninterviews und dann auch die Interviews mit den leiblichen Eltern der Patenkinder ausgewertet
wurden) fertig gestellt werden wird.
Die Anzahl der Patenschaften ist nahezu konstant geblieben. Die Herausforderung besteht zur
Zeit vor allem darin, geeignete Patenfamilien zu finden. Dies liegt wohl einerseits daran, dass
immer weniger Menschen Zeit haben, sich ehrenamtlich zu engagieren, gleichzeitig aber die
Möglichkeiten, sich zu engagieren immer zahlreicher werden (z.B. auch in dem neuen Projekt, das
der Kinderschutzbund gemeinsam mit dem Landkreis durchführt: dem Familienpaten-Projekt).
Wir merken zudem, dass das Thema „psychische Erkrankung“ nach wie vor eine Hürde für viele
Menschen darstellt. Paten berichten uns, dass sie teilweise ein Jahr lang überlegt haben, ob sie
tatsächlich eine Patenschaft für das Kind eines psychisch erkrankten Elternteils übernehmen.
Allerdings machen wir auch die Erfahrung, wie gut es ist, wenn sich Menschen diese Eintscheidung
der Übernahme einer Patenschaft, gut und reiflich überlegt haben, denn es erleichtert auf Dauer die
Zusammenarbeit. Insbesondere der Kontakt zur Familie des Patenkindes bedarf viel Geduld und
Ausdauer und Langfristigkeit ist hier ungeheuer wichtig! Es hinterließe doch einige Scherben, wenn
eine Patenschaft schnell wieder abgebrochen würde, weil sich jemand überfordert fühlt. Dem
wollen wir durch einen längeren Anbahnungsprozess vorbeugen. So nehmen eventuelle
Patenanwärter auch erst einmal an den Patentreffen teil. Hier sind wichtige Schulungselemente
enthalten und sie hören gleich „aus erster Hand“, was sie womöglich so alles erwartet. Auch ist der
regelmäßig vom Kinderschutzbund durchgeführte Elternkurs „Starke Eltern – starke Kinder“ ein
wichtiges Basiselement in der Ausbildung zukünftiger Paten.
Meine Kollegin, Brigitte Lauterbach und ich halten ständig die Augen offen, wo sich Gelegenheiten
bieten, auf die Situation von Kindern psychisch erkrankter Eltern hinzuweisen und für die
Patenschaften zu werben. Und wir sind dankbar für jede Idee und Unterstützung Ihrerseits hierbei.
Dankbar macht uns auch, dass wir der Sicherung der Finanzierung unseres Projektes für das
kommende Jahr 2016 schon deutlich näher gekommen sind; wesentlich dazu beigetragen haben
größere Spenden aus der Otto-Käßbohrer-Stiftung Ulm und dem Förderfond der Sparkasse, ein
guter Überhang des Projektes aus dem Jahr 2015, sowie die im Haushalt veranschlagte
(Defizit-)Finanzierung des Kreistages Günzburg für das Patenschaftsmodell.
Aber auch die vielen kleineren Spenden aus Weihnachtsfeiern, Tombolas, Benefizveranstaltungen,
… zeigen immer wieder, dass das Projekt für wichtig erachtet wird und überzeugen kann. Von
dieser Überzeugungskraft erzählt auch der zweite Platz bei der Ehrenamtspreisverleihung des
Bezirks Schwaben, den wir im Oktober 2015 erhalten haben. Die damit verbundene Geldspende
erfreut uns ebenso sehr, wie die Berichte darüber in den Medien – erhöhen sie doch wiederum den
Bekanntheitsgrad des Patenschaftsmodells.
Das alles zusammen gibt unserer Hoffnung neue Kraft, für die Zukunft (ab 2017) endlich eine
Regelfinanzierung zu erlangen.
Das neue Gesetz zur Stärkung der Primärprävention bei den Krankenkassen ist hierbei eine der
Säulen, auf die wir setzen. Eine weitere Säule natürlich die schon fast geregelte
(Defizit-)Finanzierung des Kreistages. Man darf gespannt sein!
Nun bedanke ich mich herzlich für Ihr Interesse und verbleibe mit den besten Wünschen für eine
gesegnete und frohe Weihnachtszeit und für ein gelingendes neues Jahr
Ihre Roswitha Holmer
Dipl.Soz.Päd.(FH)
Projektleitung Patenschaftsmodell