Business Intelligence: nicht Luxus, sondern Notwendigkeit

Business Intelligence topsoft-Magazin 1-14
Business Intelligence:
nicht Luxus, sondern Notwendigkeit
Als unternehmerische Notwendigkeit zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit hat sich Business
Intelligence längst etabliert. Im Markt gibt es zahlreiche bewährte BI-Lösungen – auch für
kleinere Unternehmen. Trotzdem wird in vielen Betrieben noch ein mühsames Erstellen von
Auswertungen und Analysen mittels Excel praktiziert. Wie können KMU ihr Reporting vereinfachen und per Knopfdruck einen konkreten Mehrwert aus den vorhandenen Daten generieren? Was ist zu beachten, damit ein geplantes BI-Projekt ein voller Erfolg wird?
>> Michael Seifried | dipl. Wirtschaftsing. (FH), Business & Decision
Gemäss den Analysten von BARC Research
umschreibt Business Intelligence (BI) die softwaregestützte Sammlung, Verarbeitung und
Analyse von geschäftskritischen Daten. Dabei
zielt BI auf die kontinuierliche Verbesserung
der Performance von Unternehmen in allen
wesentlichen Prozessen. Unter dem Begriff
«Intelligence» werden alle Erkenntnisse verstanden, die man durch die sinnvolle Aufbereitung von Daten erhält.
Michael Seifried,
Dipl. Wirtschaftsing. (FH),
Sales Manager bei Business & Decision
langjährige Erfahrungen im ERP
und BI Bereich u.a. bei SAP
www.businessdecision.ch
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Unternehmen suchen nach besseren Informations- und Steuerungsmöglichkeiten, um die
Datenmasse aus den IT-Systemen gewinnbringend zu nutzen. Es liegt nahe, dass hierfür die
richtigen Informationen zur richtigen Zeit an
die richtigen Anwender verteilt werden müssen. Dies sind idealerweise alle Anwender, die
für ihre Tätigkeiten entsprechendes Datenmaterial benötigen – also nicht ausschliesslich das
Management. Die Herausforderung besteht in
der stufengerechten und benutzerakzeptierten
Aufbereitung dieser Informationen.
Neue Informationswelten sind
entstanden
Noch vor 10 Jahren beschränkte sich die
Sammlung von elektronisch verwertbaren
Daten grösstenteils auf die internen Systeme,
wie zum Beispiel die eigene ERP Lösung. Die
daraus resultierenden Berichte waren meist finanzlastig und wurden durch das Controlling
erstellt. Dieses Bild hat sich heute grundlegend
verändert – wir sehen uns einer Flut von Daten
aus den verschiedensten Quellen gegenüber,
aus denen die wichtigen Informationen für
das Unternehmen herauskristallisiert werden
müssen. Neben unternehmensinternen Kanälen liefern verschiedene externe Quellen, wie
zum Beispiel das Internet und soziale Medien
(Facebook, Foren, Twitter etc.) eine Vielzahl
von zusätzlichen Informationen, die ganz
neue Erkenntnisfacetten bergen können. In
diesem Zusammenhang wird auch die Interpretation und Verwertung von geschriebenen
Texten immer wichtiger. Dies ist einer der
Hauptgründe, warum gerade in den letzten
Jahren neuer Schwung in das Thema BI gekommen ist. Als weitere Treiber sind die stark
gesunkenen Hardwarepreise, die verschärften
Wettbewerbssituationen aber auch die Weiterentwicklung der BI Lösungen im Bereich der
visuellen und benutzergesteuerten Analyse zu
nennen.
Überlegungen vor der Auswahl
einer BI Lösung
Bevor man mit einem BI Projekt startet, ist es
ratsam, sich Gedanken über die Ausrichtung
der späteren Lösung zu machen. Hierbei stehen Fragen nach den vorhandenen Datenquellen, deren Datenqualität sowie den zukünftigen
Anwender- bzw. Zielgruppen im Vordergrund.
Erst wenn die gewünschten Ausprägungen definiert sind, sollte in einem zweiten Schritt die
Evaluierung einer möglichen Lösung beginnen. Die wohl derzeit populärsten Trends im
Bereich BI sind die mobile Nutzung der Daten
auf Tablets und Smartphones, Self Service BI
im Sinne der Analysenerstellung durch Business User sowie das Thema Big Data, also die
Auswertung von grossen Datenmengen idealerweise in Echtzeit.
Am Anfang der Überlegungen stehen meist
die vorhandenen Berichte sowie die verfügbaren Datenquellen im Vordergrund. Dabei zeigen die Erfahrungen, dass noch immer viele
Datenbestände nicht vollständig oder korrekt
sind bzw. Datenredundanzen versteckt existieren. Zudem können Daten aus verschiedenen
Datenquellen teilweise nur mit erheblichem
Moderne BI Lösungen erlauben den geräteunabhängigen, mobilen Zugriff, damit
Entscheider auch unterwegs alle wichtigen Kennzahlen im Blick haben.
zeitlichem Aufwand bereinigt und zusammengeführt werden. Diese Stolpersteine zu
berücksichtigen und zu bereinigen, ist Ziel der
Datenextraktion. Grundsätzlich werden hier
drei verschiedene Methoden unterschieden:
1. Daten werden direkt aus den Quellsystemen in die Benutzeroberflächen geladen
(nur empfehlenswert bei selten genutzten
Daten oder kleineren Datenbeständen).
2. Daten werden in ein klassisches
Data Warehouse geladen (zeilenoder spaltenbasierte Tabellen).
3. Daten werden in-memory, also im
Hauptspeicher des Servers vorgehalten
(sehr performant, real-time möglich).
Die Qualität der Datenbasis ist
entscheidend
Die Datenaufbereitung resp. die Datenqualität
innerhalb eines BI-Projektes ist ein wichtiger
Erfolgsfaktor, weil nur eine qualitativ gute Datenbasis das Vertrauen und die Akzeptanz der
Anwender in die Lösung gewährleisten kann.
Das heute in KMU gebräuchlichste «BI» System ist wohl immer noch MS Excel. Es gibt
viele Vorteile von Excel, aber auch gravierende
Nachteile bei der täglichen Arbeit. Zu nennen wären hier vor allem die teilweise zwar
ausgeklügelten aber personenabhängigen und
wenig wartungsfreundlichen Konstruktionen
in Kombination mit vorhandenen Medienbrüchen zwischen führendem System und
Datenverteilung. Zudem gerät die überwiegend tabellenmässige Darstellung der Daten
schnell an die Grenze der Interpretierbarkeit
– dies schon aus Gründen der Übersichtlichkeit. Dennoch können die bestehenden Auswertungen eine gute Basis für die Einführung
einer abteilungs- oder unternehmensweiten BI
Lösung bilden. Es ist wichtig, sich zu Beginn
des Projektes erreichbare Ziele zu stecken und
sich der gewünschten Lösung über die Zeit iterativ zu nähern.
Der Einsatz von BI im Unternehmen ist nicht
zuletzt auch ein Ausdruck von dessen Informationskultur. Es ist erstaunlich, wie viel Aufwand Unternehmen heute immer noch für die
Datenaufbereitung betreiben: Aufwändige Extraktion der Informationen aus verschiedenen
Systemen, das Zusammenkopieren der Daten
in Excel, die Visualisierung in PowerPoint und
anschliessend das Verteilen an die Empfänger.
Dies verursacht eine zeit- und kostenintensive Ressourcenbindung, welche im Verhältnis
zum Erkenntnisgewinn als unrentabel einzustufen ist. Für die meisten Unternehmen ist es
wichtig, mehr Kapazität für die Interpretation
und wirtschaftliche Nutzung der Daten zu
gewinnen – also die Generierung von Informationen und Wissen als Grundlage für gute
Entscheidungen. Gerade bei kleineren Unternehmen ist noch immer eine gewisse Zurückhaltung beim Thema BI spürbar. Oftmals wird
der Nutzen nicht vollständig erkannt, die Formulierung der Anforderungen ist unklar oder
es besteht die Angst vor Fehlinvestitionen.
Dabei entwickeln sich die Anforderungen oft
erst zur vollen Blüte, wenn der Anwender die
Möglichkeiten einer Lösung genauer kennt.
Mit dem Ansatz «Weniger ist mehr» gerade
zu Beginn eines Projektes, d.h. mit der Konzentration auf wirklich nutzbringende Inhalte,
kann die hauseigene BI Initiative schlank gestartet werden. So lassen sich kostenintensive
Fehlentwicklungen vermeiden und der Nutzungsgrad drastisch erhöhen.
Prototyping hilft Risiken
zu minimieren
Nachdem man sich Klarheit über die verschiedenen Themen verschafft hat, kann die Evaluation einer geeigneten BI Lösung beginnen. Die
auf dem Markt befindlichen Softwarepakete
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Ausrichtung und des Umfangs recht deutlich. Es kann
sich in dieser Phase lohnen, einen erfahrenen
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externen Partner als Unterstützung mit an
Bord zu holen. Aus unserer Erfahrung sind
allzu umfangreich ausgearbeitete Lastenhefte nicht immer zielführend. Wichtiger ist es,
sich über die wichtigsten Anforderungen im
Klaren zu werden und die potentiellen Lösungen dann auf Herz und Nieren zu testen. Im
Vergleich zu ERP Projekten sind die Risiken
im BI Bereich wesentlich überschaubarer. Die
Projekte können gemäss den verfügbaren Ressourcen iterativ durchgeführt werden. Während der Einführung machen sich die Nutzer
mit den neuen Möglichkeiten vertraut und
lernen die klare Formulierung ihrer Anforderungen. Ein wichtiger Bestandteil ist auch der
Wissenstransfer zu den Systemverantwortlichen und eine damit einhergehende Senkung
der laufenden Betriebskosten durch die grösstenteils eigenständige Weiterentwicklung der
Applikationen.
Hierbei hat sich ein Prototyping auf Basis der
eigenen Daten bewährt. Mit einem Aufwand
von wenigen Tagen können lauffähige und
vorzeigbare Charts und Dashboards erzeugt
werden, die einen guten Eindruck über die
Möglichkeiten der zukünftigen Lösung bieten.
Diese Vorgehensweise hat folgende Vorteile:
∙∙ Stärken und Schwächen der Lösung können anhand konkreter Beispiele erkannt
werden.
∙∙ Das gemeinsame Verständnis des Entscheidungsteams für die Möglichkeiten und
Anforderungen im Unternehmen wird
gestärkt.
∙∙ Ein Fehlentscheid kann durch die eingehende Prüfung weitgehend vermieden werden.
∙∙ Die Datenextraktion, Anfertigung von
Reports, Schnelligkeit und Flexibilität der
Reporterstellung und deren Anpassungen
können bereits live getestet werden.
∙∙ Die Zusammenarbeit mit dem möglichen
Einführungspartner kann getestet werden.
∙∙ Die Ergebnisse des Prototypings können
in der Regel nahtlos im anschliessenden
Projekt weiterverwendet werden.
BI erhöht die Wettbewerbsfähigkeit
Daten sind betriebliches Vermögen, genauso wie Maschinen, Grundstücke oder das
Bankguthaben. Daher ist die Fähigkeit, Daten schnell und zielgenau zu analysieren,
in unserer Zeit sicherlich kein Luxus mehr,
sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit,
um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Ein mit den Unternehmenszielen konformes Kennzahlensystem schafft unter den
Mitarbeitern und Entscheidungsträgern ein
gemeinsames Verständnis für den Weg der
Unternehmung und unterstützt dabei, diesen zielgerichtet zu beschreiten. Aus diesem
Grund gehört die Aufbereitung von Informationen zum Einmaleins eines gut geführten
Unternehmens und sollte nicht auf die lange
Bank geschoben werden; Stillstand bedeutet
Rückschritt. <<
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Die 10 führenden BI-Anbieter im deutschen Markt 2012 (Quelle: BARC GmbH, Würzburg).
Das Einsatzspektrum moderner BI Lösungen – Sicht auf drei
Referenzprojekte von Business & Decision
Bei einer führenden Group Buying Plattform in der Schweiz, müssen zeitnah
die richtigen Entscheidungen für den Einkauf und die Platzierung der angebotenen Produkte getroffen werden. Hierfür wird eine faktenbasierte Kultur gelebt, die ständig über 40 KPI (Schlüsselindikatoren) ausgewertet und
Informationen für Einkauf, Verkauf sowie Produktion liefert. Die zugrunde
liegenden Daten werden mit eigenen Konnektoren direkt aus Quellen wie
Salesforce CRM, Content-Management-Systemen, Facebook und Google
Analytics bezogen. Mittels der agilen Lösung QlikView realisierte Business
& Decision eine umfassende Reportinglösung innerhalb weniger Wochen.
Bei einem führenden Kreditkarteninstitut in der Schweiz bestehen ganz andere Anforderungen. Es geht beispielsweise darum, aus der Fülle der laufenden Datentransaktionen Hinweise auf mögliche Betrugsfälle zu erhalten
(fraud detection). Es werden anhand von erstellten Modellen Anomalien
aus den zugrundeliegenden Daten herausgefiltert, um diese dann durch
die entsprechenden Experten zu analysieren oder gar eine elektronische
Aktion wie das Sperren einer Kreditkarte einzuleiten. Die gleiche prädiktive
Vorgehensweise kann z.B. auch bei der Auswahl der adäquaten Zielgruppe
für eine Marketingaktion verwendet werden. Business & Decision realisierte
eine umfassende Business Analytics und Data Warehouse Lösung auf Basis
der SAS Lösungspalette.
Eine der führenden Facility und Property Management Unternehmen in der
Schweiz stellt seinen Kunden massgeschneiderte und aktuelle Informationen zu deren Wirtschaftseinheiten über ein online Kundenportal zur Verfügung. Eine grosse Stärke von BI Lösungen ist die automatisierte, individuelle
Aufbereitung und Verteilung von Informationen – dies auf Basis einmal erstellter Vorlagen. Hierdurch kann intern die meist lästige und zeitraubende
Tätigkeit der Reportaufbereitung automatisiert werden. Die Realisierung
dieses Business Intelligence und Reporting Projektes erfolgte mittels der
SAP Business Intelligence Lösungen.