Direkt aufs Bauteil Im Fokus: Grenzen verschieben sich permanent

ISSN: 1863-4699
Dichten
Direkt
aufs Bauteil
Kleben
10
Im Fokus: Grenzen
verschieben sich permanent
Branchenfokus Prozessindustrie
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Eine Lücke
schließen
TRIALOG DER DICHTUNGS-, KLEBE- UND ELASTOMERTECHNIK
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02-2015 | € 8,50
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KLEBEN
Im Fokus: Grenzen
verschieben
sich permanent
Ein Überblick über aktuelle
Entwicklungen in der Klebetechnik
BRANCHENÜBERGREIFEND_KLEBETECHNIK –
Diese Technologie ist – ungeachtet einiger
Stolpersteine – ungebremst auf dem Vormarsch und erschließt immer neue Anwendungsbereiche. Die Ergebnisse dieser Umfrage – diesmal gegliedert in Materialhersteller (Statement 1 bis 5) und Dosiertechnik (Statement 5 bis12) zeigen ein breites Spektrum an Ansätzen, bei denen diese
Technologie ihre Grenzen aktuell neu definiert – und es scheint so weiterzugehen.
»1 Pneumatisches Jet-Ventil
DELO-DOT PN2
zen bei diesen beiden Punkten zu erweitern.
So forschen wir weiter an Klebstoffen, die
z.B. bei Temperaturbeständigkeit, Verbindungsfestigkeit und Aushärtezeit unter realen Bedingungen noch bessere Werte sowie neue Funktionalitäten ermöglichen. Auf
Seiten der Dosiertechnik legen wir unseren
Fokus auf das berührungslose Mikrodosieren, weil wir davon überzeugt sind, mit dem
Jetten die Effizienz in der Produktion unserer Kunden weiter erhöhen zu können.
»1
»2
Die bestehenden Trends wie Miniaturisierung, Multifunktionalisierung und Leichtbau nehmen in ihrer Ausprägung weiter zu.
Dabei hat sich der Fokus hin zu einer integrierten Betrachtung der gesamten Baugruppe verschoben. Es geht also nicht nur darum, ein Bauteil so klein und leicht wie
möglich zu gestalten, sondern es an seinen
Lastpunkten gezielt zu verstärken, um maximale Funktionseigenschaften zu erzielen.
Eine enge und frühzeitige Zusammenarbeit
zwischen Anwendern und Klebstoffherstellern ist daher essenziell.
„Die Grenzen für Klebstoffe verschieben sich kontinuierlich. Die Temperaturbeständigkeit bis 300 °C
markiert derzeit eine Grenze, an deren Überwindung
aber schon gearbeitet wird.“
Gudrun Weigel, Leiterin Engineering, DELO
Industrie Klebstoffe GmbH & Co. KGaA
Die größte Herausforderung der Klebetechnik ist sicher ihr eigener Erfolg. Die Anwender
wollen sie für immer höhere Anforderungen
einsetzen, gerade was den Temperatureinsatzbereich angeht. Wir haben zahlreiche
Hochtemperaturanwendungen erfolgreich
mit Klebstoff umgesetzt, aber über 300 °C
ist es für organisches Material zurzeit schwierig. Daneben ist auch das schnelle und zuverlässige Dosieren von Kleinstmengen wie
300 μm schmalen Klebstoffraupen oder
3 nl Tröpfchen eine sportliche Angelegenheit. Trotzdem arbeiten wir daran, die Gren02 | 2015
Hinsichtlich einer Funktionalisierung werden in Zukunft verstärkt elektrisch oder
thermisch leitende (Conductive Adhesives)
Klebstoffe oder optisch hochtransparente
(Optical Clear Adhesives) Materialien gefragt
sein. Aber auch neue, funktionale Oberflächen werden uns vor größere Herausforderungen stellen, z.B. neue kratzfeste und
schmutzabweisende Autolacke. Hier haben
wir mit den Produkten der „New Paint“ Serie bereits eine adäquate Antwort gefunden.
Weitere Trends sehen wir im Bereich der
Miniaturisierung sowie im Leichtbau. Hier
ist das strukturelle Kleben mit reaktiven
Klebefilmen wie DuploTEC® SBF (Superior
Bonding Films) eine hervorragende Alternative. Das reaktive Kleben mit diesen Klebefilmen bietet sich an, wenn herkömmliches
Haftkleben an seine Grenzen stößt. Es ermöglicht u.a. strukturelle Festigkeiten unter
Beibehaltung der Prozessvorteile eines Klebebandes. Diese Klebetechnik erfüllt auch
die Anforderung kleiner werdender Klebeflächen, schafft eine dauerhafte Verbindung
auch temperatursensibler Substrate und
unter extremen Umgebungsbedingungen.
„Die Entwicklung von Klebstoffen geschieht aufgrund
der Anforderungsvielfalt
zunehmend anwendungsbezogen.“ – Christina
Barg-Becker, Pressesprecherin, Lohmann GmbH &
Co. KG
»2 Abdichtung von
Leiterplattenelementen
Diesen sehr unterschiedlichen Anforderungen kann man nur sehr individuell gerecht
werden. Unser ganzheitlicher Lösungsansatz hinsichtlich dieser zukünftigen Herausforderungen heißt deshalb „Smart Bonding
Approach“. Der Kunde wird von der ersten
Idee bis zur prozesssicheren automatischen
Applikation begleitet. In enger Zusammenarbeit mit Lieferanten, Entwicklern und Kunden wird ein individuelles Produkt entwickelt.
Dabei richten wir unsere Aufmerksamkeit
verstärkt auf funktionalisierte Produkte und
strukturelle kalt- und warmhärtende Klebefilme.
»3
Die Klebetechnik hat sich für viele Aufgabenstellungen bewährt, doch bleibt öfter die
Frage nach der „Lösung“ einer Klebeverbindung. Bei Dymax gehen wir mit einer neuartigen Produktlinie zurzeit verstärkt in eine
Richtung, die sich vom Prinzip des Klebens
bzw. des Verbindens von Bauteilen entfernt.
Mit lichthärtenden Materialien kann man
nicht nur kleben und abdichten, sondern
auch temporär beschichten.
„Kleben heißt auch temporär beschichten und
eröffnet damit völlig neue
Einsatzbereiche.“ – Nadine Blaesing, Marketing
Manager Europe, DYMAX
Europe GmbH
In vielen Fertigungschritten müssen Bauteile, insbesondere empfindliche Oberflächen
oder bestimmte Bereiche beim Transport
oder während mechanischer oder chemischer
Bearbeitungsprozesse, geschützt werden.
Heute werden hierfür u.a. Klebebänder,
Lacke oder Wachse eingesetzt, diese kommen allerdings bei komplexeren oder 3DStrukturen an ihre Grenzen. Unsere lichthärtenden temporären Abdeckmasken
SpeedMask® haben den Vorteil, dass sie
einfach manuell oder vollautomatisiert dosiert und innerhalb weniger Sekunden mit
UV-Licht ausgehärtet werden können. Aufgrund ihrer hohen Viskosität und Thixotro-
Innovationen rund ums
Heizen und Beheizen
»3 Peeling Blade – leicht zu lösende Verklebungen
für die unterschiedlichsten Aufgabenstellungen
»4 2K-Konstruktionsklebstoff zum Verkleben von
Klimaanlagenbauteilen
pie können sie präzise sowohl horizontal,
als auch vertikal aufgetragen werden und
bieten eine hohe Kantenschärfe. Am Ende
des Verarbeitungsprozesses kann die Abdeckmaske direkt entfernt werden. Dies ist
– je nach Produkt – durch Abziehen oder
Abbrennen möglich. Innerhalb eines vollautomatisierten Einsatzes bieten SpeedMask®
Produkte eine optimale Prozesssicherheit
durch niedrige Toleranzen und hohe Reproduzierbarkeit. Diese Produkte kommen bereits bei der Herstellung und Wartung von
Turbinen (Luftfahrt, Energiegewinnung) oder
zur Fertigung orthopädischer Implantate
zum Einsatz. Aber auch in anderen Anwendungsbereichen werden diese Masken zunehmend verwendet.
verstärkten Einsatz erneuerbarer Rohstoffe in
klebenden und dichtenden Produkten.“ – Dipl.Kfm. Stefan Obermaier,
Senior Produktmanager
für Industrie-Klebstoffe,
3M Deutschland GmbH
»4
Seit Jahrzehnten ersetzt die Klebetechnologie zunehmend traditionelle Fügeverfahren
wie Schweißen, Schrauben und Nieten. Besonders die dichtenden Eigenschaften von
Klebstoffen haben sich in Herstellungsprozessen der Automobilindustrie, in Schiffsbau, Luft- und Raumfahrt sowie im Schienenfahrzeugbau etabliert. Dichten schützt
sensible Bauteile und wird immer häufiger
auch im Leichtbau eingesetzt. Dabei müssen anspruchsvolle faserverstärkte Verbundwerkstoffe mit Metallen und anderen
Kunststoffen verbunden werden – Klebtechnologie von 3M hilft bei der Lösung dieser
Herausforderungen. Kleb- und Dichtmassen auf Polyurethan- und Hybridbasis entwickeln durch Polymerisation bei Kontakt
mit Feuchtigkeit ihre Wirksamkeit und bilden eine haltbare Dichtung. Für den Anwender sind die schnelle Verarbeitung und
eine dauerhaft widerstandsfähige Verbindung von Kunststoffen mit Glas, Aluminium,
Stahl, Beton und Holz wichtig. Zudem profitieren Verarbeiter von 3M Hybrid Klebund Dichtmassen vom Verzicht auf Isocyanate, die gesundheitliche Schäden
hervorrufen können.
„Bei der Entwicklung neuer Klebstoffe
stellt sich heute stets die Frage nach umweltverträglicheren Alternativen wie dem
Auch die neu eingeführten, besonders
schnell aushärtenden 2K-Konstruktionsklebstoffe auf Acrylatbasis punkten beim
Thema Arbeitssicherheit. Im Vergleich zu
vielen anderen etablierten Produkten sind
die länger haltbaren Klebstoffe geruchsarm
formuliert – und werden deshalb von Anwendern bevorzugt. Die Produkte überzeugen in der Fertigung durch hohe strukturelle Festigkeiten, die in kürzester Zeit
selbst auf leicht verschmutzten oder öligen
Oberflächen zuverlässig erzielt werden. Zusätzlich punkten die drei Produkte durch
ihre extreme Hitzebeständigkeit bis 200 °C.
Flexible
elektrische
Heiztechnik
æ%HJOHLWKHL]XQJHQ
æ+HL]VFKODXFKV\VWHPH
æ+HL]VFKODXFKV\VWHPH
æ6RQGHUO·VXQJHQ
æ+HUVWHOOXQJ
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æ(QJLQHHULQJ
æ
(QJLQHHULQJ
»5
Aktuell sind im Materialbereich drei Trends
festzustellen. 2K-Epoxidklebstoffe mit hoher
Temperaturstabilität für das Fügen von hybriden Fahrzeugkomponenten, 1K-Epoxidklebstoffe mit hoher Temperaturstabilität
wegen zunehmend hoher Leistungsdichte
bei E-Antrieben und Hochleistungsdichtstoffe (Silikone, synth. Dichtstoffe, anaerobe
Dichtstoffe) für Dichtungsanwendungen in
Motor und Getriebe. Dabei werden zudem
immer weniger Lösungen von der Stange
nachgefragt. Drei Bond verfügt über eine
breite Basis an Klebe- und Dichtstoffen
sowie große Erfahrung in deren Modifikation und Weiterentwicklung. Werkstoffe von
heute und morgen werden in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden ohne große
Volumenversprechen den Anforderungen
angepasst. Darüber hinaus setzen wir auf
die Kombination unserer eigenen Dosiertechnik und der Expertise bei Klebe- und
Dichtstoffen sowie deren Entwicklung. Dieses enge Zusammenspiel verschafft Drei
Bond schon zu Beginn eines Projektes das
Wissen, welcher Werkstoff sich wie am
Hillesheim GmbH
H
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18
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KLEBEN
»5 Dichtmittel und Dosieranlage aus einer Hand
»6 Dosiergenauer Kleberauftrag mit dem
Mischkopf MK 600
besten dosieren lässt. Da jede Kundenanforderung nach individuellen Lösungsansätzen verlangt, hören wir unseren Kunden
von Anfang an gut zu und stellen präzise
Fragen. Diese Offenheit, hohe Flexibilität
und der Wille, die bestmögliche Lösung zu
realisieren, ermöglichen uns, die in uns gesetzten Erwartungen schnell und präzise zu
erfüllen.
licher Anwenderbranchen mehr und mehr
aus verschiedensten Kunststoffen. Das sind
entweder thermoplastische oder duroplastische Kunststoffe (teilweise faserverstärkt)
oder auch Kunststoffbauteile mit metallischen Komponenten, die neben 1K-PURKlebstoffen oder Heißschmelzklebern zunehmend auch mit 2K-Polyurethanklebstoffen verklebt werden. Im Fahrzeugbau
z.B. gibt es eine Vielzahl an Bauteilen, die
dafür infrage kommen: GFK-Sandwichaufbauten (z.B. LKW-Aufbauten), KTL-Rahmen
für Schiebedächer aus Glas, PMMA oder
PC mit Kratzfestbeschichtungen, Dachblenden, Zierleisten und Spoiler sowie ABSoder PP-basierte Heckklappen.
„Die Bürokratie wird bei
der Entwicklung der Klebetechnik gerne unterschätzt.“ – Christian Eicke,
Leiter Vertrieb Kleb- und
Dichtstoffe, Drei Bond
GmbH
Die Grenzen der Klebetechnik sind heute
oft eher bürokratischer Art. Denn derzeit
verlangen die großen Anwender, dass sämtliche Bestandteile eines neuen Kleb- oder
Dichtstoffes weltweit exportfähig sein sollen. Dafür aber müssen diese in allen elf
Chemie-Landesinventories gelistet sein.
Natürlich ist der Aufwand einer weltweiten
Registrierung finanziell und administrativ
erheblich. Kein Rohstoffhersteller kann und
will es sich leisten, diesen Aufwand zu betreiben, ohne vorher den potenziellen Markt
für ein neues Produkt abschätzen zu können. Dies hemmt die Entwicklung neuer
Produkte aus modernsten Grundstoffen
und damit selbstverständlich auch innovative Lösungsansätze, da alle Hersteller nur
bereits bekannte Komponenten heranziehen können. Nichtsdestotrotz geht die Entwicklung weiter. In laufenden Projekten arbeiten wir derzeit intensiv an Lösungen für
die E-Mobilität. Ein zweites wichtiges Zukunftsthema ist für uns das Fügen von CFKKomponenten mit Alu-/Stahlkomponenten, sog.
Hybridbauteilen, den Werkstoffen und Werkstoffverbindungen der kommenden Jahre.
»6
Im Zuge neuer Konstruktionsmöglichkeiten
im Leichtbau und durch Einsatz neuer Materialkombinationen bestehen Ein- und Anbauteile von Industrieprodukten unterschied02 | 2015
„Um die richtige Wahl der
2K-PUR-Klebstoffe zu treffen, müssen die Anforderungen an die Klebeverbindung und die Fertigungsprozesse umfassend definiert werden. Zusammen
mit der Misch- und Dosieranlage, die individuell und präzise daraufhin einstellbar
ist, und mit den neuen Klebstoffsystemen
werden optimale Kleberesultate unterschiedlicher Substratkombinationen erreicht.“ –
Peter Fischer, Marketingleiter, Sonderhoff
Holding GmbH
Für diese Anwendungen haben wir Standardsysteme für 2K-Polyurethanklebstoffe
in unterschiedlichen Härtegraden entwickelt,
die je nach Kundenanforderungen modifiziert werden können. Sie erfüllen die gewünschten hohen Anforderungen an Mechanik und Klimabeständigkeit. Der Verklebungsprozess erfordert ein präzises Mischen
und Dosieren der Kleberkomponenten unter Einhaltung eines genau definierten Mischungsverhältnisses. Dies setzt eine präzise Anlagentechnik mit einer systematischen
Prozessüberwachung voraus. Sonderhoff
hat die passenden Misch- und Dosieranlagen dafür. Sie stellen eine optimale Verarbeitung der Polyurethanklebstoffe und eine
prozessdurchgängige Dosiergenauigkeit sicher. Erreicht wird das durch eine volumenoptimierte Mischeinheit, Präzisionszahnrad-
»7 Metamix-Dosiersystem
an einem Robotorarm
pumpen und eine automatisierte Qualitätskontrolle der Dosiergenauigkeit. Mit unseren Klebstoffsystemen lassen sich breite
Festigkeits- und Dehnungsspektren abdecken. Je nach Kundenanforderung wird ein
Klebstoff mit höherer Zugfestigkeit oder mit
größerer Elastizität benötigt, wie z.B. bei
temperaturbedingter thermischer Ausdehnung. Die Verarbeitung der 2K-PUR-Klebstoffe lässt sich in ihrem Reaktionsverhalten
an unterschiedliche Prozesserfordernisse
anpassen. Die Durchhärtung kann über
Wärmezufuhr, z.B. im Ofen, durch Infrarotbestrahlung oder beheizte Werkzeuge beschleunigt werden. Hierdurch können Fertigungstaktzeiten von wenigen Minuten erreicht
werden.
»7
Multimaterialmix und die zunehmende Verarbeitung von FVK-Bauteilen in der Automobilindustrie, Low-Density-Klebstoffe in
der Luft- und Raumfahrt, Minimalmengenapplikation in der Elektro- und Elektronikindustrie, Großmengenverarbeitung beim
Rotorblattbau für Windkraftanlagen – dies
sind nur einige der wichtigsten Herausforderungen, denen sich Hersteller von Mischund Dosieranlagen derzeit stellen müssen.
Generell lässt sich beobachten, dass die
Diversität im Bereich der Klebstoffe immer
stärker zunimmt und sich im Markt zwei
Bereiche bilden. Zum einen Branchen und
Anwender mit hohem Produktdurchsatz
und zum anderen jene, die einen sehr speziellen Klebstoff mit individuell zugeschnittenen Eigenschaften einsetzen. Im ersten
Fall finden sich üblicherweise Kleb- und
Dichtstoffe, die von Kunde zu Kunde kaum
oder wenig modifiziert werden. Hier bietet
die Hilger u. Kern / Dopag Gruppe Anlagenkonzepte für z.B. die Rotorblattherstellung
oder für die Verarbeitung von Kaschierklebstoffen und standardisierte, wirtschaftlich
attraktive Lösungen, die genau auf die Anforderungen der jeweiligen Applikation bzw.
des jeweiligen Marktes zugeschnitten sind.
Dazu gehört z.B. die Auslegung der Komponenten auf maximale Standzeit und eine InlineProzesskontrolle oder -Qualitätssicherung.
KLEBEN
»8 Der Mischkopf MS-C mit Keramik-Ventilsystem wird
auch für die dynamische und hochpräzise Verarbeitung
von 2K-Hochleistungsklebesystemen eingesetzt
„Die Nachfrage an individuellen Anlagenkonzepten
wächst.“ – Jochen Handrich, Produktmanager Systems und Solutions, Hilger
u. Kern / Dopag Gruppe
Ist die Aufgabenstellung klebstoffseitig anspruchsvoller, weil z.B. Produkte mit extremem Mischungsverhältnis, großen Viskositätsunterschieden der Komponenten, speziellen
Füllstoffen, o.ä. verarbeitet werden müssen,
ist es wichtig, seitens des Anlagenbauers
auf ein breites Produktportfolio und einen
fundierten Erfahrungsschatz zurückgreifen
zu können. Hier sind spezielle, projektspezifische Systeme gefragt, die häufig auf einen einzigen Kunden zugeschnitten werden. Die Hilger u. Kern / Dopag Gruppe hat
sich seit einiger Zeit mit der strategischen
Neuausrichtung des Produktportfolios dieser Marktsituation angepasst und bietet sowohl marktspezifische Standardlösungen
als auch spezielle, auf den Kunden und/
oder die Applikation individuell zugeschnittene Anlagensysteme an.
»8
Leichtbaukonstruktionen sind ein wesentlicher Treiber der Klebetechnik – mittlerweile
nicht nur in der Automobil- und Zulieferin-
»9 Prozesssicherheit entsteht durch die Summe
von Detaillösungen, wie dieser Fassrührstation
dustrie, sondern u.a. auch in der Hausgeräte- und Filterindustrie. Der Klebeprozess
wird vermehrt bei den Systemlieferanten
integriert, die dann eine komplette, einbaufertige Baugruppe an den OEM liefern. Das
erfordert automatisierte, prozesssichere Lösungen mit intelligenten Werkzeugen zum
Kleben und Fügen – und darauf hat sich
RAMPF Production Systems spezialisiert.
„Die Weiterentwicklung der
Klebstoffe wird künftig
eine noch engere Zusammenarbeit von Klebstoffherstellern und Anlagenbauern zur Folge haben.“
Bernd Faller, Geschäftsführer, RAMPF Production Systems GmbH & Co. KG
Wir konzipieren die gesamte Klebeprozesskette von der Materialaufbereitung über
die Misch-und Dosiertechnik, die KlebstoffAuftragstechnologie – i.d.R. dreidimensional –, die Werkzeug- und Fügetechnik bis
hin zu den Aushärte- und Intralogistiksystemen. Um die optimale individuelle Lösung
erarbeiten zu können, ist bereits im frühen
Entwicklungs- und Planungsstadium eine
enge Zusammenarbeit mit dem Kunden
nötig. Die Möglichkeit der Prototypenherstellung und Bemusterung in unserer Anwendungstechnik legt den Grundstein für
einen erfolgreichen Entwicklungsprozess.
Beim Kleben der Verbundsysteme aus verschiedenen Werkstoffen werden zunehmend
2K-Hochleistungsklebesysteme eingesetzt.
Die steigenden Gesamtanforderungen an
die geklebten Systeme, z.B. in Bezug auf
Umgebungseinflüsse, geforderte Festigkeiten und Aushärtezeiten, bedingen die laufende Optimierung der Klebstoffe. Das kann
wiederum die Verarbeitungseigenschaften
beeinflussen, was eine entsprechende Anpassung der Misch- und Dosiersysteme nötig
macht. Deshalb wird hier künftig eine noch
engere Zusammenarbeit von Klebstoffherstellern und Anlagenbauern erfolgen müssen.
»9
Auch für die Klebetechnik gilt: Die zu verarbeitenden Medien werden immer anspruchsvoller und auch individueller. Aufgrund des
E-Mobility-Trends und der zunehmenden
Miniaturisierung der Geräte und Komponenten erleben wir aktuell im Bereich der
Wärmeleitkleber einen regelrechten Boom.
Wegen ihrer hohen Viskosität und Abrasivität benötigt man jedoch zur prozesssicheren Verarbeitung vieler moderner Klebstoffe
eine ausgefeilte Aufbereitungs-, Förder- und
Dosiertechnik. Hier haben sich unsere Anlagen bereits nachhaltig bewährt. Und dabei steckt die Lösung oft im Detail. Insbesondere unsere Pumpensysteme erreichen
bei diesen schwer zu verarbeitenden Medi-
VITOGLIDE FLEX
Zuverlässige Reibungsminderung
Für die Modifizierung von Förderanlagen ist VITOGLIDE eine schnelle
und kostengünstige Alternative zu Gleitschienen aus Kunststoff.
VITOGLIDE gestattet reibungsarmen und stick-slip-freien Betrieb.
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KLEBEN
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en bislang unerreicht hohe Standzeiten.
Wir arbeiten auch weiterhin intensiv mit
verschiedenen Harzherstellern zusammen,
um unseren Kunden künftig noch mehr
Vorteile bieten zu können.
„Die prozesssichere Verarbeitung moderner Klebstoffe erfordert ganzheitliche, leistungsfähige Maschinen- und Dienstleistungskonzepte – zugeschnitten
auf die jeweiligen global
agierenden Branchen.“ – Rainer Haslauer, Leiter Produktmanagement, Scheugenpflug AG
Ein weiterer Trend geht hin zur Dosierung
und Verarbeitung sehr kleiner und sehr großer
Medienvolumina. Letzterer Entwicklung tragen wir mit unserer neuen Fassrührstation
Rechnung, mit der sich große Mengen an
Harzen und Klebstoffen prozesssicher aufrühren und temperieren lassen. Mit dieser
Rührstation können 200-l-Fässer komplett
unter Vakuum gesetzt und so mögliche
Feuchtigkeitsschäden bei der Aufbereitung
sensibler Medien aus großen Gebinden verhindert werden. Ein Megatrend der Zukunft
wird sicherlich die Industrie 4.0 sein. Vor
diesem Hintergrund richten wir unseren
Fokus aktuell auf die Weiterentwicklung
unserer intelligenten Anlagensteuerungen,
die den gesamten Aufbereitungs-, Förderund Dosierprozess bedienerunabhängiger
machen und damit eine höhere Prozesssicherheit und Vernetzbarkeit mit der gesamten Fertigungsumgebung gewährleisten.
Unsere Lösungskonzepte reichen dabei bis
zur nachhaltigen Qualifizierung und Unterstützung der Anwender mit angepassten
internationalen Serviceleistungen und Schulungsprogrammen. Dieses Thema wird für
uns auch künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen.
» 10
Die Qualität von Klebeverbindungen hat aus
Sicht der einzelnen Anwendungen bereits
ein sehr hohes Niveau erreicht. Für unterschiedlichste Fügeaufgaben steht eine
02 | 2015
»10 Die Produktqualität wird über die Reproduzierbarkeit der Produktionsprozesse bestimmt
»11 Auch auf dem Bau ist effizientes Dosieren
gefragt – hier mit einer Akkupistole
hohe Anzahl an Klebstofftypen zur Verfügung, die sehr genau auf die Anforderungen einer Klebeanwendung eingestellt
werden können. Die Vorbehandlung von
Oberflächen schafft die zusätzliche Voraussetzung für sehr gute Verbindungseigenschaften. Die Herausforderung liegt verstärkt in der Umsetzung einer maximalen
Reproduzierbarkeit von freigegebenen Produktionsprozessen. Die Definitions- und
Qualifizierungsphase einer Klebeverbindung
garantiert die Eignung des Fügeverfahrens
an sich. Die Einhaltung der Prozessqualität
und der Langzeitstabilität pro produzierter
Klebeverbindung wird hingegen über die
Zuverlässigkeit des Produktionsprozesses
und der verwendeten Dosiereinrichtungen
bestimmt.
kommt zum Tragen, dass ViscoTec neben
der Dosiertechnologie speziell über ein sehr
umfangreiches Wissen zu Medien und Medienverhalten verfügt und diese Prozessanforderungen pro Aufgabenstellung gemeinsam mit Kunden optimal definieren kann.
Zusätzlich stellen wir die Zuverlässigkeit von
Klebstoff-Dosierprozessen durch optimale
Anlagenauslegung, fachgerechte Materialaufbereitung, hochpräzise Dosierprozesse
(1K/2K) und eine durchgängige Prozessüberwachung sicher. Die Reproduzierbarkeit der Produktionsprozesse findet darüber
hinaus auch bei der Anlagenwartung und
Anwenderschulung umfangreiche Berücksichtigung. Auch weiterhin wird bei uns die
Prozess-Zuverlässigkeit für Materialaufbereitungs- und Dosierprozesse eine tragende
Rolle spielen.
„Die Zusammensetzung und
die Eigenschaften der Klebstoffmedien unterliegen einer permanenten Weiterentwicklung, sodass sich
auch die Dosierprozesse
und Dosiersysteme permanent neuen Anforderungen anpassen müssen.“ – Willi, Huber, Vertriebsleiter Klebstoffe und Chemie, ViscoTec Pumpen- u.
Dosiertechnik GmbH
Auf diesem Ansatz basiert die Projektausrichtung unseres Unternehmens. Zielstellung in der Zusammenarbeit mit Kunden ist
es, mit Projektende einen ausgereiften und
zuverlässigen Produktionsprozess zu übergeben. Dazu verwenden wir in der Umsetzung ein mehrstufiges Projektmodell. In
einem ersten Schritt werden über Versuchsreihen die nominalen Prozessbedingungen
zur Einhaltung der Qualitätsanforderungen
ermittelt. Aus den getesteten Prozessparametern wird eine optimale Systemkonfiguration für Materialzuführung, Materialaufbereitung und Dosiersystem definiert. Für
die Einhaltung reproduzierbarer Klebeprozesse besteht die Anforderung jedoch gerade
darin, nicht nur Nominalwerte festzulegen,
sondern im Speziellen die Prozessgrenzen
zu berücksichtigen, die zum Verlassen der
Produktqualität führen können. Hierbei
» 11
Auch in der Baubranche hat die Klebetechnik
wachsende Bedeutung. Ein Beispiel sind
2K-Verankerungssysteme. Sie sind sehr
verbreitet und Architekten oder Bauunternehmer verwenden eine große Auswahl an
verschiedenen Materialien. Für die Dosierung sind viele Anwender auf Standardauspressgeräte angewiesen, die für die
gängigen Verpackungseinheiten entwickelt
wurden. Da diese teuren Materialien immer
häufiger genutzt werden, ist es allerdings
wichtig, die richtige Dosiermenge und -technik auszuwählen. Zu wenig Material beeinträchtigt die Funktion der Verankerung bis
hin zu einem eventuellen Sicherheitsrisiko.
Wird zu viel Material verwendet, steigen die
Kosten unnötig.
„Auch bei Dosiersystemen
für die Baubranche muss
man permanent und schnell
auf die Entwicklungen in
der Dicht- und Klebstoffindustrie reagieren.“ –
Cliff Beckett, Technical
Director, PC Cox Ltd.
Auf Basis einer jahrzehntelangen Erfahrung
bei der Entwicklung und Produktion von
»12 Fertigungskonzept zur Herstellung geklebter Stahlrohrverbindungen (links) und Aufsetzen der
Vorrichtung zur Herstellung der Klebverbindung (rechts)
1K- und 2K-Klebepistolen und in Kooperation mit den weltweit bedeutendsten Klebstoffherstellern haben wir Auspresssysteme
entwickelt, die die sich ständig ändernden
Ansprüche erfüllen. Die neueste Akkupistolen-Generation bietet die Möglichkeit, über
die eingebaute Software eine Dosiermenge
festzulegen. Die funktionale Zeitvorwahl
kann stufenlos eingestellt werden. Weitere
Einstellungen zur Dosierung können ebenfalls am Gerät vorgenommen werden. Die
leistungsfähigen Akkupistolen sind vor Ort
flexibel einsetzbar und eine Akkuladung kann
bis zu 80 Standard-Kartuschen verarbeiten.
» 12
Die Klebetechnik hat sich die letzten Jahre
immer weitere Anwendungsbereiche erschlossen und diese Entwicklung schreitet
voran. Ein Beispiel ist das Kleben im schweren Stahlbau. Aufgrund ihrer konstruktiven
und gestalterischen Vorteile kommen im
schweren Stahlbau Hohlprofilkonstruktionen zum Einsatz. Die einzelnen Bauteile
werden derzeit durch Schweißen miteinander verbunden. Bei nicht ruhender Beanspruchung sind die innenliegenden, schwer
einsehbaren Wurzelbereiche der Schweißnähte mögliche Ausgangspunkte von Ermüdungsrissen. Im FOSTA-Forschungsprojekt
P884 untersuchte das Fraunhofer IFAM
gemeinsam mit Projektpartnern, inwieweit
geklebte Anschlüsse eine Alternative zu geschweißten Verbindungen darstellen. Die
Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die
Klebetechnik tatsächlich in der Lage ist, die
Schweißtechnik in bestimmten Strukturbereichen zu ersetzen. Daraus leiten die Klebetechnikexperten nicht nur ein hohes Potenzial für den Einsatz der Klebetechnik im
schweren Stahlbau ab, sondern weisen zudem auf die – im Vergleich zu herkömmlichen Schweißverfahren – daraus resultierende größere Gestaltungsfreiheit baulicher
Strukturen hin. Die geklebte Verbindung
zwischen Stahlhohlprofilen wird durch einen
Überlappungsstoß hergestellt. Die Klebstoffinjektion erfolgt in den nach der Montage entstehenden zylindrischen Fügespalt. Durch
die freie Formgebung des Gussknotens ist
die klebtechnische Verbindung zwischen
Stahlhohlprofil und Stahlgussknoten wirtschaftlich gut realisierbar.
„Nun gilt es, die Vorteile
des Klebens im schweren
Stahlbau in Pilotprojekten
zu demonstrieren und das
Dogma geschweißter Verbindungen in diesem Anwendungsbereich aufzuweichen.“ – Dr. Holger Fricke, stellvertretender
Abteilungsleiter der Klebtechnischen Fertigung, Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung
IFAM, Bremen
Derzeitige Grenzen in der Anwendung der
Klebetechnik bezüglich der Lastübertragung,
Dauerfestigkeit, Kriechfestigkeit, Temperaturabhängigkeit und Fertigungstechnik konnten in dem Forschungsprojekt neu definiert
werden. Quasistatische Zugversuche an geklebten Rohrverbindungen mit einem Außendurchmesser von 298,5 mm und einer
Überlappungslänge von nur 110 mm zeigten eine Tragfähigkeit von knapp 2.000 kN,
etwa der Gewichtskraft einer Masse von
200 t entsprechend. Hieraus resultiert eine
gute Ausnutzung des Stahlwerkstoffs.
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www.viscotec.de
PC Cox Ltd. I www.pccox.co.uk
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und Angewandte Materialforschung IFAM,
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