. Hexenschuss harmlos, aber schmerzhaft Die Mittwochsvorlesung im Vogtland-Klinikum beschäftigte sich mit einer „Volkskrankheit“ – Rückenschmerzen. Von Gabi Kertscher Plauen – Hape Kerkelings Auspruch „Ich habe Rücken“ kennt jeder, der schon einmal Rückenschmerzen hatte. Welche Ursachen und Behandlungsmethoden unterschieden werden, darüber referierte Dr. med. Farid Youssef während der Mittwochsvorlesung im Helios Vogtland- Klinikum. Der Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie sprach von realistischen Zielen für die Patienten. Die Medizin unterscheidet in akute und chronische Krankheitsverläufe. Bei plötzlich auftretenden Schmerzen, die durchaus bis ins Bein ausstrahlen können und einem zeitlichen Verlauf von sechs bis zwölf Wochen spricht man von einer akuten Erkrankung. Auf alle Fälle sei es eine Warnfunktion, die durchaus ernst genommen werden sollte. Der chronische Verlauf ist ein eigenes Krankheitsbild. Es bleibt im sogenannten „Schmerzgedächtnis“ und ist ein ständiger Begleiter im Alltag. Die Psyche wird durch die darauf folgenden Einschränkungen belastet. In intensiven Arztgesprächen, neurologischen und körperlichen Untersuchungen werden die Diagnosen festgestellt. Hinzu kommen bildgebende Verfahren, wie Röntgen, CT und MRT sowie verschiedene Laboruntersuchungen. Erst wenn eine eindeutige Diagnose gestellt wird, beginnen die Behandlungen. Dr. Youssef ging auf die häufigsten Krankheitsbilder und deren Behandlung ein. Der Hexenschuss oder Lumbago sei meist harmlos, wenn auch sehr schmerzhaft. Die Arthrose der Wirbelsäulengelenke tritt plötzlich im Lendenwirbelsäulenbereich auf. Ruhe, Wärme und Schmerzmittel helfen. Die Dauer der Erkrankung liegt zwischen einigen Stunden bis zu mehreren Tagen. Bandscheibenvorfälle haben ebenfalls einen akuten Verlauf. Es kommen Beinschmerzen hinzu. Nicht selten folgen sensible und motorische Ausfälle mit Lähmungserscheinungen. Eine endgültige Diagnose wird nach dem MRT gestellt. Als erfolgreiche Behandlungsmethoden nannte der Arzt Medikamante, Physiotherapie und Spritzen. Nur 20 Prozent aller Patienten müssen operiert werden. Sofortiges Aufsuchen des Arztes wird bei akuten Lähmungen empfohlen. Der Facharzt nannte als Ursache für eine Instabilität oder Wirbelgleiten den Gelenkverschleiß oder auch eine angeborene Erkrankung. Der Prozess geht langsam vor sich, meist über Jahre. Die Schmerzen treten im unteren Rückenbereich und den Beinen auf. Dr. Youssef erklärte, dass bei dieser Diagnose Operationen unter Vollnarkose durchgeführt werden. Als eine weitere Ursache für Rückenschmerzen nannte er Wirbelbrüche. Diese treten , falls keine Stürze vorliegen, als Erkrankung bei Osteoporose auf. Anzeichen hierfür sind der sogenannte „Witwenbuckel“ oder die Vorwölbung des Bauches. Er informierte, dass es überwiegend Frauen über 60 Jahre treffe und jährlich 75 000 Erkrankungen gemeldet werden. Konservative Behandlungsmethoden sollten nach sechs Wochen Erfolge zeigen. Operationen werden angewandt, wenn keine Schmerzbehandlung hilft, die Instabilität zunimmt und Haltungsfehler zu erkennen sind. Es werde jeder Fall individuell beraten und gelöst. Er wies darauf hin, dass die von den meisten Patienten gefürchtete „Versteifung“ von den Ärzten als „Stabilisierungs-OP“ bezeichnet werde. Nicht die gesamte Wirbelsäule wird dabei „versteift“, es werden lediglich die geschädigten Wirbel stabilisiert. Wie viele Operationen werden auch Eingriffe an der Wirbelsäule heute endoskopisch durchgeführt und hinterlassen minimale Narben von fünf bis sechs Millimetern. 2016-04-22
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